unsere jugend
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0342-5258
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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2024
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Psychische Belastungen der Bewohnerinnen einer stationären Jugendhilfeeinrichtung für junge Frauen mit Anorexie (Anorexia nervosa)
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2024
Klaus Fröhlich-Gildhoff
Thomas Ploch
Alexandra von Hippel
Lea Schuler
Junge Frauen mit Essstörungen und im Besonderen der Anorexie sind mehrfach belastet, haben häufig viele Klinikaufenthalte hinter sich und häufig keine gute Prognose. In den letzten Jahren sind spezialisierte Jugendhilfeeinrichtungen für diese Zielgruppe entstanden. Der Beitrag stellt die Aufnahmedaten der Bewohnerinnen einer dieser Einrichtungen vor, die im Rahmen einer Langzeitevaluation erhoben wurden. Es zeigen sich starke psychische Belastungen und Mehrfachdiagnosen, die begründen, dass für die betreuten Klientinnen personalintensive und individuell passende pädagogisch-therapeutische Angebote zur Entwicklungsunterstützung bereitgestellt werden müssen.
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112 unsere jugend, 76. Jg., S. 112 - 123 (2024) DOI 10.2378/ uj2024.art15d © Ernst Reinhardt Verlag Psychische Belastungen der Bewohnerinnen einer stationären Jugendhilfeeinrichtung für junge Frauen mit Anorexie (Anorexia nervosa) Ausgangsdaten der Langzeitevaluation Junge Frauen mit Essstörungen und im Besonderen der Anorexie sind mehrfach belastet, haben häufig viele Klinikaufenthalte hinter sich und häufig keine gute Prognose. In den letzten Jahren sind spezialisierte Jugendhilfeeinrichtungen für diese Zielgruppe entstanden. Der Beitrag stellt die Aufnahmedaten der Bewohnerinnen einer dieser Einrichtungen vor, die im Rahmen einer Langzeitevaluation erhoben wurden. Es zeigen sich starke psychische Belastungen und Mehrfachdiagnosen, die begründen, dass für die betreuten Klientinnen personalintensive und individuell passende pädagogisch-therapeutische Angebote zur Entwicklungsunterstützung bereitgestellt werden müssen. von Klaus Fröhlich-Gildhoff Prof. Dr., Dipl.-Psych., Psychologischer Psychotherapeut und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut, Co-Leiter des Zentrums für Kinder- und Jugendforschung an der Evangelischen Hochschule Freiburg Thomas Ploch Dipl.-Psych., freiberuflicher Consultant für Statistik und empirische Forschungsmethoden, Forschungsschwerpunkte: Klinische Forschung, Evaluation, Telemedizin Lea Schuler M. A. Psychologie und B. A. Medienwissenschaftlerin, Konzeptions-, Personal-, Unternehmensentwicklung, Geschäftsführung GPE Alexandra von Hippel Dipl.-Päd., Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, Konzeptionsentwicklung, Pädagogische Leitung und Geschäftsführung GPE 113 uj 3 | 2024 Junge Frauen mit Anorexie in der Jugendhilfe 1. Einleitung Nach den letzten Erhebungen des Kinder- und Jugendlichen-Gesundheitssurveys (KiGGS) sind Essstörungen bei Mädchen bzw. jungen Frauen im Alter von 14 bis 17 Jahren eine sehr häufig vorkommende psychische Auffälligkeit, 33,6 % zeigen Symptome einer Essstörung (bei Jungen: 12,9 %) (vgl. Cohrdes et al. 2019); dabei hat die Anorexie in dieser Altersgruppe den größten Anteil. Deren therapeutische Behandlung ist besonders langwierig und intensiv (vgl. Herpertz et al. 2020; Zeeck et al. 2020). In den letzten Jahren haben sich im Rahmen der Jugendhilfe Wohngruppen gegründet, die sich auf die pädagogisch-therapeutische Arbeit mit dieser Zielgruppe spezialisiert haben (vgl. Tun et al. 2018). In diesem Beitrag wird die Arbeitsweise einer solchen Jugendhilfeeinrichtung, der „Gesellschaft für pädagogische Betreuung und Entwicklungsförderung mbH (GPE)“, beschrieben, die auch eine Langzeitevaluation ihrer Arbeit durchführen lässt. Dabei werden die vorhandenen Daten zu Ausgangslagen und -problematiken der jungen Frauen dargestellt und es wird diskutiert, welche Konsequenzen sich aus den Besonderheiten der Zielgruppe für die professionelle pädagogische und therapeutische Arbeit im Rahmen der spezialisierten Wohngruppen ableiten lassen. 