unsere jugend
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0342-5258
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/uj2015.art46d
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Frauen in sozialer Verantwortung: Clara Grunwald
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Manfred Berger
Zum großen Teil waren es Frauen, die Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit/Sozialpädagogik maßgeblich beeinflussten. Sie haben Akzente gesetzt und Impulse gegeben, die bis heute nachwirken. Solche bahnbrechenden Frauen werden in unregelmäßiger Folge in unsere jugend vorgestellt.
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274 unsere jugend, 67. Jg., S. 274 - 278 (2015) DOI 10.2378/ uj2015.art46d © Ernst Reinhardt Verlag München Basel Frauen in sozialer Verantwortung: Clara Grunwald Zum großen Teil waren es Frauen, die Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit/ Sozialpädagogik maßgeblich beeinflussten. Sie haben Akzente gesetzt und Impulse gegeben, die bis heute nachwirken. Solche bahnbrechenden Frauen werden in unregelmäßiger Folge in unsere jugend vorgestellt. von Manfred Berger Jg. 1944; Jugend- und Heimerzieher, Heilpädagoge, Sozialpädagoge (FH), Supervisor und Diplom- Pädagoge (univ.) Am 6. Januar 1907 eröffnete Maria Montessori, ehrfurchtsvoll von ihren AnhängerInnen „Dottoressa“ genannt, in San Lorenzo, einem Armenviertel von Rom, die erste casa dei bambini. Es handelte sich um einen „Hauskindergarten“ für ca. 50 vorschulpflichtige Kinder, damit diese „nicht auf den Treppen oder auf den Straßen herumlungern oder in den Wohnungen eingeschlossen werden sollten, während Vater und Mutter zur Arbeit in die Fabrik gingen“ (Grunwald o. J. a, 3). In den sich in den folgenden Jahren weltweit rasch verbreitenden Montessori-Einrichtungen stand die Erziehung zur Selbsthilfe im Vordergrund, von Maria Montessori gerne in den Worten eines Kindes an seine Erzieherin formuliert: „Hilf mir, es allein zu tun.“ Bereits 1913 kam Clara Grunwald mit der Montessori-Pädagogik in Kontakt. Mit Begeisterung las sie das Buch der Italienerin „ll metodo della pedagogia scientifica applicato all’educazione infantile nelle case dei bambini“ (heute: „Die Entdeckung des Kindes“). Sogleich suchte sie nach Wegen, diese „neue Erziehung“ in die Tat umzusetzen. Aber der Erste Weltkrieg verhinderte das geplante Vorhaben, da Deutschland mit Italien verfeindet war und somit alles, was aus dem Feindesland kam, suspekt erschien. Ende 1918 konnte sie endlich mit dem Aufbau und der Etablierung der Montessori-Pädagogik beginnen: „Das geistige Klima … begünstigte besonders in Berlin reformpädagogische Ansätze. Durch das Zusammentreffen fortschrittlich orientierter Bildungspolitik und reformpädagogisch orientierter Pädagoginnen und Pädagogen war es möglich, von der Norm abweichende Erziehungseinrichtungen sowohl im Bereich der öffentlichen Schule als auch im Bereich der vorschulischen pädagogischen Betreuung einzurichten. Eine entscheidende Rolle spielte dabei der 1919 gegründete ‚Bund entschiedener Schulreformer’“ (Waldschmidt 2002, 32). Mit Beginn der Nazi-Diktatur musste Clara Grunwald ihr Engagement für die Montessori- Pädagogik einstellen, da diese nicht den ideologisch standardisierten Zielen der nationalsozialistischen Machthaber entsprach. Sie wurde als„undeutsch und egoistisch“, als„zersetzende Macht des Individualismus“ desavouiert. 