unsere jugend
4
0342-5258
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/uj2012.art26d
61
2012
646
Zukunftsfähigkeit. Erziehung und Bildung für die Anforderungen von morgen
61
2012
Freya Pausewang
Für die Erziehung und Bildung zur Zukunftsfähigkeit sind neue Herausforderungen entstanden: Die globalen Krisen verlangen von der Weltbevölkerung, insbesondere in den Industrieländern, veränderte Lebensstile. Darauf muss die Pädagogik reagieren. Entsprechende Weichen werden bereits in der frühen Kindheit gestellt. Fehlen sie, haben es die Jugendlichen später schwer, angemessene Werthaltungen zu entwickeln und diese in Verhalten umzusetzen und zu leben.
4_064_2012_6_0005
272 unsere jugend, 64. Jg., S. 272 - 281 (2012) DOI 10.2378/ uj2012.art26d © Ernst Reinhardt Verlag München Basel von Freya Pausewang Jg. 1932; Erzieherin, Sozialpädagogin „Zukunftsfähigkeit“ Erziehung und Bildung für die Anforderungen von morgen Für die Erziehung und Bildung zur Zukunftsfähigkeit sind neue Herausforderungen entstanden: Die globalen Krisen verlangen von der Weltbevölkerung, insbesondere in den Industrieländern, veränderte Lebensstile. Darauf muss die Pädagogik reagieren. Entsprechende Weichen werden bereits in der frühen Kindheit gestellt. Fehlen sie, haben es die Jugendlichen später schwer, angemessene Werthaltungen zu entwickeln und diese in Verhalten umzusetzen und zu leben. Die Menschheit steht vor Herausforderungen, die in dieser globalen Heftigkeit noch nie bestanden haben: Wir sind auf dem Weg, den Planeten in Teilen für Menschen unbewohnbar zu machen. Es bedrohen uns und die nächsten Generationen vor allem: 1. die Zerstörung von Lebensgrundlagen, dazu gehören insbesondere die Veränderung des Klimas, der Verbrauch lebensnotwendiger Ressourcen der Erde, die Reduzierung der Vielfalt von Flora und Fauna sowie der Fruchtbarkeit des Bodens, 2. der Kampf um die abnehmenden lebensnotwendigen Ressourcen. Wenn es nicht gelingt, solidarisch zu teilen, werden zunehmend blutige und unblutige Kriege die jeweils schwächsten Mitglieder der Weltgesellschaft ausgliedern. Die Zukunft verlangt deshalb Lebensstile, die reduzierten Konsum zur Grundlage haben und in denen soziale Kompetenzen einen hohen Stellenwert einnehmen. Die meisten Kinder bei uns wachsen mit einem Konsumverhalten auf, das die Zukunft nicht mehr bieten wird. Die Erziehung und Bildung verläuft aber weitgehend so, als entspräche die Zukunft dem heutigen Lebensstil. Natürlich ist es schwierig, Kinder auf etwas vorzubereiten, was die Gesellschaft nicht lebt. Darüber hinaus müssen wir sie auf einen Lebensstil vorbereiten, den wir noch gar nicht genau kennen, den wir uns nur ansatzweise vorstellen können. Trotzdem gibt es Möglichkeiten, Kindern Wege für Veränderungen der Lebensart zu ebnen: ➤ Wichtig ist eine stark machende Erziehung, die Kinder darin unterstützt, Hürden nicht zu vermeiden, sondern sie als verlockende Herausforderung zu empfinden. Das bedeutet u. a., ihre Resilienz zu stärken. 273 uj 6 | 2012 Zukunftsfähigkeit ➤ In der frühen Kindheit ist der Mensch überaus lernfähig und lernmotiviert. Um dem Kind zu helfen, unbekannte Schwierigkeiten der Zukunft zu bewältigen, müssen wir seine naturgegebene frühkindliche Faszination an Unbekanntem und an Anstrengungsbereitschaft so wach wie möglich erhalten. ➤ Um globale Solidarität anzustreben, gilt es, soziale Fähigkeiten zu unterstützen, Wohlgefühl in Gruppen zu stärken und das allgemeingültige pädagogische Ziel der Gemeinschaftsfähigkeit zu globalisieren, d. h. von nationalem Denken auf globales Denken und Handeln zu erweitern. ➤ In das globale Denken muss auch der Mensch der Zukunft eingeschlossen werden, denn so, wie wir jetzt leben, beuten wir die Erde auf Kosten der nächsten Generationen aus. ➤ Bisher war Spaß an der Lernleistung ein wichtiger Faktor, wenn Erwachsene das Kind zum Lernen motivierten. In zunehmendem Maß muss Stolz an der übernommenen Verantwortung und Freude an dem Beitrag für die Gemeinschaft den reinen Spaß am Lernen in vielen Bereichen ergänzen. Der internationalen Politik ist diese Bildungsnotwendigkeit bewusst. Die Vereinten Nationen haben von 2005 bis 2014 eine Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ins Leben gerufen, die nach 2014 verlängert werden soll. Sie wird auch in Deutschland umgesetzt. Das ist