eJournals unsere jugend 63/11+12

unsere jugend
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0342-5258
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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2011
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Vergessene Helden - SozialpädagogInnen und SozialarbeiterInnen im Widerstand gegen die nationalsozialistischen Verbrechen

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2011
Ralph-Christian Amthor
Sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart ist der soziale Beruf untrennbar mit Engagement für Benachteiligte und dem Dienst an der Gemeinschaft verbunden. Für die Zeit zwischen 1933 und 1945 belegen allerdings Studien deutlich eine Mittäterschaft und aktive Beteiligung in der NS-Volkpflege. Doch wie verhielt es sich mit den Opfern und dem Widerstand in den eigenen Reihen?
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487 unsere jugend, 63. Jg., S. 487 - 496 (2011) DOI 10.2378/ uj2011.art53d © Ernst Reinhardt Verlag München Basel Vergessene Helden SozialpädagogInnen und SozialarbeiterInnen im Widerstand gegen die nationalsozialistischen Verbrechen Sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart ist der soziale Beruf untrennbar mit Engagement für Benachteiligte und dem Dienst an der Gemeinschaft verbunden. Für die Zeit zwischen 1933 und 1945 belegen allerdings Studien deutlich eine Mittäterschaft und aktive Beteiligung in der NS-Volkpflege. Doch wie verhielt es sich mit den Opfern und dem Widerstand in den eigenen Reihen? von Prof. Dr. Ralph-Christian Amthor Jg. 1963; Diplom-Pädagoge (Univ.) und Diplom-Sozialpädagoge (FH), rund 20-jährige Tätigkeit in der Kinder- und Jugendhilfe, seit 2008 Professor für Grundlagen der Sozialen Arbeit an der Hochschule Würzburg, Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften Irena Sendler und Janusz Korczak im Warschauer Ghetto 1939 wird die polnische Stadt Warschau besetzt. Die jüdische Gemeinde ist mit fast 400.000 Mitgliedern die größte Europas und umfasst rund ein Drittel der Bevölkerung in der Hauptstadt, die nun mit Rassenhass, Willkür, Zwangsmaßnahmen, Beschlagnahmung des Eigentums und gewalttätigen Übergriffen konfrontiert ist. 1940 erfolgt die Bildung des Ghettos, das eine hohe Mauer umgibt. Fortan müssen Juden auf engstem Raum leben, leiden unter menschenunwürdigen Wohn- und Lebensverhältnissen, Hunger, Krankheiten, mangelnder gesundheitlicher Versorgung und dem täglichen Terror durch die Besatzungsmacht. Im Rahmen der „Endlösung der Judenfrage“ beginnt 1942 der Abtransport der GhettobewohnerInnen in die Vernichtungslager. Trotz der geradezu unfassbaren nationalsozialistischen Gräueltaten steht Warschau heute zugleich für Widerstand gegen die Barbarei; auch für die Soziale Arbeit lassen sich zumindest zwei herausragende Persönlichkeiten aufführen. Zunächst ist in diesem Zusammenhang das Engagement der polnischen Sozialarbeiterin Irena Sendler (1910 - 2008) hervorzuheben: Bei Sendler handelt es sich um eine polnische Katholikin, die rund 2.500 jüdische Kinder während des Zweiten Weltkrieges rettet. Sendler weiß um die Konzentrationslager und überzeugt die Eltern und Großeltern der Kinder, dass ihre Kinder in den Todeslagern sterben, wenn nichts geschieht. Die Kinder werden aus dem Warschauer Ghetto geschmuggelt, in polnischen Familien, in katholischen Konventen 488 uj 11+12 | 2011 Sozialarbeit und Widerstand und in Waisenhäusern untergebracht. Sendler erstellt eine Liste mit den echten Namen der Kinder, steckt diese in Einweckgläser und vergräbt diese, um später den Kindern ihre echte Identität wieder zurückgeben zu können. Bereits 1939 beginnt Sendler damit, jüdischen MitbürgerInnen mit Lebensmitteln und Unterkünften zu helfen. Sendler gehört zu einer Widerstandsgruppe, ist bereits seit vielen Jahren in der polnischen Sozialarbeit tätig und hat dort eine leitende Position inne. In dieser Funktion hat Sendler Zugang zum Ghetto, organisiert zusammen mit etwa 20 bis 25 HelferInnen die Rettung jüdischer Kinder. Es gibt verschiedene Möglichkeiten zur Flucht: So werden Kinder auf einer Bahre aus dem Ghetto getragen, ein anderer Weg führt über ein Gerichtsgebäude. Kinder werden durch das Abwassersystem und andere unterirdische Fluchtwege nach draußen geführt oder auf einem Wagen in Säcken, Kästen oder Koffern hinausbefördert. Andere Kinder spielen Krankheiten vor oder sind tatsächlich krank und können dadurch legal mit einem Krankentransport aus dem Ghetto