eJournals unsere jugend 69/2

unsere jugend
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0342-5258
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
21
2017
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Jugendliche von heute gemessen an den Maßstäben von gestern?

21
2017
Benjamin Dreer
Die Berufs- und Arbeitswelt unterliegt einem ständigen Wandel und dennoch bilden Schulnoten und traditionelle Auswahlverfahren nach wie vor eine verbreitete Grundlage, um zu entscheiden, welchen Heranwachsenden ein Ausbildungsplatz angeboten werden soll. Der Beitrag zeigt damit verbundene Probleme auf.
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68 unsere jugend, 69. Jg., S. 68 - 75 (2017) DOI 10.2378/ uj2017.art11d © Ernst Reinhardt Verlag München Basel Jugendliche von heute gemessen an den Maßstäben von gestern? Zur Passung von Person und Beruf im 21. Jahrhundert Die Berufs- und Arbeitswelt unterliegt einem ständigen Wandel und dennoch bilden Schulnoten und traditionelle Auswahlverfahren nach wie vor eine verbreitete Grundlage, um zu entscheiden, welchen Heranwachsenden ein Ausbildungsplatz angeboten werden soll. Der Beitrag zeigt damit verbundene Probleme auf. von Dr. Benjamin Dreer Jg. 1984; Absolvent eines Lehramtsstudiums (2009), promoviert in den Erziehungswissenschaften (2012), Geschäftsführer der Erfurt School of Education - Zentrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung, Universität Erfurt (seit 2016) Ausgangslage Das Ausüben eines Berufs steht in Deutschland nach wie vor in engem Zusammenhang mit gesellschaftlicher Teilhabe, Vermittlung von Werten und Orientierungen sowie mit persönlichem Wohlbefinden (z. B. Schanz 1979; Dostal 2007). Neben einem gewissen Maß an Sicherheit und finanziellen Einkünften geht es jungen Menschen bei der Ergreifung eines Berufs - weitgehend unabhängig vom Bildungsabschluss - immer stärker auch um Selbstverwirklichung (Schell Deutschland 2015). Einen Beruf zu finden, der zu den eigenen Neigungen und Fähigkeiten passt, gehört bei zwei Drittel der Jugendlichen zu den wichtigsten Berufskriterien (Calmbach/ Thomas/ Borchard/ Flaig 2012). Eigene Ideen am Arbeitsplatz einbringen zu können, ist für 58 % der Heranwachsenden von Bedeutung (Schell Deutschland 2015). Dass Menschen einen Beruf finden, der zu ihnen passt, ist nicht allein aus individueller Perspektive bedeutsam. Eine Gesellschaft trägt die Verantwortung dafür zu ermöglichen, dass nachfolgende Generationen ihr Potenzial ausschöpfen und damit zum gesellschaftlichen Fortbestand und wirtschaftlichen Erfolg beitragen können (Dreer 2013). Tatsächlich bestätigen Untersuchungen, dass das Erreichen einer Passung von Person und beruflicher Umwelt, wie sie mehrfach theoretisch beschrieben wurde (Bußhoff 1989 für einen Überblick), förderlich für die persönliche Zufriedenheit sowie für die Arbeitsleistung ist (Tsabari/ Tziner/ Meir 2005; Spokane/ Meir/ Catalano 2000; Hirschi 2013) und damit auch als bedeutsame Voraussetzung für unternehmerischen und volkswirtschaftlichen Erfolg angesehen werden kann (Oberliesen/ Schulz 2007). Das Streben nach der Passung von Person und beruflicher Umwelt birgt somit individuelle und gesellschaftliche Herausforderungen. 