ein wichtiger, allerdings bisher noch viel zu wenig genutzter Beginn (www.dekade. org). Im Mai 2011 betonte die Deutsche UNESCO-Kommission in einem Aufruf, dass für nachhaltige Entwicklung die frühe Kindheit besondere Bedeutung hat, weil das Kind in seinen ersten Lebensjahren überaus lernbereit und lernfähig ist und weil in der frühen Kindheit Weichen für das ganze Leben gestellt werden. Auf Tageseinrichtungen für Kinder sei deshalb ein besonderer Wert zu legen (www. bne-portal.de/ elementarpaedagogik, der Text steht dort an zweiter Stelle). Sozialpädagogische Einrichtungen haben mit ihrer Möglichkeit, eine stark lebensbezogene und ganzheitliche Pädagogik umzusetzen, eine andere und in mancher Hinsicht deutlichere Chance, soziale und nachhaltige Ziele anzustreben, als die Schule mit ihren stärker wissensbezogenen Inhalten. Diesen Vorteil sollten sie unbedingt nutzen, auch um mit ihren pädagogischen Erprobungen beispielhaft zu wirken und schulisches Lernen beeinflussen zu können. Die Erziehungswissenschaften müssen sich allerdings insgesamt mit den pädagogischen Möglichkeiten für Zukunftsfähigkeit und deren Konkretisierung viel intensiver befassen, als das zurzeit geschieht. Zugleich ist es Aufgabe der PädagogInnen, sich einen eigenen Standpunkt bezüglich der Kategorie Zukunftsfähigkeit zu erarbeiten und bewusst zu machen und sich, was die Vermittlung zukunftsfähiger Lerninhalte betrifft, weiterzuentwickeln. Nur wenn sie von ihrem Standpunkt überzeugt sind, können sie dies auch mit der Gruppe oder im pädagogischen Alltag leben und Kinder, Jugendliche oder deren Eltern überzeugen. Stark machende Erziehung braucht starke PädagogInnen Unser heutiger Lebensstil ist von hohem Konsum und einem bedenkenlosen Wegwerfverhalten geprägt. Ein Teil dieses Konsums dient als Ersatz für mangelnde nichtmaterielle Quellen von Wohlgefühl. Die Zugehörigkeit zu Gruppen etwa ist ein hohes Bedürfnis des Menschen und eine wichtige Quelle für Wohlgefühl. Wenn Daseinsfreude und Bereicherung durch das Zusammenleben in Gruppen oder Stolz auf den eigenen Beitrag in das Gemeinschaftsleben fehlen, wird z. B. durch zusätzlichen Konsum Lebensfreude gesucht. Konsum kann zudem auch symbolisch Zugehörigkeit zu Gruppen oder Gesellschaftsschichten bieten, etwa die Kleidung, das Auto oder das Handy. 274 uj 6 | 2012 Zukunftsfähigkeit Es erscheint uns als selbstverständlich, angebotene Waren zu kaufen, solange wir den Kauf finanzieren können. Dass endloses Wirtschaftswachstum in einer endlichen Welt nicht möglich ist, gerät erst langsam ins Bewusstsein der Bevölkerung und auch der Entscheidungsträger, allerdings immer noch ohne dass sich deshalb der Lebensstil sichtbar ändert. Die zunehmenden Krisen werden künftig aber Druck ausüben und die Menschen zu veränderten Lebensstilen zwingen. In kritischen Kreisen wird bereits darüber nachgedacht, wie unverträgliches Verhalten inakzeptabel gemacht und die Gesellschaft verpflichtet werden kann. Die Bewusstmachung des eigenen Standortes verlangt von den PädagogInnen Stärke, weil sie damit (noch) gegen den gesellschaftlichen Strom schwimmen. Die Umsetzung des Wissens in pädagogisches Handeln fordert noch mehr heraus, denn Wissen wird nicht automatisch in das Verhalten übertragen. Es gibt psychische Barrieren, die uns daran hindern, als angenehm empfundene Gewohnheiten wider besseres Wissen aufzugeben. Zu solchen Barrieren gehören z. B. die Gewohnheit, sich an der Mehrheit zu orientieren, oder die Überzeugung, das eigene schädliche Verhalten sei im Vergleich zu anderen Einflüssen belanglos und unbedeutend. Dagegen sollten für die Erziehung und Bildung zur Zukunftsfähigkeit im Team einer sozialpädagogischen Einrichtung andere als z. B. konsumorientierte Formen des Zusammenlebens mit den Kindern und Jugendlichen gefunden werden, die alle Teammitglieder mittragen können. In der Folge können pädagogische Grundhaltungen entstehen, die im Erziehungsalltag konkretisiert werden. Dazu gehören zum Beispiel: ➤ sparsamer Umgang mit Material, etwa Essen, Spielmaterial, Kleidung, Energie, Wasser, ➤ Wertschätzung und Schutz von Prozessen in der Natur, z. B. gegenüber Pflanzen und kleinen Tieren, Reduzierung von CO² und anderen Giftstoffen, Recycling von Material (vgl. zur Förderung von Umweltbewusstsein: www.save-our-future.de), ➤ Hinführung zu