unsere jugend
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0342-5258
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/uj2023.art68d
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2023
7511+12
Herausforderungen in Kindertageseinrichtungen aus Perspektive des Amtes für Kindertagesbetreuung (Landeshauptstadt Dresden)
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2023
Silke Hundeck
Der Bereich der Kindertagesbetreuung ist aufgrund tiefgreifender gesellschaftlicher Veränderungen großen Anforderungen ausgesetzt. Es werden Einblicke in aktuelle Herausforderungen für Einrichtungen der Landeshauptstadt Dresden aus Sicht des Amtes für Kindertagesbetreuung gegeben. Diese bedürfen fachpolitischer Debatten und Diskussionen, insbesondere aber grundlegender Veränderungs- und Anpassungsprozesse.
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500 unsere jugend, 75. Jg., S. 500 - 509 (2023) DOI 10.2378/ uj2023.art68d © Ernst Reinhardt Verlag Herausforderungen in Kindertageseinrichtungen aus Perspektive des Amtes für Kindertagesbetreuung (Landeshauptstadt Dresden) Der Bereich der Kindertagesbetreuung ist aufgrund tiefgreifender gesellschaftlicher Veränderungen großen Anforderungen ausgesetzt. Es werden Einblicke in aktuelle Herausforderungen für Einrichtungen der Landeshauptstadt Dresden aus Sicht des Amtes für Kindertagesbetreuung gegeben. Diese bedürfen fachpolitischer Debatten und Diskussionen, insbesondere aber grundlegender Veränderungs- und Anpassungsprozesse. von Silke Hundeck Jg. 1964; Dipl.-Sozialpädagogin und M. A. Sozialmanagement, tätig als Sachbearbeiterin für Qualitäts- und Projektmanagement in der Abteilung Strategisches Management im Amt für Kindertagesbetreuung in der Landeshauptstadt Dresden 1. Einführung Seit mehreren Jahren vollziehen sich infolge komplexer und tiefgreifender gesellschaftlicher Veränderungen Entwicklungen im Bereich der Kindertagesbetreuung (auch) in der sächsischen Landeshauptstadt Dresden, die mit großen Herausforderungen für das System der frühkindlichen Bildung und deren Schnittstellen verbunden sind. Insbesondere sind hierbei die deutlich zunehmenden heterogenen Sozialisations- und Lernausgangslagen von Kindern zu benennen, die auf das System der Kindertagesbetreuung wirken, welches sich jedoch noch nicht adäquat anpassen bzw. weiterentwickeln konnte. Der folgende Artikel beschreibt aus Sicht des Amtes für Kindertagesbetreuung Perspektiven auf wesentliche Entwicklungslinien in Bezug auf fachliche und strukturelle Anforderungen an das System der Kindertagesbetreuung, die grundsätzlich neuer und wirksamer Ansatzpunkte von Qualitätsentwicklung bedürfen. Dieser Beitrag hat das Ziel, blitzlichtartige, praxisbezogene Einblicke in bestehende Herausforderungen für Kindertageseinrichtungen in der Landeshauptstadt Dresden zu geben. Eine abschließende Abbildung in allen Facetten und Wirkungen kann und soll jedoch nicht erfolgen. Vielmehr soll dieser Artikel als Problemaufriss dienen, um eine Situation zu beschreiben, die fachpolitischer und gesellschaftlicher Debatten und Diskussionen, vor allem jedoch grundlegender Veränderungs- und Anpassungsprozesse bedarf. Zunächst wird im Kapitel 2 die Kindertagesbetreuung im Kontext ihres gesetzlichen und fachpolitischen Auftrages sowie des vorgegebenen Umsetzungsrahmens thematisiert. Daran schließt sich im Kapitel 3 eine kurze Skizzierung gesellschaftlicher Entwicklungen an, welche einen umfassenden Einfluss auf die Angebote der Kindertagesbetreuung sowie deren grundlegende Qualitätsdimensionen, die in Kapitel 4 501 uj 11+12 | 2023 Herausforderungen in Kindertageseinrichtungen abgebildet werden, haben. Aus diesem Kontext von gesetzlichen und fachpolitischen Rahmenbedingungen, gesellschaftlichen Veränderungen und Qualitätserfordernissen für eine gute Bildung, Erziehung und Betreuung schließen sich im Kapitel 5 Herausforderungen an das System der Kindertagesbetreuung an, die sich seit Jahren zunehmend potenzieren. Zusammenfassend werden im Kapitel 6 die wichtigsten Schwerpunkte mit Bezug auf notwendige Veränderungen und Weiterentwicklungen für die Umsetzung des Auftrages der Kindertagesbetreuung beschrieben. 