eJournals unsere jugend 60/7+8

unsere jugend
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0342-5258
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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2008
607+8

Bewegte Beratung: Familienarbeit im Seilgarten

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2008
Thomas Harmsen
Ralf Klausfering
Familienarbeit ist mittlerweile anerkannter professioneller Bestandteil der Hilfen zur Erziehung. In der Praxis entwickeln sich neben klassischen Formen der Familienberatung Konzepte, die einen leichten Zugang für Familien bieten. Die erlebnis-pädagogische Arbeit mit Familien im Seilgarten ermöglicht es allen Beteiligten, ihre Beziehungen auf eine neue Art und Weise zu erfahren.
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uj 7+8 (2008) 305 Unsere Jugend, 60. Jg., S. 305 - 311 (2008) © Ernst Reinhardt Verlag München Basel Bewegte Beratung: Familienarbeit im Seilgarten Thomas Harmsen/ Ralf Klausfering Familienarbeit ist mittlerweile anerkannter professioneller Bestandteil der Hilfen zur Erziehung. In der Praxis entwickeln sich neben klassischen Formen der Familienberatung Konzepte, die einen leichten Zugang für Familien bieten. Die erlebnispädagogische Arbeit mit Familien im Seilgarten ermöglicht es allen Beteiligten, ihre Beziehungen auf eine neue Art und Weise zu erfahren. sport und bewegung Familienarbeit in der Jugendhilfe Die Arbeit mit Familien in der Jugendhilfe gewinnt zunehmend an Bedeutung. Die professionelle Relevanz zeigt sich zum einen im Ausbau der flexiblen Hilfen bzw. der Sozialpädagogischen Familienhilfe, aber auch die (teil-)stationären Einrichtungen erkennen zunehmend die Notwendigkeit familienorientierter Arbeit. Die fachöffentliche Diskussion hat sich in jüngster Zeit ebenfalls dem Thema intensiver gewidmet (u. a. Homfeldt/ Schulze-Krüdener 2007), sodass von einem sich verfestigenden Trend ausgegangen werden kann. In der Diskussion finden sich interessanterweise Vermischungen von Eltern- und Familienarbeit. Diese fehlende Unterscheidung verwundert insofern, da es einen gewaltigen Unterschied macht, ob nur die Eltern in die Arbeit einbezogen werden oder aber ganze Familiensysteme. Wie erleben eigentlich Geschwisterkinder, Großeltern oder sonstige relevante Familienmitglieder eine Hilfe zur Erziehung? Die klassische „Einbeziehung“ der Familien reduziert sich in vielen Fällen auf die Hilfeplanung sowie mehr oder weniger gut geplante „Heimfahrten“. Eine systematische Familienarbeit unterbleibt vielfach, weil personelle und materielle Ressourcen nicht vorhanden sind. Vor diesem Hintergrund gestalten sich die Verbesserung der Erziehungsfähigkeit von Eltern, der Aufbau einer Erziehungspartnerschaft und die Rückführung in die Herkunftsfamilie schwierig. Von entscheidender Bedeutung für gelingende Familienarbeit ist der Zugang zu Familien. Wie können Eltern, Kinder und sonstige Angehörige konstruktiv in einen Beratungsprozess einbezogen werden? Erlebnispädagogische Angebote wie der Seilgarten bieten dabei einen leichten Zugang, der mit klassischen Methoden der Familienberatung verknüpft werden kann. Erlebnispädagogik als Angebot der Familienarbeit Die Formen der Familienarbeit sind vielfältig, wobei systemische und familientherapeutische Settings bevorzugt werden (vgl. SPI 2000; Homfeldt/ Schulze-Krüdener 2007). Der Nachteil dieser Methoden für Familien liegt in ihrer anfangs 306 uj 7+8 (2008) sport und bewegung schwer zu vermittelnden Konkretisierung. Familien können sich wenig unter einer systemischen Familienberatung vorstellen und verhalten sich zunächst abwartend bis ablehnend. Möglicherweise gibt es auch sprachliche und kulturelle Hindernisse für eine