eJournals unsere jugend 70/1

unsere jugend
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0342-5258
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/uj2018.art03d
11
2018
701

Folgen von Grenzverletzungen an sozialpädagogischen Fachkräften in stationären Settings

11
2018
Marc Schmid
Nina Kind
Grenzverletzungen an sozialpädagogischen Fachkräften sind in der stationären Jugendhilfe extrem häufig. Im folgenden Beitrag werden die Häufigkeit und Relevanz der Themenstellung aufgezeigt sowie die Auswirkungen von Grenzverletzungen sowohl auf institutioneller als auch persönlicher Ebene für die Betroffenen beleuchtet.
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11 unsere jugend, 70. Jg., S. 11 - 20 (2018) DOI 10.2378/ uj2018.art03d © Ernst Reinhardt Verlag München Basel von Marc Schmid Jg. 1971; Dipl.-Psych., Leitender Psychologe der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Klinik der UPK Basel Folgen von Grenzverletzungen an sozialpädagogischen Fachkräften in stationären Settings „Bekomme ein dickes Fell und bewahre dir ein empfindsames Herz“ Grenzverletzungen an sozialpädagogischen Fachkräften sind in der stationären Jugendhilfe extrem häufig. Im folgenden Beitrag werden die Häufigkeit und Relevanz der Themenstellung aufgezeigt sowie die Auswirkungen von Grenzverletzungen sowohl auf institutioneller als auch persönlicher Ebene für die Betroffenen beleuchtet. In den letzten Jahren wurde das Thema Grenzverletzung in der Jugendhilfe sowohl in der Schweiz (Hafner 2015; Tschan 2015) als auch in der Bundesrepublik Deutschland bis in die höchsten politischen Gremien heftig diskutiert (AGJ 2010; Struck 2015). Die Fachkräfte kamen dabei meistens lediglich als Täter vor und die Schutzkonzepte fokussierten auf die Personalauswahl sowie eine höhere Achtsamkeit im Team bezogen auf die Wahrung der Grenzen der betreuten Jugendlichen. Die im Regelfall viel häufiger vorkommenden Grenzverletzungen von fremdplatzierten Kindern und Jugendlichen gegenüber Fachkräften fanden in der Diskussion kaum eine oder zumindest eine viel zu geringe Beachtung und sind in der Heimerziehung ein vernachlässigtes Thema (Schmid/ Fegert 2015 a; Steinlin u. a. 2016, 2017). Unter Grenzverletzung gegenüber Fachkräften ist verbale oder physische Aggression von Klienten gegenüber ihren betreuenden SozialpädagogInnen, die diese subjektiv physisch oder psychisch verletzen, zu verstehen. Diese Grenzverletzungen können impulsiv durch eine Überforderung der Selbstregulation in einer komplexen Interaktion oder instru- Nina Kind Jg. 1990; Psychologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Klinik der UPK Basel 12 uj 1 | 2018 Folgen von Grenzverletzungen mentell, um Macht zu demonstrieren und/ oder persönliche Ziele zu erreichen, entstehen. Persönliche Grenzverletzungen in der pädagogischen Arbeit führen in der Regel zu einem phasenweisen Verlust der inneren Sicherheit und lösen bei allen Beteiligten vielfach Scham und Schuldgefühle aus. Bei den betroffenen Fachkräften resultieren häufig auch Gefühle der Selbstinsuffizienz und Selbstunwirksamkeit aus der Verletzung der persönlichen Grenzen am Arbeitsplatz. Die betroffenen Fachkräfte beginnen, sich selbst und ihr fachliches Handeln selbstkritisch zu hinterfragen, wobei die Grenze zwischen förderlicher und professioneller Selbstreflexion zur Selbstkasteiung (Gahleitner u. a. 2014) häufig auch den Grenzverletzungen zum Opfer fällt: „Wie konnte ausgerechnet mir das passieren? Was habe ich falsch gemacht? Habe ich mich unprofessionell verhalten und fachliche Fehler gemacht? “ Den betroffenen Fachkräften können diese Grenzverletzungen die Freude am Beruf verleiden und rasch dazu führen, dass man ausbrennt oder letztlich gar gesundheitliche und psychische Schäden davonträgt (Steinlin u. a. 2016, 2017; Kind u. a., submitted). Eigene Forschungsarbeiten zeigen, dass die Fachkräfte, die sowohl körperliche als auch verbale Grenzverletzungen erlebt haben, eine gesteigerte Stressreaktion zeigen (Kind u. a., submitted). Fachkräfte, die über drei Jahre hinweg verbale Grenzverletzungen erleben, zeigen auch häufiger Burnout-Symptome und einen extremen weiteren Anstieg des Stresshormons Cortisol. Hoch interessant und für die Praxis bedeutsam ist, dass sich der Cortisol- Anstieg vor allem in Zusammenhang mit körperlichen Grenzverletzungen zeigte, dass das Burnout-Risiko aber über die Zeit bereits mit rein verbalen Grenzverletzungen massiv anstieg (Kind u. a., submitted). Von den Betroffenen, die langfristig und wiederholt verbale und/ oder physische Grenzverletzungen erfahren haben, entwickeln über die Hälfte Burnout-Symptome. Wie häufig sind Grenzverletzungen gegenüber Fachkräften? In einer Untersuchung an 298 Fachkräften in der stationären Jugendhilfe in der Schweiz berichteten 91 % über mindestens ein grenzverletzendes Erlebnis. 