eJournals unsere jugend 66/1

unsere jugend
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0342-5258
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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2014
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Religiosität und Spiritualität als protektive Faktoren in der Heimerziehung?

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2014
Hildegard Lütkemeier
Die Förderung von Resilienz durch Religiosität und Spiritualität ist bislang in der Heimerziehung wie auch in der sozialpädagogischen Ausbildung ein wenig beachtetes Thema. Eine Untersuchung zur Behandlung des Themas in der Praxis soll Aufschluss über Stand und Entwicklungsmöglichkeiten geben.
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8 unsere jugend, 66. Jg., S. 8 - 18 (2014) DOI 10.2378/ uj2014.art03d © Ernst Reinhardt Verlag München Basel Religiosität und Spiritualität als protektive Faktoren in der Heimerziehung? Untersuchung zur Resilienzstärkung in Einrichtungen der stationären Jugendhilfe Die Förderung von Resilienz durch Religiosität und Spiritualität ist bislang in der Heimerziehung wie auch in der sozialpädagogischen Ausbildung ein wenig beachtetes Thema. Eine Untersuchung zur Behandlung des Themas in der Praxis soll Aufschluss über Stand und Entwicklungsmöglichkeiten geben. von Hildegard Lütkemeier Jg. 1950; Lehrerin am Anna Zillken Berufskolleg in Dortmund Das hier vorgestellte Projekt des Anna Zillken Berufskollegs in Dortmund wurde unter der Leitung des Schulleiters Martin Heiming und der Lehrerin Hildegard Lütkemeier in Zusammenarbeit mit Professor Dr. Richard Günder von der Fachhochschule Dortmund entwickelt. Grundlagen und Grundfragen Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit befassen sich in zunehmendem Maße mit der Resilienzforschung, einem immer noch neuen Gebiet, das seine Aufgabe darin sieht, einen Beitrag zur Verbesserung der Widerstandsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen in kritischen Lebenssituationen zu leisten. Stärkung der Resilienz dient somit zugleich einer positiven Persönlichkeitsentwicklung. Mit dem Ansatz der Resilienz liegt ein Konzept vor, das „das Hauptaugenmerk nicht mehr nur auf Anpassungs- und Bewältigungs-,Probleme‘, sondern auf die Bewältigung von Risikosituationen legt“ (Bohn 2006, 3). Die Resilienzforschung ist als empirische Wissenschaft inzwischen anerkannt, das Resilienzkonzept hat längst Eingang in die Ausbildungs- und Studiengänge der Sozialen Arbeit gefunden und hat in der pädagogischen Arbeit auch präventiv große Bedeutung gewonnen. Forschung in diesem Bereich kann dazu dienen, Anhaltspunkte zu entdecken, die Kindern helfen können, sich auch unter schwierigen Bedingungen positiv zu entwickeln. Dadurch kann Resilienzstärkung „integraler Bestandteil“ von Erziehungs- und Bildungsprozessen werden (Fthenakis 2011, 9f ). 9 uj 1 | 2014 Religiosität und Spiritualität als protektive Faktoren? Vor diesem Hintergrund ist es selbstverständlich, dass das Konzept der Resilienz auch in den Ausbildungsgängen am Anna Zillken Berufskolleg Berücksichtigung findet. Die Fragestellung, die sich in Zusammenhang mit der empirischen Untersuchung auftat, lautete: Inwieweit und wodurch können auch Religiosität und Spiritualität resilienzfördernd wirken? Die Frage mag besonders für eine Fachschule in konfessioneller Trägerschaft, zumal mit einem Ausbildungsschwerpunkt Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in stationären Einrichtungen der Jugendhilfe nahe liegend sein, sie wurde aber bislang noch nicht näher betrachtet. Doch gerade in der Auseinandersetzung mit neuen und aktuellen Herausforderungen angesichts sich verändernder Erziehungs- und Lernsituationen in Familie, Schule und in der Heimerziehung erscheint die vertiefte Beschäftigung mit dieser Frage notwendig. Ausgehend von der beschriebenen Fragestellung wurde im Vorfeld Literatur zur Bedeutung von religiösem Glauben, Erleben von Spiritualität und Erfahrung von Sinnhaftigkeit für die personale Entwicklung junger Menschen recherchiert. Der empirische Teil ging besonders der Frage nach, inwieweit diese personalen Ressourcen in der praktischen Alltagsarbeit der Einrichtungen der stationären Jugendhilfe Berücksichtigung finden und inwieweit die pädagogischen MitarbeiterInnen dabei auf eigene dementsprechende