unsere jugend
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0342-5258
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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2024
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Bestand, Mangel, Bindung und Zukunft des Personals in den Erziehungshilfen
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2024
Sandra Fendrich
Jakob Gossen
Thomas Mühlmann
Thomas Rauschenbach
Die personelle Lage in der Kinder- und Jugendhilfe und in den erzieherischen Hilfen ist unübersichtlich und prekär geworden. Der Unmut darüber wächst ebenso wie die Ratlosigkeit mit Blick auf einfache und rasche Lösungen. Der nachfolgende Beitrag tritt in Anbetracht dessen einen Schritt zurück und trägt das aktuell verfügbare Datenmaterial zur Entwicklung, aktuellen Lage und Zukunft des Personals in den Hilfen zur Erziehung zusammen.
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402 unsere jugend, 76. Jg., S. 402 - 415 (2024) DOI 10.2378/ uj2024.art53d © Ernst Reinhardt Verlag Bestand, Mangel, Bindung und Zukunft des Personals in den Erziehungshilfen Eine aktuelle Bestandsaufnahme im Spiegel amtlicher Daten Die personelle Lage in der Kinder- und Jugendhilfe und in den erzieherischen Hilfen ist unübersichtlich und prekär geworden. Der Unmut darüber wächst ebenso wie die Ratlosigkeit mit Blick auf einfache und rasche Lösungen. Der nachfolgende Beitrag tritt in Anbetracht dessen einen Schritt zurück und trägt das aktuell verfügbare Datenmaterial zur Entwicklung, aktuellen Lage und Zukunft des Personals in den Hilfen zur Erziehung zusammen. von Sandra Fendrich Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsverbund Deutsches Jugendinstitut e.V./ Technische Universität Dortmund Unstrittig ist die personelle Lage in der Kinder- und Jugendhilfe schwieriger denn je. Vor allem durch den starken Ausbau der Kindertagesbetreuung, gepaart mit einem Geburtenanstieg und vermehrter Zuwanderung, hat sich das Verhältnis von zu besetzenden Stellen und gegenüberstehenden Bewerbungen in den letzten Jahren merklich verschlechtert. Spätestens infolge der Herausforderungen durch den starken, aber schwankenden Bedarf durch die Jakob Gossen Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsverbund Deutsches Jugendinstitut e.V./ Technische Universität Dortmund Dr. Thomas Mühlmann Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsverbund Deutsches Jugendinstitut e.V./ Technische Universität Dortmund Prof. Dr. Thomas Rauschenbach Seniorprofessor an der TU Dortmund, Wissenschaftliche Leitung des Forschungsverbundes Deutsches Jugendinstitut e.V./ Technische Universität Dortmund 403 uj 10 | 2024 Personal in den Erziehungshilfen im Spiegel amtlicher Daten Zuwanderung von unbegleiteten ausländischen Minderjährigen (UMA), aber auch durch einen insgesamt gestiegenen Unterstützungsbedarf für junge Menschen und ihre Familien durch erzieherische Hilfen, sehen sich auch diese mit einer prekären Personalsituation konfrontiert. In der Praxis können die Beschäftigten und die Träger der Einrichtungen von vielfältigen Problemen in der Gestaltung des Alltags berichten: das Auffangen von Personalausfällen durch Krankheiten sowie die Regelung von Urlaubsvertretungen vor dem Hintergrund einer dünnen Personaldecke, der Umgang mit Personalfluktuation und mit unbesetzten Stellen über längere Zeiträume. Längst