22 % berichteten über mindestens 5 unterschiedliche Erlebnisse. Zu erwarten war, dass sehr viele Fachkräfte verbale Grenzverletzungen erlebten. Das Ausmaß und die Tatsache, dass über 80 % Beschimpfungen und Beleidigungen, die sie in ihren Grenzen verletzt haben, erleben, sind dann doch besorgniserregend, insbesondere wenn betrachtet wird, wie häufig noch gravierendere Bedrohungen sind. Immerhin wurden 53 % der Fachkräfte von ihren Klienten bedroht (Steinlin u. a. 2015). Über 25 % der Fachkräfte berichten von tätlichen Angriffen. 9 % der Fachkräfte gaben an, dass sie persönlich mit einer Waffe oder einem gefährlichen Gegenstand bedroht wurden. 40 % haben selbstverletzendes Verhalten beobachtet und 9 % sogar einen Suizidversuch (Steinlin u. a. 2015). „Management“ von Grenzverletzungen - ein Balanceakt für die Leitung Häufig lässt sich eine systematische Abfolge beobachten (Abb. 1), die erklären kann, wie Grenzverletzungen einer gewissen Logik folgend über eine massive Verunsicherung zu Ausstoßungstendenzen gegenüber dem Jugendlichen, zu Abbrüchen, innerer Kündigung sowie Personalfluktuation führen kann und wie herausfordernd deshalb solche Situationen für die Leitungskräfte in den Institutionen sind. Es beginnt alles mit einer schwierigen Interaktion, welche zu einer Grenzverletzung an einer Fachkraft führt. Diese verliert ihre innere Sicherheit durch die Verletzung ihrer persönlichen Gren- 13 uj 1 | 2018 Folgen von Grenzverletzungen zen. Diese Grenzverletzung aktiviert das Bedürfnis nach Kontrolle, Bindung, Selbstwertschutz und die Erwartung, dass ihr Sicherheitsgefühl rasch wiederhergestellt wird. Eine schnelle Veränderung des Sicherheitsgefühls lässt sich viel leichter und schneller erreichen, wenn die äußere Sicherheit erhöht wird, insbesondere wenn eine Institution wenig Strukturen dafür implementiert hat, welche die innere Sicherheit der Fachkräfte z. B. durch geeignete Fallbesprechungen adressieren (Schmid/ Fegert 2015 b; Schmid/ Lang 2015). Aus dem Wunsch des betroffenen Teams heraus, die äußere Sicherheit rasch zu steigern, resultiert oft ein gewisser Druck, die grenzverletzenden Jugendlichen als konsequente Reaktion zu entlassen, da dadurch die vermeintlich größte Gefahrenquelle effizient beseitigt wird. Die Leitungskräfte finden sich oft in einem Dilemma wieder, da sie einerseits die Ausstoßungstendenzen im Team und dessen Not fühlen sowie mit dessen konkreten, oft impliziten Forderungen konfrontiert werden und andererseits auch in der Verantwortung für den Klienten und seinen erfolgreichen Hilfeverlauf stehen. Diskontinuierliche Hilfeverläufe mit vielen Abbrüchen sind extrem häufig sowie ein Risiko für die weitere Entwicklung des Klienten und erhöhen das Risiko für weitere Abbrüche (Schmid u. a. 2014). Auch ihren Zuweisern wollen sie ungern signalisieren, dass die Jugendhilfemaßnahme vonseiten der Institution vorzeitig beendet werden muss. Wenn die Jugendlichen nicht entlassen werden, ist es oft nicht leicht und nicht schnell möglich, unmittelbar eine geeignete und vom Team akzeptierte Lösung zu präsentieren sowie die innere und äußere Sicherheit wieder aufzubauen. Zunehmende Unzufriedenheit - Risiko für weitere Grenzverletzungen Innere Kündigung Zunehmende Problemfokussierung - Weniger Freude und pädagogische Präsenz Grenzverletzungen Verunsicherung / Verlust von innerer Sicherheit Bedürftigkeit / höhere Erwartungen an die Leitung / äußere Sicherheit Ausstoßungstendenzen Keine schnelle Entlassung / Lösung und ausreichende emotionale Validierung Arbeitsplatzwechsel Entlassung des Kindes oder des Jugendlichen Abb. 1: Grenzverletzungen sind oft ein Balanceakt für Leitungskräfte 14 uj 1 | 2018 Folgen von Grenzverletzungen Es ist wichtig, das Bedürfnis des Teams nach Sicherheit, Kontrolle und Schutz bzw. Versorgung durch die Leitung zu erkennen, wertzuschätzen und zu akzeptieren. Die Tatsache, dass die äußere Sicherheit durch keine Intervention ähnlich schnell und konsequent wie mit einer Entlassung zu adressieren ist, kann, muss aber nicht, zu einer Zunahme der Verunsicherung führen. Als einziger, gangbarer Lösungsweg bleibt letztlich nur die emotionale Versorgung des Teams, eine Stärkung der Selbstwirksamkeit und das Etablieren von Aspekten, die die innere (Fertigkeiten, Supervision) und äußere Sicherheit vielleicht etwas erhöhen können (Krisenpläne, Doppeldienste, Gespräche der Leitung mit dem übergriffigen Kind oder Jugendlichen, Einleiten einer kinder- und jugendpsychiatrischen Abklärung etc.). Wenn es nicht gelingt, die emotionale Verunsicherung des Teams zu validieren und ihm zu signalisieren, die Not verstanden zu haben, sind die Teammitglieder nicht wirklich offen für pädagogische Interventionen und erneute Interaktionen mit dem Heranwachsenden. So können keine Sicherheitspläne oder Entschuldigungen angenommen werden. Es macht weder Sinn, das Team oder den/ die betroffene/ n MitarbeiterIn ohne eine Arbeit an der inneren Sicherheit zu Interventionen zu überreden, die sie innerlich noch überfordern, noch ist es nach einer schwereren Grenzverletzung einfach möglich, weiterzumachen als sei nichts geschehen. Überforderte betroffene Fachkräfte sowie teilweise auch andere Teammitglieder entwickeln, wenn sich das Sicherheitsgefühl nicht ausreichend rekonstruieren lässt und sie sich emotional nicht verstanden und unterstützt fühlen, oft eine höhere Problemfokussierung. Sie betrachten das Verhalten der Jugendlichen und der Leitung nun plötzlich viel kritischer und sind übersensibel gegenüber für sie nicht nachvollziehbare Leitungsentscheide, Führungsstil der Leitung und Problemverhalten der Jugendlichen. Es wird sehr darauf geachtet, welche Belastungen dem Team einer Wohngruppe vonseiten der Leitung zugemutet werden und wo nicht vollumfänglich auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden eingegangen wird, woraus leicht eine stetig zunehmende Unzufriedenheit mit der momentanen Arbeitssituation resultiert. Da sie sich aber unverstanden fühlen und verunsichert sind, ziehen sie sich eher resigniert zurück, statt sich mit der Leitung auseinanderzusetzen (Fengler 2012). Es kann aber auch sein, dass Teams eher in einen Kampfmodus wechseln, nun eine besondere Konsequenz und Rigidität an den Tag legen und teils zu harschen Sanktionen neigen, sodass ein wenig förderliches, von Angst und Sanktionen geprägtes pädagogisches Milieu entstehen kann. Durch die emotionale Absorbiertheit und die geringere Freude am Kontakt mit den Kindern zeigt sich eine schwächere pädagogische Präsenz, was das Risiko für weitere Grenzverletzungen erhöht. Hinzu kommt eine Tendenz, das Negative auch bei den Kindern zu sehen, was die Freude an der Arbeit mindert. Dies kann leicht zu einer „inneren Kündigung“ und dem Gedanken an einen Arbeitsplatzwechsel sowie letztlich zur Kündigung führen. Die beste Lösung für die Entwicklung des Jugendlichen und in den meisten Fällen auch für die Einrichtung ist es, den Jugendlichen zu halten und aus dem Vorfall zu lernen. Für die Entwicklung der individuellen und kollektiven Selbstwirksamkeit von Mitarbeitenden kann die erfolgreiche Bewältigung einer Grenzverletzung und das Halten eines sehr schwierigen Klienten auch eine wichtige Etappe bei der beruflichen Weiterentwicklung sein. Den erfolgreichen Umgang mit Grenzverletzungen kann ich nur lernen, wenn ich bereit bin, mich ernsthaft damit auseinanderzusetzen. Das Bestreben, Kinder und Jugendliche nach Grenzverletzungen nicht zu entlassen, kann aber nur dann erfolgreich umgesetzt werden, wenn es gelingt, den sicheren Ort für das Team möglichst schnell und effektiv wiederherzustellen. 