275 uj 6 | 2015 Frauen in sozialer Verantwortung: Clara Grunwald Clara Grunwald erblickte am 11. Juni 1877 als ältestes von 11 Kindern des Ehepaares Bernhard Grunwald, Leinen- und Weißwarenhändler, und seiner Frau Rosalie, geb. Aberle, in Rheydt das Licht der Welt. Die Eltern wechselten mit ihrer wachsenden Kinderschar mehrmals den Wohnort, bis die Familie schließlich 1883 in Berlin ansässig wurde. Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte Clara Grunwald in Berlin eine Höhere Mädchenschule, der ein Lehrerinnenseminar angeschlossen war, und legte 1896 erfolgreich das Lehrerinnenexamen ab. Anschließend war die junge Lehrerin an verschiedenen Volksschulen in und um Berlin tätig. Ab 1. Oktober 1916 war sie als Lehrkraft an der ersten städtischen Berliner Mädchenschule, der „Louise- Otto-Peters-Schule“, angestellt. Bereits 1919 gründete Clara Grunwald das „Deutsche Montessori-Komitee“, dem nur Fachkräfte beitreten durften. Die Vereinigung „kümmerte sich um die Schaffung privater und öffentlicher (Volks-)Kinderhäuser, in denen vor allem Arbeiterkinder betreut werden sollten, und entfaltete dazu eine rege propagandistische Tätigkeit. Regelmäßige Sprechstunden wurden angeboten, Hospitationen ermöglicht, Vorträge gehalten und Zeitschriftenartikel (Sprachrohr war Die neue Erziehung) lanciert. Zwei Jahre später, 1922, erfolgte die Gründung der ‚Gesellschaft der Freunde und Förderer der Montessori-Methode in Deutschland e. V.’ [die sich überwiegend an Laien wandte, M. B.]. Beide Organisationen unter dem Vorsitz von Clara Grunwald gingen 1925 in der ‚Deutschen Montessori-Gesellschaft’ (DMG) auf, die wiederum von ihr geleitet wurde“ (Waldschmidt 2002, 32). Mit Unterstützung des „Bundes Entschiedener Schulreformer“, der 1919 gegründet wurde und dem die Schulpädagogin als Mitglied angehörte, konnte im Mai 1919 in Lankwitz ein Montessori-Kinderhaus seiner Bestimmung übergeben werden. Leider war der Einrichtung keine lange Lebensdauer beschieden. Die konservative Stadt- und Schuladministration unterstellte ihr, wie Clara Grunwald argwöhnte, „sozialistische Umtriebe“ (zit. n. Berger 2000, 38). Kurzerhand wurde am 1. Oktober 1922 das Lankwitzer Kinderhaus wegen „Mangel an Mitteln“ geschlossen. Merkwürdigerweise wurde bald an gleicher Stelle ein Fröbel-Kindergarten seiner Bestimmung übergeben. Clara Grunwald, die im Sommer 1921 in London einen viermonatigen Montessori-Ausbildungskurs absolviert hatte, ließ sich jedoch nicht von der Schließung des Kinderhauses demotivieren. Im Gegenteil: sie sorgte für eine intensive Öffentlichkeitsarbeit, hielt unzählige Vorträge und Referate, initiierte Montessori-Ausbildungskurse, förderte die Gründung von Montessori-Kinderhäusern und Montessori-Klassen nicht nur in der Reichshauptstadt, sondern auch in anderen deutschen Städten, die Kolleginnen und Freundinnen von ihr in Jena, Hamburg, Nürnberg, Düsseldorf, Bunzlau, Guben, Leipzig etc. ins Leben riefen. Von Oktober 1926 bis Februar 1927 fand in Berlin bereits ein dritter Montessori-Kurs statt. Dieser wurde von Maria Montessori unter Hinzuziehung von Clara Grunwald geleitet. Die schon seit längerer Zeit schwelenden Diskrepanzen zwischen den beiden Frauen endeten 276 uj 6 | 2015 Frauen in sozialer Verantwortung: Clara Grunwald in einem Eklat, zumal Maria Montessori übertriebene Forderungen stellte und inkorrekte Anschuldigungen gegenüber Clara Grunwald und der „Deutschen Montessori Gesellschaft e. V.“ äußerte. Ein Vorwurf war, dass Clara Grunwald die Montessori-Pädagogik unzulässig erweitern sowie den Namen der „Dottoressa“ missbrauchen würde. Absoluter Höhepunkt der Eskalation war, dass Maria Montessori sich weigerte, die Diplom-Urkunden für den Ausbildungslehrgang zu unterzeichnen und der „Deutschen Montessori- Gesellschaft e. V.