Familienberatung. Erlebnispädagogische Konzepte wie die Arbeit im Seilgarten sind hingegen sehr konkret und für Familien nachvollziehbar. Bereits im ersten Kontakt mit den Professionellen erfolgt ein niedrigschwelliger Zugang, indem das Angebot, dort gemeinsam zu klettern, vorgestellt wird. Der Familie wird hierdurch signalisiert, dass sie auch weiterhin wichtig ist und an der konkreten Erziehungsarbeit beteiligt wird. Wie sieht nun die erlebnispädagogische Arbeit mit Familien im Seilgarten in der Praxis aus? Das erlebnispädagogische Konzept Seilgarten Ein Seilgarten (ropes-course) ist ein riesiges Klettergerüst. Unterschieden werden niedrige und hohe Seilgartenelemente. Meist bieten Seilgärten beide Formen, um den verschiedenen Bedürfnissen der BesucherInnen gerecht werden zu können. Niedrige Elemente ermöglichen Übungen am Boden in Absprunghöhe; hohe Elemente werden mit Seil und Gurt gesichert. Sie sind bis zu 20 Metern hoch. Bei allen Übungen geht es um die Bewältigung eines Weges von A nach B. „Jedes Element eines Ropes-Course ist so gebaut, dass es sich für ein oder mehrere Lernziele, wie Verbesserung von Kommunikationsfähigkeit oder Umgang mit eigenen Grenzen, einsetzen lässt“ (Praxisfeld 2002, 14). Insofern verstehen wir Seilgärten als ein Medium, das „im Rahmen von handlungs- und erfahrungsorientierten Trainings“ eingesetzt wird, „um ein intensives Lern- und Erlebnisfeld zu schaffen“ (Praxisfeld 2002, 15). Das Ziel der ersten Seilgärten (um 1875 in Frankreich) lag in der körperlichen Ertüchtigung. Das britische Militär setzte Seilgärten im Zweiten Weltkrieg als Hindernisparcours in der Ausbildung von Soldaten ein. Es war der Reformpädagoge Kurt Hahn, der das Konzept in die Pädagogik seiner Outward-Bound-Schulen einführte (vgl. Praxisfeld 2002, 16). Vor allem in den USA wurden in den 60er und 70er Jahren erlebnispädagogische Schulprogramme konzipiert. Seilgärten finden sich inzwischen in ganz Deutschland. Sie sind zu finden unter anderem in Jugendhilfeeinrichtungen, in Bildungshäusern oder auch in Hotels. Die Programme richten sich inzwischen an vielfältige Gruppen aus Pädagogik, Therapie, Beratung und Event. Familien im Seilgarten Seit vier Jahren arbeiten SozialpädagogInnen und SozialarbeiterInnen mit systemischer Zusatzausbildung im Hochseil- Dr. Thomas Harmsen Jg. 1961; Dr. phil., M. A., Sozialwissenschaftler, Diplom-Sozialarbeiter, Supervisor (DGSv, SG), Familienberater, Qualitätsentwickler Ralf Klausfering Jg. 1971; Diplom-Sozialpädagoge, Hochseilgartentrainer uj 7+8 (2008) 307 sport und bewegung garten Dülmen gezielt mit Familien aus Jugendhilfemaßnahmen. Zu Anfang hatten die Unternehmungen einen experimentellen Charakter. Wenn Seilgartenprogramme Lösungen in Teams schaffen können, warum sollten sie dann nicht auch in Familienberatungen hilfreiche Zugänge verschaffen können, so lautete die Annahme. Erste Programme wurden durchgeführt, und bald zeigten sich interessante Einsatzmöglichkeiten, die in Familienberatungskontexten immer wieder von großer Bedeutung sind: Vertrauen aufbauen, direkt kommunizieren, partnerschaftlich handeln, Anweisungen geben und umsetzen. Die Grundmaximen „Ressourcen-, Lösungs-, Handlungs- und Zielorientierung“ der praktizierten systemischen Familienberatung fanden parallele Handlungsansätze im Seilgarten. So wurde der Seilgarten ein wichtiger Baustein im Rahmen der Familienberatung als Ort des Erlebens, Erfahrens und Lernens - mal durch Üben, Experimentieren und Ausprobieren, mal als diagnostischer Hinweis. Immer häufiger aber als gezielte pädagogische Intervention. Das Setting Der Prozess beginnt mit dem Verlassen des vertrauten Rahmens. BeraterInnen und Familie verlassen den Beratungsraum, den vertrauten Kontext und