sozial verantwortlichem Denken und Handeln, entsprechender Umgang mit den unterschiedlichen Gruppenmitgliedern sowie Partizipation im Gruppenleben, ➤ anstelle von produktiven Tätigkeiten mit den Kindern müssen Sozialkompetenz und Stärkung des Ichs als vorrangige Handlungsziele treten, damit das Wohlgefühl in Gruppen nicht aus Besitz und Besitzvergleich entspringt, sondern aus dem Geben und Nehmen im emotional-sozialen Rahmen. Kinder und Jugendliche für das Meistern von gesellschaftlichen Veränderungen stark zu machen und sie so zu unterstützen, dass ihre Gemeinschaftsfähigkeit in Richtung globaler Dimensionen wächst, verlangt nicht nur starke, sondern auch lernfähige und veränderungsbereite professionelle PädagogInnen, die gesellschaftliche Prozesse verfolgen, mittragen und zudem willens und fähig sind, Eltern zu stärken. Wie kann der pädagogische Alltag so gestaltet werden, dass Erziehung und Bildung zur Zukunftsfähigkeit der Kinder gefördert werden? Durch sichere Beziehungen und bestärkende Rückmeldungen Resilienz unterstützen Resiliente (psychisch widerstandsfähige) Kinder werden es in ihrer Zukunft leichter haben, sich auf neue Lebenssituationen einzustellen, Herausforderungen zu meistern und bei Hürden nicht zu schnell zu resignieren. Um stark und resilient zu werden, brauchen Kinder und Jugendliche Sicherheit in den Beziehungen, 275 uj 6 | 2012 Zukunftsfähigkeit das Gefühl von Zugehörigkeit und die Gewissheit, anerkannt zu werden. Es kommt deshalb darauf an, Kindern insbesondere in den ersten Lebensjahren stabile und liebevolle Beziehungen zu bieten, das Selbstwertgefühl zu stärken und ihnen Sicherheit zu vermitteln. Resilienz wird auch unterstützt, wenn die Kinder und Jugendlichen in ihren Stärken wahrgenommen und bestätigt werden, weil sie dann Erfolge erleben und an sich selbst wachsen und stabiler werden können. In Bereichen, in denen das Kind Stärken hat, lernt es leichter, und das Lernen wird lustvoller. In guter Stimmung blühen die Fähigkeiten des Menschen auf. Lernerfolge und Durchhaltevermögen tragen dazu bei, selbstbewusst zu werden und sich Herausforderungen zuzutrauen. Lernfähigkeit hat dann auch mehr Chancen, bis ins Alter deutlicher erhalten zu bleiben. Allerdings ist die Unterstützung der Stärken für die pädagogische Fachkraft nicht einfach, vor allem dann, wenn sie ihre Aufmerksamkeit in der Gruppe auf zahlreiche Kinder aufteilen muss: Kinder fallen besonders auf, wenn sie stören und laut sind. In ihren Stärken sind sie dagegen meist unauffällig und still vertieft. Ihre Stärken wahrzunehmen und zu unterstützen verlangt deshalb Zeit und innere Ruhe der Betreuungsperson. Beispiele: ➤ Im Bauraum des Kindergartens gibt es lautstark Streit. Jonathan hat mit Bausteinen geworfen. Die Erzieherin kann Jonathans Verhalten nicht ignorieren. Sie kann für seine zornigen Gefühle Verständnis zeigen, aber an seinem Verhalten muss sie Kritik äußern und ihn zu beeinflussen versuchen, damit der Streit nicht eskaliert. Dass Jonathan sich am frühen Morgen liebevoll um ein jüngeres Kind kümmerte, ihm beim Ausziehen der Jacke half und geduldig mit ihm spielte, war ihr nicht aufgefallen. Jonathan hat deshalb auch keine bestärkende Rückmeldung erhalten. ➤ Der Erzieherin fällt in der Turnstunde mit den älteren Kindergartenkindern auf, dass manche Kinder, die demnächst in die Schule kommen, nur unsicher auf einem Strich und nur mit Hilfe über eine Schwebebank gehen. Bei den Übungen, die sie in den nächsten Turnstunden einbezieht, wirken mehrere Kinder lustlos. Sie erfüllen die Aufgabe offensichtlich nur der Erzieherin zuliebe. Bei einem der seltenen Waldspaziergänge (die leider wegen Personalmangel nicht häufiger möglich sind) balancieren die Kinder allerdings mit Wonne über liegende Baumstämme. Die Erzieherin lässt sie auch an diesem warmen Sommertag barfüßig durch Pfützen laufen und staunt, wie sie sich gegenseitig motivieren, rückwärts zu laufen. ➤ Im Hort oder Heim hat Lisa, Zweitklässlerin, in der Kiste mit den Abfallhölzern eine konkave Holzleiste gefunden. Sie läuft damit ins Bad, um sie als „Wasserleitung“ auszuprobieren. Es entsteht eine Pfütze. Lisa geht zur Erzieherin und fragt, wo sie einen Putzlumpen finden kann. Die Erzieherin sieht sich die Pfütze an, zeigt, wo der Putzlappen ist, und schlägt Lisa vor, die Leiste im