Erfahrungen zurückgreifen. Aussagen der Fachliteratur zu Religion als protektivem Faktor Religiöser Glaube und Lebenssinn wurden bereits in der viel beachteten Kauai Längsschnittstudie von Werner und Smith (z. B. Wustmann 2011) als protektive Faktoren identifiziert, als Faktoren also, die schützend vor schädigenden Einflüssen wirken. Dasselbe gilt auch für externe Unterstützungssysteme wie zum Beispiel kirchliche Jugendgruppen, aber auch für Jugendarbeit außerhalb der Kirche, die sinnstiftend wirken kann. Sie werden als gute Grundlagen für einen günstigen Entwicklungsverlauf bezeichnet (Wustmann 2011, 87). Wustmann (2011, 115) beschreibt in einer Zusammenfassung von empirischen Befunden im Rahmen der personalen Ressourcen des Kindes religiösen Glauben, Spiritualität und Kohärenz als Resilienzfaktoren. Das Gefühl von Kohärenz beinhaltet nach Antonovsky (1993) die Fähigkeit, dass man die Zusammenhänge des Lebens versteht, die Überzeugung, dass man das eigene Leben gestalten kann, und den Glauben, dass das Leben einen Sinn hat. Dies zeigt sich in Motivation und positiver Lebenserwartung. „Ein Mensch ohne Erleben von Sinnhaftigkeit wird das Leben in allen Bereichen nur als Last empfinden …“ (Bengel u. a. 2001, 30). Auch Eggert beschreibt religiöse Überzeugungen als Schutzfaktor. Sie können dem Leben Sinn und Bedeutung geben und dienen der Stabilisierung des Selbstwertgefühls (Eggert 2004, 16). Eine negative Beeinflussung des Selbstwertgefühls durch religiöse Überzeugungen ist ebenso möglich, „wenn sie Gott überwiegend als fordernd und richtend und den Menschen als böse darstellen“ (Grom 1992, 175). Weiter beschreibt Grom religiöse Fehlentwicklungen, bei denen Gott auch als Angst- oder Wunschphantasie durch entsprechende Fixierungen erlebt werden kann (Grom 1986, 145). „Krank macht Glaube vor allem dann, wenn sich das Bild des strafenden Gottes bereits in den ersten Lebensjahren festsetzen konnte. Gerade introvertierte, schüchterne Kinder und solche, deren Selbstwertgefühl durch eine allzu autoritäre Erziehung ohnehin untergraben wurde, lassen sich von einem richtenden und despotischen Gott stark beeindrucken“ (Endraß/ Kratzer 2004, 3). 10 uj 1 | 2014 Religiosität und Spiritualität als protektive Faktoren? Bedingungen für die Arbeit mit religiösen und spirituellen Angeboten Bettelheim sieht den gesamten Heimalltag als therapeutisches Instrument (Bettelheim 1989, 227ff ) und nennt Dimensionen des Milieus, die entwicklungsfördernd wirken, indem sie die Ich-Funktion des Kindes stärken: Räumliche Bedingungen als physikalische Dimension sind nach Bettelheim Teil des therapeutischen Milieus (Bettelheim 1989, 139ff ) und haben auf Kinder großen Einfluss. Sie sind„räumliche Botschaften“ und können daher auch als Ausdrucksformen religiöser und spiritueller Aspekte stärkend wirken. Das können zum Beispiel Räume mit religiösem oder spirituellem Charakter, wie Gebets- oder Meditationsräume, sein. Zentrale Größe des therapeutischen Milieus ist die personale Dimension, womit Bettelheim Einstellung, Haltung und Kompetenz der MitarbeiterInnen verbindet (Bettelheim 1989, 250f ). Bedarf an Orientierung Der Bedarf an Orientierung lässt sich aus ganz unterschiedlichen Sichtweisen darstellen, von denen im Folgenden nur einige genannt seien. Grubauer (2013, 68) verweist auf Ergebnisse der Sinus Studie, nach denen„ein enormer Umbildungsprozess von sozialer und individueller Identität“ für einen Teil der jungen Menschen zu erwarten ist. Für Grubauer (2013, 70) handeln religiöse Kernfragen „von der Suche nach Orientierung und Sicherheit, Trost und Geborgenheit… Und ebenjene Suchbewegungen scheinen die großen Herausforderungen gegenüber brüchiger und widersprüchlicher Identitätsbildung zu werden“. Dafür braucht es nach Grubauer Erfahrungsräume, „in denen Entdeckungsreisen möglich sind zu sich wie zur Welt, in denen spirituelle Rituale emotionalen Zugang ermöglichen“. Huntington erkennt einen Bedarf an Orientierung aufgrund sozialer, wirtschaftlicher und politischer Modernisierung. „Menschen brauchen neue Quellen der Identität, neue Formen einer stabilen Gemeinschaft und neue moralische Anhaltspunkte, die ihnen ein Gefühl von Sinn und Zweck geben“ (Huntington 1998, 146). Die veränderte Bedeutung von Religion steht nach Knoblauch auch in einem engen Zusammenhang mit der Globalisierung, durch die die