eJournals unsere jugend 69/4

unsere jugend
4
0342-5258
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
41
2017
694

Interesse an politischer Mitbestimmung und Kenntnis der Kinderrechte

41
2017
Judith Razakowski
Kathrin Müthing
Friedhelm Güthoff
Interessieren sich Kinder für eine Partizipation an politischen Entscheidungen und sind sie der Auffassung, dass Kindermeinungen in der Gesellschaft etwas zählen? Dies sind nur einige Fragen, denen das repräsentative LBS-Kinderbarometer auf den Grund geht. Der vorliegende Beitrag stellt einige Befunde der aktuellen Studie sowie deren Bedeutung für die Kinderhilfe dar.
4_069_2017_004_0164
164 unsere jugend, 69. Jg., S. 164 - 171 (2017) DOI 10.2378/ uj2017.art25d © Ernst Reinhardt Verlag München Basel Interesse an politischer Mitbestimmung und Kenntnis der Kinderrechte Aktuelle Befunde des LBS-Kinderbarometers und deren Implikationen für die Kinderhilfe Interessieren sich Kinder für eine Partizipation an politischen Entscheidungen und sind sie der Auffassung, dass Kindermeinungen in der Gesellschaft etwas zählen? Dies sind nur einige Fragen, denen das repräsentative LBS- Kinderbarometer auf den Grund geht. Der vorliegende Beitrag stellt einige Befunde der aktuellen Studie sowie deren Bedeutung für die Kinderhilfe dar. von Judith Razakowski Jg. 1987; Diplom-Pädagogin und wissenschaftliche Mitarbeiterin im PROSOZ Institut für Sozialforschung und dort im Bereich PROKIDS mit dem Schwerpunkt Kindheits- und Jugendforschung tätig Hintergrund Das LBS-Kinderbarometer ist eine repräsentative und auf kontinuierliche Wiederholung angelegte Querschnittsstudie, ins Leben gerufen mit der finanziellen Förderung der LBS-Initiative Junge Familie der Landesbausparkasse NRW. Bereits im Jahr 1997 wurde das erste LBS-Kinderbarometer in Nordrhein-Westfalen durchgeführt. 2007 wurde die Studie zunächst auf sechs Bundesländer und im Jahr 2009 schließlich auf die gesamte Bundesrepublik ausgeweitet. Seither wird die Studie in einer Zweijahrestaktung durchgeführt. Im aktuellen Erhebungszyklus befindet sich das LBS-Kinderbarometer damit im fünften bundesweiten Durchgang. Dabei ist die Studie so angelegt, dass die betrachtete Stichprobe sowohl für jedes einzelne Bundesland als auch für die gesamte Bundesrepublik repräsentativ ist. In jedem bundesweiten Durchgang werden mehr als 10.000 Kinder im Alter von 9 - 14 Jahren nach ihrer Meinung zu verschiedenen Themen, wie beispielsweise Familie, Schule und Politik, befragt. Durch diese kontinuierliche Erfassung der Kindermeinungen und deren Weitergabe an Politik und Praxis handelt es sich bei dem Dr. Kathrin Müthing Jg. 1979; Diplom-Psychologin, Leitung des PROSOZ Instituts für Sozialforschung und Projektleitung des LBS-Kinderbarometers Friedhelm Güthoff Jg. 1952; Sozialpädagoge, Dipl.