69 uj 2 | 2017 Jugendliche von heute gemessen an den Maßstäben von gestern? In Zeiten eines Fachkräftemangels gilt es, ungewollte Umwege und damit ungenutzte Potenziale von Heranwachsenden zu vermeiden. Gleichwohl sind vor dem Hintergrund einer Bildungsexpansion und einer fortschreitenden gesellschaftlichen Entwicklung jugendliche Lebenswelten vielschichtiger, die Ansprüche an Ausbildung und Beruf differenzierter und die Zukunftsorientierungen Heranwachsender selbstbestimmter als zuvor (Gille 2009; Gille/ Sardei-Biermann 2011; Krewerth/ Beicht 2011). Damit stellen neben den demografischen Entwicklungen junge Menschen selbst neue Herausforderungen an ausbildende Institutionen. Dass die Passung von Person und Beruf weiterhin vornehmlich an Interesse aufseiten der Heranwachsenden und Eignung aus Sicht der ausbildenden Einrichtung festgemacht wird, scheint in Anbetracht dieser Entwicklungen bedenklich. Eine Auseinandersetzung damit hat in den aktuellen Entwicklungen und Diskussionen zur Berufsorientierung jedoch kaum stattgefunden. Zwar wurden in den vergangenen Jahren entscheidende Entwicklungen in der schulischen Berufsorientierung und am Übergang Schule - Beruf angestoßen (Überblick in Schröder 2015), eine genauere Betrachtung der Kriterien, nach denen die angestrebte Person- Beruf-Passung im 21. Jahrhundert beurteilt werden kann, wurde jedoch eher vernachlässigt. So machen Unternehmen die Entscheidung, ob eine Kandidatin oder ein Kandidat eine Ausbildungsstelle angeboten bekommt, nach wie vor sehr stark von nicht unmittelbar tätigkeits- und unternehmensbezogenen Maßen, wie Schulnoten und bestimmten traditionellen Auswahlverfahren (z. B. Tests zur Allgemeinbildung oder Assessment Centers) abhängig (Vodafone Stiftung 2013; Beyer 2015). Auch Jugendliche neigen dazu, die Interessantheit, die persönliche Eignung und letztlich das Infragekommen bestimmter Berufe vorwiegend nach ihren Schulnoten zu beurteilen (Helbig/ Leuze 2012). Maße der Passung Versteht man Berufswahl als einen individuellen Prozess, der die Suche nach einer Passung von Selbst und beruflicher Umwelt und damit den Erwerb von Selbst- und Berufskenntnissen beschreibt, wird u. a. die Frage bedeutsam, welche Kriterien für die Beurteilung einer solchen Passung anzulegen sind. Da individuelle Entwicklung und Berufswahl immer in einem gesellschaftlichen Kontext stattfinden, wird an dieser Stelle dafür argumentiert, dass die Beantwortung dieser Frage nur in begrenzter Hinsicht durch die Einzelperson geleistet werden kann. In einem weiteren Verständnis wird die Passung eines Menschen zu einem Beruf neben individuellen Faktoren, wie Interesse, Kompetenzen und Werten, auch durch gesellschaftliche Werte, formale Voraussetzungen, Zugangswege sowie die Lage am Ausbildungs- und Arbeitsmarkt definiert. Angesichts dieser differenzierten Betrachtungsmöglichkeiten ist zu fragen, auf welche Weise eine Person-Beruf-Passung im weiteren Sinne im Vorfeld einer Berufsausbildung ausgelotet werden kann und welche Verfahren und Maße dafür hilfreich sein können. Beides wird nachfolgend jeweils aus institutioneller und individueller Sicht diskutiert. Institutionelle Sicht Auch im 21. Jahrhundert setzt eine Vielzahl an ausbildenden Einrichtungen bei der Bewerberinnen- und Bewerberauswahl auf klassische Verfahren. Dabei ist insbesondere eine (Vor-) Auswahl durch Schulzeugnisse und -noten ein verbreitetes Vorgehen (Prusik 2003; Beyer, 2015). Eine Ausrichtung auf die schulischen Leistungen als Selektionskriterium durch Unternehmen aber auch Hochschulen beeinflusst die Art und Weise, wie Heranwachsende ihre eigenen Voraussetzungen für einen Beruf analysieren (siehe Individuelle Ebene) und wie sie an Schulen auf die Arbeits- und Berufswelt vorbereitet werden. So findet sich eine Tendenz dazu, dass konkrete und erfahrungsbezogene Berufsorientierungs- 70 uj 2 | 2017 Jugendliche von heute gemessen an den Maßstäben von gestern? aktivitäten, die den Übergang Schule - Beruf vorbereiten