unsere jugend
4
0342-5258
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
31
2022
743
Rezension: Kepert, J., Dexheimer, A., Feist-Ortmanns, M., Kepert, S., Macsenaere, M. (2021): Praxishandbuch Kinderschutz für Fachkräfte und insoweit erfahrene Fachkräfte. Der Schutzauftrag nach § 8 a SGB VIII. Rechtliche, psychologische und pädagogische Aspekte
31
2022
Reinhard Joachim Wabnitz
Der Themenkreis „Schutzauftrag nach §8a SGB VIII“ spielt in der Praxis der freien und öffentlichen Jugendhilfe eine zentrale Rolle. Der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Gefahren für ihr Wohl stellt zwar schon immer eine außerordentlich wichtige Aufgabe der Kinder- und Jugendhilfe dar, hat jedoch mit Inkrafttreten der genannten Norm im Jahr 2005, die inzwischen weiter verbessert worden ist, zusätzliche Akzentuierungen erlangt. Die Autorinnen und Autoren haben dazu das hier zu rezensierende Praxishandbuch vorgelegt, in dem sie sich eingehend mit dem Schutzauftrag nach §8a SGB VIII, aber auch mit §42 SGB VIII und den einschlägigen Datenschutzregelungen sowie weiteren damit in Zusammenhang stehenden Themen auseinandergesetzt haben.
4_074_2022_003_0141
uj 3 | 2022 141 Rezension Der Themenkreis „Schutzauftrag nach § 8 a SGB VIII“ spielt in der Praxis der freien und öffentlichen Jugendhilfe eine zentrale Rolle. Der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Gefahren für ihr Wohl stellt zwar schon immer eine außerordentlich wichtige Aufgabe der Kinder- und Jugendhilfe dar, hat jedoch mit Inkrafttreten der genannten Norm im Jahr 2005, die inzwischen weiter verbessert worden ist, zusätzliche Akzentuierungen erlangt. Die Autorinnen und Autoren haben dazu das hier zu rezensierende Praxishandbuch vorgelegt, in dem sie sich eingehend mit dem Schutzauftrag nach § 8 a SGB VIII, aber auch mit § 42 SGB VIII und den einschlägigen Datenschutzregelungen sowie weiteren damit in Zusammenhang stehenden Themen auseinandergesetzt haben. Rezensent: Prof. Dr. jur. Dr. phil. Reinhard Joachim Wabnitz Assessor jur., Magister rer. publ., Ministerialdirektor a. D., ist Professor für Rechtswissenschaft, insbesondere für Familien- und Kinder- und Jugendhilferecht, an der Hochschule RheinMain in Wiesbaden Prof. Dr. jur. Jan Kepert, Hochschule für öffentliche Verwaltung, Kehl, Dr. phil. Andreas Dexheimer, Vorstand in der Diakonie Rosenheim, Monika Feist-Ortmanns, Stellvertretende Direktorin des Instituts für Kinder- und Jugendhilfe, Mainz, Susanne Kepert, Diplom-Psychologin, und Prof. Dr. rer. nat. Michael Macsenaere, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Kinder- und Jugendhilfe, Mainz, repräsentieren die unterschiedlichen Fachdisziplinen, die mit Blick auf diese komplexe Thematik relevant sind. Dies entspricht dem bereits im Vorwort (5) formulierten Anspruch: „Die Autorinnen und Autoren dieses Handbuchs sind der Auffassung, dass im Kinderschutz multiprofessionelleTeams zum Einsatz kommen sollten. Entsprechend dieses Ansatzes erfolgt eine juristische, sozialpädagogische, psychologische und empirische Betrachtung aller wichtigen Grundlagen des Kinderschutzes aus dem Blickwinkel der öffentlichen und freien Jugendhilfe.