unsere jugend
4
0342-5258
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
101
2015
6710
Der Mythos von der Entdeckung der Kindheit
101
2015
Christiane Richard-Elsner
„Kinder gab es nicht schon immer, jedenfalls nicht nach unserem heutigen Verständnis. Lange galten 9- oder 11-Jährige als zu kleine Erwachsene.“ Philippe Ariès’ These von der Entdeckung der Kindheit wird nach wie vor angeführt, um die Veränderung der Kindheit in der Moderne zu kennzeichnen. Dies entspricht aber nicht mehr den Erkenntnissen, die die Geschichtswissenschaft, vor allem die Mediävistik, von der vormodernen Kindheit hat. Die These von der Entdeckung der Kindheit hatte und hat weitreichende Konsequenzen für das Kindheitsbild von PädagogInnen.
4_067_2015_010_0438
438 unsere jugend, 67. Jg., S. 438 - 446 (2015) DOI 10.2378/ uj2015.art69d © Ernst Reinhardt Verlag München Basel von Dr. Christiane Richard-Elsner Jg. 1962; Dr. Ing, M. A., Projektleitung Draußenkinder im ABA Fachverband, Dortmund Der Mythos von der Entdeckung der Kindheit „Kinder gab es nicht schon immer, jedenfalls nicht nach unserem heutigen Verständnis. Lange galten 9- oder 11-Jährige als zu kleine Erwachsene.“ 1 Philippe Ariès’ These von der Entdeckung der Kindheit wird nach wie vor angeführt, um die Veränderung der Kindheit in der Moderne zu kennzeichnen. Dies entspricht aber nicht mehr den Erkenntnissen, die die Geschichtswissenschaft, vor allem die Mediävistik, von der vormodernen Kindheit hat. Die These von der Entdeckung der Kindheit hatte und hat weitreichende Konsequenzen für das Kindheitsbild von PädagogInnen. Ariès und seine Geschichte der Kindheit Kaum eine Veröffentlichung wurde in den letzten Jahrzehnten in den Erziehungswissenschaften so stark rezipiert wie Philippe Ariès’ Abhandlung über die Kindheit. 1960 erschien sie in Frankreich als„L’enfant et la vie familiale sous l’ancien régime“, 1962 dann die englische Übersetzung in den USA unter dem Titel „Centuries of Childhood. A Social History of Familiy Life“. Erst 1975 wurde der Text auf Deutsch herausgebracht als „Geschichte der Kindheit“, versehen mit einem ausführlichen Vorwort von Hartmut von Hentig und einer aktuellen Einleitung von Ariès (Ariès 1960; Ariès 1962; Ariès 1975). Die Titelgebungen legen bereits eine Verschiebung des Geltungsanspruchs nahe: Deutet der Originaltitel noch auf eine Eingrenzung des Themas auf Frankreich im 16. bis 18. Jahrhundert hin, der englischsprachige zumindest auf eine Eingrenzung auf einen bestimmten Zeitraum, so legt der spätere deutsche Titel eine allumfassende Deutung von Kindheit kultur- und zeitübergreifend nahe. Ariès stellte zwei Thesen auf. Die erste umreißt das Kindheitsverständnis in traditionalen Gesellschaften. Eine Vorstellung von Kindheit sei nicht immer vorhanden gewesen. Erwachsene hätten keine Wahrnehmung von der Verschiedenheit zwischen dem Kind, besonders dem ab etwa sieben Jahren, und dem Erwachsenen gehabt. Emotionale Nähe innerhalb der Familie fehlte. Kinder seien sehr schnell zu den Erwachsenen gezählt worden und erlebten ihre Sozialisation in das tägliche Leben der Erwachsenen 1 Katalogtext zur Ausstellung: Kindheit. Eine Erfindung des 19. Jahrhunderts, Baden-Baden 2014. Vgl. Althans/ Winzen/ Wagner 2014. 439 uj 10 | 2015 Der Mythos von der Entdeckung der Kindheit durch Beobachten, Mitmachen und angeordnete Mitarbeit und seien so auf ihre späteren Rollen vorbereitet worden. Ariès schreibt dazu: „Die erste [These, d. Verf.] betrifft zunächst unsere alte traditionale Gesellschaft. Ich habe behauptet, daß sie vom Kind und mehr noch vom Heranwachsenden nur schwach entwickelte Vorstellungen hatte. Die Dauer der Kindheit war auf das zarteste Kindesalter beschränkt, d. h. auf die Periode, wo das kleine Wesen nicht ohne fremde Hilfe auskommen kann; das Kind wurde also, kaum daß es sich physisch zurechtfinden konnte, übergangslos zu den Erwachsenen gezählt, es teilte ihre Arbeit und ihre Spiele. … Die Weitergabe der Werte und der Kenntnisse und, allgemeiner gesprochen, die Sozialisation der Kinder wurden also von der Familie weder gewährleistet noch durch sie kontrolliert. Das Kind entfernte sich