sollen, an solchen allgemeinbildenden Schulen seltener vorzufinden sind, die eher eine Abschlussanstelle einer Anschlussorientierung fokussieren (Famulla 2008). Begründet durch das Motiv, dass ein möglichst hochwertiger Schulabschluss vielfältige Möglichkeiten eröffnet, wird an diesen Schulen ein großes Augenmerk darauf gelegt, dass Jugendliche die Schule mit möglichst guten Noten verlassen. Ein langfristiges Heranführen junger Menschen an die Arbeitswelt, das arbeitsweltbezogene Persönlichkeitsentwicklung sowie ein gezieltes Sammeln von Informationen und Erfahrungen und so eine fundierte Entscheidung ermöglicht, steht diesen Bestrebungen nicht unbedingt entgegen, wird jedoch im Zuge einer Abschlussorientierung häufig vernachlässigt (Lumpe 2007). So kann erklärt werden, dass viele Schulabsolventinnen und -absolventen - insbesondere auch die mit guten und sehr guten Schulnoten - zwar zahlreiche theoretische Optionen haben, aber eher unentschieden und zum Teil unsicher in die eigene berufliche Zukunft blicken (Vodafone Stiftung 2014; Brüggemann/ Rahn/ Hartkopf 2013). Eine weniger aktive Auseinandersetzung mit der Ausbildungsplatzsuche kann damit letztlich auch dazu führen, dass Heranwachsende dem Ausbildungsbzw. Arbeitsmarkt länger als nötig fernbleiben. Hingegen scheint eine Kritik an einem solchen Vorgehen aus Sicht der ausbildenden Institutionen unangebracht, da wiederholt gezeigt wurde, dass Schulnoten tatsächlich mit Ausbildungserfolg in Zusammenhang stehen (z. B. Baron-Bolt/ Schuler/ Funke 1988; Velten/ Schnitzler 2011; Schmidt-Atzert/ Deter/ Jaeckel 2004; Schuler/ Barthel/ Fünfgelt 1984; Funke 1986; Kuncel/ Hezlett/ Ones 2001) und ihnen damit eine gewisse Vorhersagekraft zugesprochen werden kann. Ein genauerer Blick in die vorliegenden Studien zeigt aber, dass als Indikator für Ausbildungserfolg fast immer die Note der Zwischenbzw. Abschlussprüfung der jeweiligen Ausbildung herangezogen wurde. In erster Linie wird also deutlich, dass es bis zu einem bestimmten Maß gelingt, mit Schulnoten Ausbildungsnoten vorherzusagen. Werden andere Maße für Erfolg, z. B. Vorgesetztenbeurteilung, herangezogen, fällt die Vorhersagekraft von Schulnoten deutlich geringer aus (Cohen 1984; Weuster 2012). Problematisch ist, dass es bei der Vergabe von Zensuren immer wieder zu starken Urteilsfehlern kommt, sodass nicht davon ausgegangen werden kann, dass mit den vergebenen Zahlenwerten tatsächlich auf die Leistungen bzw. Leistungsfähigkeit einer Person geschlossen werden kann (z. B. Dunkake/ Kiechle/ Klein/ Rosar 2012; Trautwein/ Lüdtke/ Becker/ Neumann/ Nagy 2008). Dass sich solche Urteilsfehler nicht nur im Schul-, sondern auch Ausbildungskontext niederschlagen und damit eine Benachteiligung bestimmter Gruppen (z. B. Menschen mit Migrationshintergrund) fortgesetzt wird, muss angenommen werden (Schneider/ Yemane/ Weinmann 2014; Granato 2013). In der Gesamtschau dieser Aspekte muss mit Velten und Schnitzler (2011) zu dem Schluss gekommen werden, dass nicht „alle Jugendlichen mit schlechteren Zeugnissen der allgemeinbildenden Schule auch schlechtere Ergebnisse in der Ausbildung erwarten lassen“ (47). Trautwein et al. (2008) argumentieren darüber hinaus, dass Schulnoten allenfalls als Indikator für kognitive Leistungen, nicht aber für Ausbildungsreife oder berufsspezifische Ausbildungseignung interpretiert werden können. Eine Selektion von Heranwachsenden, die vor allem auf Schulnoten setzt, scheint vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse also nur eingeschränkt wirksam zu sein, wenn es darum geht, die Passung von Person und Beruf