unsere jugend
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0342-5258
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/uj2020.art44d
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2020
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Zwischenruf zur Corona-Krise
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2020
Maria Kurz-Adam
Die Zeitschrift „unsere jugend“ wurde 1949 in den Jahren des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg ins Leben gerufen. Das Anliegen der HerausgeberInnen war es, die Belange der Kinder und Jugendlichen zu vertreten und die Hilfesysteme, die nach der Zeit der Nazidiktatur und des Krieges zu verkümmern drohten, mit neuen Inhalten zu füllen und für die Zukunft der Kinder- und Jugendhilfe in der Demokratie zu stärken. [...]
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281 unsere jugend, 72. Jg., S. 281 - 282 (2020) DOI 10.2378/ uj2020.art44d © Ernst Reinhardt Verlag München Basel von Maria Kurz-Adam Jg. 1961; Diplompsychologin und Autorin, ehemalige Leiterin des Stadtjugendamtes München Zwischenruf zur Corona-Krise Unsere Heldinnen, unsere Helden Die Zeitschrift „unsere jugend“ wurde 1949 in den Jahren des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg ins Leben gerufen. Das Anliegen der HerausgeberInnen war es, die Belange der Kinder und Jugendlichen zu vertreten und die Hilfesysteme, die nach der Zeit der Nazidiktatur und des Krieges zu verkümmern drohten, mit neuen Inhalten zu füllen und für die Zukunft der Kinder- und Jugendhilfe in der Demokratie zu stärken. Reformgeist und fachlicher Diskurs wurden auf diese Weise zusammengebunden, „unsere jugend“ wurde zu einer bis heute wichtigen Fachzeitschrift, die über die Lebenslagen und Probleme von Kindheit und Jugend, die Entwicklungen, die fachlichen Herausforderungen und die möglichen Lösungen berichtet. Welches Bild gewinnen wir heute von Jugend? Wir lesen über Schulvermeidung junger Menschen, über Systemsprenger, denen die Hilfesysteme nicht gewachsen seien, wir lesen über Jugendliche vor Gericht, über Suchtprobleme, aufkommenden Rechtsextremismus, über Essstörungen, steigende Depressionsraten, über traumatisierte Jugendliche, über Erfolge und Misserfolge in der Heimerziehung, über Gewalt, Missbrauch, Ängste, abgebrochene Bildungsverläufe. Das sind wichtige Themen, sie bewegen den Alltag in den Jugendämtern, den Schulen, den Beratungsstellen, den Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe. Doch in diesen Themen verbirgt sich auch ein Bild von Kindheit und Jugend als einer riskanten Zeit, als einer immer auch gefährdeten Lebensphase. Kindheit und Jugend werden zu Symbolen unserer prekär gewordenen Hoffnungen, die wir Älteren, hochnäsig geworden, in die jungen Menschen setzen, als stünde mit den Problemen der Jugend unsere persönliche Zukunft auf dem Spiel. An einer italienischen Universität ist in diesen Tagen ein Video veröffentlicht worden. Zu sehen sind junge Menschen an den Bildschirmen ihrer Laptops, im Hintergrund sind die kleinen bescheidenen Zimmer zu erahnen, in denen sie ihre Tage und Nächte im von der Corona-Pandemie erzwungenen Lockdown verbringen. Sie haben sich virtuell zu einem Chor zusammengefunden und singen das berühmteste Lied der Studierenden in aller Welt - gaudeamus igitur - lasst uns alle fröhlich sein. Am Ende ist ein Hashtag zu sehen - #distantimauniti. Getrennt, aber vereint. Millionen von Kindern, Jugendlichen, jungen Erwachsenen bleiben seit Wochen zu Hause. Sie feiern nicht, sie gehen nicht zum Tanzen, auf Konzerte, Festivals. Sie besuchen ihre Freunde nicht, sie bevölkern nicht voller Lachen und Gespräche die Bars und Kneipen, kein high street shopping ist ihnen möglich. Fußball, Zumba, Klettern, Turnen und Karate fallen aus. Die Kindergärten, Schulen und Universitäten sind ge- 282 uj 6 | 2020 Zwischenruf zur Corona-Krise schlossen. In allen Ländern, besonders in Italien, Spanien und Frankreich, betrauern viele von ihnen Verwandte und Freunde, die gestorben sind, sie haben Schwerkranke in den Familien, die auf der Intensivstation liegen. Alles wird gut, ist an den Fenstern, an den Türen, an den Balkons und in den Kanälen der social media zu lesen. In unserem Park wächst eine Corona-Schlange aus bunten Steinen, unermüdlich malen die Kinder weiter ihre Steine an und reihen sie aneinander, das kann noch lange so gehen. Unsere Kinder und Jugendlichen, denen in dieser Zeit so viel verwehrt ist, die so vieles nicht tun können, das eigentlich in ihrer Lebenszeit vorgesehen ist, sind stille Kämpferinnen und Kämpfer. Ihre Geduld mit uns, ihre Gelassenheit, ihre Zuversicht, dass wir alle diese Pandemie besiegen und in unser Leben zurückfinden, scheint grenzenlos. Unsere Kinder und Jugendlichen tun das für uns. Sie sind getrennt und doch zusammen. Sie sind heute auch unsere Heldinnen und Helden. a www.reinhardt-verlag.de Gerade Kinder besitzen die Gabe, tief in fantasievolle Geschichten einzutauchen, sich ihren inneren Bildern hinzugeben und dabei das äußere Geschehen komplett auszublenden. Dieses Phänomen trägt in hypnotherapeutischen Geschichten dazu bei, Ideen zu entwickeln, durchzuspielen und so neue Lösungswege für Probleme zu finden. Beschwingt und kindgerecht laden die Geschichten in diesem Buch dazu ein, Probleme einmal anders zu betrachten. Kindern mit Geschichten helfen Katharina Lamprecht Die Rennschildkröte 31 Therapeutische Geschichten für Kinder 2020. 122 Seiten. (978-3-497-02933-4) kt