gebracht werden. Irena Sendler wird 1943 verhaftet und kommt in das berüchtigte Pawiak-Gefängnis, wo sie brutal gefoltert wird. Da sie keine Namen preisgeben will, wird sie zum Tode durch Erschießen verurteilt. Doch der Widerstandsgruppe„Zegota“ gelingt es, einen Nazi-Offizier zu bestechen; Sendler wird gerettet, muss aber bis zum Kriegsende im Untergrund leben. Als der Krieg vorüber ist, gräbt sie die Gläser mit den Namen der Kinder aus und beginnt, die Kinder zu suchen, um sie mit den lebenden Eltern zu vereinen. Fast alle Eltern der Kinder, die Irena Sendler rettete, waren im Todeslager Treblinka ums Leben gekommen (vgl. Wieler 2007). Die zweite Persönlichkeit des Widerstandes in Warschau ist uns allen bekannt: Hier handelt es sich um den großen Sozialpädagogen und Arzt Janusz Korczak (1878 - 1942), der sich um Arme und Waisen in Elendsvierteln in Warschau kümmerte. Ab 1911 übernimmt er die Leitung des Waisenhauses „Dom Sierot“, später ebenfalls die von „Nasz Dom“. Korczak hat sich bereits zu dieser Zeit einen Namen gemacht, beispielsweise durch seine Mitarbeit beim polnischen Rundfunk. Er vertritt eine neue, innovative, demokratische Reformpädagogik. Bereits in den 1920er-Jahren hat Korczak in seiner „Magna Charta Libertatum“ ein Recht des Kindes auf unbedingte Achtung seiner Persönlichkeit als Grundlage sämtlicher Kinderrechte proklamiert und in seinem Waisenhaus umfassende Beteiligungsrechte für die Kinder gefordert. Als das Ghetto errichtet wird, lebt Korczak mit seinen Kindern und Jugendlichen unter unsäglichen Bedingungen, bis die Nationalsozialisten 1942 mit der Massentötung der Bevölkerung des Warschauer Ghettos durch die sogenannte „Umsiedlung“ nach Treblinka beginnen. Im August 1942 ist das bisher verschont gebliebene Waisenhaus an der Reihe. Auch Irena Sendler erlebt mit, wie Korczak zusammen mit seinen MitarbeiterInnen und den vielen Kindern das Ghetto verlässt: „Er schritt an der Spitze jenes tragischen Zuges. Das jüngste Kind hielt er auf dem Arm und einen anderen Kleinen führte er an der Hand. In den Erinnerungen verschiedener Leute heißt das einmal so, einmal anders, was nicht bedeutet, dass jemand sich irrt. Man muss bedenken, dass der Weg vom Waisenhaus zum Umschlagplatz ein langer Weg war. Er dauert vier Stunden … Die Kinder waren festlich gekleidet. Sie trugen blaue Drillichuniformen. Der ganze Zug schritt in Viererreihen, mit federndem Gang, rhythmisch, würdig zum Umschlagplatz - zum Todesplatz“ (zitiert nach Mieszkowska 2006, 117). An diesem Ort angelangt wird Korczak, der zuvor mehrere Versuche zu seiner eigenen Rettung ablehnt, mit seinen Mitarbeitern und etwa 200 Kindern in Eisenbahnwaggons weggesperrt und in das Vernichtungslager gebracht. Im Gegensatz zu Korczak überlebt Irena Sendler die Zeit der Barbarei, wird allerdings - nunmehr unter einem kommunistischen Regime - erneut verfolgt: Da sie Mitglied der Widerstandsgruppe 489 uj 11+12 | 2011 Sozialarbeit und Widerstand Zegota ist, steht sie auf Listen gefährlicher Oppositioneller. Erst viele Jahrzehnte später und nach der politischen Wende wird ihr Wirken einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Im Jahr 2006 wird Irena Sendler im Rahmen des 50-jährigen Jubiläums der „International Federation of Social Workers“ (IFSW) während der 18. Weltkonferenz in München vor 1.500 SozialarbeiterInnen und SozialpädagogInnen aus aller Welt ausgezeichnet. Die größte aller Auszeichnungen erhält sie bereits in den 1960er Jahren vom Staate Israel, der sie als eine „Gerechte unter den Völkern“ ehrt, mit der Pflanzung eines Baums in Yad Vashem in Jerusalem, der Gedenkstätte der Märtyrer und Helden im Holocaust. Dort befindet sich gleichfalls das berühmte Denkmal, das uns alle an Janusz Korczak und seine Kinder erinnert (vgl. Wieler 2007; Mieszkowska 2006). Soziale Arbeit im nationalsozialistischen Herrschaftssystem Irena Sendler und Janusz Korczak gelten heute als Vorbilder unserer Profession. Aber ist es nicht so, dass die Auseinandersetzung mit ihrem Leben - neben Bewunderung und Gewissheit für das richtige Handeln - zugleich Scham und Bedrückung hinterlässt, insbesondere deshalb, weil es eben keine solchen Sendlers und Korczaks in den eigenen Reihen - in Deutschland - gab, an denen wir uns heute in Bezug auf die NS-Zeit orientieren können? Aus Überlieferungen, Forschung und vielfältigen Publikationen wissen wir, dass sich in der jahrhundertelangen Geschichte der Sozialen Arbeit ganze Hundertschaften von bekannten und