15 uj 1 | 2018 Folgen von Grenzverletzungen Der Aufarbeitungsprozess In der ersten Phase nach einer Grenzverletzung geht es erst einmal um Stabilisierung, Beistand und emotionale Validierung für die betroffene Fachkraft und den grenzverletzenden Klienten. Es ist quasi unmöglich, eine sinnvolle pädagogische Intervention einzuleiten, solange sich die Fachkräfte in ihrer Not und Belastung von ihren direkten Vorgesetzten nicht verstanden fühlen und den Eindruck haben, die Leitungsebene versteht nicht, was das eigentliche Problem ist und was es für sie so schwierig macht, mit dem Jugendlichen wieder zu interagieren. Wenn es gelingt, diese emotionale Validierung herzustellen und das Erregungsniveau zu senken, ist es oft mit relativ einfachen pädagogischen Interventionen möglich, einen Neuanfang im Team zu generieren und die Situation zu analysieren. Das hohe Erregungsniveau sollte sich deutlich reduzieren, bevor mit der Analyse begonnen wird oder gar Interventionen gesetzt werden. Die emotionale Verfügbarkeit des Teams für die anderen betreuten Kinder sollte möglichst rasch wiederhergestellt oder die Gruppe von anderen, ihnen bekannten Fachkräften klar und transparent informiert werden sowie eine Möglichkeit haben, über ihr eigenes Erleben berichten zu können. Sichere Orte sind Voraussetzung und Folge von gelingender Aufarbeitung Es fällt in einer Institution oft schwer, über das Geschehnis zu sprechen und es gemeinsam zu rekonstruieren. Interessanterweise sind hier sichere Orte für die Mitarbeitenden einerseits Voraussetzung dafür, über Grenzverletzungen und die beteiligten Emotionen wie Scham und Insuffizienzgefühle sprechen zu können, andererseits sind sichere Orte auch eine Folge dessen, dass es möglich ist, solche Themen anzusprechen und zu diskutieren. Emotionale Öffnungen im Team müssen sich entwickeln und eine entsprechende emotionale Basis dafür muss gelegt werden. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass jemand in einem Team, der sonst nur wenig über die Gefühle, die die Jugendlichen bei einem auslösen, spricht, plötz- Diskussion von belastenden, schambesetzten, unangenehmen Themen Sichere Orte Abb. 2: Sicherer Ort und Verbalisierung von belastenden, schambesetzten Themen bedingen sich gegenseitig 16 uj 1 | 2018 Folgen von Grenzverletzungen lich über heftigste Gefühle nach einer Grenzverletzung berichtet. Gerade deshalb ist es so wichtig, in der Institution Zeitfenster zu reservieren, um kontinuierlich Interaktionen mit den Jugendlichen zu reflektieren und dabei auch Aspekte der Selbstfürsorge und Psychohygiene zu betrachten. Eine solche Basis und institutionelle Haltung erleichtert das „Darüber-Sprechen“ ungemein. Ein interessanter Befund ist die Tatsache, dass die Wirksamkeit und das Kohärenzerleben der Fachkräfte einen Schutzfaktor für die negativen Folgen von Grenzverletzungen darstellt. D. h., dass Mitarbeitende, die über eine hohe Selbstwirksamkeit verfügen und ein hohes Kohärenzerleben haben (Kind, i. V.), Grenzverletzungen besser tolerieren bzw. entwickeln können. Dies bedeutet, dass es sinnvoll ist, Konzepte zu haben, die ganz gezielt die Selbstwirksamkeit und das Kohärenzerleben fördern. Traumapädagogische Konzepte begünstigen die Selbstwirksamkeit und innere Sicherheit der Fachkräfte, indem eine Versorgungskette implementiert wird und Interaktionen mit den Klienten mit Fokus auf die emotionale Versorgung der Fachkräfte analysiert werden. Die fachliche und emotionale Unterstützung der Fachkräfte und deren strukturelle Einbettung in die Abläufe des pädagogischen Alltags gelten als zentraler Bestandteil traumapädagogischer Konzepte (vgl. Schmid/ Lang 2012, 2015; Schmid/ Fegert 2015 a). Traumapädagogische Konzepte als Möglichkeit der Prävention von Grenzverletzungen Die Fortschritte im Bereich der psychotraumatologischen Forschung können, wenn sie konsequent auf die Ausgestaltung der Pädagogik und Milieutherapie angewendet werden, viel zum besseren Verständnis der Eskalationen und des Verhaltens der betreuten Kinder und Jugendlichen beitragen. Dies kann auch einen wichtigen Beitrag zur Prävention und Aufarbeitung von Grenzverletzungen gegenüber sozialpädagogischen Fachkräften leisten. Zudem können aus den Erkenntnissen der Psychotraumatologie auch gezielte Fördermöglichkeiten für den Alltag und Förderstunden abgeleitet werden. Der zentralste Punkt ist aber, dass die Mitarbeitenden und die institutionellen Strukturen als Teil