begeben sich in erlebnisaktivierende und handlungsorientierte Szenarien und Übungen. Bei der Auswahl der Methoden ist der aktuelle Bedarf einer Familie maßgeblich. Die Übung entspricht in ihrer Struktur der aktuellen Familiendynamik. Sie zeigt eine Analogie zur alltäglichen Familiendynamik - möglichst mit einer positiven Entwicklungschance. Dies sind z. B. Übungen aus dem Bereich des Hoch- und Niedrigseilgartens, Übungen aus dem Bereich kooperatives Spiel, Interaktions- und Kommunikationsspiel, Wahrnehmungsübungen, Problemlöseaufgaben, Kreativtechniken, rituelles Gestalten, szenisches Arbeiten. Die Arbeit im Seilgarten mit Familien findet ihre Anbindung an die Familienberatung durch regelmäßige Teamgespräche, eine differenzierte Prozessplanung und die genaue Fallanalyse. Neben den intensiven und extrem anmutenden Möglichkeiten der hohen Seilgar- Quelle: privat 308 uj 7+8 (2008) sport und bewegung tenelemente finden auch Spiele und Übungen aus dem Bereich niedriger Übungen ihren Platz. Beispielsweise lassen sich auf einer großen Wippe interessante Übungen mit Familiensystemen machen. So wird die Beratung spannend, lebendig und unmittelbar. „Familien, die auf der Suche nach Unterstützung sind, sind oft müde, humorlos, und ihnen mangelt es an den Pflegemechanismen, die sie früher hatten. Einfach die Familien in Bewegung zu bekommen, sie zu spielen zu bewegen und zusammen Spaß zu haben, sind kraftvolle Interventionen“ (Burg 2001). Die Familienmitglieder erleben sich als AkteurInnen ihres eigenen Handelns. Über die Aktion eröffnen sich neue und interessante Wege, die auch geprägt sind von einer hohen Motivation, sich auf die weiterführenden Prozesse einzulassen. Das Ziel leitet sich aus dem aktuellen Beratungsbedarf ab. Wesentlich ist dabei immer die Verstärkung des Beratungsprozesses: Familie im gemeinsamen Tun erleben, Betroffenheit spürbar machen, Wahrnehmung erweitern, Sprache öffnen und finden, Vertrauen erfahren und aufbauen, elterliche Präsenz üben, Ressourcen aktivieren, Problemlösungsstrategien erarbeiten, die Diagnostik von Kommunikations- und Interaktionsmustern verbessern, starke Metaphern für einen gelungenen Transfer in den Alltag entwickeln. Der Prozess „Halt mich fest! Ich hab Angst! Ich falle! “ Martin (8 Jahre) ist mutig den 10 Meter hohen Pfahl raufgeklettert. Jetzt steht er auf einem Podest, das einen knappen Quadratmeter misst, und der Mut verlässt ihn. Seit Tagen redet er von nichts anderem als von seinem Wunsch, mit seinen Eltern den Seilgarten besuchen zu dürfen. Heute sind seine Eltern gekommen - „endlich! “ - und das Anziehen der Gurte konnte gar nicht schnell genug gehen. Aber jetzt stockt Martin. Der kleine Junge, der sonst keine Grenzen kennt, braucht seine Eltern. Die stehen unten und sichern, versuchen ihm Mut zu machen. Ihnen steht der Schweiß im Gesicht, und mit jeder Minute, die vergeht, vergeht auch ihr Mut. „Was sollen wir denn machen? - Das ist wie vor ein paar Wochen, als Martin auf ein Kinderspielplatzgerüst geklettert ist. Genau so war es auch …“. Martin klammert sich an ein Seil, kann sich vor Angst kaum mehr bewegen und schreit: „Ich hab Angst! “ „Brauchst du nicht“, rufen seine Eltern ihm zu, „du bist doch schon groß! “ Aber Martin schreit noch lauter herunter, dass er nicht groß sei. „Das sieht nur so aus, weil ich hier oben bin! Ich bin klein! Ich bin ein Kind! “ Und im Nachsatz, den ein stiller Beobachter formuliert: „Haltet mich bitte, bitte fest! “ Selbst schwierigste Familiensysteme erleben sich als motiviert, neugierig und lebendig. Die „Bewegte Beratung“ intensiviert die Familiendynamik, verdeutlicht Sackgassen und lässt Auswege erkennen. Die Ungewissheit, das Ungleichgewicht und das Abenteuer werden zur