2. Junge Frauen mit Anorexie 2.1 Störungsbild und epidemiologische Daten In der noch gültigen ICD 10 (International Classification of Diseases der WHO 2019) wird die Anorexie durch folgende zentrale Kennzeichen kategorisiert: ➤ absichtlich selbst herbeigeführter Gewichtsverlust, z. B. durch eingeschränktes Essen, selbst induziertes Erbrechen, übertriebene körperliche Aktivitäten, ➤ Unterernährung, die zu deutlichen körperlichen Funktionsstörungen - zum Beispiel zum Ausbleiben der Menstruation - führt, ➤ eine exzessive Beschäftigung mit Körpergewicht und -schema. Nach dem ICD 10 (2019) wird für die Diagnose F50 (Anorexia nervosa) ein Körpergewicht unterhalb des Body-Maß-Indexes (BMI) von 17,5 bzw. unterhalb der 10. Gewichtsperzentile angegeben. Im neuen, in Deutschland noch nicht umgesetzten ICD 11 liegt diese Grenze bei einem BMI von 18,5, wodurch eine größere Gruppe als zuvor eingeschlossen wird. Bei der Anorexie treten häufig Komorbiditäten „mit anderen psychischen Erkrankungen, vor allem mit Depressionen, Angststörungen oder Zwangserkrankungen (auf ) […]. Ferner findet sich eine erhöhte Rate an Persönlichkeitsstörungen“ (Zeeck et al. 2020, 67). Die Komorbidität mit Depression liegt zwischen 31 % und 89 %, „etwa zwei Drittel der Patientinnen mit einer Anorexia nervosa weisen komorbid mindestens eine Angststörung (in erster Linie Soziale Phobie) auf“ (ebd.). Als Risikofaktoren für die Störung werden ein als zu dick/ dünn wahrgenommenes Körperbild, niedriger Selbstwert und konflikthafter bzw. niedriger familiärer Zusammenhalt beschrieben (vgl. Cohrdes et al. 2019). Nach epidemiologischen Untersuchungen liegt die 12-Monatsprävalenz für Frauen zwischen 15 und 35 Jahren bei etwa 0,4 % und ist zehnmal so hoch wie bei Männern (vgl. ebd.). Das bedeutet, dass laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2019 102.807 Personen an Anorexie erkrankt waren (vgl. Statista Research Department 2022). Bei der Anorexie handelt es sich um eine hartnäckige Erkrankung, nur etwa 20 % aller Frauen genesen ohne professionelle Hilfe, bei etwa 50 % zeigt sich eine Verbesserung nach stationärer oder ambulanter Psychotherapie bzw. nachgehender Aufnahme in spezialisierten Wohngruppen und bei knapp 30 % zeigt sich ein 114 uj 3 | 2024 Junge Frauen mit Anorexie in der Jugendhilfe chronischer Verlauf. Die Todesrate liegt unterschiedlichen Studien zufolge bei 6 bis 10 % (vgl. Fichter 2020, 9). Die Folgen des anhaltenden, drastischen Untergewichts in Kombination mit der häufig fehlenden Krankheitseinsicht bzw. Veränderungsmotivation haben meist mehrfache stationäre Klinikaufenthalte zur Folge (vgl. Himmerich/ Treasure 2018). 2.2 Unterstützungs-/ Therapie-/ Behandlungskonzepte Die Behandlung der Anorexie kann ambulant, teilstationär oder stationär erfolgen, wobei der Heilungsprozess in der Regel längere Zeiträume, zumeist Jahre dauert. Daher sollten die verschiedenen Behandlungsstrukturen mit- und aufeinander abgestimmt sein; Zeeck et al. (2020) plädieren für einen „Gesamtbehandlungsplan“, demzufolge die Behandlung so rasch wie möglich erfolgen sollte. Dabei ist im stationären (Klinik-)Rahmen ein integriertes und multimodales Behandlungskonzept mit vielen therapeutischen Disziplinen nötig (vgl. Zeeck et al. 2020). Für die langfristige Stabilisierung eignet sich für schwerer erkrankte PatientInnen nach einem stationären Aufenthalt vielfach eine Anschlussbetreuung und pädagogisch-therapeutische Begleitung in einer auf Essstörungen spezialisierten Wohngruppe. In diesen Wohngruppen arbeiten zumeist multiprofessionelle Teams. Ziel der Entwicklungsbegleitung der BewohnerInnen ist es, dass sich ihre psycho-sozialen Lebensumstände im Laufe des Aufenthalts in der Wohngruppe deutlich verbessern und mit zunehmender Selbstständigkeit und dem Rückgang der Symptomatik eine Entlassung aus dem stationären Setting möglich wird (vgl. Tun et al. 2018; Herpertz et al. 2008). Vor diesem Hintergrund haben sich daher in den letzten Jahren bundesweit mehrere auf Essstörungen spezialisierte Wohneinrichtungen etabliert (Stand Ende 2022: 47 Wohngruppen als Mitglieder im Bundesfachverband Essstörungen BFE; vgl. www.bundesfachverbandessstoerungen.de). 