unsere jugend
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0342-5258
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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2021
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Ansätze für eine wirkungsorientierte Versorgung suchtbelasteter Familien
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2021
Niklas Helsper
Jens Arnold
Kim Kemner
Die Versorgungssituation für suchtbelastete Familien unterscheidet sich innerhalb Deutschlands stark. Für den strukturierten Aufbau abgestimmter, lokaler Hilfestrukturen fehlt es vielerorts noch an Wissen zu Gelingensbedingungen und Wirkfaktoren. Der vorliegende Artikel möchte auf Basis der Ergebnisse zweier Forschungsprojekte einen Beitrag hierzu leisten.
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146 unsere jugend, 73. Jg., S. 146 - 156 (2021) DOI 10.2378/ uj2021.art26d © Ernst Reinhardt Verlag München Basel Ansätze für eine wirkungsorientierte Versorgung suchtbelasteter Familien Die Versorgungssituation für suchtbelastete Familien unterscheidet sich innerhalb Deutschlands stark. Für den strukturierten Aufbau abgestimmter, lokaler Hilfestrukturen fehlt es vielerorts noch an Wissen zu Gelingensbedingungen und Wirkfaktoren. Der vorliegende Artikel möchte auf Basis der Ergebnisse zweier Forschungsprojekte einen Beitrag hierzu leisten. von Niklas Helsper Jg. 1986; B. A. Kulturwirt/ M. A. Sozialmanagement, Institut für Kinder- und Jugendhilfe (IKJ) − Fachbereichsleitung Gesundheitswesen und Eingliederungshilfe 1. Einleitung Der Bedarf ist klar: In Deutschland wachsen derzeit etwa 3 Millionen Kinder und Jugendliche in Familien auf, in denen mindestens ein Elternteil von einer Suchterkrankung und/ oder einer psychischen Erkrankung betroffen ist, wobei in deutlich mehr als 50 % der Fälle missbräuchlicher Substanzgebrauch vorliegt (vgl. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung 2017, 2; Pfeiffer-Gerschel et al. 2013). Es gibt mittlerweile zahlreiche Forschungsbefunde, die darauf hindeuten, dass diese elterlichen Erkrankungen das Aufwachsen und die Entwicklung der Heranwachsenden negativ beeinflussen (vgl. Schrappe 2018). Erfreulicherweise geraten Familien, in denen eine psychische Erkrankung oder eine Suchterkrankung vorliegt, immer mehr in den Fokus der Versorgungslandschaft und der politischen EntscheidungsträgerInnen. Nicht zuletzt bei der Vorstellung des Gesetzentwurfs zur Neugestaltung des SGB VIII durch die Bundesfamilienministerin Franziska Giffey am 2. 12. 2020 wurde diese Gruppe mehrfach explizit als Zielgruppe innerhalb der angestrebten Reform des Kinder- Jens Arnold Jg. 1976; Diplom-Psychologe, Institut für Kinder- und Jugendhilfe (IKJ) − Fachbereichsleitung Methoden und Evaluation Kim Kemner Jg. 1990; B. A. Erziehungswissenschaft/ akt. im Master Sozialwissenschaft, Institut für Kinder- und Jugendhilfe (IKJ) − Wissenschaftliche Hilfskraft im Bereich Gesundheitswesen und Eingliederungshilfe 147 uj 4 | 2021 Versorgung suchtbelasteter Familien und Jugendstärkungsgesetzes benannt (BM- FSFJ 2020 b). Im Rahmen der Pressekonferenz wurden verschiedene Maßnahmen angedeutet, mit denen negative Folgen der elterlichen Erkrankung auf die Salutogenese der Kinder durch die Jugendhilfe reduziert werden sollen. Vor allem der Ausbau niedrigschwelliger Hilfezugänge in Akutsituationen ohne vorgelagertes Antragsverfahren scheint für die Zielgruppe fokussiert zu werden. Es besteht jedoch weitestgehend ein Konsens, dass die umfassende Versorgung der betroffenen Kinder, aber auch der gesamten Familie, nicht allein in Verantwortung der Kinder- und Jugendhilfe liegen kann, sondern eine abgestimmte Hilfeerbringung und Bedarfsplanung über verschiedene Leistungsbereiche hinweg benötigt. Zu diesem Schluss kommt auch die bundesweite Arbeitsgruppe Kinder psychisch und suchterkrankter Elternteile (AFET − Bundesverband für Erziehungshilfe e. V. 2020), die in ihrem Abschlussbericht 19 Handlungsempfehlungen an die Bundespolitik formuliert, die sich gut als Grundlage eines Change-Management-Prozesses für Politik und Praxis eignen. Besonders hervorgehoben wird der Bedarf bereichsübergreifender Leistungserbringung in Empfehlung Nr. 18: „Wir empfehlen daher, dass der Bundestag die Bundesregierung auffordert, gemeinsam mit den Ländern, den Kommunen und den Sozialversicherungsträgern einen Handlungsrahmen für ein kommunales Gesamtkonzept zur Entwicklung, Umsetzung, Evaluation und Verstetigung multiprofessioneller, qualitätsgesicherter und rechtskreisübergreifender Hilfesysteme zu erstellen.