unsere jugend
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0342-5258
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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2015
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Rezension: Karsten Speck, 2014: Schulsozialarbeit. Eine Einführung
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2015
Joachim Wabnitz
Bereits seit den 1980er/1990er Jahren gibt es Angebote der Schulsozialarbeit an Schulen in Deutschland. Und inzwischen haben sie sich fast zu einem Regelangebot insbesondere an den Grund-, Haupt- und Förderschulen entwickelt. Angebote der Schulsozialarbeit und Formen schulbezogener Jugendsozialarbeit werden mittlerweile von den meisten Lehrerkollegien und Schulträgern anerkannt, geschätzt und als notwendig für gelingende Schule eingeschätzt. Allerdings ist bis heute ihre Zuordnung in den Schnittmengen zwischen Jugendhilfe und Schule unklar, uneinheitlich und unterschiedlich geregelt. Es gibt im Wesentlichen drei Zuordnungen: zur Kinder- und Jugendhilfe, zur Schule bzw. Schulverwaltung sowie zur Arbeits- und Sozialverwaltung.
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348 uj 7 + 8 | 2015 Rezensionen Karsten Speck, 2014: Schulsozialarbeit. Eine Einführung 3. Aufl., München/ Basel: Ernst Reinhardt Verlag, 215 Seiten, € 19,99 Bereits seit den 1980er/ 1990er Jahren gibt es Angebote der Schulsozialarbeit an Schulen in Deutschland. Und inzwischen haben sie sich fast zu einem Regelangebot insbesondere an den Grund-, Haupt- und Förderschulen entwickelt. Angebote der Schulsozialarbeit und Formen schulbezogener Jugendsozialarbeit werden mittlerweile von den meisten Lehrerkollegien und Schulträgern anerkannt, geschätzt und als notwendig für gelingende Schule eingeschätzt. Allerdings ist bis heute ihre Zuordnung in den Schnittmengen zwischen Jugendhilfe und Schule unklar, uneinheitlich und unterschiedlich geregelt. Es gibt im Wesentlichen drei Zuordnungen: zur Kinder- und Jugendhilfe, zur Schule bzw. Schulverwaltung sowie zur Arbeits- und Sozialverwaltung. Die Aufgaben der Schulsozialarbeit konzentrieren sich einerseits auf allgemeine Formen der Hilfe und Unterstützung zur Vermeidung schulischen Versagens, auf die individuelle Beratung von Schülerinnen und Schülern und ggf. auch ihrer Eltern sowie auf allgemeine pädagogische Angebote und Hilfen bei schulischen Konflikten. Andererseits ist die Schulsozialarbeit zur Zusammenarbeit mit den örtlichen Jugendämtern und den fachspezifischen Diensten verpflichtet. Insgesamt zeigt sich ein ausgesprochen heterogenes Bild zwischen sozialpädagogischen Angeboten in Trägerschaft der Schule oder der Kinder- und Jugendhilfe sowie in Kooperationsformaten mit jeweils eigenständigen Aufgabenbestimmungen (Deutscher Bundestag, 14. Kinder- und Jugendbericht, Bundestags-Drucksache 17/ 12200 vom 30. 1. 2013, S. 330). Dem hier anzuzeigenden Werk „Schulsozialarbeit. Eine Einführung“ von Prof. Dr. Karsten Speck, Universität Oldenburg, ist es dankenswerterweise in hervorragender Form gelungen, einen Überblick über die Aufgaben dieses wichtigen Praxisfeldes und dessen Differenzierungen zu geben. In zwölf Kapiteln werden im Einzelnen mit Blick auf die Schulsozialarbeit behandelt: Historische Entwicklung; Aktueller Stand; Begriffsklärung und Definition sowie Begründungen, Ziele und Zielgruppen; Rechtsgrundlagen, Förderpolitik und Finanzierung; Angebote, methodisches Handeln und Handlungsprinzipien; Rahmenbedingungen; Kooperation zwischen Lehrerinnen und Lehrern sowie Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeitern; Ergebnisse und Wirkungen, Qualitätsentwicklung und Selbstevaluation; Ausbildung, Curriculum und Fortbildung sowie Aktuelle Herausforderungen. Das Werk beeindruckt durch materialreiche, problemorientierte und fachlich überzeugende Darstellungen in seinen Textteilen. Aufschlussreich sind auch die zahlreichen Übersichten und statistischen Zusammenstellungen etwa betreffend: einschlägige Stellungnahmen und Empfehlungen zur Schulsozialarbeit auf der Bundesebene (S. 16); Aktueller Ausbaustand der Schulsozialarbeit in allen Bundesländern - auch mit detaillierten Angaben zur Personalsituation (S. 22 - 32); Aktuelle Definitionen zu Schulsozialarbeit aus der Fachliteratur der 2000er Jahre (S. 41 - 44); Praktische und bildungstheoretische Begründungsmuster von Schulsozialarbeit (S. 46 - 64); Rechtsgrundlagen der Schulsozialarbeit zwischen Schulgesetzen und SGB VIII - auch mit einem Überblick über den Meinungsstand zur Frage, ob § 13 SGB VIII eine hinreichende Rechtsgrundlage für die Schulsozialarbeit biete (S. 67 - 81); Stärken und Schwächen unterschiedlicher Trägermodelle (S. 99); Empirische Befunde über die Kooperation zwischen Lehrerinnen und Lehrern und Schuluj 7 + 8 | 2015 349 Rezensionen sozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeitern (S. 112 - 121); Verfahren und Instrumente zur Qualitätsentwicklung (S. 145 - 148); Herausforderungen in der Forschung (S. 166 - 169). Im Anhang (ab S. 170) werden Prüfungsfragen gestellt, deren Lösungen im Netz zum Download zur Verfügung stehen. Abgerundet wird das Buch durch Zusammenstellungen von Adressen zur Schulsozialarbeit, ausgewählten Vernetzungsseiten auf Länderebene, ausgewählten Organisationen in Deutschland, der Schweiz und Österreich, einen Überblick über die bestehenden Landesarbeitsgemeinschaften sowie ein sehr differenziertes Literaturverzeichnis im Umfang von 30 Seiten. Insgesamt hat das beeindruckende Werk vollumfänglich seine Zielsetzung (siehe Vorwort, S. 8, 9) erreicht, nämlich einen Überblick zur Schulsozialarbeit in Form eines Einführungswerkes in allgemein verständlicher und komprimierter Form zu geben. Das Buch von Karsten Speck kann allen nachhaltig empfohlen werden, die sich in Studium und Praxis - erstmals oder vertieft - oder wissenschaftlich mit diesem Arbeitsfeld befassen wollen. Prof. Dr. jur. Dr. phil. Reinhard Joachim Wabnitz Assessor jur., Magister rer. publ., Ministerialdirektor a. D., Hochschule RheinMain, Fachbereich Sozialwesen, Wiesbaden DOI 10.2378/ uj2015.art57d
