eJournals unsere jugend 67/4

unsere jugend
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0342-5258
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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2015
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Präventionsarbeit zum Thema häusliche Gewalt an Grundschulen

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2015
Jennifer Rotter
Die BIG Prävention ergänzt andere Angebote schulischer Gewaltprävention um das Thema häusliche Gewalt. Im Rahmen von Workshops, Fortbildungen und Elternabenden werden für die drei Zielgruppen PädagogInnen, Eltern und Kinder Aufklärung über das Thema, Sensibilisierung für die Problematik und langfristige Vorbeugung vereint.
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155 unsere jugend, 67. Jg., S. 155 - 160 (2015) DOI 10.2378/ uj2015.art23d © Ernst Reinhardt Verlag München Basel von Jennifer Rotter Jg. 1982; Diplom-Politologin, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei BIG e.V. Präventionsarbeit zum Thema häusliche Gewalt an Grundschulen Die BIG Prävention ergänzt andere Angebote schulischer Gewaltprävention um das Thema häusliche Gewalt. Im Rahmen von Workshops, Fortbildungen und Elternabenden werden für die drei Zielgruppen PädagogInnen, Eltern und Kinder Aufklärung über das Thema, Sensibilisierung für die Problematik und langfristige Vorbeugung vereint. „Um den Gewaltkreislauf frühzeitig zu unterbrechen, müssen Mädchen und Jungen darin unterstützt werden, sich gegen Gewalt zu schützen und konfliktlösungsorientierte Handlungsmuster zu erlernen. Schule bietet sich hier als Ort der Prävention an, denn ihr Mandat beinhaltet u. a. den pädagogischen Auftrag, die Persönlichkeit von jungen Menschen zu stärken und soziale Kompetenzen zu entwickeln. Darüber hinaus erreicht die Prävention über die Schulpflicht alle Mädchen und Jungen und kann in einzigartiger Weise präventiv wirken. Kinder besuchen trotz familiärer Schwierigkeiten i. d. R. weiter die Schule, d. h. auch Kinder und deren Mütter, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, werden auf diese Weise erreicht und im Bedarfsfall können entsprechende Hilfemöglichkeiten vermittelt werden.“ (BIG Präventionsprojekt 2008, 4). Ausgangslage Der Begriff häusliche Gewalt wird häufig irreführend als Oberbegriff für jegliche innerfamiliäre Gewalt, auch von Erwachsenen gegenüber Kindern, verwendet. Der Begriff sollte richtigerweise ausschließlich verwendet werden für Gewalthandlungen zwischen Erwachsenen, die in einer Beziehung zueinander stehen oder standen oder miteinander verwandt sind. Strukturelle häusliche Gewalt geht mit einem Machtgefälle zwischen Täter und Opfer einher und dient in der Regel dem dauerhaften Kontrollerhalt des gewalttätigen Partners. Fast immer greifen verschiedene Gewaltformen ineinander: psychische Gewalt, körperliche Gewalt, sexuelle Gewalt und ökonomische Gewalt. Psychische Gewalt meint zum Beispiel Beleidigungen, Drohungen, Demütigungen und Isolation von FreundInnen und Familie. Körperliche Gewaltakte sind solche, die körperlichen Schmerz verursachen, also Tritte, Schläge, jemanden die Treppe herunterwerfen usw. Sexuelle Gewalt reicht von sexueller Nötigung bis hin zu Vergewaltigung, während ökonomische Gewalt verschiedene Formen finanzieller Abhängigkeit beschreibt - vom Berufsverbot bis hin zur Kontrolle über Geld und/ oder Konten (BIG Präventionsprojekt 2008, 12). 