weniger bekannten Frauen und Männern finden lassen, die sich in vergangenen Zeiten gegen die jeweiligen gesellschaftlichen Verhältnisse stellten, indem sie sich gerade für diejenigen einsetzten, die am Rande standen. Wurde im Nationalsozialismus diese Tradition tatsächlich vollständig unterbrochen? Gab es denn wirklich keine SozialpädagogInnen und SozialarbeiterInnen, die in Deutschland gegen die damaligen barbarischen Verhältnisse aufbegehrten? Die Erziehungswissenschaftlerin Carola Kuhlmann weist in ihrem Beitrag zur„Sozialen Arbeit im nationalsozialistischen Herrschaftssystem“ im Handbuch „Grundriss Soziale Arbeit“ von Werner Thole (2011) darauf hin, dass der Umgang mit der Zeit zwischen 1933 und 1945 trotz vielfältigen Forschungsaktivitäten ambivalent geblieben ist und gleichzeitig viele neue Mythen über das Dritte Reich entstehen. Wer sich mit dem Thema „Widerstand in der Sozialen Arbeit“ beschäftigen will, kommt deshalb - um nicht einer naiven oder gar beschönigenden Geschichtsschreibung Vorschub zu leisten - nicht darum herum, sich die tatsächliche Verfasstheit der Sozialen Arbeit und des Berufsstandes der heutigen SozialpädagogInnen und SozialarbeiterInnen während der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft zu vergegenwärtigen. Ein kurzer Blick in das „Handwörterbuch der Wohlfahrtspflege“ aus dem Jahr 1937 reicht hier, um die Situation sozialer Berufstätigkeit in der NS-Zeit zu erfassen: „Durch die Ausrichtung der gesamten Volkswohlfahrtspflege nach den Grundsätzen nationalsozialistischer Weltanschauung sind die sozialen Berufe in vorderster Front mit eingesetzt zur Erfüllung der großen Erziehungsaufgaben, die uns heute gestellt sind. Denn das muß jedem in der Volkswohlfahrtspflege Arbeitenden stets bewußt sein: welche Teilaufgabe er auch zu bearbeiten hat, in erster Linie ist seine Aufgabe Erziehungsarbeit! Soziale Arbeit verlangt stets den Einsatz der ganzen Persönlichkeit. Nur wirklich Berufene sollten sich daher diesen Aufgabengebieten zuwenden, sei es nun der Arbeit der Kindergärtnerin oder Hortnerin, der Jugendleiterin, der Volkspflegerin oder des Volkspflegers! “ (Althaus/ Betcke 1937/ 39, 964f ). Aus den vorliegenden Befunden zur Professionsgeschichte ist hinlänglich belegt, dass „Volkspflegerinnen“, „Volkspfleger“ und „Jugendleiterinnen“ - als unmittelbare Vorläuferberufe der heutigen SozialpädagogInnen und SozialarbeiterInnen als AbsolventInnen der Hochschulen für angewandte Wissenschaften 490 uj 11+12 | 2011 Sozialarbeit und Widerstand und Universitäten -, darüber hinaus aber auch alle anderen sozialen Berufe der damaligen Zeit weitverbreitet aktiv an den verbrecherischen Machenschaften der NS-Schergen beteiligt waren oder diese zumindest stillschweigend toleriert und geduldet haben (siehe hierzu beispielhaft die Übersicht bei Lehnert 2003, 31ff; ferner Nolzen/ Sünker 2011; Kuhlmann 2010; Reinicke 2008 oder Amthor 2003, 291ff ). Hier gilt festzuhalten, dass der Berufsstand im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe und in den vielen anderen Arbeitsfeldern, beispielsweise in Gesundheitsämtern, in der Krankenhausfürsorge, Fabrikpflege, Betriebssozialarbeit, in der Betreuung Alkoholkranker, in der Anstaltsfürsorge oder im Außendienst der kommunalen Familienhilfe an der Verwirklichung nationalsozialistischer Inhalte und Ausrichtung aktiv beteiligt war. Selbst im Rahmen der Säuglingsfürsorge achteten Volkspflegerinnen bewusst darauf, ob sich alle Kinder „gesund“ im Sinne der nationalsozialistischen Rassenlehre entwickelten. Aus der heutigen Perspektive wirkt es mehr als befremdlich, dass sich die an diesem verbrecherischen System beteiligten Personen, Institutionen, Träger und Fachverbände nach 1945 völlig ihrer Verantwortung der Mittäterschaft entzogen: So führte die Entnazifizierung zwar zur Auflösung der nationalsozialistischen Massenorganisationen, zur Schließung der von der NSV gegründeten Ausbildungsstätten und Entlassung von Lehrkräften, die der NSDAP beigetreten waren; gleichwohl ist es äußerst fraglich, inwieweit ein früheres Eintreten für den Nationalsozialismus in den 1950er und 1960er Jahren tatsächlich aufgedeckt und verfolgt wurde. Hier muss von zahllosen „Geschichten der Verstrickung und Beteiligung, der Mitwirkung und Mittäterschaft“ ausgegangen werden, „ohne die die sozialrassistischen Verbrechen nationalsozialistischer Volkspflege in ihrem Umfang und ihrer Effektivität kaum denkbar gewesen wären“ (Schrapper 1998, 421). Allein der Blick in das „Who is who der Sozialen Arbeit“ reicht, um eine erstaunliche große Anzahl von bekannten Persönlichkeiten - auch aus der Jugendhilfe - auszumachen, die trotz ihrer nationalsozialistischen Vergangenheit nach dem II. Weltkrieg maßgeblich die westdeutsche Soziale Arbeit prägten (vgl. Maier 1998). Erst mit der Gesellschaftskritik Ende der 1960er Jahre setzt hier ein Wandel ein, vom tabuisierten Schweigen hin zu öffentlicher Debatte, wobei diese Prozesse in Bezug auf die Soziale Arbeit zeitversetzt - rund zwei Jahrzehnte später in den 1980er Jahren - Wirkung zeigen. Symptomatisch hierfür steht nach wie vor der Fall „Hans Muthesius“ (1885 - 1977), der für bundesweites Aufsehen sorgt: Muthesius gehört als Jurist zu den einflussreichsten westdeutschen Fürsorgepolitikern, wird aufgrund seiner herausragenden Leistungen mit Ehrungen geradezu überhäuft. Erst ab den 1980er Jahren wird sein Lebensweg Anlass zu kritischen Nachfragen. Auf dem Fürsorgetag im Jahr 1990 distanziert sich schließlich der Vorstand des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge von dieser Leitfigur. Die wissenschaftlichen Nachforschungen des Sozialarbeiters und Erziehungswissenschaftlers Schrapper hatten ergeben, dass Muthesius nicht nur Mitglied der NSDAP und bis zuletzt ein entschiedener Vertreter einer sozial-rassistischen Volkspflege war, sondern die nationalsozialistische Ideologie als leitender Referent im Reichsministerium des Inneren maßgeblich mitgestaltet hatte und hier u. a. an den Erlassen für die Jugendschutzlager Moringen für Jungen und Uckermark für Mädchen sowie im polnischen Lodz beteiligt war (vgl. Schrapper 1993). Verfolgung, Emigration und Widerstand Der Blick in die nationalsozialistische Zeit ergibt den klaren Befund, dass sich die Mehrheit der Berufsangehörigen ab 1933 entweder an die neuen Verhältnisse anpasst oder sich sogar aktiv beteiligt. Tabuisiert werden in den Jahrzehnten nach dem Ende der Barbarei jedoch nicht nur die Täter, Aktiven und Mitläufer des natio- 491 uj 11+12 | 2011 Sozialarbeit und Widerstand nalsozialistischen Terrors in der damaligen Sozialen Arbeit; nicht gebührend erwähnt werden ebenso die Opfer in den eigenen Reihen: Denn ab dem Jahr 1933 beginnt zugleich eine gnadenlose Hatz auf alle, die sich der nationalsozialistischen Barbarei in den Weg stellen. Dies zeigt sich beispielsweise im Verbot ganzer Wohlfahrtsverbände, Institutionen und Organisationen, führt zum Ausschluss der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden aus der Liga der Freien Wohlfahrtsverbände, zu fristlosen Entlassungen von politisch unbequemen KollegInnen in den kommunalen Wohlfahrts- und Jugendämtern, zur brutalen Verfolgung und radikalen Niederschlagung von oppositionellen Berufsangehörigen bis hin zu Vertreibung, Emigration, auch Deportation und Ermordung in den Konzentrationslagern. Wie in anderen gesellschaftlichen Bereichen - angefangen von der Verfolgung hervorragender WissenschaftlerInnen, JuristInnen und PolitikerInnen über ÄrztInnen, PsychiaterInnen, PsychologInnen, PhysikerInnen und IngenieurInnen bis hin zu LehrerInnen, Geistlichen und KünstlerInnen jüdischer Herkunft oder mit jüdischen Wurzeln - führt die nationalsozialistische Barbarei in der Sozialen Arbeit zu einem nachhaltigen Verlust von ausgewiesenen ExpertInnen und deren Wissen, Fähigkeiten und Leistungen. Zugleich - darauf weist insbesondere die Hochschulprofessorin und Sozialarbeiterin Susanne Zeller eindringlich hin - haben sich in Folge der nationalsozialistischen Ideologie und Verbrechen „die Spuren von Ideen, Konzepten, ersten Theoriemodellen und sozialpolitischen Reformansätzen verwischt. Mehr noch, mit den Konzeptionen gingen die Grundprinzipien der humanistisch-ethischen Werte des Abendlandes in Deutschland verloren. Sie wurden ihrer Gültigkeit für die ethische Kultur des Abendlandes beraubt“ (2009, 54). Folge der später einsetzenden Tabuisierung in der Nachkriegszeit ist nun zugleich, dass die Namen der Personen der Verfolgung und des Widerstandes innerhalb der Sozialen Arbeit für die Zeit zwischen 1933 und 1945 bis heute wenig oder überhaupt nicht bekannt sind, jedenfalls nicht angemessen gewürdigt werden. Die Liste der betroffenen jüdischen AbsolventInnen und DozentInnen ist lang; schon allein daran ersichtlich, dass der Anteil jüdischer Berufskollegen innerhalb der Sozialen Arbeit vergleichsweise hoch war; dies gilt ebenso für die politisch Verfolgten. Auch Alice Salomon (1872 - 1948), eine Zentralfigur der Sozialen