schnell von seinen Eltern, und man kann sagen, daß die Erziehung dank dem Zusammenleben von Kind bzw. Jugendlichem und Erwachsenen jahrhundertelang auf dem Lehrverhältnis beruhte. Es lernte die Dinge, die es wissen mußte, indem es den Erwachsenen bei ihrer Verrichtung half. Der Auftritt des Kindes in der Familie und in der Gesellschaft war zu kurz und zu unbedeutend, als daß es sich ins Gedächtnis einprägen und besondere Aufmerksamkeit hätte beanspruchen können. Immerhin konnte das Kind in den allerersten Jahren, wenn es noch ein kleines drolliges Ding war, auf eine oberflächliche Gefühlszuwendung rechnen, die ich ‚Gehätschel‘ genannt habe. Man vergnügte sich mit ihm wie mit einem Tier, einem ungesitteten Äffchen. Wenn es dann starb, wie es häufig vorkam, mochte dies den einen oder anderen betrüben, doch in der Regel machte man davon nicht allzuviel Aufhebens: ein anderes Kind würde sehr bald seine Stelle einnehmen. Aus einer gewissen Anonymität gelangte es nie heraus“ (Ariès 1975, 45f ). Ariès’ zweite These „sucht den neuen Platz zu bezeichnen, den das Kind und die Familie in unseren Industriegesellschaften einnehmen“ (Ariès 1975, 48). Die Familie sei nun ein Raum affektiver Verbundenheit. Privat- und Berufssphäre würden getrennt. In Schonräumen würden Kinder beobachtet und systematisch erzogen. Er verbindet die Ausweitung der Schulbildung mit einer Ausweitung der Disziplinierung. Vom täglichen Leben der Erwachsenen seien Kinder zunehmend ausgeschlossen (Ariès 1975, 45ff ). „Von einer bestimmten Periode ab (auf das heikle Problem des Ursprungs werde ich noch zu sprechen kommen), endgültig und unabweisbar jedoch jedenfalls seit dem Ende des 19. Jahrhunderts hat sich in der Verfassung der Lebensformen, die ich analysiert habe, ein bemerkenswerter Wandel vollzogen. Er läßt sich von zwei unterschiedlichen Ansatzpunkten her begreifen. Die Schule ist als Mittel der Erziehung an die Stelle des Lehrverhältnisses getreten. Das bedeutet, daß das Kind sich nicht länger einfach nur unter die Erwachsenen mischt und das Leben direkt durch den Kontakt mit ihnen kennenlernt. Mancherlei Verzögerungen und Verspätungen zum Trotz ist das Kind nun von den Erwachsenen getrennt und wird in einer Art Quarantäne gehalten, ehe es in die Welt entlassen wird. Diese Quarantäne ist die Schule, das Kolleg. Damit beginnt ein langer Prozeß der Einsperrung der Kinder (wie der Irren, der Armen und der Prostituierten), der bis in unsere Tage nicht zum Stillstand kommen sollte und den man als ,Verschulung‘ (scolarisation) bezeichnen könnte. … Die Familie beginnt also, sich um das Kind herum zu organisieren, ihm soviel Bedeutung beizumessen, daß es aus seiner einstigen Anonymität heraustritt. Man kann es nicht mehr ohne großen Schmerz verlieren oder ersetzen, den Vorgang der Kinderaufzucht nicht mehr allzu oft wiederholen…“ (Ariès 1975, 47f ). So formuliert es Ariès und sieht den Beginn des von ihm wahrgenommenen Umschwungs im 14. Jahrhundert (Ariès 1975, 210) und das Ende am Ende des 19. Jahrhunderts. Zur Kennzeichnung der traditionalen Gesellschaft bezog er 440 uj 10 | 2015 Der Mythos von der Entdeckung der Kindheit sich vor allem auf das europäische Mittelalter. Grundlage seiner Analyse des Mittelalters waren bildliche Darstellungen, Christusbilder oder Stundenbücher, für die Frühe Neuzeit, also die Zeit zwischen 1500 und 1789, nimmt er Textzeugnisse, Briefe und Tagebücher von Adligen und wohlhabenden BürgerInnen hinzu. Er stützt sich auf Zeugnisse vor allem aus Frankreich, was die frühe Neuzeit betrifft, für das Mittelalter auch auf Quellen aus dem italienisch- und deutschsprachigen Raum. So nimmt er zum Beispiel wahr, dass die Kleidung der dargestellten Kinder ab dem 14. Jahrhundert nicht mehr nur Erwachsenenkleidung ist (Ariès 1975, 125). Rezeption in den 1970er Jahren Ariès’ Werk kann als das erste gelten, welches versucht, Kindheit, die Situation von Kindern und vor allem die Veränderung von Kindheitsvorstellungen historisch zu fassen. Nach seiner Ersterscheinung erregte das Buch kaum Aufmerksamkeit, zunächst bei SozialwissenschaftlerInnen, für die es auch heute noch ein Standardwerk