2. Kindertagesbetreuung im Kontext des gesetzlichen und fachpolitischen Auftrages Die grundlegende gesetzliche Basis für die strukturelle und fachliche Ausgestaltung der Angebote der Dresdner Kindertagesbetreuung bilden das Achte Buch Sozialgesetzbuch - Kinder- und Jugendhilfe (SGB VIII) sowie das Sächsische Gesetz zur Förderung von Kindern in Tageseinrichtungen (SächsKitaG). Das SGB VIII formuliert das Recht und erteilt darauf bezogen den Auftrag, junge Menschen in ihrer individuellen und sozialen Entwicklung zu fördern und dazu beizutragen, Benachteiligungen zu vermeiden oder diese abzubauen (SGB VIII § 1 Abs. 3 Satz 1). Mit dieser rechtlichen Einordnung und Festschreibung wird eine chancengerechte Bildung und individuelle Entwicklungsförderung als Anspruch formuliert, den jedes Kind, unabhängig von seinen jeweiligen Ausgangslagen, im Rahmen von Kindertagesbetreuung hat. Dieser Anspruch konkretisiert sich im SächsKitaG, das einen alters- und entwicklungsspezifischen, ganzheitlichen Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungsauftrag beschreibt, der, orientiert am SGB VIII, Benachteiligungen entgegenwirken und Chancengleichheit ermöglichen soll (vgl. SächsKitaG § 2 Abs. 1 und 2). Darüber hinaus formuliert der Gesetzgeber den Bildungs- und Erziehungsauftrag für Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflegestellen als begleitend, unterstützend und ergänzend zur Bildung und Erziehung in der Familie des Kindes. Diese Formulierung ist insofern bedeutsam, da hierbei vorausgesetzt wird, dass grundlegende Bildungs-, Erziehungs- und Entwicklungsprozesse mit Bezug auf Teilhabe- und Chancengerechtigkeit für Kinder in den Herkunftsfamilien geleistet werden. Für die Praxis der Kindertagesbetreuung bedeuten diese gesetzlich verankerten Zielperspektiven, dass jedes einzelne Kind auf der Grundlage seiner jeweiligen Voraussetzungen für individuelle Bildungs- und Entwicklungsprozesse Anspruch auf eine individuelle Lernbegleitung und Förderung hat, die in der Praxis umgesetzt werden soll. Aus den oben genannten gesetzlichen Rahmungen leiten sich drei primäre fachpolitische Aufgaben- und Handlungsfelder für die Angebote der Kindertagesbetreuung ab: ➤ Kompensierung ungleicher Bildungs- und Entwicklungschancen von Kindern ➤ Förderung kindlicher Bildungs- und Entwicklungsprozesse ➤ Vereinbarkeit von Familie und Beruf Für die Umsetzung dieser Aufgaben und Handlungsfelder stehen (sozial-)pädagogische Fachkräfte zur Verfügung. Die verbindlichen Personalschlüssel dafür sind länderspezifisch in den jeweiligen Gesetzen vorgegeben. Für das Bundesland Sachsen gilt gegenwärtig (Stand Juli 2023) folgende Festlegung 1 : ➤ Kinderkrippe: eine vollbeschäftigte pädagogische Fachkraft für fünf Kinder ➤ Kindergarten: eine vollbeschäftigte pädagogische Fachkraft für zwölf Kinder ➤ Hort: eine 0,9 pädagogische Fachkraft für 20 Kinder 1 Vgl. SächsKitaG § 12 Abs. 2 502 uj 11+12 | 2023 Herausforderungen in Kindertageseinrichtungen ➤ ab 1. August 2023: eine 0,04 vollbeschäftigte pädagogische Fachkraft für je eine einzusetzende vollbeschäftigte pädagogische Fachkraft Die Personalschlüssel werden ergänzt durch eine 0,054 vollbeschäftigte pädagogische Fachkraft für mittelbare pädagogische Tätigkeiten für je eine einzusetzende vollbeschäftigte pädagogische Fachkraft. Dazu muss angemerkt werden, dass diese Personalschlüssel die gesamte vertraglich vereinbarte Arbeitszeit berücksichtigen. Diese kann jedoch nicht als für Kinder verfügbare Zeit betrachtet werden, da hier reguläre Ausfallzeiten wie bspw. Urlaub, Fortbildung oder Krankheit integriert sind. 2 Die Angebote der Kindertagesbetreuung (sowohl Kindertageseinrichtungen als auch Kindertagespflegestellen) sind als grundlegende frühkindliche Bildungs- und Sozialisationsinstanzen eingebunden in das gesellschaftliche System, in gesellschaftliche Entwicklungen und gesellschaftliche Herausforderungen. Im folgenden Kapitel werden diesbezügliche Perspektiven für die Landeshauptstadt Dresden skizziert. 3. Gesellschaftliche Entwicklungen Gesellschaftliche Entwicklungen sind notwendige und förderliche Veränderungsprozesse, die bestehende Systeme beeinflussen und deren Weiterentwicklung veranlassen (müssen). Mit Blick auf die Landeshauptstadt Dresden sind insbesondere folgende primäre Entwicklungsprozesse zu benennen, die jedoch nicht allein mit kommunalen, sondern eher mit einem bundesweiten Bezug einzuordnen sind. Auf das System der Kindertagesbetreuung wirken insbesondere: ➤ Demografische Veränderungen, die besonders auf die Situation der gegenwärtig und zukünftig verfügbaren Fachkräfte für die Angebote der Kindertagesbetreuung wirken ➤ Migrationsbewegungen, die