-Päd., Geschäftsführer der Bildungsakademie BiS, Geschäftsführer a. D. des Deutschen Kinderschutzbundes Landesverband NRW e.V., Themenschwerpunkte: Kinderpolitik, Kinderbeteiligung, intervenierender, präventiver, emanzipatorischer Kinderschutz 165 uj 4 | 2017 Interesse an politischer Mitbestimmung und Kenntnis der Kinderrechte LBS-Kinderbarometer um ein Instrument, das konsequent den Artikel 12 der UN-Kinderrechtskonvention „Berücksichtigung des Kinderwillens“ aufgreift und umsetzt. Das Design der Studie ermöglicht eine Betrachtung von unterschiedlichen Kohorten der gleichen Altersstufe sowie deren Vergleich untereinander, da einige Themenblöcke kontinuierlich oder im mehrjährigen Abstand wiederholt abgefragt werden und andere von Erhebungszyklus zu Erhebungszyklus variieren. Kindheit wird im LBS-Kinderbarometer als eigenständige Lebensphase verstanden, in der die Kinder ihre eigene Kultur entwickeln und somit selbst kompetente Auskunftgeber ihres Lebens sind (vgl. Ben-Arieh 2005; Heinzel et al. 2012). Sie werden als sozialer Akteur ernst genommen und an der gesellschaftlichen Wirklichkeit beteiligt (vgl. Eckermann/ Heinzel 2015). Die Beteiligung der Kinder erfolgt dabei bereits im Vorfeld der Studie im Rahmen von Fokusgruppen, in denen die Kinder bei der Themenauswahl für das Kinderbarometer mit einbezogen werden. Zentrale Variable im LBS-Kinderbarometer ist das Wohlbefinden der Kinder. Zur Erfassung des Wohlbefindens wird eine eigens von PROKIDS für das Kinderbarometer entwickelte und etablierte Barometerskala eingesetzt, die das Wohlbefinden anhand von sieben Wetterphänomenen visualisiert. Strahlender Sonnenschein steht dabei für ein positives und Gewitterwolken für ein negatives Wohlbefinden. Für jeden untersuchten Aspekt wird geprüft, in welchem Zusammenhang er zum Wohlbefinden der Kinder steht. Dabei wird nicht nur das allgemeine Wohlbefinden betrachtet, sondern auch jenes in den für Kinder zentralen Lebensbereichen Familie, Schule, Freundeskreis und Wohnumfeld. Der vorliegende Beitrag greift einige Befunde des aktuellen LBS-Kinderbarometers zum Themenfeld Mitbestimmung auf und stellt diese im Jahresvergleich dar. Die aktuelle Veröffentlichung mit allen Ergebnissen ist in gebundener Form (Müthing/ Razakowski 2016) oder im Internet über www.kinderbarometer.de verfügbar. 100 % 80 % 60 % 40 % 20 % 0 % Anteil der Kinder ja nein Zustimmung 2011 2013 2015 57 % 65 % 50 % 35 % 50 % 43 % Abb. 1: Interesse an lokaler Mitbestimmung (im Jahresvergleich) 166 uj 4 | 2017 Interesse an politischer Mitbestimmung und Kenntnis der Kinderrechte Mitbestimmung Interesse an lokaler Mitbestimmung Neben der Erfassung von Kindermeinungen steht im LBS-Kinderbarometer der Partizipationsgedanke respektive die Beteiligung von Kindern im Fokus. Deshalb werden die Kinder seit 2011 in jeder Erhebung danach gefragt, ob sie bei Entscheidungen in ihrer Stadt bzw. Gemeinde gerne mitreden würden. Abbildung 1 stellt eine Übersicht der Befunde zum Interesse an lokaler Mitbestimmung im Jahresvergleich dar. Demnach bejahen mehr als die Hälfte (57 %) der befragten Kinder diese Frage im aktuellen Kinderbarometer. Der überwiegende Teil der Kinder möchte sich folglich gerne an Entscheidungen auf lokaler Ebene beteiligen. Das ist im Vergleich zur vorherigen Untersuchung des Erhebungsjahres 2013 ein signifikanter Anstieg (50 %). Gleichwohl ist der Wert weiterhin unterhalb des Niveaus von 2011. Damals haben knapp zwei Drittel (65 %) der befragten Kinder angegeben, dass sie gerne an Entscheidungen