Gruppenraum mit Kugeln auszuprobieren. Dann geht sie wieder in den Gruppenraum, wo sie sich um eine Konfliktbearbeitung kümmern will. Im Trubel des Geschehens hat sie nicht daran gedacht, Lisa eine positive Rückmeldung für ihre Idee der „Wasserleitung“ zu geben oder ihre selbstständige Initiative, den Schaden wieder in Ordnung zu bringen, zu loben. Sie wusste, dass sie im Gruppenraum dringend gebraucht wurde. ➤ In der Wohngruppe der Jugendlichen gehört Sarah zu denjenigen, die sich nur schwer an Regeln und Pünktlichkeit halten und deshalb mehr Kritik als Zustimmung erfahren. Aufgefallen ist aber, wie zuverlässig und umsichtig sie Aufgaben auf Ämtern erledigen kann. Wenn sie hin und wieder gebeten wird, andere zu begleiten, die sich allein nicht sicher fühlen, ist ihr der Stolz anzumerken. 276 uj 6 | 2012 Zukunftsfähigkeit Initiative, Forschergeist, Lerneifer und Anstrengungsbereitschaft wach halten Kleine Kinder sind voller Initiative. Sie wollen die Welt, der sie begegnen, erforschen und die eigenen Fähigkeiten erproben und erweitern. Sie wollen riskieren, haben ein hohes Abenteuerbedürfnis und eine erstaunliche Anstrengungsbereitschaft. Ihr Handeln geschieht weitgehend in der Form des Spiels, d. h. selbstbestimmt und lustvoll. Im Schul- und Jugendalter können diese Stärken oft wieder geweckt werden, wenn sie sich vorübergehend abgeschwächt hatten. Beispiele für die pädagogische Unterstützung dieser naturgegebenen Fähigkeiten in der frühen Kindheit: Die Sinne Die Sinne sind das Tor zur Welt. Sie sind bei der Geburt weitgehend entwickelt, aber sie werden während der ersten Jahre noch vernetzt und differenziert. Man kann die Sinne in Nahsinne/ Körpersinne und in Fernsinne/ Weltsinne gliedern. Mit den Fernsinnen Sehen, Hören und Riechen wird die weitere Welt wahrgenommen. Mit den Nah- oder Körpersinnen nimmt der Mensch die nahe Umwelt und den eigenen Körper wahr. Dazu gehören vor allem das Tasten, das Schmecken, die Bewegungs- und Kraftwahrnehmung und das Gleichgewicht. Die Fernsinne strömen auf den Menschen ohne sein Zutun ein. Hier muss er selektieren und bewerten, was ihm wichtig ist. Um mit den Nahsinnen wahrzunehmen, muss man dagegen aktiv werden, Dinge berühren und sich bewegen. Für das Kleinkind ist es wichtig, dass es mit den Nahsinnen aktiv sein kann, nicht nur, weil es sich dabei körperlich anstrengt, sondern auch, weil es nur über die Nahsinne die Welt und den eigenen Körper wirklich erfassen kann. Es kann z. B. nur dann erkennen, was rund bedeutet, wenn es Ball, Kugel und Luftballon umfasst, hebt und rollt. Die Sprache macht uns deutlich, wie wichtig die Körpersinne (Nahsinne) sind, um die Welt zu erkennen: Viele wichtige geistige Begriffe werden von den Funktionen der Nahsinne abgeleitet, etwa er-fassen, be-greifen oder ver-stehen. Deshalb ist es pädagogisch so überaus wichtig, dass kleine Kinder angeregt werden, mit ihren Nahsinnen aktiv zu sein, und auch, dass sie selbst nach Lösungswegen für ihre Erforschung der Welt suchen können, bevor ihnen Lernschritte vorgegeben werden. Diese Selbsttätigkeit bei den Aktivitäten ist natürlich auch für die älteren Kinder und die Jugendlichen wichtig. Sich nur nach vorgegebenen Lern- und Spielprozessen zu richten, reduziert Verantwortung und eigenständige Lösungssuche. Die Bewegung Zugleich ist die Aktivität mit den Nahsinnen auch mit Bewegung verbunden. Bewegung macht dem Kind Anstrengung und Fortschritte deutlich, etwa erste selbstständige Fortbewegungen, wenn es krabbelt, stehen und gehen, Stufen erklimmen, später auf Mauern balancieren, auf Bäume klettern, mit Dreirad, Fahrrad und Roller fahren kann oder als Jugendlicher Sport treibt und auf Skateboards um die Wette balanciert. Wenn Kinder in ihren ersten Lebensjahren von ihrer natürlichen Bereitschaft zu körperlicher Anstrengung abgelenkt werden oder ihnen Anstrengung vorschnell abgenommen wird, ist es für viele Kinder später schwer, wieder körperlich aktiver zu werden. Gesellschaftlich wird körperliche Anstrengung auch nicht wertgeschätzt. Körperlich betonte Berufsarbeit wird schlechter bewertet und bezahlt als Schreibtischarbeit. Viele Sportarten genießen zwar Anerkennung, aber die Bewegung im Alltag, etwa zu Fuß zum Bäcker zu gehen, bekommt erst sehr langsam wieder eine gesellschaftlich anerkannte Wertung. 