Bedeutung der Nationalstaaten abnimmt. Auf globaler Ebene sei zu beobachten, „dass der Aufschwung der Religion in einem sehr engen Verhältnis zur Unsicherheit des alltäglichen Lebens steht“ (Knoblauch 2009, 34). Dabei sind für Knoblauch körperliche, gesellschaftliche sowie persönliche Risiken als Schlüssel zum Verständnis von Religiosität zu sehen, wozu auch die Risiken innerhalb der primären und sekundären Sozialisation zählen, durch welche eine Zuwendung zur Religion erfolge. Erkennbar sei auch in europäischen Gesellschaften die Tendenz hin zu einer neuen religiösen Dynamik, die von unterschiedlichen spirituellen Bewegungen wie zum Beispiel „New Age“ oder „Esoterik“ ausgehe. Knoblauch (2009, 40f ) fasst diese verschiedenen Formen trotz ihrer Unterschiedlichkeit unter dem Begriff „Spiritualität“ wie folgt zusammen: „Sie vermeiden eine straffe kirchliche Organisation, sie sind ganzheitlich ausgerichtet und sie legen großen Wert auf subjektive Erfahrungen der Transzendenz“ (41). Nach Scholl „zeichnet sich ein verstärkter Wunsch nach unmittelbarer religiöser Erfahrung ab, nach einer Erlebnisdimension, die zu vermitteln den etablierten Religionsgemeinschaften nicht oder zumindest nicht mehr in ausreichendem Maße gelingt“ (Scholl 2010, 35). Baumann-Lerch beschreibt anhand von Beispielen aus dem Schulalltag in Wiesbaden, dass auch Kinder aus ganz schwierigen sozialen Verhältnissen nach Spiritualität hungern (2009, 11 uj 1 | 2014 Religiosität und Spiritualität als protektive Faktoren? 22f ). Sie zitiert Steffensky, der einen „tiefen Erfahrungshunger“ feststellt: „Die Menschen ersticken in unbezeichnetem Leben.“ Er ist der Meinung, dass Kinder in einer Zeit, in der Traditionen verblasst sind, nach äußeren Zeichen verlangen: „Lehren heißt zeigen, was man selber liebt.“ Durch das Angebot von religiösen Geschichten, Liedern und Gebeten„können sie erfahren, wie es ist, wenn man überhaupt etwas liebt“ (Steffensky zitiert nach Baumann- Lerch 2009). Bedeutung von Ritualen Rituale beinhalten „Prozesse der kreativen Nachahmung, die sich an Vorbildern und an Handlungen anderer ausrichtet. Mithilfe dieser mimetischen Prozesse erfolgt die Herausbildung eines praktischen, handlungsrelevanten Wissens, einer körperlichen Beteiligung und eines leiblichen Habitus“ (Wulf/ Zirfas 2001, 342). Rituale haben tröstende, stärkende und ermutigende Wirkung (Gräb 2003). Sie können versöhnen, Werte darstellen und Konflikte bearbeiten sowie identitätsstiftend wirken (Kranemann 2008, 9). Obwohl Rituale Kindern Sicherheit und Geborgenheit vermitteln können, stellt Günder fest, dass Rituale „in der Heimerziehung weitgehend in Vergessenheit geraten“ sind (2011, 130). Vor diesem Hintergrund sollten Rituale eine Aufwertung erfahren und nicht als „harmloses Randgeschehen“ abgetan werden. Mit ihnen darf nicht oberflächlich umgegangen werden, denn in ihnen stecken Kraftpotenziale zur Veränderung von Wirklichkeit, auch in Anbindung an soziale Prozesse (Kranemann 2008, 17ff ). So kann beispielsweise in einem Begrüßungsritual die verlässliche Erfahrung des Wahrgenommenwerdens und der Wertschätzung gemacht werden. Kranemann fragt daher zu Recht „nach einer Pädagogik der (religiösen) Rituale“, die eine entsprechende rituelle Kompetenz voraussetzt. Post gibt zu bedenken, dass das große Bedürfnis nach Ritualen oft mit Ersatzriten und Projektionen aus anderen Kulturen und Traditionen gefüllt, aber nicht wirklich gestillt wird (Post 2004, 67f ). Von Ritualen kann nur dann eine positive Wirkung ausgehen, wenn Vorbilder auch tatsächlich existieren und erlebt werden können (Wulf/ Zirfas 2001, 342). Hierin liegt für MitarbeiterInnen in der Heimerziehung eine große Herausforderung und Chance zugleich. Dabei steht die eigene Authentizität vor allem bezogen auf die Frage nach einer positiven Lebenshaltung und sinnorientiertem Handeln im Mittelpunkt. Ein Merkmal des Rituals ist „das sogenannte ‚Framing‘ im Sinne einer Differenz von nicht ritualisiertem Alltag und Ritualsituation oder die explizite Verwendung von Symbolen“ (Lüddeckens 2004, 45). Das bedeutet, die rituelle Handlung erfolgt in einem bestimmten Zusammenhang, in dem die Beteiligten nach einem bestimmten Konzept und festgelegten Rollen agieren. „Darüber hinaus wird diesen Handlungen ein Sinn zugesprochen, der über das Tun selbst hinausreicht“ (Lüddeckens 2004, 