des pädagogischen Konzeptes verstanden werden (Schmid/ Lang 2012). Dies bedeutet, dass versorgende Besprechungsstrukturen etabliert werden, welche es den Fachkräften mit Unterstützung erlauben, die Interaktion und eigene emotionale Reaktion zu reflektieren. Außerdem sollten feste Zeitfenster zur Förderung der Resilienz und Psychohygiene sowie niederschwellige Zugänge zur Leitung und Versorgungsstrukturen zentrale Elemente einer traumapädagogisch orientierten Institution sein. MitarbeiterInnen profitieren sehr, wenn man ihnen mit einer ähnlichen Haltung begegnet wie den Klienten (Schmid/ Lang 2012). Wenn man die Trias aus Struktur, MitarbeiterInnen und Kindern als Aspekte des „sicheren Ortes“ betrachtet, kann daraus abgeleitet werden, welche Aspekte eine förderliche Haltung gegenüber den betreuten Kindern und Jugendlichen, ihren Familien, den betreuenden Fachkräften wie auch in den Kooperationen mit anderen psychosozialen Hilfssystemen unterstützen. Gerade an Krisensituationen und der damit einhergehenden drohenden Verunsicherung kann abgelesen werden, wie stark eine Haltung bereits verinnerlicht wurde, ob diese auch bei der Aufarbeitung einer Grenzüberschreitung gelebt und als förderlich erlebt wird sowie Sicherheit vermittelt. Nach einer gravierenden Grenzverletzung, welche eine Einrichtung verunsichern und teils sogar erschüttern kann, sind die sicherheitsstiftenden Haltungselemente von besonderer Bedeutung, da diese in solchen Ausnahmesituationen leicht in Vergessenheit geraten. Die konsequente Anwendung der Haltung kann für die Aufarbeitung von Grenzverletzungen ausgesprochen nützlich sein (Schmid/ Fegert 2015 a): 17 uj 1 | 2018 Folgen von Grenzverletzungen ➤ Sicheres Beziehungsangebot ➤ Transparenz ➤ Partizipation ➤ unbedingte Wertschätzung ➤ Individualisierung ➤ der gute Grund und Bedürfnisorientierung Neben der traumapädagogischen Haltung sind natürlich auch gewisse Strukturen förderlich, welche die äußere Sicherheit erhöhen können: ➤ regelmäßige Fallbesprechungen, in denen schwierige Interaktionen und die emotionale Reaktion der Mitarbeitenden reflektiert werden. ➤ Struktur, die es dem Team erlaubt, seine Resilienzfaktoren und seine Psychohygiene zu pflegen und zu erhalten (Resilienztage für Teams, regelmäßiger Austausch über Psychohygiene, gesundheitsförderliche Angebote in der Trägerschaft). ➤ eine Struktur und Kultur in Team- und Gruppensitzungen, in welcher es möglich ist, dass sich MitarbeiterInnen und Jugendliche untereinander auf ungünstiges, potenziell grenzverletzendes Verhalten hinweisen (z. B. Ampelrunde). ➤ Sicherstellung von positiver Verstärkung für prosoziales und Grenzen achtendes Verhalten der Klienten im pädagogischen Alltag. ➤ schon erste Anzeichen von grenzverletzendem Verhalten werden gut dokumentiert. Um zu verhindern, dass das in eine Negativspirale mündet, werden aber nicht nur die Vorfälle sondern auch die Auflösung der Vorfälle, dokumentiert (XY konnte durch …rasch wieder beruhigt werden). ➤ klares, funktionierendes, im Einrichtungsalltag verankertes und dem Entwicklungsstand der Klienten entsprechendes Beschwerdewegemanagement, gegebenenfalls mit Vertrauenspersonen; Dokumentationssystem für Grenzverletzungen an MitarbeiterInnen und regelmäßiger Austausch mit den Leitungskräften darüber. Klare Leitungsstrukturen und gut definierte institutionelle Kommunikationswege sind an sich schon ein präventiver Faktor. Die Träger sollten planen, wie sie ihre Kompetenzen im Falle einer schweren Grenzverletzung bündeln könnten, um in diesen Ausnahmesituationen für Kinder, Mitarbeitende und insbesondere für ihre Leitungskräfte zeitnah eine passgenaue Unterstützung vorhalten zu können. Was brauchen die betroffenen Fachkräfte? Die administrative, fachliche und emotionale Unterstützung der betroffenen Fachkräfte ist sicherlich einer der entscheidendsten Punkte, um die Folgen von Grenzverletzungen abzumildern. Es ist wesentlich, sich zu vergegenwärtigen, wie wichtig eine gewisse Struktur ist, um diese Versorgung für betroffene Fachkräfte auch in schwierigen Situationen verlässlich gewährleisten zu können. Es kann bei solchen schambesetzten, gerne vermiedenen und herausfordernden Themen sehr schnell passieren, dass diese trotz