unsere jugend
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0342-5258
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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2007
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Die Wohlfahrtsverbände in Deutschland
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Bundesverband e.V. AWO
In Deutschland sind in der Sozialen Arbeit aufgrund einer langen fachlichen Entwicklung und sozialpolitischen Tradition zwei große Trägergruppen handlungsberechtigt: öffentliche und Freie Träger. Letztere sind private Träger, die als privat-gemeinnützige oder privat-gewerbliche Organisationen tätig werden. Wir haben die sechs Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege gebeten, sich in „unsere jugend“ darzustellen und ihren aktuellen Organisationsstand zu beschreiben. In den Heften 5 und 6 haben sich bereits der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband, die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland, das Diakonische Werk und das Deutsche Rote Kreuz vorgestellt. Auch die folgenden beiden hier abgedruckten Texte sind uns von den bundeszentralen Stellen der Verbände zugestellt worden und wurden unverändert übernommen.
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In Deutschland sind in der Sozialen Arbeit aufgrund einer langen fachlichen Entwicklung und sozialpolitischen Tradition zwei große Trägergruppen handlungsberechtigt: öffentliche und Freie Träger. Letztere sind private Träger, die als privat-gemeinnützige oder privat-gewerbliche Organisationen tätig werden. Wir haben die sechs Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege gebeten, sich in „unsere jugend“ darzustellen und ihren aktuellen Organisationsstand zu beschreiben. In den Heften 5 und 6 haben sich bereits der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband, die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland, das Diakonische Werk und das Deutsche Rote Kreuz vorgestellt. Auch die folgenden beiden hier abgedruckten Texte sind uns von den bundeszentralen Stellen der Verbände zugestellt worden und wurden unverändert übernommen. Not sehen und handeln - der Deutsche Caritasverband Der Deutsche Caritasverband (DCV) ist der Wohlfahrtsverband der katholischen Kirche in Deutschland. Er ist Mitglied der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege und Gründungsmitglied der Caritas Internationalis in Rom, der 160 nationale Caritasverbände aus allen Erdteilen angehören. Der Deutsche Caritasverband steht für die Gestaltung einer sozialen Gesellschaft und arbeitet eng mit anderen Trägern sozialer Verantwortung zusammen. Weltweit bezeichnet der Name Caritas jenen Bereich der katholischen Kirche, der auf der Grundlage christlicher Nächstenliebe allen Menschen hilft, die Hilfe benötigen. Gegründet wurde der DCV 1897 durch den katholischen Priester Lorenz Werthmann als Dachorganisation vielfältiger und teilweise bereits lange vorher tätiger Initiativen und Gruppierungen, die sich dem Gedanken tätiger christlicher Nächstenliebe verschrieben hatten. In seinem Aufbau entspricht der DCV den Strukturen der katholischen Kirche. Zu den 27 Bistümern (Diözesen) der katholischen Kirche in Deutschland gehört jeweils ein Diözesan- Caritasverband, dessen Tätigkeitsbereich innerhalb der jeweiligen Bistumsgrenzen liegt und dem Bischof der Diözese verantwortlich ist. Zum Deutschen Caritasverband gehören auch 262 karitativ tätige Frauen- und Männer-Ordensgemeinschaften und 18 karitative Fachverbände, die mit unterschiedlichen sozialen Aufgabenschwerpunkten tätig sind oder in denen sich Einrichtungen wie Krankenhäuser, Heime