3. Konzept der Gesellschaft für pädagogische Betreuung und Entwicklungsförderung mbH (GPE) Die GPE mbH ist ein privater Träger der Jugendhilfe, der zum Zweck des Betriebs stationärer Einrichtungen sowie zur ambulanten pädagogischen Betreuung bei Essstörungen und anderen psychischen Erkrankungen gegründet wurde. Die Systematik des pädagogisch-therapeutischen Vorgehens und damit die Struktur der Einrichtungen des Trägers folgen einem Verselbstständigungsplan, wobei jede Wohneinrichtung unterschiedliche Anforderungen an die Selbstständigkeit und den Entwicklungssowie Gesundheitsstand der Bewohnerinnen stellt. Regulär werden junge Frauen mit Essstörungen meist nach mehrfachen Klinikaufenthalten und nicht gelingender Rekonvaleszenz in der Herkunftsfamilie zunächst in der Intensiv-Wohngruppe Villa Viva Gartenhaus aufgenommen. Mit zunehmender Verselbstständigung und Stabilisierung von Gewicht und psychischer Symptomatik können die Klientinnen in die Wohngruppen Villa Viva, Villa Faro und im Anschluss in das Betreute Wohnen (BeWo) des Trägers umziehen. Bei den Verselbstständigungsstufen findet die Betreuung nur noch tagsüber und in Form von Bereitschaftsdiensten statt. Der Übergang aus der vollstationären Hilfe heraus in eine selbstständigere Wohnform kann ebenfalls durch eine weitere ambulante Betreuung begleitet werden. Die Kriterien, nach welchen sich der individuelle Bedarf der Betreuungsintensität richtet, sind grundsätzlich für alle Klientinnen identisch, werden jedoch vor dem Hintergrund der je individuellen Krankheits- und Entwicklungsgeschichte unterschiedlich gewichtet. „Wesentlicher Bestandteil der Betreuung und Entwicklungsunterstützung ist ein passgenaues, an die je individuellen Bedarfe der jungen Menschen angepasstes Angebot, das kontinuierlich im 115 uj 3 | 2024 Junge Frauen mit Anorexie in der Jugendhilfe Team und mit den Klientinnen reflektiert und adaptiert wird“ (von Hippel 2017). Eine besondere Herausforderung stellt die Komorbidität verschiedener Störungsbilder - neben der ‚vorherrschenden‘ Essstörung - dar. Einflusskriterien für Interventionsentscheidungen sind zum einen die Gewichtsentwicklung (BMI/ Perzentile), das Essverhalten, das Bewegungsverhalten und dasVorliegen von Purging-Verhalten. Neben diesen essstörungsspezifischen Kriterien spielen zum anderen auch der Kontakt zum betreuenden Team, die Fähigkeit zum Regulieren von stresshaften Situationen und das Vorliegen bzw. der Umgang mit selbstverletzendem Verhalten in der Beurteilung des Krankheitsverhaltens und der Entwicklungspotenziale eine Rolle. Wöchentlich finden Einzelgespräche aller Bewohnerinnen mit der jeweiligen Bezugsbetreuerin sowie ca. alle sechs bis acht Wochen ein gemeinsames Gespräch mit der Bezugsbetreuerin und einer Psychologin des psychologischen Dienstes statt. Wesentlich für die Maßnahme ist das Wahrnehmen von externer psychotherapeutischer bzw. psychiatrischer Behandlung sowie die Fähigkeit, einer geregelten Tätigkeit im Sinne von Schule bzw. Studium/ Ausbildung nachzugehen. Um die Reintegration in einen normalen Lebensalltag zu unterstützen, wird mit Schulen, Behörden sowie allen involvierten BehandlerInnen engmaschig zusammengearbeitet. Durch die multidisziplinär zusammengesetzten Teams aus SozialarbeiterInnen, PsychologInnen, Kinder- und JugendlichenpsychotherapeutInnen und ÖkotrophologInnen können alle oben genannten Kriterien zu einem ganzheitlichen Bild zusammengetragen und so der Betreuungsbedarf und mögliche Interventionen gemeinsam mit den Klientinnen geplant werden. Dabei liegt der pädagogisch-psychologischen Ausrichtung der Betreuung ein psychodynamisch-systemischer Verständnisansatz psychischer Erkrankungen und Dysfunktionen zugrunde. 