156 uj 4 | 2015 Gewalt in der Familie Während Männer vorwiegend im öffentlichen Raum durch andere Männer Gewalt erfahren, ist häusliche Gewalt geschlechtsspezifisch strukturiert: In der Regel sind Frauen Opfer von durch Männer verübte Beziehungsgewalt (vgl. BMFSFJ 2004 b). Eine repräsentative EU-weite Studie zur Gewaltbetroffenheit von Frauen in der Europäischen Union belegte 2014, dass etwa 22 % der Frauen in Deutschland schon einmal körperliche und/ oder sexuelle Gewalt durch einen Partner erlebt haben (FRA 2014). Zehn Jahre zuvor ist eine Studie in Deutschland zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen: Die vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in Auftrag gegebene repräsentative Studie „Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland“ zeigte, dass etwa jeder vierten Frau (25 %) in der Bundesrepublik mindestens einmal in ihrem Leben körperliche und/ oder sexuelle Gewalt durch einen Partner angetan wurde (BMFSFJ 2004, 7). Etwa zwei Drittel der Betroffenen berichteten von wiederholten Gewaltvorkommnissen. 64 % trugen dabei körperliche Verletzungen wie Prellungen, blaue Flecken, Verstauchungen, Knochenbrüche oder Kopf- und Gesichtsverletzungen davon (BMFSFJ 2004 a, 30). Dies sind deutliche Indizien für langfristig und massiv verübte Gewalt. Kinder erleben diese Gewalt als Zeugen mit oder werden selbst Opfer direkter Gewalthandlungen. Das Ausmaß ihrer Gewalterfahrungen ist dabei hoch, wird aber von den betroffenen Müttern häufig unterschätzt. So gaben in der deutschen Repräsentativstudie 60 %, also fast zwei Drittel der befragten Frauen, an, dass in ihrer letzten Gewalt belasteten Beziehung auch Kinder lebten. 21 bis 25 % der Frauen berichteten, dass die Kinder in die gewalttätige Situation mit hineingezogen worden seien oder versucht hätten, ihre Mütter zu verteidigen. Jedes zehnte Kind wurde dabei Ziel eines körperlichen Angriffs. 57 % der Betroffenen waren der Meinung, die Kinder hätten die Gewaltsituationen gehört, und nur 50 % glaubten, die Kinder hätten sie gesehen (BIG Präventionsprojekt 2008, 3). Werden die Kinder selbst nach ihrer Beteiligung am Gewaltgeschehen befragt, wird schnell deutlich, dass sie deutlich stärker betroffen sind, als die Mütter wissen oder glauben: Fast alle Kinder (99 %) wissen von der Gewalt zwischen den Erwachsenen, 95 % sehen sie mit eigenen Augen und 77 % erfahren sie am eigenen Leib (Seith/ Kavemann 2007). Die Folgen solcher Gewalterfahrungen in der Herkunftsfamilie sind inzwischen intensiv erforscht. Unter Umständen reicht das Wissen um Gewalt zwischen den Eltern, das Aufwachsen in einer latent bedrohlichen Atmosphäre, für eine langfristige Beeinträchtigung der Lebensqualität. Es kann zu Verhaltensauffälligkeiten, Risikoverhalten, Lern- und Konzentrationsschwächen sowie sozialen Schwierigkeiten kommen; aggressives und autoaggressives Verhalten, Suizidgedanken und/ oder -versuche, aber auch fehlende konstruktive Konfliktlösungsmöglichkeiten können weitere Folgen der traumatischen Erlebnisse sein (vgl. Kindler 2007). Vor allem aber prägen in Kindheit und Jugend gemachte Gewalterfahrungen auch das Beziehungsverhalten im Erwachsenenalter: Die deutsche Repräsentativstudie