45f ). Rituale haben auch negative Wirkungen, wenn sie nämlich instrumentalisiert werden, zum Beispiel als Mittel zum Zweck für Disziplinierung oder Manipulation. Religiöse Rituale können dann„gefährlich unentbehrlich“ werden (Jetter 1978, 112). Daher müssen Rituale und das ihnen zugrunde liegende Menschenbild immer auch kritisch beobachtet werden (Kranemann 2008, 21). Rituale und kulturelle Identität Rituale können im Rahmen von Wertediskussion und kultureller Identität „unhintergehbare Sicherheit in Zeiten der Unübersichtlichkeit gewähren“ (Wulf/ Zirfas 2004, 7). Im interkulturellen Bereich steigt nach Kranemann bei einem wachsenden islamischen Bevölkerungsanteil der Bedarf an Ritualen, die Angehörige verschiedener Religionen einbeziehen. Das 12 uj 1 | 2014 Religiosität und Spiritualität als protektive Faktoren? aber führt häufig zu Spannungen mit christlichen Kirchen, die fürchten, der „konfessorische und identifikatorische Charakter religiöser Rituale“ könnte darunter leiden (Kranemann 2008, 5). So wird seitens der Evangelischen Kirche als weiteres Argument das unterschiedliche Gottesverständnis verschiedener Religionen angeführt, wodurch ein gemeinsames Gebet nicht möglich sei (Kirchenamt 2006, 116). Andererseits wird insbesondere im Blick auf die monotheistischen Religionen die große Bedeutung des interreligiösen Dialogs betont (z. B. Küng 1978, 97ff; Küng 1990). Für das Zusammenleben von Kindern in der stationären Jugendhilfe aus unterschiedlichen Kulturen und Weltanschauungen bedeutet das daher, dass der interreligiöse Dialog auch hier behutsam im Respekt vor der Überzeugung und kulturellen Prägung eines jeden einzelnen geführt werden muss. Nach Harz sind interkulturelles und interreligiöses Lernen untrennbar miteinander verbunden. „Dazu gehört sowohl das Entdecken der eigenen religiösen Heimat als auch das Einüben von Umgangsweisen mit religiös Fremdem“ (Harz 2006, 10). Traditionen können nicht einfach ausgetauscht werden. Im Blick auf unsere christliche Kultur ist es daher wichtig, auch die Wurzeln christlicher Feste kennenzulernen. Denn dabei geht es immer wieder „darum, wie Gott sich in Jesus den Menschen zugewandt hat“ (Harz 2006, 10). Und im Blick auf andere Kulturen und Religionen ist genauso mit zu berücksichtigen, vor welchem Hintergrund Menschen mit anderen religiösen Wurzeln und Traditionen ihre Feste feiern und Bräuche pflegen. Die Anlage der Untersuchung Die empirische Untersuchung zielte auf die Beantwortung der Frage, inwieweit und wodurch Religiosität und Spiritualität resilienzfördernd wirken können. Basis der Befragung war ein durch Pretests abgesichertes Leitfadeninterview mit 18 Fragen. Die Interviews wurden während des Gesprächs aufgezeichnet und später transkribiert. Sie wurden jeweils zur Hälfte von LehrerInnen und Studierenden des Berufskollegs durchgeführt. Die Studierenden wurden intensiv auf diese Aufgabe vorbereitet. Die Befragung erfolgte dann von Januar 2011 bis August 2011 in 45 Einrichtungen der stationären Jugendhilfe in freier Trägerschaft in Nordrhein-Westfalen mit 51 ErzieherInnen. Die Hälfte der Einrichtungen befindet sich in konfessioneller Trägerschaft. Mehrmals wurden ErzieherInnen aus unterschiedlichen Gruppen einer Einrichtung befragt. Die Befragten arbeiteten zum Zeitpunkt der Untersuchung im Durchschnitt 7,6 Jahre in der Einrichtung, der größte Teil zwischen einem und fünf Jahren. Bei weiteren 44 stationären Einrichtungen, davon ebenfalls die Hälfte in konfessioneller Trägerschaft, sammelten PraktikantInnen der Schule in Form einer teilnehmenden Beobachtung Informationen zu religiösen und spirituellen Elementen im Alltag der stationären Jugendhilfe. Ausgewählte Untersuchungsergebnisse Zur Frage nach Glaube und Spiritualität als protektive Faktoren in der Erziehungsarbeit Mehr als die Hälfte der Befragten bestätigen aufgrund der eigenen Praxiserfahrung einen positiven Einfluss von Glauben auf die Widerstandskraft von Kindern in schwierigen Situationen. Unter anderem wird geäußert: ➤ „Der Kontakt zu einer Kirchengemeinde, die ja auch Struktur gibt, vermittelt dem Kind, was nur über wenige Ressourcen verfügt, enormen Halt. Das wirkt wie ein Korsett, an dem sich das Kind festhalten kann.“ ➤ „Der Glaube hat dem Kind das Grundgefühl vermittelt: Ich bin nicht allein.