festzustellen. Nicht zuletzt deshalb haben einige Unternehmen die Auswahl von BewerberInnen mittels Schulnoten gänzlich abgeschafft. Wesentlich weiter verbreitet ist aber der (zusätzliche) Einsatz bestimmter Auswahlverfahren, wie z. B. Vorstellungsgespräche, Assessment Centers, Intelligenz- und Leistungstests. Erneut wird hier mit Fragen zur Allgemeinbildung oder Intelligenztests nach Kriterien ausgewählt, die ein gutes Ergebnis der Berufsausbil- 71 uj 2 | 2017 Jugendliche von heute gemessen an den Maßstäben von gestern? dung (gemessen in Noten) erwarten lassen (Baron-Bolt et al. 1988; Funke 1986; Spinath/ Unz 2007). Konkretere Passungsebenen (z. B. Passung zum Ausbilder, zu den anderen Auszubildenden oder zu den konkreten Mitgestaltungsmöglichkeiten vor Ort) werden dabei häufig vernachlässigt. Individuelle Ebene Was Jugendliche bei einer Entscheidung für einen Beruf beeinflusst, ist relativ gut erforscht. Die Wahl eines Berufs, Studien- oder Ausbildungsprogramms ist demnach u. a. maßgeblich dadurch geprägt, wofür Heranwachsende sich interessieren und was sie sich selbst zutrauen (z. B. Knauf 2009; Knauf/ Rosowski 2009; Maschetzke 2009; Driesel-Lange 2011; Jungo 2009). Es zeigt sich, dass - neben sozialen Einflussfaktoren, wie z. B. Eltern, Freunde und Gleichaltrige - insbesondere auch die Art der fachbezogenen Lern- und Leistungsrückmeldungen das Bild beeinflussen, das junge Frauen und Männer von sich selbst haben (Stucke 2000; Ratschinski 2011). Dass Unternehmen, Betriebe, aber auch Hochschulen lange Zeit auf eine (Vor-) Selektion nach Schulnoten gesetzt haben und dieses Vorgehen bislang noch weit verbreitet ist, macht für sehr viele Heranwachsende, ihre Eltern sowie Lehrerinnen und Lehrer das Zeugnis zu einem wesentlichen Prüfstein für Zukunftsoptionen. In einer Untersuchung, die im Bundesland Sachsen-Anhalt durchgeführt wurde, konnte beispielsweise gezeigt werden, dass einer der Hauptgründe, die Jugendliche dafür anführen, warum sie glauben, ihren Wunschberuf nicht verwirklichen zu können, ihrer Auffassung nach zu schlechte Noten sind (Hentrich 2011). Dabei wird einerseits häufig vernachlässigt, dass mit Noten Leistungen nicht vollständig und nur ungenau wiedergegeben und dass wichtige Persönlichkeitsmerkmale gar nicht in Schulzeugnissen abgebildet werden sowie dass Schulnoten zumeist Bewertungen abgeschlossener Leistungen und keine Lern- und Leistungspotenziale widerspiegeln (z. B. Dunkake et al. 2012; Trautwein et al. 2008). Auf dieser Grundlage auf die Passung zu einem bestimmten Beruf oder sogar Ausbildungsunternehmen zu schließen, führt dazu, dass bestimmte Berufsfelder trotz eines möglicherweise bestehenden Potenzials durch Jugendliche gar nicht erst in den Blick genommen werden. Auch kann der beobachtete Trend von Schülerinnen und Schülern, nach dem ersten Schulabschluss in großer Zahl einen weiterführenden Schulbesuch anzustreben (z. B. Brüggemann et al. 2013), mit einem internalisierten Optimierungsgedanken begründet werden. Nicht nur bietet der Besuch einer weiterführenden Schule die Möglichkeit, die Berufsentscheidung aufzuschieben, die vielleicht an einer abschlussorientierten Schule nicht ausreichend unterstützt wurde. Auch kann so an der Erreichung eines höherwertigen Schulabschlusses mit besseren Zensuren gearbeitet werden. Ob dies im Hinblick auf die angezielten und später realisierten Zukunftswege in jedem Fall zielführend ist, muss zumindest infrage gestellt werden (Birkelbach 2007). Dass auch bestimmte Auswahlverfahren das Bewerberverhalten beeinflussen, konnte gezeigt werden. Es wurde beispielsweise deutlich, dass