unsere jugend
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Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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Sonne und Wolken - Therapie- und Trainingsgruppe mit Kindern psychisch erkrankter Eltern
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Raphael Hartmann
Für die im Eylarduswerk stationär untergebrachten Kinder und Jugendlichen ist ein besonderes Gruppentraining für Kinder mit psychisch kranken Eltern entwickelt worden. Planung, Verlauf und erste Erfahrungen aus dem Gruppenangebot werden in diesem Artikel vorgestellt.
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uj 7+8 (2008) 321 Unsere Jugend, 60. Jg., S. 321 - 326 (2008) © Ernst Reinhardt Verlag München Basel arbeit mit gruppen Sonne und Wolken Therapie- und Trainingsgruppe mit Kindern psychisch erkrankter Eltern Raphael Hartmann Für die im Eylarduswerk stationär untergebrachten Kinder und Jugendlichen ist ein besonderes Gruppentraining für Kinder mit psychisch kranken Eltern entwickelt worden. Planung, Verlauf und erste Erfahrungen aus dem Gruppenangebot werden in diesem Artikel vorgestellt. Raphael Hartmann Jahrgang 1970; Diplom-Psychologe im Eylarduswerk Die Einrichtung Das Eylarduswerk e.V. ist eine dezentrale diakonische Einrichtung für Kinder-, Jugend- und Familienhilfe mit differenzierten Arbeitsbereichen. Der Sitz der Einrichtung liegt in Bad Bentheim in Niedersachsen. Der nördlichste Arbeitsbereich (Region) liegt in Meppen im Emsland, der südlichste Arbeitsbereich ist in Borken in Nordrhein-Westfalen. Insgesamt werden über 250 Kinder und Jugendliche betreut. Die Einrichtung versteht sich als pädagogische und schulische Institution, deren ambulante Angebote sowie stationäre und teilstationäre Gruppen durch einen starken therapeutischen Bereich unterstützt und supervidiert werden. Insgesamt arbeiten sieben PsychologInnen sowie diverse therapeutische Fachkräfte im Eylarduswerk. Deren Arbeitsschwerpunkte bzw. Einsätze beziehen sich u. a. auf Video-Home-Training, Lerntherapie, Werktherapie, Kinderpsychiatrie und Heilpädagogik. Eines der Angebote des therapeutischen Bereiches für die im Eylarduswerk stationär untergebrachten Kinder und Jugendlichen ist die Gruppe für Kinder, deren Eltern an einer psychischen Krankheit oder Störung leiden: die sogenannte „Sonneund-Wolken-Gruppe“. Wie kam es zu der Sonne-und-Wolken-Gruppe? Die Kinder und Jugendlichen, die im Eylarduswerk aufgenommen werden, sind zu 50 % kinder- und jugendpsychiatrisch vorbehandelt. Es finden sich nahezu alle kinder- und jugendpsychiatrischen Störungsbilder. Ein Großteil der Eltern zeigt ebenfalls psychiatrische Auffälligkeiten, ist psychiatrisch erkrankt und wird entsprechend behandelt. 322 uj 7+8 (2008) arbeit mit gruppen Der Fachtag des Eylarduswerkes im Jahre 2006 beschäftigte sich deshalb ausgiebig mit der Thematik „Kinder psychisch kranker Eltern“. In mehreren Referaten und Workshops wurde das Thema von vielen Seiten beleuchtet. Im selben Zeitraum zeigte sich auch, unter anderem sensibilisiert durch die Vorbereitungen des Fachtages, ein gesteigerter Bedarf der stationären Gruppen, sich mit dieser Thematik intensiver auseinanderzusetzen. So wurde eine Gruppe für Kinder geplant, deren Eltern psychisch erkrankt sind. Die besonderen Erfahrungen und Bedürfnisse dieser Kinder sollten hier Platz finden, da diese im Gruppenalltag selten ausreichend berücksichtigt werden können. Ziele der Gruppenarbeit Das Erleben der betroffenen Kinder soll mit einem Zitat aus Bathe (2001, 41) veranschaulicht werden: „Als der Zustand meiner Mutter sich so verschlechterte, dass sie förmlich zusammenbrach, nicht mehr leben wollte, mit mir darüber sprach, sich umzubringen oder in einen Sterbehilfeverein in den Niederlanden einzutreten, begann die Zeit der Psychiatrieaufenthalte. Regelmäßig, jedes Jahr, ging meine Mutter in die Klinik. Ich gab mir die Schuld daran, dass es dazu kam. Ich fühlte mich schuldig, sie nicht länger und besser umsorgt zu haben, wozu man doch eigentlich als Tochter die Pflicht hat. Ich habe besonders in dieser Zeit versucht, meiner Mutter beizustehen, ihr eine Stütze zu sein. Natürlich habe ich durch Besuche und Telefonate versucht, alles wieder gutzumachen, mich zu rechtfertigen und zu beruhigen.