“ (ebd. 18) Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, welche Aspekte beim Aufbau eines (kommunalen) Gesamtkonzepts für eine möglichst wirkungsvolle Versorgung suchtbelasteter und von psychischer Erkrankung betroffener Familien besonders berücksichtigt werden sollten. Erste Erkenntnisse hinsichtlich dieser Fragestellung liefern zwei Forschungsprojekte, die in Verantwortung des Instituts für Kinder- und Jugendhilfe (IKJ) durchgeführt wurden/ werden, deren Rahmen und Methodik hier im Folgenden kurz vorgestellt werden: 1 Steuerungswissen und Handlungsorientierung für den Aufbau effektiver interdisziplinärer Versorgungsnetzwerke suchtbelasteter Familien (2018 - 2022) (Im Folgenden: VSsF) Ziel des Projekts ist es, Wissen darüber zu gewinnen, unter welchen Struktur- und Rahmenbedingungen der Aufbau funktionaler Versorgungsstrukturen gelingen kann, und dieses Wissen den AkteurInnen der Versorgungslandschaft zeitnah zur Verfügung zu stellen. Ein besonderer Fokus liegt auf der Frage, ob kooperative erbrachte Hilfeleistungen zwischen Jugend- und Suchthilfe einen Effekt auf die Versorgungsqualität der Familien erzielen. Das Forschungsprojekt gliedert sich in zwei Module mit insgesamt je zwei qualitativen und zwei quantitativen Erhebungssträngen (Abbildung 1 − Projektaufbau). Bis zum November 2019 wurden acht regionale Fokusgruppen unter Beteiligung von 80 Fachkräften zu den Änderungsbedarfen im Hinblick auf die Versorgung suchtbelasteter Familien durchgeführt. Im Rahmen der Interviews konnten 26 Interviews mit insgesamt 29 GesprächspartnerInnen realisiert werden. Ein Blick auf die Geschlechterverteilung innerhalb der geführten Interviews zeigt, dass 24 Mütter und fünf Väter zu ihren Erfahrungen und Wünschen mit kooperativ erbrachten Hilfen und inwieweit sie sich dadurch in ihrer Erziehungsfähigkeit gestärkt fühlen befragt werden konnten. 148 uj 4 | 2021 Versorgung suchtbelasteter Familien Zentrale Ergebnisse der qualitativen Erhebungsformate sind in die vorliegende Publikation eingeflossen. Eine detaillierte Auswertung und Angaben zur Zusammensetzung der Fokusgruppen und zum Sampling der Interviews finden Sie in den beiden Zwischenberichten. Zu diesen gelangen Sie über den QR-Code. 2 Die Evaluation des Modellprojekts „Chance for Kids“ (2016 - 2019) Das Modellprojekt „Chance for Kids“ (nachstehend kurz „CfK“) wurde vom Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln mit Fördermitteln einer Stiftung an verschiedenen Projektstandorten in seiner ersten Förderphase zwischen 2016 - 2019 durchgeführt und zeigt Wege auf, wie eine effektive Versorgung der Zielgruppe gelingen kann. Das Modellprojekt hat insbesondere den nachhaltigen Aufbau von Kooperationsstrukturen an den Schnittstellen der Versorgungssysteme zum Ziel. Basierend auf einer Intensivierung der arbeitsfeldübergreifenden Zusammenarbeit, v. a. zwischen Jugend- und Suchthilfe, bilden die Vernetzung, Sensibilisierung und Qualifizierung der Fachkräfte ebenso Schwerpunkte des Projekts wie die Etablierung und Weiterentwicklung konkreter Hilfen für die Kinder und deren Eltern. Durch die Generierung unterstützender Netzwerke soll zudem die Erreichbarkeit und Versorgung betroffener Kinder verbessert werden (vgl. Arnold/ Förster 2020). Begleitend wurden die Wirkungen und Wirkfaktoren des Modellprojekts im Rahmen einer umfassenden Evaluationsstudie durch das IKJ untersucht. In detaillierter Form sind die, in der vorliegenden Publikation nur in ihren Essenzen dargestellten, Forschungsergebnisse der CfK-Studie zur Wirksamkeit sowie den gefundenen Wirkfaktoren im Rahmen eines umfangreichen Abschlussberichts dargestellt (Arnold et al. 2020). Bei näherem Interesse gelangen Sie über den folgenden QR- Code direkt zum Ergebnisbericht. Versorgungssituation suchtbelasteter Familien Modul 1: Strukturbedingungen Modul 2: Wirksame Hilfen gestalten 8 regionale Fokusgruppen Standardisierte Befragung der Mitarbeitenden Interviews mit suchtkranken Eltern(teilen) Wirkungsmessung kooperativer Hilfeverläufe Abb. 1: Projektaufbau 149 uj 4 | 2021 Versorgung suchtbelasteter Familien 2. Besondere Belastungslagen von Kindern psychisch erkrankter Eltern(teile) und Kindern aus suchtbelasteten Familien Im Folgenden sollen die besonderen Bedarfslagen der Zielgruppe kurz dargelegt werden, um ein besseres Verständnis für die inhaltlichen Anforderungen und die Dringlichkeit zu vermitteln, mit der sich die professionelle Hilfeerbringung auseinandersetzen muss. Ausgehend vom Bedarf soll damit der Kontext/ Rahmen für die anschließende Beschreibung der Gelingensbedingungen und Wirkfaktoren erfolgreicher Hilfeerbringung