eJournals unsere jugend 74/7+8

unsere jugend
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0342-5258
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/uj2022.art46d
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"Everyday statt (nur) Friday"

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Stefanie Peitzmeier
Viele der Kinder und Jugendlichen unserer Einrichtungen empfinden sich aufgrund ihrer persönlichen Geschichten als zurückgelassen und „EinzelkämpferIn gegen den Rest der Welt“. Wir möchten diesen Blick weiten und bemühen uns, dass die Kinder und Jugendlichen neben der Verantwortungsübernahme für sich selbst auch Verantwortung für die Schöpfung übernehmen. Der vorliegende Beitrag beschreibt exemplarisch, wie Nachhaltigkeit und Umweltschutz im Wohngruppenalltag der stationären Einrichtungen der Malteser Jugendhilfe gelebt werden und wie das Thema in die übergeordnete Strategie und Rahmenbedingungen des Trägers und der Abteilung eingebunden wird.
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322 unsere jugend, 74. Jg., S. 322 - 328 (2022) DOI 10.2378/ uj2022.art46d © Ernst Reinhardt Verlag „Everyday statt (nur) Friday“ Nachhaltigkeit in der Malteser Jugendhilfe Viele der Kinder und Jugendlichen unserer Einrichtungen empfinden sich aufgrund ihrer persönlichen Geschichten als zurückgelassen und „EinzelkämpferIn gegen den Rest der Welt“. Wir möchten diesen Blick weiten und bemühen uns, dass die Kinder und Jugendlichen neben der Verantwortungsübernahme für sich selbst auch Verantwortung für die Schöpfung übernehmen. Der vorliegende Beitrag beschreibt exemplarisch, wie Nachhaltigkeit und Umweltschutz im Wohngruppenalltag der stationären Einrichtungen der Malteser Jugendhilfe gelebt werden und wie das Thema in die übergeordnete Strategie und Rahmenbedingungen des Trägers und der Abteilung eingebunden wird. von Stefanie Peitzmeier Jg. 1970; M. A. Kunstgeschichte & Kommunikationswissenschaften; Referentin Organisationsentwicklung Verantwortlich und nachhaltig wirtschaften - das nachhaltige Leitbild der Malteser Werke Nach dem Vorsatz „Heute schon an morgen denken! “ haben die Malteser Werke im Jahr 2013 ihren ersten Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht - und waren damit in der Geschichte der verbandlichen Caritas das erste sozialwirtschaftliche Unternehmen überhaupt, das sich zu seiner gesellschaftlichen Verantwortung, also zu Corporate Social Responsibility (CSR) und Nachhaltigkeit, positionierte. Seither ist die gesellschaftliche Verantwortung, neben dem Leitsatz des Malteser Ordens und den Führungsgrundsätzen, ein Bestandteil des verbindlich eingeführten Qualitätsmanagements der Werke. Inzwischen liegt der zweite Nachhaltigkeitsbericht vor, der alle relevanten Themen unter CSR-Gesichtspunkten zusammenfasst. Er beschreibt die Nachhaltigkeitsstrategie der Malteser Werke gGmbH als Gesamtunternehmen. Er zeigt die Grundzüge verantwortlichen und nachhaltigen Wirtschaftens auf und verdeutlicht, wie sich diese auf alle Abteilungen des Unternehmens auswirken und deren Arbeit beeinflussen. Der Verantwortungsdreiklang: Sozial - Ökonomie - Ökologie Unser Nachhaltigkeitsverständnis umfasst dabei neben unserer sozialen auch die ökonomische und ökologische Verantwortung. Diesen Verantwortungsdreiklang der Corporate Social Responsibility, unserer unternehmerischen Verantwortung für die Gesellschaft, konkretisieren wir und gestalten ihn in den daraus resultierenden vier CSR-Handlungsfeldern „Arbeitsplatz“, „Ökologie“, „Markt“ und „Gemeinwesen“. 