auf lokaler Ebene partizipieren würden. Das Interesse der Kinder an lokaler Mitbestimmung ist unabhängig von Geschlecht, Migrationshintergrund, Wohnort, Alter, Familien- und Arbeitsstatus der Eltern sowie dem Bundesland, in dem die Kinder leben. In Abhängigkeit des Wohlbefindens der Kinder gibt es ebenfalls keine bedeutsamen Unterschiede. Damit haben die Kinder in Deutschland ein gleichförmiges Interesse daran, an Entscheidungen auf lokaler Ebene mitzuwirken. Überzeugung, dass Kindermeinungen ernst genommen werden Die Kinder werden außerdem danach gefragt, inwiefern sie der Auffassung sind, dass die Meinungen von Kindern in ihrer Stadt bzw. Gemeinde auch ernst genommen werden. Knapp die Hälfte (48 %) glaubt aktuell, dass Kindermeinungen in ihrer Stadt etwas zählen. Dementsprechend überwiegt der Anteil der Kinder, welche diese Auffassung nicht vertre- 100 % 80 % 60 % 40 % 20 % 0 % Anteil der Kinder ja nein Zustimmung 2011 2013 2015 48 % 33 % 34 % 67 % 66 % 52 % Abb. 2: Überzeugung, dass Kindermeinungen ernst genommen werden (im Jahresvergleich) 167 uj 4 | 2017 Interesse an politischer Mitbestimmung und Kenntnis der Kinderrechte Abb. 3: Überzeugung, dass Kindermeinungen ernst genommen werden (im Bundesländervergleich) 50 % 50 % 48 % 52 % 43 % 57 % 54 % 46 % 47 % 53 % 43 % 57 % 45 % 55 % 47 % 53 % 47 % 53 % 47 % 53 % 45 % 55 % 50 % 50 % 48 % 52 % 47 % 53 % 35 % 65 % 57 % 43 % Rheinland-Pfalz Saarland Baden-Württemberg Bayern Hessen Nordrhein-Westfalen Thüringen Sachsen Bremen Niedersachsen Sachsen-Anhalt Berlin Brandenburg Mecklenburg-Vorpommern Schleswig-Holstein Hamburg ja nein ten, leicht. Im Jahresvergleich ist der Anteil der Kinder, die glauben, dass Kindermeinungen ernst genommen werden, von 33 % im Jahr 2011 über 34 % im Jahr 2013 signifikant angestiegen (vgl. Abb. 2). In der aktuellen Studie zeigt sich ein bedeutsamer Unterschied im Bundesländervergleich: Kinder in Schleswig-Holstein (57 %) vertreten signifikant häufiger die Überzeugung, dass Kindermeinungen etwas zählen, als Kinder in 168 uj 4 | 2017 Interesse an politischer Mitbestimmung und Kenntnis der Kinderrechte Mecklenburg-Vorpommern (35 %). Überdies gibt es keine weiteren bedeutsamen Unterschiede im Bundesländervergleich sowie zwischen den übrigen Gruppierungen. Die Zustimmungshäufigkeiten der Kinder in den einzelnen Bundesländern können Abbildung 3 entnommen werden. In Abhängigkeit der Überzeugung, dass Kindermeinungen in der eigenen Stadt bzw. Gemeinde etwas zählen, zeigen sich bedeutsame Unterschiede im Wohlbefinden der Kinder in nahezu allen betrachteten Bereichen. Demnach fühlen sich die Kinder im Allgemeinen (MW = 5,7 vs. MW = 5,4), in der Familie (MW = 6,2 vs. MW = 5,9), in der Schule (MW = 5,4 vs. MW=5,0) sowie insbesondere im eigenen Wohnumfeld (MW=6,5 vs. MW=6,0) deutlich wohler, wenn sie der Auffassung sind, dass Kindermeinungen in ihrem gesellschaftlichen Umfeld ernst genommen werden. Die Wohlbefindensskala ist siebenstufig (1 = „sehr schlecht“ bis 7 = „sehr gut“). Kenntnis der UN-Konvention über die Rechte des Kindes Das LBS-Kinderbarometer greift die UN-Konvention über die Rechte des Kindes von 1989 auf und erfasst die