eJournals unsere jugend 69/9

unsere jugend
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0342-5258
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/uj2017.art59d
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Rezension: Ingrid Mielenz und Dieter Kreft: Wörterbuch Soziale Arbeit. Aufgaben, Praxisfelder, Begriffe und Methoden der Sozialarbeit und Sozialpädagogik

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Gabriele Bindel-Kögel
Rezension Ingrid Mielenz und Dieter Kreft: Wörterbuch Soziale Arbeit. Aufgaben, Praxisfelder, Begriffe und Methoden der Sozialarbeit und Sozialpädagogik Beltz, Weinheim und Basel 2017, 1.191 Seiten, € 68,–, E-Book € 62,99
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uj 9 | 2017 393 Rezension Seit 1980 gibt es das Wörterbuch Soziale Arbeit und erfreulicherweise haben sich Ingrid Mielenz und Dieter Kreft zur Herausgabe einer vollständig überarbeiteten und aktualisierten 8. Auflage entschlossen und diese im November 2016 redaktionell fertiggestellt. Damit ist das Wörterbuch derzeit das aktuellste Werk im Segment der Hand- und Wörterbücher/ Lexika zur Sozialen Arbeit. Nimmt man das Wörterbuch zur Hand, so liest man auf dem Klappentext die Kurzinformation: „Dieses ausbildungs- und praxisbezogene Standardwerk gibt zuverlässig Auskunft über Ziele, Aufgaben, Arbeitsfelder und Methoden der Sozialen Arbeit.“ Angesprochen sind sowohl Studierende und BerufsanfängerInnen, die einen ersten Überblick gewinnen wollen, als auch versierte Professionelle oder WissenschaftlerInnen, die fundierte Expertise suchen und sich auf den neuesten Stand der Fachdiskussion bringen wollen. In die Beiträge der 8. Auflage fließen die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen und mögliche Antworten ein, die viele Menschen in und außerhalb der Sozialen Arbeit bewegen: So wird z. B. der Begriff der „Zuwanderung“ (im Sachregister) in ganz unterschiedlichen Facetten beleuchtet: Die faktische Definition finden LeserInnen zunächst unter „Ausländerinnen/ Ausländer“, daneben wird „Zuwanderung“ in den Beiträgen zu „Migration und Integration“ (664ff ), zu „Sozialstaat“ und seiner „Probleme und Grenzen“ (954) bis hin zum Kapitel über das „Gut Wohnung am Markt“ (687) (von Dieter Maly, um nur einen der vielen AutorInnen zu nennen) behandelt, in dem es unter dem Stichwort „Obdachlosenhilfe“ darum geht, diese nicht nur zu verwalten, sondern vor allem darum, sie zu verhindern oder zu beenden. Ins Wörterbuch aufgenommen sind auch besorgniserregende Entwicklungen wie die verfestigte Kinder- oder Altersarmut, ihre Ursachen und ihre Auswirkungen. Daneben werden die Fortschritte der Sozialen Arbeit, ihrer Angebote und Dienste zum Thema gemacht sowie Differenzierungen im Kontext fachlicher Entwicklungen nachgezeichnet. Exemplarisch sei der Dauerbrenner „Kinderschutz“ (575ff ) genannt, der seit den 90er Jahren in vielfältigen Varianten umgesetzt und im Zuge gesetzlicher Neuregelungen immer weiter ausbuchstabiert wird. Beiträge dazu finden sich breit gestreut, z. B. unter „Gewalt in der Familie“ (434) oder unter „Gefährdung“ (374). Aus der Vielfalt der Fachthemen sei exemplarisch auf weitere relevante Inhalte verwiesen: „Frühkindliche Entwicklung, Erziehung und Bildung“ (359ff ), „Integration“ (489ff ), „Inklusion“ (496ff ) oder die „Neufassung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs“ (718), die im Kontext der „Sozialen Pflegeversicherung“ (717ff ) abgehandelt wird, stehen den LeserInnen in überschaubaren Artikeln zur Verfügung. Der Bereich der „Medien“ (645ff ) wird unter den Aspekten „Medienbildung, Medienkompetenz und Medienpädagogik“ abgehandelt, weitere Hintergründe entdecken interessierte LeserInnen unter „Informationsgesellschaft“ (485ff ). Nicht zuletzt folgt die Überarbeitung der entsprechenden Beiträge bzw. Hereinnahme neuer Inhalte der „Dynamik des Rechts rund um die Soziale Arbeit“, wie es Dieter Kreft und Ingrid Mielenz in ihrem Vorwort so treffend ausdrücken (z. B. bzgl. ElterngeldPlus). Ins Werk aufgenommen sind auch die Änderungsankündigungen des BMFSFJ zum SGB VIII. Mit der vollständig überarbeiteten 8. Auflage ist das Wörterbuch auf die Höhe der Fachdiskussion gebracht. Ingrid Mielenz und Dieter Kreft: Wörterbuch Soziale Arbeit. Aufgaben, Praxisfelder, Begriffe und Methoden der Sozialarbeit und Sozialpädagogik Beltz, Weinheim und Basel 2017, 1.191 Seiten, € 68,-, E-Book € 62,99 394 uj 9 | 2017 Rezension Dass Daten und Fakten in den 299 Beiträgen der 180 mitwirkenden AutorInnen nicht nur quantitativ auf dem neuesten Stand sind, sondern eine entsprechend qualitative Bewertung erfahren, dass neueste Fachliteratur jeweils aufgeführt ist und jeweils weiterführende Literaturhinweise gegeben werden, setzt die gute Tradition der bisherigen Auflagen fort. Dies gilt auch für die Gestaltung des Sachregisters zu einer „wirklichen Arbeitshilfe“, wie es im Vorwort zur 8. Auflage heißt. Nutzerfreundlich und hilfreich sind die Zusatzinformationen in den Anhängen I bis IV (1.113ff ), die einen Überblick über Organisationen und Institutionen der Alten-, Gesundheits-, Jugend- und Sozialhilfe, über Zeitschriften der Sozialen Arbeit, über Materialien (Berichte, Statistiken) und Soziale Arbeit im Internet geben. Hervorzuheben ist eine Neuerung in der Art der Publikation: Das Wörterbuch wird auch als E-Book erscheinen. Abschließend noch ein Wort zu den beiden AutorInnen, deren umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen und deren politische Haltung gleichermaßen das Wörterbuch profilieren. Sie wurden zu ihren 70. und 80. Geburtstagen u. a. in der Zeitschrift unsere jugend entsprechend gewürdigt. Für Joachim Merchel kann Dieter Kreft „auf eine Lebensleistung zurückblicken, mit der er in vielfältigen Facetten außerordentlich produktive Impulse für die Entwicklung der Sozialen Arbeit als Profession eingebracht hat“ (UJ 2016, 183). Ideenreich, fachlich fundiert und engagiert - so habe auch ich ihn als langjährigen Mitherausgeber der Zeitschrift unsere jugend erlebt. Für Richard Münchmeier gehört Ingrid Mielenz zu den „herausragenden Gestalterinnen kommunaler Sozial-, Familien- und Jugendpolititik […] und zu den Entwicklerinnen neuer kommunaler Konzepte“ (UJ 2015, 390). Sehr zu Recht hebt Joachim Merchel deshalb den „fachpolitischen Grundduktus“ hervor, der das Wörterbuch - m. E. auch in der 8. Auflage - prägt und „den Dieter Kreft und Ingrid Mielenz als politische Persönlichkeiten in diesem Standardwerk zur Geltung gebracht haben“ (UJ 2016, 183). Das Wörterbuch gewährleistet im Laufe seines nunmehr fast 40-jährigen Erscheinens eine ausgefeilte und hohe Qualität. Die aktuellen Erfordernisse der Sozialen Arbeit werden - trotz Vielfalt der AutorInnen und Beiträge - immer wieder im Kontext der gesellschaftlichen Entwicklungen fachspezifisch und sozialpolitisch reflektiert, innovative Wege werden aufgezeigt und zur Diskussion gestellt, Querverbindungen bereichern die inhaltliche Auseinandersetzung. Ich bin vom Wörterbuch sehr angetan, es gehört m. E. zur Grundausstattung all derer, die im Sozialen Feld aktiv sind. Dieter Kreft und Ingrid Mielenz beenden mit dieser 8. Auflage 2017 nach fast genau 40 Jahren ihre Herausgeberschaft. Es bleibt zu hoffen, dass sie - wie angekündigt - gemeinsam mit dem Verlag Beltz Juventa NachfolgerInnen finden, die dieses so erfolgreiche Standardwerk fortführen. Dr. Gabriele Bindel-Kögel, Berlin E-Mail: gabibindel@googlemail.com DOI 10.2378/ uj2017.art59d