spricht die Arbeitsmarktforschung von einem „Arbeitnehmer: innenmarkt“, also einem Arbeitsmarkt, bei dem die Beschäftigten sich die Stellen aussuchen können. Dies alles macht die Personallage in der Kinder- und Jugendhilfe nicht einfacher. Gründliche Analysen zum Ausmaß der Probleme und zu den Ursachen des Mangels sind daher eine wesentliche Grundlage für vertiefende Diskussionen in der Fachwelt, um mit der prekären Situation möglichst sachgerecht umzugehen und mit Blick auf die Verbesserung an den richtigen Stellschrauben zu drehen. Dies ist aber bei den Hilfen zur Erziehung nicht unproblematisch. Denn die empirische Beschreibung der personellen Lage liegt für die Erziehungshilfen keineswegs auf der Hand. Während auf Basis der Arbeitsmarktdaten der Bundesagentur für Arbeit dieser Ausschnitt der Kinder- und Jugendhilfe nicht wirklich zielgenau eingegrenzt werden kann, hat auch die amtliche Kinder- und Jugendhilfestatistik den Nachteil, dass sie die entsprechenden Daten nur alle zwei Jahre erhebt, diese deutlich zeitversetzt öffentlich zugänglich sind und die Personaldaten zudem nicht direkt ins Verhältnis gesetzt werden können zur Zahl der Einrichtungen und Plätze, aber auch nicht zu den „Fällen“ bzw. den Kindern und Jugendlichen. Gleichwohl sollen nachfolgend vier Dimensionen kurz beleuchtet werden: die Personalentwicklung in den erzieherischen Hilfen der letzten Jahre (1), die aktuellen Krisensymptome auf dem Arbeitsmarkt (2), die sich andeutende Fluktuation und zu geringe Personalbindung in den Erziehungshilfen (3) sowie abschließend die sich abzeichnende Dynamik im nächsten Jahrzehnt (4). 1. Die Expansion der Erziehungshilfen - ein kurzer Rückblick Durch das Leistungsangebot der Hilfen zur Erziehung werden jährlich mehr als 1 Mio. junge Menschen und deren Familien unterstützt. Bezogen auf alle unter 21-Jährigen in Deutschland sind das - statistisch betrachtet - etwa 7 % der Bevölkerung. Allein zwischen 2008 und 2022 haben sich die über die Kinder- und Jugendhilfestatistik (KJH-Statistik) erfassten Fallzahlen der Hilfen um insgesamt rund 24 % erhöht. Die Anzahl der jungen Menschen, die eine erzieherische Hilfe erhalten haben, ist in diesem Zeitraum von Jahr zu Jahr unterschiedlich stark gestiegen. Eine Ausnahme bildet einzig die rückläufige Entwicklung zwischen 2019 und 2020, dem ersten Coronajahr (Fendrich et al. 2023). Die seit vielen Jahren zu beobachtende Zunahme der Hilfen zur Erziehung fällt bei den familienorientierten ambulanten Leistungen 1 am deutlichsten aus, wenngleich im Verlauf der letzten Jahre auch mehr Leistungen der Fremdunterbringung 2 gezählt wurden, und hier vor allem die der Heimerziehung gem. § 34 SGB VIII. Letztere haben besonders in den Jahren 2015 und 2016 aufgrund der gestiegenen Einreise von unbegleiteten ausländischen Minderjährigen stark zugenommen. Seit 2021 werden wieder mehr Inobhutnahmen in dieser Adressat: innengruppe gezählt, welche sich auch auf den aktuellen Bedarf von Leistungen der Erziehungshilfen auswirken (Fendrich et al. 2023). 