277 uj 6 | 2012 Zukunftsfähigkeit In der Freizeitgestaltung während der Schulferien sind bewegungsreiche Aktivitäten bis hin zu den zunehmenden erlebnispädagogischen Aktionen und Zeltfreizeiten eine Möglichkeit, Anstrengung mit Lust zu verbinden und Kinder und Jugendliche herauszufordern. Die seit Kurzem bestehende Ausbildung „Wildnispädagogik“ macht deutlich, dass einfaches Leben auf Kinder und Jugendliche verlockend wirken kann und als Freizeitgestaltung zunehmend angenommen wird. Bei vielen Jugendlichen kann es allerdings schwierig sein, sie zu Initiative anzuregen, Forschergeist zu wecken und sie zu Anstrengungsbereitschaft herauszufordern. Da ist wieder die genaue Beobachtung notwendig, um solche Bereiche zu finden, in denen die einzelnen Gruppenmitglieder neugierig sind, Stärken haben und Bereitschaft zu Anstrengung zeigen. Das Spiel Das Spiel des Kindes entspringt aus einem entwicklungsbedingten Bedürfnis, sich mit der Welt und den eigenen Fähigkeiten auseinanderzusetzen. Spiel ist immer eine selbstbestimmte und in der Regel eine lustvolle und lernintensive Tätigkeit, bei der die Auseinandersetzung mit Freude und mit Zielstrebigkeit verbunden ist. Das Spiel kann deshalb als eine naturgegebene Investition in die Zukunft gewertet und gefördert werden. Selbst entworfene Spiele sind im Allgemeinen wertvoller und aufbauender als das Nachvollziehen von vorgegebenen Spielabläufen, weil dabei das Kind seine eigenen Handlungen entwirft und sich von Vorgaben nicht abhängig macht. Eine Überfülle von Spielzeug ist für das Kind eine Überforderung. Spielvertiefung geschieht nicht mehr, z. B. dann, wenn die Fülle das Kind veranlasst, sich nicht intensiv und lustvoll in eine Auseinandersetzung einzulassen, sondern sich mit neuem Material abzulenken oder Material zu wählen, das den Ablauf vorgibt, um schnell zu wirkungsvollen Ergebnissen zu kommen. Abgesehen davon trägt Spielzeugfülle nicht dazu bei, Konsum zu reduzieren. Sogenanntes Zeug zum Spielen, nämlich Material, das sich Kinder selbst aus ihrer Umwelt zusammensuchen und das nicht von Erwachsenen zum Spiel erschaffen worden ist, regt zusätzlich zu eigener Ideenfindung und Problemlösung an. Spiel ist wieder so ein Entwicklungsbereich, in dem in der frühen Kindheit die Basis gelegt wird. In der späteren Kindheit nachzuholen, was in den ersten Lebensjahren versäumt und fehlgeleitet wurde, ist ein schwieriger Prozess, weil die naturgegebene Spielentwicklung und das lustvolle Leistungsbedürfnis nicht mehr in der gleichen Weise vorhanden sind. Während der Schulzeit und im Jugendalter können allerdings entwicklungsbedingt wieder bestimmte Spielmotivationen entstehen, etwa durch den Abenteuerdrang bei älteren Schulkindern und in der Pubertät oder durch das Verlangen, sich in Peergruppen zu bewähren und zu beweisen. Soziales Wohlgefühl und soziale Kompetenzen aufbauend beeinflussen Für die meisten Kinder ist der Kindergarten die erste Einrichtung, in der sie unter gleichberechtigten Peers leben und sich ohne die Betreuung familiärer Erwachsener zurechtfinden. Glücklicherweise wird heute bei jedem einzelnen Kind dafür gesorgt, dass es sich langsam und angstfrei mit der Begleitung einer vertrauten Person aus der Familie in die neue Gemeinschaft der Krippe oder des Kindergartens einlebt. Wenn das Kind diesen Beginn mit einer guten und freudigen Grundstimmung verbindet, werden positive Weichen für die weitere soziale Entwicklung und für Wohlgefühl in Gruppen gestellt. Der Mensch ist sein ganzes Leben lang in Gruppen eingebunden. Wir Menschen sind soziale Wesen. Wir brauchen Gemeinschaften. Das Du ist der Spiegel, um uns selbst zu erkennen. 278 uj 6 | 2012 Zukunftsfähigkeit Es gibt weitere Gründe, weshalb gerade heute unsere Gruppenfähigkeit und das Wohlgefühl, das wir aus unserem Zusammenleben in Gemeinschaften gewinnen, überaus wichtig sind: ➤ Um von überhöhtem Konsum loslassen zu können, benötigt der Mensch andere Quellen für sein Wohlgefühl. In allen Kulturen vermittelt die Einbindung und das (emotionale) Geben und Nehmen in Gruppen eine solche Quelle. Eine gute Gruppenfähigkeit erhöht Lebensqualität, die nicht auf einer materiellen Ebene beruht. ➤ Die frühere starke familiäre Bindung oder die nachbarlichen Gemeinschaften lösen sich heute oft auf. Die Menschen sind arbeitsbedingt und auch privat flexibler