Kenntnis dieser regelmäßig seit 2011. In Abbildung 4 sind die Befunde zur Kenntnis der UN-Konvention über die Rechte des Kindes im Jahresvergleich dargestellt. Knapp jedes zweite Kind (44 %) in Deutschland gibt in der aktuellen Studie an, schon einmal von der UN- Kinderrechtskonvention gehört zu haben. Dementsprechend überwiegt der Anteil der Kinder, die bislang noch nie davon gehört haben. Im Jahresvergleich ist der Anteil der Kinder, die schon einmal von der UN-Konvention über die Rechte des Kindes gehört haben, von 27 % im Jahr 2011 auf über 38 % im Jahr 2013 in der aktuellen Studie erneut bedeutsam angestiegen. In der aktuellen Erhebung gibt es auch an dieser Stelle keine bedeutsamen Unterschiede zwischen den Vergleichsgruppen, jedoch im Bundesländervergleich. Kindern in Hessen (36 %), Schleswig-Holstein (41 %), Niedersachsen (41 %) und Bremen (41 %) ist die UN-Kinderrechtskon- 100 % 80 % 60 % 40 % 20 % 0 % Anteil der Kinder ja nein Zustimmung 2011 2013 2015 44 % 27 % 38 % 73 % 62 % 56 % Abb. 4: Kenntnis der UN-Konvention über die Rechte des Kindes (im Jahresvergleich) 169 uj 4 | 2017 Interesse an politischer Mitbestimmung und Kenntnis der Kinderrechte vention signifikant seltener bekannt als Kindern in Brandenburg (61 %). Hier haben bundesweit die meisten Kinder schon einmal von der UN-Konvention über die Rechte des Kindes gehört (vgl. Abb. 5). Darüber hinaus machen die Befunde deutlich, dass Kinder, die sich gerne an Entscheidungen auf lokaler Ebene beteiligen möchten, auch häufiger schon einmal von der UN-Kinderrechtskonvention gehört haben (50 % vs. 38 %). Abb. 5: Kenntnis der UN-Konvention über die Rechte des Kindes (im Bundesländervergleich) 45 % 55 % 43 % 57 % 56 % 44 % 44 % 56 % 36 % 64 % 53 % 47 % 56 % 44 % 42 % 58 % 41 % 59 % 54 % 46 % 61 % 39 % 53 % 47 % 41 % 59 % 46 % 54 % 43 % 57 % 41 % 59 % Rheinland-Pfalz Saarland Baden-Württemberg Bayern Hessen Nordrhein-Westfalen Thüringen Sachsen Bremen Niedersachsen Sachsen-Anhalt Berlin Brandenburg Mecklenburg-Vorpommern Schleswig-Holstein Hamburg ja nein 170 uj 4 | 2017 Interesse an politischer Mitbestimmung und Kenntnis der Kinderrechte Bedeutung und Anregungen für die Kinderhilfe Kinder sind aktiv, voller Ideen und haben Spaß daran zu sagen, was sie denken und fühlen. In ihrem Alltag wollen (siehe hierzu Müthing/ Razakowski 2016) und sollten sie mitbestimmen - egal, ob es um die Farbe der Hose, die beste Freundin, die Freizeitgestaltung oder um politische Entscheidungen geht. Jungen und Mädchen verstehen sich als eigenständige Subjekte und wollen auch so in diesem Zusammenhang verstanden werden - ein Status, der in der UN- Kinderrechtskonvention festgeschrieben ist und der durch die Beteiligungsrechte im Bundeskinderschutzgesetz (Schimke 2016) noch gestärkt wurde. In Deutschland greift eine Vielzahl von institutionalisierten Interessensvertretungen von, mit und für Kinder und Jugendliche das Interesse junger Menschen an einer gelebten politischen Partizipation auf. Ob im Rahmen einer kommunalen Jugendhilfeplanung, einer Ausschussarbeit (z. B. Jugendhilfeausschuss), einer Gremienarbeit zur Mitwirkung von Schülerinnen und Schülern an der