mit einer immens hohen Heterogenität in Lebenslagen und damit höchst unterschiedlichen Lernausgangslagen und Sozialisationserfahrungen von Kindern verbunden sind ➤ Strukturwandel von Familie/ Erwerbstätigkeit, der eine flexible Anpassung an die jeweiligen Erfordernisse und Bedürfnisse von Familien bzw. dem Aufwachsen von Kindern in unterschiedlichsten Lebenswelten und Lebensformen impliziert Für die Angebote der Kindertagesbetreuung bewirken diese genannten gesellschaftlichen Entwicklungen eklatant hohe Anpassungs- und Entwicklungserfordernisse. Primär richten sich diese auf den Umgang mit teilweise hochkomplexen und vielfältigen Lernausgangslagen von Kindern und damit verbundenen veränderten Zuschreibungen und Erwartungen an die Angebote der Kindertagesbetreuung als frühkindliche Bildungs- und Entwicklungsorte. Diese Entwicklungserfordernisse müssen zwangsläufig im Kontext von Qualitätsdimensionen betrachtet werden, deren Standards essenziell dafür sind, wie wirksam frühpädagogische Bildungs- und Entwicklungsprozesse gestaltet werden können. 4. Qualitätsdimensionen Die für die Angebote der Kindertagesbetreuung als grundlegend auszuweisenden Qualitätsdimensionen können als ein komplexes und sich gegenseitig bedingendes System von Wirkfaktoren beschrieben werden, welches einen hohen Einfluss auf die Qualität der Realisierbarkeit pädagogischer Prozesse und damit auf die Bildungs- und Entwicklungschancen von Kindern hat. Viernickel/ Schwarz (2009, S. 13) verweisen bereits 2009 auf sechs wesentliche Dimensionen, die den pädagogischen Handlungsrahmen und damit verbundene Handlungsmöglichkeiten beeinflussen: 2 Nähere Erläuterungen zur daraus erwachsenden Problematik werden in Kapitel 5.3 ausgeführt. 503 uj 11+12 | 2023 Herausforderungen in Kindertageseinrichtungen ➤ Strukturqualität, die räumliche, materielle und soziale Rahmenbedingungen umfasst ➤ Orientierungsqualität, die normative Orientierungen, Leitvorstellungen, Überzeugungen und Werte umfasst ➤ Prozessqualität, die das konkrete pädagogische Handeln umfasst ➤ Management- und Organisationsqualität, die Maßnahmen zur Sicherung der Angebotsqualität und Prozesstransparenz in der Einrichtung umfasst ➤ Kontextqualität, die die Verfügbarkeit und Nutzbarkeit externer Unterstützungsmöglichkeiten umfasst ➤ Ergebnisqualität, die die Wirkungen der o. g. Qualitätsdimensionen für die betreuten Kinder, aber auch Eltern erfasst Dabei wird durch die beiden oben genannten Autorinnen insbesondere die Bedeutung der Strukturqualität für die Qualität pädagogischer Prozesse und damit verbunden die Prozessqualität als zentraler Aspekt für die Ergebnisqualität herausgestellt. Als besonders relevant werden hierbei der Erzieher-Kind-Schlüssel, die Gruppengröße und die Qualifizierung der Fachkräfte benannt. Aus dem bestehenden Gefüge der in den vorgehenden Kapiteln skizzierten Rahmungen und Grundlagen für die frühpädagogische Arbeit mit Kindern ergeben sich Herausforderungen in Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflegestellen, die eine deutliche, sich immer weiter verschärfende Diskrepanz zwischen Anspruch und Realisierbarkeit pädagogischer Handlungsmöglichkeiten offenbaren. 5. Herausforderungen für die Kindertagesbetreuung Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflegestellen haben sich in den letzten Jahrzehnten von Betreuungsorten zu Bildungsorten entwickelt, in denen, wie bereits erwähnt, ungleiche Bildungs- und Teilhabechancen kompensiert werden sollen. Diese Kompensationsleistungen sind unabdingbar, um Kindern grundlegende Chancen und Voraussetzungen für ihre Bildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten. In zahlreichen Expertisen zur frühkindlichen Bildung werden diese Erfordernisse in ihrer zentralen Bedeutung für Kinder herausgestellt. Insbesondere die infolge der gesellschaftlichen Entwicklungen immens gewachsene Heterogenität von Kindern und Familien kann als eine sehr komplexe Ausgangslage beschrieben werden. 