geschaffen werden. Damit Kinder und Jugendliche gesund aufwachsen können, müssen ihre Grundbedürfnisse gestillt sein. Allerdings beeinflussen psychische Erkrankungenund/ oder Suchtbelastungen die Erziehungsfähigkeit der Eltern häufig in so negativem Maße, dass die Erfüllung der kindlichen Grundbedürfnisse durch die Eltern nicht mehr umfassend gewährleistet werden kann. Das manifestiert sich bspw. in einem schlechten Einfühlungsvermögen in die Kinder, fehlender Erziehungssicherheit, unflexiblem oder unberechenbarem elterlichen Verhalten, mangelnder Durchsetzungs- und Abgrenzungsfähigkeit sowie ungünstigen autoritären oder unberechenbaren, etwa zwischen übermäßiger Verwöhnung und plötzlicher Bestrafung schwankenden, Erziehungsstilen (vgl. Plass/ Wiegand- Grefe 2012; Klein 2019, 30f ). Dabei entstehen im Familiensystem oft dysfunktionale Verhaltens- und Rollengefüge und ein Familienklima, das durch Tabuisierung, Abschottung und Enge geprägt ist. Als Folge neigen die Kinder dazu, früh Aufgaben der Eltern zu übernehmen (Parentifizierung), wodurch eine altersangemessene Entwicklung in Mitleidenschaft gezogen werden kann (Klein 2019, 31). In schwerwiegenden Fällen kann es zu massiven Formen der Vernachlässigung kommen (Geis 2019). Es wird deutlich, dass die elterlichen psychischen Erkrankungen und Suchtbelastungen ein Risiko für das Wohlergehen ihrer Kinder darstellen können. Die Folgen der elterlichen Erkrankung sind zusammengenommen der häufigste Anlass zur Einleitung gerichtlicher Maßnahmen bei Gefährdung des Kindeswohls nach § 1666 BGB: In einer Studie aus dem Jahr 2000 wurden in 18 Prozent aller Fälle eine psychische Krankheit und in 44 Prozent der Fälle eine Suchterkrankung der Eltern als maßgebliches Indiz für die Einleitung eines entsprechenden familiengerichtlichen Verfahrens erkannt (Münder et al. 2000). Die Sicherstellung des Kindeswohls stellt daher die zentrale Herausforderung mit Blick auf die Versorgung dieser Zielgruppe dar. Diverse Studien legen nahe, dass diese Kinder insofern eine Hochrisikogruppe bilden, als dass sie überdurchschnittlich stark gefährdet sind, selbst eine psychische Erkrankung zu entwickeln (vgl. Lenz 2018). Armut, soziale Randständigkeit, unzureichende Wohnverhältnisse, Arbeitslosigkeit der Eltern bzw. Elternteile, Trennung und Scheidung der Eltern, psychischer Druck, Vereinsamung durch das „Familiengeheimnis“, unsichere Bindung oder beeinträchtigte Beziehungsqualität sowie Parentifizierung stellen gravierende psychosoziale Risikofaktoren für die betroffenen Kinder dar. Sofern ein adäquater Umgang mit den Belastungen bzw. eine altersgerechte Bewältigung nicht gelingt, kann die psychische Gesundheit der betroffenen Kinder nachhaltig beeinträchtigt werden (Gahleitner/ Hahn 2010). Dabei können sich Symptome und Auffälligkeiten sowohl kurzfristig als auch noch im späteren Lebensverlauf entwickeln. Neben der Entwicklung psychischer Auffälligkeiten haben diese Kinder ebenfalls ein erhöhtes Risiko, selbst körperliche Erkrankungen zu entwickeln. Dazu zählen insbesondere auch die Folgen von Drogen- und Alkoholkonsum in der Schwangerschaft. Zusätzlich neigen die Kinder im weiteren Lebensverlauf zu einem „ungünstigeren Gesundheitsverhalten“ (Klein 2019, 34). Dieses prägt sich im Lebensverlauf bspw. in Form von Fehlernährung, Bewegungsmangel und Hygienemängeln aus. 150 uj 4 | 2021 Versorgung suchtbelasteter Familien Diese Ausführungen verdeutlichen die Dringlichkeit, bundesweit nachhaltige Strukturen zu schaffen bzw. bestehende projektmittelabhängige Strukturen zu verstetigen. 3. Gelingensbedingungen und Wirkfaktoren für eine Versorgung suchtbelasteter Familiensysteme Die Qualität und Quantität der Angebotsstrukturen in der Versorgung sucht- und psychisch belasteter Familiensysteme divergiert in Abhängigkeit von der kommunalen Haushaltslage und dem Einsatz engagierter AkteurInnen in den Kommunen noch sehr stark. Im folgenden Kapitel werden auf Grundlage der Ergebnisse beider Forschungsprojekte die Struktur- und Umfeldfaktoren sowie die hilfebezogenen Prozessmerkmale herausgestellt, unter denen eine Versorgung innerhalb kommunaler Organisationslogiken gelingen kann. Dabei wird der als Schlüsselfaktor identifizierte Prozess der multidisziplinären Kooperation hinsichtlich der Gelingensbedingungen besonders in den Blick genommen. Abschließend werden auf Basis weiterer Forschungsergebnisse noch mögliche leistungssystembezogene Entwicklungsaspekte vorgestellt. Politische Rahmenbedingungen und Versorgungssystemebene Die Leistungserbringung für suchtbelastete Familien erfolgt schwerpunktmäßig auf Grundlage