Gestaltung ihres Schulalltags oder einer kommunalen Spielplatzplanung: junge Menschen machen mit, bringen sich als Experten in eigener Sache ein. Eindrucksvoll belegen dies auch erste Erfahrungen von stationären Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe mit der Implementierung von internen und externen Beteiligungs- und Beschwerdemöglichkeiten (DKSB 2013). Mitbestimmung als Ansatz einer umfassenden Beteiligung (Schröder 1995) steht hier im Verständnis einer aufklärenden Bildungsarbeit und einer Haltung, die nicht auf einem Kindheitskonzept fußt, das Kinder vorrangig als schwache und hilfsbedürftige Wesen betrachtet. Mitbestimmung scheitert in der Regel nicht an der Mitwirkungsbereitschaft junger Menschen. Praxis trifft hier Wissenschaft: Mehrheitlich, so zeigt das LBS-Kinderbarometer, wollen Kinder mitreden. Sind sie mit dieser Bereitschaft schon im Status eines Subjektes mit eigenen anerkannten Rechten? Skepsis ist angebracht: Denn ebenso verweist das LBS-Kinderbarometer auf erschreckend große (regionale) Unterschiede in der Einschätzung der Bedeutung von Kindermeinungen und des Wissens über ihre Rechte. Deutlich wird eine Kluft zwischen Wunsch, theoretischen Rechten von Kindern und Jugendlichen und ihrer Bedeutung in Staat und Gesellschaft. Politische Mitbestimmung kann sich nur in einem Gesamtkonzept der kulturellen Offenheit, der Neujustierung von Macht und Machtmissbrauch im Verhältnis der Generationen, der Strukturen und Methoden einer Beteiligung junger Menschen, des Handelns und der Haltung von Erwachsenen gegenüber Mädchen und Jungen als Experten in eigener Sache entfalten. Sollen Ansätze einer politischen Interessenvertretung nicht als symbolische Beteiligung junger Menschen verkümmern, sind Akteure in Verwaltung und Politik, der Kinder- und Jugendhilfe, der Schule sowie des Gemeinwesens gefordert, die Meinungen, Wünsche und Bedürfnisse junger Menschen verbindlicher wahr- und aufzunehmen. Das traditionelle Denken über Kinder als Objekte fürsorglicher Bemühungen von Eltern, Staat und Gesellschaft gilt es zu überwinden. Wer ernsthaft politische Partizipation stärken will, der muss seine Haltung gegenüber der Lebensphase „Kindheit“ überprüfen, die Rechtsposition von Kindern im Grundgesetz stärken und Räume für eine wirkliche Beteiligung schaffen. Der verdreckte Spielplatz stößt Kinder ab, das Gemaule des Busfahrers schüchtert sie ein, die Autos auf dem Radfahrweg bringen sie in Bedrängnis, das Gerede der Politik über Kinderfreundlichkeit ärgert sie, Hinweise auf Bedrohungen oder Belästigungen werden nicht gehört. Doch an wen sollen sie sich mit ihren Problemen, Erfahrungen und Meinungen wenden? Wer nimmt sie ernst und hilft ihnen nachhaltig bei der Beachtung ihrer Interessen? Wer achtet auf eine flächendeckende Umsetzung 171 uj 4 | 2017 Interesse an politischer Mitbestimmung und Kenntnis der Kinderrechte der UN-Konvention über die Rechte des Kindes, und wer trägt für die Bekanntmachung Verantwortung? Politische Mitbestimmung von jungen Menschen braucht Erwachsene, die mutig genug sind, sich auf die Wahrnehmungen, Meinungen und Erfahrungen von Kindern ernsthaft einzulassen, die