unsere jugend
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0342-5258
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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2014
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Rezension zu Rainer Kilb/Jens Weidner, 2013: Einführung in die Konfrontative Pädagogik
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2014
Dieter Kreft
Vorab sehr kurz, worum es geht. Konfrontative Pädagogik/K. P. ist der Oberbegriff für spezielle Handlungsstrategien im professionellen Umgang mit abweichendem und aggressivem Verhalten von Kindern und Jugendlichen… Regelverletzungen, die sozial-kommunikative Gruppenbezüge stören oder individuelle Freiheitsrechte und die Unversehrtheit von Personen beeinträchtigen, werden nicht akzeptiert. Die auslösenden Personen werden mit diesen Regelverletzungen und ihren Folgen möglichst zeitnah konfrontiert. Formen der K. P. sind beispielsweise das Anti-Aggressivitäts-Training, das Coolness-Training oder das Konfrontative soziale Training (nach Wikipedia, Eintrag zur Konfrontativen Pädagogik vom 28. 9. 2013). […]
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uj 6 | 2014 283 Rezensionen Druck. Auf der deutschen Nationalmannschaft wird hingegen ein riesiger Druck lasten, denn alles unterhalb des Gewinns der WM ist eigentlich nicht akzeptabel - aber wenigstens werden die Spieler sehr gut honoriert. Dass diese WM nun in dem Land stattfindet, aus dem Havelange stammt, der schlimmste Autokrat des Weltfußballs und korrupt bis zum Abtritt, ist allerdings schon ein schlechter Treppenwitz. Insgeheim denke ich ja immer wieder mal darüber nach, mich dem „Sog des Fußballs“ zu entziehen und vielleicht als Zuschauer zu meinen Ursprüngen zurückzukehren und mir regelmäßig die Heimspiele der A-Jugend der Handballer des HC Erlangen in der Bundesliga Staffel Süd anzuschauen, weil die doch noch angenehm weit weg sind vom Korruptionssumpf der FIFA. Aber ich werde auch - nun allerdings als Wissender nach der Lektüre dieses Buches - weiterhin zum Club gehen (selbstverständlich auch in der zweiten Bundesliga) und natürlich die Fußball-WM am Fernseher verfolgen. Allerdings doch deutlich noch weiter desillusioniert als bereits zuvor - und das ist ja dann doch schon ein kleiner Erfolg der in FIFA MAFIA dargestellten Verflechtungen und Enthüllungen? Ganz zum Schluss lässt Kistner ein wenig Hoffnung anklingen: Er verweist auf Beschlüsse des Europarates, das System FIFA zu öffnen, auch auf das Verhalten der Regierung Dilma Rousseff in Brasilien, die die Hoffnung nach einer anderen FIFA stützen. „Schau’n wir mal“, um mit den bekannten Worten eines Mitwirkenden aus Deutschland in der FIFA-Welt zu enden. Prof. Dieter Kreft, Nürnberg DOI 10.2378/ uj2014.art32d Rainer Kilb/ Jens Weidner, 2013: Einführung in die Konfrontative Pädagogik Mit 5 Abbildungen, 4 Tabellen und 6 Übersichten sowie einem Beitrag von Manfred Oster zu neurowissenschaftlichen Befunden zu Gewaltdispositionen. München/ Basel: Reinhardt UTB, 158 Seiten, € 19,99 Vorab sehr kurz, worum es geht. „Konfrontative Pädagogik/ K. P. ist der Oberbegriff für spezielle Handlungsstrategien im professionellen Umgang mit abweichendem und aggressivem Verhalten von Kindern und Jugendlichen … Regelverletzungen, die sozial-kommunikative Gruppenbezüge stören oder individuelle Freiheitsrechte und die Unversehrtheit von Personen beeinträchtigen, werden nicht akzeptiert. Die auslösenden Personen werden mit diesen Regelverletzungen und ihren Folgen möglichst zeitnah konfrontiert. Formen der K. P. sind beispielsweise das Anti-Aggressivitäts-Training, das Coolness-Training oder das Konfrontative soziale Training“ (nach Wikipedia, Eintrag zur Konfrontativen Pädagogik vom 28. 