ist. Mit dem zunehmenden Interesse an Sozialgeschichte um 1970 wurden auch HistorikerInnen auf das Buch aufmerksam. Auch PsychologInnen interessierten sich für die von ihm konstatierte Einstellungsveränderung und die gesellschaftlichen Veränderungen. Seit den 1970er Jahren regte es eine Fülle von Veröffentlichungen an. In der Folge und auch ähnlich einflussreich aufgenommen postulierte der Sozialwissenschaftler Lloyd deMause 1974, das emotionale Verhalten von Eltern zu ihren Kindern sei unabhängig von den Umgebungsbedingungen im Verlauf der Menschheitsgeschichte aufgrund eines immanenten psychogenetischen Wandels immer enger geworden. Im Gegensatz zu Ariès, der die traditionale Gesellschaft positiv von der modernen abhob, sieht deMause einen steten Fortschritt: „Die Geschichte der Kindheit ist ein Albtraum, aus dem wir erst vor Kurzem aufzuwachen begonnen haben. Je weiter man in die Geschichte zurückgeht, desto geringer ist der Grad der Kindesfürsorge und desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass man Kinder tötete, aussetzte, schlug, terrorisierte und sexuell missbrauchte“ (deMause 1977,12). Nach dem Historiker Edward Shorter, der ebenso wie Ariès vorwiegend französische Quellen heranzog, sei zunächst die romantische Liebe zwischen Partnern im 18. Jahrhundert entstanden und dann erst die Elternliebe: „Gute Mutterschaft ist eine Erfindung der Moderne. In traditionellen Gesellschaften standen Mütter der Entwicklung und dem Glück von kleinen Kindern unter zwei Jahren gleichgültig gegenüber. In der modernen Gesellschaft stellen sie das Wohlergehen der Kleinkinder über alles“ (Shorter 1977, 196). Ariès selbst äußerte sich in seiner Einleitung zur deutschen Ausgabe überrascht über das Echo, das er hervorrief, auch in Disziplinen, die er nicht vorausgesehen hatte, wie der Psychologie. Er sieht 1973 eine breite Akzeptanz seiner zweiten These. Seine These von dem mangelnden Sinn für Kindheit im Mittelalter sei von HistorikerInnen zwar zurückhaltender aufgenommen worden, aber in den Grundzügen akzeptiert worden (Ariès 1975, 50). Einordnung durch die Geschichtswissenschaft Ariès’ Werk über Kindheit steht in Zusammenhang mit der Hinwendung der Geschichtswissenschaft zur Sozialgeschichte. Diese fand in Frankreich bereits nach dem Ersten Weltkrieg mit der einflussreichen Annales-Schule statt und wurde später weltweit aufgenommen. Sozialgeschichtliche Untersuchungen gehen der Situation von Bevölkerungsgruppen nach, die in der vorher stark auf Politikgeschichte und Einzeltaten konzentrierten Geschichtsschreibung nicht interessant erschienen, wie Unterschichten, Arbeiter, Frauen und eben auch Kinder (Jordan 2002, 27ff ). 441 uj 10 | 2015 Der Mythos von der Entdeckung der Kindheit Traditionale Kindheit - moderne Kindheit Ariès’ Beobachtung, dass es eine Veränderung von einer traditionalen Kindheit zur modernen Kindheit gab, wird auch von anderen HistorikerInnen geteilt (z. B. Schlumbohm 1983; Cunningham 2006). Im deutschen Sprachraum wird die Entstehung einer neuen Bürgerschicht im 18. Jahrhundert als Auslöser für eine Pädagogisierung bewertet. Im 18. Jahrhundert habe sich, wie Ariès es auch für Frankreich beschreibt, die bürgerliche Familie von ihrer Umgebung, Nachbarschaft, MitarbeiterInnen in Haus und Wirtschaft stärker abgeschirmt. Die Ehefrau nahm idealerweise weniger an der Erwerbstätigkeit teil, sondern widmete sich der Erziehung der Kinder. Ein gesellschaftlicher Aufstieg über Bildung wurde möglich. Ebenso wurde Bildung im Zeitalter der Aufklärung als wichtiger Bestandteil zur Formung einer umfassenden Persönlichkeit und zur erwünschten Demokratisierung der Gesellschaft gesehen. Eine Flut von Veröffentlichungen - Zeitschriften, Bücher, auch Moral vermittelnde Kinderbücher - sollte dies befördern. Menschen mit Bildungsinteresse, durchaus aus allen Bevölkerungsschichten, fanden sich in Lesegesellschaften zusammen, um gemeinsam und ständeunabhängig über eine Verbesserung der Lebensverhältnisse zu debattieren. Hier sei nur auf die überschwengliche Rezeption von Rousseaus pädagogischem Hauptwerk „Émile oder über die Erziehung“ (Rousseau 2010) im