unsere jugend
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Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/uj2019.art45d
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„Da bleibt noch viel zu tun...!“
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Andreas Unterforsthuber
„Freundschaft, Liebe und Sexualität“ – das sind nicht unbedingt die handlungsleitenden Begriffe einer öffentlichen Verwaltung. Erweitert man den Titel um „in der Kinder- und Jugendhilfe“, so wird ein Bezug zu einer kommunalen Verwaltung schon deutlicher. Die Landeshauptstadt München hat daher in den vergangenen Jahren einen Schwerpunkt auf die Situation von LGBT*-Jugendlichen gelegt.
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275 unsere jugend, 71. Jg., S. 275 - 280 (2019) DOI 10.2378/ uj2019.art45d © Ernst Reinhardt Verlag München Basel von Andreas Unterforsthuber Jg. 1963, Dipl.-Sozialpädagoge (FH), Abteilungsleiter der Koordinierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen im Direktorium der Landeshauptstadt München „Da bleibt noch viel zu tun …! “ LGBT* in der Kinder- und Jugendhilfe „Freundschaft, Liebe und Sexualität“ - das sind nicht unbedingt die handlungsleitenden Begriffe einer öffentlichen Verwaltung. Erweitert man den Titel um „in der Kinder- und Jugendhilfe“, so wird ein Bezug zu einer kommunalen Verwaltung schon deutlicher. Die Landeshauptstadt München hat daher in den vergangenen Jahren einen Schwerpunkt auf die Situation von LGBT*-Jugendlichen gelegt. Antidiskriminierung und Gleichstellung für LGBTI* Die Landeshauptstadt München hat im Jahr 2002 die „Koordinierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen“ (KGL) eingerichtet, deren Auftrag es ist, Antidiskriminierungs- und Gleichstellungsarbeit für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Trans* zu leisten. Seit 2018 gehören auch intergeschlechtliche Menschen (Inter*) zu den Zielgruppen der KGL. Hintergrund hierzu war, dass es in München eine aktive LGBT*-Community gab (und gibt), deren Anliegen und Bedarfe aber von der Stadtverwaltung nicht ausreichend aufgegriffen werden konnten, da die Ressourcen, das Fachwissen und die Vernetzung hierzu nicht vorhanden waren. Zudem definierte der Stadtrat die Gleichstellung und Akzeptanz von LGBT* in München auch als ein eigenes Anliegen und als eigenen Auftrag der Kommune. Die KGL wurde als Querschnittstelle im direkten Bereich des Oberbürgermeisters angesiedelt mit dem Auftrag, das LGBT*-Thema stadtweit zu steuern. Ausgestattet ist die KGL mit insgesamt 3 ¼ Planstellen für Leitung, Sachbearbeitung und Teamassistenz. Handlungsfelder der Koordinierungsstelle Im Laufe der Jahre haben sich 5 Handlungsfelder der Koordinierungsstelle herausgebildet. 1. Fachpolitische Arbeit Die Analyse und Bewertung von gesellschaftlichen Bedingungen und Veränderungen für LGBTI* und die diesbezügliche Beratung für den Oberbürgermeister und die politischen Gremien der Landeshauptstadt München sind in diesem Handlungsfeld der Schwerpunkt. Hinzu kommt die Beteiligung an allen relevanten Stadtratsangelegenheiten sowie die Leitung des runden Tisches zur Gleichstellung von LGBTI*. LGBT(I)* = internat. übliche Abkürzung für die Community der Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans*- und (Inter*-)Menschen 276 uj 6 | 2019 LGBT* in der Kinder- und Jugendhilfe 2. Gleichstellungs- und Antidiskriminierungsarbeit Die KGL bietet für die Dienststellen der Stadtverwaltung Fachberatung zum Thema LGBTI*, sie berät Führungskräfte und Projektverantwortliche. Sie beteiligt sich an der themenübergreifenden städtischen Gleichstellungsarbeit, vernetzt sich mit den anderen Gleichstellungs- und Antidiskriminierungsstellen und wirkt an der Entwicklung von Leitlinien, Dienstvereinbarungen usw. mit. Die KGL baut thematische Arbeitsschwerpunkte auf und bearbeitet diese gemeinsam mit den zuständigen städtischen Dienststellen (z. B. Jugendschwerpunkt gemeinsam mit dem Stadtjugendamt). 