5.1 Diversität als komplexe Ausgangslage Der Soziologe und Pädagoge El-Mafaalani bezeichnet in seinem Vortrag die veränderten Lebenslagen von Kindern als „superdiverse“ Kindheiten, die sich durch hochkomplexe und heterogene Ausgangslagen abbilden (vgl. El- Mafaalani 2022). Diese lassen keine Erwartungen mehr an bestimmte Voraussetzungen zu, die Kinder in das System der frühkindlichen Bildung mitbringen. Mit Blick auf die gesetzliche Formulierung, Kindertagesbetreuung als begleitendes, unterstützendes und ergänzendes Angebot einzuordnen, kann diese Perspektive auch im Sinne einer „superdiversen“ Elternschaft in höchst unterschiedlichen Lebenslagen und damit verbundenen Möglichkeiten für adäquate familiäre Sozialisationsprozesse von Kindern übertragen werden. Insbesondere die bereits benannte Komplexität der heterogenen Ausgangslagen, mit denen Kinder in das System der Kindertagesbetreuung kommen, erfordert grundlegende strukturelle als auch fachliche Anpassungen. Diese Komplexität und Verschiedenheit lassen sich insbesondere in Bezug auf sozioökonomische, sprachliche, kulturelle und religiöse, aber auch soziale Milieus beschreiben. Zu den genannten Heterogenitätsdimensionen gehören auch die besonderen Sozialisationserfahrungen, mit denen ein großer Anteil der Kinder in die An- 504 uj 11+12 | 2023 Herausforderungen in Kindertageseinrichtungen gebote der Kindertagesbetreuung kommen, oft durch Flucht- und Kriegserfahrungen hoch traumatisiert. Die Dresdner Fachkräfte und Kindertagespflegepersonen stehen vor immensen Herausforderungen, mit dieser Diversität und den teils hochkomplexen individuellen Besonderheiten im pädagogischen Alltag umzugehen, Eltern und Familien in ihren jeweiligen Lebenslagen so zu unterstützen, dass für Kinder zunächst eine Anschlussfähigkeit und damit verbundene Teilhabe an den Bildungs- und Entwicklungsangeboten überhaupt erst einmal ermöglicht werden kann. Die signifikant unterschiedlichen individuellen Lernvoraussetzungen erfordern von Fachkräften ein hohes Maß an Qualifizierung, Ressourcen und vor allem Zeit für kindbezogene Zuwendung und eine adäquate individuelle Bildungssowie Entwicklungsbegleitung. Diese Zeit steht nicht zur Verfügung. Parallel dazu nimmt die Anzahl der Kinder mit teils gravierenden Auffälligkeiten im Bereich der sozial-emotionalen Entwicklung rasant zu. Insbesondere verbale und körperliche Aggressionen, eine oft sehr gering ausgebildete Fähigkeit zur Impulssteuerung und Selbstregulierung bis hin zu selbst- und fremdgefährdenden Verhaltensweisen stellt pädagogische Fachkräfte in ihrem möglichen Handlungsrahmen vor große Herausforderungen. Für diese Kinder braucht es eine sehr hohe strukturelle, personelle Kontinuität und Flexibilität, um die individuell förderliche Bildungs- und Entwicklungsbegleitung ermöglichen zu können, die diese Kinder benötigen. Insbesondere werden dazu in den Expertisen von bspw. Ärzten und Ärztinnen des Dresdner Amtes für Gesundheit und Prävention immer wieder notwendige Rahmenbedingungen wie kleine, überschaubare Gruppensettings, feste Bezugspersonen und reizarme Umgebungen benannt, die jedoch mit den verfügbaren Ressourcen im Rahmen der gegebenen Strukturqualität nicht zur Verfügung gestellt werden können. Der Anstieg von Kindern mit sozial-emotionalen Auffälligkeiten stellt neben dem System der Kindertagesbetreuung auch beteiligte Schnittstellen, wie bspw. das Sozialamt als Rehabilitationsträger für Leistungen der Eingliederungshilfe und das Amt für Gesundheit und Prävention bzw. medizinische Einrichtungen vor große Herausforderungen. Die verfügbaren Angebote und Kapazitäten reichen bei Weitem nicht aus, um bspw. erforderliche Diagnostiken zeitnah durchführen zu können und ggf. adäquate therapeutische Unterstützung frühzeitig zu gewährleisten. Das führt in vielen Fällen zu einer Potenzierung und Verdichtung von Auffälligkeiten, die den betroffenen Kindern Anschlussmöglichkeiten an Teilhabe und Partizipation noch mehr erschweren oder gar nicht ermöglichen. In enger Zusammenarbeit mit fachpolitischen Gremien, Ämtern, Institutionen, Trägern und weiteren KooperationspartnerInnen wurden in den letzten Jahren - im Rahmen der auf kommunaler Ebene verfügbaren Möglichkeiten - zahlreiche Unterstützungssysteme für den Umgang mit den beschriebenen Herausforderungen entwickelt und implementiert. Diese können jedoch grundsätzliche Anpassungserfordernisse für das System der Kindertagesbetreuung nicht umfassend kompensieren. Fachkräfte beschreiben in deutlich zunehmendem Maß, dass sie ihrem eigentlichen Auftrag immer weniger gerecht werden können, da die veränderten Ausgangslagen und Lebenswelten von Kindern und Familien sowie die damit verbundenen Bedarfslagen nicht mehr kompatibel zum System der Kindertagesbetreuung in seiner gegenwärtigen Verfasstheit sind. 5.2 Fachliche Herausforderungen Die oben kurz angerissenen Entwicklungen wirken in das System der frühen Bildung unmittelbar und offenbaren einen immensen Qualifizierungsbedarf für Fachkräfte. 