eJournals unsere jugend 66/11+12

unsere jugend
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0342-5258
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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Begleitforschung zur Bundesinitiative Frühe Hilfen

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Alexandra Sann
Die Bundesinitiative Frühe Hilfen hat das Ziel, bundesweit eine Verbesserung der Situation von (werdenden) Eltern mit Säuglingen und Kleinkindern bis zur Vollendung des dritten Lebensjahres herbeizuführen.
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471 unsere jugend, 66. Jg., S. 471 - 472 (2014) DOI 10.2378/ uj2014.art61d © Ernst Reinhardt Verlag München Basel von Alexandra Sann Dipl.-Psych., Leiterin der Fachgruppe „Nationales Zentrum Frühe Hilfen“ im Deutschen Jugendinstitut e.V. Begleitforschung zur Bundesinitiative Frühe Hilfen Die Bundesinitiative Frühe Hilfen hat das Ziel, bundesweit eine Verbesserung der Situation von (werdenden) Eltern mit Säuglingen und Kleinkindern bis zur Vollendung des dritten Lebensjahres herbeizuführen. Dieses Ziel (Art. 1 Abs. 2 der Verwaltungsvereinbarung zwischen Bund und Ländern zur Bundesinitiative Frühe Hilfen [VV BIFH]) soll durch eine Verbesserung der Versorgung mit bedarfsgerechten, passgenauen Angeboten zur Information, Beratung und Unterstützung der Familien erreicht werden. Als Koordinierungsstelle des Bundes hat das Nationale Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) auch die wissenschaftliche Begleitung der Bundesinitiative übernommen. Ziel ist die Ermittlung der Versorgungsqualität im Bereich Frühe Hilfen (Art. 6 Abs. 1 VV BIFH). Um Aussagen zur Versorgungsqualität machen zu können, sind mehrere Untersuchungsschritte notwendig: Zunächst müssen die potenziellen AdressatInnen der Angebote nach ihrer Lebenssituation und ihrem jeweiligen Unterstützungsbedarf gefragt werden. Zudem werden Kenntnisstand und Nutzungsverhalten bezogen auf Unterstützungs- und Hilfeangebote erhoben, um zu erfahren, ob die vorhandenen Angebote bei den Familien ankommen bzw. von ihnen angenommen werden (Prävalenz- und Versorgungsforschung). In einem weiteren Schritt werden die zuständigen Stellen für die Bereitstellung entsprechender Angebote nach dem lokalen Ausbaustand im Bereich Frühe Hilfen befragt, sowohl hinsichtlich der Quantität als auch der Qualität (Dokumentation und Evaluation der Bundesinitiative Frühe Hilfen). Die Zusammenführung der Ergebnisse der verschiedenen Forschungszugänge soll Aufschluss über den Stand der psychosozialen Versorgung von Familien mit Säuglingen und Kleinkindern bis zur Vollendung des dritten Lebensjahres in Deutschland geben. Auf dieser Wissensbasis können Unterstützungsangebote weiter zielgerichtet ausgebaut und auf die tatsächlichen Bedarfe von Eltern und Kindern zugeschnitten werden. Im Rahmen der Prävalenz- und Versorgungsforschung wurden zunächst mehrere Vorstudien (Pilotstudien) durchgeführt, um zum einen ein Set an aussagefähigen Forschungsinstrumenten zu entwickeln und zum anderen verschiedene Zugangsmöglichkeiten zum Forschungsfeld zu testen. Dabei wurde ein innovatives Design mit Zugang zu den Familien über pädiatrische Praxen im Rahmen von U-Untersuchungen entwickelt. So sollen Familien aus allen Schichten und Milieus in die Befragungen einbezogen 472 uj 11+12 | 2014 Begleitforschung zur Bundesinitiative Frühe Hilfen werden. 2015 wird dieses Design in der repräsentativen, epidemiologischen Studie (Hauptstudie) zum Vorkommen und zur Verteilung psychosozialer Belastungen in Familien mit Säuglingen und Kleinkindern in Deutschland eingesetzt werden. Parallel dazu wird eine kleine Stichprobe von Familien intensiver und zudem in ihrer häuslichen Umgebung untersucht (Vertiefungsstudie). Auf diese Weise soll geprüft werden, inwieweit Selbstaussagen, die die Familien in Telefoninterviews und Fragebögen treffen, mit ihrer realen Lebenssituation zusammenhängen. Zum anderen können in dieser Studie auch Einflüsse der familiären Lebenssituation auf die Entwicklung der Kinder betrachtet werden, da die Eltern und Kinder mehrmals befragt und untersucht werden. Ein weiterer zentraler Bestandteil der wissenschaftlichen Begleitung der Bundesinitiative Frühe Hilfen ist die Dokumentation und Evaluation des Strukturaufbaus in den Kommunen (Art. 6 Abs. 1, Art. 8 und 9 VV BIFH). Sie besteht im Kern aus einer jährlichen, standardisierten Befragung sämtlicher von der Bundesinitiative geförderten Jugendamtsbezirke. Inhaltliche Schwerpunkte sind die allgemeinen fachlichen Impulse durch die Bundesinitiative Frühe Hilfen, der Auf- und Ausbau von kommunalen Netzwerkstrukturen im Bereich Frühe Hilfen, der Einsatz von Familienhebammen und Fachkräften aus vergleichbaren Gesundheitsfachberufen sowie Angebote, in denen Ehrenamtliche eingesetzt werden. Die erste Welle der Online-Befragung fand im zweiten Halbjahr 2013 statt. Stichtag für die jeweiligen Angaben war der 30. 6. 2013. Um Veränderungen abbilden zu können, wurden auch eine Reihe von Fragen retrospektiv, d. h. bezogen auf den Stand vor dem 1. 1. 2012 gestellt. Auf Basis dieser Daten kann ein nahezu vollständiges Bild zum aktuellen Stand des Strukturaufbaus im Bereich Frühe Hilfen und den diesbezüglichen Entwicklungen in den Kommunen seit Inkrafttreten des Bundeskinderschutzgesetzes gezeichnet werden.Vertiefend werden in ausgewählten Kommunen Gelingensbedingungen für interprofessionelle Netzwerke untersucht. Die Ergebnisse und Schlussfolgerungen aus den beschriebenen Studien werden in zwei Berichten an den Deutschen Bundestag der (Fach-) Öffentlichkeit zugängig gemacht: Der erste Zwischenbericht wird voraussichtlich Ende 2014 veröffentlicht werden, der Abschlussbericht zur Bundesinitiative Frühe Hilfen soll Ende 2015 vorgelegt werden. All diese Ergebnisse fließen auch in die wissenschaftlichen Grundlagen zur Evaluation des Bundeskinderschutzgesetzes ein. Alexandra Sann Leiterin der Fachgruppe „Nationales Zentrum Frühe Hilfen“ Deutsches Jugendinstitut e.V. Nockherstr. 2 81541 München sann@dji.de