404 uj 10 | 2024 Personal in den Erziehungshilfen im Spiegel amtlicher Daten Die höhere Inanspruchnahme und die größer werdende Reichweite der Hilfen zur Erziehung spiegeln sich in der Entwicklung der finanziellen Aufwendungen wider, die vor allem die kommunalen Kinder- und Jugendhilfeetats betreffen. Zwischen 2008 und 2022 haben sich die Ausgaben für Hilfen zur Erziehung für Leistungen und Einrichtungen verdoppelt - von rund 6,0 Mrd. EUR auf zuletzt 12,0 Mrd. EUR. Mit Blick auf die Ausgaben für Leistungen entfällt der größte Teil auf die kostenintensive Unterbringung junger Menschen in Einrichtungen der Heimerziehung bzw. des betreuten Wohnens gem. § 34 SGB VIII (46 %), gefolgt von der Vollzeitpflege gem. § 33 SGB VIII (12 %) und der Sozialpädagogischen Familienhilfe gem. § 31 SGB VIII (11 %) (Fendrich et al. 2023, 40ff ). Analog zum Anstieg der Fallzahlen hat sich die Zahl der Beschäftigten im Feld der erzieherischen Hilfen in den letzten Jahren erhöht. Ende 2020 waren in Deutschland mit über 115.000 Beschäftigten so viele Personen wie noch nie in den Hilfen zur Erziehung tätig, sodass ein neuer Höchststand erreicht wurde. 3 Das Personalvolumen ist damit im Vergleich zu 2018, dem vorangegangenen Erhebungszeitraum mit damals 109.207 Beschäftigten, weiter angewachsen (+ 6 %), und in der längeren Betrachtung zeigt sich ein Plus von rund 53.000 tätigen Personen (+ 85 %) zwischen 2006 und 2020 (vgl. Abb. 1) (Erdmann et al. 2024). Eine besonders hohe Zunahme von 18 % ist zwischen 2014 und 2016 auszumachen, die vor allem mit dem starken Zuzug von unbegleiteten ausländischen Minderjährigen als Adressat: innengruppe in diesen Jahren zusammenhing (Mühlmann 2024). Die Expansion wird auch anhand des Blicks auf die rechnerischen Vollzeitstellen belegt, obwohl der Anstieg zwischen 2006 und 2020 mit einem 140.000 120.000 100.000 80.000 60.000 40.000 20.000 0 Anzahl 2006 keine Daten 2010 keine Daten 2014 2016 2018 2020 für 2008 für 2012 vorhanden vorhanden n Erziehungsberatung (§ 28 SGB VIII) n Ambulante Hilfen (§§ 27,2; 29 - 32, 35 SGB VIII) n Heimerziehung (§ 34 SGB VIII) 6.329 6.824 6.555 6.721 7.176 7.439 16.358 23.494 21.676 23.553 24.913 26.276 39.617 49.954 58.566 72.263 77.118 81.593 62.304 80.272 86.797 102.537 109.207 115.308 Abb. 1: Beschäftigte (pädagogisches und Verwaltungspersonal) in den Hilfen zur Erziehung nach Leistungssegmenten (Deutschland; 2006 bis 2020; Angaben absolut) (Statistisches Bundesamt 2008, 2012, 2016, 2018, 2020, 2022; eigene Berechnungen) 405 uj 10 | 2024 Personal in den Erziehungshilfen im Spiegel amtlicher Daten Plus von rund 79 % auf zuletzt 83.857 Vollzeitstellen etwas geringer ausfällt als bei den Beschäftigten insgesamt. Ein Trend zu einem starken Anstieg der Teilzeitstellen ist damit aber nicht abzuleiten. Vielmehr zeigt sich eine grundsätzliche Zunahme der Personalressourcen in Form von Vollzeitstellen (Erdmann et al. 2024). Die Personalzunahme in den Hilfen zur Erziehung in den letzten Jahren konzentrierte sich insbesondere auf den stationären Bereich der Heimerziehung. So ist die Zahl der Beschäftigten in der Heimerziehung zwischen 2006 und 2020 um 106 % angestiegen; anteilsmäßig ist der Zuwachs erstaunlicherweise stärker als in der Kindertagesbetreuung (vgl. Abb. 1). Diese Expansion ging einher mit einem starken Ausbau der stationären Platzkapazitäten, was u. a. auf die gewachsene Sensibilität in Sachen Kinderschutz, aber auch auf die bereits genannte zunehmende Bedeutung von unbegleiteten ausländischen Minderjährigen in der stationären Unterbringung vor allem in den Jahren 2015 und 2016 zurückzuführen ist. Seit dieser Zeit sind die Beschäftigtenzahlen noch weiter gestiegen, jedoch in eher moderatem