deutschen Sprachraum verwiesen. Das neue Bürgertum, eine insgesamt sehr schmale Bevölkerungsschicht, war kulturell äußerst einflussreich und prägte nicht nur Vorstellungen von Aufstieg und Bildung in unteren Bevölkerungsschichten, sondern auch im Adel. Selbstdisziplin und Vorankommen durch eigene Arbeit wurden positiv bewertet. Bildung wurde im 18. Jahrhundert im deutschen Sprachraum idealerweise nicht auf den flächendeckend vorhandenen, als rückständig angesehenen Schulen vermittelt, sondern über Hauslehrer und die Eltern. Erst im 19. Jahrhundert mit der Durchsetzung der allgemeinen Schulpflicht und der Weiterentwicklung der Lateinschulen zu humanistischen Gymnasien war der Schulbesuch für alle Bevölkerungsschichten selbstverständliche Tätigkeit eines Kindes. Ariès’ Feststellung, dass Kinder in vormodernen Gesellschaften in ihre soziale und natürliche Umgebung durch Teilnahme am Leben der Erwachsenen sozialisiert und in ihre zukünftigen Rollen hineinwuchsen, wird von anderen HistorikerInnen im Wesentlichen geteilt. Diese traditionale Kindheit war im von Ariès als Ausgangszustand genommenen Mittelalter nach allem, was wir wissen, die Realität für die meisten Kinder, häufig auch für die des Adels (Shahar 2004). Für eine schmale Schicht von Kindern, meist Jungen, traf dies allerdings nicht zu. Lateinschulen gab es während des gesamten Mittelalters, sie waren Ganztagsschulen (Shahar 2004, 220). Die Möglichkeit zur Sozialisation im Haushalt war damit zeitlich begrenzt und womöglich auch nicht gern gesehen. Ein wesentliches Bildungsziel der Lateinschule war es, gute Sitten zu vermitteln. Johannes von Butzbach, der in den 1490er Jahren die Lateinschule besuchte, betonte mehrfach, dass er zur Schule gehen sollte, um schädlichen Einflüssen in seinem wohlhabenden Zuhause zu entgehen (Arnold 1980, 167). Festzuhalten ist, dass im Verlauf des letzten Jahrtausends der Anteil an Bildung, der durch Schriftlichkeit, meist in der Schule, vermittelt wird, immer weiter zugenommen hat. Diese Entwicklung betraf allerdings unterschiedliche Bevölkerungsgruppen in unterschiedlichem Maß. Beschrieben werden müsste also, wie stark Elemente der Sozialisation in den Alltag beziehungsweise der pädagogischen Vermittlung von Bildung einzelne Kinder oder Bevölkerungsgruppen betreffen. So fand die Sozialisation vieler Bauernkinder bis in die Nachkriegszeit in der alten Bundesrepublik vor allem durch Mitarbeit in der Familienwirtschaft statt und weniger durch Schulunterricht, während im Mittelalter - wie übrigens auch in der 442 uj 10 | 2015 Der Mythos von der Entdeckung der Kindheit Antike - einflussreiche Schichten eine stark von gezielter Bildungsvermittlung geprägte Kindheit erlebt hatten (z. B. Berg 1987 - 2005, Cunningham 2006). Entdeckung der Kindheit oder anthropologische Konstante? Besonders umstritten, aber auch Auslöser von vielen Untersuchungen waren Ariès’ Ausführungen über die „Entdeckung der Kindheit“ (Ariès 1975, 92), seine Feststellung, dass in der mittelalterlichen Gesellschaft die Ideen der Kindheit und auch der Elternliebe nicht existierten. Dieser Gedanke wurde von deMause und Shorter übernommen und bei ihnen besonders stark mit der vermeintlichen Gefühlskälte der Erwachsenen gegenüber Kindern verbunden (Arnold 1980, 10ff ). Andere geschichtswissenschaftliche Untersuchungen bestätigten Ariès’ These von der Nichtwahrnehmung der Besonderheit von Kindern nicht. Bereits 1980 gab der Mittelalterhistoriker Klaus Arnold eine Quellensammlung über Kindheit im Mittelalter heraus (Arnold 1980). Er fand, dass Elternliebe selbstverständlich gewesen sei. Im gesamten Mittelalter existierte die Vorstellung, dass es unterschiedliche Abschnitte in der Kindheit gibt. Diese variierten zwar in der Abgrenzung der Altersstufen, schrieben jedoch unterschiedlichen Lebensaltern charakteristische Eigenschaften und Verhaltensweisen zu. Am bekanntesten war die Einteilung von Isidor von Sevilla, der um 600 lebte und das gesamte Mittelalter hindurch rezipiert wurde. Danach steht am Anfang des Lebens die infantia, die Kleinkindzeit. Mit etwa sieben Jahren beginnt die pueritia, Knaben- oder Kinderzeit, die