die durch die Bewerberinnen und Bewerber wahrgenommene Fairness von Auswahlverfahren Einfluss auf die wahrgenommene Attraktivität der Institution und des Berufs hat und dass diese Fairness insbesondere dann als hoch eingeschätzt wird, wenn Bewerberinnen und Bewerber u. a. Gelegenheit haben, sich aktiv zu bewähren (Brünn 2010). Diskussion Wie dargestellt, sind die Maße, die auf individueller, aber auch institutioneller Ebene verwendet werden, um die Passung von Person und beruflicher Umwelt festzustellen, mit einigen 72 uj 2 | 2017 Jugendliche von heute gemessen an den Maßstäben von gestern? Problemen behaftet. Insbesondere ist anzunehmen, dass die Art und Weise, wie Unternehmen, aber auch Hochschulen Bewerberinnen- und Bewerberselektion betreiben, einen Einfluss darauf nimmt, welche Kriterien Jugendliche selbst auf die Geeignetheit für bestimmte Berufe heranziehen und in welcher Weise eine Vorbereitung auf die Arbeitswelt - im Sinne von Berufsorientierung - verstanden und umgesetzt wird. In der Auseinandersetzung wurden insbesondere folgende Problembereiche deutlich: 1. Auswahl der bzw. des Besten anstelle der bzw. des Bestpassenden Eine Fokussierung auf Schulnoten und Leistungstests eignet sich (wenn auch mit Einschränkungen) vordergründig dafür, die kognitiven Fähigkeiten einer Bewerberin bzw. eines Bewerbers einzuschätzen und somit diejenigen Jugendlichen zu ermitteln, die mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit eine Ausbildung (gemessen an Noten) erfolgreich abschließen werden. Auf diese Weise werden Heranwachsende in der Regel an externen Kriterien gemessen, die zwar einen Vergleich der Bewerberinnen und Bewerber untereinander, aber kaum Aussagen über die Passung zu einem konkreten Unternehmen oder Betrieb, Arbeitsumfeld oder Team ermöglichen. So besteht der Verdacht, dass sich die Ambition von Ausbildungseinrichtungen, einen für eine Ausbildungsstelle, den Beruf sowie zum Unternehmen passende Person zu finden, in Wirklichkeit in einer traditionellen Auswahl der besten Bewerberin bzw. des besten Bewerbers manifestiert. Dies ist jedoch nicht nur im Hinblick auf weniger gut qualifizierte Heranwachsende problematisch. Auch Ausbildungsabbrüche, die etwa aufgrund falscher Vorstellungen oder Konflikte am Ausbildungsort zustande kommen, könnten ebenfalls ein Symptom dieser Problematik sein. Studien, wie beispielsweise die von Kohlrausch/ Solga (2012) zeigen deutlich, dass dann, wenn Gelegenheit besteht, die Passung von Person und Beruf auf konkreten Ebenen auszuloten, Schulnoten als Selektionskriterium fast bedeutungslos werden. So bildeten in der genannten Untersuchung anstelle von Fachnoten der Kontakt zu einem Betrieb und die dort verbrachten Praxistage entscheidende Prädiktoren dafür, ob junge Menschen im Anschluss an die Schule bei der Bewerbung um einen Ausbildungsplatz überzeugen konnten oder nicht. Dass eine Leistungsbzw. Kompetenzperspektive wichtig ist, wird damit nicht bestritten. Es wird vielmehr die Frage aufgeworfen, ob es nicht eher darum gehen muss, welche Leistungen und Kompetenzen für eine bestimmte berufsbezogene Tätigkeit von Bedeutung sind, und insbesondere darum, welche Haltungen, Wertvorstellungen und persönlichen Ziele aufseiten der Heranwachsenden eine Leistungsentwicklung und Potenzialentfaltung im Rahmen einer Ausbildung begünstigen und dazu beitragen, den einmal gewählten Beruf auch unter sich verändernden Rahmenbedingungen erfolgreich ausüben zu können. Dies setzt eine gezielte und fortlaufende Auseinandersetzung mit dem Berufsbild, aber auch mit der Entwicklung der ausbildenden Institution sowie eine damit verbundene Reflexion des Eignungsverständnisses seitens der Unternehmen, Betriebe und (Hoch-, Fach-, Berufs-) Schulen voraus. 