3. Unterstützung der LGBTI*-Community In diesem Handlungsfeld geht es schwerpunktmäßig um die Vernetzung mit den Einrichtungen, Vereinen und Gruppen der Community, es werden städtische Ressourcen vermittelt und Maßnahmen der Community unterstützt. Die KGL hat thematische Gremien eingerichtet (z. B. zum Thema Jugend), an denen die jeweiligen Akteurinnen und Akteure aus den Einrichtungen teilnehmen. 4. Akzeptanzförderung Der Schwerpunkt in diesem Handlungsfeld liegt in der Bildungsarbeit. Fachberatung, Fachgespräche und Fortbildungen dienen dazu, Wissen auf- und Vorurteile abzubauen. Hinzu kommt Öffentlichkeits- und Medienarbeit sowie die Durchführung von Kampagnen und Projekten. 5. Beratung und Service Der fünfte Schwerpunkt umfasst die Beratung von städtischen Beschäftigten z. B. bei Problemen am Arbeitsplatz, Diskriminierung oder Ausgrenzung. Ebenso werden Bürgerinnen und Bürger beraten und unterstützt, die spezifische Probleme mit städtischen Dienststellen haben. Die KGL bietet Informationsmaterialien zu den unterschiedlichsten Themen im Bereich LGBTI*. Der Jugendschwerpunkt der KGL Mit Stand von 31. 12. 2017 leben in München 1.526.056 Personen, davon 375.537 junge Menschen im Alter bis 25 Jahre. Geht man von einem Bevölkerungsanteil von 5 - 7 % an LGBT* aus, leben in München zwischen 18.777 und 26.288 junge Menschen, die lesbisch, schwul, bisexuell oder trans* sind. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit für die kommunale Kinder- und Jugendhilfe, ein besonderes Augenmerk auf die Situation von LGBT*-Kindern und -Jugendlichen zu legen. Bereits im Jahr 2006 baute die KGL einen Schwerpunkt auf zum Thema „Situation von LGBT*-Jugendlichen in München“. Hintergrund dafür war, dass die KGL immer öfter von schwierigen Lebenssituationen dieser Jugendlichen erfahren hat. Hauptsächlich kamen diese Meldungen von Jugendhilfeeinrichtungen, die einerseits die Jugendlichen unterstützen wollten, andererseits aber weder über ausreichend Fachwissen noch die nötigen Ressourcen (wie z. B. Unterbringungsmöglichkeiten) verfügten. Auch aus den Beratungseinrichtungen für LGBT* und den LGBT*-Jugendgruppen kamen entsprechende Meldungen. Die Jugendamtsleitung wurde daraufhin zu einer thematischen Sitzung des runden Tisches eingeladen. Durch diese Sitzung konnte ein erstes Verständnis zu LGBT* erzeugt werden. Das Stadtjugendamt nahm daraufhin das Thema „Sexuelle Identität“ in das gerade entstehende Strategiepapier zu Querschnittthemen in der Kinder- und Jugendhilfe auf. Dies führte letztlich dazu, dass bei der Einrichtung einer Querschnittstelle bei der Jugendamtsleitung zu Interkultureller Öffnung, Gender, Behinderung die Sexuelle Identität als 4. Querschnittthema aufgenommen und personell ausgestattet wurde. 277 uj 6 | 2019 LGBT* in der Kinder- und Jugendhilfe „Da bleibt noch viel zu tun …! “ - die Münchner LGBT*-Jugendstudie Lesbische, schwule, bisexuelle und trans* Jugendliche müssen sich - neben dem sowieso schon schwierigen Prozess der Pubertät und des Erwachsenwerdens - mit realen oder befürchteten Diskriminierungen und negativen Reaktionen auseinandersetzen. Können lesbische und schwule Kinder, Jugendliche und Eltern heute problemlos(er) offen auftreten? Sind ihre Entwicklungschancen und Lebenssituationen mit Risiken versehen? Finden sie in ihren Familien und in den Freundeskreisen Akzeptanz und Unterstützung? Wie verbreitet ist Homophobie an Schulen und anderen jugendtypischen Orten? Wie stellt sich die Kinder- und Jugendhilfe in München zu diesem Thema? Mit diesen und weiteren Fragen ist die Koordinierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen Ende 2010 an die Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe in München herangetreten. Ziel der Befragung war es, eine fachliche Einschätzung zur Situation der homosexuellen Jugendlichen und Eltern zu erhalten und dadurch passgenauere Hilfen und Unterstützungsformen entwickeln zu können. Zusammengefasst haben die ca. 800 Fachkräfte, die an der Befragung teilgenommen haben, Folgendes zurückgemeldet (KGL 2011): ➤ Die Situation der LGBT*-Jugendlichen wurde als sehr belastet und schwierig eingeschätzt, insbesondere die Themen Ausgrenzung und Benachteiligung spielten eine große Rolle. ➤ Jugendtypischen Orten wie Jugendtreffs und Schulen wurde ein unfreundliches soziales Klima für diese Jugendlichen attestiert, homophobe Vorkommnisse als verbreitet eingeschätzt. ➤ Selbstkritisch haben die Fachkräfte angemerkt, dass es in der Kinder- und Jugendhilfe an Angeboten, Fachwissen sowie an Methoden und Standards zum Thema LGBT* fehlt. Die Ergebnisse der Münchner LGBT*-Jugendstudie werden auch von den Ergebnissen zweier Studien des Deutschen Jugendinstituts bestätigt, die junge Menschen zu diesen Themen befragt haben (Krell/ Oldemeier 2015, 2018). Nach der Veröffentlichung der Jugendstudie machten sich insbesondere das Stadtjugendamt und die Träger der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in München auf den Weg, ihre Angebote besser auf die Bedarfe von LGBT*-Jugendlichen auszurichten. Im nachfolgenden werden die Umsetzungsmaßnahmen ausführlicher beschrieben. „Offen für ALLE“ - eine Auszeichnung für LGBT*-freundliche Einrichtungen Gemeinsam mit der Initiative „Wir sind die Zukunft“ (Kreisjugendring, Münchner Trichter, Fachforum Freizeitstätten) und dem Stadtjugendamt hat die Koordinierungsstelle eine Auszeichnung für Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit entwickelt, die sich als besonders LGBT*-freundlich erweisen. Hierzu wurde eine Checkliste von Maßnahmen entwickelt, die die Einrichtungen umgesetzt haben müssen, um die Auszeichnung „Offen für ALLE“ zu erhalten. Beispielsweise müssen in jedem Team der Einrichtung Fachkräfte zum LGBT*-Thema geschult sein, das Thema muss in den Teams regelmäßig aufgegriffen und fachlich besprochen werden. Es sind Jahresziele zu formulieren und umzusetzen. In der Einrichtung muss deutlich und sichtbar auf das Thema und die Haltung der Einrichtung hingewiesen werden, die Materialien der Öffentlichkeitsarbeit der Einrichtung müssen das Thema vermitteln. Bereits 23 Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit haben das Siegel erhalten. Die „Wir sind für Dich da“-Aktion Die KGL hat eine eigene Jugendkampagne aufgelegt. Diese besteht aus 3 Motiven, Plakaten, Postkarten und Aufklebern. Zentrale Botschaft 278 uj 6 | 2019 LGBT* in der Kinder- und Jugendhilfe ist neben der Sichtbarkeit von LGBT* vor allem die Internetadresse „wirsindfuerdichda.org“, über welche Jugendliche viele Informationen über Angebote, Beratungsstellen usw. abrufen können. Auch für Fachkräfte und Eltern gibt es hilfreiche Hinweise. Die Jugendkampagne der Koordinierungsstelle wird regelmäßig sehr gut sichtbar in München plakatiert, insbesondere im öffentlichen Raum und im Bereich der U- und S-Bahnhöfe. Die erste Plakatierung erfolgte zum CSD im Juli 2015, die zweite Welle dann zum Schuljahreswechsel über das Oktoberfest. Es wurden jeweils ca. 600 Plakate im Stadtgebiet aufgehängt. Dies führte während und nach den beiden Zeitblöcken zu einem deutlichen Anstieg der Internetaufrufe der Adresse „www.wirsindfuerdichda.org“. Das Stadtjugendamt München hat sich zusätzlich mit einem Schreiben an alle Kreisjugendämter im S-Bahnbereich gewandt und auf die Aktion hingewiesen. Den Kreisjugendämtern wurde angeboten, die