Chance, die künstlich herbeigeführte Krise als Moment eines möglichen Neubeginns und den offenen Raum als Aufforderung zu verstehen. Und so schafft Martin diesen Weg. Er schreit und jammert - will aber auf keinen Fall aufgeben, als ihn seine Eltern danach fragen. Seine Eltern lassen ihn nicht hängen, enttäuschen ihn nicht, sondern geben ihm Halt und Zuversicht, wenngleich ihnen diese Haltung einige Kraft und Nerven abverlangt. Ein letztes Mal wird es brenzlig, genau in dem Moment, in dem Martin loslassen muss, um sich von seinen Eltern abseilen lassen zu können. Er hängt sich in 10 Metern Höhe an die Stahlseile und lässt mit völliger Entkräftung los, aber - er hängt im Seil. Seine Mutter lässt ihn schnell nach unten. Als er wieder unten steht und festen Boden unter seinen Beinen spürt, weint er, seine Beine zittern; er ist froh, dass er es geschafft hat. Langsam weicht die Anspannung einer Müdigkeit - fast Schläfrigkeit -, und am nächsten Tag erzählt er den anderen Kindern in der Gruppe stolz von seinem Seilgartenabenteuer. Und dass ihn seine Eltern gehalten haben. uj 7+8 (2008) 309 sport und bewegung Reflexionsprozesse werden innerhalb der Praxis vor, während oder nach der Aktion angestoßen. Gemeinsam mit den Beteiligten begeben sich die BeraterInnen auf die Suche nach einem geeigneten Ausdruck und suchen nach Anbindungen zum Beratungskontext. Dabei gilt die besondere Aufmerksamkeit der Körpersprache, dem Widerstand, der Lebendigkeit, den Ressourcen, der Problemlösung, der Sprache und dem Ausnahmeverhalten. „Ein spezieller Effekt auf dem Hochseilgarten wird dadurch erzielt, dass die Menschen … auf dem Hochseilgarten zusätzlich in einen besonderen emotional aufgewühlten Zustand gebracht werden (Verstörung). Sie müssen rein kognitiv-rationale Erklärungs- und Verhaltensmuster verlassen“ (Mehl 2006). Besonders das Prinzip der „Elterlichen Präsenz“ (Omer/ von Schlippe 2004) findet im Hochseilgarten ein Umsetzungsfeld. Kinder spüren auf dem Weg nach oben sehr genau, ob ihre Eltern für sie präsent sind. Oftmals fordern sie die Unterstützung ein und geben sehr genaue Rückmeldungen, wie sie die Präsenz ihrer Eltern benötigen, um gut unterstützt weiterzuge- Quelle: privat hen. Im Gegenzug erleben sich Eltern in einer Verantwortung übernehmenden Rolle. Auch sie spüren, wie ihre Präsenz den Kindern hilft. Die Rolle der Professionellen Im Idealfall sind FamilienberaterIn und TrainerIn in einer Person verankert. Ist dies nicht der Fall, verlangt das Setting eine ausführliche inhaltliche Absprache: Was ist die Motivation/ das Ziel für die Bewegte Beratung seitens der BeraterInnen? Was erhoffen sich die BeraterInnen für die Familie? Ist die Familie über das Vorgehen informiert? Was will die Familie, was wollen die einzelnen Familienmitglieder? Befürwortet das Jugendamt die Bewegte Beratung? In welchem Gesamtkontext bewegt sich der Fall? Welche Fallen könnten auftauchen? Den Professionellen kommt die schwierige Aufgabe zu, das Feld der Bewegten Beratung so zu gestalten, dass das Errei- 310 uj 7+8 (2008) sport und bewegung Aktion ist die Arbeit nicht vorbei, denn das Erlebte entfaltet seine Wirkung langsam. Oft taucht es nach Wochen oder Monaten wieder auf und eröffnet Perspektiven für den weiteren Beratungsverlauf. Für das geübte Auge der Professionellen, die in der Lage sind, Analogien zur Familienstruktur bzw. -dynamik zu erkennen und Brücken über eingefahrene Konfliktherde zu bauen, ergeben sich diagnostische Hinweise, die weiterführen, z. B. zur Kommunikation innerhalb des Familiensystems. Immer aber sind die Interventionen emotional verankert, häufig körperlich noch lange spürbar und oft auch richtungsweisend für den weiteren Beratungsprozess. Perspektiven