505 uj 11+12 | 2023 Herausforderungen in Kindertageseinrichtungen Der ganz zentrale Anspruch an die pädagogischen Fachkräfte ist es, einen fachlich qualifizierten Umgang mit Heterogenität im Sinne inklusiver Bildung, Erziehung und Betreuung zu gewährleisten. Dieser Anspruch bedarf eines umfassenden Kompetenzerwerbs, der es ermöglicht, „superdiverse“ Lernausgangslagen zu analysieren, einzuordnen und damit verbunden höchst individuelle Bildungs- und Entwicklungssettings zu entwickeln und umzusetzen. Gleichzeitig sind Fachkräfte gefordert, neben dem kontinuierlichen Wissenserwerb sehr viel intensiver ihre Arbeit zu reflektieren, sich im Team abzustimmen, aber auch in einem deutlich höheren Umfang mit internen und externen KooperationspartnerInnen zusammenzuarbeiten. Die Heterogenität der Kinder- und Elternschaft im System der Kindertagesbetreuung erfordert sowohl in den Ausbildungsgängen als auch in der Berufspraxis deutliche Anpassungen und Weiterentwicklungen in der Professionalisierung von (zukünftigen) Fachkräften. Die Erfahrungen in zahlreichen Kindertageseinrichtungen sind, dass ErzieherInnen aus ihren Ausbildungsinstitutionen nur sehr unzureichend vorbereitet auf die realen Anforderungen in die Berufspraxis kommen und eine nicht selten überfordernde Kluft zwischen dem, was sie idealtypisch erwarten, und dem, womit sie in der Berufspraxis tatsächlich konfrontiert werden, erleben. Bereits seit vielen Jahren beteiligen sich Kindertageseinrichtungen der Landeshauptstadt Dresden an Projekten und Programmen, die auf Bundes- oder Landesebene implementiert wurden und werden, um PädagogInnen fachlich zu unterstützen. Darüber hinaus fördert die Landeshauptstadt Dresden kommunale Programme wie bspw. das Handlungsprogramm „Aufwachsen in sozialer Verantwortung“ oder den Entwicklungsprozess inklusiver Kindertagesbetreuung. In diesem Rahmen werden bspw. seit 2021 jährlich 30 Fachkräfte im Rahmen einer heilpädagogischen Zusatzqualifikation weitergebildet, welche aus kommunalen Mitteln gefördert wird. Dennoch reichen alle diese Maßnahmen nicht aus, um für die bestehenden Herausforderungen wirksame Antworten ableiten zu können, die dem im Kapitel 2 beschriebenen Auftrag der Kindertagesbetreuung gerecht werden können. Die derzeitigen Rahmenbedingungen, insbesondere die Ressource Zeit der Fachkräfte für die Bedürfnisse und Unterstützungserfordernisse der Kinder, muss als eklatanter Mangel beschrieben werden. „Die Bedingungen lassen nicht zu, dass die Fachkräfte sein können, was sie sein wollen, nämlich für die Kinder da sein.“ (Sabine Grohmann, Amt für Kindertagesbetreuung, Abteilungsleiterin Strategisches Management) Das bedeutet auch, dass die in Wechselwirkung mit der Strukturqualität stehende Prozessqualität, die als gegeben beschrieben werden kann, wenn „die pädagogischen Fachkräfte sensibel und einfühlsam mit den Kindern umgehen und auf ihre individuellen Bedürfnisse, Interessen und Entwicklungsvoraussetzungen eingehen [können]“ (Viernickel/ Schwarz 2009, S. 10), essenziell für die Bildungs- und Entwicklungschancen von Kindern ist. Ein weiteres Handlungsfeld, dem sich PädagogInnen stellen müssen, ist die Zusammenarbeit mit Eltern. Eine deutlich heterogenere Elternschaft als noch vor zehn Jahren erfordert in der Erziehungspartnerschaft ebenso individuelle und ausgangslagenorientierte Handlungsmodelle wie für die jeweiligen Kinder. Insbesondere Familien mit Migrations- oder Fluchthintergrund kommen häufig aus völlig anderen Kulturen und Sozialisierungskontexten, mit anderen Sprachvoraussetzungen und leben in unterschiedlichsten Lebenswelten. Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflegestellen sind für sie in vielen Fällen ein Ort, an dem sie eine (institutionelle) Bindung an Personen entwickeln, Vertrauen aufbauen sowie Hilfe und Unterstützung in Anspruch nehmen. Das erfordert wiederum für die Fachkräfte hohe zeitliche Ressourcen und insbesondere qualifizierte 506 uj 11+12 | 2023 Herausforderungen in Kindertageseinrichtungen kulturelle und sprachliche Kompetenz, um die Eltern entsprechend zu unterstützen, zu beraten oder auch vermittelnd tätig zu werden. Auch diese Zeit steht nicht zur Verfügung. Dieses Engagement ist jedoch erforderlich, um eine Chancengerechtigkeit in der Bildung und Betreuung des Kindes in der Kindertageseinrichtung zu erhöhen oder überhaupt erst zu ermöglichen. Für alle die angerissenen Herausforderungen, denen die Fachkräfte gegenüberstehen, braucht es eine wichtige Ressource: Zeit für jedes Kind und seine Bedürfnisse als strukturelle Voraussetzung, um Lernen und Entwicklung zu ermöglichen. 