eJournals unsere jugend 71/11+12

unsere jugend
4
0342-5258
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/uj2019.art73d
111
2019
7111+12

Editorial

111
2019
Karsten Speck
Carmen Wulf
Martina Schiebel
Susanne Tübel
Liebe Leserinnen und Leser, es gibt kaum ein Thema, das auf eine so große Resonanz in der Medienöffentlichkeit trifft, wie kriminelle Jugendliche. Das Interesse und auch die Empörung sind besonders hoch, wenn Jugendliche als Intensivtäter auffallen, besonders schwere Straftaten begehen und so zu einem Medienfall generieren. Jenseits der wissenschaftlichen Fachdebatte gibt es oftmals keine differenzierte Analyse, die über die Skandalisierung von Einzelfällen hinausgeht. Das vorliegende Heft beschäftigt sich daher intensiver mit Intensivtätern. [...]
4_071_2019_11+12_0002
449 Editorial Liebe Leserinnen und Leser, es gibt kaum ein Thema, das auf eine so große Resonanz in der Medienöffentlichkeit trifft, wie kriminelle Jugendliche. Das Interesse und auch die Empörung sind besonders hoch, wenn Jugendliche als Intensivtäter auffallen, besonders schwere Straftaten begehen und so zu einem Medienfall generieren. Jenseits der wissenschaftlichen Fachdebatte gibt es oftmals keine differenzierte Analyse, die über die Skandalisierung von Einzelfällen hinausgeht. Das vorliegende Heft beschäftigt sich daher intensiver mit Intensivtätern. Geklärt wird unter anderem: Was sind eigentlich Intensivtäter und wie viele gibt es in Deutschland? Nimmt die Zahl der Intensivtäter tatsächlich zu? Wie wird aus einem Kind oder Jugendlichen ein Intensivtäter? Sind Intensivtäter im Regelfall nur männliche Jugendliche? Was hat sich in der Praxis, aber vor allem in der Jugendhilfe im Umgang mit Intensivtätern bewährt? Die vorliegenden Beiträge des Heftes gehen auf notwendige Begriffsklärungen, empirische Befunde sowie vor allem auf pädagogische Konzepte im Umgang mit Intensivtätern ein. Gabriele Bindel-Kögel beschäftigt sich mit den Perspektiven und Handlungsansätzen von Jugendhilfe und Polizei bei jungen Mehrfach- und Intensivtätern. Sie plädiert hier für eine offensive, lebensweltorientierte und transparente Jugendhilfe. Maria Walsh erläutert die Effekte von polizeilichen und sozialpädagogischen Maßnahmen im Umgang mit jungen Mehrfach- und Intensivtätern. Sie fordert realistischere Ziele, eine systematischere Evaluation solcher Maßnahmen und eine stärkere Orientierung an Evaluationsergebnissen in der Praxis ein. Im dritten Beitrag gehen Thomas Bliesener und Thimna Klatt anhand von empirischen Befunden der Frage nach, ob sich nach dem Inkrafttreten der Landesvollzugsgesetze in Niedersachsen und Schleswig-Holstein positive erzieherische und pädagogische Effekte nachweisen lassen. Die Befunde weisen auf positive Veränderungen hin - die Elternarbeit erscheint aber ausbaufähig. Funda Peker beschreibt die sozialpädagogische Arbeit eines Projektes mit Kindern und Jugendlichen, die als Intensivtäter aufgefallen sind. Deutlich werden sowohl Erfolge, aber auch Grenzen der Arbeit. Im letzten Beitrag skizzieren Eva Schölch und Sabine Haid die vielfältigen Möglichkeiten einer Jugendeinrichtung, die ein Angebot der Untersuchungshaftvermeidung bei Intensivtätern bereitstellt. Karsten Speck, Carmen Wulf, Martina Schiebel und Susanne Tübel unsere jugend, 71. Jg., S. 449 (2019) DOI 10.2378/ uj2019.art73d © Ernst Reinhardt Verlag München Basel Susanne Tübel, Karsten Speck, Carmen Wulf und Martina Schiebel