“ ihre Autorisierung entzog. Mit viel Mühen konnte Clara Grunwald die erboste„Dottoressa“ schließlich doch noch dazu bewegen, wenigstens die Diplome zu unterschreiben. Einen Haken hatte die Sache trotzdem: Die verspätet unterschriebenen Zeugnisse waren von zeitlich beschränkter Gültigkeit, d. h. im Klartext, dass die Kursteilnehmerinnen später erneut einen von Maria Montessori genehmigten Kurs absolvieren mussten, um als Montessori-Pädagoginnen anerkannt zu werden. Von nun an herrschte absolute „Funkstille“ zwischen den beiden Frauen. Clara Grunwald konnte nicht nachvollziehen, dass Maria Montessori keinen Widerspruch darin sah, einerseits wie eine Despotin zu herrschen und die Selbständigkeit ihrer Schülerinnen zu unterdrücken, andererseits weiterhin energisch die Freiheit und Selbstständigkeit des Kindes proklamierte. Zum Leidwesen von Clara Grunwald spaltete sich noch die „Deutsche Montessori-Gesellschaft“. Schließlich kam es 1929 zur Gründung einer neuen Organisation mit dem Namen„Verein Montessori-Pädagogik Deutschlands e. V. Deutsche Landesgruppe der Internationalen Montessori-Gesellschaft, Präsidentin Maria Montessori“. Der neue Montessori-Verein bemühte sich, die„richtige“ Montessori-Methode zu propagieren. Die„Dottoressa“ verweigerte fortan der „Deutschen Montessori-Gesellschaft e. V.“ ihre Autorisierung. Obwohl von Maria Montessori enttäuscht, ließ sich Clara Grunwald nicht von einem weiteren unermüdlichen Einsatz für die „neue Erziehung“ abhalten, die sie weiterhin als „richtig“ und „würdig“ befand. Als 1933 die Nazis an die Macht kamen, begann für sie eine schwere Zeit. Da die Pädagogin eine überzeugte Sozialistin war, wurde sie im Zuge des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April 1933 sofort aus dem Schuldienst entlassen. Wegen ihrer jüdischen Abstammung durfte sie sich auch nicht mehr für die Montessori-Pädagogik engagieren. Im November 1941 kam Clara Grunwald auf das 1932 gegründete „Landwerk Neuendorf im Sande“ bei Fürstenwalde. Von dort wurde sie im April 1943, zusammen mit weiteren Lagerinsassen und deren Kindern, nach Auschwitz verschleppt und (vermutlich) in einer der Gaskammern auf bestialische Weise ermordet. Eindringlich verwies Clara Grunwald in ihrer Schrift „Montessori-Erziehung in Familie, Kinderhaus und Schule“ darauf hin, dass eine gelungene Montessori-Erziehung nur dann zum Erfolg führt, wenn die im Buchtitel genannten drei großen Instanzen der Sozialisation und Erziehung so eng wie möglich aufeinander bezogen sind. Sie haben gemeinsam den erzieherischen Auftrag, „das junge Kind mit seiner Umwelt vertraut zu machen, es in das Leben, die es umgebende Welt einzuführen, die ganze Fülle ihrer Schönheit sehen und genießen zu lernen und zugleich hinzuweisen auf die vielen kleinen und großen Störungen und Hindernisse, die es im Verlauf eines jeden menschlichen Lebens zu erkennen und zu überwinden gilt“ (Tervooren 1999, 200). Clara Grunwalds pädagogische Begeisterung galt der professionellen frühkindlichen Erziehung, weil „im Alter der zartesten Kindheit“ Versäumtes „im späteren Leben nie wieder völlig auszugleichen“ (Grunwald 1922, 55) ist. Folgerichtig sollte „die Erziehung der nächsten Generation von Anfang an, nicht erst, wenn sie in das sogenannte schulpflichtige Alter kommt, Sache der Allgemeinheit und eine ihrer wichtigsten und dringendsten Aufgaben“ (ebd.) 277 uj 6 | 2015 Frauen in sozialer Verantwortung: Clara Grunwald sein. In ihren in leicht verständlicher Sprache verfassten Publikationen betonte die Pädagogin stets, wie doch die „neue Erziehung/ Methode“ den heranwachsenden Menschen