eJournals unsere jugend 73/10

unsere jugend
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0342-5258
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/uj2021.art66d
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Erfahrungen aus der Praxis der Individualpädagogik

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Eva Felka
Als wir, Eva Felka und Volker Harre, 1986 mit der ersten Betreuung eines Jugendlichen aus dem Verantwortungsbereich des Landschaftsverbandes Rheinland in Schweden anfingen, verstanden wir uns als Pioniere einer neuen pädagogischen Bewegung. Wir wollten mehr wissen über Jugendliche, die mit ihren „Füßen abstimmten“, als nicht mehr erreichbar galten, massiv die vorgegebenen Wege der gesellschaftlichen Integration verweigerten, und wir wollten neue Antworten auf die Frage haben, wie diese Jugendlichen ihren Platz in unserer Gesellschaft finden.
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433 unsere jugend, 73. Jg., S. 433 - 437 (2021) DOI 10.2378/ uj2021.art66d © Ernst Reinhardt Verlag München Basel von Eva Felka Jg. 1957; Dipl.-Sozialpädagogin, seit 1990 Gründung und Leitung des Projektes Husky, Mitglied im Bundesverband Individual- und Erlebnispädagogik e.V., Traumazentrierte Fachberaterin/ -pädagogin und Kinderschutzfachkraft (§ 8 a SGB VIII) Erfahrungen aus der Praxis der Individualpädagogik Einblick in die Arbeit des Trägers Projekt Husky Als wir, Eva Felka und Volker Harre, 1986 mit der ersten Betreuung eines Jugendlichen aus dem Verantwortungsbereich des Landschaftsverbandes Rheinland in Schweden anfingen, verstanden wir uns als Pioniere einer neuen pädagogischen Bewegung. Wir wollten mehr wissen über Jugendliche, die mit ihren „Füßen abstimmten“, als nicht mehr erreichbar galten, massiv die vorgegebenen Wege der gesellschaftlichen Integration verweigerten, und wir wollten neue Antworten auf die Frage haben, wie diese Jugendlichen ihren Platz in unserer Gesellschaft finden. Die damalige Not der Landesjugendämter, zuständig für Maßnahmen der Fürsorgeerziehung (FE) und der freiwilligen Erziehungshilfe (FEH), war groß. Die Jugendlichen verweigerten die vorhandenen Angebote an Hilfe, zeigten aber gleichzeitig, dass sie den Weg in die Gesellschaft suchten. Sie träumten von einem Schulabschluss, Arbeit/ Beruf und einer kleinen Familie. Doch wie sollte der Weg gehen? Rezepte gab es weder in der wissenschaftlichen Forschung, der Literatur, noch in den verschiedenen Fachdisziplinen. Doch die Jugendlichen drängten enorm mit ihren Ausdrucksformen und waren alles andere als leise und geduldig. Wir PraktikerInnen waren es, die sich gemeinsam mit ihnen auf einen Weg ohne „Netz und doppelten Boden“ machten, ohne theoretische und evaluierte Vorerfahrungen anderer. Die Anfänge liefen unter dem Label „erlebnispädagogische Projekte“. Doch ein paar Jahre später entwickelte sich der bis heute durchgängig verwendete Begriff der Individualpädagogik. Erfahrungen wurden in Teams reflektiert und alle wirkungsvollen Methoden weiterentwickelt. Die Aussage unseres begleitenden Supervisors: „… und Sie werden mehr lernen als ihre Jugendlichen! “, bewahrheitete sich in jeglicher Hinsicht. Auch die Jugendlichen selbst trugen maßgeblich zur Entwicklung der Individualpädagogik bei, da sie uns PädagogInnen deutlich spiegelten, was im Kontakt mit ihnen funktionierte und was nicht. Wir IndividualpädagogInnen lernten noch einmal aufs Neue, gut zuzuhören und verstehen zu wollen, bevor wir handelten. Die gelebte Partizipation mit den Jugendlichen entwickelte sich schon sehr 434 uj 10 | 2021 Erfahrungen aus der Praxis der Individualpädagogik früh zum Kern der sich formierenden Individualpädagogik. Das fortschrittlichste Kinder- und Jugendhilfegesetz (SGB VIII 1991), welches es bisher in Deutschland gab, war Rückendeckung für die neuen Wege in der Pädagogik. Die „Aufbruchstimmung und der Mut zu einem gewissen Risiko“ beflügelte die weitere Entwicklung der Betreuungssettings im In- und Ausland. Die Demokratisierung der Pädagogik erfolgte in Theorie und Praxis gleichermaßen. Die Beteiligungsformen und Mitsprachemöglichkeiten der Jugendlichen entwickelten sich im konkreten Miteinander und nahmen Form an. Jugendliche saßen gemeinsam mit BetreuerInnen am Tisch beim Landesjugendamt. Das Projekt Husky wurde 1990 von uns gegründet, anfangs mit zwei Intensivbetreuungen in Schweden. Schnell wuchsen wir jedoch im In- und Ausland, weil sich sowohl interessierte PädagogInnen fanden als auch örtliche Jugendämter, die ab 1991 zuständig wurden, ihre Neugierde an der Betreuungsform zeigten. Das „nahe dran Sein am Jugendlichen“ hat die Entwicklung individualpädagogischer Betreuungen über die Jahre deutlich geprägt. Hierbei konnten wir einige bedeutende Wirkfaktoren wahrnehmen und etablieren: Die Jugendlichen leben grundsätzlich freiwillig in der Betreuungsstelle. Unsere Aufgabe ist es, sie zu motivieren, zu begeistern, abzuholen, zu berühren, zu interessieren. Mancher Betreuungsbeginn z. B. in der geschlossenen Abteilung der Kinder- und Jugendpsychiatrie gibt keinen Raum für Freiwilligkeit. Die pädagogische Kunst, junge Menschen in prekären Lebenssituationen in diese Freiwilligkeit zu begleiten, ist herausfordernd, jedoch die Grundvoraussetzung individualpädagogischen Arbeitens. Dafür braucht es ein hohes Maß an Flexibilität und Verbindlichkeit. In einem intensiven Aushandlungsprozess mit den Jugendlichen muss ein gemeinsamer Nenner gefunden werden, wie die nächsten Schritte in der Betreuung aussehen werden. Hierdurch entwickeln die jungen Menschen ein erstes Bewusstsein von partizipativer Mitbestimmung und Mitgestaltung. Möglicherweise muss nach einem ersten Aufenthalt in einer Betreuungsstelle ein Wechsel erfolgen, wenn keine gemeinsame Arbeitsbasis herstellbar ist. Um den Jugendlichen die freiwillige Entscheidung des Bleibens zu erleichtern oder überhaupt zu ermöglichen, kann es u. a. erforderlich sein, Betreuungsperson und -setting zu verändern. Diese Flexibilität ist im Ausland mit den Brüssel-II a-Bestimmungen nur sehr schwer zu vereinbaren. Jeder Betreuungsstellenwechsel führt zu einem neuen Antragsverfahren, währenddessen sich die Jugendlichen wieder außer Landes befinden müssen. Gelingt es nicht, die Jugendlichen zu gewinnen, und verbleiben sie lediglich aus Angst vor Konsequenzen in der Betreuungsstelle, so ist das Risiko einer Scheinanpassung groß, die bei Rückkehr nach Deutschland deutlich wird und den Erfolg der Betreuung infrage stellt. Die Basis der individualpädagogischen Betreuung ist eine 1 : 1-Zuordnung von BetreuerIn - Jugendlichem, ohne Schicht- und Betreuerwechsel im Lebensumfeld der Betreuenden. Die jungen Menschen müssen sich nicht dem Gruppengeschehen anpassen. Gruppenerleben kann jederzeit im Umfeld trainiert werden, wenn die Jugendlichen dazu bereit sind. Sie profitieren vom ersten Tage an von dem „Heimspiel“ der BetreuerInnen, deren Nachbarschaftskontakten, Ansehen und Ortskenntnissen. Bei Konflikten sind Lösungen einfacher, weil man sich gut kennt. Hier liegt auch die Begründung, warum wir von Betreuenden in Auslandsprojekten nicht erwarten, dass sie den/ die Jugendlichen bei Rückkehr nach Deutschland weiter begleiten. Die Betreuenden entwickeln ihre Stärke besonders dann, wenn sie in ihrem heimatlichen Umfeld, mit gewachsenen Beziehungen und Strukturen, arbeiten und wirken können. Um Veränderungen eingefahrener Muster und Verhaltensweisen zu ermöglichen, ist es hilfreich und effektvoll, sein