Umfang; zuletzt noch um rund 6 % zwischen 2018 und 2020. Ebenfalls in den letzten Jahren angestiegen ist die Zahl der Beschäftigten in den ambulanten Hilfen, zuletzt um 5 % zwischen 2018 und 2020, sowie der Mitarbeitenden in der Erziehungsberatung, wenngleich in den beiden Feldern deutlich weniger Personal im Vergleich zur Heimerziehung tätig ist. Im Rahmen des Ausbaus der Personalkapazitäten hat sich das Qualifikationsniveau der Beschäftigten in den Hilfen zur Erziehung in den letzten Jahren kaum verändert. Etwa jede: r dritte Beschäftigte (37 %) im Arbeitsfeld verfügte Ende 2020, ähnlich wie in den vorangegangenen Datenjahren, über eine fachbezogene Hochschulausbildung, also mindestens einen Bachelorabschluss einer Hochschule in einem (sozial-)pädagogischen Fach. Der größte Teil der Beschäftigten in den Hilfen zur Erziehung konnte einen einschlägigen Fachschulabschluss als Erzieher: in bzw. einen Berufsschulabschluss nachweisen (Erdmann et al. 2024; Fendrich et al. 2023). Werden die einzelnen Leistungsbereiche getrennt voneinander betrachtet, so zeigen sich Unterschiede im Qualifikationsniveau (vgl. Abb. 2): ➤ In der Heimerziehung verfügten 2020 nach wie vor weniger als ein Drittel der Beschäftigten (29 %) über einen fachlich einschlägigen Hochschulabschluss (vgl. Abb. 2). Der größte Teil des pädagogischen Personals konnte einen einschlägigen Fachschul- oder Berufsschulabschluss vorweisen (53 %), wobei es sich hierbei hauptsächlich um Erzieher: innen handelte (46 % bezogen auf alle Beschäftigten). ➤ Im ambulanten Leistungssegment war der Anteil an Personen mit akademischer Ausbildung mit 56 % fast doppelt so hoch wie in der Heimerziehung. ➤ Ein ähnlicher hoher Anteil ist in der Erziehungsberatung zu beziffern (55 %). Hier kommt noch die Besonderheit hinzu, dass ein besonders großer Teil der Beschäftigten über einen anderen als einen fachlich einschlägigen Hochschulabschluss verfügt, zumeist in psychologischen Fachrichtungen. Wird zusätzlich die Gruppe der Psycholog: innen mit einem Hochschulabschluss berücksichtigt, die hier eine zentrale Beschäftigungsgruppe darstellen, wurde im Jahr 2020 eine Akademisierungsquote von 89 % erreicht. Analysen zu Abschlüssen der Beschäftigten geben nicht nur Hinweise zu Entwicklungen beim Qualifikationsniveau in den Arbeitsbereichen der erzieherischen Hilfen, sondern stellen ebenso eine Hintergrundfolie dar, wenn es um die Frage geht, inwiefern das sozialpädagogische Ausbildungssystem eine Stellschraube bei der Bewältigung des Fachkräfteengpasses darstellt, die künftig stärker in den Blick genommen werden muss. 406 uj 10 | 2024 Personal in den Erziehungshilfen im Spiegel amtlicher Daten 2. Der leergefegte Arbeitsmarkt der Kinder- und Jugendhilfe - aktuelle Analysen Der Arbeitsmarkt, oder richtiger: die Arbeitsmarktstatistiken kennen die Kinder- und Jugendhilfe nicht, weder begrifflich noch inhaltlich. Und schon gar nicht zu finden sind konkrete Daten zu den Hilfen zur Erziehung, wie sie - feingliedrig und diffizil - in den §§ 27ff im SGB VIII und in der dazugehörigen KJH-Statistik zu finden sind. Wer etwas über die aktuell prekäre Lage auf dem deutschen Arbeitsmarkt wissen will, das auch für die erzieherischen Hilfen relevant sein könnte, muss sich bis auf Weiteres mit wenig zielgenauen Annäherungen zufriedengeben. Am ehesten den erzieherischen Hilfen nahe kommen die