“ Dies spiegelt sich auch in Aufbau und Inhalt des gemeinsam vorgelegten Werkes wider. Das Buch ist in acht Kapitel gegliedert. Nach einer kurzen Charakteristik des Jugendamts als Sozialleistungs- und Polizeibehörde (Kapitel 1) wird in Kapitel 2 das zentrale Element des Schutzauftrags herausgearbeitet: die Kindeswohlgefährdung, und zwar aus den Perspektiven des Polizeirechts, des Gefahrenbegriffs des § 1666 BGB, des Gefahrenbegriffs der §§ 42 und 8 a SGB VIII und der Aspekte der Anscheinsgefahr und der Putativgefahr. Dem folgt das umfangreiche Kapitel 3: Das Handeln bei Bekanntwerden von gewichtigen Anhaltspunkten für eine Kindeswohlgefährdung gem. § 8 a SGB VIII. Im Mittelpunkt steht die Pflicht zur Sachverhaltsaufklärung bei Vorliegen gewichtiger Anhaltspunkte für eine Kindeswohlgefährdung und Garantenstellung. Instruktiv ist dabei unter anderem die Darstellung der Diagnoseinstrumente, etwa nach dem Stuttgarter Kinderschutzbogen, die Feststellung von Hilfebedarf und Gefährdungslagen sowie die Darstellung der Grenzen der Diagnoseinstrumente. In den weiteren Kapiteln werden behandelt: die Handlungsmöglichkeiten nach § 8 a SGB VIII (Kapitel 4), die Inobhutnahme gem. § 42 SGB VIII (Kapitel 5), die (Un-) Zulässigkeit und Reichweite von Schutzvereinbarungen sowie aufsuchenden Hilfen mit Kontrollauftrag (Kapitel 6) und Kepert, J., Dexheimer, A., Feist-Ortmanns, M., Kepert, S., Macsenaere, M. (2021): Praxishandbuch Kinderschutz für Fachkräfte und insoweit erfahrene Fachkräfte. Der Schutzauftrag nach § 8 a SGB VIII. Rechtliche, psychologische und pädagogische Aspekte Reguvis, Köln. 210 Seiten, ISBN 978-3-8462-1105-2, € 39,80 142 uj 3 | 2022 Rezension weitere wichtige Regelungen im Zusammenhang mit der Wahrnehmung des Schutzauftrages (Kapitel 7). Abgeschlossen wird das Werk durch ein umfangreiches Kapitel 8: Kinderschutz und Datenschutz, in dem in gekonnter Weise das schwierige Spannungsverhältnis zwischen Datenschutz und Kinderschutz dargestellt und im Detail praxisnahen Lösungsmöglichkeiten zugeführt wird. Insgesamt werden alle relevanten Themenkreise insbesondere zum Schutzauftrag nach § 8 a SGB VIII aus multidisziplinärer Sicht in überzeugender Weise behandelt, ergänzt um zahlreiche Abbildungen, Fallbeispiele und Praxistipps. Damit erfüllt das Werk zugleich seinen selbst gestellten Anspruch (siehe erneut Vorwort, 5) als „Arbeitshilfe für alle mit dem Kinderschutz betrauten Mitarbeitenden der öffentlichen und freien Jugendhilfe sowie weiteren mit dem Kinderschutz befassten Akteuren (Rechtsanwälten, Richterinnen etc.)“. Darüber hinaus dient es meines Erachtens als eine gute Diskussionsvorlage für eine Weiterentwicklung des Kinderschutzes. Dem Werk ist eine weite Verbreitung zu wünschen, und es kann allen mit der Praxis des Kinderschutzes befassten Mitarbeitenden nachhaltig empfohlen werden. Reinhard Wabnitz E-Mail: reinhard.wabnitz@hs-rm.de DOI 10.2378/ uj2022.art20d Vorschau auf die kommende Ausgabe Prävention von Radikalisierung und Extremismus Prävention von Radikalisierung und Extremismus spielt in vielen Feldern der Sozialen Arbeit eine zunehmend wichtige Rolle, beispielsweise in der Jugendarbeit und der Gemeinwesenarbeit, aber auch in der Schule. Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich das nächste Heft mit dieser Thematik und stellt u. a. Forschungsergebnisse aus dem Projekt „Resiliente Sozialräume und Radikalisierungsprävention“ sowie Praxisbeispiele aus der pädagogischen Arbeit mit Jugendlichen vor. Ein weiterer Beitrag befasst sich mit Barrieren des Erfahrungs- und Wissenstransfers im Feld der Distanzierungsarbeit.