“ 13 uj 1 | 2014 Religiosität und Spiritualität als protektive Faktoren? Besonders beim Verlust von nahen Angehörigen wirkt sich der Glaube positiv aus. „Es ist ein Leitfaden, an dem sie sich festhalten“, „da ist noch einer, auf den ich bauen kann.“ Auch die Auseinandersetzung mit Gott wird als hilfreich beschrieben: „Gott ist für einige die letzte Rettung, für andere der, den sie anklagen, für das verantwortlich machen, was ihnen zugestoßen ist. Sie zeichnen ein scharfes Bild und finden dadurch viel Stärke und Glauben.“ Ein Drittel der Befragten konnte bisher keine entsprechenden Erfahrungen machen. Jedoch wurde darauf hingewiesen, dass religiöse Faktoren auch negativ wirken können, zum Beispiel aufgrund von elterlichem Zwang oder bei psychischen Erkrankungen in Form von Wahnvorstellungen. Zur Frage nach räumlichen Bedingungen für religiöse und spirituelle Angebote Eine kleine Minderheit der Einrichtungen verfügt über eine Kapelle oder einen Gebetsraum für persönliche Rückzugsmöglichkeiten oder für Gruppenangebote. Entspannungsräume und Meditationsräume oder auch nur ein Kreuz als sichtbares religiöses Zeichen gibt es bei weit weniger als der Hälfte der Heime. Zur Vorbereitung auf große christliche Festtage wie Weihnachten und Ostern werden jedoch bei der überwiegenden Mehrheit der Einrichtungen die Räume adventlich oder österlich geschmückt. Bei einem Großteil der Einrichtungen zeigt sich dies aber nur als Brauchtum. Denn die Gestaltung und Feier von Weihnachten und Ostern erfolgt bei ungefähr der Hälfte der Befragten ohne erkennbaren christlichen Bezug. Der Einbezug von Festen anderer Religionen wurde nicht nachgefragt. Lediglich das muslimische Zuckerfest wurde ein Mal erwähnt. Zur Frage nach Einstellung, Haltung und Kompetenz der MitarbeiterInnen im spirituellen/ religiösen Bereich Einen deutlichen Zusammenhang zwischen der eigenen Einstellung in Glaubensfragen und den Werten, die ErzieherInnen vermitteln, bestätigen nahezu alle Befragten. Interessant erscheint es, dass sich alle MitarbeiterInnen an christliche Traditionen in ihrer Kindheit erinnern. Besonders positiv sind Erfahrungen mit Festen wie Weihnachten und Ostern. Eher negativ besetzt sind Erinnerungen an Gottesdienste, weil sie oft mit Zwang verbunden waren und als Qual erlebt wurden. Auch waren die Erfahrungen mit Geistlichen keineswegs immer positiv. Immerhin haben aber mehr als drei Viertel der Befragten von positiven Erfahrungen im religiösen Bereich berichtet. Nur ein kleiner Teil bewertete die Erlebnisse ausschließlich negativ. Heute noch suchen mehr als die Hälfte der befragten ErzieherInnen in schwierigen persönlichen Situationen und bei Schicksalsschlägen Hilfe im Gebet, nur für wenige sind Kontakte mit Familie und Freunden wichtiger. An den weiteren Ergebnissen wurde deutlich, dass die Bezüge zu Religion und kirchlichen Traditionen in der Kindheit später häufig verloren gegangen sind. Das zeigte sich darin, dass ein Teil der Befragten im Gegensatz zu früher heute gar kein Interesse an der Kirche hat. Eine überwiegende Mehrheit der ErzieherInnen sieht kein Bedürfnis an einer Auseinandersetzung mit Glaubensfragen. Lediglich ein kleiner Teil gibt an, sich mit religiösen Themen zu beschäftigen. Eine Motivation für die Arbeit mit religiösen oder spirituellen Angeboten ist nur bei ungefähr der Hälfte der Befragten vorhanden, die meisten fühlen sich dafür allerdings nicht kompetent. Weder die eigene Ausbildung noch Fortbildungen waren nach Meinung fast aller Befragten für eine Kompetenzentwicklung hilfreich. 14 uj 1 | 2014 Religiosität und Spiritualität als protektive Faktoren? Positiv wirken sich aber nach Ansicht einiger Befragter religiöse Sozialisation und eigener Glaube aus. Soweit ein Interesse an Kompetenzstärkung in Bezug auf den pädagogischen Umgang mit religiösen und spirituellen Angeboten bekundet wird, ist der Wunsch nach Wissen und Information über religiöse Inhalte und Strukturen groß. Hier besteht ein Bedarf an Austauschmöglichkeiten mit anderen Menschen über Glaubensfragen. Nach Angaben der Befragten ist es allerdings meist nicht möglich, sich im Team mit religiösen Fragen auseinanderzusetzen. Gleichwohl wäre eine solche Auseinandersetzung wichtig, um den eigenen Standort genauer kennenzulernen als notwendige Voraussetzung für ein authentisches und damit resilienzförderndes Verhalten. Bemerkenswert ist, dass viele Befragte eine