von SGB V, SGB VIII und SGB XII/ IX sowie den jeweiligen regionalen und lokalen Strukturbedingungen. Eine zentrale Strukturbedingung ist dabei die Förderung der Vernetzung zwischen den verschiedenen Leistungsbereichen. Im Rahmen der Fokusgruppen des Forschungsprojekts zur Versorgungssituation suchtbelasteter Familien (VSsF) diskutierten Fachkräfte die Rolle der kommunalen Steuerungsebene beim Aufbau wirkungsvoller Hilfenetzwerke. Hier wurde deutlich, dass kommunal große Unterschiede hinsichtlich der Förderung von Zusammenarbeit in den Kommunen bestehen, obwohl diese umfassend als notwendige Voraussetzung für eine effektive Versorgung betrachtet wurde. Die Gründe für die verschiedenen Handhabungen sahen die Teilnehmenden der Fokusgruppen dabei vor allem darin, dass das Problembewusstsein auf den Steuerungsebenen in den Kommunen für bestehende Bedarfe noch nicht hinreichend vorliege. Letzteres wurde vor allem in dem Mangel an fachspezifischem Wissen begründet. Die Verantwortung, das Thema lokal zu etablieren und die Transmission wissenschaftlicher Erkenntnisse auf die kommunale Ebene wurde bei den Fachverbänden sowie bei den auf Landes- und Bundesebene aktiven FachpolitikerInnen gesehen. Es müsse jedoch auch innerhalb der Kommunen dafür gesorgt werden, dass das Thema kritische Aufmerksamkeit erhalte. Dafür müssten MittlerInnen in die Stadtpolitik, d. h. Ratsmitglieder oder Personen in zentralen Positionen in den Kommunen, identifiziert werden. Hier wurden Jugendamtsleitungen, Leitungen der Fachstellen Sucht oder des Sozialpsychiatrischen Dienstes der Gesundheitsämter benannt. Eine weitere Herausforderung beim Aufbau kommunaler Netzwerke liegt in der Überwindung von Systemgrenzen (bspw. zwischen Suchtberatung und ASD) und den jeweiligen Handlungslogiken. Aus den Diskussionen konnte geschlossen werden, dass die Überwindung dieser Systemgrenzen als einfacher wahrgenommen wird, wenn eine Willensbekundung durch die kommunale Politik vorliegt. Als besonders hilfreich wurden hier Ratsbeschlüsse empfunden, da hierdurch ein klarer Handlungsauftrag für die AkteurInnen erteilt werde. Ebenfalls wurde das Einrichten von Planstellen für die Schnittstellenarbeit als hilfreich bis sogar notwendig erachtet. Eine Planstelle mit klarer Stellenbeschreibung hätte aus Sicht der beteiligten Fokusgruppenteilnehmenden die Folge, die Abhängigkeit des Netzwerks von engagier- 151 uj 4 | 2021 Versorgung suchtbelasteter Familien ten Einzelpersonen zu reduzieren. Beispielhaft lassen sich hier die Leuchtturmkommunen Dresden und München anführen, die über eine Koordinationsstelle nachhaltige Formen der überinstitutionellen Zusammenarbeit geschaffen haben (vgl. Websites der Suchtkoordination Dresden & der Münchner Hilfenetzwerke). Strukturelle und prozessuale Gelingensfaktoren der konkreten Hilfeerbringung Sowohl aus den Ergebnissen der Interviews mit suchtkranken Eltern(teilen) im Rahmen des VSsF-Projekts als auch aus der Evaluation des Modellprojekts „Chance for Kids“ lassen sich Faktoren für gelingende Hilfen sowie Anforderungen an Angebote für (sucht)belastete Familiensysteme ableiten. Die vorgestellten Faktoren beziehen sich vor allem auf die Qualität von Hilfe- und Beratungsstrukturen für die Zielgruppe. Im Rahmen von CfK konnte durch die Evaluation des IKJ die Wirkungsrelevanz zahlreicher struktureller und prozessualer Einflussfaktoren empirisch nachgewiesen werden. Die Gelingensfaktoren aus den Interviews mit suchtkranken Eltern(teilen) bekräftigen diese zum Teil und liefern vertiefende Hinweise auf Aspekte, die für gelungene Hilfen bedeutsam sein können. Die Evaluation des Modellprojekts „Chance for Kids“ zeigt einige Wirkfaktoren auf, die die Zugänglichkeit der Hilfen im Bereich der Arbeit mit Kindern psychisch erkrankter und suchtbelasteter Familien betreffen. Mit dem Ausbau aufsuchender Arbeit direkt in der Lebenswelt der Betroffenen werden die Zugangswege optimiert. Insgesamt kann festgehalten werden, dass sich sozialraumnahe, zeitnahe und flexible Terminfindungen sowie offene Angebote und Mobilitätsunterstützung, wie Hol- und Bringdienste im ländlichen Raum, im Hinblick auf die Wirksamkeit der Angebote nachweislich ausgezahlt haben (Arnold et al. 2020). Des Weiteren wurden durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit Familien mit psychisch kranken und suchtbelasteten Eltern(teilen) innerhalb dieses Projekts gut erreicht. Zudem zeigen die Forschungsbefunde, dass die neu entwickelten Angebote auch Familien erreichen, die klassische Angebote der Beratungsstellen normalerweise nicht in Anspruch nehmen würden. Die