ausgewählten sog. „Berufsgattungen“ (Fünf-Steller) aus der Berufsgruppe 831 („Erziehung, Sozialarbeit, Heilerziehungspflege“) - darin vor allem die beiden Ziffern 83113 und 83124, die noch am ehesten die Berufe der „Erzieher: innen“ und der „Sozialpädagogik/ Sozialarbeit“ umschreiben. Das Problem ist dabei nur, dass in der ersten Ziffer „83113“ zugleich auch das Personal aus dem sehr viel größeren Arbeitsfeld Kita enthalten ist, während die zweite Berufsgattung „83124“ nahezu die gesamte Soziale Arbeit umfasst. Beide Berufsgattungen enthalten demzufolge vermutlich einen Großteil des Personals in den erzieherischen Hilfen, allerdings eben nur als eine kleine oder zumindest als die kleinere Teilmenge. in % 100,0 80,0 60,0 40,0 20,0 0,0 2014 2016 2018 2020 Erziehungsberatung (§ 28 SGB VIII) 2014 2016 2018 2020 Ambulante Hilfen (§§ 27,2, 29 - 32, 35 SGB VIII) 2014 2016 2018 2020 Heimerziehung (§ 34 SGB VIII) n In Ausbildung bzw. ohne Abschluss n Einschl. Fachschulabschluss/ Berufsschulabschluss n Fachbezogener Hochschulabschluss* n Sonstige Berufs- und Hochschulabschlüsse 43,0 52,0 4,3 40,6 54,2 4,4 41,5 53,8 3,6 40,5 54,6 4,0 56,8 27,8 5,2 10,2 54,8 27,0 6,0 11,8 57,0 26,5 5,6 10,9 55,7 27,1 5,8 11,4 31,1 53,7 9,0 6,2 31,0 51,0 8,7 9,8 30,3 52,5 8,9 8,3 29,3 53,2 9,3 8,2 Abb. 2: Beschäftigte (pädagogisches und Verwaltungspersonal) in den Hilfen zur Erziehung nach Leistungssegmenten und Qualifikation (Deutschland; 2014 bis 2020; Angaben in %) (Statistisches Bundesamt 2016, 2018, 2020, 2022; eigene Berechnungen) Anmerkung: * Zu den fachbezogenen, an Hochschulen ausgebildeten Beschäftigten werden Diplom-Sozialpädagog: innen, Diplom-Heilpädagog: innen und Diplom-Pädagog: innen mit dem Abschluss einer Fachhochschule oder einer Universität gezählt, jeweils inklusive BA/ MA-Abschlüsse, sowie staatlich anerkannte Kindheitspädagog: innen (Bachelor/ Master). 407 uj 10 | 2024 Personal in den Erziehungshilfen im Spiegel amtlicher Daten Unter diesen Prämissen lassen sich anhand der Arbeitsmarktdaten drei Befunde bilanzieren: (1) die berufsspezifische Arbeitslosenquote (AL-Quote), (2) das Verhältnis von Arbeitslosigkeit und offenen Stellen sowie (3) das Ausmaß des Krankenstandes (allerdings eingeschränkt auf NRW). (1) In der Berufsgruppe 831 „Erziehung, Sozialarbeit, Heilerziehungspflege“ der Arbeitslosenstatistik wurden 2023 insgesamt knapp 75.000 Personen arbeitslos gemeldet. Das entspricht für diese Berufsgruppe einer Quote von 4,1 %. Darin enthalten sind allerdings alle gemeldeten Personen, die - unabhängig von ihrer Ausbildung - einen dementsprechenden Zielberuf anstreben. Engt man daher die Zahl der arbeitslos gemeldeten Personen auf die Berufe in der Kinderbetreuung (83112/ 83113) ein („Erzieher: in“, „Kinderpflege“), so reduzieren sich diese Werte auf etwas mehr als 12.000 Personen, was einer AL-Quote von 1,4 % entspricht (bei rund 879.