eJournals unsere jugend 64/10

unsere jugend
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0342-5258
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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2012
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neuhland e. V. Suizidprävention für Kinder und Jugendliche

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Michael Witte
neuhland e. V. gibt es seit 1984. Eine Gruppe engagierter Angehöriger sozialer Berufsgruppen - SozialarbeiterInnen, LehrerInnen, ÄrztInnen, PsychologInnen u. a. - schloss sich Anfang der achtziger Jahre zusammen. Ihr Ziel war es, die Lage von Kindern und Jugendlichen in Krisensituationen zu verbessern und schnelle und unbürokratische Hilfen bereitzustellen. Diese Hilfen sollten bereits vor einem Selbstmordversuch erreichbar sein. 1982 gründete diese Initiative den Verein "Hilfen für suizidgefährdete Kinder und Jugendliche e.V.". Im gleichen Jahr erhielt der Verein von der Bundesregierung den Auftrag, eine Modelleinrichtung für selbstmordgefährdete Kinder und Jugendliche zu entwickeln. Nach intensiver Vorbereitung konnte 1984 in Berlin-Wilmersdorf die erste Beratungsstelle mit angeschlossener Krisenunterkunft eröffnet werden. Damit war neuhland das bundesweit erste suizidpräventive Projekt für Kinder und Jugendliche.
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432 neuhland e. V. gibt es seit 1984. Eine Gruppe engagierter Angehöriger sozialer Berufsgruppen - SozialarbeiterInnen, LehrerInnen, ÄrztInnen, PsychologInnen u. a. - schloss sich Anfang der achtziger Jahre zusammen. Ihr Ziel war es, die Lage von Kindern und Jugendlichen in Krisensituationen zu verbessern und schnelle und unbürokratische Hilfen bereitzustellen. Diese Hilfen sollten bereits vor einem Selbstmordversuch erreichbar sein. 1982 gründete diese Initiative den Verein „Hilfen für suizidgefährdete Kinder und Jugendliche e.V.“. Im gleichen Jahr erhielt der Verein von der Bundesregierung den Auftrag, eine Modelleinrichtung für selbstmordgefährdete Kinder und Jugendliche zu entwickeln. Nach intensiver Vorbereitung konnte 1984 in Berlin-Wilmersdorf die erste Beratungsstelle mit angeschlossener Krisenunterkunft eröffnet werden. Damit war neuhland das bundesweit erste suizidpräventive Projekt für Kinder und Jugendliche. Aufgrund der erfolgreichen Konzeption und des nachgewiesenen Bedarfs wurde 1992 eine zweite Beratungsstelle mit Krisenunterkunft in Berlin-Friedrichshain eröffnet. Sie sollte das Angebot auch im erst kurz vorher wiedervereinten Ostteil der Stadt zur Verfügung stellen. Diese erfolgreiche Arbeit an der Schnittstelle zwischen Jugendhilfe und Psychiatrie, zwischen Krisenintervention und psychotherapeutisch orientierter Betreuungsarbeit in Wohngruppen hat zu einer Weiterentwicklung der Hilfen unter dem Trägerdach geführt. Dies schließt inzwischen auch Hilfen für alle Altersgruppen und unterschiedliche diagnostische Problemstellungen ein. Eines ist den Hilfen gemeinsam: Sie bewegen sich immer im Spannungsfeld zwischen psychotherapeutischer, sozialer und psychiatrischer Hilfe und zentrieren auf Krisen. Zur Zielgruppe von neuhland gehören Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in Krisensituationen aus allen Berliner Bezirken. Sie kommen unter anderem mit folgenden Problemen: selbstverletzendes Verhalten, Suizidgedanken, Suizidversuch, Ängste, depressive Verstimmungen, Beziehungs- und Kontaktstörungen, Rückzug, Aggressivität, Weglaufen, Schulverweigerung, Essstörung, Traumatisierung, Somatisierung oder Persönlichkeitsstörungen. Auch Angehörige, die eine Suizidgefährdung vermuten, und Fachleute im pädagogischen, sozialpädagogischen, psychotherapeutischen Bereich, die Beratung und Supervision benötigen, können sich an neuhland wenden (siehe Fortbildungsakademie unter http: / / neuhland. net). neuhland vereint unter seinem Dach eine Reihe von Einrichtungen, die Hilfen in schweren Krisensituationen anbieten. Hier ein Ausschnitt aus dem Angebotsspektrum: Die Beratungsstelle neuhland bietet schnell, kostenfrei und auf Wunsch anonym Hilfe für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in Krisensituationen. Sie ist in vier Bezirken Berlins vertreten. Das Team der Beratungsstelle beneuhland e.V. Suizidprävention für Kinder und Jugendliche 433 uj 10 | 2012 Projektvorstellung steht aus PsychologInnen, PädagogInnen und SozialpädagogInnen. Alle haben psychotherapeutische Zusatzqualifikationen. Die Krisenwohnung neuhland hat acht Plätze für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene (12 bis 19 Jahre), die sich in einer Krise befinden und wegen selbstschädigenden Verhaltens, psychischer Auffälligkeiten oder Suizidgefährdung vorübergehend außerhalb ihres Lebensumfeldes betreut werden müssen. Der Aufenthalt in der Krisenwohnung neuhland bietet: ➤ Rückzug und Entlastung aus einem akuten zugespitzten Konflikterleben, ➤ diagnostische