9. 2013). Nach Kilb/ Weidner ließe sich„der Begriff deshalb auch mit dem Slogan ,Mut zur Erziehung‘ umschreiben“ (S. 11). Wie ein „Markt“ erobert und gestaltet werden kann. Das nenne ich ein geradezu perfektes produkt placement: Schon 1997 erschien von Weidner u. a. „Gewalt im Griff 1. Neue Formen des Anti-Aggressivitätstrainings (inzwischen in 5. Auflage 2009), 2011 von Weidner/ Kilb das „Handbuch Konfrontative Pädagogik“, nun „als kleinstes denkbares Format“ 2013 von Kilb/ Weidner eine Art Schnellübersicht mit „Einführung in die Konfrontative Pädagogik“ überschrieben. 284 uj 6 | 2014 Rezensionen Nebenbei wurden die Markennamen „Anti- Aggressivitätstrainings/ AAT“, „Coolness-Trainings/ CT“ und „Konfrontative Trainings/ Deeskalation“ markenrechtlich beim Deutschen Patentamt geschützt. Mit der Folge, dass nur noch drei Fortbildungseinrichtungen dazu Fortbildungen anbieten: das Deutsche Institut für Konfrontative Pädagogik (IKD) - eine Gründung von Jens Weidner -, die Hochschule Mannheim, Fakultät für Sozialwesen - an der Rainer Kilb lehrt - und das Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik/ ISS in Frankfurt/ M. Zur Vorgeschichte. Nach der deutschen Vereinigung gab es bald in den neuen Bundesländern (also auf dem Territorium der ehemaligen DDR) rechte Gewaltorgien, die sehr irritierten und gegen die es damals noch keine erprobten (sozial-)pädagogischen Handlungskonzepte gab. So entstand 1992 das bundesgeförderte Aktionsprogramm gegen Aggression und Gewalt (AGAG) unter der organisatorischen Leitung des ISS und fachlich begleitet von einer Reihe von Instituten, denen zugetraut wurde, sich diesem schwierigen Thema angemessen zu nähern (Fuchs u. a. waren 1997 die Herausgeber einer fünfbändigen Reihe, in der die Ergebnisse des AGAG dokumentiert worden sind). Das ISS war dann das erste Institut, das - mit Hilfe von Jens Weidner und Rainer Kilb, damals noch Mitarbeiter des ISS - Fortbildungsangebote entwickelte, als andere noch über „Gewalt“ und „was gegen Gewalt getan werden könnte“ nachdachten, theoretisierten, auch z.T. darüber schwadronierten - ein bleibendes Verdienst aller daran Beteiligten. Gewaltprävention heute. Über die Jahre haben dann viele theoretische Weiterentwicklungen und praktische Erfahrungen in Projekten zur Gewaltprävention oder auch Fortbildungen zu sehr unterschiedlichen Vorgehensweisen vor allem gegenüber jugendlichen Gewalttätern geführt. Das Anti-Aggresivitäts-Training/ Coolness-Training im Rahmen der Konfrontativen Pädagogik beherrscht inzwischen das Arbeitsfeld„Gewaltprävention“ (zu neueren Entwicklungen vgl. Lukas 2013). Die z. T. fortdauernde, heftige Kritik an dieser „Handlungsmethode“ (S. 14) wird in dem Steckbrief 23 „Konfrontative Pädagogik“ von Michael Galuske (noch vor seinem Tode 2011 für die 9. Auflage seines Methodenbuches verfasst - jetzt Galuske 2013) sehr anschaulich vorgetragen, dagegen bleibt für mich der „(selbst-)kritische Teil“ bei Kilb/ Weidner (S. 135 - 