Erreichbarkeit und Zugänglichkeit von Hilfen werden auch von den interviewten suchterkrankten Eltern(teilen) im VSsF-Projekt thematisiert. Ein grundlegender Faktor für problematische Hilfeverläufe wird von ihnen darin gesehen, dass sie von MitarbeiterInnen des Hilfesystems nicht ausreichend über verschiedene Angebotsformen und (Versorgungs-)Möglichkeiten, insbesondere hinsichtlich spezifischer Angebote für suchtbelastete Familien, informiert wurden. Darüber werde eine passgenaue Hilfeeinleitung verhindert und fachlich indizierte Behandlungen zu häufig verschleppt. Eine Anforderung liegt darin, zielgerichtete Verweisberatungen zwischen den verschiedenen Leistungsbereichen zu ermöglichen bzw. zu verbessern, die stärker am Bedarf der KlientInnen orientiert sind. Gerade die Aufnahme familiensystembezogener Leistungen wird von den InterviewpartnerInnen aufgrund der verschiedenen Kostenträger und Antragsverfahren als schwierig erlebt. Auch die längeren Wartezeiten zwischen Beantragung und Aufnahme der Hilfen wurden insbesondere im Kontext von stationären Rehabilitationsleistungen als Risiko bewertet. Aber auch die Leistungen zur Krisenintervention (Entgiftungsbehandlung, psychische Notsituationen) hätten teilweise zu lange Wartezeiten. Die möglichst schnelle und unkomplizierte Einleitung von Hilfen ist ein wesentlicher Gelingensfaktor. Eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit in Hinblick auf psychische Erkrankungen und Suchterkrankungen hat in dem Modellprojekt „Chance for 152 uj 4 | 2021 Versorgung suchtbelasteter Familien Kids“ nicht nur den Effekt der bereits erwähnten erhöhten Erreichbarkeit der Zielgruppe, sondern beinhaltet auch eine Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Thematik. Die dringende Notwendigkeit der Sensibilisierung einer breiten Öffentlichkeit für das Thema Sucht wird ebenfalls durch einige Aussagen der interviewten Eltern(teile) im VSsF-Projekt bekräftigt. In den Interviews berichten einige suchterkrankte Eltern(teile) von diskriminierenden Äußerungen von MitarbeiterInnen des Hilfesystems, die insbesondere die Verschränkung von Elternschaft und Sucht fokussieren und im Erstkontakt eine verheerende Wirkung auf die Annahme von Hilfen haben können. Eine Rolle spielt hierbei auch das negative Placing von Sucht in der Gesellschaft, das sich in diskriminierenden Annahmen zu Suchterkrankungen äußern kann und dadurch zu Tabuisierung und Scham bei den Betroffenen beiträgt. Aber auch Diskriminierungen, z. B. aufgrund von Geschlecht, Herkunft oder Klasse, können hohe Barrieren darstellen, um sich Unterstützung im Hilfesystem zu holen. Im Modellprojekt „Chance for Kids“ schätzten sowohl die Kinder als auch die Eltern in überdurchschnittlichem Maße, dass sie Fachkräfte mit einem deutlich erkennbaren Verständnis für ihre Situation vorfinden und ihnen zudem noch weitere Hilfemöglichkeiten aufgezeigt werden. Ein Wirkfaktor hierfür besteht unter anderem in der Sensibilisierung der Fachkräfte über zielgerichtete Qualifikation und Fortbildung. Neben den genannten Faktoren, die insbesondere auf die Qualität der Hilfe- und Beratungsstrukturen zielen, zeigen beide Projekte den Bedarf möglichst spezifischer Unterstützung suchtbelasteter und von psychischen Erkrankungen betroffener Familien auf. So liegen relevante Wirkfaktoren, die innerhalb der Evaluation des Modellprojekts „Chance for Kids“ herauskristallisiert werden konnten, in der Entwicklung passgenauer Angebote, die auf den Bedarf der Zielgruppe „zugeschnitten“ sind. Kooperationen zwischen verschiedenen Leistungssystemen gestalten und erhalten Die Kooperation zwischen Jugend-, Suchthilfe und medizinischer Versorgung stellt aus Sicht der Fachkräfte in den Fokusgruppen im Projekt zur VSsF den Schlüsselprozess für eine gelingende Versorgung der Zielgruppe dar. Dabei herrscht eine weitgehende Einigkeit darüber, dass zum Wohl von Kindern aus Familien mit suchtbelasteten Eltern ein kooperativ ausgerichteter familienorientierter Arbeitsansatz, der durch eine interdisziplinäre, arbeitsfeldübergreifende Zusammenarbeit getragen wird, am wirksamsten ist. Die regionale Zusammenarbeit wird dabei als das wesentliche Schlüsselelement zur Optimierung der Zugänge und zum Verhindern von Schnittstellenproblemen gesehen, sodass hier etwa an den Schnittstellen der unterschiedlichen Leistungsbereiche oftmals Hemmnisse und Herausforderungen für die interdisziplinäre Zusammenarbeit überwunden werden müssen. Aus den Auswertungen der Fokusgruppen lassen sich spezifische Gelingensfaktoren identifizieren, die zu erfolgreichen Kooperationen beitragen