“ Ziel der Sonne-und-Wolken-Gruppe war, den Kindern die Möglichkeit des gegenseitigen Austausches zu geben. Die Erfahrung, dass andere Kinder auch Eltern haben, die sich sonderbar und irgendwie nicht normal verhalten, sollte ein wichtiger Pfeiler der Gruppe sein. Weiteres Ziel war, in diesem Zusammenhang kindgerechtes Wissen über psychische Störungen zu vermitteln. Dazu gehörten Informationen über Störungen, vor allem aus den Bereichen, die die Eltern der teilnehmenden Kinder betrafen. Es wurden auch die Ideen der Kinder thematisiert, die sie im Zusammenhang mit der Störung des Elternteils entwickelt hatten, so z. B. den Glauben an die eigene Schuld, die Störung mit verursacht zu haben (vgl. Lenz 2005), oder dass sie den erkrankten Elternteil doch mehr hätten unterstützen müssen. Auch Fantasien darüber, wie das Kind die Störung wieder verschwinden lassen kann, galt es zu besprechen und zu klären. Zusammenfassend ging es um Entlastung und den Abbau von Isolationsgefühlen, um die Verbesserung der eigenen Orientierung bezüglich der Lebensgeschichte und um die Überprüfung der eigenen Wahrnehmung. Vorbereitung: konzeptionelle Überlegungen Mattejat wies schon 2001 darauf hin, dass ein sinnvolles Präventionskonzept voraussetzt, „dass wir uns mit den konkreten Problemen vertraut machen, so wie sie von Eltern und Kindern erlebt werden“ (Mattejat 2001, 71). Geleitet wurde die Gruppe von der Spieltherapeutin und Heilpädagogin des Eylarduswerkes und einem Diplom-Psychologen. Die Erstellung des Konzeptes und die Planung der Gruppe nahmen ca. ein Jahr in Anspruch und wurden von uns neben den sonstigen beruflichen Anforderungen umgesetzt. In diesem Jahr wurde uj 7+8 (2008) 323 arbeit mit gruppen zunächst viel Literatur zum Thema gesichtet. Uns war wichtig, Berichte von Betroffenen lesen zu können, da hier, unabhängig voneinander, immer wiederkehrende Themen angesprochen wurden, auf die es dann sich besonders vorzubereiten galt. Durch den Fachtag 2006 im Eylarduswerk bestand der Kontakt zu KIPKEL (Kinder psychisch kranker Eltern) in Haan. Es handelt sich hierbei um einen Verein, der seit 1998 praktische Erfahrung in der Arbeit mit Kindern psychisch kranker Eltern hat (vgl. Staets 2001). Die Initiatorin von KIPKEL, Susanna Staets, konnte somit für eine Konzeptberatung gewonnen werden. Dabei wurde über Voraussetzungen, Erfahrungen und Wünschenswertes bei der Implementierung einer neuen Gruppe im stationären Kontext gesprochen. Auf diese Weise rückte z. B. der kunsttherapeutische Aspekt mehr in den Mittelpunkt. Zu erwartende Themen wie Einsamkeit, Angst oder Wut sollten von den Kindern neben dem Sprachlichen auch in Form von Bildern oder Skulpturen dargestellt werden. Welches Element die Kinder nehmen würden, sollte ihnen überlassen werden. Auch wurden in dieser Runde Ideen für eine kindgerechte Vermittlung von Informationen über psychische Krankheiten entwickelt. Es wurde aber auch deutlich, dass eine Elternarbeit, wie sie der ambulante Bereich anbietet, im stationären Kontext einer Jugendhilfe nicht umsetzbar ist. Aus verschiedenen Gründen (siehe weiter unten) bestand der Kontakt zu den Eltern lediglich durch die pädagogischen MitarbeiterInnen der Wohngruppen, nicht durch die LeiterInnen des zusätzlichen Gruppenangebotes „Sonne und Wolken“. Um bei deren Aufnahme in die Gruppe eine