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten). Und bei den Berufen der Sozialpädagogik/ Sozialarbeit (8312) liegt dieser Wert bei etwa 6.600 arbeitslosen Personen (gegenüber ca. 334.500 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten), was einer AL-Quote von knapp 2 % entspricht. Schon diese beiden Eckwerte signalisieren, dass das Reservoir an arbeitslos gemeldeten Fachkräften mit Werten von unter 2 % so gut wie leer ist. Üblicherweise wird in den Arbeitsmarktberichten bei derartigen Quoten von Vollbeschäftigung gesprochen (Böwing-Schmalenbrock et al. 2024, 252ff ). (2) Setzt man diese Zahl der arbeitslos gemeldeten Personen - tendenziell ausgebildeten Fachkräften - ins Verhältnis zu den in der Statistik der gemeldeten sozialversicherungspflichtigen unbesetzten Stellen (offene Stellen) bei den beiden gleichen Berufsgruppen, dann zeigt sich, dass den genannten gut 12.000 arbeitslos gemeldeten Personen bei den Berufen in der Kinderbetreuung (83112, 83113) rund 14.000 offene Stellen gegenüberstehen. Und bei den Berufen der Sozialpädagogik/ Sozialarbeit sind es 6.600 arbeitslos gemeldete Personen im Vergleich zu 7.800 offenen Stellen. Auch in dieser Hinsicht - bei allen Ungenauigkeiten im Detail und der Unklarheit, wie viel davon für die erzieherischen Hilfen zutrifft - wird der Befund bestätigt, dass der Fachkraftarbeitsmarkt leergefegt ist. Wenn der Bundesagentur für Arbeit in der Summe mehr offene Stellen gemeldet werden, als sie selbst (arbeitslos gemeldete) Personen im Bestand hat, dann zeigt dieses Verhältnis sehr eindeutig und unmissverständlich den bestehenden Fachkräftemangel auf - zumal diese ernüchternden Relationen Auswirkungen bei diesen Berufsgruppen aufzeigen, die auf alle Arbeitsfelder der Kinder- und Jugendhilfe ausstrahlen. 4 (3) Ein letzter Indikator, der auf den hier ins Auge gefassten angespannten Arbeitsmarkt hinweist, sind die aktuellen Daten einiger großer Krankenkassen zu den Krankmeldungen, genauer: den vorgelegten Arbeitsunfähigkeitsmeldungen (AU-Fälle). 5 Auch diese beziehen sich auf die skizzierten Berufsgruppen und Berufsgattungen; allerdings liegen sie bislang nur für NRW für die Jahre 2021 bis 2023 vor. Demzufolge belaufen sich die AU-Fälle bei den Berufen zur Kinderbetreuung auf zuletzt rund 30 Tage und bei den Berufen der Sozialpädagogik/ Sozialarbeit auf rund 23 Fehltage pro Versicherungsjahr. Zum Vergleich: Bei allen Beschäftigten dieser Krankenkassen lag dieser Wert bei nicht ganz 20 Tagen und bei den Gesundheitsberufen bei knapp 21 Tagen (Autor: innengruppe Forschungsverbund DJI/ TU Dortmund 2024, 81ff ). Dies deutet einmal mehr darauf hin, dass die krankheitsbedingten 408 uj 10 | 2024 Personal in den Erziehungshilfen im Spiegel amtlicher Daten Personalausfälle in der Kinder- und Jugendhilfe zum Teil deutlich über dem Durchschnitt liegen. In der Summe belegen diese drei exemplarischen Analysen zum akuten Fachkräftemangel in den beiden großen Berufsbereichen der Kinderbetreuung und der Sozialpädagogik/ Sozialarbeit, dass es inzwischen ganz offenkundig nicht mehr gelingt, das personelle Verhältnis von Angebot (an verfügbaren Fachkräften) und Nachfrage (an zu besetzenden Stellen) in der Kinder- und Jugendhilfe und damit auch in den erzieherischen Hilfen in ein ausgewogenes Verhältnis zu bringen. Und es gelingt - gewissermaßen als nichtintendierte Nebenwirkung - in der Folge offenbar auch zunehmend schlechter, krankheitsbedingte Ausfälle vor dem Hintergrund der angespannten Personalsituation zu kompensieren. Oder anders formuliert: Inzwischen werden die Schattenseiten des starken Personalwachstums der letzten Jahre erkennbar, mit denen die Kinder- und Jugendhilfe ganz offensichtlich an ihre vorläufigen Grenzen stößt. Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt auch das Institut der deutschen Wirtschaft, das für die Erzieher: innen, die absolut und anteilig die mit Abstand größte Berufsgruppe in der gesamten Kinder- und Jugendhilfe ausmachen, in den nächsten Jahren bis 2026 den deutlichsten Anstieg der Beschäftigtenzahlen erwartet. Allerdings wird dies voraussichtlich nicht ausreichen, um die Fachkräftelücke zu schließen, diese wird sich sogar noch weiter vergrößern (Burstedde 2023). 3. Fluktuation und Bindung - eine Herausforderung für die Erziehungshilfen Die Daten der KJH-Statistik bilden naturgemäß nur die Situation in der Vergangenheit ab. Hinweise auf aktuelle und zukünftige Herausforderungen lassen sich aber über Analysen der Altersstruktur des Personals herausarbeiten. So kann zumindest annäherungsweise abgeschätzt werden, wie viele Personen altersbedingt in den nächsten Jahren das Arbeitsfeld verlassen werden. Und durch einen Blick auf die altersmäßige Zusammensetzung können sich erste Hinweise für weitere Personalbedarfe aufgrund von Fluktuation ergeben. Ende 2020 waren in den Hilfen zur Erziehung bundesweit insgesamt rund 20.600 Personen im Alter von 55 Jahren und älter tätig. Das entspricht einem Anteil von 18 % an allen Beschäftigten (vgl. Tab. 1). Diese Personen werden voraussichtlich in den nächsten zehn Jahren nach und nach in Rente gehen und müssen dementsprechend ersetzt werden. Auffällig ist allerdings, dass in den einzelnen Leistungssegmenten der erzieherischen Hilfen die Altersstruktur sehr unterschiedlich ist: Beispielsweise werden in der Erziehungsberatung aufgrund des hohen Anteils älterer Fachkräfte bis 2030 rund 38 % der Beschäftigten in den Ruhestand wechseln. Für die Beratungsstellen stellt das Thema Altersausschied in den nächsten Jahren somit eine zentrale Herausforderung dar. In den ambulanten Hilfen sind die Anteile der 55-Jährigen und Älteren mit 21 % und in den stationären Hilfen Arbeitsfelder Beschäftigte insg. Darunter ≥ 55 Jahre insg. %-Anteil Beschäftigte ≥ 55 Jahre an insg. HzE insg. Erziehungsberatung Ambulante Hilfen Stationäre Hilfen 115.308 7.439 26.276 81.593 20.649 2.837 5.437 12.375 17,9 38,1 20,7 15,2 Tab. 1: Beschäftigte (pädagogisches und Verwaltungspersonal) in den Hilfen zur Erziehung ab 55 Jahren nach Arbeitsbereichen (Deutschland; 2020; Angaben absolut und Anteil in %) (Statistisches Bundesamt 2022; eigene Berechnungen) 409 uj 10 | 2024 Personal in den Erziehungshilfen im Spiegel amtlicher Daten der Heimerziehung mit 15 % hingegen deutlich geringer. Insbesondere in den stationären Hilfen fällt der geringe Wert auf. Das bedeutet jedoch nicht, dass es in diesen beiden Arbeitsfeldern keine Herausforderungen bei der Frage des Personalersatzbedarfs gibt. Insbesondere für das größte und hinsichtlich der Altersstruktur jüngste Arbeitsfeld innerhalb der Hilfen zur Erziehung - die stationären Hilfen - deuten die Daten darauf hin, dass viele Beschäftigte bereits weit vor dem Rentenalter diesen Bereich wieder verlassen. Auch wenn die amtliche Statistik nicht die Verweildauer einzelner Personen im Arbeitsfeld erfasst, so lässt sich anhand der Daten jedoch berechnen, ob die Anzahl der Personen in einem bestimmten Altersjahrgang höher, gleich oder niedriger ist als der um zwei Jahre jüngere Altersjahrgang in der Erhebung davor. Altersgruppen Erziehungsberatung Ambulante Hilfen Stationäre Hilfen Beschäftigte absolut 2020 Unter 27 J. 27 - 33 J. 34 - 40 J. 41 - 47 J. 48 - 54 J. 55 J. und