hoher Bereitschaft aller Beteiligten im fordernden Alltag untergehen. ➤ Anerkennung der Verletzung, emotionale Versorgung und Wertschätzung - fester Termin mit Leitung ➤ Erarbeitung eines kohärenten Narrativs, zuerst auf fachlicher Ebene und dann später mit dem grenzverletzenden Heranwachsenden ➤ Entlastung von Schuld- und Schamgefühlen (Mir ist das passiert, weil…) ➤ Sicherheitsplan, um für neue Begegnungen in Krisen gewappnet zu sein (Was brauchst du, damit du dich hier wieder sicher fühlen kannst? ) ➤ Gute Vorbereitung auf das nächste Zusammentreffen mit dem grenzverletzenden Jugendlichen 18 uj 1 | 2018 Folgen von Grenzverletzungen ➤ Kann eine Entschuldigung/ Wiedergutmachung empfangen werden? Was wäre dabei wichtig? Was muss der/ die „TäterIn“ verstehen, damit sie annehmbar ist? ➤ Aufrichtige Entschuldigung der Betroffenen ➤ Support durch das Team und die Leitung ➤ Sicherheitsplan wird nach Bedürfnissen der Fachkraft adaptiert - ihr Sicherheitsbedürfnis wird wertgeschätzt und versorgt. ➤ Verstärkung und Wertschätzung der Schritte zurück zur Arbeit ➤ Auch für die unbeteiligten Jugendlichen kann eine Grenzverletzung und eine Eskalation der Gewalt eine tiefe Verunsicherung bedeuten. ➤ Es kann irritierend sein, die sozialpädagogische Fachkraft so schwach und verletzt zu erleben. Es können auch heftige Gefühle gegenüber dem/ der TäterIn aktualisiert werden. ➤ Sehr belastend kann es sein, wenn Kinder und Jugendliche lange keine Informationen erhalten und Gerüchte ihren Weg durch die Institution finden. ➤ Es sollte einerseits möglichst früh eine klare Information über das weitere Vorgehen erfolgen. Andererseits sollte sich die betroffene Fachkraft, sobald dies möglich ist, bei den anderen Jugendlichen melden und ein Narrativ berichten. ➤ Auch die Unbeteiligten brauchen bei schweren Grenzverletzungen Raum, um gegebenenfalls einzeln oder in der Gruppe darüber sprechen zu können. Nicht selten werden von der Leitung nach Grenzverletzungen zwar zwischen „Tür und Angel“ unterstützende Angebote gemacht („Falls Sie der Vorfall noch beschäftigt…“ „Meine Tür ist immer offen …“). Diese sind aber für eine/ n bedürftige/ n MitarbeiterIn viel zu unspezifisch und hochschwellig, gehen in der Regel im Alltag rasch unter und immer mit der Botschaft einher, dass ich ein „Problem“ habe. Mit einem automatischen Termin in der Woche nach dem Vorfall werden Scham- und Schuldgefühle bei einem Termin mit der Leitung umgangen. Generell ist es entscheidend, dass sich die Leitungskraft, bevor sie mit dem Team oder den Betroffenen nach Lösungsmöglichkeiten sucht und das Management der Situation übernimmt, die Zeit nimmt und das Geschehene mit dem/ r betroffenen Mitarbeitenden oder Heranwachsenden emotional validiert. Erst wenn die Betroffenen bemerken, dass der Chef wirklich auch auf der emotionalen Ebene verstanden hat und realisiert, wie es ihnen geht und was genau sie verletzt hat, können sie sich auf die Vorschläge auf der Handlungsebene einlassen. Der Leitungsebene kann als letzter Schritt auch die undankbare Aufgabe zufallen, eine Hilfe mit einem nicht mehr tragbaren Jugendlichen beenden zu müssen und diesen Schritt dem/ der KlientIn, seinen/ ihren Eltern und der zuweisenden Behörde (Jugendamt/ Jugendanwaltschaft) zu kommunizieren. Gerade wenn trotz aller Bemühungen, einen Jugendlichen in der Einrichtung halten zu wollen, der Entscheid gefällt wird, dass ein/ e KlientIn in eine andere, geeignetere Hilfeform vermittelt wird, sollte dieser Schritt unter dem Passungsaspekt reflektiert werden. Auch vonseiten der Einrichtung sollte eine Mitverantwortung für eskalierende Interaktionen und das Scheitern der Maßnahme übernommen werden. Dem Impuls, dem Jugendlichen die Alleinschuld zu geben, sollte widerstanden und die nachfolgende Institution transparent über die Vorfälle informiert werden, um dieser die Chance zu geben, bereits im Aufnahmeprozess den Umgang mit ähnlichen Situationen mit dem Jugendlichen aufzugreifen. Eine nicht vollständige oder beschönigte Darstellung der Grenzverletzung ist auch aus einer ethischen Perspektive heraus hoch problematisch, da es die Wahrscheinlichkeit einer Wiederholung von solchen Grenzverletzungen in der aufnehmenden Einrichtung erhöht