ernst zu nehmen hat, da er von Anfang an eine personale Würde besitzt. Das heißt, das Kind ist stets als Subjekt zu achten und in seiner „Eigenart“ zu respektieren. Darum ist eines der obersten Erziehungsziele der Montessori-Pädagogik die Entfaltung der kindlichen Individualität sowie die Entwicklung des Kindes zur autarken Persönlichkeit. Das Kind soll lernen, Meister seiner selbst zu sein, wobei seine eigene Aktivität, sein Drang nach Selbstständigkeit der fundamentale Beitrag dazu ist. Folgerichtig hatte Clara Gunwald akzentuiert, dass die „neue Erziehung/ Methode“ sich nicht durch Verbote und Gebote, durch Ermahnung und Lehre, durch Lohn und Strafe, Anstachelung und Wetteifer oder falschen Ergeiz auszeichnet. Vielmehr ist sie ausgerichtet auf Selbsterziehung, Selbstständigkeit sowie Selbsttätigkeit. Eindringlich warnte die Montessori-Pädagogin den Erziehenden davor, dass er kein Hindernis auf dem Wege zur Selbstständigkeit sein sollte, indem er die kindliche Aktivität „entmündigt“, was im Alltag oft zu beobachten ist: „Der Erwachsene muß sich hüten, für das Kind ein Hindernis auf dem Wege zur Selbständigkeit zu werden. Er muß die Geduld aufbringen, das Kind selbst handeln zu lassen. Er darf das Kind nicht füttern, weil es ihm zu langsam ißt, es nicht anziehen, weil es nicht schnell genug fertig wird, es nicht tragen, weil er den Weg schneller zurücklegen will. Das jämmerliche Geschrei der Kinder protestiert oft gegen diese Vergewaltigung. Wenn wir aber die Kinder gewöhnen, sich ohne Widerstreben von uns bedienen zu lassen, dann erziehen wir unselbständige, träge, energielose Kinder. Das Kind muß die Tätigkeiten selbst ausführen, um nach und nach die Fähigkeit zu erlangen, sie gut und richtig und schnell auszuführen. Was wir dem Kinde schuldig sind, ist geduldige Unterweisung, geduldiges Vormachen“ (Grunwald o. J., 8). Ein weiterer wichtiger Faktor, der zur Selbstständigkeit des Kindes führt, ist die Erziehung in Freiheit: „So entwickelt in der Freiheit und durch die Freiheit das Kind mehr und mehr seine Persönlichkeit: ‚Ein Charakter ist ein vollkommen gebildeter Wille’ (Novalis). Das wichtigste auf der Welt ist für uns alle die Entwicklung unseres Selbst; hier ist die Quelle unserer Kraft, auch für den Dienst an anderen“ (Grunwald 1923, 33). Demzufolge muss die Umgebung dem Kind angepasst sein und die Mittel enthalten, derer das Kind bedarf und die ihm zur freien Betätigung und Wahl zur Verfügung stehen. Auch muss der Erwachsene für das Kind „eine Umgebung schaffen, die durch das Kind nicht gefährdet wird und in der auch das Kind nicht gefährdet ist. In einer solchen Umgebung können wir dem Kinde die notwendige Freiheit gewähren, und das Kind, das sich nicht fortwährend gehemmt und bedrückt fühlt, wird ruhig und fröhlich sein. Die Umgebung des Erwachsenen ist auch aus anderen Gründen nicht günstig für das Kind: alles steht im Mißverhältnis zu seiner Größe und zu seinen Kräften; alles ist für das Kind zu groß, zu hoch und zu schwer. Außer dieser ‚Welt für Riesen’ geben wir dem Kind noch eine Welt, die aber wiederum viel zu winzig für seine Kräfte und seine Maße ist: die Welt der Puppe und die Welt des Spielzeugs. So lassen wir das Kind zwischen zwei Umgebungen leben, die ihm beide in ihren Dimensionen nicht angemessen sind. - Wir sehen, daß das Kind immer Gegenstände schieben, ziehen, tragen, heben, ein- und ausräumen will. Von diesen Beobachtungen sollen wir uns leiten lassen. Aber das gewöhnliche Spielzeug wird nicht nach exakten Beobachtungen über die Bedürfnisse des Kindes geschaffen und ausgesucht, sondern es wird nach