Mehrfachbefragung der Kinder auszuschließen, wurde speziell für diese Gruppe ein Fragebogen entwickelt, der u. a. grundlegende Daten zum Kind abfragt, aber auch Spezifisches zu seinen Eltern, speziell dem erkrankten Elternteil, erhebt. Er diente im Erstgespräch mit den BetreuerInnen der Wohngruppen als roter Faden. Weitere Punkte des Fragebogens waren die derzeitige Situation des Kindes in der Wohngruppe sowie die Zeit des Kindes bei seinen Eltern. Psychiatrieaufenthalte wurden ebenso abgefragt wie die therapeutische Vorerfahrung des Kindes. Wichtige persönliche Einschätzungen der MitarbeiterInnen, wie z. B. Umgang mit einem belastenden Ereignis im Alltag oder Verhalten in der Wohngruppe bezüglich des Erlebten, wären ohne diese persönliche Befragung oft verloren gegangen. Die Sonne-und-Wolken-Gruppe sollte aus vier bis fünf Kindern bestehen und von einer Spieltherapeutin und einem Psychologen geleitet werden. Sie sollte einmal pro Woche 75 Minuten stattfinden und war über einen Gesamtzeitraum von acht Wochen geplant. Welche Kinder an der Gruppe teilnehmen konnten, wurde zunächst von der Situation mitbestimmt, ob der erkrankte Elternteil eine Einsicht in seine Störung hat oder nicht. So konnten zwei Kinder leider nicht an der Gruppe teilnehmen, da die betreffenden Elternteile keine Krankheitseinsicht zeigten und die Kinder bei einer Teilnahme in ein Spannungsfeld zwischen Einrichtung und Eltern geraten wären. Diskutiert wurde auch die Teilnahme von Geschwisterkindern und inwieweit eine Homogenität des Alters und der kognitiven Leistungsfähigkeit berücksichtigt werden muss. Hemmen sich Geschwister in der Gruppe durch alte Mechanismen, die sie in ihrer Familie entwickelten, und blockieren damit eine Gruppenarbeit? Oder erleben sie sich als gegenseitige Unterstützung in der Gruppe? Wir entschlossen uns, ein Geschwisterpaar in die Gruppe aufzunehmen. 324 uj 7+8 (2008) arbeit mit gruppen Im Vorfeld der Gruppe wurden dann alle so ausgewählten TeilnehmerInnen einzeln und persönlich durch den Psychologen eingeladen. Dabei wurden in einem Gespräch, das in einer für das Kind vertrauten Umgebung stattfand, die Inhalte der Gruppe benannt und Rahmenbedingungen wie Uhrzeit und Dauer der Gruppe, Teilnehmerzahl, Ort und Frequenz der Treffen vermittelt. Bei diesem Termin wurde auch die Geschichte des Kindes angesprochen. Damit wurde nochmals verdeutlicht, dass das Thema „psychisch kranke Eltern“ direkt besprochen werden sollte. Die Gestaltung der Gruppenarbeit Die Gruppe setzte sich ausnahmslos aus Kindern zusammen, deren Mütter an einer psychischen Störung litten. Im Einzelnen waren das: • Depression, • Psychotische Depression mit paranoider Angst, • eine Mutter hatte neben ihrer psychischen Erkrankung eine lebensbedrohliche Krebserkrankung, an der sie verstarb, • Traumatisierungen der Mutter durch häusliche Gewalt. Erlebnisse der Kinder waren: • Vernachlässigung, • Eingesperrt-Sein in einen Kellerraum über mehrere Stunden, • paranoide Wahnvorstellungen der Mutter, • Erleben direkter Gewalt an der Mutter durch Messerstiche des Vaters, • Erleben einerlebensbedrohlichen Krebserkrankung im Endstadium. In der ersten Phase wurde anhand des Gruppennamens ebenfalls die Geschichte der Kinder angesprochen. Wert wurde hier auf ausgeglichene Erlebnisse mit den Eltern gelegt. So gab es neben den sehr belastenden Erfahrungen (Wolkentage) auch gute Seiten im Zusammenleben mit den Eltern (Sonnentage). Die Wertschätzung, die die Kinder ihren Eltern entgegenbrachten, sollte auf jeden Fall gestützt werden. In der zweiten Phase wurde dann versucht, den Begriff „Psyche“ zu erklären. Hier erarbeiteten wir mit den Kindern zunächst körperliche Erkrankungen und wie man diese heilen kann. Anhand eines lebensgroßen Körperschemas konnten die Kinder physische Erkrankungen in das