unsere jugend
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0342-5258
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
111
2016
6811+12
Editorial
111
2016
Karsten Speck
Carmen Wulf
Liebe Leserinnen und Leser, das Thema Radikalisierung gehört in Deutschland – spätestens seit dem Anschlag in einer Regionalbahn bei Würzburg und dem Sprengstoffanschlag von Ansbach im Juli 2016 – zu den Top-Schlagzeilen in den Nachrichten. Dabei geht es zumeist um Prozesse, bei denen sich junge Menschen schrittweise dem Islamismus zuwenden, ihre bisherigen Einstellungen, Überzeugungen, Handlungsmuster und Lebensführungen aufgeben sowie undemokratische, verfassungsfeindliche und zum Teil auch gewaltförmige und terroristische Ziele akzeptieren.
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449 Editorial Liebe Leserinnen und Leser, das Thema Radikalisierung gehört in Deutschland - spätestens seit dem Anschlag in einer Regionalbahn bei Würzburg und dem Sprengstoffanschlag von Ansbach im Juli 2016 - zu den Top-Schlagzeilen in den Nachrichten. Dabei geht es zumeist um Prozesse, bei denen sich junge Menschen schrittweise dem Islamismus zuwenden, ihre bisherigen Einstellungen, Überzeugungen, Handlungsmuster und Lebensführungen aufgeben sowie undemokratische, verfassungsfeindliche und zum Teil auch gewaltförmige und terroristische Ziele akzeptieren. Auffällig ist, dass die problematischen und ungleichen Lebensverhältnisse, die gesellschaftlichen Benachteiligungen, Desintegrationsmechanismen und Ausgrenzungen sowie die Wünsche nach Sicherheit, Orientierung und Zugehörigkeit von jungen Menschen als Ursachen für eine Radikalisierung wenig diskutiert werden. Bemerkenswert ist ferner, dass sich im öffentlichen Raum sehr stark auf eine einzige Form des Radikalismus fokussiert wird (Islamismus). In einer sachlichen und fairen Debatte zu gesellschaftlichen Bedrohungen müsste jedoch das gesamte Spektrum von Radikalismus diskutiert werden, welches zum Teil seit Langem und sehr nachhaltig das friedliche Miteinander in Deutschland bedroht. Auf der Basis eines solchen Vergleichs könnte auch gelernt werden, welche Faktoren relevant sind, worin die Anziehungskraft radikaler Gruppen besteht, welche jungen Menschen gefährdet sind, wie eine Radikalisierung verläuft und welche Präventionsansätze Erfolg versprechend sind. Das vorliegende Heft enthält Beiträge von Modellprojekten, die sich unterschiedlichen Formen des Radikalismus widmen. Die Berichte verweisen auf sehr allgemeine Zielvorstellungen, eine Präferenz für sensibilisierende Präventionskonzepte und zugleich sehr klare Annahmen zu Wirkungen. Die Modellprojekte sind Teil des Programms „Demokratie leben! “ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Wir sind gespannt auf Ihre Rückmeldungen Ihr Karsten Speck und Ihre Carmen Wulf unsere jugend, 68. Jg., S. 449 (2016) DOI 10.2378/ uj2016.art61d © Ernst Reinhardt Verlag München Basel Karsten Speck und Carmen Wulf