Einschätzung der Problem- und Konfliktsituation, ➤ Untersuchung und Bearbeitung von Konfliktsituationen im System des Betroffenen (Familie, Heim, Wohngemeinschaft etc.), ➤ die Chance zur Entdeckung der eigenen Anteile an den Konfliktsituationen und die Konfrontation mit eigenen Verhaltensweisen, ➤ die Möglichkeit zum Entwickeln und Durcharbeiten von Lösungsstrategien, ➤ die Vorbereitung der Rückkehr in das bisherige Umfeld (Familie, Heim, WG) oder Unterstützung bei der Suche eines neuen Lebensortes. Voraussetzung für die Aufnahme ist eine Finanzierung über Jugendhilfe § 42 oder § 34/ § 35 a SGB VIII. Eine Aufnahme von jungen Erwachsenen ist im Einzelfall über eine Finanzierung SGB XII möglich. Gemini ist eine Einrichtung der freien Jugendhilfe und bietet im Rahmen des § 27 des SGB VIII Hilfen zur Erziehung an. Das Projekt besteht zurzeit aus drei Therapeutischen Wohngruppen mit insgesamt 18 vollstationären Plätzen an drei Standorten in Berlin. In diesen Wohngruppen werden die jungen Menschen in einem sozialtherapeutischen Setting rund um die Uhr betreut. Die aufgenommenen Jugendlichen haben einen Betreuungs- und Erzie- 2012. 224 Seiten. 5 Abb. 7 Tab. (978-3-497-02321-9) kt Die biografische Wunde Lange wurde das Thema „Traumatisierung“ in sozialen und pädagogischen Arbeitsfeldern ausgeklammert und zum psychologischtherapeutischen Hoheitsgebiet erklärt. SozialpädagogInnen und andere pädagogische Fachkräfte können stabilisierend und ressourcenorientiert mit traumatisierten Menschen arbeiten, die extrem belastende oder bedrohliche Situationen durchlebt haben, wie z. B. Gewalterfahrungen, Verletzungen, Verlust, Flucht. Neben Grundlagen zu Symptomen, Risiko- und Schutzfaktoren, Handlungsleitlinien, Methoden und Tipps zum Verhalten in konkreten Situationen gibt das Buch auch Anregungen zum Thema Selbstschutz für HelferInnen. a www.reinhardt-verlag.de 434 uj 10 | 2012 Projektvorstellung hungsbedarf, der durch das zuständige Jugendamt festgestellt wird. Neben dem sozialpädagogischen und erzieherischen Bedarf besteht die Notwendigkeit einer intensiven therapeutischen Bearbeitung der vorhandenen Auffälligkeit bzw. der festgestellten und ggf. diagnostizierten psychischen Problemlage. Zudem wird das Angebot ergänzt durch bis zu acht Plätze im Therapeutischen Einzelwohnen. Die Kinderwohngruppe ist eine geschützte therapeutische Einrichtung. Unser pädagogischtherapeutisches Setting unterstützt die Kinder und Jugendlichen, ihre traumatischen Erfahrungen zu verarbeiten. Jedes Kind und jeder Jugendliche bekommt jeweils eine Stunde Psychotherapie in der Woche, die im Haus stattfindet; in Krisensituationen auch mehr. Unser Bezugsbetreuersystem gewährleistet ein besonders verbindliches Beziehungsangebot. Wir bieten Unterstützung im Bereich Schule und Freizeit. Das„alltägliche Miteinander“ sowie die Entwicklung zur Selbstständigkeit werden mithilfe einer überschaubaren Tagesstruktur und klaren Regeln geübt. Des Weiteren unterstützen wir aktiv die Auseinandersetzung mit der Herkunftsfamilie (u. a. in Familiengesprächen). Es finden mindestens einmal im Monat Elternberatungsgespräche statt, und wir begleiten Eltern-Kind-Besuche. Unterstützt und betreut werden unsere KlientInnen durch ein multiprofessionelles hoch qualifiziertes Team. Der Krisendienst bietet insbesondere in den Abend- und Nachtstunden Beratung und Hilfe in Krisensituationen an. Unsere Beratungsstelle hat täglich, auch an Sonn- und Feiertagen, von 16 bis 24 Uhr geöffnet. In dringenden Fällen suchen die BeraterInnen auch den Ort der Krise auf. ÄrztInnen stehen - ebenfalls rund um die Uhr - in Rufbereitschaft und werden gegebenenfalls hinzugezogen. Außerhalb der Öffnungszeiten unseres regionalen Standorts wird jeder Anruf an den überregionalen Bereitschaftsdienst weitergeleitet. Dieser wird gemeinsam von allen MitarbeiterInnen des Berliner Krisendienstes am Standort Mitte betrieben. Der Bereitschaftsdienst übernimmt täglich von 24 bis 8 Uhr einen wichtigen Teil der Krisenversorgung des gesamten Stadtgebiets Berlin. Mit der Online-Beratung besteht die Möglichkeit, online Beratungstermine bei einem/ einer BeraterIn von neuhland zu buchen. Seit Mai 2002 bieten wir auf der Internet-Plattform www.das-beratungsnetz.de online Beratung im Chat an. Damit besteht die Möglichkeit, live per Tastatur mit einem/ einer BeraterIn von uns zu sprechen. Dazu ist es nötig, sich einen Beratungstermin zu buchen. Sie bekommen dann per E-Mail ein Passwort und einen Link zugeschickt, mit dem Sie sich in den Chatroom einloggen können. Dieser Chatroom befindet sich zwar auf dem Server von „das-beratungsnetz“, trotzdem chatten Sie one-to-one mit einem/ einer BeraterIn von neuhland. Die Erfolge der Arbeit von neuhland begründen sich in dem hohen fachlichen Standard und der über zwanzigjährigen Erfahrung des Vereins. Michael Witte Angaben zum Projekt neuhland e.V. Nikolsburger Platz 6 10717 Berlin www.neuhland.de