323 uj 7+8 | 2022 „Everyday statt (nur) Friday“ ➤ Unsere Vision: Die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung bedeutet für uns die bewusste, die gewollte und die verbindliche Integration sozialer, ökologischer und ökonomischer Aspekte in all unsere strategischen Überlegungen und Entscheidungen. An diesen richten wir unser unternehmerisches Handeln aus. ➤ Mit Menschen für Menschen: In allen Aufgabenfeldern und -bereichen arbeiten wir mit Menschen für Menschen. Wir sind daher auf MitarbeiterInnen angewiesen, die gerne bei uns arbeiten, die sich mit uns identifizieren, die ihr Engagement und ihre fachlichen sowie persönlichen Kompetenzen in die Arbeit einbringen. ➤ Wirkung erzielen: Um in allen Bereichen der Malteser Werke das Verständnis für die Wirkungslogik unseres Handelns zu fördern und zu stärken, haben wir die Entwicklung neuer Ideen und die Berichterstattung um das Thema „Wirkungsorientierung“ erweitert und zwei zusätzliche Teilzeitstellen geschaffen. Die Malteser Werke sind auf dem Weg hin zu einem in allen Unternehmensbereichen sozial, ökologisch und ökonomisch verantwortlich und nachhaltig agierenden Unternehmen. Damit sehen wir uns auch intern jenen Werten und Prinzipien gesellschaftlicher Verantwortungsübernahme verpflichtet, für die wir nach außen hin auftreten und die wir von anderen erwarten und einfordern. Patrick Hofmacher, Geschäftsführer Malteser Werke gGmbH Qualität - Wirkung - Nachhaltigkeit Unser Qualitätsmanagementsystem zielt nicht nur darauf ab, betriebswirtschaftlich zu handeln und die zur Verfügung gestellten Mittel verantwortlich und nachhaltig zu bewirtschaften, sondern auch die Wirkungsziele für unsere Zielgruppen und die Gesellschaft zu erreichen. Nur so können wir den nachhaltigen Erfolg unseres Unternehmens sichern. Seit über zwanzig Jahren gestalten wir die Arbeit unseres Unternehmens mit Hilfe eines nach den Anfor- Ökonomische Verantwortung Ökologische Verantwortung Soziale Verantwortung Corporate Social Responsibility Nachhaltigkeitsstrategie und -management Abb. 1: Der Verantwortungsdreiklang (Quelle: CSR-Bericht der Malteser Werke) 324 uj 7+8 | 2022 „Everyday statt (nur) Friday“ derungen der Norm DIN EN ISO 9001, revidierte Fassung 2015, aufgebauten Qualitätsmanagementsystems. Damit waren und sind wir in der Lage zu beschreiben und aufzuzeigen, wie wir unsere Arbeit verstehen und ausgestalten, um die Zufriedenheit unserer Kundinnen und Kunden zu gewährleisten, unseren Mitarbeitenden Handlungssicherheit zu geben, sie in ihrem Arbeitsalltag zu unterstützen und zu stärken und unserer gesellschaftlichen Verantwortung belegbar nachkommen zu können. Verantwortung Wir wirtschaften sozial, ökologisch und ökonomisch verantwortlich, orientiert am Verantwortungsdreiklang der Corporate Social Responsibility. Nachhaltiges Wirtschaften verstehen wir als unseren Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung. Kundinnen und Kunden Im Dialog mit unseren Kundinnen und Kunden analysieren wir Bedarfe und entwickeln dafür Angebote. Mit hohem Qualitätsanspruch, innovativen Lösungen und verantwortlichem und nachhaltigem Wirtschaften sorgen wir für die Zufriedenheit unserer Kundinnen und Kunden. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Unsere Mitarbeitenden sind unser höchstes Gut. Nur mit ihnen können wir erfolgreich wirksame Hilfen für Menschen realisieren. Ein respektvolles und wertschätzendes Miteinander, Offenheit, Vertrauen und Verlässlichkeit prägen unsere Unternehmenskultur und unser Arbeitsklima. Ehrenamt Wer sich in seiner Freizeit mit uns für Menschen engagiert, erfährt fachliche und persönliche Unterstützung, Dank und Wertschätzung. Ökonomie Wir wirtschaften solide und verantwortlich. Erwirtschaftete Mittel dienen der ständigen Verbesserung unserer Arbeit und der Förderung unserer Mitarbeitenden. Partnerinnen und Partner Wir arbeiten partnerschaftlich mit Unternehmen, Lieferanten und Organisationen zusammen. Qualität und Wirkung Unser Qualitätsmanagement nach den Anforderungen der Norm DIN EN ISO 9001 ermöglicht uns, die Beschaffenheit unserer Dienstleistungen zu beschreiben und darzulegen, welche Wirkungen wir damit erzielen. Klientinnen und Klienten Der Mensch steht im Mittelpunkt. Wir wissen um seine Einzigartigkeit und unterstützen ihn darin, die eigenen Stärken und Kompetenzen zu erkennen und Verantwortung für sich und die Gesellschaft zu übernehmen, unabhängig von ethnischer oder nationaler Herkunft, Konfession, Kultur, Geschlecht oder Weltanschauung. Mehr als ein „nice to have“ - Nachhaltigkeit und Umweltschutz in der Abteilung Jugend & Soziales Mit wem wir arbeiten. Oder: Wer sind „die“ Kinder und Jugendlichen? In den offenen, ambulanten und stationären Einrichtungen der Jugendhilfe - und Letztere steht bei dem Blick auf das nachhaltige Tun und Arbeiten exemplarisch im Mittelpunkt dieses Beitrags - richten wir uns an Kinder und Jugendliche, um ihnen Kompetenzen und Strukturen zur Alltagsbewältigung und Fähigkeiten 325 uj 7+8 | 2022 „Everyday statt (nur) Friday“ für ein selbstbestimmtes, erfülltes Leben zu vermitteln. Die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, denen wir in unseren Angeboten begegnen, sind in ihren Geschichten und Biografien vielfältig und verschieden. Viele von ihnen kommen aus Familien oder Lebenssituationen, in denen sie vernachlässigt, geschlagen, sexuell missbraucht, instrumentalisiert oder nicht beachtet wurden. Bindungsabbrüche, Verlusterfahrungen und zum Teil der Kampf um ihr eigenes Überleben prägen ihren Alltag und ihre Persönlichkeit. Sie sind zum Teil in der Jugendhilfe aufgewachsen, haben zahlreiche Einrichtungen durchlaufen oder eine Zeit auf der Straße gelebt und haben immer wieder einen neuen Anfang gewagt - und sind gescheitert. Das alles ist traurig, in unserer Gesellschaft schwierig, aber nicht falsch! Auch diese Menschen sind richtig und Kinder Gottes. Diese Verhaltensweisen sind aber in unserer Gesellschaft nicht tragbar. Im Schulsystem, im Berufsleben, im Sportverein, im Helfersystem geht es nicht um „Überleben“, sondern vielmehr um Normen, soziale Kompetenz und Regeleinhaltung. Diese Fähigkeiten haben sie in ihren Herkunftsfamilien oftmals nicht entwickelt, da sie - durch kritische Lebensereignisse wieVernachlässigung, Verlust von wichtigen Bezugspersonen, physische, psychische oder sexuelle Gewalt - in ihrer Entwicklung und ihrer Lebensführung stark eingeschränkt sind. Erhoffte Wirkung und Umsetzung in der Praxis Mit „Everyday for Future“ möchten wir dazu beitragen, dass die Jugendlichen einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur und den vorhandenen Ressourcen lernen und diesen langfristig festigen. Das Thema „Nachhaltigkeit und Umweltschutz“ bietet einen geeigneten Rahmen, um die Lebenstüchtigkeit und -fähigkeit der Jugendlichen zu fördern und ihr Selbstvertrauen zu stärken. Dazu ist es bedeutsam, dass die Jugendlichen in ihrem Alltag in der Einrichtung die Erfahrung machen, dass die Erhaltung ihres natürlichen Lebensraums und die Bewahrung der Schöpfung sie selbst betrifft. Viele der Jugendlichen haben bereits erkannt, was gut für die Umwelt ist und wie ein nachhaltiger Lebensstil aussehen kann, und wollen einen eigenen Beitrag leisten. Diese Motivation möchten wir aufgreifen und unter dem Titel „Everyday for Future“ den Jugendlichen die Möglichkeit geben, ins konkrete Handeln zu kommen und das, was sie vielleicht schon eh und quasi so nebenbei für den Umweltschutz tun, zu reflektieren und zu verinnerlichen. Sie können sich selbst ausprobieren und entwickeln dabei Freude und positives Erleben von Selbstwirksamkeit und Freizeit. In der Gruppe erleben die Jugendlichen ein stärkendes Gemeinschaftsgefühl und spüren, dass sie miteinander etwas bewirken können. Sie lernen, dass sie Fähigkeiten haben und die- Abb. 2: Bunt und vielfältig - das Abteilungslogo (Quelle: eigene Darstellung/ Christine Straube) 326 uj 7+8 | 2022 „Everyday statt (nur) Friday“ sen vertrauen können. Sie erleben, dass das eigene Tun eine Relevanz hat, und erfahren, dass sie gesehen, gehört und verstanden werden. Das Thema „Umweltschutz“ hat sich als das Nachhaltigkeitsthema herausgestellt, mit welchem wir uns zunächst vordergründig beschäftigen wollen: Es ist alltagsnah, konkret fass- und wahrnehmbar und bietet viele handlungsorientierte Ansätze, um mit den Kindern und Jugendlichen zum Thema „Nachhaltigkeit“ zu arbeiten und sie dazu zu bilden. So zahlen also die meisten der alltäglichen Aktivitäten auf das „Erziehungskonto“ Umweltschutz ein. Perspektivisch möchten wir weitere der 17 Nachhaltigkeitsziele vermitteln und dazu arbeiten. Es gibt schon viele punktuelle Aktivitäten: Im wohngruppeneigenen Garten werden - gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen - Bäume gepflanzt oder Gewächshäuser, Hochbeete und Insektenhotels gebaut. In der Küche respektive bei allen hauswirtschaftlichen Belangen wird zunehmend mehr in nachhaltigen Alternativen gedacht und werden herkömmliche Seife, Wasch- oder Spülmittel durch ökologische Selfmade- oder zertifizierte Umweltprodukte ersetzt. Immer häufiger weicht die Klarsichtfolie dem Bienenwachstuch und der Blaue Engel wird zum Einkaufskriterium. Alte Ausstattungsgegenstände und Möbel werden restauriert und für den eigenen Bedarf angepasst. Auf dem Einkaufszettel stehen nach Möglichkeit regionale und saisonale Produkte. Was selber herzustellen ist - sei es Waschmittel, Gesichtsmasken, Einkaufstaschen oder Marmelade -, wird selbst gemacht. Energierundgänge erinnern daran, dass der Strom nicht einfach nur aus der Steckdose kommt. Bei gutem Wetter wird die Wäschespinne im Garten benutzt. Und und und. Rahmenbedingungen und strukturelle Anregungen Unser Bestreben ist es, die BewohnerInnen der Wohngruppen (noch) mehr im Sinne einer nachhaltigen Bildung zu unterstützen und zu begleiten und aus einem vielleicht auch „punktuellem“ Interesse ein kontinuierliches, eben