144) merkwürdig blass, undeutlich. Wie ich das Buch gelesen habe. „Das Lehrbuch zur Konfrontativen Pädagogik bildet den vorläufigen Schlusspunkt einer Reihe von Publikationen zu diesem Thema. Ihm soll die Aufgabe zukommen, in knapper und prägnanter Art den bisherigen Stand der praxisbezogenen Entwicklungen darzustellen und deren theoretischer Erdung nachzugehen“ (S. 11). Ich hatte also erwartet, dieses theoretisch inzwischen sehr differenzierte und mit vielen praktischen Erfahrungen aus Projekten/ Fortbildungen der Gewaltprävention belegte schwierige Handlungsfeld in einer für„Anfänger“ („Einführung“) zugänglichen Sprache und Textorganisation vorzufinden. Ich wurde leider enttäuscht, mich würde jedenfalls dieser Text nicht reizen, mich tiefer in dieses Handlungsfeld einzufinden. Er ist theoretisch überfrachtet („übergliedert“) (Kapitel 2 + 3); die Anwendungsteile (4 + 5) haben dann allerdings durchaus einen eigenen Erkenntniswert. Um mich selbst wieder einigermaßen zu orientieren, habe ich mir anschließend neuere kleine Texte zum Thema angeschaut: den schon erwähnten Steckbrief 23 zur„Konfrontativen Pädagogik“ von Michael Galuske (jetzt in Galuske 2013) und den Beitrag„Anti-Aggressivitäts-Training/ Coolness-Training“ von Jens Weidner im Wörterbuch Soziale Arbeit von 2013. Beide Texte haben mir die Konfrontative Pädagogik „in einem ersten Blick“ sehr nachvollziehbar veranuj 6 | 2014 285 Rezensionen schaulicht, der Steckbrief von Michael Galuske war noch etwas dichter, weil er auch die Kritiker zu Wort kommen lässt. Deshalb denke ich, es geht bei so einem Thema nur so: entweder ausführlich wie mit dem Handbuch Konfrontative Pädagogik von Weidner/ Kilb 2011 (immerhin 480 Seiten) oder als erster Überblick in relativ kurzen Fachbuchbeiträgen. Literatur Fuchs, J. u. a. (Hrsg.) (1997): Das Aktionsprogramm gegen Aggression und Gewalt. 5 Bde. Votum, Münster Galuske, M. (2013): Steckbrief 23 „Konfrontative Pädagogik“. In: Galuske, M.: Methoden der Sozialen Arbeit. 10. Aufl. Juventa, Weinheim/ Basel, 273 - 291 Lukas, H. (2013): Gewalt. In: Kreft, D., Mielenz, I.: Wörterbuch Soziale Arbeit. 7. Aufl. Beltz, Weinheim/ Basel, 401 - 404 Weidner, J. (2013): Anti-Aggressivitäts-Training/ Coolness-Training. In: Kreft, D., Mielenz, I.: Wörterbuch Soziale Arbeit. 7. Aufl. Beltz, Weinheim/ Basel, 87 - 89 Weidner J., Kilb, R. (2011): Handbuch Konfrontative Pädagogik. Grundlagen und Handlungsstrategien zum Umgang mit aggressivem und abweichendem Verhalten. Beltz Juventa, Weinheim/ Basel Prof. Dieter Kreft, Nürnberg DOI 10.2378/ uj2014.art33d Vorschau auf die kommende Ausgabe Verhaltensorientierte Soziale Arbeit Handlungskonzepte der Sozialen Arbeit Die Kompetenztrainings „Fit for Life“ und „Fit für kulturelle Vielfalt“ Das Soziale Kompetenztraining für die Soziale Arbeit Zur Theorie und Praxis der Verhaltensorientierten Sozialen Arbeit Das Informations- und Quali zierungszentrum für Kommunen bietet ab September 2014 den Zerti katskurs "Kommunales Management für Familien" an. Bis Juni 2015 werden in 4 Modulen (je 2 Tage) Grundlagen des kommunalen Managements vermittelt. Adressaten des Kurses sind Beschäftigte in Kommunalverwaltungen oder bei freien Trägern sowie Funktionsträger in der Politik. Weitere Informationen unter: www.familie-innrw.de/ zerti katskurs.html Neuer Kurs für künftige Familienmanager! - Anzeige -