hat nachgewiesen, dass Gewalt in der Herkunftsfamilie einer der stärksten Risikofaktoren für Frauen ist, als Erwachsene in gewalttätigen Partnerschaften zu leben: „Frauen, die in Kindheit und Jugend körperliche Auseinandersetzungen zwischen ihren Eltern miterlebt haben, haben später mehr als doppelt so häufig selbst Gewalt durch (Ex-)Partner erlitten wie Frauen, die keine körperlichen Auseinandersetzungen zwischen den Eltern erlebt haben (47 % vs. 21 %). Befragte, die in Kindheit und Jugend selbst häufig oder gelegentlich Gewalt durch Erziehungspersonen erfahren haben, waren dreimal so häufig wie andere Frauen von Gewalt in Paarbeziehungen betroffen. …Diese Befunde zeigen auf, dass der Schutz von Kindern vor körperlichen und sexuellen Übergriffen eine wichtige Maßnahme auch für die Prävention von Gewalt gegen Frauen im Erwachsenenleben darstellt“ (BMFSFJ 2004 a, 295). 157 uj 4 | 2015 Gewalt in der Familie Diese Schlussfolgerung der Studie gewinnt weiter an Gewicht, wenn man bedenkt, dass nur ein Bruchteil der von häuslicher Gewalt betroffenen Frauen institutionelle Hilfen in Anspruch nimmt: Maximal 16 % der Betroffenen erstatten Anzeige gegen Täter und nicht einmal ein Drittel von ihnen nutzt Angebote psychosozialer oder polizeilicher Interventionen (BMFSFJ 2004 a, 159). Das Angebot von BIG Prävention Um neue Wege in das existierende Hilfesystem zu eröffnen und den Gewaltkreislauf früher zu unterbrechen, wurde deshalb 2006 das Bundesmodellprojekt BIG Prävention in Trägerschaft der Berliner Initiative gegen Gewalt an Frauen, BIG e.V., gestartet. Das Konzept sah erstmals eine kindgerechte Präventionsarbeit häuslicher Gewalt an Grundschulen vor (bis dato gab es trotz vielfältiger gewaltpräventiver Maßnahmen an Schulen kein speziell auf häusliche Gewalt zugeschnittenes Programm). Im Rahmen der zweijährigen Modellphase wurde das Projekt wissenschaftlich begleitet, evaluiert und positiv bewertet. Inzwischen arbeitet BIG Prävention in ganz Berlin, die Nachfrage vonseiten der Schulen ist stark. Fast 2.000 PädagogInnen, über 1.000 Eltern und knapp 4.700 Kinder konnten seit Gründung erreicht werden (Stand 2013). Das Angebot wird seit dem Ende der Modellphase von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft finanziert. Im November 2010 wurde BIG Prävention für ihre innovative und erfolgreiche Arbeit mit einem Präventionspreis der Landeskommission Berlin gegen Gewalt ausgezeichnet. Das Konzept sieht vor, dass Schulen nicht einzelne Angebotsmodule isoliert nutzen, sondern im Interesse nachhaltiger Prävention drei Module kombinieren: Eine Fachveranstaltung für das pädagogische Personal und ein Elternabend für die Eltern der an den Workshops teilnehmenden Kinder gehen immer den Kinderprojekttagen voraus. Durch die Verknüpfung dieser Angebote werden sowohl Kinder als auch (mögliche) Bezugspersonen in den Prozess mit eingebunden: ➤ Mädchen und Jungen aus Grundschulklassen der Klassenstufen 4 bis 6 sowie ➤ Eltern dieser Mädchen und Jungen (u. a. gewaltbetroffene Frauen/ Mütter und ggf. gewalttätige Väter), ➤ Pädagogische Fachkräfte aus dem Bereich Kinder- und Jugendhilfe (ErzieherInnen, SchulsozialarbeiterInnen, SozialpädagogInnen, die im Rahmen der Ganztagsbetreuung tätig sind, weitere pädagogische Fachkräfte, z. B. Jugendamt und Freie Träger), ➤ LehrerInnen und psychologische Fachkräfte von Grundschulen (LehrerInnen der 4. bis 6. Klassen, VertrauenslehrerInnen, geschulte Lehrkräfte für Konfliktvermittlung/ Gewaltprävention, SchulpsychologInnen). Wichtigstes Ziel der Arbeit ist die Stärkung von Mädchen und Jungen gegen Gewalt. Sie werden gestärkt und gefördert, sich in ihren Freundschaften und Beziehungen fair und gewaltfrei zu verhalten. Zielgruppe sind SchülerInnen der vierten und fünften Jahrgangsstufen. An vier Tagen werden mit ihnen folgende Themenbereiche behandelt: Gefühle, Streit und Gewalt unterscheiden, häusliche Gewalt sowie Hilfe holen. Die teilnehmenden Kinder werden motiviert, offen über (häusliche) Gewalt zu sprechen. Es wird ihnen vermittelt, dass sie ein Recht auf Schutz und Hilfe haben. Die Kinder erfahren außerdem, wo und wie sie und ihre Freunde und Freundinnen in belastenden Situationen Hilfe erhalten. Sie erhalten sowohl Informationen, an wen sie sich wenden können, wenn sie Hilfe und Unterstützung benötigen, als auch Tipps, wie sie im Zweifelsfall für ihre eigene Sicherheit sorgen können. Durch die kindgerechte Beschäftigung mit dem Thema sollen sie erfahren, dass Gewalt zu Hause kein Tabu ist und sie mit eventuellen Erfahrungen nicht allein dastehen. Im Rahmen der Kinderworkshops „Gewalt kriegt die rote Karte“ und der Projekttage üben die Kinder darüber hinaus praktisch, wie sie sich in schwierigen Konflikt- und Gewaltsituationen verhalten 158 uj 4 | 2015 Gewalt in der Familie und schützen können und wie sie beim Miterleben von häuslicher Gewalt handeln bzw. sich Unterstützung holen können (geübt wird dies z. B. mit einem gemeinsamen Anruf beim Kindernotdienst). In den Workshops wechseln sich verschiedene Methoden ab: Spiele, Übungen, Gesprächsrunden, Rollenspiele und der Einsatz eines Films. Es wird überwiegend in geschlechtshomogenen Gruppen gearbeitet. Interkulturelle und geschlechtsspezifische Aspekte werden beachtet. Abschluss und Höhepunkt jedes Workshops ist die Kindersprechstunde. Welches Kind möchte, kann im Einzelgespräch mit den PädagogInnen vertraulich Sorgen, Ängste oder Probleme klären und ganz allgemein die Themen ansprechen, die es vor der Klasse lieber nicht besprechen möchte. Ca. 40 % aller teilnehmenden Kinder nutzen dieses Gesprächsangebot. Etwa jedes fünfte Kind, das an den Workshops teilnimmt, berichtet im Rahmen dieses Einzelgesprächs über eigene Erfahrungen mit häuslicher Gewalt, Kindesmisshandlungen oder über andere Gewalterfahrungen wie Mobbing durch MitschülerInnen. Häufig ist diese Lebenssituation den Lehrenden vorher nicht bekannt - oder sie handeln trotz Vermutungen aus Unsicherheit heraus nicht. In gravierenden Kinderschutzfällen beziehen die PädagogInnen der BIG Prävention in Absprache mit der Schule das Jugendamt, den Kindernotdienst oder weitere Fachstellen mit ein. Erfahrungsberichte zeigen, dass von häuslicher Gewalt Betroffene oftmals erst den Weg aus der Gewaltbeziehung gehen, wenn sie erfahren, wie sehr ihre Kinder unter der Situation leiden. Daher ist ein weiteres Ziel der Präventionsarbeit die Sensibilisierung der Eltern. Die Eltern der an den Kinderprojekttagen teilnehmenden SchülerInnen lernen im Rahmen eines Elternabends im Vorfeld der Workshops das Konzept kennen und erhalten darüber hinaus Informationen zum Thema häusliche Gewalt, zu