können. Schlüsselelement erfolgreicher Kooperation sei die Formalisierung der Zusammenarbeit. Dafür müsse durch die beteiligten Institutionen und Leistungsträger auch ausreichend Zeit für die Zusammenarbeit zur Entwicklung der zu formalisierenden Prozesse, aber auch für den Aufbau, die Gestaltung und die Evaluation der Kooperationen bereitgestellt werden. Im Rahmen der Evaluation von „Chance for Kids“ wurde dazu die positive Auswirkung der Formalisierung von Kooperationen auf die Hilfeverläufe bestätigt. Grundlage einer erfolgreichen Zusammenarbeit ist das Finden einer gemeinsamen Haltung der involvierten Institutionen. Besonders neuralgische Punkte wie bspw. der Umgang mit konsu- 153 uj 4 | 2021 Versorgung suchtbelasteter Familien mierenden Elternteilen müssen im Prozess der Formalisierung besprochen und ein gemeinsam getragenes Vorgehen entwickelt werden (Landschaftsverband Westfalen Lippe 2020, 32). Als ein weiterer zentraler Prozess zwischen den Systemen wurde die Arbeit mit rechtlich abgesicherter Schweigepflichtsentbindung angeregt, wobei die Einbindung von Datenschutzbeauftragten elementarer Bestandteil jeder Kooperationsvereinbarung sein muss. Dafür sei es wichtig, direkt zu Beginn der konkreten Fallarbeit transparent mit der Kooperation zu anderen Diensten umzugehen. 4. Anforderungen an die einzelnen Arbeitsfelder Neben den übergreifenden Ansatzpunkten, die innerhalb der vorherigen Punkte dargestellt wurden, lassen sich auf Basis weiterer Forschungsergebnisse auch einige spezifische (Entwicklungs-)Anforderungen für die einzelnen Arbeitsfelder formulieren, um zu möglichst wirkungsvollen Hilfen suchtbelasteter Familien beitragen zu können. Suchthilfe Im Rahmen des NRW Kids Modul wurden Daten zur ambulanten Hilfeerbringung für Menschen mit Suchtbelastung erhoben und ausgewertet. Dabei wurde deutlich, dass mehr als 50 % der betreuten Frauen und fast 40 % der betreuten Männer eigene Kinder haben (Bella Donna 2020, 17f ). In Bezug auf diese Familien wird in der Studie deutlich, dass „[l]ediglich bei 8,2 % der Kinder […] Einblick in die tatsächliche Wohn- und Lebensbedingungen vor Ort in den Familien [durch die MitarbeiterInnen der Suchthilfeeinrichtungen besteht]“ (ebd., 24). Zusätzlich stellte sich heraus, dass rund 85 % der Kinder von den MitarbeiterInnen der Suchthilfe nicht gesehen werden, auch wenn sie im Haushalt der Familien leben (ebd., 25). Diese Zahlen verdeutlichen einen frappierenden Entwicklungsbedarf innerhalb der Suchthilfe hin zu einer familienorientierten Suchtarbeit. Ein grundlegender Entwicklungsschritt wäre die systematische Erfassung der Familiensituation in der Anamnese bzw. im Erstkontakt, unabhängig von der Angebotsform innerhalb der Suchthilfe. Erfreulicherweise entstehen derzeit verschiedene Modellprojekte, die an diesem Missstand ansetzen. Im Rahmen des Projekts Familienorientierte Suchtarbeit zur Stärkung der elterlichen Kompetenz (Onstein/ Riedel 2019) wird derzeit ein Rahmenkonzept v. a. für die Suchtberatung entwickelt, welches u. a. den Fokus darauf richtet, das Thema Elternschaft von Beginn an in den Beratungsprozess miteinzubeziehen. Im Rahmen der CfK-Studie wurde in diesem Zusammenhang der Einfluss der Organisationsform der Projektstandorte und der Wirksamkeiten der Hilfen untersucht. Dabei zeigte sich, dass die Standorte am erfolgreichsten waren, bei denen Erziehungs- und Suchtberatungsstellen eng verzahnt zusammenarbeiteten (Arnold et al. 2020). Medizinische Versorgung Dasselbe gilt auch in Bezug auf die Angebote der medizinischen Versorgung. Die Angebote müssen den Blick insgesamt stärker auf das gesamte Familiensystem richten und sich als Konsequenz stärker mit den unterschiedlichen Institutionen der verschiedenen Leistungsbereiche vernetzen. Im Leitfaden Präventiver Kinderschutz bei Kindern psychisch und suchtkranker Eltern (DGKiM 2020, 69ff ), der sich an Fachkräfte des Gesundheitswesens richtet, wird dieser Bedarf folgendermaßen konkretisiert: „Bestehende Angebote können nur dann genutzt werden, wenn sie den Familien und Fachkräften bekannt sind. Dieses setzt eine Vernetzung der beteiligten Institutionen und Professionen auch Einzelfall übergreifend voraus. Erforderlich sind 154 uj 4 | 2021 Versorgung suchtbelasteter Familien Kenntnisse über Aufgaben und Aufträge der einzelnen Anbieter, Angebotsprofile, Zuständigkeiten und Handlungsmöglichkeiten, interne Organisationsabläufe und Arbeitsgrundlagen der jeweiligen Institutionen. Dadurch können falsche Erwartungen abgebaut, gegenseitige Wertschätzung und Akzeptanz aufgebaut und eine realistische Basis für Kooperation geschaffen werden. Raum dazu bieten regelmäßige interprofessionelle Arbeitskreise, Netzwerktreffen, Interprofessionelle Qualitätszirkel oder Runde Tische.