5.3 Zeit als eklatanter Mangel 3 Die Situationsberichte von Dresdner Trägern der Kindertageseinrichtungen geben ein komplexes und einheitliches Gesamtbild, welches einen dringenden Veränderungsbedarf bei den strukturellen Voraussetzungen beschreibt. Bei Fachkräften in der Kindertagesbetreuung entsteht der Eindruck, sowohl in ihrer professionellen Arbeit als auch mit ihren handlungsfeldbezogenen Bedarfen nicht wahrgenommen und unterstützt zu werden, obwohl stetig gestiegene Ansprüche an Qualitätsentwicklung öffentlich formuliert werden. Die Diskrepanz zwischen der Erwartung an die pädagogische Arbeit und den tatsächlichen Umsetzungsmöglichkeiten steigt immer weiter. Fachkräfte beschreiben bspw. neben der bereits benannten Zunahme von Kindern mit sozialemotionalen Entwicklungsauffälligkeiten und besonderen Förderbedarfen von Kindern auch steigende Ansprüche und Erwartungshaltungen der Eltern an die pädagogischen Fachkräfte. Dabei ist Zeit für die Aufgaben, Anforderungen und notwendigen pädagogischen Maßnahmen eines der primären Voraussetzungen und zugleich ein eklatanter Mangel. Es fehlt an Zeit, einzelne Kinder durch strukturierte Lernbegleitung zu unterstützen und es fehlt an Zeit, Kindern in herausfordernden Situationen Handlungsoptionen zu vermitteln und Situationen zu deeskalieren. Es fehlt an Zeit, mit den Eltern und Familien zusammenzuarbeiten, notwendige Beratungs- und Unterstützungsleistungen zu gewähren, und es fehlt zunehmend auch an Zeit, die zahlreichen Schnittstellen wie bspw. zu Ämtern und tangierenden Institutionen so auszufüllen, dass die notwendigen Kooperationen fachlich fundiert gestaltet werden können. Im Rahmen des im Kapitel 2 beschriebenen gesetzlichen Personalschlüssels für das Bundesland Sachsen stehen die pädagogischen Fachkräfte vor einem strukturellen und fachlichen Dilemma. Gemessen an den Empfehlungen der Bertelsmann Stiftung für verschiedene Betreuungskonstellationen wird im Vergleich deutlich, welch hohe Diskrepanz zwischen dem IST im Bundesland Sachsen und dem von der Bertelsmann Stiftung errechneten SOLL an Personalausstattung zu beschreiben ist. Der von der Bertelsmann Stiftung abgebildete Personalschlüssel ist allerdings eine rein rechnerische, im Alltag der Kindertagesbetreuung aber nicht beobachtbare Größe, die die gesamte Arbeitszeit einer pädagogischen Fachkraft umfasst (Bertelsmann Stiftung 2022, S. 12f.). Der Personalschlüssel sagt demnach noch nichts über den pädagogischen Alltag aus und ist keine Kennzahl dafür, wie viele Kinder eine pädagogische Fachkraft tatsächlich ganz konkret betreut. Die Personalschlüssel der Länder beruhen im Übrigen auch nicht auf wissenschaftlichen Empfehlungen hinsichtlich bildungsförderlicher Rahmenbedingungen. Um annähernd die reale Betreuungssituation beschreiben zu können, wurde von der Bertelsmann Stiftung eine andere Kennzahl entwickelt: die Fachkraft-Kind-Relation. „Sie stellt 3 Landeshauptstadt Dresden, Amt für Kindertagesbetreuung 2023, S. 76ff. 507 uj 11+12 | 2023 Herausforderungen in Kindertageseinrichtungen das Verhältnis zwischen den Fachkräften und den Kindern während der unmittelbaren pädagogischen Arbeit dar. Angenommen, pädagogisch Tätige verwenden 25 Prozent ihrer Arbeitszeit für mittelbare pädagogische Tätigkeiten, wie z. B. Teamberatungen, Elterngespräche, Vorbereitungszeiten oder auch Ausfallzeiten durch Urlaub, Fortbildung sowie Krankheit, dann betreut in Sachsen eine Vollzeitkraft in Krippengruppen in der pädagogischen Praxis 7,1 Kinder (bei einem Personalschlüssel von 1 zu 5,3 in 2021). Können aber nur 60 Prozent der Arbeitszeit für die unmittelbare pädagogische Praxis genutzt werden, muss die Fachkraft 8,8 Kinder betreuen. Besonders wichtig für eine stabile Fachkraft-Kind-Relation sind deshalb auch verbindliche Regelungen für Vertretungskräfte, damit Ausfallzeiten auf ein Mindestmaß beschränkt werden können. Zu berücksichtigen ist weiterhin, dass die Fachkraft-Kind-Relation in der einzelnen Kindertageseinrichtung noch ungünstiger sein kann, wenn beispielsweise die Öffnungsdauer der Einrichtungen keinen Einfluss