altes Umfeld zu verlassen. Viele Erwartungen, Verstrickungen, familiäre Belastungen und Ängste sind in unseren Betreuten „einzementiert“. Der Milieuwechsel hat 435 uj 10 | 2021 Erfahrungen aus der Praxis der Individualpädagogik die Wirkung eines „weißen Blattes“, das ohne Stigmatisierung neu beschrieben werden kann. Das erfordert viel Mut der Jugendlichen, hat aber auch den Reiz des Exklusiven. Eine wirksame Begleitung und Betreuung setzen voraus, dass wir ernsthaft verstehen wollen, was mit einem jungen Menschen wirklich los ist. Neben Berichten, Genogramm/ Eneagramm/ Soziogramm, Wissen über psychische Störungsbilder, neben Kenntnissen über die Folgen von traumatisierenden Ereignissen und vielem mehr bedarf es der Fähigkeit des Betreuenden, empathisch zuhören zu können. Nur so können wir den jungen Menschen unterstützen, ein eigenes Narrativ seiner Geschichte zu entwickeln und Themen wie z. B. Schuldgefühle, Ängste, Wut, Trauer, Verzweiflung, Hoffnung, Enttäuschung, unverarbeitete Erlebnisse, Freude usw., einen Namen zu geben (Fallverstehen - Case Management). Die BetreuerInnen orientieren sich an den Ressourcen der Betreuten und legen damit den Fokus auf die Kompetenzen und nicht auf mögliche Defizite. Manchmal muss man seinen eigenen Blick schärfen, aber es gibt keine Jugendlichen ohne persönliche Fähigkeiten. Es liegt in den Händen der BetreuerInnen, diese sichtbar werden zu lassen. Hier erlaube ich mir den Verweis auf den KNI - Kompetenznachweis International -, den der Bundesverband Individual- und Erlebnispädagogik e. V. in Zusammenarbeit mit der IJAB (Fachstelle für Internationale Jugendarbeit) für die Individualpädagogik im Ausland weiterentwickelt hat. Dieses „Instrument“ ist besonders gut geeignet, Kompetenzen von Jugendlichen sichtbar werden zu lassen und in Form eines offiziellen Nachweises zu dokumentieren. https: / / ijab.de/ angebote-fuer-die-praxis/ nachweise-international https: / / www.bundesverband-erlebnispaed agogik.de/ fileadmin/ user_upload/ be-ep.de/ Dateien/ Pdf/ Downloads/ KNI_In_den_Hilfen_ zur_Erziehung_download.pdf Im Einzelkontakt der individualpädagogischen Settings gelingt es besser als in Gruppen, die vorhandenen Kompetenzen so in den Mittelpunkt des Alltages zu rücken, dass die schwierigen Verhaltensweisen langsam an Bedeutung verlieren. „Krise als Chance“ ist in der Pädagogik ein viel zitierter Spruch, der aber nur dann, wenn er von Betreuenden, Koordinierenden und Leitungen mit Leben gefüllt wird, wie ein „Schlauchboot ist, das den Jugendlichen über den reißenden Fluss bringt“. Es braucht viel gegenseitiges Vertrauen, Respekt und Wertschätzung im System der Helfenden, um in Krisen die Ruhe und den Überblick zu bewahren. Eine achtsame Fehlerkultur hilft hierbei, auch eigene Ängste und Unsicherheiten zu benennen. Hierin liegt ein wichtiger Aspekt fachlich fundierter und kooperativer Zusammenarbeit im Kinder- und Jugendschutz. Ausgrenzung von Jugendlichen ist zu vermeiden! Jeder Mensch möchte dazugehören und teilhaben an familiärem/ gesellschaftlichem Leben, gleichzeitig aber auch ein freier Mensch sein, der eigene Entscheidungen treffen kann. Beides muss möglich sein und sich in guter Balance befinden. BetreuerInnen, die in 1 : 1-Settings gefühlt „immer da sind“, gelingt es in der Regel, eine Beziehung zu unseren oft biografisch geschädigten Jugendlichen aufzubauen. Sie erreichen dies durch authentisches Handeln, hautnahes Erleben von sinnhaftem Alltag, Zuverlässigkeit, Belastbarkeit, wertschätzenden Respekt, aber auch durch fachliches Wissen und Erfahrung. Die Betreuung findet im Lebensalltag statt und nicht in pädagogisch konstruierten Situationen. Hier können Erfahrungen gesammelt werden und Regeln erhalten einen Sinn - oder werden verworfen / angepasst. Viele junge Menschen in krisenhaften Lebenslagen wünschen sich sehnlichst „Normalität“. In diesem authentischen und wahrhaften (Er-)Leben werden Erfahrungen von Selbstwirksamkeit begünstigt. 