gewaltfreier Erziehung, einen Elternbrief zu Präventionsthemen und weitere Informationsmaterialien. Dies soll es erleichtern, im Ernstfall einen Zugang zum Hilfe- und Unterstützungssystem zu finden und sich ggf. Rat von außen zu holen. Es werden Adressen und Anlaufstellen sowohl für gewaltbetroffene Frauen als auch für Männer, die Gewalt ausüben, vermittelt. Die Informationsveranstaltung zur interaktiven Ausstellung „ECHT FAIR! “ (siehe unten) gibt Eltern einen Einblick, wie ihre Kinder sich mit der Thematik (häusliche) Gewalt auseinandersetzen. Sie können selbst spielerisch die Ausstellung erleben und erhalten ergänzend grundlegende Informationen. BIG Prävention versucht dabei gerade auch die Eltern zu erreichen, deren Zugang zu bestehenden Hilfestrukturen erschwert ist, zum Beispiel auch Eltern mit geringen Deutschkenntnissen. Für die Eltern gibt es deshalb Informationen in verschiedenen Sprachen. Bei Bedarf werden SprachmittlerInnen eingesetzt. Durch diese Arbeit mit den Eltern wird ein weiteres Ziel des Präventionsprojekts erreicht: die Stärkung von gewaltbetroffenen Müttern. Bei den Elternabenden wird deutlich gemacht, dass LehrerInnen, ErzieherInnen und andere pädagogische Fachkräfte an der Schule intensiv zum Thema häusliche Gewalt fortgebildet und damit für die Situationen der betroffenen Mütter sensibilisiert wurden. Dieses Wissen kann betroffenen Frauen das offene Gespräch mit der Lehrerin oder Erzieherin erleichtern. Durch die enge Kooperation zwischen Schule und Jugendhilfe kann so ggf. eine frühzeitige Verständigung über die Gesamtsituation einer Familie und im Falle einer Kindeswohlgefährdung eine nötige Intervention zum Schutz des Kindes erfolgen. LehrerInnen, ErzieherInnen und SozialpädagogInnen sind oft die Ersten, die Anzeichen häuslicher Gewalt bemerken. Häufig aber gibt es Unsicherheiten darüber, wann und wie bei Verdachtsfällen interveniert werden kann oder sogar muss. 159 uj 4 | 2015 Gewalt in der Familie Das dritte Ziel von BIG Prävention ist daher die Vermittlung und Erweiterung von Fachwissen, Sensibilität und Handlungssicherheit bei den Themen häusliche Gewalt und Kinderschutz für die pädagogischen Fachkräfte. Dies kann im Rahmen von Studientagen, Fortbildungen und Coachings geschehen. Die BIG Prävention hilft, geregelte Strukturen für den Umgang mit Fällen von Kindeswohlgefährdung einzuführen, Ansprechpersonen für den Bereich Kinderschutz auszubilden und die Vernetzung mit Jugendämtern zu verstetigen. Schule und Jugendhilfe werden so dabei unterstützt, bestehende Kooperationsvereinbarungen zu nutzen und mit Leben zu füllen. Damit werden AnsprechpartnerInnen für betroffene Kinder und Mütter gewonnen und ggf. eine frühzeitige Intervention möglich. SozialpädagogInnen, ErzieherInnen und LehrerInnen übernehmen so eine Brückenfunktion zum Hilfesystem. Auf Wunsch der Schule oder interessierter PädagogInnen können MultiplikatorInnen geschult und konkrete Fälle beratend besprochen werden. Über die Arbeit an Fallbeispielen wird Handlungssicherheit geschaffen, wie betroffene Kinder und Mütter bestmöglich unterstützt werden können. Basis bildet der Handlungsleitfaden der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung „Bildung für Berlin. Zusammenarbeit zwischen Schule und bezirklichem Jugendamt im Kinderschutz“. Begleitende