Körperschema einzeichnen. In einem weiteren Schritt wurde dann auf die Psyche eingegangen. Ein zweites Körperschema konnte auf das Erste geklebt werden, um die Psyche zu symbolisieren. Im Gespräch darüber stellten die Kinder schnell fest, dass es sehr verschiedene Meinungen darüber gibt, wie die Psyche „aussehen“ soll, und dass man sie nicht fassen kann. Anhand dieser Darstellung wurde den Kindern klar, warum selbst Erwachsene Probleme haben, psychische Krankheiten und ihre Herkunft zu erklären. Umso schwerer ist es für Kinder, Krankheiten zu verstehen, die auf einer Dysfunktion der Psyche beruhen. In einer dritten Phase wurden die Verhaltensweisen der Eltern näher beleuchtet. Auch hier wurde Wert auf einen Ausgleich zwischen positiven und negativen Erlebnissen gelegt. Anhand dieser beschriebenen Verhaltensweisen wurden zwei bis drei globale Symptome herausgearbeitet (in diesem Fall ähnelten sie den einer Depression und den einer Wahnstörung), ohne auf spezielle Diagnosen einzugehen. Es wurde veranschaulicht, dass es bei den Eltern eine symptomfreie Zeit geben kann und dass sie in Phasen mit Symptomen ganz unterschiedlich reagieren können. uj 7+8 (2008) 325 arbeit mit gruppen Die Reaktionen der Kinder auf das Gruppenangebot Ein 11-jähriges Mädchen der Sonne-und- Wolken-Gruppe nutzte in der ersten Phase die Aufgabenstellung, über Erlebnisse zu berichten, die sie mit ihren Eltern gemacht hat. Sie schrieb: „Es macht wütend! Es macht sauer und traurig! “ Dazu wählte sie das Schreiben als Möglichkeit, da sie noch nicht bereit war, ihre Gefühle und ihr Erleben verbal (vor der Gruppe) zu äußern. Andere Kinder wählten in diesem Zusammenhang das Gespräch und berichteten der Gruppe, was sie zunächst an schönen Dingen, dann aber auch an negativen Erlebnissen hatten. Klare Tendenzen gab es bei einem Jungen, der die Thematik, speziell das Erlebte, nicht an sich heranließ. Seine Abwehrmechanismen (unbedingtes Gefallen) traten immer dann auf, wenn schwierige Erlebnisse im Elternhaus besprochen wurden. Die Aufgabe der Gruppe bestand in diesem Fall darin, dem Jungen ein Gesprächsangebot zu machen, in dem das Thema besprochen werden konnte. Der Junge selber sollte den Zeitpunkt festlegen, wann und in welchem Maße er über sein Erlebtes sprechen wollte. Er beteiligte sich an den Gesprächen der Gruppe und ihren Aktionen, soweit er es für sich zulassen konnte. Da die Wohngruppen in regelmäßigen Abständen von PsychologInnen supervidiert werden, können hier auch Prozesse aufgefangen werden, die durch eine Therapeutische Gruppe angestoßen wurden. Sollte sich der Junge also nach Beendigung der Sonne-und-Wolken-Gruppe dazu entschließen, über sein Erlebtes zu reden, wäre auch in diesem Fall eine psychologische Betreuung gewährleistet. Ein zweiter Junge verbalisierte trotz seiner Sprachbehinderung die Ängste vor dem Eingesperrt-Sein. Auf Nachfrage konnte er bestätigen, dass er über mehrere Stunden - zusammen mit seinem Bruder - in einen Kellerraum eingesperrt worden war. Eines der beiden Geschwisterkinder berichtete über die Vernachlässigung, die sie erlebt hatten und die sie z. T. auch heute noch erleben. So litten sie sehr unter dem sehr seltenen Kontakt zur Mutter. In einer zweiten und dritten Phase der Gruppe konnte die Frage, ob denn die Krankheit der Mutter schuld daran sei, dass so wenige Besuchskontakte stattfinden würden, bearbeitet werden. Einbindung der PädagogInnen aus den Wohngruppen Die Zusammenarbeit mit den PädagogInnen der Wohngruppen des Jugendhilfebereiches hatte einen großen Stellenwert. So mussten die PädagogInnen darüber unterrichtet werden, welche Themen in den einzelnen Stunden geplant waren. Sie konnten dadurch Äußerungen und Reaktionen des Kindes besser einschätzen. Zusätzlich war es notwendig, dass die TherapeutInnen erfuhren, ob und welche