dann ab 12 bis 14 Jahren von der adolescentia, der Jugendzeit, abgelöst wird. In der Kleinkindzeit seien die Kinder vollständig angewiesen auf Erwachsene, hieß es, in der pueritia könnten die Kinder schon zwischen Gut und Böse unterscheiden, seien laut, bewegten sich viel, lebten ohne Gedanken an die Zukunft, spielten am liebsten mit Gleichaltrigen und seien immer hungrig (Arnold 1980, 18; Shahar 2004, 28ff ). ArchäologInnen fanden Kinderspielzeug nicht nur in Wohnstätten Begüterter, sondern auch in denen einfacher Schichten (Gläser 2012). Arnold ebenso wie andere HistorikerInnen kritisierten die Quellenauswahl von Ariès und vor allem deren nicht sachgerechte Deutungen. Methodisch ist die Erforschung der in der Sozialgeschichte interessierenden Gruppen ein größeres Problem als das Untersuchen privilegierter Gruppen. Kinder tauchen kaum in vorhandenen schriftlichen Quellen auf, geschweige denn äußerten sie sich selbst schriftlich. Kritisiert wurde, dass Ariès das Auftauchen von Bildmotiven mit dem Auftauchen von Gefühlen in der erzeugenden Gesellschaft gleichsetzte. Außerdem habe er viele Bildzeugnisse aus dem Mittelalter nicht gekannt (Arnold 1980, 10ff ). Theologische Darstellungen seien nicht unbedingt für reale Verhältnisse in der Kindheit repräsentativ. Es wurde kritisiert, dass die Textzeugnisse vor allem aus der Oberschicht im Frankreich des Ancien régime stammten, die Schlussfolgerungen aber auf alle Bevölkerungsgruppen ausgedehnt wurden. Selbst das Auswerten von Ratgeberliteratur, die im Mittelalter von Geistlichen verfasst wurde, sage wenig über das tatsächliche Verhalten und die Mentalitäten von Eltern aus (Cunningham 2006, 28ff; 51). Linda Pollock analysierte Tagebücher und Autobiografien zwischen 1500 und 1900 und kam zu dem Schluss, dass das Ausmaß an Elternliebe sich nicht verändert habe. Auch die Behauptung, Kinder wären für Erwachsene nur wertvoll gewesen, wenn sie mitarbeiten könnten, und hätten dies auch schon frühzeitig getan, wird infrage gestellt (Pollock 1983). Barbara Hanawalt wertete staatliche Unfallberichte auf dem Land aus dem England des 13. bis 15. Jahrhunderts aus, da sie Hinweise auf die Aufenthaltsorte von Kindern liefern. Sie kam 1986 zu dem Schluss, dass Unfälle mit Kindern auch 443 uj 10 | 2015 Der Mythos von der Entdeckung der Kindheit nach dem Kleinkindalter vor allem beim Spielen passierten. Zwischen acht und zwölf Jahren seien sie dann stärker in die Arbeit der Eltern einbezogen worden (Hanawalt 1986). Sie seien zum Hüten von Kleintieren, für Botengänge eingesetzt worden und gingen ihren Eltern in Haus und Garten zur Hand (Shahar 2004, 275ff ). Die Lehrzeit bei einem Lehrmeister begann erst mit 12 bis 15 Jahren (Isenmann 2012). Sowohl Arnold, der den deutschen Sprachraum untersuchte, als auch Hanawalt kamen zu dem Ergebnis, dass das emotionale Verhältnis von Eltern beziehungsweise Erwachsenen zu Kindern sich nicht wesentlich von dem heutigen unterschied. Sie wurden geliebt und zuweilen als lästig empfunden. Es gebe Konstanten in der Entwicklung von Kindern sowie in der Beziehung zwischen Eltern und Kindern, die biologische Ursachen nahelegten. Sie betonen die Kontinuität in den Beziehungen zwischen Eltern und Kindern über die Jahrhunderte hinweg (Arnold 1980, 86; Hanawalt 1986, 171). Schon aus wirtschaftlichen Gründen erscheint es wenig plausibel, dass Eltern ihren Kindern gegenüber keine Gefühle empfunden hätten. Geburten waren die häufigste Todesursache von gebärfähigen Frauen. Die Kindersterblichkeit durch Infektionskrankheiten war hoch. Kinder waren die einzige Altersvorsorge. Der Tod der Hausfrau traf die Familienwirtschaft besonders in mittleren und unteren Schichten hart. Zu viele Geburten zu vermeiden, die Kinder nicht zu früh in schwere Arbeit einzubeziehen, erscheint deshalb ökonomisch sinnvoll. Damit könnte in Zusammenhang gebracht werden, dass Bauern ihre Kinder aus der Sicht von Geistlichen zu sehr verwöhnten (z. B. Shahar 2004, 13, 275). Auch die Perspektive der gebärenden Frauen wird vernachlässigt, wenn man die Annahme, sie hätten kein Interesse am Überleben ihrer Kinder gehabt, für plausibel