4. Allgemeine epidemiologische Daten zu Problemlagen und psychischen Erkrankungen in der Heimerziehung Ein wesentliches Ziel der Evaluation der Jugendhilfeeinrichtung GPE ist es, die psychische und soziale Entwicklung der Bewohnerinnen präzise zu erfassen und mögliche Zusammenhänge zwischen den pädagogischen ‚Maßnahmen‘ und den Entwicklungsdaten zu identifizieren. Daneben sollen Vergleiche zu den Daten von jungen Menschen aus anderen, nicht derart spezialisierten Jugendhilfeeinrichtungen und zur allgemeinen Altersvergleichspopulation gezogen werden. Daher werden an dieser Stelle in einem Exkurs entsprechende epidemiologische Daten referiert. Bezugspunkt ist dabei zunächst die regelmäßig erhobene Kinder- und Jugendhilfestatistik (vgl. Destatis 2022), die jüngst in einer Expertise von Tabel (2020) differenzierter aufbereitet wurde. Bei der Betrachtung der Situation in der Herkunftsfamilie zeigte sich im Jahr 2018, dass „rund 40 % der jungen Menschen mit einer neu gewährten Heimerziehung zu Beginn der Hilfe in einer Alleinerziehendenfamilie“ lebten (Tabel 2020,- 3; Vergleich zur Allgemeinbevölkerung: 19 %). „Unter den jungen Menschen mit einer neu gewährten Hilfe in einer Heimeinrichtung waren 2018 52 % der Familien bei Hilfebeginn auf Transferleistungen angewiesen“ (ebd., 41). Bei den Gründen für die Fremdunterbringung wurde am häufigsten eine unzureichende Förderung, Betreuung und/ oder Versorgung des jungen Menschen durch die Eltern bzw. Personensorgeberechtigten angegeben. Die Belastung des jungen Menschen durch Problemlagen der Eltern war in 5,9 %, durch familiäre Konflikte in 14,1 % der Fälle die Hauptursache. Entwicklungsprobleme bzw. seelische Proble- 116 uj 3 | 2024 Junge Frauen mit Anorexie in der Jugendhilfe me waren nur bei 8,9 % der Unterbringungen in stationären Wohngruppen die Hauptursache (vgl. Tabel 2020). Kinder und Jugendliche, die im Rahmen der Jugendhilfe unterstützt werden, sind stärker psychisch belastet als Altersvergleichsgruppen; dies gilt im Besonderen für die jungen Menschen, die in stationären Jugendhilfeeinrichtungen aufwachsen (vgl. Beck 2014; Bronsard et al. 2016). Aufgrund differierender Untersuchungsinstrumente unterscheiden sich die erfassten Raten für seelische Auffälligkeiten oder Erkrankungen. Der Anteil der Kinder und Jugendlichen mit Verhaltensauffälligkeiten bzw. psychischen Erkrankungen liegt bei den verschiedenen Studien mit BewohnerInnen in stationären Jugendhilfeeinrichtungen zwischen 48,6 % (vgl. Rau et al. 2022) und nahezu 70 % (vgl. Engel et al. 2009) und damit mindestens drei Mal so hoch wie in der altersgleichen Gesamtpopulation mit nur 16,9 % (vgl. Zahlen des Kinder- und Jugendlichen Gesundheitssurveys KiGGS: Klipker et al. 2018; RKI o. J.). Diese deutlich erhöhte Rate der Gesamtauffälligkeiten findet sich auch bei der Betrachtung einzelner Störungsbilder. Zwei Studien analysierten auch, ob und wie viele Mehrfachdiagnosen bei den Kindern und Jugendlichen in stationärer Jugendhilfe vergeben wurden; bei Nützel et al. (2005) sind dies 31 %, bei Dölitzsch et al. (2014) sogar 60 %. 5. Fragestellungen und Untersuchungsmethoden In der hier vorgestellten Untersuchung werden die Ergebnisse der standardisierten Befragungen der Bewohnerinnen der Einrichtung GPE bei Aufnahme bzw. dem unmittelbaren Beginn der stationären Jugendhilfemaßnahme vorgestellt. Dabei sollen auch Vergleiche zwischen den Aufnahmedaten der GPE-Bewohnerinnen zu denen von Kindern/ Jugendlichen in ‚allgemeiner‘/ nicht-spezialisierter stationärer Jugendhilfe und zur repräsentativen Altersreferenzgruppe hergestellt werden. Folgende Fragestellungen werden bearbeitet: 1. Welchen lebensgeschichtlichen/ familiären Belastungen und welche Störungsbilder zeigen die jungen Frauen bei Aufnahme in der Einrichtung? 2. Welche Formen (und ggf. Muster) der Komorbidität tauchen auf? 3. Welche differenzierten Ergebnisse zeigen sich bei den standardisierten psychodiagnostischen Tests zur Aufnahme? 