Verbindung zu Kirchengemeinden vor Ort aus der Zeit der eigenen Kindheit und Jugend mit positiven Erfahrungen verbinden, zum Beispiel durch Mitarbeit in Jugendgruppen, bei Jugendfreizeiten und bei Vorbereitungen von Gottesdiensten. Diese Verbindungen sind heute weitgehend abgebrochen. Die Kirche vor Ort steht von daher für eine Kompetenzerweiterung der Befragten im religionspädagogischen Bereich praktisch nicht zur Verfügung. Zur Frage nach Wirkungen religiöser/ spiritueller Angebote Die Wirkung von religiösen und spirituellen Angeboten auf Kinder wird trotz der eigenen Unsicherheit im Umgang mit solchen Angeboten grundsätzlich von mehr als der Hälfte der Befragten positiv gesehen. So berichten die Befragten, dass diese Angebote den Kindern „Halt geben, festigend wirken“. „Sie können dadurch die Erfahrung von Geborgenheit machen.“ Oft wird auch dadurch Interesse und der Wunsch nach Auseinandersetzung mit religiösen Fragen geweckt. Besonders bei dem Verlust von nahen Angehörigen geben die Angebote „Raum zum Trauern und stärken die Gemeinschaft“. Allerdings geben auch viele ErzieherInnen zu bedenken, dass Kinder je nach eigener Vorerfahrung gerade in diesem Bereich leicht überfordert sind, was Widerstand und Abwehr auslösen kann. Hier wird ein besonders feinfühliger Umgang mit dem Kind gefordert, was aber auch bedeutet, dass Angebote im religiösen Bereich keinesfalls „von oben“ verordnet werden dürfen, eine Befürchtung, die von mehreren Befragten offen geäußert wurde. Zur Frage nach dem Umgang mit Ritualen im religiösen und spirituellen Bereich in der Heimerziehung Genannt wurden von den Befragten nur wenige rituelle Handlungen im religiösen oder spirituellen Bereich bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Gemeinsames Beten findet zum Beispiel nur vereinzelt statt. Die eigene Vorbildfunktion in diesem Bereich wird von ErzieherInnen fast gar nicht wahrgenommen. Als Grund geben einige an, Hemmungen zu haben, vor oder mit den Kindern zu beten. Die Segnung eines Kindes zum Beispiel mit der Bezeichnung des Kreuzes auf die Stirn wird sehr selten vorgenommen. Auch wird nur selten aus der (Kinder-)Bibel vorgelesen. Rituale aus anderen Religionen wurden gar nicht genannt. Nur eine kleine Minderheit der Befragten nutzt Vorbereitungszeiten auf große kirchliche Festtage wie die Advents- und Weihnachtszeit und Kommunion- oder Konfirmationsvorbereitung für die pädagogische Arbeit. Hier besteht oft große Unsicherheit bei den ErzieherInnen aufgrund fehlenden Wissens über die Inhalte dieser Feste. Ein Viertel der Befragten besucht Gottesdienste mit den Kindern, die allerdings fast immer besonders für jüngere Kinder verpflichtend sind. Kontakte zu Kirchengemeinden gibt es nur vereinzelt. Das Angebot an Ritualen im spirituellen Bereich umfasst die Feier von Brauchtum zu St. Nikolaus oder St. Martin in mehr als der Hälfte 15 uj 1 | 2014 Religiosität und Spiritualität als protektive Faktoren? der Einrichtungen. Kerzenrituale (bei mehr als einem Drittel der Befragten) und Hören von Liedern, die die Sehnsucht des Menschen nach Heil aufgreifen, gibt es bei knapp einem Drittel der Einrichtungen. Kritisch zu bedenken ist bei diesen Beispielen, inwieweit es sich hierbei um wirkliche Rituale handelt. Denn weder das Anzünden einer Kerze noch das Abspielen einer CD allein ist an sich schon als Ritual mit stärkender Wirkung anzusehen. Vielmehr gehört dazu eine entsprechende Haltung, die auf eine tiefere Sinnerfahrung ausgerichtet ist. Hierbei ist allerdings zu bedenken, dass die wichtige Vorbildfunktion im spirituellen und religiösen Bereich der ErzieherInnen aufgrund der hier dargestellten Wirklichkeit sehr häufig nicht gegeben ist. Zur Frage nach interkulturellen Aspekten bei religiösen und spirituellen Angeboten Interkulturelle Arbeit spielt in der Heimerziehung eine immer größere Rolle. Denn die Zahl der Kinder mit Migrationshintergrund in stationären Einrichtungen nimmt deutlich zu. Die Zahl der Kinder mit mindestens einem ausländischen Elternteil ist von 2001 bis 2008 immerhin um ungefähr ein Drittel gestiegen (Statistisches Bundesamt 2012). Türkischstämmige MitbürgerInnen bilden die größte Nationalitätengruppe in Deutschland. Inzwischen leben hier 400.000 türkischstämmige Kinder bis 15 Jahre (bis 20 Jahre sind es insgesamt 630.000). Von daher kann davon ausgegangen werden, dass