Themen die Kinder in der Wohngruppe und zu Hause ansprachen und damit signalisierten, dass sie sich noch mit den Inhalten der Gruppe beschäftigten. Durch die enge Abstimmung mit den PädagogInnen erhielten die TherapeutInnen z. B. die Rückmeldung, dass ein Kind mit den PädagogInnen dringend über die Geschichte eines anderen Kindes aus der Gruppenstunde reden wollte, dies aber nicht konnte, da eine Schweigeverpflichtung bestehe. Aufgrund dieser Rückmeldung konnte innerhalb der nächsten Stunde der Sonne-und-Wolken-Gruppe die Abmachung zur Schweigeverpflichtung genauer besprochen und relativiert werden. 326 uj 7+8 (2008) arbeit mit gruppen Grenzen der Gruppenarbeit im stationären Kontext Im Gegensatz zum ambulanten Kontext, in dem die Eltern intensiv in die Gruppenarbeit involviert werden, gibt es im stationären Kontext einige erschwerte Rahmenbedingungen. So entsteht durch die Trennung der Kinder von ihren Eltern ein zum Teil erheblicher Anfahrtsweg zur Einrichtung. Zudem ist die finanzielle Situation vieler Eltern sehr angespannt. In vielen Fällen kommen die Eltern durch diese Umstände auch schnell an ihre Leistungsgrenze. Hinzu kommt, dass psychisch kranke Eltern per se in ihrer Mobilität oft eingeschränkt sind. Der Kontakt zu den Eltern lief aus diesen Gründen über die PädagogInnen der Wohngruppen, die regelmäßigen Kontakt zu den Eltern hielten, nicht aber über die GruppenleiterInnen der Sonne-und-Wolken-Gruppe. Wertung und Aussicht Die Sonne-und-Wolken-Gruppe für „Kinder, deren Eltern psychisch krank sind“, ist inzwischen abgeschlossen, wird aber, als fester Bestandteil des therapeutischen Bereiches, jährlich wiederholt. Die Maßnahme kann insgesamt als Erfolg gewertet werden. Beim nächsten Angebot werden wir an den wichtigsten konzeptionellen Bestandteilen dieser Gruppe, wie sie eingangs beschrieben wurden, festhalten. Das Gespräch mit den Jugendlichen, die genauen und detaillierten Fragen nach der Geschichte des Kindes und die gemeinsame Auswahl der Kinder durch den Kreis der PsychologInnen waren sehr hilfreich. Hinsichtlich der Aufnahmebedingungen haben wir uns zukünftig gegen eine Aufnahme von Geschwisterkindern entschieden, da in unserem Fall alte Rivalitäten und Beziehungsstörungen reaktiviert wurden und diese den therapeutischen Prozess der Gruppe mehr gehemmt haben als diesen zu fördern. Die Bücher „Fufu und der grüne Mantel“ von Eggermann/ Janggen sowie „Sonnige Traurigtage“ von Schirin Homeier werden auch weiterhin als roter Faden in der Gruppenarbeit dienen. Auch wird jede Stunde in ihrem Aufbau flexibel gestaltet, damit aufkommende Themen der Kinder viel Platz zum Bearbeiten finden. Es werden weiterhin verschiedene Arten von therapeutischen Elementen einfließen. Gesprächs-, Kunst- und Familientherapie werden hier ihre besondere Bedeutung behalten. Literatur Bathe, S., 2001: Die einzige Vertraute. In: Mattejat, F./ Lisofsky, B. (Hrsg.): … nicht von schlechten Eltern. Kinder psychisch kranker Eltern. Bonn, S. 41ff Eggermann, V./ Janggen, L., 2004: Fufu und der grüne Mantel. Zug Homeier, S., 2006: Sonnige Traurigtage. Frankfurt am Main Lenz, A., 2005: Kinder psychisch kranker Eltern. Göttingen Mattejat, F., 2001: Kinder mit psychisch kranken Eltern. Was wir wissen und was zu tun ist. In: Mattejat, F./ Lisofsky, B. (Hrsg.): … nicht von schlechten Eltern. Kinder psychisch kranker Eltern. Bonn, S. 71ff Mattejat, F./ Lisofsky, B. (Hrsg.), 2001: … nicht von schlechten Eltern. Kinder psychisch kranker Eltern. Bonn Staets, S./ Hipp, M., 2001: KIPKEL - ein interdisziplinäres ambulantes Präventionsprojekt für Kinder mit psychisch kranken Eltern. In: Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie, S. 569 - 579 Der Autor Raphael Hartmann Eylarduswerk Teichkamp 34 48455 Bad Bentheim r.hartmann@eylarduswerk.de www.eylarduswerk.de