hält. Man unterstellt ihnen damit wenig Eigeninteresse an oder wenig Entscheidungsspielraum über ihr Leben, was so nicht haltbar ist (z. B. Wunder 1993). Warum ist der Mythos von der „Entdeckung der Kindheit“ so populär? „Vor Rousseau: Kindheit hatte keinen Eigenwert. Kinder galten, jedenfalls in der Gesellschaft, die wir heute als die westliche bezeichnen, als dumm und als unfertige Wesen, die möglichst rasch erwachsen werden sollten - sie waren Objekte, sehr lange Zeit schlicht Nutzobjekte. Im Mittelalter maßen die Menschen dem ersten Lebensabschnitt kaum Bedeutung bei. Sobald die Kinder kräftig genug waren, halfen sie den Eltern bei der Viehzucht, bestellten die Felder oder arbeiteten in Werkstätten. Eine Abgrenzung zwischen Kinder- und Erwachsenenwelt gab es nicht. Mit sieben Jahren wurden sie als kleine Erwachsene behandelt und miteinander verlobt. Der Wert eines Kindes definierte sich über dessen Nutzen für die Eltern. Der Rohstoff Kind, so pointierte es der US-Sozialwissenschaftler Lloyd deMause in seiner psychohistorischen Geschichte der Kindheit, wurde vernutzt, wie heute die Natur vernutzt wird“ (Prantl 2014). Dieses Zitat von 2014 stammt aus einer großen überregionalen Zeitung. In dem Artikel, dem das Zitat entnommen wurde, geht es um die UN-Kinderrechte. Die Präsentation der „Geschichte“ der Kindheit dient dazu, diese kurz und knapp als Fortschrittsgeschichte darzustellen von einem medial wirksamen skandalösen Ausgangspunkt aus. Dieser Text stellt sicherlich eine extreme Rezeption des Forschungsstandes der 1970er Jahre dar. Er soll aber darauf hinweisen, dass nach wie vor die Kindheit in der Vormoderne nicht nur in den Sozialwissenschaften vor allem mit dem Kenntnisstand der Literatur der 1970er Jahre charakterisiert wird. Die folgenden Beispiele wurden willkürlich der Literatur entnommen, es ließen sich noch viele andere finden: Andresen/ Hurrelmann 2010, 11ff; Schweizer 2007, 47; Gloger-Tippelt 1986, 150; Kösller 2014; Kränzl- 444 uj 10 | 2015 Der Mythos von der Entdeckung der Kindheit Nagl/ Mierendorff 2007, 7; Classen verweist auf Beispiele aus dem angelsächsischen Raum, in denen ein überholtes Geschichtsbild präsentiert wird (Classen 2005, 5). Zu fragen ist, warum das so ist. Dazu werden hier einige Vermutungen angestellt, die zu einer Diskussion anregen sollen. Griffige allgemeingültige Thesen kann man sich besser merken Ariès selbst stellte seine Schrift bewusst in einen anwendungsorientierten Zusammenhang. Es ging ihm nicht nur darum, seine Erkenntnisse über die Vergangenheit zu beschreiben, sondern auch diese mit der von ihm wahrgenommenen Moderne abzugleichen, die er in vieler Hinsicht für verbesserungswürdig hielt. Mit der Betrachtung der Geschichte gegenwärtiges Erziehungshandeln zu reflektieren, ist auch von Hentigs wesentliches Anliegen an das Buch. „Unser praktisches und theoretisches Interesse an diesem Thema scheint mir unmittelbar evident - und über sie hinaus erst recht an der Fülle der bunten Details, der ,Bilderbögen‘, auf denen wir ebenso viele aufregende Beziehungen und Parallelen zu unseren Problemen wiederfinden wie herausfordernde, ja schockierende Unterschiede“ (von Hentig in Ariès 1975, 11). Viele RezepientInnen von Ariès sind also nicht HistorikerInnen, sondern Menschen, die konkretes Handeln aus der Geschichte ableiten wollen. Dazu sind griffige Konzepte mit allgemeinem Geltungsanspruch viel besser handhabbar als die abwägenden, mit vielen Einschränkungen versehenden Äußerungen, die besonders die Geschichtswissenschaft der letzten Jahrzehnte kennzeichnet. Oft fehlen geeignete Quellen, HistorikerInnen stoßen auf viele regionale und zeitliche Unterschiede, sodass schlüssige Aussagen über Entwicklungen in ganz Europa über lange Zeiträume nur sehr begrenzt möglich sind. Wenn alles sozial konstruierbar ist, dann wird die Vergangenheit unwichtig Die einflussreichen Überlegungen von Ariès, deMause und Shorter legen bei aller Unterschiedlichkeit ihrer Positionen nahe, dass die gefühlsmäßigen Bindungen zwischen Eltern und Kindern unbegrenzt abhängig von der umgebenden Kultur sind, sie vor allem sozial konstruiert sind. Die