auf die Personalbemessung hat, sodass bei längeren Betreuungszeiten nicht mehr Personal zur Verfügung steht“ (Bertelsmann Stiftung 2022, S. 13). Das Szenario, dass in etwa 60 % der Arbeitszeit für die unmittelbare pädagogische Tätigkeit zur Verfügung steht, entspricht wohl am ehesten dem pädagogischen Alltag in den Kindertageseinrichtungen in Sachsen. Auf Basis des Länderreports Sachsen wurde dieses Szenario für verschiedene Gruppenformen in Kindertageseinrichtungen dargestellt und kontrastierend dazu die Fachkraft-Kind-Relation berechnet, die sich aus der Umsetzung des Personalschlüssels der Bertelsmann Stiftung in Sachsen ohne weitere Änderungen bspw. bezüglich der unmittelbaren und mittelbaren pädagogischen Tätigkeiten ergäbe. Diese dadurch ersichtlich werdenden Diskrepanzen führen in der Praxis zu stetig anwachsenden Problemlagen für pädagogische Fachkräfte. Vor allem eine zunehmende Überforderung in der Arbeit sowie begrenzte Handlungsmöglichkeiten werden von den Fachkräften beschrieben (vgl. Ruthmann/ Schlingensiepen 2021). Dieses strukturelle Dilemma kann durch Fachkräfte nicht aufgelöst werden. Zahlreiche Träger und Fachkräfte der Landeshauptstadt Dresden haben in den letzten Jahren die fachlichen Herausforderungen angenommen, sich qualifiziert, Organisationsentwicklung betrieben und stellen nun fest: Das entwickelte Qualitätsbild eines hochwertigen Bildungsortes für alle Kinder bleibt ein Theorieszenario. Eine grundlegende Verbesserung des Systems Kindertagesbetreuung kann nur durch nachhaltige strukturelle Veränderungen umgesetzt und manifestiert werden. Auch wenn in diesem Beitrag eine Situationsbeschreibung, bezogen auf die Landeshauptstadt Dresden, forciert wird, so können die oben benannten Themen und Problemstellungen vermutlich durchaus als Flächenthema in der Bundesrepublik Deutschland bezeichnet werden. Über 100 Forschende und Lehrende aus Fachbereichen der frühkindlichen Bildung, Bildung und Erziehung im Kindesalter und Kindheitspädagogik appellieren in einem Aufruf vom Oktober 2022 für die Einhaltung von Qualitätsstandards in der Kinderbetreuung (Fröhlich-Gildhoff 2022). Dabei verweisen sie auf deutliche Anzeichen einer Systemüberlastung, wenn man den Anspruch an eine qualitätsgerechte pädagogische Arbeit zum Wohl der Kinder und ihrer Entwicklung weiterverfolgt. Als Gründe werden ebenfalls die gestiegenen Anforderungen und die Folgen der Coronapandemie neben dem Fachkräftemangel und die zur Verfügung stehenden Ressourcen benannt. Angesichts dieser Entwicklung befürchten die WissenschaftlerInnen eine Beschleunigung der Abwärtsspirale der Qualität und einen Kollaps des Systems der frühkindlichen Bildung, der in Dresden bereits zunehmend deutlicher spürbar wird. 508 uj 11+12 | 2023 Herausforderungen in Kindertageseinrichtungen 6. Zusammenfassung In dem vorliegenden Artikel wurden Entwicklungen und Herausforderungen in und für Dresdner Kindertageseinrichtungen beschrieben, die Handlungserfordernisse aufzeigen, um Fachkräften die Umsetzung ihres Bildungs- und Betreuungsauftrages zu ermöglichen. Die tiefgreifenden Veränderungen in unserer Gesellschaft erfordern in allen Bereichen Anpassungs- und die Bereitschaft zur Weiterentwicklung. Herkömmliche, seit Jahrzehnten etablierte und bewährte Systeme und Mechanismen werden den aktuellen Bedarfslagen und Anforderungen nicht mehr gerecht. Insbesondere im Bereich der Kindertagesbetreuung, als erste institutionelle Instanz frühkindlicher Bildung, und die damit verbundene essenzielle Bedeutung als zentrale Basis chancengerechter Entwicklungsmöglichkeiten für Kinder, werden diese Diskrepanzen deutlich. Zwei primäre Entwicklungslinien lassen sich als sehr zentrale Herausforderungen beschreiben, für die Antworten entwickelt werden müssen, wenn Kindertageseinrichtungen die Orte sein sollen, die sie sein möchten und deren Bedeutung ihnen zugeschrieben wird: frühkindliche Bildungsinstitutionen mit dem Anspruch auf chancengerechte Entwicklungsmöglichkeiten für jedes einzelne Kind. Die immense Heterogenität von Kindern und deren Familien sowie die stetig zunehmende Anzahl von Kindern mit gravierenden Auffälligkeiten im Bereich ihrer sozial-emotionalen Entwicklung führen zu veränderten bzw. neuen Bedarfslagen, für die es grundlegender Anpassungen im System der Kindertagesbetreuung bedarf. Der wichtigste Aspekt dabei ist die Ressource Zeit, die durch Fachkräfte für jedes Kind und seine