für alte Menschen oder Einrichtungen der Kinder und Jugendhilfe, der Behinderten- und Gefährdetenhilfe zusammengeschlossen haben. Zu den Fachverbänden gehören zum Beispiel der Malteser Hilfsdienst, der Sozialdienst katholischer Frauen (SKF) und SKM - Katholischer Verband für soziale Dienste ein Deutschland, IN VIA Katholische Mädchensozialarbeit, der Kreuzbund, die Caritas-Konferenzen Deutschlands (CKD), die Vinzenz-Konferenzen Deutschlands (VKD), der Verband Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie (CBP) oder der Katholische Krankenhausverband Deutschlands (KKVD). Etwa 482.000 hauptberufliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und etwa ebenso viele freiwillig engagierte Menschen arbeiten täglich in der Pflege, Betreuung, Erzie- 386 uj 9 (2007) die wohlfahrtsverbände Unsere Jugend, 59. Jg., S. 386 - 388 (2007) © Ernst Reinhardt Verlag München Basel Die Wohlfahrtsverbände in Deutschland (Teil 3) hung und Beratung von rund 1,2 Millionen Menschen in Deutschland. Der Deutsche Caritasverband hat seinen Sitz in Freiburg im Breisgau. Neben der Freiburger Zentrale unterhält er ein Berliner Büro mit dem zweiten Dienstsitz des Präsidenten und eine Vertretung am Sitz der Europäischen Union in Brüssel. Während die Einrichtungen der örtlichen Caritasverbände direkt Hilfe anbieten, trägt die Zentrale des DCV dazu bei, dass die Mitarbeitenden von Altenpflegeheimen und Kindergärten, Krankenhäusern und Sozialstationen, Behinderten- und Jugendheimen, Familien- und Flüchtlingsberatungsstellen professionell arbeiten können. Die Zentrale entwickelt fachliche Grundlagen der Sozialen Arbeit weiter und nimmt Einfluss auf politische Entscheidungen, zum Beispiel die Gestaltung der Sozialgesetzgebung oder der Rahmenbedingungen für Soziale Arbeit in Deutschland und in der Europäischen Union. Von der fachlichen und anwaltschaftlichen Arbeit der Zentrale profitieren die Hilfesuchenden, die von Armut, Verschuldung, Krankheit, Behinderung oder Sucht betroffen sind. Anwalt für Benachteiligte Not sehen und handeln - das bedeutet für den Deutschen Caritasverband, auf offenkundige Not hinzuweisen, verborgene Not aufzudecken und Ursachen zu benennen. Er entwickelt innovative Hilfskonzepte, neue Formen der Sozialen Arbeit und bereitet fachliche, politische und finanzielle Lösungswege vor. Der DCV tritt ein als Anwalt derer, die ihre eigenen Interessen nicht effektiv vertreten können. Er hat dabei nicht nur die Verhältnisse in Deutschland und Europa im Blick, sondern weist auch auf globale Ursachen und Wechselwirkungen sozialer Probleme hin. Dies zeigt sich nicht zuletzt in der Arbeit von Caritas International, dem Hilfswerk der deutschen Caritas. Caritas international leistet weltweite Katastrophenhilfe und fördert soziale Projekte für Kinder, alte und kranke Menschen sowie für behinderte Menschen. Dabei gewährleisten die Kompetenz und das Engagement der einheimischen Caritas-Mitarbeitenden den dauerhaften Erfolg vor Ort. „Wirksame Hilfe zur Selbsthilfe“ ist die Strategie von Caritas international. Bei Kriegen und Naturkatastrophen bedeutet das, nicht nur akute Nothilfe zu leisten, sondern beim Wiederaufbau zu helfen und Betroffene aktiv mit einzubeziehen. In den sozialen Projekten heißt das, Kinder, alte und kranke Menschen sowie behinderte Menschen in die Lage zu versetzen, ihre Zukunft aus eigener Kraft zu gestalten. Mit seinen jährlichen Kampagnen stellt der Deutsche Caritasverband ein ausgewähltes soziales Thema in den Mittelpunkt seiner öffentlichen Kommunikation. „Mach dich stark für starke Kinder“ lautet der Slogan für 2007. Die Caritas weist in diesem Jahr besonders auf die