Materialien der Aktion bei der Koordinierungsstelle bestellen zu können. Die Materialien der Kampagne sind mittlerweile in den meisten Jugendeinrichtungen Münchens vorhanden. LGBT*-Jugendordner für die Offene Kinder- und Jugendarbeit Wie spreche ich mit Jugendlichen über Themen wie Lesben, Schwule, Bi- und Transsexualität? Gibt es da gute Literatur dazu, die für junge Menschen geeignet ist? Da lief doch vor einiger Zeit mal ein Film über ein Trans*Mädchen im Kino, wie hieß der nochmal? Was kann ich tun, wenn Jugendliche oder Eltern sich immer negativ über Lesben, Schwule oder Trans* äußern? Gibt es da gute Materialien? Für Fachkräfte in der Jugendarbeit stellen sich beim Thema sexuelle und geschlechtliche Identität viele Fragen, die Suche nach Antworten ist meist schwierig und aufwendig. Die Koordinierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen hat deshalb gemeinsam mit dem Stadtjugendamt, der Initiative„Wir sind die Zukunft“ (Kreisjugendring, Münchner Trichter, Fachforum Freizeitstätten), Pro Familia, dem Aufklärungsprojekt München e. V. und diversity München e.V. einen gut gefüllten Ordner entwickelt, der umfassende Informationen zu Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgendern enthält. Der Ordner beinhaltet außerdem Anregungen zum Umgang mit LGBT*-Feindlichkeit bei Jugendlichen, gibt viele methodische Tipps und liefert die Materialien der städtischen Jugendkampagne „wirsindfuerdichda.org“ mit. Insgesamt wurden bislang fast 300 dieser Ordner in Jugendeinrichtungen verteilt. Leitlinien des Stadtjugendamts Als vorerst letzte große und vom Stadtrat beschlossene Maßnahme in diesem Bereich ist die Entwicklung von „Leitlinien für die Arbeit mit LGBT*-Kindern, -Jugendlichen und jungen Erwachsenen“ (Sozialreferat Landeshauptstadt München 2018) als verbindlicher Bestandteil des Kommunalen Kinder- und Jugendplans der Landeshauptstadt München zu sehen. In der Federführung des Stadtjugendamtes konnte der Text für die Leitlinien in einer intensiven Zusammenarbeit vieler Fachkräfte der Kinder- und Jugendarbeit, der LGBT*-Gleichstellungsarbeit und der LGBT*-Community gemeinsam entwickelt werden. Die Leitlinien geben einen verbindlichen Rahmen für den öffentlichen Träger und die freien Träger der Kinder- und Jugendhilfe und formulieren eine fachliche Haltung zum LGBT*-Thema. Sie schreiben u. a. verbindliche Fortbildungen der Fachkräfte in der Kinder- und Jugendarbeit zum Thema LGBT* vor. Erfahrungen und strategische Überlegungen Mit den in den Jahren 2015 bis 2018 durchgeführten Maßnahmen hat dieser Arbeitsschwerpunkt wesentliche Ziele erreicht. Das LGBT*- 279 uj 6 | 2019 LGBT* in der Kinder- und Jugendhilfe Thema ist aus Sicht der Koordinierungsstelle sowohl im Stadtjugendamt als auch bei den Trägern der Offenen Kinder- und Jugendarbeit gut implementiert worden. Es gibt mehrere nachhaltig wirksame Elemente, die teils von den Trägern in eigener Verantwortung umgesetzt und weitergeführt werden, teils auch in Zukunft von der Koordinierungsstelle angeboten oder begleitet werden. Der Jugendschwerpunkt der KGL war als strategischer Öffnungsprozess zum LGBT*-Thema angelegt. Insgesamt hat dieser Prozess 12 Jahre gedauert und muss auch aktuell laufend weiterentwickelt werden. Diese lange Zeit ist auch der Tatsache geschuldet, dass im Jahr 2006 in München noch wenig bis keine Daten über die Situation von LGBT*-Jugendlichen vorlagen, auf denen der Prozess hätte aufbauen können, und innerhalb der Jugendhilfeverwaltung zu diesem Thema so gut wie keine Erfahrungen vorlagen. Eine zentrale strategische Bedingung für einen Öffnungsprozess ist, dass die politischen Rahmenbedingungen gegeben sind. Dies bedeutet, dass im Fall eines kommunalen Handelns der (Stadt-)Rat eingebunden und letztlich