und sich negativ auf den Hilfeverlauf und die körperliche und psychische Gesundheit aller Beteiligten auswirken kann. 19 uj 1 | 2018 Folgen von Grenzverletzungen Schlussfolgerungen Leichte Grenzverletzungen zwischen Jugendlichen, aber auch gegenüber sozialpädagogischen Fachkräften, sind in der stationären Kinder- und Jugendhilfe leider fast an der Tagesordnung. Die maladaptive Wirkung dieser chronischen verbalen Grenzverletzungen sollte nicht unterschätzt werden, weshalb diese auch konsequent mit der notwendigen pädagogischen Präsenz in der pädagogischen Beziehung beachtet und angegangen werden sollten. Es ist faktisch unmöglich, in einer sozialpädagogischen Institution im Gruppendienst zu arbeiten, ohne in seinen persönlichen Grenzen verletzt und mit heftigen Emotionen konfrontiert zu werden. Auch schwerere Grenzverletzungen mit körperlichen Angriffen und Grenzverletzungen durch die Mitarbeitenden können nie gänzlich ausgeschlossen werden und müssen leider als „Berufsrisiko“ definiert und entsprechend beachtet werden. Sozialpädagogische Institutionen sollten deshalb auf diese Ereignisse vorbereitet sein und sowohl präventive Maßnahmen ergreifen als auch Konzepte zur Nachbereitung entwickeln. Gerade die Prävention im Alltag und die strukturelle Verankerung von Fallbesprechungen, in denen schwierige Interaktionen mit den Kindern reflektiert werden, sind ein sehr wichtiger Aspekt der Prävention von schwereren Grenzverletzungen (Schmid/ Lang 2012). Die emotionale Versorgung der Mitarbeitenden, um deren Freude an der Arbeit und letztlich auch deren körperliches und seelisches Wohlbefinden zu erhalten, sollte das oberste Gebot jeder Trägerschaft sein. Mittels der Erkenntnisse der Psychotraumatologie kann oft gut erklärt werden, wie Grenzverletzungen in komplexen Interaktionen entstehen, aber auch wie die entstandenen Verletzungen versorgt werden können. Traumapädagogische Konzepte und eine Pädagogik des „sicheren Ortes“ mit sicheren, haltgebenden Strukturen und selbstwirksamen Mitarbeitenden, getragen von einer traumapädagogischen, Grenzen achtenden Haltung, können einerseits helfen, die Wahrscheinlichkeit von Grenzverletzungen in Institutionen zu reduzieren (Schmid u. a. 2017), und andererseits dafür sorgen, den sicheren Ort nach Grenzverletzungen für alle Beteiligten zu rekonstruieren (Schmid/ Fegert 2015 b). Gerade Leitungskräfte sind in Phasen von Grenzverletzungen extrem gefordert, da sie einerseits die Bedürfnisse der Kinder und der Mitarbeitenden miteinander in Einklang bringen und oft auch noch die Kommunikation nach außen (Herkunftssystem, Zuweiser) koordinieren müssen. Deshalb macht es Sinn, dass gerade sie sich auf solche Situationen vorbereiten bzw. darauf vorbereitet werden. Es kann Sinn ergeben, Krisenpläne zu entwickeln und die komplexen Aufgaben in einem Leitungsteam aufzuteilen (wer macht was mit welchem Ziel). Aus traumapädagogischer Perspektive wäre es von Trägerseite aus sinnvoll, überdauernde Unterstützungssysteme mit festen Ansprechpartnern für die betroffenen Einrichtungen/ Leitungskräfte vorzubereiten, um sicherzustellen, dass diese in schwierigen Prozessen gegebenenfalls die nötige Hilfe und Supervision durch andere, nicht betroffene Leitungskräfte oder Stabsstellen bekommen. Das tägliche Ringen um diesen „sicheren Ort“ und der feste Wille, diesen zu verteidigen, können einen wichtigen Beitrag zur psychosozialen Versorgung von traumatisierten Kindern leisten. Um es Fachkräften zu ermöglichen, sich für diese Kinder und Jugendlichen emotional zu engagieren und auf ihre Bedürfnisse einzugehen, brauchen die Fachkräfte aber selbst einen sicheren Ort und das Gefühl, von ihren Leistungskräften ausreichend geschützt, versorgt und verstanden zu werden. Eine wohlwollende und wertschätzende Haltung gegenüber den Klienten kann nach Grenzverletzungen nur aufrechterhalten werden, wenn es empathische Vorgesetzte sowie Rahmenbedingungen und Strukturen gibt, die die Fachkräfte ausreichend administrativ, fachlich und emotional unterstüt- 20 uj 1 | 2018 Folgen von Grenzverletzungen Literatur Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe (AGJ) (2010): Abschlussbericht des Runden Tisches. „Heimerziehung in den 50er und 60er