Strukturen schaffen, die verbindlich und entsprechend dem kindlichen Zeitgefühl Beteiligung ermöglichen und sichern. Beteiligung braucht engagierte Männer und Frauen, Jungen und Mädchen, die sich anwaltlich einer Lobbyarbeit widmen, mit dem Ziel, Gesellschaft und Politik für die Wahrnehmungen von Kinderrechten zu sensibilisieren und die sich für die Wahrung dieser einsetzen. Kinderstudien wie das LBS-Kinderbarometer, die Shell Jugendstudie (vgl. Albert et al. 2015), der DJI-Survey „Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten (AiD: A) (vgl. Walper et al. 2015) und weitere sind hierbei ein wahrer Datenschatz, der Erwachsenen aufschlussreiche Einblicke in die Welt junger Menschen ermöglicht. Stimmungen, Trends und Meinungen von Jungen und Mädchen fassen diese in Zahlen. Sie zeichnen eine präzise und objektive Perspektive auf ein Bild der Gegenwart und verweisen dabei auf die Zukunft. Judith Razakowski PROSOZ Institut für Sozialforschung - PROKIDS Ewaldstraße 261 45699 Herten E-Mail: j.razakowski@prosoz.de Dr. Kathrin Müthing PROSOZ Institut für Sozialforschung - PROKIDS Ewaldstraße 261 45699 Herten E-Mail: k.muething@prosoz.de Friedhelm Güthoff Bildungsakademie BiS Hofkamp 102 42103 Wuppertal E-Mail: f.guethoff@bis-akademie.de Literatur Albert, M., Gensicke, T., Hurrelmann, K., Leven, I., Quenzel, G., Schneekloth, U., Utzmann, H. (2015): 17. Shell Jugendstudie: Jugend 2015. Eine pragmatische Generation im Aufbruch. Fischer, Frankfurt am Main Ben-Arieh, A. (2005): Measuring and monitoring children’s well-being: The role of children. In: Klöckner, C. A., Paetzel, U. (Hrsg.): Kindheitsforschung und kommunale Praxis - Praxisnahe Erkenntnisse aus der aktuellen Kindheitsforschung. VS, Wiesbaden, 57 - 75, https: / / doi.org/ 10.1007/ 978-3-322-80590- 4_4 Deutscher Kinderschutzbund LV NRW e.V. (DKSB) (Hrsg.) (2013): Wie Kinderrechte zu Rechten von Kindern werden. Abschlussbericht zum Modellprojekt geRECHT in NRW - Unabhängige Beschwerdeinstanz in Einrichtungen der Erziehungshilfe, Wuppertal Eckermann, T., Heinzel, F. (2015): Kinder als Akteure und Adressaten? Praxistheoretische Überlegungen zur Konstitution von Akteuren und (Schüler-)Subjekten. Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation, 35 (1), 23 - 38 Heinzel, F., Kränzl-Nagl, R., Mierendorf, J. (2012): Sozialwissenschaftliche Kindheitsforschung: Annäherung an einen komplexen Forschungsbereich. Zeitschrift für Religionspädagogik, 11 (1), 9 - 37 Müthing, K., Razakowski, J. (2016): LBS-Kinderbarometer Deutschland 2016: So sehen wir das! Stimmungen, Meinungen, Trends von Kindern und Jugendlichen. H. Buschhausen, Herten Schimke, H.-J. (2016): Expertise „Rechtsfragen der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen bei der Gefährdungseinschätzung nach § 8 a SGB VIII und der Hilfeplanung nach § 36 SGB VIII“. In: http: / / www.kin derschutz-in-nrw.de/ fileadmin/ medien/ Materialien/ Expertise_Schimke.pdf Schröder, R. (1995): Kinder reden mit. Beltz, Weinheim und Basel Walper, S., Bien, W., Rauschenbach, T. (Hrsg.) (2015): Aufwachsen in Deutschland heute. Erste Befunde aus dem DJI-Survey AID: A 2015. Deutsches Jugendinstitut, München