für die Jugendhilfepraxis Das Konzept der „Bewegten Beratung“ ist jung. Es ermöglicht das Erleben von Vertrauen versus Zutrauen, gibt Anweisungen, Halt, bietet Orientierung, ermöglicht Kommunikation und Kooperation oder Führen und Folgen. Die Einsatzmöglichkeiten der „Bewegten Beratung“ sind ebenso vielfältig wie die besonderen Bedarfe der Familien. Die „Bewegte Beratung“ ersetzt nicht herkömmliche Familienberatungsansätze, sondern versteht sich als deren Ergänzung mit neuen Methoden und einer veränderten Beratungshaltung. Aufträge ohne pädagogisches Ziel, die aus einem ohnmächtigen Gefühl heraus entwickelt werden, à la „wir haben alles probiert - vielleicht hilft der Seilgarten? “ sind in der Praxis abzulehnen. Wie bei allen neuen pädagogischen Instrumentarien verfällt die Praxis schnell in den Irrglauben, es handle sich um ein Mittel, das zur Wunderheilung fähig sei. Quelle: privat chen des Zieles wahrscheinlich wird. Sie konstruieren eine künstliche Welt, sie führen die Familie in eine Situation und begleiten den Prozess. Wenn es Sinn macht, bereiten sie die Bewegte Beratung in den vorangehenden Sitzungen vor, fragen schon vor der Aktion die einzelnen Familienmitglieder, was sie erwarten oder befürchten. In der Aktion sind sie GarantInnen für Sicherheit und nutzen den Prozess, um Muster oder Interaktionen bewusst zu machen. Sie initiieren starke Metaphern mit einer hohen Emotionalität, um sie gewinnbringend in den Gesamtprozess einzubringen. Gefühle und Regungen nehmen sie auf, spiegeln und verstärken sie. Sie unterbrechen den Prozess, konfrontieren, lenken Aufmerksamkeiten und verdeutlichen durch bewusste Veränderungen. Immer wieder suchen sie nach Anknüpfungspunkten an den Beratungsauftrag und an das Beratungsziel. Nach der eigentlichen uj 7+8 (2008) 311 sport und bewegung Ausschlaggebend für den Einsatz handlungs- und erfahrungsorientierter Übungen aus dem Kontext der Seilgartenprogramme ist eine sozialpädagogische Indikation und die Bereitschaft der Familie, sich auf das Programm einzulassen. Maßgeblich für die Intervention sind die Sinnhaftigkeit im derzeitigen Beratungskontext sowie das Einverständnis der KlientInnen. Die Wirkung dieses Konzeptes bedarf weiterer Praxisforschung, wobei sowohl die Langzeitwirkung auf Familiensysteme wie auch Veränderungen der Eltern-Kind-Bindung zu untersuchen sind. Erste Forschungsansätze in Dülmen deuten darauf hin, dass Familienarbeit im Seilgarten eine hilfreiche Erweiterung traditioneller Jugendhilfekonzepte sein kann. In einer kleinen qualitativen Studie werden mittels problemzentrierter Interviews vor dem Einstieg in den Hochseilgarten sowie unmittelbar nach Beendigung die Erfahrungen der Beteiligten untersucht. Geplant ist ferner eine Nachbefragung nach ca. neun Monaten, um langfristige Wirkungen der Bewegten Beratung zu erforschen. Literatur Burg, J., 2001: Emerging issues in therapeutic adventure with families. In: Journal of Experiential Education, 24. Jg., H. 2, S. 118 - 122 Homfeldt, H. G./ Schulze-Krüdener, J., 2007: Elternarbeit in der Heimerziehung. München/ Basel Mehl, K., 2006: Handeln als Prinzip des Lebendigen. In: Ferstl, A./ Scholz, M./ Thiesen, C. (Hrsg.): Wirksam lernen, weiter bilden, weiser werden. Augsburg Omer, H./ von Schlippe, A., 2004: Autorität durch Beziehung. Göttingen Praxisfeld GmbH (Hrsg.), 2002: Drum prüfe, wer ans Seil sich bindet. Einführung in die Arbeit mit stationären Ropes-Courses. Augsburg Sozialpädagogisches Institut im SOS-Kinderdorf (Hrsg.), 2000: Zurück zu den Eltern? München Die Autoren Dr. Thomas Harmsen Bergegge 1 48231 Warendorf Tel./ Fax: (0 25 84) 93 48 81 dr.harmsen@t-online.de Ralf Klausfering Kinderwohnheim Dülmen Lüdinghauser Straße 101 48249 Dülmen