nachhaltiges zu machen. Ergänzend zu der individuellen Herangehensweise der Wohngruppen sowie den individuellen Möglichkeiten und Voraussetzungen der BewohnerInnen bieten und schaffen wir Rahmenbedingungen für das Thema „Nachhaltigkeit und Umweltschutz“. Was meint das genau? Zum Ersten: Verankerung in der Strategie der Abteilung Jugend & Soziales. Bei den Malteser Werken handelt es sich um ein Unternehmen der Sozialwirtschaft. Das Unternehmen ist also per se gemeinnützig tätig. Die Auseinandersetzung darüber, was dann Verantwortung und Nachhaltigkeit gerade für ein solches Unternehmen ausmachen, bedeutet daher an vielen Stellen in erster Linie Arbeit am Bewusstsein und der eigenen Haltung im Hinblick auf das Treffen von Entscheidungen und die Ausgestaltung und Weiterentwicklung der Arbeit. Diese im Großen gefassten und formulierten Nachhaltigkeitsstrategien gelten für das ge- Abb. 3: Von den Jugendlichen gewählt - das Siegerlogo „Everyday for Future“ (Quelle: eigene Darstellung/ Christine Straube) 327 uj 7+8 | 2022 „Everyday statt (nur) Friday“ samte Unternehmen und strahlen auf die einzelnen Bereiche und Abteilungen aus - und damit auch auf die Abteilung Jugend & Soziales mit ihren Therapeutischen Wohngruppen für Kinder und Jugendliche. Dieses vorausgesetzt, verfolgen wir dennoch und ganz bewusst keinen Topdown-Ansatz. Vielmehr bieten wir Rahmenbedingungen, die dann individuell und angepasst an den Wohngruppenalltag und die kognitiven und psychischen Voraussetzungen der BewohnerInnen mit nachhaltigen Aktivitäten „ausgefüllt“ werden können und sollen. Zum Zweiten: Konkrete, einrichtungsübergreifende Angebote schaffen Möglichkeiten zum gemeinsamen nachhaltigen Handeln. Bei der „Grüne Punkte Rallye“ beantworten Jugendliche mit den pädagogischen Fachkräften Fragen wie: „Was mache ich alles Gutes für den Umweltschutz? Was kann ich mir vorstellen, zukünftig noch mehr zu machen? Wovon kann ich mich in puncto nachhaltigem Handeln noch nicht trennen? “ Das Ganze wird dokumentiert und durch eine Jury aus BewohnerInnen und pädagogischen Fachkräften ausgewertet. Oder die Kinder und Jugendlichen erarbeiten in einem Workshop mit dem Titel „Klimaschutz schmeckt“ zu dem Bereich „Lebensmittel und ihr CO 2 -Fußabdruck“ Maßnahmen und Ideen zur Abfallvermeidung und Reduzierung von Lebensmittelverschwendung sowie das Thema „Nachhaltigerer Einkauf“. Zum Dritten: Zertifizierung im Bereich „Nachhaltige Bildung“. Im März dieses Jahres wurden die stationären Einrichtungen unserer Abteilung mit dem KIJUNA-Siegel für nachhaltige Bildung ausgezeichnet. Menschen in stationären Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen verstärkt eine Chance auf Teilhabe an diesen gesellschaftlich relevanten Themen zu geben und diese auf ein nachhaltiges Leben vorzubereiten, ist das Ziel von Kijuna. Das Siegel gibt Rahmenbedingungen wie nachhaltige Jahresthemen vor, schafft Anreize für und wertschätzt das Engagement der Kinder und Jugendlichen und unterstützt darüber hinaus die pädagogischen Fachkräfte durch Fortbildungen und Beratungen. Das Siegel gilt für ein Jahr, ist aber auf Wiederholung und Kontinuität ausgelegt. Netzwerkarbeit und Transparenz Apropos Rahmung und Struktur: Zur Verbesserung der Kommunikation untereinander und um unkompliziert Ideen auszutauschen oder die der anderen zu kommentieren, hilft uns das digitale Miteinander