4. (Wie) unterscheiden sich die Diagnose- Daten der Stichprobe von denen allgemeiner epidemiologischer Daten zu jungen Frauen mit Essstörungen und denen der psychischen Belastungen von BewohnerInnen in stationären Jugendhilfeeinrichtungen? Untersuchungsmethoden Die GPE (s. o.) führt seit dem Jahr 2019 eine Evaluation der Maßnahmen der betreuten Klientinnen durch. Dabei werden nicht nur Ausgangs-, Verlaufs- und Katamnesedaten aller Bewohnerinnen erhoben, sondern auch qualitative Daten (wie die alltägliche Entwicklungsdokumentation durch das betreuende Personal, die verfassten Entwicklungsberichte, Gesprächsprotokolle des psychologischen Personals etc.) systematisch erfasst und in die Evaluierung der Maßnahme miteinbezogen. Das Untersuchungsdesign umfasst längsschnittige Testzeitpunkte mit unterschiedlichen Testbatterien. Dabei sieht der Ablauf eine Ausgangserhebung unmittelbar nach der Aufnahme und halbjährliche Zwischentestungen vor. 1 Im vorliegenden Artikel wird nur auf die Ergebnisse der quantitativen, standardisierten Datenerhebungen zum Zeitpunkt der Ausgangs- 1 Eine vollständige Darstellung des gesamten Untersuchungsdesigns findet sich bei Krieglstein et al. (2023). 117 uj 3 | 2024 Junge Frauen mit Anorexie in der Jugendhilfe erhebung (Baseline-Testung) bis Dezember 2022 eingegangen., um die o. g. Forschungsfragen zu beantworten. Für die Zwischentestungen liegt noch keine ausreichende Anzahl von Datensätzen vor. Entsprechende Analysen werden zu späteren Zeitpunkten durchgeführt. Bei der Aufnahme in die Einrichtung werden folgende standardisierte Tests eingesetzt, die von allen neuen Bewohnerinnen teils in Online-, teils in Paper-Pencil-Version bearbeitet werden: ➤ EDE-Q - Eating Disorder Examination Questionnaire (Fairburn/ Beglin 1994), ➤ EDI 2 - Eating disorder Inventory (Kappel et al. 2012), ➤ Symptom-Checklist-90 (SCL-90-S, Franke 2014), ➤ BPI - Borderline-Persönlichkeits-Inventar (Leichsenring 1999), ➤ TSC-KJ - Trauma-Symptom-Checkliste für Kinder und Jugendliche (Petermann 2018), ➤ RSES - Rosenberg Selbstwertskala (Rosenberg 1965; von Collani/ Herzberg 2003), ➤ SWLS Satisfaction with Life Scale (Lebenszufriedenheitsskala; Diener et al. 1985). 6. Ergebnisse 6.1 Kurzbeschreibung der Stichprobe In diesem Bericht werden die Daten aller Bewohnerinnen der Einrichtung vorgestellt, die im Zeitraum Januar 2019 bis November 2022 aufgenommen wurden und die Eingangsdiagnostik ‚absolviert‘ haben. Dies waren 75 junge Frauen (Mittelwert Alter: M = 17.5 Jahre, Standardabweichung SD = 2.96; Spannweite: 13 bis 30 Jahre; keine Männer). Bei allen lag entsprechend dem Schwerpunkt der Einrichtung eine Essstörung vor mit einem Body-Maß-Index (BMI) von M = 18.3 (SD = 1.8; Spannweite 15.6 bis 24.1; N = 75). 6.2 Deskriptive Ergebnisse zum Hintergrund, Klinikaufenthalten, Diagnosen und Komorbiditäten Hintergrund In die Stichprobe sind 75 junge Frauen einbezogen. Von 45 dieser Personen (57,3 %) waren die Eltern noch zusammenlebend, von 32 Personen (42,7 %) getrennt. Die überwiegende Zahl der Befragten hatte Geschwister, nur 19 Personen (13,3 %) waren Einzelkinder. Die große Mehrzahl der jungen Frauen war stationär mindestens einmal in einer Klinik behandelt worden, 65,3 % in einer psychiatrischen, 82,4 % in einer psychosomatischen Klinik; dabei hatten einige Personen einen Aufenthalt in beiden Kliniktypen. Bei der Betrachtung der Klinikaufenthalte und mehr noch der Behandlungstage in den Kliniken (Median: 275 Behandlungstage in der Psychiatrie, 168 in Psychosomatischen Kliniken) zeigen sich sehr große Schwankungen (Spanne von 0 bis 2.020 Tagen). Diagnosen und Komorbiditäten Bei der Betrachtung der Störungsbilder, also der Diagnosen, mit denen die jungen Frauen in die Einrichtung aufgenommen wurden (s. Tabelle 2), konnten 47 unterschiedliche Diagnosen identifiziert werden. Erwartungsgemäß hatten alle die Diagnose einer Essstörung (ICD F50.0), 81,3 % davon eine Anorexia. An zweiter Stelle folgen Störungen aus dem Formenkreis der Depression (62,7 %) (s. Tabelle 1). Sehr deutlich tauchen verschiedene Muster von Komorbiditäten auf: 72,3 % der jungen Frauen hatten mehr als eine, nahezu ein Viertel sogar vier unterschiedliche Diagnosen (s. Abbildung 1). Bei der Betrachtung der Diagnosekombinationen zeigt sich eine sehr deutliche Häufung der Kombination von Essstörungen (F50) und Depressiver Episode (F32; 60 %) sowie Rezidivierender depressiver Störung (F33; 16,4 %). 