geworden und finden sich bis ins Alter in immer wieder neuen Gruppen zusammen. Soziale Kompetenzen erleichtern das Einleben in neue Gruppen. ➤ Wohlgefühl in Gruppen und hohe soziale Kompetenzen tragen zur Globalisierung von sozialem Denken und Handeln bei. Der Kindergarten bietet für Gruppenfähigkeit und für soziales Denken ideale Voraussetzungen. Das Kind hat in seinen ersten Lebensjahren ein naturgegebenes hohes Bedürfnis zu Kontakten mit Gleichaltrigen. Langsam wächst es im Kindergarten von Jahr zu Jahr von der jüngsten Teilgruppe zu den Ältesten. Die Freispielphasen bieten das Erproben von sozialen Kompetenzen in unterschiedlichen Kleingruppen. Das Kind erprobt einen gangbaren Pfad zwischen Kooperation, Konkurrenz, Dominanz und Unterordnung. Dabei übt es den Umgang mit Selbstbestimmung und Partizipation zunächst in den kleinen Spielgruppen. Im Laufe seiner Kindergartenzeit erweitert es seine Partizipation ansatzweise bis auf die Gesamtgruppe. Leider ist für ErzieherInnen durch den vorgegebenen Personalschlüssel eine differenzierte Beobachtung und Unterstützung der sozialen Fähigkeiten gerade während des Freispiels nicht in ausreichendem Maße möglich. Die meisten der Kinder übernehmen spätestens gegen Ende der Kindergartenzeit Führung in kleinen Spielgruppen. Manche von ihnen erreichen dabei erstaunliche Führungsqualitäten. Ein Beispiel: ➤ Zwei etwa fünfjährige Kinder stellen im Bewegungsraum zwei Bänke nebeneinander. Sie rufen Marie und fragen sie, ob sie mitspielen will. Marie sagt zu und fragt: „Was habt ihr angefangen? “ Die beiden berichten, dass sie ein großes Schiff bauen wollen.„O ja“, ruft Marie. „Das Schiff könnte zu einer Insel fahren. Dort gäbe es keine Menschen. Wir müssten die Insel erforschen.“ Eins der Kinder schlägt vor: „Wenn es wilde Tiere gibt, brauchen wir Gewehre! “ „Ja! “ sagt Marie, „Wir brauchen sie aber nur für den Notfall. Die Tiere hätten Angst vor uns. Wir brauchen aber Fotoapparate. Wir wären doch Forscher! “ Sie schlägt vor, zuerst Bausteine als Fotoapparate und Stöcke als Gewehre zu suchen. Dabei entdeckt sie Bausteine, die sich als Ferngläser eignen und auch einen Reifen als Steuer. Begeistert beschreibt sie ihre Ideen und fragt, wer der Steuermann sein will. Dann nimmt sie ein symbolisches Fernglas und gibt eins dem weiteren mitspielenden Kind. Die drei besteigen wieder das Schiff und betrachten mit dem Fernglas die imaginäre Insel. Marie berichtet mit aufgeregter Stimme, welche Tiere sie sieht, und sagt dem Steuermann, an welcher Stelle der Insel er gefahrlos anlegen kann. Eine solche Spielführung verlangt hohe Fähigkeiten: Eigene und fremde Spielwünsche müssen erfasst, deren Folgen abgeschätzt und Kompromisse gefunden werden. Spielführende Kinder mit hohen Kompetenzen ergreifen Initiative, strahlen Begeisterung aus, bringen beim Abflachen des Spiels neue Ideen ein, können vorgeschlagene Wege begründen und für eine faire Verteilung von Rollen sorgen. Kinder, die Spiel in Kleingruppen gut anführen können, haben Qualitäten erlernt, die sie stark machen und die sie später für eine verantwortliche Partizipation und für Führungsaufgaben benötigen werden. 279 uj 6 | 2012 Zukunftsfähigkeit In der Nachmittagsbetreuung von Schulkindern können ähnliche Rollenspiele entstehen. Auch bei Regelspielen oder sportlichen Spielen ohne feste Regeln können Gruppenmitglieder im Schul- und Jugendalter verlässliche Spielführung übernehmen. Diese Fähigkeiten gilt es zu unterstützen, allerdings müssen die Erwachsenen darauf achten, dass die Führung fair und die Gruppenbeziehungen dabei stimmig bleiben. Insbesondere Gruppenmitglieder, die in ihrem Selbstwertgefühl geschwächt und verletzt sind, können Machtpositionen zum eigenen Vorteil ausnutzen oder - im Gegenteil - an den Rand gedrängt und zu Außenseitern gemacht werden. Kinder, die ein schwaches Selbstwertgefühl haben, die Abwertung und Verletzungen befürchten, reagieren häufig bereits aggressiv, bevor sie angegriffen wurden, um sich vor Verletzungen zu schützen und mit eigenen Drohgebärden abzuschrecken. Die Erwachsenen brauchen Gelassenheit und innere Ruhe, um positives Verhalten bei Gruppenmitgliedern zu erkennen und zu bestärken, etwa Einfühlung oder Hilfsbereitschaft. Bei Kindern im Schulalter und bei Jugendlichen fällt oft fragwürdiges Führungsverhalten