eJournals unsere jugend 73/5

unsere jugend
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0342-5258
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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2021
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Rezension

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2021
Inga Knebel
Annette Vanagas (Hrsg.) (2021): Sexualpädagogische (Re)Visionen. Sexualpädagogik als Diskriminierungsschutz für Schule und außerschulische Bildungsarbeit Springer, Wiesbaden. 472 Seiten, ISBN 9788-3-658-32513-8, € 64,99
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238 uj 5 | 2021 Rezension Der Sammelband „Sexualpädagogische (Re)Visionen - Sexualpädagogik als Diskriminierungsschutz für Schule und außerschulische Bildungsarbeit“ widmet sich in elf Einzelbeiträgen Fragen der Implementierung sexualpädagogischer Themen (vor allem) im schulischen Bildungskanon. Hierfür hat die Herausgeberin Annette Vanagas u. a. ausgewählte Bachelor- und Masterarbeiten von den jeweiligen Autor*innen aufbereiten lassen und so eine facettenreiche Auswahl an Artikeln zusammengestellt. Grundidee des Buches ist die Beschreibung der von den Autor*innen im Rahmen ihrer Lehrpraxis gesammelten Erfahrungen. Lehrkräfte sowie pädagogische Fachkräfte aus der Praxis setzten das Gefühl von „Angst (vor der Unwissenheit)“ mit dem Thema der Sexualpädagogik in Verbindung. Gründe dafür seien fehlendes didaktisches Fachwissen sowie mangelnde methodische Anwendungsmöglichkeiten der Sexualpädagogik in Bezug auf Intersexualität, Trans*identitäten o. Ä. Der Sammelband schließt diese Lücke. Alle Artikel kombinieren theoretische Grundlagen und historische Einordnungen mit nachvollziehbaren und innovativen Argumentationen. Es werden (schul-)praktische Handlungsmöglichkeiten in Form von vielfältigen Unterrichts- und Workshopmethoden, die fächer- und klassenstufenübergreifend angewendet werden können, dargelegt. Besonders nützlich erweisen sich in diesem Zusammenhang die beigefügten Stundenverlaufspläne, kopierfertigen Arbeitsblätter sowie Stoffverteilungspläne. Das Buch ist in die Abschnitte „Geschlecht“, „Körper“ und „moralische Perspektive“ gegliedert. In den einzelnen Kapiteln werden dann Themen wie Religion und Macht-Hierarchie-Konstellationen ins Verhältnis zur Sexualität der Vielfalt gesetzt. Viele Beiträge des Buches greifen auf unkonventionelle Weise Fragen sexueller Geschlechter- und Machtverhältnisse auf. Möglicherweise sind nicht alle Leser*innen bereit, sich mit solchen Themen derart (selbst-)kritisch auseinanderzusetzen. So werden die Leser*innen bereits im ersten Beitrag des Buches dazu aufgefordert, ihre eigene Einstellung zum Thema der Intersexualisierung zu hinterfragen. Sind Lesende nicht bereit, ihre Angsträume zu reflektieren und aufzubrechen, werden die innovativen Denkweisen und Vorschläge des wissenschaftlichen Nachwuchses womöglich dazu führen, dass das Buch wieder zugeschlagen wird. Entscheidet man sich für die Lektüre, so wird man mit Thesen belohnt, die nicht unbedingt dem pädagogischen Mainstream entsprechen. Dass die KMK-Empfehlung bereits 1968 Sexualerziehung als Aufgabe von Schule deklariert, die didaktische und methodische Umsetzung sich seitdem jedoch kaum entwickelt hat, zeigt, dass ein Band wie dieser mehr als überfällig ist. Empfehlenswert ist dieses Buch für alle angehenden und bereits praktizierenden Lehrkräfte sowie Fachkräfte in der außerschulischen Jugendbildung, die bereit sind, sich auf neue Denkräume einzulassen. Inga Knebel DOI 10.2378/ uj2021.art39d Annette Vanagas (Hrsg.) (2021): Sexualpädagogische (Re)Visionen. Sexualpädagogik als Diskriminierungsschutz für Schule und außerschulische Bildungsarbeit Springer, Wiesbaden. 472 Seiten, ISBN 9788-3-658-32513-8, € 64,99