118 uj 3 | 2024 Junge Frauen mit Anorexie in der Jugendhilfe 6.3 Vergleich mit vorhandenen epidemiologischen Daten Beim Vergleich der Diagnoseanzahl der neu aufgenommenen Bewohnerinnen der untersuchten Einrichtung mit vorhandenen epidemiologischen Daten aus Untersuchungen, die psychische Erkrankungen in (nicht spezialisierten) Jugendhilfeeinrichtungen epidemiologisch erfassten, zeigt sich: Alle jungen Frauen haben von externen Institutionen die Diagnose Essstörung (F50) erhalten - diese Quote liegt entsprechend der Zielsetzung der Einrichtung über allgemeinen epidemiologischen Prävalenzdaten (s. Abschnitt 2.1 dieses Beitrags) und auch über den Daten der KiGGS-Studie (vgl. Klipker et al. 2018). Statistische Vergleiche lassen sich wegen unterschiedlicher Datenvoraussetzungen nicht seriös berechnen. Der Anteil von Patientinnen mit Mehrfachdiagnosen (GPE: 73,3 %) liegt signifikant über dem Anteil in den Untersuchungen von Dölitzsch et al. (60 %; p = .03) und Nützel et al. (31 %; p < .001). 6.4 Differenzierte Ergebnisse der standardisierten psychodiagnostischen Tests zur Aufnahme Die Ergebnisse der standardisierten klinischpsychologischen Verfahren bei der Eingangstestung lassen sich zusammenfassend wie folgt darstellen. Bei beiden Verfahren zur (Selbst-)Einschätzung der Essstörungen liegen die Werte deutlich oberhalb des Mittelwertes (T = 50), zumeist im Bereich des T-Wertes 60 - dies entspricht einem Prozentrang (PR) von 84,1. Der Gesamt-Mittelwert des EDE (3,45) entspricht einem Prozentrang von 57,5; der Gesamt-Mittelwert des EDI 2 entspricht hingegen einem PR von 89,2. ICD-Diagnose Häufigkeit F32 Depressive Episode 46.7 % F33 Rezidivierende depress. Störung 16 % F40 Phobische Störung 10.7 % F42 Zwangsstörung 9.3 % F43.1 Posttraumat. Belastungsstörung 6.7 % F50 Essstörungen 100 % davon F50.0 davon F50.1 davon F50.2 ➤ Anorexia nervosa, restriktiver Typ ➤ Atypische Anorexia nervosa ➤ Bulimia nervosa 77.3 % 4 % 18.7 % F 60 Spezifische Persönlichkeitsstörungen 17.3 % F93 Emot. Störungen des Kindesalters 5.3 % übrige 24 % Tab. 1: Häufigkeit unterschiedlicher Diagnosen (alle Tab. und Abb.: Lea Schuler) % 35 30 25 20 15 10 5 0 Anzahl der Diagnosen (n = 75) 1 2 3 4 und mehr 24 20 29 27 Abb. 1: Diagnoseanzahl pro Bewohnerin bei Aufnahme 119 uj 3 | 2024 Junge Frauen mit Anorexie in der Jugendhilfe Im SCL 90 findet sich ein mittlerer Gesamtbelastungswert von T = 70. Dies bedeutet, dass sich die Befragten psychisch belasteter einschätzen als 97,7 % der Gesamtbevölkerung. Besonders hohe Belastungswerte finden sich in den Subskalen Depressivität, Ängstlichkeit, Unsicherheit im Sozialkontakt und Zwanghaftigkeit. In derTrauma-Checkliste finden sich unterschiedlich hohe Werte in den verschiedenen Subskalen; besonders hohe Werte in den Subskalen Depression, Angst und Belastung durch Sexualität. Im Borderline-Persönlichkeits-Inventar finden sich in allen Subskalen ebenfalls T-Werte von (fast) 60, also Prozentränge von mehr als 80. Die Befragten erleben sich als stark lebensun-zufrieden, nur 1,6 % der Norm-Gesamtpopulation weisen niedrigere Werte auf. Auch der Selbstwert der jungen Frauen ist sehr gering, nur 0,3 % der Norm-Gesamtpopulation weisen niedrigere Werte auf. Mittelwert SD Min Max Body-Mass-Index (BMI) n = 72 18.30 1.80 15.65 24.10 EDE-Gesamtwert Ausmaß Essstörung (Spanne 0 - 6; je höher, desto größer das Ausmaß) n = 73 3.45 1.47 0.16 5.95 EDI-2 Gesamtscore (T-Wert*) Ausmaß Essstörung alle n = 