“ Innerhalb der Fokusgruppen des Forschungsprojekts zur VSsF wurde problematisiert, dass die Zeit für Kooperationen für die Mitarbeitenden des medizinischen Systems und der psychotherapeutischen Versorgung nicht abrechenbar ist, was als eine von vielen weiteren Hürden für den regelhaften Aufbau von Kooperationen gesehen wurde. Dieses Problem wird ebenfalls innerhalb des Abschlussberichts des AFET − Bundesverband für Erziehungshilfe e.V. (2020) festgestellt und in Form eines Regelungsbedarfs an den Deutschen Bundestag weitergeleitet. Jugendhilfe Im Rahmen der Fokusgruppen wurde vonseiten der Suchthilfe wiederholt die Erfahrung geschildert, dass die öffentliche Jugendhilfe für sie häufig schlecht zu erreichen sei und darüber hinaus viele MitarbeiterInnenwechsel die Zusammenarbeit und den Aufbau langfristiger Kooperationen zusätzlich erschweren würden. Sowohl die schlechte Erreichbarkeit als auch die hohe Personalfluktuation wurden mit einer hohen Arbeitsbelastung und Unterbesetzung erklärt. Ebenfalls wurde der Eindruck geschildert, dass zu geringe Kenntnisse zu Suchterkrankungen und psychischen Erkrankungen der Eltern und dem professionellen Umgang mit diesen sowohl bei der öffentlichen als auch bei der freien Jugendhilfe vorliegen. Beide Hinweise bieten Anhaltspunkte für die Weiterentwicklung der Jugendhilfe. Liegt die Bearbeitung schlechter Erreichbarkeit und der Fluktuation der Mitarbeitenden auf struktureller Ebene, bieten die fachlichen Defizite die Chance, über zielgerichtete und regelhafte Qualifizierungsmaßnahmen aufgefangen zu werden. Eine mögliche Abmilderung für die strukturellen Problemlagen könnte die öffentliche Jugendhilfe durch eine effektivere Nutzung regelmäßiger Formate wie dem Hilfeplanverfahren erreichen. In diese Kontexte könnten bspw. verstärkt auch in die Versorgung der Familien involvierte Mitarbeitende aus der Sucht oder Eingliederungshilfe einbezogen werden, sofern die Familie zustimmt. 5. Fazit/ Ausblick Anliegen dieses Artikels ist es, einen Beitrag dazu zu leisten, verschiedene Gelingensbedingungen und Wirkfaktoren kurz und prägnant für die an der Versorgung beteiligten Fachkräfte darzustellen, um ihnen Handlungsorientierung bei den Bemühungen zur Verbesserung der regionalen Gegebenheiten anzubieten. Angesichts der komplexen Anforderungen, die die Versorgung suchtbelasteter Familien mit sich bringen, ist es eine Herausforderung, den Fokus auf der psychosozialen Versorgung der Familien zu belassen. Kinder psychisch kranker und suchtbelasteter Eltern benötigen passgenaue und an den besonderen Bedarfen ausgerichtete Förder- und Unterstützungsangebote. Über die Ausführungen zu CfK wurde beispielhaft deutlich, dass es bereits gute, kooperative Ansätze der Versorgung gibt, die eine hohe Wirksamkeit erzielen. CfK steht dabei beispielhaft für viele Projekte und Ansätze, die es bundesweit bereits gibt. Ein zentrales Problem dabei ist allerdings, dass eine flächendeckende Versorgung bei Weitem noch nicht in hinreichender Form gewährleistet ist. Vor diesem Hintergrund gilt es, die rechtlichen Grundlagen zu schaffen, damit die aktuellen, oftmals nicht dauerhaft gesicherten Projektfinanzierungen in eine regelfinanzierte 155 uj 4 | 2021 Versorgung suchtbelasteter Familien Struktur überführt werden können. Sowohl im Rahmen von VSsF als auch im Rahmen von CfK wurden schon viele bedeutsame Faktoren auf globaler Prozess- und auf der Strukturebene identifiziert. Diese Ergebnisse lassen sich aber noch nicht umfänglich auf die einzelnen Angebotsformen übertragen. Hier sind vertiefende Forschungen wünschenswert. Aus den Ausführungen im Projekt zur VSsF konnten Gelingensbedingungen und Bedarfe aus der Perspektive suchtkranker Elternteile sowie aus der Perspektive der Fachkräfte vorgestellt werden. Gerade die Schilderungen der Elternteile zu ihren Diskriminierungserfahrungen zeigen auf, dass eine wirkungsvolle Versorgung der Zielgruppe nur dann umfassender erfolgen kann, wenn es gelingt, Suchterkrankungen gesellschaftlich zu entstigmatisieren und dadurch die Schwelle für die Hilfeannahme für Erkrankte zu senken. Weiterhin wurde deutlich, dass die Fachkräfte über enorm viel Erfahrungswissen verfügen, welches aber bislang noch nicht ausreichend erschlossen und bspw. für Qualifizierungsmaßnahmen systematisiert ist. Im Modellprojekt „Chance for Kids“ erlangen die Fachkräfte bspw. über passgenaue Fortbildungen, die vielfach auch wechselseitig und arbeitsfeldübergreifend