436 uj 10 | 2021 Erfahrungen aus der Praxis der Individualpädagogik In den meisten Betreuungssettings leben Tiere. In die Versorgung der Hunde, Katzen, Pferde, Schafe, Lamas, Hühner u. s. w. werden die Jugendlichen bewusst eingebunden. Wir erleben hierdurch sehr positive Auswirkungen auf die Stimmungslagen und Verhaltensweisen der Jugendlichen. Tiere geben eine vorurteils- und bewertungsfreie Chance, Gefühle wie insbesondere Trauer, Kummer, Stress, aber auch Freude zu teilen. Wenn das Ziel pädagogischer Arbeit die Verbesserung von Teilhabechancen in unserer Gesellschaft ist, so kommt aus Sicht der Individualpädagogik dem Erreichen von Schulabschlüssen eine zentrale Bedeutung zu. Schulische Erfolge sind in ihrer Bedeutung für die Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen enorm wichtig. Das Projekt Husky schaut auf über 25 Jahre Erfahrungen mit der Flex-Fernschule zurück und hier besonders auf die großen Erfolge der Jugendlichen. Statistisch gesehen sind ca. 90 % der Jugendlichen bei Aufnahme ins Projekt Husky Schulverweigerer, doch die Chance auf einen Hauptschulabschluss im Verlaufe der Betreuung, insbesondere mit Unterstützung der Flex-Fernschule, liegt bei ebenfalls ca. 90 %. Die Flex-Fernschule wird von den Jugendlichen als eine „ressourcenorientierte Schule“ erlebt, was zunächst wie ein Widerspruch klingt, da die Schule u. a. den Auftrag hat, Defizite auszugleichen. Die LehrerInnen orientieren sich bei den SchülerInnen ausschließlich an deren aktuellem Leistungs- und Entwicklungsstand und nicht am durchschnittlichen Leistungsprofil des Klassenverbandes einer Jahrgangsstufe. Daher können der kleinste Erfolg sichtbar gemacht und die SchülerInnen immer wieder auf dem Weg zum Schulabschluss motiviert werden. Die Fähigkeit, sich Hilfe zu organisieren und annehmen zu können, wird gerade bei der Flex-Fernschule beständig flankierend trainiert und entfaltet eine sehr positive Wirkung im Alltag der Jugendlichen. Auch eintretende Lernpausen wirken sich nicht negativ aus oder hängen Jugendliche ab (Bußgeldverfahren finden nicht statt), sondern werden freundlich kommentiert und überwunden. Die Jugendlichen erleben die respektvolle Haltung, dass es Zeiten in ihrem Leben gibt, in denen sie nicht ihre ganze Kraft dem schulischen Lernen widmen können. In diesem Fall sind die Betreuenden wieder nahe an den Jugendlichen und in Kooperation mit den LehrerInnen der Flex-Fernschule gefragt. Individualpädagogik und Fernbeschulung sind zwei sich sehr positiv bedingende Komponenten in der Entwicklung besonders belasteter junger Menschen und zeigen große Erfolge. Abschließend will ich den Blick noch auf das Zertifizierungsverfahren beQ des Bundesverbandes Individual- und Erlebnispädagogik e.V. (be) lenken. https: / / www.bundesverband-erlebnispaedago gik.de/ qualitaet/ beq-qualitaetssiegel.html Ausgehend von Selbstverpflichtungserklärungen, die in den 90er-Jahren in der Individualpädagogik entstanden sind und der Arbeit einen verbindlichen Rahmen geben sollten, wurde beim be in einem zweiten Schritt und über viele Jahre versucht, das entsprechend notwendige Kontrollsystem zu entwickeln. Leider konnte dieses bei aller Notwenigkeit nicht realisiert werden. So entstand ein freiwilliges Zertifizierungsverfahren für freie Träger von IP-Maßnahmen, in dem die Standards überprüfbar wurden. Ein IP-Träger kann beim Bundesverband (auf eigene Kosten) das Zertifizierungsverfahren beantragen und durchlaufen, auch wenn er nicht Mitglied ist, indem er