ein entsprechender Anteil der im Heim betreuten Kinder türkisch und damit in der Regel muslimischen Glaubens ist (Bundesministerium 2010, 5). Minderjährige unbegleitete Flüchtlinge aus dem arabischen und osteuropäischen Raum, also weitgehend islamischen Ländern, werden inzwischen immer öfter auch in Einrichtungen der stationären Jugendhilfe untergebracht. Laut Shell Studie glauben 44 % der 12bis 25-jährigen Jugendlichen mit Migrationshintergrund an Gott. Türkische Jugendliche in Deutschland kommen zu 81 % aus einem religiösen Elternhaus (Bundesministerium 2010). Inwieweit diese Veränderungen sich auf die pädagogische Arbeit in den Einrichtungen und insbesondere hinsichtlich religiöser und spiritueller Angebote bereits ausgewirkt haben und welche Konsequenzen daraus gezogen wurden oder weiter gezogen werden, dazu konnten durch die Befragung keine aussagefähigen Informationen gewonnen werden. Immerhin verwundert es vor diesem Hintergrund sehr, dass zum Beispiel das islamische Fest des Fastenbrechens, also die Tage nach dem Fastenmonat Ramadan, auch Zuckerfest genannt, überhaupt nur einmal erwähnt wurde. Mehrere ErzieherInnen haben offen ihre eigene Unwissenheit über andere Religionen erwähnt. Darüber hinaus scheint es wohl erhebliche Unsicherheiten bei der Gestaltung von religiösen und spirituellen Angeboten, erst recht im interkulturellen Zusammenhang, zu geben. Mehrmals wurde berichtet, dass muslimische Jugendliche ihre Religion nur im eigenen Zimmer praktizieren dürfen. Auch Besuche einer Moschee mit Kindern und Jugendlichen finden nur sehr selten statt. Zusammenfassende Auswertung Mit dem vorliegenden Projekt wurde Neuland betreten. Zwar hat das Konzept der Resilienzstärkung inzwischen Eingang auch in die Ausbildung an Fachschulen für Sozialpädagogik gefunden, und die Fachliteratur beschäftigt sich seit einiger Zeit mit der Frage nach der Bedeutung von Religiosität und Spiritualität für die Entwicklung junger Menschen auch in der stationären Jugendhilfe und konkreten Umsetzungsmöglichkeiten in der Heimerziehung (z. B. Lechner/ Gabriel 2008), aber bislang gibt es einen Mangel an einer entsprechenden Didaktik im Rahmen der ErzieherInnenausbildung. 16 uj 1 | 2014 Religiosität und Spiritualität als protektive Faktoren? Diese Lücke konnte und wollte das Projekt nicht schließen. Die Projektaufgabe lag vielmehr in einer entsprechenden „Vorfeldarbeit“. Sie bestand darin herauszufinden, welche personellen Voraussetzungen in der stationären Jugendhilfe heute zur Verfügung stehen, um der Resilienzstärkung von jungen Menschen auch mithilfe von Religiosität und Spiritualität zu dienen. Unter personellen Voraussetzungen wurde die Gesamtheit von Haltungen, Kenntnissen und Fähigkeiten der ErzieherInnen in den stationären Einrichtungen bezogen auf die eigene Religiosität und Spiritualität verstanden sowie ihre konkrete Umsetzung im pädagogischen Alltag oder bei besonderen Anlässen. Im günstigen Fall konnten einige entsprechende Kompetenzen in erster Linie aus eigenen positiven religiösen Erfahrungen aus Kindheit und Jugend in Elternhaus und Kirchengemeinde hergeleitet werden, aus der sozialpädagogischen Ausbildung dagegen nur selten. Die Ergebnisse sind ernüchternd und ermutigend. Ernüchternd sind sie deshalb, weil insgesamt sehr wenig an religiösen oder spirituellen Haltungen, Kenntnissen und Fähigkeiten bei den befragten ErzieherInnen erkennbar war, und die Bedeutung von Religiosität und Spiritualität für die pädagogische Arbeit in den stationären Einrichtungen der Jugendhilfe oft gar nicht oder nur rudimentär im Bewusstsein war. Ermutigend sind die Ergebnisse insofern, als die Befragungen auch Bewusstseinsarbeit bewirkt haben. Immerhin ein Fünftel der Befragten sahen das Interview als Anregung für eine Auseinandersetzung mit diesem Themenbereich an. Viele stellten Anschlussfragen, indem sie begannen, sich damit auseinanderzusetzen, woran es liege, dass das Thema Religiosität und Spiritualität in den Gruppen so wenig präsent ist. Oft wurde die Frage nach verlässlichen Zahlen über den religiösen Hintergrund von Kindern gestellt. Das zeugt deutlich von beginnendem Interesse an dem Themengebiet. Die weitgehend fehlende Zusammenarbeit mit den Kirchengemeinden vor Ort und die Entwicklungschancen, die Kindern dadurch vorenthalten werden, wurden teilweise auch selbstkritisch