individuelle Bedarfslage verfügbar ist. Zeit, die sich im Personalschlüssel als Qualitätsmerkmal wiederfinden muss, um den Anspruch, unterschiedlich begründete Bildungsbenachteiligungen bestmöglich zu kompensieren, zu erfüllen bzw. dem annähernd gerecht werden zu können. Darüber hinaus braucht es, beginnend in der pädagogischen Ausbildung, Qualifizierungsstandards, die den veränderten Anforderungen in der Kindertagesbetreuung Rechnung tragen und Fachkräfte mit dem Wissen und den Handlungskompetenzen ausstatten, die sie benötigen, um Kindern Bildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten zu eröffnen, die sich an ihren jeweiligen Ausgangslagen orientieren und adaptive Zugänge dafür schaffen. Nicht zuletzt bedarf es eines von allen beteiligten Akteurinnen und Akteuren getragenen Bewusstseins, dass der dem System der Kindertagesbetreuung zugeschriebene Auftrag, ein Bildungsort für alle Kinder zu sein, durch adäquate strukturelle Voraussetzungen und Rahmenbedingungen untersetzt werden muss. Zu befürchten ist, dass bei Anhalten der bestehenden Dilemmata nicht nur Kindern der Anschluss an Bildungs- und Entwicklungschancen verwehrt bleibt, sondern dass auch die ohnehin mehr als angespannte Fachkraftsituation sich weiter verstärken wird. Abschließend sei noch erwähnt, dass die hier für den Bereich der Kindertagesbetreuung skizzierte Situation auch längst schon in den Schulen zu verzeichnen ist. Die Träger und pädagogischen Fachkräfte der Kindertagesbetreuung sind hoch engagiert, für und mit Kindern Grundlagen für eine gelingende Bildungsbiografie zu schaffen. Dieses Engagement allein reicht aber nicht aus, um das, was als gesetzlicher und fachpolitischer Anspruch und Erwartung formuliert wird, umzusetzen. Hierzu braucht es dringend eine umfassende Nachsteuerung, die die gesamte Lebensphase Kindheit und Jugend hinsichtlich heterogener Ausgangslagen und höchst differenzierter individueller Bedarfslagen berücksichtigt. Dafür grundlegend ist aus der Perspektive des Dresdner Amtes für Kindertagesbetreuung ein reflektierender Diskurs auf landespolitischer 509 uj 11+12 | 2023 Herausforderungen in Kindertageseinrichtungen Ebene zur Fragestellung, was Kindertagesbetreuung heute und zukünftig sein soll und kann, welche Rolle den pädagogischen Fachkräften zugeschrieben wird und welche Verantwortung institutionelle Kindertagesbetreuung tragen muss und kann. Daraus sind zwingend strukturelle Qualitätsstandards abzuleiten, die dem Anspruch, Kindertagesbetreuung als Bildungsorte für alle Kinder zu beschreiben, gerecht werden und eine Umsetzung ermöglichen. Silke Hundeck Landeshauptstadt Dresden Geschäftsbereich Bildung, Jugend und Sport Amt für Kindertagesbetreuung Abt. Strategisches Management Breitscheidstr. 78 01237 Dresden E-Mail: shundeck@dresden.de Literatur Bertelsmann Stiftung (Hrsg.) (2022): Länderreport Frühkindliche Bildungssysteme 2022. Profile der Bundesländer. https: / / www.laendermonitor.de/ fileadmin/ files/ laendermonitor/ laenderprofile/ 2022/ SN_Laen derprofil_2022.pdf, Zugriff am 11. 7. 2023 El-Mafaalani, A. (2022): Superdiverse Kindheit - Was ist in der frühkindlichen Bildung zu tun? Vortrag am 7. 11. 2022. Niedersächsisches Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung. https: / / www.nifbe.de/ infoservice/ aktuelles/ 2241-kitas-und-grundschulensind-die-wichtigsten-bildungseinrichtungen, Zugriff am 19. 7. 2023 Fröhlich-Gildhoff, K. (2022): Das Kita-System steht vor dem Kollaps - Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fordern die Politik zum schnellen Handeln auf. Zentrum für Kinder- und Jugendforschung an der Evangelischen Hochschule Freiburg. https: / / www. nifbe.de/ images/ nifbe/ Aktuelles_Global/ 2022/ Das_ Kita_System_steht_vor_dem_Kollaps-Appell_der_ Wissenschaft-31.8.2022.pdf, Zugriff am 17. 7. 2023 Landeshauptstadt Dresden, Amt für Kindertagesbetreuung: Fachplan Kindertagesbetreuung Fortschreibung 2023/ 24 Ruthmann, E., Schlingensiepen, F. (2021): Mehr Verantwortung, höherer Anspruch, mehr Betreuung - Bedarfsermittlung bei Fachkräften in Kindertageseinrichtungen in Nordrhein-Westfalen. Forschungsbericht Viernickel, S., Schwarz, S. (2009): Schlüssel zu guter Bildung, Erziehung und Betreuung. Wissenschaftliche Parameter zur Bestimmung der pädagogischen Fachkraft-Kind-Relation. Der Paritätische Gesamtverband, Diakonie, Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (Hrsg.) (2. Aufl.)