dem Gutdünken der Fabrikanten gemacht und nach dem Wohlgefallen des Erwachsenen ausgesucht. In den seltensten Fällen ist es imstande, das Kind zu befriedigen; es ist zu starr, zu wenig gestaltungsfähig; es ist zu leicht, um die Muskeln des Kindes zu beschäftigen, und 278 uj 6 | 2015 Frauen in sozialer Verantwortung: Clara Grunwald nicht einfach genug, um dem Kinde die Sinneseindrücke so weit isoliert zu geben, daß es sie aufnehmen und verarbeiten kann“ (Grunwald o. J., 4f ). Darum hatte Maria Montessori für das Kind eine Umgebung geschaffen, die ihm eine „ungehemmte Entwicklungsmöglichkeit“ (ebd., 5) gewährt. Herzstück dieser kindlichen Umgebung sind die von der „Dottoressa“ nach jahrelanger, wissenschaftlicher Beobachtung und Versuche entwickelte Materialien (Entfaltungs-/ Beschäftigungsmittel, Übungsmaterial): „Sie [Maria Montessori, M. B.] stellte den Kindern eine größere Anzahl von Beschäftigungsmitteln zur Verfügung, unter denen sie jederzeit dasjenige frei wählen durften, das ihr Interesse erregte. Sie beeinflusste die Kinder auch nicht in Bezug auf den Wechsel der Beschäftigungen oder deren Dauer. Für sie kam es darauf an, die Reaktionen der Kinder zu beobachten, und die konnten nur dann natürlich sein, wenn Kind und Objekt allein waren; der ‚Experimentator’ mußte verschwinden und dem Beobachter Platz machen. Die Beschäftigungsmittel der Montessori bringen das Kind auch in ‚einsichtige Situationen’ und überlassen es ihm, den befriedigenden Abschluß durch eigene Neuleistungen zu finden, also zu lernen. … Ob das Kind auf natürliche Weise lernt, können wir immer daran erkennen, daß es während des Lernvorganges froh ist. Oft ist das Aufleuchten der neuen Erkenntnis von Freudenausbrüchen begleitet: Die Anwendung von Strafe und Zwang, Anstachelung des Wetteifers oder gar des Ehrgeizes, also der ‚Erziehungsmittel’ der alten Schule, ist überflüssig“ (Grunwald 1926, 245f ). „Das Kind ist der Mittelpunkt“ - dies war für Clara Gunwald ein wichtiges pädagogisches Axiom, denn die Kinder sind es, „die uns eine bessere Menschheit als die unsrige erleben lassen, eine Menschheit voller Ursprünglichkeit, Kraft und Schönheit. Wenn wir die Kinder nicht in unsere Formen pressen, sehen wir, daß sie Tugenden besitzen, die wir ihrem frühen Lebensalter kaum zutrauten: unermüdlichen Tätigkeitsdrang, Nächstenliebe, innere Disziplin“ (Grunwald o. J., 41). Für diese Tugenden, die nach wie vor von Gültigkeit sind, hat Clara Grunwald erzogen und gearbeitet und wurde damit zur „Nestorin der Montessori-Pädagogik in Deutschland“ (Berger 2000, 12). Manfred Berger Am Mittelfeld 36 89407 Dillingen Literatur Berger, M. (1995): Frauen in der Geschichte des Kindergartens. Ein Handbuch. Brandes und Apsel, Frankfurt am Main Grunwald, C. (1921): Bilder vom Montessori-Kurs in London. In: Freie Welt 1921 Grunwald, C. (1921): Montessori. In: Das Schulhaus 1921, 18 - 24, 40 - 48, 66 - 70 Grunwald, C. (o. J. a): Montessori-Erziehung. In: Gesellschaft der Freunde und Förderer der Montessori- Methode in Deutschland e. V. (Hrsg.): Montessori-Erziehung. Berlin, 1 - 14 Grunwald, C. (o. J.): Montessori-Erziehung in Familie, Kinderhaus und Schule. Berlin Tervooren, H. (1999): Montessori-Pädagogik und rhythmisch-musikalische Erziehung im Kontext reformpädagogischer Modelle. Verlag Blaue Eule, Essen Waldschmidt, I. (2002): Schaut auf das Kind! Zu den Anfängen der Montessori-Pädagogik und ihrer Verwirklichung in Berlin. In: Müller, T., Schneider, R. (Hrsg.): Montessori. Lehrmaterialien 1913 - 1935. Möbel und Architektur. Prestel Verlag, München/ Berlin/ London/ New York, 27 - 39