Angebote „ECHT FAIR! “ ECHT FAIR! ist eine interaktive Ausstellung zur Prävention von (häuslicher) Gewalt für Kinder der 5. bis 8. Klasse. ECHT FAIR! greift das sensible Thema häusliche Gewalt in Form einer interaktiven, spielerischen Ausstellung auf, die alle Sinne anspricht. Da gibt es Klappen, die sich öffnen lassen, Hörstationen, Schiebetafeln, einen Touchscreen, Spiegel, vor denen die SchülerInnen sich nach Regieanweisungen als SchauspielerInnen probieren dürfen, Magnete können positioniert werden und vieles mehr. Die Ausstellung ist gegliedert in sechs Stationen zu den Themen: „Gewaltig“, „Strittig“, „Mit Gefühl“, „Ich und Du“, „Hilfe“ und „Mit Recht“. Jede Station ist eine quadratische Säule (85cm x 85cm x 1,90m), deren vier Seiten jeweils zeitgleich von mehreren SchülerInnen erkundet werden können. Dabei werden ihnen vernetzte Hilfsangebote aufgezeigt und Perspektiven eröffnet, es wird ein faires Miteinander gefördert und die Rechte der SchülerInnen werden gestärkt. InteressierteSchulenoderJugendeinrichtungen können über BIG Prävention die Ausstellung ausleihen. Gewalt ist nie ok! BIG Prävention hat eine Website entwickelt, die kindgerecht und sensibel über häusliche Gewalt informiert und Hilfemöglichkeiten darlegt: www.gewalt-ist-nie-ok.de Auf der Seite finden Kinder und Jugendliche Audiodateien und Videos mit Geschichten von Gleichaltrigen über Gewalt, die sie selbst erlebt haben, Quizformate laden dazu ein, die eigene Situation spielerisch zu testen (z. B.: Ist meine Familie o. k.? ), alle Fragen rund um das Thema werden beantwortet: Was ist überhaupt häusliche Gewalt? Wie kann ich meiner Freundin helfen? Wo bekomme ich selbst Hilfe? Die Seite ist in Deutsch, Türkisch, Englisch, Spanisch und Arabisch aufrufbar. Alle wichtigen Notrufnummern sind auf einen Blick erfassbar. Jennifer Rotter BIG e.V. Durlacher Str. 11 a 10715 Berlin 160 uj 4 | 2015 Gewalt in der Familie Literatur BIG Präventionsprojekt (Hrsg.) (2008): BIG Präventionsprojekt - Kooperation zwischen Schule und Jugendhilfe bei häuslicher Gewalt. Modellphase 2006 - 2008. Berlin Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.) (2004): Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland. Zusammenfassung zentraler Studienergebnisse. Berlin Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.) (2004 a): Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland. Langfassung. Berlin Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hg.) (2004 b): Gewalt gegen Männer - Personale Gewaltwiderfahrnisse von Männern in Deutschland. Ergebnisse der Pilotstudie. Berlin FRA - Agentur der Euroäpischen Union für Grundrechte (2014): Gewalt gegen Frauen. Eine EU-weite Erhebung. In: http: / / fra.europa.eu/ sites/ default/ files/ fra-2014-vaw-survey-at-a-glanceoct14_de.pdf, 20. 12. 2014 Kavemann, B., Seith, C., (2007): „Es ist ganz wichtig, die Kinder da nicht alleine zu lassen.“ Unterstützungsangebote für Kinder als Zeugen und Opfer häuslicher Gewalt. Eine Evaluationsstudie. Arbeitspapier der Landesstiftung Baden-Württemberg. Soziale Verantwortung & Kultur Nr. 3 Kindler, H. (2007): Partnergewalt und Beeinträchtigungen kindlicher Entwicklung: Ein Forschungsüberblick. In: Kavemann, B., Kreyssig, U. (Hrsg.) (2007): Handbuch Kinder und häusliche Gewalt. 2. Aufl. VS Verlag, Wiesbaden, 36 - 52.