Arbeit, wird - obwohl sie bereits 1914 zum Protestantismus konvertiert war - aufgrund ihrer jüdischen Wurzeln und ihrer Rolle in der Frauenbewegung von den Nationalsozialisten des Landes verwiesen. Hier erscheint es wiederum symptomatisch, dass der weitere Lebensweg dieser berühmten Frau über Jahrzehnte hinweg tabuisiert und erst ab Mitte der 1980er Jahre durch den Sozialarbeitswissenschaftler Joachim Wieler untersucht wird (vgl. Wieler 1987). Wenn auch nur vereinzelt - und im Vergleich zum gesamten Berufstand in quantitativer Hinsicht von nur geringfügigem Ausmaß - lassen sich unterschiedliche Arten des Widerstandes nachweisen, beispielsweise offener oder stiller Protest von SchülerInnen und DozentInnen an Ausbildungsstätten, das Eintreten von WohlfahrtspflegerInnen und JugendleiterInnen für Schutzbefohlene, KlientInnen und Anvertraute, das Verbergen und Versorgen von im Untergrund lebenden WiderstandskämpferInnen oder jüdischen MitbürgerInnen oder Widerstand in Form von Tätigkeiten, die sich eher im Hintergrund abspielten, beispielsweise Kurierdienste, der Austausch von Informationen, das Knüpfen und die Pflege von sozialen Beziehungen, ferner die Teilnahme an geheimen und regelmäßigen Zusammenkünften von Gleichgesinnten. In diesem Beitrag seien einige wenige Personen beispielhaft aufgeführt: n Im Bereich des Strafvollzugs ist Harald Poelchau (1903 - 1972) aufzuführen, der zunächst evangelische Theologie studiert, anschließend an der Wohlfahrtschule der Deut- 492 uj 11+12 | 2011 Sozialarbeit und Widerstand schen Hochschule für Politik in Berlin die Ausbildung zum Wohlfahrtspfleger absolviert. Poelchau wird 1933 zum Gefängnispfarrer nach Tegel berufen und verbindet dort die soziale Berufsarbeit mit der seelsorgerischen Hilfe. In dieser Funktion wird er Zeuge von mehr als tausend Hinrichtungen. In Hunderten von Nächten begleitet er die für die Hinrichtung Bestimmten und kommt mit vielen Angehörigen der deutschen und ausländischen Widerstandsbewegung in Berührung. Auch er selbst ist Mitglied des „Kreisauer Kreises“ - einer bürgerlich-zivilen Widerstandsgruppe um Graf von Moltke. Der Staat Israel ehrt ihn im Jahr 1971 als einen „Gerechten unter den Völkern“ (vgl. Maier 1998, 473ff ). n Eine derartige Ehrung erhält postum im Jahr 2006 außerdem Margarete Meusel (1887 - 1953): Sie wird in Breslau zur Wohlfahrtspflegerin ausgebildet, belegt später einen Jahreskurs an der Berliner Deutschen Akademie für soziale und pädagogische Frauenarbeit und wird in der Inneren Mission tätig. 1935 verfasst sie einen Aufruf an die Synode der Bekennenden Kirche, gegen die Verfolgung von Menschen mit jüdischer Abstammung Protest zu erheben - allerdings ohne Erfolg. Anschließend setzt sie sich für Christen jüdischer Herkunft und Juden ein, die sich der Deportation entziehen wollen, beispielsweise durch die Vermittlung gefälschter Pässe, Quartiere und Lebensmittel (vgl. Mager 2005, 465ff ). n Widerstand von Berufsangehörigen ist zudem aus der Heimerziehung nachweisbar: Die jüdische Jugendleiterin Gertrud Feiertag (1890 - 1943) gründet aufgrund der zunehmenden Diskriminierung und Ausschließung jüdischer Kinder und Lehrkräfte aus dem deutschen Erziehungs- und Bildungssystem 1933 das jüdische Kinder- und Landschulheim Caputh bei Potsdam. Das Heim, das zuletzt 100 Kindern ein Zuhause gibt, wird später überfallen und zerstört, die Heiminsassen in die Flucht getrieben. Feiertag kümmert sich noch bis zu ihrer Deportation nach Auschwitz 1943 um die entwurzelten Kinder (vgl. Maier 1998, 170f ). n Auch die Wohlfahrtspflegerin Hilde Wulff (1898 - 1972) sei erwähnt. Selbst von einer Behinderung betroffen, leitet sie von 1933 bis 1935 in Berlin ein Heim für behinderte und sogenannte „milieugeschädigte“ Kinder. In den folgenden zehn Jahren beteiligt sie sich aktiv am Widerstand gegen den Nationalsozialismus, nimmt Verfolgte auf, versteckt diese und kann trotz großer Gefährdung mit ihren Kindern überleben (vgl. Fuchs 2003). n Gertrud Staeven (1894 - 1987), Wohlfahrtspflegerin, tritt 1926 in die SPD ein, besucht ab 1928 die „Deutsche Akademie für soziale und pädagogische Frauenarbeit“ von Alice Salomon. Während Staeven zuerst distanziert der Kirche gegenübersteht, gehört sie ab 1937 zur Dahlemer Kirchengemeinde in Berlin mit Helmut Gollwitzer (1908 - 1993) als Gemeindepfarrer. Ab 1941 leistet sie Hilfe für die von der Deportation bedrohten „nichtarischen“ Christen (vgl. Flesch-Thebesius 2004). Prostest an Ausbildungsstätten Ab 1933 nehmen