75 62.41 10.29 34 80 * Bedeutung der T-Werte: Ein T-Wert (T ) von 62,4 entspricht einem Prozentrang (PR) von 89,25, d. h. 89,25 % der Normstichprobe sind gleich oder weniger belastet. Tab. 2: Essstörungsparameter Mittelwert SD Min Max- SCL 90-S-globaler Kennwert GSI, grundsätzliche psychische Belastung (T-Wert) alle n = 75 70.07 9.40 40 78 Trauma-Symptom-Checkliste (TSC-KJ; T-Werte) (n = 64, Werte der Subskalen als Spanne aufgeführt) 48.24 - 67.52 12.7 - 13.5 5 75 Borderline-Persönlichkeits-Inventar (BPI, T-Werte) (n = 64, Werte der Subskalen als Spanne aufgeführt) 57.52 - 60.22 5.7 - 8.8 41 80 Tab. 3: Psychische Belastungen Mittelwert SD Min Max SWLS (Lebenszufriedenheit) (T-Wert, n = 65) 28,62* 7,98 14 47 RSES (Selbstwert) (T-Wert, n = 65) 21,62 9,54 14 53 * Bedeutung der T-Werte: Ein T-Wert von 28,6 entspricht einem Prozentrang von 1,6, d. h. 1,6 % der Normstichprobe sind gleich oder weniger lebenszufrieden. Ein T-Wert von 21,6 bedeutet, 0,3 % der Normstichprobe haben einen gleichen oder geringeren Selbstwert. Tab. 4: Lebenszufriedenheit und Selbstwert 120 uj 3 | 2024 Junge Frauen mit Anorexie in der Jugendhilfe 7. Diskussion 7.1 Beantwortung Fragestellungen Zunächst zeigen die Ergebnisse der Untersuchungen der Bewohnerinnen der Jugendhilfeeinrichtung GPE, dass sich die familiäre Situation aus formaler Sicht nicht deutlich von der in der Gesamtbevölkerung unterscheidet: 2021 wurden in Deutschland 39,9 % der Ehen geschieden (vgl. Statista Research Department 2023),-in der Stichprobe waren es 42,7 %. Diese formalen Daten stehen in keinem Zusammenhang mit dem Umfang der Klinikaufenthalte oder der Diagnosehäufigkeit - sie sagen allerdings auch nichts über die Familiendynamiken aus. Sehr deutliche Unterschiede ergeben sich bei Diagnosen und Klinikaufenthalten vor der Aufnahme in die Einrichtung: Während dem Schwerpunkt der Einrichtung entsprechend alle Befragten erwartungsgemäß die Diagnose Essstörung (F50) erhalten hatten - davon 81,3 % die Diagnose Anorexia -, so finden sich in der Vorgeschichte insgesamt 47 unterschiedliche Diagnosen und im Besonderen bei 72,3 % der jungen Frauen Mehrfachdiagnosen, bei einem Viertel sogar vier und mehr Diagnosen. Dies, sowie die hohe Anzahl von Klinikaufenthalten, weist auf gravierende und hoch komplexe Störungsmuster hin. Die relative Anzahl der als „auffällig“ diagnostizierten jungen Frauen und vor allem die Diagnosehäufigkeit unterscheiden sich ebenfalls sehr deutlich von Jugendhilfeeinrichtungen, die nicht einen entsprechenden Schwerpunkt haben. Deutlich wird die psychische Belastung der Befragten zum Aufnahmezeitpunkt bei der Betrachtung der Ergebnisse der standardisierten klinischen Tests: So schätzen sich die Befragten anhand des globalen Belastungswerts im SCL 90 (Selbstbeurteilungsverfahren zur Ermittlung der psychischen Belastung) psychisch belasteter als 97,7 % der Gesamtbevölkerung ein. Ähnlich hohe Werte finden sich in Subskalen der Trauma-Symptom-Checkliste und auch im Borderline-Persönlichkeits-Inventar. Diese Daten belegen, dass die Bewohnerinnen dieser Jugendhilfeeinrichtung sehr schwere und sehr komplexe psychische Störungen und entsprechende Belastungen aufweisen - nicht nur im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung oder Normpopulation der Testverfahren, sondern auch im Vergleich zu anderen, nicht derart spezialisierten stationären Jugendhilfeeinrichtungen. Die Resultate der Fragebögen zu Lebenszufriedenheit und Selbstwert zeigen ein deutliches Maß an Lebensunzufriedenheit (nur 1,6 % der Norm-Gesamtpopulation weisen niedrigere Werte an Lebenszufriedenheit auf ) und einen sehr niedrigen Selbstwert (nur 0,3 % der Norm-Gesamtpopulation weisen niedrigere Werte auf ). 