entscheidenden Theoretiker des Sozialkonstruktivismus Peter Berger und Thomas Luckmann machten 1969 darauf aufmerksam, dass die vom Menschen wahrgenommene Wirklichkeit als eine Konstruktion der Handelnden gesehen werden kann. Dies sei durch die biologische Ausstattung des Menschen bedingt, die weniger durch Instinkthandeln als durch eine unspezifische Offenheit und der Möglichkeit zum Bewusstsein geprägt sei (Berger/ Luckmann 2010, 194f ). In der sehr fruchtbaren Debatte über die „Kindheit als Konstrukt“ wurde herausgestellt, dass das Aufwachsen von Kindern von den Vorstellungen vom Kind und seinen altersgerechten Fähigkeiten abhängt und dass diese in unterschiedlichen kulturellen Umgebungen unterschiedlich sind. Womöglich wurde die Entwicklung und Beförderung des Sozialkonstruktivismus auch entscheidend durch die breite Rezeption von Ariès beeinflusst. Bereits Berger und Luckmann wiesen jedoch darauf hin, dass sie mit ihrer Theorie keinesfalls die biologischen Grundlagen von Kind und Kindheit vernachlässigen wollten (Berger/ Luckmann 2010, 194f ). Heutige SozialwissenschaftlerInnen setzen sich mit aktuellen Gegebenheiten auseinander. Wenn Kindheiten und Kindheitsvorstellungen vor allem als sozial konstruiert gedacht werden, erscheint die ausführliche Beschäftigung mit der Kindheit in der Vormoderne nicht so wichtig. Es genügt, die Entwicklung der Kindheit in unserer Kultur, in der Moderne, nachzuzeichnen, um Probleme der Gegenwart zu bearbeiten. 445 uj 10 | 2015 Der Mythos von der Entdeckung der Kindheit Wenn alles sozial konstruierbar ist, dann sind PädagogInnen in einer Schlüsselposition Wie das 18. Jahrhundert, als die moderne Pädagogik ihren Ausgang nahm, waren die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts eine Epoche mit einem starken Fortschrittsoptimismus. Durch die richtige Erziehung könne sowohl dem Individuum zu einem selbstbestimmten Leben verholfen werden als auch die Gesellschaft insgesamt verbessert werden (z. B. Berner 1992). Zu diesem Ansatz „passen“ Ariès’ Thesen von der Entwicklung der Kindheit. Eine starke Betonung der Veränderbarkeit von Kindheitsvorstellungen und damit auch Kindheiten bestärkt SozialwissenschaftlerInnen und besonders PädagogInnen in ihrem Berufshandeln in der optimistischen Haltung, viel bewirken zu können, wenn die Verhältnisse nur ausreichend beeinflusst werden. Dass die Entwicklung von Kindern und Kindheitsvorstellungen auch biologischen Randbedingungen unterliegt, wird in den Sozialwissenschaften wenig thematisiert, sondern oft in andere Fachgebiete, wie Medizin, Sportwissenschaft oder Verhaltensbiologie, ausgelagert. Fazit Erwachsene hätten vor der Moderne keine Wahrnehmung davon gehabt, dass Kinder sich von Erwachsenen nicht nur hinsichtlich der Größe unterscheiden. Eltern hätten keine gefühlsmäßige Bindung zu ihren Kindern gehabt. Diese Thesen von Ariès werden nach wie vor in pädagogischer Fachliteratur vertreten, obwohl GeschichtswissenschaftlerInnen ihre Gültigkeit schon seit einigen Jahrzehnten für sehr unplausibel halten und davon ausgehen, dass die Sicht auf Kinder und die gefühlsmäßigen Bindungen an sie den heutigen Wahrnehmungen sehr ähnlich sind und sie somit im Wesentlichen biologisch fundiert sein dürften. Möglicherweise verhindert gerade die Tatsache, dass Ariès eine unbegrenzt kulturell vermittelte Haltung zum Kind postulierte, dass ErziehungswissenschaftlerInnen wenig an einer Auseinandersetzung mit der vormodernen Kindheit interessiert sind. Dabei dürfte da viel zu entdecken sein. Zum Beispiel könnte die Diskussion über den Beitrag von selbstständiger, nicht von Erwachsenen pädagogisch vorgegebener Aneignung der sozialen und natürlichen Umwelt an einer gelingenden Entwicklung angeregt werden. Im Zuge der PISA-Debatte und dem zunehmenden Aufbau von Ganztagseinrichtungen sind Freiräume für Kinder sowohl räumlich als auch zeitlich noch einmal stark verkleinert worden. Paradoxerweise wird durch die häufige Verkürzung von Ariès’ Thesen auf die vermeintliche Gefühlskälte von Erwachsenen gegenüber Kindern in traditionalen Gesellschaften das zentrale anwendungsorientierte Anliegen von