die Ausbildungsstätten die nationalsozialistischen Ziele in ihre Ausbildung mit auf, die Verwendung des „Deutschen Grußes“ vor und nach dem Unterricht wird eingeführt. Die ideologische Ausrichtung wird zum Kern der Berufsausbildung, damit verbunden verändert sich die Ausbildung grundlegend, sodass Lehrinhalte, die noch in der Weimarer Republik an sozialen Frauenschulen verbreitet waren, zugunsten einer„völkischen Aufartung“ durch nationalsozialistische Rassen- und Gesinnungspflege aufgegeben werden (vgl. Zeller 1994, 52). Heute ist durch Studien hinlänglich belegt, dass in der damaligen Zeit zahlreiche Ausbildungsstätten den ideologischen Veränderungen gegenüber weitverbreitet aufgeschlossen waren (vgl. hierzu Amthor 2003, 363ff ). 493 uj 11+12 | 2011 Sozialarbeit und Widerstand Doch auch hier stellt sich die Frage nach dem Widerstand: Gab es nicht Personen, die der nationalsozialistischen Ideologie und der hierauf bezogenen allgemeinen, geradezu emotional „überschäumenden Begeisterung“ und dem allgegenwärtigen Fanatismus kritisch gegenüberstanden? Aufzuführen wäre beispielsweise n Lina Mayer-Kulenkampff (1886 - 1971), Leiterin verschiedener Sozialer Frauenschulen, zunächst in Freiburg und dann in Halle, weigert sich 1933, mit den neuen Machthabern zusammenzuarbeiten. 1934 wird sie in den Ruhestand versetzt, weil sie nicht bereit ist, den Eid auf Hitler abzulegen (vgl. Maier 1998, 386f ). n Elisabeth von Thadden (1890 - 1944), selbst Wohlfahrtspflegerin, zugleich Dozentin am Sozialpädagogischen Seminar des „Vereins Jugendheim“ in Berlin, begründet das evangelische Landerziehungsheim Schloss Wieblingen bei Heidelberg. Sie wird 1944 in Frankreich von der Gestapo festgenommen, weil sie als Gegnerin der Diktatur gilt. Es folgen Verhöre im Untersuchungsgefängnis für politische Gefangene im KZ Ravensbrück. Im gleichen Jahr wird sie vom berüchtigten Volksgerichtshof wegen Wehrkraftzersetzung und Feindbegünstigung verurteilt und hingerichtet (vgl. Maier 1998, 588f ). n Als „Gerechte unter den Völkern“ gilt heute nicht zuletzt Margarete Sommer (1893 - 1965), die sich als Dozentin am Pestalozzi-Fröbel- Haus vehement weigert, nationalsozialistische Lehrinhalte, die sie nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren kann, gegenüber ihren Schülerinnen zu vertreten; anschließend setzt sie sich als überzeugte Katholikin für nichtarische Christen und jüdische Mitbürger ein (vgl. BBKL 2011). Sofern Angehörige des Widerstandes in Forschungsarbeiten überhaupt thematisiert werden, findet dies vornehmlich im Rahmen anderer Wissenschaftsdisziplinen statt, beispielsweise in der Geschichtswissenschaft, Sonderpädagogik oder Theologie. Derartige Studien im Rahmen der Sozialen Arbeit sind dagegen die Ausnahme, mit der Folge, dass der professionelle Aspekt dementsprechend nur wenig oder gar nicht berücksichtigt und reflektiert wird. Über Einzelpersonen hinausgehende Studien fehlen gänzlich. Eine Ausnahme - wenn auch wiederum aus einem völlig anderen Wissenschaftsbereich - bildet hier ein Projekt zur „Deutschen Hochschule für Politik“ des Otto- Suhr-Instituts der Freien Universität Berlin unter der Leitung des Politikwissenschaftlers Siegfried Mielke. Während 1932/ 33 an den Universitäten Dozenten und Studierende in Scharen zu den Nationalsozialisten überlaufen, bleibt die große Mehrheit dieser Hochschule den demokratischen Gründungsintentionen weiter verbunden. Teil dieser Hochschule ist die Ausbildungsstätte für männliche Wohlfahrtspfleger, die von dem sozialistischen Theologen Carl Mennicke (1887 - 1959) Anfang der zwanziger Jahre aufgebaut wurde. Diese Schule gehört bis zum Jahr 1931 der Deutschen Hochschule für Politik an, anschließend erfolgt ein Trägerwechsel zum Pestalozzi-Fröbel-Haus, ebenfalls in Berlin. Auffällig ist nun, dass sich zahlreiche Absolventen Widerstandsgruppen anschließen oder aus der Emigration das NS-System bekämpfen - so finden sich allein in der Veröffentlichung von Mielke (2008) die Namen von rund ein Dutzend Wohlfahrtspfleger, die Absolventen dieser Ausbildungsstätte waren. Dieser Widerstand erfolgt aus unterschiedlichen Gründen heraus, insbesondere aus politischer Gegnerschaft; wichtige Motive sind zudem sittliche, moralische Erwägungen und Mitmenschlichkeit, wenn beispielsweise jüdische MitbürgerInnen vor Verfolgung geschützt werden, weiterhin das Wissen um die Judenvernichtung und um nationalsozialistische Gewaltverbrechen. Der Widerstand der Wohlfahrtspfleger erfolgt nicht geschlossen als Berufsgruppe, vielmehr gehören sie verstreut unterschiedlichen sozialistisch orientierten Wi- 494 uj 11+12 | 2011 Sozialarbeit und Widerstand derstandsgruppen an. Beispielswei-se wird der Jugendfürsorger Willi Schwarz (1902 - 1975) Mitglied im „Roten Stoßtrupp“ und übernimmt unter anderem die Verteilung illegaler Schriften, die er im Tank seines Motorrades versteckt ins Berliner Umland bringt. Vom Volksgerichtshof zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt, sitzt er bis 1937 im Gefängnis. 