Jahren“. Berlin: AGJ - Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe Gahleitner, S. B., Reichel, R., Schigl, B., Leitner, A. (Hrsg.) (2014): Wann sind wir gut genug? Selbstreflexion, Selbsterfahrung und Selbstsorge in Psychotherapie, Beratung und Supervision. Beltz Juventa, Weinheim Hafner, W. (2015): Pädagogik, Heime, Macht. Eine historische Analyse. Integras, Zürich Kind, N., Eckert, A., Steinlin, C., Schmeck, K., Fegert, J. M., Schmid, M. (submitted): Verbal and physical client aggression - a longitudinal analysis of professional caregivers’ psychophysiological stress response and burnout. Journal of the American Association of Child and Adolescent Psychiatry Kind, N. (i. V.): Resilience in residential care staff after physical client aggression Schmid, M., Dölitzsch, C., Pérez, T., Jenkel, N., Schmeck, K., Kölch, M., Fegert, J. M. (2014): Welche Faktoren beeinflussen Abbrüche in der Heimerziehung - welche Bedeutung haben limitierte prosoziale Fertigkeiten? Kindheit und Entwicklung 23 (3), 161 - 173, https: / / doi.org/ 10.1026/ 0942-5403/ a000142 Schmid, M., Fegert, J. M. (2015 a): Traumasensibilität undTraumapädagogik in der stationären Jugendhilfe. In: Seidler, G. H., Freyberger, H. J., Maercker, A. (Hrsg.): Handbuch Psychotraumatologie. Klett-Cotta, Stuttgart, 489 - 515 Schmid, M., Fegert, J. M. (2015 b): Zur Rekonstruktion des „sicheren Ortes“. Zum traumapädagogischen Umgang mit Grenzverletzungen in (teil-)stationären Settings. In: Fegert, J. M., Wolff, M. (Hrsg.): Kompendium „Sexueller Missbrauch in Institutionen“. Entstehungsbedingungen, Prävention und Intervention. Beltz Juventa, Weinheim, 531 - 600 Schmid, M., Lang, B. (2015): Die traumapädagogische Interaktionsanalyse als Mittel der Fallreflexion. Trauma & Gewalt, 9 (1), 48 - 65 Schmid, M., Lang, B. (2012): Was ist das Innovative und Neue an einer Traumapädagogik? In: Schmid, M., Tetzer, M., Rensch, K., Schlüter-Müller, S. (Hrsg.): Handbuch Psychiatriebezogene Sozialpädagogik. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 337 - 351 Steinlin, C., Dölitzsch, C., Fischer, S., Lüdtke, J., Fegert, J. M., Schmid, M. (2015): Burnout, Posttraumatische Belastungsstörung und Sekundärtraumatisierung. Belastungsreaktionen bei pädagogischen Fachkräften in Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen der Schweiz. Trauma & Gewalt, 9 (1), 6 - 21 Steinlin, C., Dölitzsch, C., Fischer, S., Schmeck, K., Fegert, J. M., Schmid, M. (2016): Der Zusammenhang zwischen Burnout-Symptomatik und Arbeitszufriedenheit bei pädagogischen Mitarbeitenden in der stationären Kinder- und Jugendhilfe. Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie 65, 162 - 180, https: / / doi.org/ 10.13109/ prkk.2016.65.3.162 Steinlin, C., Dölitzsch, C., Kind, N., Fischer, S., Schmeck, K., Fegert, J. M., Schmid, M. (2017): The influence of sense of coherence, self-care and work satisfaction on secondary traumatic stress and burnout among child and youth residential care workers in Switzerland. Child & Youth Services 38 (2), 159 - 175, https: / / doi.org/ 10.1080/ 0145935X.2017.1297 225 Struck, N. (2015): Zum Verhältnis Runder Tisch Heimerziehung und Runder Tisch sexueller Kindesmissbrauch. In: Fegert, J. M., Wolff, M. (Hrsg.): Kompendium „Sexueller Missbrauch in Institutionen“. Entstehungsbedingungen, Prävention und Intervention. Beltz Juventa, Weinheim, 71 - 82 Tschan, T., Schmid, M., In-Albon, T. (2015): Parenting behavior in families of female adolescents with nonsuicidal self-injury in comparison to a clinical and a nonclinical control group. Child and Adolescent Psychiatry and Mental Health 17 (9), https: / / doi.org/ 10.1186/ s13034-015-0051-x zen. Die Vermeidung von übereilten Entlassungen nach Grenzverletzungen ist vermutlich einer der effektivsten Wege, die Kumulation von Beziehungsabbrüchen zu reduzieren. Dies wird aber nur gelingen, wenn es den Trägerschaften ermöglicht wird, Strukturen und Ressourcen für das Management von Grenzverletzung und die Versorgung von betroffenen Mitarbeitern aufzubauen und vorzuhalten. Marc Schmid Nina Kind Kinder- und Jugendpsychiatrische Klinik der Universitären Psychiatrischen Kliniken Schanzenstr. 13 CH-4056 Basel E-Mail: marc.schmid@upkbs.ch nina.kind@upkbs.ch