unsere jugend
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0342-5258
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/uj2018.art13d
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Rezension: Joachim Merchel: Jugendhilfeplanung. Anforderungen, Profil, Umsetzung
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Dieter Kreft
Joachim Merchel: Jugendhilfeplanung. Anforderungen, Profil, Umsetzung Reinhardt UTB, München 2016, 207 S., € 24,99
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uj 2 | 2018 91 Rezensionen Joachim Merchel: Jugendhilfeplanung. Anforderungen, Profil, Umsetzung Reinhardt UTB, München 2016, 207 S., € 24,99 Irgendwann im ersten Halbjahr 1990 saßen vier Männer (E. Jordan/ D. Kreft/ H. Lukas/ R. Schone) und eine Frau (U. Fuchs) in dem Souterrain-Besprechungsraum des erst 1988 gegründeten Instituts für soziale und kulturelle Arbeit in Nürnberg und ‚bastelten‘ an einem völlig neuen Beratungskonzept für die Jugendhilfeplanung. Der damaligen Celler Sozialdezernentin war zugesagt, diesen Planungsauftrag bereits auf der Grundlage der entsprechenden Bestimmungen des geplanten neuen SGB VIII durchzuführen (das KJHG/ SGB VIII wurde dann am 29. 6. 1990 beschlossen und trat zunächst am 3. 10. 1990 in den Beitrittsländern und erst am 1. 1. 1991 in der alten BRD in Kraft). So kann man heute durchaus sagen, dass das Celle-Projekt von 1990/ 1991 die Geburtsstunde der modernen Jugendhilfeplanungs-Beratung auf der Grundlage des SGB VIII war. Einer, der nicht dabei war, aber auch zum kleinen Kreis der Jugendhilfeplanungsreformer gehörte, war Joachim Merchel. Seine ‚Kooperative Jugendhilfeplanung‘ von 1994 war das erste Lehrbuch zum Thema, das dann auch den noch eher pragmatischen Ansatz der Jugendhilfeplanung für die Stadt Celle weiterentwickelte und theoretisch untermauerte. 1998 erschien dann, von Jordan/ Schone herausgegeben, die 1. Auflage des Handbuches Jugendhilfeplanung, die 2. Auflage von 2000 war für mich viele Jahre das Standardwerk zu diesem Thema (und ist weiterhin wegen seiner besonderen Praxisnähe mein Geheimtipp); die 3. Auflage des Handbuches haben dann 2010 Stephan Maykus und Reinhold Schone herausgegeben. Wie gut die Jugendhilfeplanung knapp 15 Jahre nach Inkrafttreten des SGB VIII bereits aufgestellt war, haben Kreft/ Falten 2003 unter dem Titel ‚Jugendhilfeplanung: Handeln nach den Regeln der Kunst‘ (in: neue praxis 2/ 2003, 243 - 252) zusammengefasst. An dieser Basis ist auch der Zertifikatskurs für die Praxis der Jugendhilfeplanung, den das ISA-Münster und das Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik in Frankfurt/ M. seit 1994 gemeinsam anbieten - und an dem J. Merchel viele Jahre gestaltend mitgewirkt hat - orientiert. Mit dem hier vorgestellten Titel von J. Merchel schließt sich damit gewissermaßen ein Kreis. J. Merchel hat mehr als 20 Jahre immer wieder mit seinen Ausführungen Aspekte und Entwicklungstendenzen in der Jugendhilfeplanung thematisiert und Fortentwicklungen befördert - und er hat in vielen Praxisprojekten diese Überlegungen konkretisiert und neue Verfahren zur Jugendhilfeplanung entwickelt. Er ist inzwischen so etwas wie ‚der Mr. Jugendhilfeplanung in der BRD‘ ! Alle diese Erfahrungen stellt er in diesem kleinen UTB-Buch in relativ kurz gefasster, zugespitzter Form vor und konturiert zugleich die Perspektiven einer fachpolitisch profilierten Jugendhilfeplanung. Und zwar in diesen sieben Kapiteln, die um ein ausführliches Literaturverzeichnis und ein Sachregister ergänzt werden: 1. Planung in der Kinder- und Jugendhilfe: Was ist das und was erwartet man von „Planung“ 2. Jugendhilfeplanung: Auftrag, rechtliche Vorgaben und fachliche Orientierungen im SGB VIII 3. Jugendhilfeplanung als Teil der kommunalen Infrastrukturplanung 4. Methodische Handlungsorientierungen in der Jugendhilfeplanung 5. Jugendhilfeplanung im Kontext von Organisationsstrukturen und Organisationsabläufen 92 uj 2 | 2018 Rezensionen 6. Inhaltliche Herausforderungen und aktuelle Themen für die Jugendhilfeplanung 7. Perspektiven: Orientierungen und Hindernisse auf dem Weg zu einer „guten Jugendhilfeplanung“ Das Buch endet mit „Eckpunkten für eine gute Jugendhilfeplanung“, mit denen die Leserinnen und Leser nach der kurzen Einführung beginnen sollten. Seine dort zitierten „Qualitätskriterien für Jugendhilfeplanung“ (in: Maykus / Schone 2010, 397 - 406) sind die ebenfalls sehr lesenswerte Langfassung dieser Eckpunkte. Wer sich also in das Thema Jugendhilfeplanung einarbeiten will, kann das in einem ersten Schritt - allerdings schon als eine höchst qualifizierte Ersteinführung - mit diesem kleinen UTB-Buch sehr gut tun. Will er mehr wissen, sollte er das Handbuch Jugendhilfeplanung von Maykus/ Schone 2010 hinzu nehmen. Und wessen Wissensdurst auch dann immer noch nicht gestillt ist, dem rate ich, den neuen Zertifikationskurs beim ISA-Münster im Jahre 2018 zu buchen. Prof. Dieter Kreft Kremie.nuernberg@t-online.de DOI 10.2378/ uj2018.art13d