1939 nimmt ihn die Gestapo erneut fest, woraufhin er bis 1945 im KZ Sachsenhausen bleibt (Mielke 2008, 164ff ). Das Gros der frühen sozialdemokratischen Widerstandsgruppen wird bereits 1933 zerschlagen, sodass das Leben vieler dieser Absolventen gekennzeichnet ist durch Arbeitslosigkeit, Berufsverbot, Polizeiaufsicht, Untergrund, politische Haft in Gefängnissen und Konzentrationslagern, aber auch Einberufung zum Kriegsdienst oder Selbstmord. Vielfach erfolgt die politische Emigration, darunter die des Leiters der Wohlfahrtsschule Carl Mennicke, der nach seiner Berufung zum Professor im Jahr 1930/ 31 an die Universität in Frankfurt nur wenige Jahre später aus politischen Gründen als religiöser Sozialist und Sozialdemokrat seine Lehrämter verliert, in die Niederlande emigriert, in der Erwachsenenbildung tätig wird, aber 1941 ins KZ Sachsenhausen gebracht wird (vgl. Maier 1998, 391f ). Interessanterweise finden sich zudem einige wenige Namen von Absolventinnen an dieser Wohlfahrtsschule für Männer, die mit einer Sondergenehmigung staatlicher Behörden ihr Studium aufnehmen durften, beispielsweise Ella Kay (1895 - 1988), Sozialdemokratin und bis 1933 Fürsorgerin im Berliner Stadtbezirk Prenzlauer Berg. Heute noch bekannt ist Lotte Lemke (1903 - 1988), die als Fürsorgerin ab 1929 leitende Funktionen in der Arbeiterwohlfahrt inne hat und sich im weiteren Verlauf einer sozialdemokratischen Widerstandsgruppe anschließt; nach Ende des II. Weltkrieg engagiert sich Lemke beim Wiederaufbau der AWO und ist von 1965 bis 1971 Bundesvorsitzende des Verbandes (vgl. Mielke 2008, 80f, 96f ). Abschließende Reflexionen Die nationalsozialistische Gewaltherrschaft gilt als einer der fürchterlichsten Zeitabschnitte in der Geschichte der Kinder- und Jugendhilfe und der Sozialen Arbeit. Niemals wurden Mitmenschen auf so grausame Art und Weise stigmatisiert, selektiert und verfolgt. Angehörige sozialer Berufe hatten Anteil an den Verbrechen und halfen in unterschiedlichster Art und Weise bei der Realisierung der nationalsozialistischen Ideologie. Quer durch alle Arbeitsfelder, auch in der Kinder- und Jugendhilfe, gab es in Deutschland keinen Ort, der nicht mit dieser Ausrichtung konfrontiert war. Die Tabuisierung in der Nachkriegszeit führte nicht nur dazu, dass die Machenschaften der TäterInnen, MittäterInnen und MitläuferInnen innerhalb der Sozialen Arbeit einfach beiseite geschoben und verschwiegen wurden; dieses „Vergessen“ betraf ebenso die Verfolgten und die Personen im Widerstand. Auch wenn nur in bescheidenem Rahmen: Es gab in der Sozialen Arbeit Formen des Widerstandes, in ganz unterschiedlicher Art und Weise, und oftmals nur von Einzelpersonen geleistet. An dieser Stelle sei abschließend eine weitere mutige Frau aufgeführt: 1934 übernimmt die Wohlfahrtspflegerin Käte Rosenheim (1882 - 1979) die Leitung der Abteilung Kinderauswanderung in der Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden und organisiert die Auswanderung von Kindern und Jugendlichen ins europäische Ausland. Bis zum August 1939 können Rosenheim und ihr Mitarbeiterstab im Rahmen der sogenannten „Kindertransporte“ tausenden Kindern und Jugendlichen die Flucht aus Deutschland ermöglichen (vgl. Maierhof 2004). Ihr Wirken, aber auch das von Irena Sendler oder Janusz Korczak, zeigt uns zugleich auf, dass wir im Umgang mit dem Nationalsozialismus ein eigenes Verständnis von „Widerstand“ benötigen, das sich insbesondere auf den Einsatz für Kinder, Jugendliche, Adressaten und Schutzbefohlene der Sozialen Arbeit bezieht. 