2. Fortsetzung von sozialer Ungerechtigkeit Wenn die Einschätzung verschiedener schulischer Leistungen zusammengefasst in einem reduktiven Zahlenwert den Ausgangspunkt dafür bildet, ob Heranwachsende zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen werden oder einen Ausbildungsplatz angeboten bekommen, ist dies nicht nur diagnostisch fraglich. Insbesondere zeigen Untersuchungen, dass diejenigen Heranwachsenden, die bereits in der Schule Benachteiligungen erfahren mussten, auf diese Weise keine Chance erhalten, diese auszugleichen. Soziale Ungerechtigkeit und Ungleichbehandlung wird so auch in die nachschulische Bildung verlängert (Überblick in 73 uj 2 | 2017 Jugendliche von heute gemessen an den Maßstäben von gestern? Solga/ Dombrowski, 2009). Andere der traditionellen Auswahlverfahren (z. B. Vorstellungsgespräche) tragen ebenfalls nicht dazu bei, Ungleichbehandlung von bestimmten Jugendgruppen aufzubrechen. Initiativen, wie die anonymisierte Bewerbung der Antidiskriminierungsstelle (http: / / tinyurl.com/ p22farp) können nur einem Teil der Problematik begegnen. 3. Übersehen geeigneter Heranwachsender Leistungsfähige und passende junge Menschen für ein Unternehmen auswählen zu können setzt voraus, dass die Personalverantwortlichen überhaupt Zugang zu diesen jungen Menschen erhalten. Dass bei Auswahlprozessen bestimmte Leistungsaspekte traditionell stark betont werden, verhindert jedoch mitunter, dass junge Menschen sich zutrauen, in einem bestimmten Bereich erfolgreich zu sein, weil sie die Einschätzung der eigenen Eignung ebenfalls vorwiegend auf der Grundlage gesellschaftlich tradierter und fehlerbehafteter Maße vornehmen. Dabei sind diese leistungsbezogenen Auswahlkriterien gar nicht unbedingt stichhaltig dafür, dass jungen Menschen das Potenzial dazu fehlt, berufsbezogene Tätigkeiten erfolgreich auszuführen, sich in ein Team zu integrieren oder eine dauerhafte Bindung zum Ausbildungsunternehmen aufzubauen. Eine fehlerhafte Selbstselektion zu vermeiden, setzt nicht nur differenzierteres Lern- und Leistungsfeedback bereits in der allgemeinbildenden Schule, sondern auch die Möglichkeit voraus, sich (möglichst frühzeitig) in konkreten Arbeits- und Anforderungssituationen zu erproben. Heranwachsende und deren Potenziale zu entdecken und für ein Unternehmen oder einen Betrieb zu gewinnen, heißt daher, auf Differenzierung zu setzen und sich von starren tradierten Anforderungskatalogen in Richtung der Denk- und Erlebensweise der gegenwärtigen Jugendgeneration zu bewegen. Alternative Verfahren, die der Gewinnung und Auswahl passender Heranwachsender dienen sollen, müssten folglich stark darin sein, Interesse zu wecken, Selbstkonzepte Heranwachsender zu stärken und Bewerberinnen und Bewerbern die Chance einzuräumen, die Passung zu einem Beruf, zu einem Unternehmen oder Betrieb, in ein Team und zu einer Ausbilderin bzw. zu einem Ausbilder etc. gründlich auszuloten sowie teilweise selbstgesteuert zu entwickeln. Dr. Benjamin Dreer Erfurt School of Education Nordhäuser Straße 63 99089 Erfurt Tel. (03 61) 7 37-17 52 E-Mail: benjamin.dreer@uni-erfurt.de Literatur Baron-Bolt, J., Schuler, H., Funke, U. (1988): Prädiktive Validität von Schulabschlußnoten: Eine Metaanalyse. In: Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, 2, 2, 79 - 90 Beyer, K. (2015): DGFP-Studie Zukunft der Berufsausbildung. Power Printing, Düsseldorf Birkelbach, K. 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