respektive die Office- 365-Welt. In der Teams-Gruppe „Everyday for Future“ kann gechattet werden, es können Fragen gestellt oder Fotos hochgeladen werden - allesamt Hilfen, um das eigene Tun sichtbar werden zu lassen und die anderen Einrichtungen an den Umweltaktivitäten teilhaben zu lassen. Um die Gruppen untereinander zu vernetzen und miteinander ins Gespräch zu bringen, finden regelmäßige Treffen statt. Dies können Workshops sein, Gruppensprechertreffen, Jurysitzungen der Jugendlichen oder schlichtweg Treffen der NachhaltigkeitsexpertInnen ohne besonderen Anlass, um im Austausch zu bleiben. Zugegebenermaßen: Das Ganze ist ein Prozess, der mal zügiger und mal stockender verläuft und der bisweilen auch dem eigenen pädagogischen Alltag, Krisen innerhalb der Wohngruppen, dünner Personaldecke oder auch der Corona-Pandemie und dadurch bestehenden Kontaktbeschränkungen nachgeordnet ist. Puzzlesteine Nachhaltigkeit Aktivitäten in den Einrichtungen Strategie der Abteilung Grüne Punkte Rallye Kijuna Siegel Dokumentation Workshop Lebensmittel/ Ernährung Abb. 4: Strategie vs. Wohngruppenalltag (Quelle: eigene Darstellung) 328 uj 7+8 | 2022 „Everyday statt (nur) Friday“ Literatur Frädrich, S. (2021): Günter, der innere Schweinehund, rettet die Welt. Gabal, Offenbach Hagen, B. (Hrsg.) (2015): Nachhaltigkeit und Ökologie in den Erziehungshilfen. Umweltpädagogische Konzepte in der Praxis. Beiträge zu Theorie und Praxis der Jugendhilfe. Schöneworth, Dähre Hohloch, C. (2022): Die Kita-Umwelt-Retter. Mit Kindern Umweltschutz und Nachhaltigkeit leben. Klett, Stuttgart https: / / www.malteser-werke.de/ was-wir-tun/ nach haltigkeit.html https: / / www.malteser-werke.de/ everyday-for-future. html https: / / www.kijuna.org/ https: / / 17ziele.de/ Nelke, A. (2016): Kommunikation und Nachhaltigkeit im Innovationsmanagement von Unternehmen. Grundlagen für die Praxis. Springer Gabler, Wiesbaden Schüler, C. (2019): Einfach plastikfrei leben. Schritt für Schritt zu einem nachhaltigen Alltag. Südwest, München Volkmer, I. (2019): Trick 17. Nachhaltig leben. 222 Lifehacks für eine bessere Welt. frechverlag, Stuttgart Zohren, J. (2019): Einfach nachhaltig leben. Edition Michael Fischer/ EMF Verlag, München Fazit und Herausforderungen Nachhaltigkeit und Umweltschutz … ➤ interessiert, bewegt und erreicht die BewohnerInnen und die pädagogischen Fachkräfte unserer Wohngruppen; ➤ interessiert, bewegt und erreicht nicht alle BewohnerInnen und pädagogischen Fachkräfte unserer Wohngruppen gleichermaßen und im gleichen Tempo; ➤ erfordert bisweilen auch Motivation und Ermunterung der Zielgruppe; ➤ gehört zur Strategie unseres Trägers und unserer Abteilung; ➤ benötigt personelle, strukturelle und finanzielle Ressourcen und Rahmenbedingungen; ➤ ist ein Prozess; ➤ muss die individuellen Möglichkeiten der BewohnerInnen berücksichtigen; ➤ ist manchmal auch anstrengend und nervend und gelingt nicht immer; ➤ ist Bildung; ➤ schafft Bewusstsein und schärft die Wahrnehmung von Dingen, die richtig und wichtig oder falsch sind; ➤ macht manchmal ein schlechtes Gewissen; ➤ ist zur Erhaltung und Bewahrung unserer Schöpfung schlichtweg extrem wichtig, weil es so nicht mehr lange weitergeht mit unserer Welt. Stefanie Peitzmeier Malteser Werke gGmbH Abteilung Jugend & Soziales Josef-Schlichter-Allee 10 59063 Hamm E-Mail: stefanie.peitzmeier@malteser.org