ausgerichtet sind, fundierte Kenntnisse zum Problemkontext und werden so für die spezifischen Belange der Zielgruppe sensibilisiert. Dementsprechend rücken die Kinder, aber auch die Eltern in den Fokus der Betrachtung und erhalten einen neuen hervorgehobenen Stellenwert (vgl. Arnold/ Förster 2020). Aus der praktischen Erfahrung eines regelmäßigen Austauschs und direkter Kooperationen auf Ebene der Fallarbeit oder aus der Organisation gemeinsamer Fachtage zwischen den eingebundenen Erziehungs- und Suchtberatungsstellen kann sich ein neues Verständnis bestehender Hindernisse, insbesondere aber auch hinsichtlich möglicher Chancen zur Entwicklung neuer Kooperationsformen entwickeln. Wie die Studienergebnisse zeigen, können sich auf dieser Grundlage außergewöhnlich wirksame Hilfen entfalten, die in vielerlei Hinsicht als best-practice-Beispiele herangezogen werden können. Niklas Helsper Jens Arnold Kim Kemner IKJ Institut für Kinder- und Jugendhilfe gGmbH Saarstr. 1 55122 Mainz Tel.: (0 61 31) 9 47 97-0 E-Mail: helsper@ikj-mainz.de arnold@ikj-mainz.de kemner@ikj-mainz.de www.ikj-mainz.de Literatur AFET − Bundesverband für Erziehungshilfe e.V. (Hrsg.) (2020): Abschlussbericht. Arbeitsgruppe Kinder psychisch- und suchtkranker Eltern (AG KpkE). In: https: / / www.ag-kpke.de/ wp-content/ uploads/ 2020/ 02/ Abschlussbericht-der-AG-Kinder-psychisch-kranker- Eltern.pdf, 19. 5. 2020 Arnold, J., Feist-Ortmanns, M., Schmollinger, T. (2020): Abschlussbericht zur Evaluation der ersten Förderphase des Modellprojekts „Chance for Kids“ (CfK). IKJ Institut für Kinder- und Jugendhilfe gGmbH. In: https: / / caritas.erzbistum-koeln.de/ export/ sites/ cari tas/ chance-for-kids/ .content/ .galleries/ downloads/ Abschlussbericht-Evaluation-Chance-for-Kids-DiCV- Koeln.pdf, 15. 5. 2020 Arnold, J., Förster, B. (2020): Wenn Eltern psychisch krank sind, werden die Kinder oft vergessen. Das Projekt „Chance for Kids“ ermöglicht passgenaue und hochwirksame Hilfen für Kinder psychisch kranker und suchtbelasteter Eltern. neue caritas (1), 20 - 23 BELLA DONNA, Verein zur Hilfe suchtmittelabhängiger Frauen Essen e.V., Landeskoordinierungsstelle Frauen und Sucht NRW (2020): Modellprojekt: Dokumentation der Kinder der ambulant betreuten Klientinnen und Klienten - NRWKIDS-Modul - Projekt des Aktionsplan Sucht NRW - Abschlussbericht. In: https: / / w-kis.de/ media/ 2020/ 04/ Abschlussbericht-NRWKIDS-Modul. pdf, 16. 12. 2020 156 uj 4 | 2021 Versorgung suchtbelasteter Familien Deutsche Gesellschaft für Kinderschutz in der Medizin e.V. (DGKiM) (Hrsg.) (2020): DGKiM-Leitfaden für Präventiven Kinderschutz bei Kindern psychisch und suchtkranker Eltern, Version 1.0 - 12/ 2020. In: https: / / www.dgkim.de/ dateien/ dgkim_leitfaden_praeventi ver-kinderschutz_05-12-2020.pdf, 16. 12. 2020 Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung (2017): Kinder aus suchtbelasteten Familien. In: https: / / www. bundesgesundheitsministerium.de/ fileadmin/ Dateien/ 5_Publikationen/ Drogen_und_Sucht/ Broschueren/ Broschuere_Kinder_aus_suchtbelasteten_Familen. pdf, 13. 5. 2020 Gahleitner, S. B., Hahn, G. (Hrsg.) (2010): Klinische Sozialarbeit. Gefährdete Kindheit − Risiko, Resilienz und Hilfen. Beiträge zur psychosozialen Praxis und Forschung 3. Psychiatrie-Verlag, Bonn Geis, A. (2019): Wer kümmert sich um die Kinder psychisch kranker Eltern? neue caritas (1), 28 - 30 Hermeling, L., Kölch, M., Ziegenhain, U. (2019): Unterstützung und Versorgung für Kinder psychisch kranker Eltern. In: Bundesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz e.V. (Hrsg.): Kinder suchtkranker und psychisch kranker Eltern. Eine Sammlung von Beiträgen aus Wissenschaft und Praxis. Blickpunkt Kinder- und Jugendschutz, Berlin, 41 - 53 Klein, M. (2019): Sucht und Familie − Verläufe, Prävention und Hilfen für betroffene Kinder. In: Bundesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz e. V. (Hrsg.): Kinder suchtkranker und psychisch kranker Eltern. Eine Sammlung von Beiträgen aus Wissenschaft und Praxis. Blickpunkt Kinder- und Jugendschutz, Berlin, 29 - 40 Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), Landesjugendamt, Schulen und Koordinationsstelle Sucht (Hrsg.) (2020): Jugendhilfe und Suchthilfe − gemeinsam für den Kinderschutz! Fragen und Diskussionen - aus der Praxis für die Praxis. Eine Arbeitsgruppen-Dokumentation. Forum Sucht 53, 32 Lenz, A. (2018): Kinder psychisch erkrankter Eltern − Belastungen, Resilienzen und Basisinterventionen. In: Witte, S. (Hrsg.): Erziehungsberatung. Standpunkte, Entwicklungen, Konzepte. 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