Situation benachteiligter Kinder und Jugendlicher hin, für deren Anliegen sie sich in vielfältiger Weise einsetzt. Mehr Informationen zur Kampagne auf den Internetseiten des DCV (www.caritas.de). Kontakt: Deutscher Caritasverband, Pressesprecherin Claudia Beck, Tel.: 0 30/ 28 44 47 42, E-Mail: pressestelle@caritas.de Die AWO - Eckpfeiler für ein soziales Miteinander in Deutschland Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) hat sich seit ihrer Gründung im Jahre 1919 zu einem sozialen Dienstleistungsunternehmen entwickelt, ohne ihre Werte, Traditionen und Überzeugungen zu vernachlässigen. Der Gedanke der Selbsthilfe, das Ziel, soziale die wohlfahrtsverbände uj 9 (2007) 387 Gerechtigkeit zu erstreiten und zu verwirklichen und den Menschen in den Mittelpunkt allen Handelns zu stellen, ist lebendig. Die AWO hat als demokratisch organisierter Mitgliederverband ein dichtes Netz von Gemeinschaften geknüpft. Mit ihren rund 4.300 Ortsvereinen, Kreisverbänden, Landes- und Bezirksverbänden und dem Bundesverband ist sie ein lebendiges und engagiertes politisches Element in den Gemeinden, den Städten, im Bund und in den Ländern. Gleichzeitig gewährleistet sie mit professionellen sozialen Dienstleistungen die soziale Versorgung und die soziale Sicherheit vieler Menschen jeden Alters. Die AWO ist für Eltern und Kinder in Kindertagesstätten, in Horten oder den Betreuungseinrichtungen für schulpflichtige Kinder da; benachteiligten Jugendlichen wird beim Nachholen eines Schulabschlusses geholfen oder ihre Berufsausbildung unterstützt; für Familien hat die AWO vielseitige Angebote in ihren Familienbildungsstätten; Mütter und Kinder schöpfen neue Energien in anerkannten Kur- und Erholungseinrichtungen; behinderten Menschen werden Wohnungen und Arbeitsplätze angeboten; den älteren Menschen steht die AWO durch mobile und ambulante Dienste und ihre modernen Seniorenzentren zur Seite - die meisten davon sind inzwischen unabhängig qualitätsgeprüft. 450.000 Mitglieder, über 150.000 Ehrenamtliche, 160.000 Beschäftigte in 15.000 Einrichtungen und Servicediensten bilden die AWO: Sie sind ein fester Baustein im sozialen System der Bundesrepublik Deutschland. Auf einer Sonderkonferenz in Magdeburg hat die AWO kürzlich eine zukunftsweisende Änderung ihrer Strukturen beschlossen. Die Reformvorhaben werden die AWO für das Bestehen als maßgeblicher Förderer des bürgerschaftlichen Engagements in Deutschland und sozialen Dienstleister fit machen. Zu den Kernaufgaben zählt dabei die Neuordnung der Verantwortungsbereiche, Zuständigkeiten und Aufgabenstellungen der AWO als Mitgliederverband und als Anbieter von sozialen Dienstleistungen. Alle AWO-Verbände mit sozialen Einrichtungen und Diensten werden demnach künftig ihre Rolle im Markt der Sozialwirtschaft aktiv zu gestalten haben und die Effizienz ihrer Leistungserbringung optimieren müssen, um den hohen Qualitätsanspruch sichern zu können. Zugleich wird ihnen eine aktive Rolle als sozialpolitischer Interessenverband und anwaltschaftliche Vertretung abverlangt. Ebenso zählt die Förderung und praktische Gestaltung des sozialen Ehrenamtes und des bürgerschaftlichen Engagements zu den herausragenden verbandspolitischen Aufgaben. Die AWO ist unabhängig, aber für viele ihrer Aufgaben braucht sie auch Partner. Mit Bürger- und Selbsthilfeinitiativen, mit sozialen Netzwerken und Verbänden, mit Politik, Wirtschaft, Arbeitnehmerorganisationen oder Stiftungen arbeitet sie vertrauensvoll zusammen. Weil gute Ideen verbinden. Kontakt: AWO Bundesverband e. V., Blücherstraße 62/ 63, 10961 Berlin, Tel.: 0 30/ 26 30 90, E-Mail: presse@awo.org 388 uj 9 (2007) die wohlfahrtsverbände