einzelner Gruppenmitglieder auch nicht auf, weil sie es nicht offen zeigen und die Gruppenmitglieder sie nicht verpetzen wollen. Zudem wird es unter älteren Kindern und Jugendlichen als Schwäche gewertet, wenn sie Erwachsene als Hilfe benötigen. Der Mensch will nicht nur nehmen, sondern auch geben, und das bereits als Kind. Durch sein Geben nimmt das Kind sich in den Gemeinschaften, in denen es lebt, als wichtig wahr. Das nichtmaterielle Geben ist für das Kind bedeutsamer als das materielle, denn dabei braucht es sein Geben nicht vom Besitz abhängig zu machen. Es gibt durch sein eigenes Können, etwa durch Gedanken, Mitgefühl, Hilfsbereitschaft, durch unterstützende Ideen bei Konfliktbearbeitung, Problemlösungen und Trösten. Spielführung und bereichernde Spielideen in den Kleingruppen im Freispiel oder bei Spielen mit der Gesamtgruppe sind ebenfalls eine Form von Geben. Eine andere wichtige Form des Gebens sind Arbeitsleistungen für die Gemeinschaft. Gruppenmitglieder übernehmen z. B. regelmäßige Aufgaben wie Pflanzenpflege oder Tischdienst, und zwar bereits im Kindergarten. Bei Schulkindern und Jugendlichen etwa in Wohngruppen werden solche Aufgaben nicht mehr so gern gemacht. Trotzdem sind sie wichtig. Arbeitsleistungen, die nicht regelmäßig stattfinden, können eine interessantere Herausforderung bedeuten, etwa eine Besorgung oder eine kleine Reparatur. Allerdings bedeutet diese Art der Pädagogik wieder Mehrarbeit für das Team, insbesondere im Kindergarten, denn Kinder einzubeziehen setzt Wachsamkeit, Engagement und Zeit voraus. Es geht meist schneller und problemloser, die Leistung als Erwachsener selbst zu erbringen. Eine gute Möglichkeit, soziales Denken und Handeln älterer Kinder über die Familie und andere Lebensgemeinschaften auszudehnen, ist die Mitgliedschaft in einer Jugendgruppe, die sich speziell für soziale oder nachhaltige Ziele einsetzt. Das kann die Jugendfeuerwehr in kleinen Gemeinden sein, eine Gruppe, die der Gemeinde ihr musikalisches Können oder ihr Laienspiel vorführt, Jugendgruppen mit ökologischen und sozialen Zielen wie Naturschutzbund oder Bund für Umwelt und Naturschutz, Gruppen, die sich für Kinderrechte einsetzen - etwa Kinder in einem Asylbewerberheim zu unterstützen -, oder auch Jugendgruppen von (entwicklungs)politisch motivierten Nichtregierungsorganisationen oder Parteien. Ethische Wertmaßstäbe mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit vorbereiten und aufbauen Ethische Werte sind„Spätentwickler“. Über Moral kann erst im Jugendalter (etwa ab der Pubertät) diskutiert werden. Dafür braucht der Jugendliche aber in seiner frühen Kindheit und 280 uj 6 | 2012 Zukunftsfähigkeit in der Grundschulzeit konkrete Erfahrungen von guten und abzulehnenden Handlungen. Kinder müssen deshalb bereits im Kindergarten und in der Grundschulzeit Verhaltensweisen erleben, bei denen ihnen aus der Sicht von Nachhaltigkeit, d. h. ökologischem und sozialem Verhalten, Bewertungen gegeben und begründet werden. Das bedeutet u. a., dass im Alltag entsprechende Regeln entwickelt und gelebt werden. Beispiele: ➤ Die Gruppenmitglieder bedienen sich beim gemeinsamen Essen wenn möglich selbst. Sie lernen dabei, sich wenig zu nehmen und ggf. nachzuholen, damit möglichst keine Essensreste auf den Tellern bleiben. Zugleich müssen sie bei begrenzten Speisen auf andere Rücksicht nehmen. Essensreste in den Schüsseln und Töpfen werden, wenn immer möglich, zur nächsten Mahlzeit verändert zubereitet. Die Erwachsenen in Wohngruppen äußern ihre Freude, wenn Jugendlichen eine gut schmeckende Speise mit Verwertung von Resten gelungen ist. ➤ Vielleicht lässt sich irgendwo am Rand des (meist zu kleinen) Kindergartenhofes eine Kartoffel oder Tomate pflanzen, damit die Kinder das langsame Wachstum und die Pflege von Nahrungspflanzen wenigstens beispielhaft erleben und auch aus dieser Sicht Wertschätzung von Nahrung aufbauen können. Am Komposthaufen in einer Ecke des Hofes erkennen sie, dass die Natur ihre Produkte wiederverwertet und keinen bleibenden „Müll“ hinterlässt. ➤ Werkmaterial wird sparsam verwendet, auch das Papier, das die Einrichtung vielleicht kostenlos als Restpapier aus einer Druckerei erhalten hat. Das Kind soll den Wert des Materials wahrnehmen, unabhängig davon, ob es vom Vorbesitzer weggeworfen worden ist oder nicht. Es