zu allen wichtigen Standards konkret benennt und belegt, wie er sie gestaltet. AuditorInnen im Bundesverband begleiten das Verfahren und schlagen anschließend die Zertifizierung vor bzw. benennen die „Schwachstellen“ mit Hinweisen auf Verbesserungsmöglichkeiten. Alleine das Verfahren zu durchlaufen, zeigt jedem Träger, wo er in der Praxis welchen Standard erfüllt oder noch nicht, und es entsteht ein Bewusstsein für Veränderung und Professionalität. Das Projekt Husky hat das Zertifizierungsverfahren des Bundesverbandes 2018 durchgeführt und im Jahr 2021 wird die Re-Zertifizierung abgeschlossen. Eine für mich bemerkenswerte Rückmeldung möchte ich aus dem Treffen mit 437 uj 10 | 2021 Erfahrungen aus der Praxis der Individualpädagogik der Auditorin herausgreifen. Sie lobte die „einfache Sprache“ der Dokumente im Projekt Husky, die für Jugendliche verstehbar ist und erkennen lässt, dass der Grundgedanke der Partizipation sich bei uns wie ein roter Faden durchzieht und somit gelebte Praxis ist. Schluss Vielen medialen und auch politischen Angriffen zum Trotz hat sich die Individualpädagogik qualitativ beständig weiterentwickelt und gehört heute als etabliertes Angebot in den Hilfekanon der deutschen Jugendhilfe. Die Individualpädagogik braucht jedoch für die Zukunft eine gute Lobby und kompetente VertreterInnen, um gerade die Flexibilität und Kreativität der Maßnahmen in einen konstruktiven Einklang mit den stark wachsenden Regularien zu bringen. Qualitätsentwicklung und -sicherung ist von allen Beteiligten gewünscht, aber nicht in einer Art und Weise, die jegliche Lebendigkeit, Vielfalt und Originalität der Settings verhindert - nach dem Motto: „Alle Vorschriften des Betriebserlaubnisverfahrens sind erfüllt, aber Jugendliche, vor allem Jugendliche mit vielen biografischen Brüchen, wollen hier nicht leben.“ Es braucht Dialoge zwischen den Verantwortlichen in Verwaltung, Politik und Praxis und Mut, unseren Jugendlichen Entwicklungsräume zuzugestehen, die geeignet sind für Entwicklungen. Nur gemeinsam schaffen wir den Spagat, den Bezug zu den Jugendlichen herzustellen, zu behalten und gleichzeitig die Vorgaben im Sinne von Qualitätsentwicklung erfüllen zu können. Der Begriff der Zuverlässigkeit im Kinder- und Jugendlichenstärkungsgesetz, das im Juni 2021 in Kraft getreten ist und das in der Praxis mit Leben gefüllt werden muss, sollte genau den Punkt berücksichtigen, dass die Individualpädagogik immer so aufgestellt sein muss, dass sie den Zugang zu belasteten Kindern und Jugendlichen schafft. Wir freuen uns, dass wir in unserer beruflichen Laufbahn so maßgeblich an der Entwicklung der Individualpädagogik beteiligt sein konnten, und bedanken uns an dieser Stelle bei allen ➤ Kindern und Jugendlichen, die uns vieles gelehrt haben ➤ Eltern der von uns betreuten Kinder und Jugendlichen, für ihre Anregungen und ihr Vertrauen ➤ PädagogInnen, die Mitstreitende sind und waren ➤ MitarbeiterInnen von Jugendämtern, die mutig an der Entwicklung der Individualpädagogik teilnahmen ➤ weiteren Personen, die uns und das Projekt Husky auf dem Weg begleitet haben und mit uns gemeinsam für die Rechte der Kinder eingetreten sind. https: / / www.projekt-husky.de Download: Konzeption Projekt Husky und Kidsbuch https: / / www.projekt-husky.de/ download/ konzeption_und_leistungsbeschreibung/ Kon zeption_PROJEKT%20HUSKY_Maerz2014.pdf https: / / www.projekt-husky.de/ jugendliche/ kidsbuch/ Eva Felka Projekt Husky GmbH Auf der Bult 17 31683 Obernkirchen Kölner Str. 30 50859 Köln E-Mail: evafelka@projekt-husky.de Literatur Felka, E., Harre, V. (Hrsg.) (2011): Individualpädagogik in den Hilfen zur Erziehung. Rechtliche Grundlagen, Adressaten, Settings und Methoden. Schneider Verlag, Hohengehren