eJournals unsere jugend 70/9

unsere jugend
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0342-5258
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/uj2018.art54d
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2018
709

Editorial

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2018
Karsten Speck
Carmen Wulf
Susanne Tübel
Martina Schiebel
Liebe Leserinnen und Leser, über die geschlossene Unterbringung wird in der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland seit Langem gestritten. Die Befürworter heben die Verfehlungen und Gefährdungen der Kinder und Jugendlichen, die großen rechtlichen Hürden für Freiheitsentziehende Maßnahmen (FeM) sowie den erzieherischen Anspruch der freiheitsentziehenden Maßnahmen hervor. Die Gegner verweisen auf die schwierige Lebenssituation der Kinder und Jugendlichen, den gravierenden Eingriff in die Persönlichkeitsrechte, die Machtmissbrauchsvorfälle und Übergriffe in der geschlossenen Unterbringung sowie die Unmöglichkeit, eine eigenständige Lebensführung in einem Zwangskontext zu erlernen.
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353 Editorial Liebe Leserinnen und Leser, über die geschlossene Unterbringung wird in der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland seit Langem gestritten. Die Befürworter heben die Verfehlungen und Gefährdungen der Kinder und Jugendlichen, die großen rechtlichen Hürden für Freiheitsentziehende Maßnahmen (FeM) sowie den erzieherischen Anspruch der freiheitsentziehenden Maßnahmen hervor. Die Gegner verweisen auf die schwierige Lebenssituation der Kinder und Jugendlichen, den gravierenden Eingriff in die Persönlichkeitsrechte, die Machtmissbrauchsvorfälle und Übergriffe in der geschlossenen Unterbringung sowie die Unmöglichkeit, eine eigenständige Lebensführung in einem Zwangskontext zu erlernen. Das vorliegende Heft beschäftigt sich mit diesem Thema anhand der Vorschläge und Ergebnisse eines Arbeitskreises von ursprünglich 14 Institutionen, die freiheitsentziehende Maßnahmen in der Jugendhilfe anbieten und gemeinsame Qualitätsstandards sowie Ethikgrundsätze entwickelt haben (GU 14 plus). Nils Jenkel und Marc Schmid berichten über die Ergebnisse dieses Projektes in zwei Beiträgen. Im ersten Beitrag gehen beide Autoren der Frage nach, über welche Lebensgeschichte und psychischen Belastungen Jugendliche in der geschlossenen Unterbringung verfügen, der zweite Beitrag beschäftigt sich mit der Zielerreichung in freiheitsentziehenden Maßnahmen. Die Beiträge verweisen einerseits auf die hohe Belastung der Jugendlichen in FeM und dokumentieren andererseits, welche pädagogischen Erfolge zusammen mit den Jugendlichen erzielt werden können. Die beiden Studien sind sicher nicht hinreichend, um endgültige Antworten zu den Nebenwirkungen und den langfristigen Wirkungen der geschlossenen Unterbringung zu liefern, bieten jedoch fundiertes Datenmaterial für eine Diskussion. Das aktuelle Heft enthält einen weiteren Diskussionsbeitrag zur geschlossenen Unterbringung und einen Zwischenruf von Maria Kurz-Adam, in dem ein klares Plädoyer für den Kinderschutz, aber auch für eine Wahrnehmung der Leiden von Kindern und eine Anerkennung und Wertschätzung der Professionellen vertreten wird. Wir wünschen eine anregende Lektüre! Karsten Speck, Carmen Wulf, Susanne Tübel und Martina Schiebel unsere jugend, 70. Jg., S. 353 (2018) DOI 10.2378/ uj2018.art54d © Ernst Reinhardt Verlag München Basel Susanne Tübel, Karsten Speck, Carmen Wulf und Martina Schiebel