Ariès gehemmt. Das Beleuchten von positiven Aspekten von Selbsttätigkeit, informellem Lernen, Spiel ohne pädagogische Begleitung wird schnell abgewertet als „Romantisierung“ (z. B. Kränzl-Nagl/ Mierendorff 2007, 5). Eine kreative Einbindung von Elementen des informellen Lernens in die Kindheit wird nicht gefördert, wenn es unter dem Verdacht steht, dass es mit emotionaler Vernachlässigung der Kinder einhergeht. Dr. Christiane Richard-Elsner Lüderitzstraße 8 40595 Düsseldorf christiane.richard-elsner@aba-fachverband.org 446 uj 10 | 2015 Kindheit Literatur Althans, B., Winzen, M., Wagner, B. (2013): Kindheit. Eine Erfindung des 19. Jahrhunderts. Athena, Oberhausen Andresen, S., Hurrelmann, K. (2010): Kindheit. Beltz, Weinheim/ Basel Ariès, P. (1975): Geschichte der Kindheit. Hanser, München/ Wien Ariès, P. (1962): Centuries of childhood. A social history of family life. Knopf, New York Ariès, P. (1960): L’enfant et la vie familiale sous l’ancien régime. Plon, Paris Arnold, K. (1980): Kind und Gesellschaft in Mittelalter und Renaissance. Beiträge und Texte zur Geschichte der Kindheit. Schöningh, Paderborn/ München Berg, C. (Hrsg.) (1987 - 2005): Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte. Beck, München. Berger, P. L., Luckmann, T. (2010): Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit. Eine Theorie der Wissenssoziologie. 21. Aufl. Fischer, Frankfurt am Main Berner, H. (1992): Aktuelle Strömungen in der Pädagogik und ihre Bedeutung für den Erziehungsauftrag der Schule. P. Haupt, Bern Classen, A. (2005): Philippe Ariès and the Consequences. History of Childhood, Family Relations, and Personal Emotions. Where do we stand today? In: Classen, A. (Hrsg.): Childhood in the Middle Ages and the Renaissance. The results of a paradigm shift in the history of mentality. Walter de Gruyter, Berlin/ New York, 1 - 65 Cunningham, H. (2006): Die Geschichte des Kindes in der Neuzeit. Artemis u. Winkler, Düsseldorf DeMause, L. (1977): Hört ihr die Kinder weinen. Eine psychogenetische Geschichte der Kindheit. Suhrkamp, Frankfurt am Main Gläser, M. (Hrsg.) (2012): Kindheit und Jugend, Ausbildung und Freizeit. Lübecker Kolloquium zur Stadtarchäologie im Hanseraum, VIII. Beleke, Essen Gloger-Tippelt, G. (1986): Kindheit und kindliche Entwicklung als soziale Konstruktionen. Verschwinden der Kindheit. Bildung und Erziehung 39, 149 - 164 Hanawalt, B. (1986): The ties that bound. Peasant families in medieval England. Oxford University Press, New York/ Oxford Isenmann, E. (2012): Die deutsche Stadt im Mittelalter, 1150 - 1550. Stadtgestalt, Recht, Verfassung, Stadtregiment, Kirche, Gesellschaft, Wirtschaft. Böhlau, Wien/ Köln/ Weimar Jordan, S. (2002): Lexikon Geschichtswissenschaft. Hundert Grundbegriffe. Reclam, Stuttgart Kösller, T. (2014): Wie die Kindheit erfunden wurde. Interview ORF. In: http: / / science.orf.at/ stories/ 1742 637/ , 27. 7. 2014 Kränzl-Nagl, R., Mierendorff, J. (2007): Kindheit im Wandel. Annäherungen an ein komplexes Phänomen. SWS-Rundschau 1, 3 - 25 Pollock, L. A. (1983): Forgotten children. Parent-child relations from 1500 to 1900. Cambridge University Press, Cambridge/ New York Prantl, H. (2014): Wie ernst man Kinder nehmen muss. Vor 25 Jahren wurde die Kinderrechtskonvention von der UN-Vollversammlung angenommen. Nun müssen die Ideen von Rousseau, Montessori und Pestalozzi endlich auch ins Grundgesetz Eingang finden. Süddeutsche Zeitung, 18. 11. 2014 Rousseau, J.-J., Denhardt, H. (2010): Émile oder über die Erziehung. Anaconda, Köln Schlumbohm, J. (1983): Kinderstuben. Wie Kinder zu Bauern, Bürgern, Aristokraten wurden. 1700 - 1850. DTV, München Schweizer, H. (2007): Soziologie der Kindheit. Verletzlicher Eigen-Sinn. VS Verlag, Wiesbaden Shahar, S. (2004): Kindheit im Mittelalter. 4. Auflage Patmos, Düsseldorf Shorter, E. (1977): Die Geburt der modernen Familie. Rowohlt, Reinbek Wunder, H. (1993): Überlegungen zum Wandel der Geschlechterbeziehungen im 15. und 16. Jahrhundert aus sozialgeschichtlicher Sicht. In: Wunder, H., Vanja, C. (Hrsg.): Wandel der Geschlechterbeziehungen zu Beginn der Neuzeit. Suhrkamp, Frankfurt am Main, 12 - 26