Auftraggeber sein muss. Dies geschah im Jugendschwerpunkt insgesamt vier Mal. Politik muss in der Demokratie ihr Handeln begründen können. Hierzu benötigt die Politik in der Regel Fakten. Die Erhebung von Daten ist daher nicht nur aus fachlichen Gründen unumgänglich! Auch wenn es sich simpel anhört, ist es eine zentrale Voraussetzung für das Gelingen eines LGBT*-Öffnungsprozesses: Es braucht Zeit, Geduld und gute Nerven! Im Laufe der Umsetzung hat sich gezeigt, dass Themen wie Macht- und Ressourcenverteilung, offene und versteckte Widerstände, Bündnispartnerinnen und -partner ebenso wichtig waren wie Fragen nach der „Politik des Amtes“ und dem Vorhandensein finanzieller Ressourcen. Von besonderer Bedeutung waren im Laufe des Prozesses die Bündnispartnerinnen und -partner. Nur durch sie konnte es letztlich gelingen, vorhandene Widerstände zu überwinden und auch tatsächlich die jungen Menschen vor Ort zu erreichen. Sei es, dass die Materialien der Jugendkampagne ausgelegt und aufgehängt wurden, dass Gruppenstunden zum Thema durchgeführt oder Diskussionen mit den Jugendlichen geführt wurden. Es macht daher Sinn, sich schon vor Beginn eines solchen Prozesses zu überlegen, wie die potenziellen Unterstützerinnen und Unterstützer eingebunden werden können. Ein Öffnungsprozess zum Thema LGBT* trägt sich erfahrungsgemäß selten von alleine. Selbst nach der Implementierung in den zuständigen Organisationen ist es immer wieder notwendig, Input und neue Impulse zu geben, Erreichtes in Erinnerung zu rufen und Neues anzustoßen. In München konnte dies vor allem dadurch gelingen, dass im Stadtjugendamt eine Querschnittstelle zu den Themen Gender, Interkult, Behinderung und sexuelle und geschlechtliche Identität eingerichtet wurde, die fest im Jugendamt verankert ist und eine zentrale Kooperationsstelle für die KGL ist. Aus der Erfahrung der bisherigen 12 Jahre Jugendschwerpunkt kann gesagt werden, es lohnt sich sowohl für die beteiligten Akteurinnen und Akteure als gerade auch für die jungen Menschen, die im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen. Die Kinder- und Jugendhilfe in München ist mittlerweile zum LGBT*-Thema gut aufgestellt, die Grundlagen sind gelegt und fest verankert, aufbauende Maßnahmen dadurch schnell möglich. Andreas Unterforsthuber Koordinierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen Angertorstraße 7 80469 München E-Mail: a.unterforsthuber@muenchen.de 280 uj 6 | 2019 LGBT* in der Kinder- und Jugendhilfe Literatur KGL (Koordinierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen) (Hrsg.) (2011): „Da bleibt noch viel zu tun …! “ Befragung von Fachkräften der Kinder- und Jugendhilfe zur Situation von lesbischen, schwulen und transgender Kindern, Jugendlichen und Eltern in München. https: / / www.muenchen.de/ rathaus/ damjcr: 3beac935-7d1b-40ee-afe5-a5d1fd3bffb5/ jughilfe_broschuere.pdf, 3. 4. 2019 Krell C., Oldemeier K. (2015): Coming-out - und dann…? ! Ein DJI-Forschungsprojekt zur Lebenssituation von lesbischen, schwulen, bisexuellen und trans* Jugendlichen und jungen Erwachsenen. München, DJI, https: / / www.dji.de/ fileadmin/ user_upload/ bibs 2015/ DJI_Broschuere_ComingOut.pdf, 3. 4. 2019 Krell C., Oldemeier K. (2018): Queere Freizeit - Inklusions- und Exklusionserfahrungen von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans* und *diversen Jugendlichen in Freizeit und Sport. München, DJI, https: / / www.dji.de/ fileadmin/ user_upload/ bibs2018/ 268 69_DJI_QueereFreizeit.pdf, 3. 4. 2019 Sozialreferat Landeshauptstadt München (Hrsg.) (2018): Leitlinien für die Arbeit mit LGBT*-Kindern, -Jugendlichen und jungen Erwachsenen. https: / / www.muen chen.de/ rathaus/ dam/ jcr: cf4ec02e-e6b3-4e92-b6 cd-347e5fcbdf9d/ Leitlinien-Stadtjugendamt_web. pdf, 4. 4. 2019