495 uj 11+12 | 2011 Sozialarbeit und Widerstand Eine Geschichtsschreibung zur Kinder- und Jugendhilfe - dies gilt gleichermaßen für die gesamte Soziale Arbeit -, die den historischen Entwicklungen gerecht werden will, muss jene Menschen und KollegInnen berücksichtigen, die zu den damaligen Zeiten die Wohlfahrtspflege mit aufgebaut haben, in ihr gewirkt haben und durch das menschenverachtende NS-Terrorregime aus ihrer beruflichen Existenz geworfen wurden, flüchten und emigrieren mussten oder in den Vernichtungslagern starben - gerade deshalb, weil ideologische Verblendung, Rassismus und Opportunismus in der damaligen Sozialen Arbeit und unter WohlfahrtspflegerInnen und JugendleiterInnen als Vorläuferberufe der heutigen SozialpädagogInnen und SozialarbeiterInnen vorherrschend waren (vgl. hierzu Reinicke 2008, ferner Amthor 2005). Zugleich sollten wir jenen gedenken, die mit den Entwicklungen in der Sozialen Arbeit und den gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen nicht einverstanden waren, ihren Protest in unterschiedlicher Art und Weise artikulierten und sich der zunehmenden Brutalität in Form aktiven Widerstandes entgegenstellten. Persönlichkeiten wie Gertrud Feiertag, Hilde Wulff, Lotte Lemke, Margarete Meusel, Elisabeth von Thadden, Margarete Sommer, Käte Rosenheim, Harald Poelchau, Menschen mit einer geradezu überwältigenden Courage, Entschlossenheit und Tatkraft, die sich gegen die nationalsozialistische Gewalt und Barbarei erhoben, zwingen uns heute, den Blick auf unsere grundlegenden ethischen Werte zu richten und deutlich zu formulieren, für was Soziale Arbeit in der Gegenwart einzustehen hat. Prof. Dr. Ralph-Christian Amthor Hochschule Würzburg für angewandte Wissenschaften, Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften Münzstraße 12 97070 Würzburg ralph.amthor@fhsw.de 3., vollst. überarb. und erw. Aufl. 2011. 717 Seiten. Mit 56 Übersichten. UTB-L (978-3-8252-8480-0) kt Auf den aktuellen Stand gebracht! Dieses Buch gibt einen umfassenden Überblick über die Grundlagen des Rechts und seine großen Teilgebiete, die u. a. für Studium und Praxis der Sozialen Arbeitrelevant sind. Sowohl in der Abhandlung der allgemeinen juristischen Grundlagen als auch in den Schwerpunkten des Privatrechts, des öffentlichen Rechts sowie des Strafrechts sind für die Autoren der juristische Blick und der Schutz der Rechtspositionen der Betroffenen leitend. Viele Fallbeispiele aus den unterschiedlichsten Feldern der Sozialen Arbeit veranschaulichen die Ausführungen zur Rechtssprechung. a www.reinhardt-verlag.de 496 uj 11+12 | 2011 Sozialarbeit und Widerstand Literatur Althaus, H./ Betcke, W., 3 1937/ 39: Handwörterbuch der Wohlfahrtspflege. Berlin Amthor, R. C., 2003: Geschichte der Berufsausbildung in der Sozialen Arbeit. Weinheim Amthor, R. C., 2005: Soziale Berufe im Nationalsozialismus. In: Soziale Arbeit, 54. Jg., H. 10, S. 379ff BBKL (Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon), 2011: Sommer Margarete. Nordhausen. www.bautz. de/ bbkl Flesch-Thebesius, M., 2004: Zu den Außenseitern gestellt. Berlin Fuchs, P., 2003: Hilde Wulff (1898 - 1972). Münster Kuhlmann, C., 3 2010: Soziale Arbeit im nationalsozialistischen Herrschaftssystem. In: Thole, W. (Hrsg.): Grundriss Soziale Arbeit. Wiesbaden, S. 87ff Lehnert, E., 2003: Die Beteiligung von Fürsorgerinnen an der Bildung und Umsetzung der Kategorie „minderwertig“ im Nationalsozialismus. Frankfurt am Main Mager, I., 2005: Frauen-Profile des Luthertums. Gütersloh Maier, H. (Hrsg.), 1998: Who is who in der Sozialen Arbeit. Freiburg im Breisgau Maierhof, G. u. a., 2006: Aus Kindern wurden Briefe. Die Rettung jüdischer Kinder aus Nazi-Deutschland. Berlin Mielke, S., 2008: Einzigartig. Dozenten, Studierende und Repräsentanten der Deutschen Hochschule für Politik (1920 - 1933) im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Berlin Mieszkowska, A., 2006: Die Mutter der Holocaust- Kinder. München Muthesius, H. (Hrsg.), 1958: Alice Salomon. Die Begründerin des sozialen Frauenberufs in Deutschland. Köln Nolzen, A./ Sünker, H., 2011: Nationalsozialismus. In: Otto, H.-U./ Thiersch, H. (Hrsg.): Handbuch Sozialarbeit - Sozialpädagogik. München, S. 989ff Reinicke, P., 2008: Sozialarbeit im Gesundheitswesen. Frankfurt am Main Schrapper, C., 1993: Hans Muthesius. Münster Schrapper, C., 1998: Muthesius. In: Maier, H. (Hrsg.): Who is who in der Sozialen Arbeit. Freiburg im Breisgau, S. 417ff Wieler, J., 1987: Er-Innerung eines zerstörten Lebensabends. Alice Salomon während der NS-Zeit und im Exil. Darmstadt Wieler, J., 2007: Irena Sendler. In: Soziale Arbeit, 56. Jg., H. 9, S. 332ff Zeller, S., 1994: Geschichte der Sozialarbeit als Beruf. Pfaffenweiler Zeller, S., 2009: Jüdische Ethik und ihr (unbeachteter) Zusammenhang mit dem Prozess der Professionalisierung der Sozialen Arbeit in Deutschland. In: Feustel, A. u. a. (Hrsg.): Die Vertreibung des Sozialen. München, S. 54ff