unsere jugend
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0342-5258
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/uj2014.art56d
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Rezension: Vera Birtsch/Sabine Behn/Gabriele Bindel-Kögel (Hrsg.), 2014: Freiwilligenarbeit gestalten. Anregungen für die ehrenamtliche Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und ihren Familien
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W. Topel
Langjährige Erfahrungen in der Kinder- und Jugendhilfe weisen aus: Persönlichkeitsfördernde Hilfen für entwicklungsgefährdete Kinder und Jugendliche sowie ihre Familien bestehen nicht nur im Kontext der qualifizierten Arbeit von Professionellen, sondern gleichermaßen im Kontext des aktiven Wirkens freiwillig agierender Menschen.
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444 uj 10 | 2014 Rezension Langjährige Erfahrungen in der Kinder- und Jugendhilfe weisen aus: Persönlichkeitsfördernde Hilfen für entwicklungsgefährdete Kinder und Jugendliche sowie ihre Familien bestehen nicht nur im Kontext der qualifizierten Arbeit von Professionellen, sondern gleichermaßen im Kontext des aktiven Wirkens freiwillig agierender Menschen. Es kommt deshalb darauf an, auf die Potenziale des Freiwilligenengagements hinzuweisen, transparent zu machen, wie junge Menschen in prekären Lebenssituationen vor allem auch durch ein einfühlsames, taktvolles und verantwortungsbewusstes Handeln von ehrenamtlich tätigen BürgerInnen Hilfe und Unterstützung erhalten können. Die Erfahrungen und Erkenntnisse bewährter PraktikerInnen und die Einsichten aus erfolgreich durchgeführten Projekten sollten noch mehr für die Optimierung des ehrenamtlichen Engagements genutzt werden. Die Herausgeberinnen des vorliegenden Buches gehen der Frage nach, welche Besonderheiten der freiwilligen Tätigkeit bei der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und ihren Familien vorhanden sind und wie die Interaktionen von Professionellen und Freiwilligen erfolgen. Es gelingt ihnen, vielfältige Denkansätze und Projekte vorzustellen, die dazu beitragen können, die Entwicklungschancen für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche sowie für Mädchen und Jungen mit einem Migrationshintergrund zu verbessern. Dem Verständnis der Darlegungen und einer vertiefenden Auseinandersetzung mit vielfältigen Problemen dienen Abbildungen, die Beschreibung einzelner Projekte nach einem vorgegebenen Leitfaden sowie Literatur- und Website-Empfehlungen. Die Beiträge der 19 AutorInnen (u. a. PsychologInnen, Diplom-PädagogInnen, SozialarbeiterInnen, ErziehungswissenschaftlerInnen) sind vier Kapiteln zugeordnet. Nach den Herausgeberinnen berichtet in der Einleitung T. Olk über den heutigen Entwicklungsbedarf in der Freiwilligenarbeit mit Kindern, Jugendlichen und ihren Familien. Ausführlich und differenziert wird auf neue Formen des bürgerschaftlichen Engagements hingewiesen und betont, dass Freiwilligeninitiativen und ehrenamtliche Mitarbeit eine wichtige Bereicherung professioneller Hilfe- und Unterstützungsangebote darstellen. Zu Recht kritisiert er: Spezifische Zielgruppen (sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche, Jugendliche mit Migrationshintergrund oder Heranwachsende mit speziellen Problembelastungen) werden durch bestehende Projekte noch nicht ausreichend angesprochen. Durch verstärkte Öffentlichkeitsarbeit sollten deshalb Projekte und Programme überschaubarer gemacht werden. Im Weiteren (Kapitel 1 bis 3) wird klar: Inhalt und Struktur des freiwilligen Engagements müssen den konkreten Anforderungen der jeweiligen Lebensphase der Mädchen und Jungen angepasst sein. Demzufolge werden relevante Informationen zur frühen Kindheit, zum Schulalter und zum Übergang Schule - Ausbildung mitgeteilt. Ausgehend von theoriebezogenen Überblicksartikeln von H. Keupp (Freiwilligenarbeit im Kleinkindalter), R. Liebig (ehrenamtliche Tätigkeit im Schulalter) und W. Beelmann/ M. Stricker (Freiwilligenarbeit am Übergang von der Schule in die Ausbildung), die über wissenschaftlich fundierte Grundlagen der ehrenamtlichen Tätigkeit Auskunft geben, werden von in verschiedenen Praxisprojekten engagierten Personen Erfahrungen und Erkenntnisse mitgeteilt, die für an der Thematik Interessierte handlungsorientierend sein können (u. a. Organisation der Freiwilligenarbeit, Vera Birtsch/ Sabine Behn/ Gabriele Bindel-Kögel (Hrsg.), 2014: Freiwilligenarbeit gestalten. Anregungen für die ehrenamtliche Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und ihren Familien München: Ernst Reinhardt Verlag, 240 Seiten, € 26,90 uj 10 | 2014 445 Rezension konkrete Aktivitäten, Werbung von Freiwilligen, Qualifizierung und Qualitätssicherung). Nicht zu Unrecht wird an verschiedenen Stellen auf die Notwendigkeit der gleichberechtigten Kooperation von Freiwilligen und Professionellen aufmerksam gemacht. Mit dem abschließenden 4. Kapitel geben die Herausgeberinnen eine Zusammenfassung signifikanter Ergebnisse der bisherigen Darlegungen, die insbesondere in den Überblicksartikeln erörtert wurden, so dass die für den effizienten Einsatz der Freiwilligenarbeit notwendigen Strukturen und Rahmenbedingungen transparent werden. Wichtige Schwerpunkte sind u. a. die Einsatzfelder und der Professionalisierungsgrad der Freiwilligenarbeit, die Gewinnung und Motivation der ehrenamtlichen MitarbeiterInnen, die Anforderungen an die Freiwilligenarbeit, rechtliche Regelungen, die Zusammenarbeit von Freiwilligen und Professionellen oder Fragen der Evaluation und Selbstevaluation. Damit wird ein breites Spektrum von Aufgabenfeldern berührt, das zu einem bedeutsamen Bestandteil der Sozialen Arbeit geworden ist. Überzeugend kann nachgewiesen werden: Die komplexer werdenden Aufgaben der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe sind von professionellen Fachkräften nicht alleine zufriedenstellend zu bewältigen, die Freiwilligenarbeit gewinnt an Bedeutung und übernimmt unerlässliche Funktionen in verschiedenen Einsatz- und Arbeitsfeldern. Fazit: Diese Publikation gibt viele wertvolle Denkanstöße für die Gestaltung der ehrenamtlichen Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und ihren Familien. Sie ist zugleich eine Aufforderung, durch Evaluation und Forschung die Voraussetzungen für die Weiterentwicklung des ehrenamtlichen Engagements zu vervollkommnen. Dr. habil. W. Topel, Leipzig DOI 10.2378/ uj2014.art56d