7.2 Konsequenzen für die Praxis Die Analyse der Daten zum Aufnahmezeitpunkt zeigt, dass diese dem Schwerpunkt der untersuchten Einrichtung entsprechen - wobei die Komplexität der Störungsbilder sehr deutlich ist. Dies hat für die (sozial-)pädagogische und therapeutisch-begleitende Arbeit die Konsequenz, dass ausreichende personelle Ressourcen in einem multiprofessionellen Team zur Verfügung stehen müssen, um über genügend Zeit, Kraft und Kompetenz zu verfügen, um auf die Bewohnerinnen angemessen einzugehen (vgl. Herpertz et al. 2020; Krieglstein et al. 2023). Dabei ist es nötig, auf die individuellen Bedarfe und Bedürfnisse der jungen Frauen einzugehen. Sie kommen mit starken, lebensgeschichtlich bedingten psychischen Belastungen in die Einrichtung und benötigen eine passgenaue professionelle Unterstützung. Diese muss einerseits durch klare Strukturen, andererseits aber durch die Berücksichtigung der individuellen psychischen Situation und des entsprechenden Entwicklungsstandes gekennzeichnet sein; Fröhlich-Gildhoff (2013) spricht 121 uj 3 | 2024 Junge Frauen mit Anorexie in der Jugendhilfe hier von der Balance zwischen standardisiertem Rahmen und individueller Passung. Macsenaere und Esser (2012) beschreiben die Passung als einen zentralen „Wirkfaktor“ in der Heimerziehung. Dies gilt im Besonderen für die intensive und reflektierte Beziehungsgestaltung zwischen BezugsbetreuerInnen und den Bewohnerinnen (s. a. Günder/ Nowacki 2020). In der pädagogischen Begegnung müssen der niedrige Selbstwert und die starke Lebensunzufriedenheit beachtet werden und die jungen Frauen müssen hier gezielte Unterstützung und Stärkung erfahren. Damit die pädagogischen Fachkräfte die hohen Anforderungen und potenziellen Belastungen mittel- und langfristig bewältigen können, sind eine regelmäßige Unterstützung und Begleitung durch kontinuierliche Teamreflexion, haltgebende Leitungen, interne und externe fachliche Begleitung und externe Supervision nötig. Ergänzend dazu ist eine regelmäßige Auseinandersetzung mit der psychischen und physischen Gesundheit der MitarbeiterInnen nötig. Die Art der komplexen pädagogischen Interventionen sollte regelhaft überprüft werden. Dazu zählt auch die (externe) Evaluation in Form von Prozess- und Ergebnisevaluation. Die Ergebnisse müssen ebenfalls regelmäßig an die Teams zurückgemeldet und reflektiert werden und z. B. in die Fortbildungsplanung einfließen. Die vorgestellte Untersuchung weist Limitierungen auf: So wurden die Erkenntnisse nur am Beispiel eines spezialisierten Trägers gewonnen. Ob diese Erkenntnisse zu generalisieren sind, muss in weiteren Untersuchungen in anderen Einrichtungen geprüft werden. Zudem sollte noch mehr darauf geachtet werden, dass die befragten Bewohnerinnen noch stärker selbst, z. B. durch Interviews, ‚zu Wort kommen‘ (vgl. Pluto et al. 2020). Die Erhebung ist bisher nur zu einem Zeitpunkt, bei der Aufnahme der jungen Frauen in die Einrichtung, durchgeführt worden. Besonders spannend wird die Beobachtung der Entwicklungsverläufe sein. Prof. Dr. Klaus Fröhlich-Gildhoff Evangelische Hochschule Freiburg Zentrum für Kinder- und Jugendforschung Bugginger Str. 38 29114 Freiburg E-Mail: froehlich-gildhoff@eh-freiburg.de Thomas Ploch E-Mail: info@comesta-marburg.de Alexandra von Hippel Lea Schuler GPE Gesellschaft pädagogische Betreuung bei Essstörungen mbH Germaniastr. 1 A 34119 Kassel E-Mail: vonhippel@gpe-kassel.de schuler@gpe-kassel.de Literatur Beck, N. (2014): Psychotherapie in der stationären Jugendhilfe. 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Dieses Buch stellt ein praxisbezogenes, evaluiertes Konzept zur Stärkung der psychischen Widerstandskraft (Resilienz) von SchülerInnen vor. Für die Klassenstufen 5 bis 10 werden gezielte Spiele und Übungen präsentiert, die direkt im Unterricht angewendet werden können. Dabei werden z. B. die Selbstwahrnehmung, soziale Kompetenzen oder Problemlösestrategien gefördert. Hintergrundinfos zum Resilienzbegriff sowie methodisch-didaktische Tipps zur Resilienzförderung erleichtern die Umsetzung. Stark werden - stark bleiben Fröhlich-Gildhoff/ Reutter/ Schopp Prävention und Resilienzförderung in der Sekundarstufe I - PRiS Ein Förderprogramm 2021. 125 S. 2 Abb. 7 Tab. DIN A4. (978-3-497-03031-6) kt