lernt zum Beispiel, die Schablone an den Rand und nicht in die Papiermitte zu legen. (Das machen manchmal selbst Erwachsene nicht! ) ➤ Beim Lüften wird die Heizung zugedreht, das Licht wird ausgeschaltet, wenn es nicht mehr gebraucht wird. Mit Wasser wird achtsam umgegangen. Die Gruppenbetreuerinnen begründen das sparsame Verhalten weniger mit Geld, sondern mit der ökologischen Wirkung. ➤ Kinder lernen, mit Pflanzen schonend umzugehen und Tiere, auch kleine und unscheinbare, zu schützen. ➤ Auf die Integration von Gruppenmitgliedern mit Migrationshintergrund, aus finanziell schwachen Familien und mit besonderen Bedürfnissen wird besonderer Wert gelegt. Wenn die Gruppe zu motivieren ist, sich bei der Erstellung der Regeln und bei anderen Planungen zu beteiligen, nehmen die Verantwortung der Gruppenmitglieder und das Einhalten der Vereinbarungen zu. Dann werden die Regeln nicht nur ausgeführt, weil sie von oben verlangt werden und Fehlverhalten vielleicht mit Sanktionen belegt wird, sondern die Gruppenmitglieder übernehmen sie aus eigener Verantwortung, zumindest teilweise. Selbstbestimmung und Partizipation haben dann einen wichtigen Anteil an der Bildung von Wertmaßstäben. Führungsqualitäten und Erfahrungen bei Mitbestimmung, die Kinder aus ihrer Kindergartenzeit mitbringen, sind bedeutsam für die Weiterführung im Schul- und Jugendalter. Viele der Kinder und Jugendlichen haben in ihren Familien Partizipation nicht ausgewogen erlebt: Ihre Mitbestimmung wurde z. B. in Verwöhnung überhöht, oder sie hatten sich unterzuordnen. Die Schule kann Partizipation nur in Teilbereichen vermitteln, weil sie sich stark an Lehrpläne halten muss. Sozialpädagogische Einrichtungen haben eine breitere Möglichkeit, die sie unbedingt nutzen sollten, damit die Kinder und Jugendlichen Werthaltungen und Führungsqualitäten entwickeln. 281 uj 6 | 2012 Zukunftsfähigkeit Der Erziehung zur Zukunftsfähigkeit eine hohe Bedeutung geben und sie in die Öffentlichkeit tragen Unabhängig davon, wie die augenblicklichen Krisen bewältigt werden: Immer und in aller Zukunft wird die Gefahr bestehen, dass Mächtigere unter den Menschen auf Kosten der Schwächeren sowie auf Kosten der Natur und der zukünftigen Generationen nach mehr greifen werden. Gier ist ein Merkmal, das leider zum Menschsein gehört. Für immer wird deshalb auch die Gefahr bestehen bleiben, die Natur in Teilen irreparabel oder für lange Zeit zu schädigen. Erziehungsziele zu nachhaltigen Lebensstilen, die das gleichberechtigte Lebensrecht aller Menschen und auch der zukünftigen Generationen einschließen, werden für alle Zukunft Gültigkeit behalten. Die Erziehungswissenschaften und die praktische Pädagogik in allen Bildungseinrichtungen müssen deshalb auf sozial fundierte und nachhaltige Bildung weit mehr Wert legen und müssen ihre zukunftsorientierten Erziehungsziele und Bildungsvorschläge in die Öffentlichkeit und in die Familien tragen. Die Berufsausbildungen für pädagogische Berufe müssen Zukunftsfähigkeit als ein zentrales Thema in die unterschiedlichen Bildungsgänge integrieren. Dabei ist es wichtig, dass die jungen Berufstätigen mit Offenheit und weiterer Lernbereitschaft in ihre pädagogische Arbeit entlassen werden, damit sie wach und sensibel für Veränderungen bleiben. Pädagogik ist heute noch deutlicher als je zuvor ein Beruf, in dem man nie ausgelernt hat, denn mit den gesellschaftlichen Prozessen verändern sich pädagogische Ziele und Aufgaben. Die augenblickliche beängstigende globale Krisensituation macht das besonders deutlich. Die Aktualisierung der pädagogischen Ziele und Anforderungen verlangt Eile, damit die nächsten Generationen die gegenwärtigen Herausforderungen möglichst motiviert aufgreifen und zügig fortführen. Die Bewältigung der globalen Krisen verträgt keinen Aufschub und keine Unterbrechung. Freya Pausewang Nonnenwaldweg 12 c 65388 Schlangenbad Literatur Deutsche UNESCO-Kommission e.V. (Hrsg.), 2010: Zukunftsfähigkeit im Kindergarten vermitteln: Kinder stärken, nachhaltige Entwicklung befördern. www. bne-portal.de/ elementarpaedagogik, 30. 2. 2012, 6 Seiten Pausewang, F., 2012: Macht mich stark für meine Zukunft - Wie Eltern und Erzieherinnen die Kinder in der frühen Kindheit stärken können. München Spitzer, M. , 2009: Lernen. Gehirnforschung und die Schule des Lebens. Heidelberg