gesehen. Allerdings wurde häufig daran gezweifelt, ob Kirchengemeinden überhaupt offen und bereit zu einer Zusammenarbeit mit Jugendhilfeeinrichtungen sind. Hier könnten supervisorische Begleitungen womöglich helfen, um überhaupt eine offene Haltung und gegenseitiges Verständnis füreinander zu entwickeln. Im Sinne einer kulturellen Öffnung müssten auch für Kinder mit Migrationshintergrund Kontakte zum Beispiel zu muslimischen, jüdischen oder orthodoxen Gemeinden ermöglicht werden. Ein solcher Prozess könnte für beide Seiten, die Kirche vor Ort und die Jugendhilfeeinrichtung, ein Gewinn werden. Eine beginnende Zusammenarbeit in dieser Hinsicht würde selbstverständlich keine explizite Didaktik ersetzen, aber doch erste weiterführende Schritte begünstigen. Insgesamt haben die Befragungen gezeigt, dass ein Bewusstsein für Religiosität und Spiritualität als protektive Faktoren und eine entsprechende Auseinandersetzung damit kaum vorhanden sind. Dass ErzieherInnen selbst nicht die letzte Instanz sind und dass sie nicht alles durch ihr eigenes Tun erreichen können, was im Blick auf die jungen Menschen wünschenswert wäre, eine solche Einschätzung beweist Kompetenz, kann entlasten und gleichzeitig die Augen für das öffnen, was über die eigenen Grenzen hinausweist. So kann eine solche Haltung dazu beitragen, sich selbst auf die Suche zu begeben und sich für spirituelle Erfahrungen zu öffnen. Diese wenigen Hinweise können auch als Anregung für besondere Fortbildungsangebote dienen. Für die Ausbildung muss eine entsprechende Didaktik erarbeitet werden, die gerade diese genannten Aspekte mit berücksichtigt. Dabei muss unterschieden werden, wie eine zu 17 uj 1 | 2014 Religiosität und Spiritualität als protektive Faktoren? überarbeitende sozialpädagogische Didaktik auszusehen hat und was darüber hinausgehend eine spezifische (inter)religionspädagogische und eng damit verbunden eine interkulturelle Didaktik leisten muss. In jedem Fall erscheint es angezeigt, dass bereits die Schule mehr Erfahrungsangebote machen sollte, die „Räume“ für religiöse und spirituelle Auseinandersetzungen anbietet, und dass auch das Einüben von Ritualen verbunden mit einer vertieften Wissensvermittlung über ihre Wirkung im Rahmen der Ausbildung einen wesentlich höheren Stellenwert bekommt. Eine spezifische religionspädagogische Ausbildungsrichtung könnte vor allem von Schulen in konfessioneller Trägerschaft angeboten werden. Dabei erscheint es selbstverständlich, dass aufbauend auf einer allgemeinen Religionskunde der eigene christliche Glaube im Mittelpunkt steht und Grundfragen der christlichen Theologie vermittelt werden. Von hier aus gilt es dann, eine vertiefende religionspädagogische Didaktik zu entwickeln, die in besonderer Weise Möglichkeiten für religiöse und spirituelle Erfahrungen in der Arbeit mit jungen Menschen eröffnet. Auf dieser Grundlage ist es sinnvoll, auch zentrale Inhalte unterschiedlicher Religionen in Achtung und Toleranz mit zu berücksichtigen. Schlussbemerkung Als zusammenfassendes Ergebnis dieses Projektes lässt sich sagen: Für die Ausbildung an Fachschulen für Sozialpädagogik sind vorbereitende Schritte zu einer Didaktik der spirituellen und religionssensiblen Resilienzförderung von ErzieherInnen für ihre Tätigkeit in stationären Einrichtungen der Jugendhilfe entstanden. Es wird sich lohnen, auf der vorliegenden Grundlage und mit diesen Anstößen die konzeptionelle Arbeit im engen Austausch sowohl mit der Praxis als auch möglicherweise mit SeelsorgerInnen der christlichen Kirchengemeinden, aber auch durch Kontaktaufbau mit nicht christlichen Gemeinden vor Ort weiterzuentwickeln, um den Anforderungen einer adäquaten zeitgemäßen Didaktik gerecht werden zu können. „Letzte Geborgenheit können wir uns gegenseitig, können wir dem Kind gar nicht geben … Wir sind in unserem Suchen und Sehnen hinausverwiesen in die andere Dimension, von der wir ahnen, daß es sie gibt, auch wenn wir sie als raum- und zeitgebundene Wesen nicht fassen können“ (Mehringer 2001, 70). Hildegard Lütkemeier Kleine Schwerter Str. 76 b 44287 Dortmund hluetkemeier10@googlemail.com Literatur Antonovsky, A., 1993: Gesundheitsforschung versus Krankheitsforschung. In: Franke, A./ Boda, M. (Hrsg.): Psychosomatische Gesundheit: Versuch einer Abkehr vom Pathogenese-Konzept. 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