älter Insgesamt 169 658 1.057 1.215 1.503 2.837 7.439 3.142 5.565 4.529 3.723 3.880 5.437 26.276 16.959 19.878 13.113 9.389 9.879 12.375 81.593 Beschäftigte absolut 2018 Unter 25 J. 25 - 31 J. 32 - 38 J. 39 - 45 J. 46 - 52 J. 53 J. und älter Insgesamt 64 478 920 1.082 1.452 3.180 7.176 1.672 5.000 4.558 3.643 3.925 6.115 24.913 9.608 20.534 13.398 9.357 9.970 14.251 77.118 Veränderung der Beschäftigtenzahl 2020 gegenüber 2018 in den Altersgruppen absolut (Projektion) Unter 27 J. 27 - 33 J. 34 - 40 J. 41 - 47 J. 48 - 54 J. +105 +180 +137 +133 +51 +1.470 +565 -29 +80 -45 +7.351 -656 -285 +32 -91 Veränderung der Beschäftigtenzahl 2020 gegenüber 2018 in den Altersgruppen in % (Projektion) Unter 27 J. 27 - 33 J. 34 - 40 J. 41 - 47 J. 48 - 54 J. +164,1 +37,7 +14,9 +12,3 +3,5 +87,9 +11,3 -0,6 +2,2 -1,1 +76,5 -3,2 -2,1 +0,3 -0,9 Tab. 2: Veränderungen bei der Anzahl der Beschäftigten (pädagogisches und Verwaltungspersonal) in den Hilfen zur Erziehung nach Arbeitsbereichen und Altersgruppen zwischen 2018 und 2020 (Deutschland; Angaben absolut und Projektion absolut und in % 1 ) (FDZ der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder o. J.; eigene Berechnungen) Anmerkung: 1 Berechnungen, wie sich die Zahl der Beschäftigten in bestimmten Alterskohorten, die Ende 2018 in den ausgewählten Arbeitsbereichen tätig waren, zur Zahl derjenigen Mitarbeitenden verhält, die Ende 2020 zwei Jahre älter waren 410 uj 10 | 2024 Personal in den Erziehungshilfen im Spiegel amtlicher Daten Gäbe es keine vorzeitigen Ausstiege, müssten beispielsweise alle Personen, die 2018 in der Altersgruppe der 25-Jährigen waren, zwei Jahre später wieder mengenmäßig in der Gruppe der 27-Jährigen zu finden sein. Ist die Zahl niedriger, müssen im Saldo mehr Personen den Bereich verlassen haben, als in diesem Altersjahrgang hinzugekommen sind. Eine so vergleichende Vorgehensweise zwischen der „Soll“-Projektion (Stand 2018 um zwei Jahre verschoben) und dem tatsächlichen „Ist“-Personalstand im Jahr 2020 zeigt: In der Heimerziehung beginnt das Verhältnis von Zu- und Abgängen bereits bei denjenigen, die im Jahr 2020 27 bis 33 Jahre alt waren, negativ zu werden. Oder anders formuliert: Es sind mehr Personen aus dem Feld ausals eingestiegen (vgl. Tab. 2). Im Bereich der Heimerziehung kamen zwischen 2018 und 2020 nur bis zur Altersgruppe der unter 27-Jährigen noch Einsteiger: innen in nennenswerter Zahl hinzu. Die Ergebnisse bestätigen frühere Studien, in denen die Heimerziehung wiederholt als ein typisches „Einstiegsarbeitsfeld“ nach einem sozialpädagogischen Studium dargestellt wurde (Krüger/ Züchner 2002). Infolgedessen scheint es sich um eine Tätigkeit zu handeln, die zumindest ein Teil der Beschäftigten nicht dauerhaft ausübt, wie die Fluktuationsdynamik verdeutlicht. Insbesondere in den stationären Hilfen dürfte der künftige Personalersatzbedarf infolgedessen im Wesentlichen auch dadurch mitbestimmt werden, inwieweit es dem Arbeitsfeld gelingt, die Personalbindung signifikant zu erhöhen. In den ambulanten Hilfen ist das Bild hingegen weniger eindeutig. Augenscheinlich gibt es hier sowohl vorzeitige Ausstiege als auch Neuzugänge bzw. Wiedereinstiege in älteren Jahrgängen, die in einem variierenden Verhältnis zueinander stehen. Auf Grundlage der vorliegenden Daten der amtlichen Statistik lässt sich das Ausmaß der tatsächlichen Fluktuation nicht bestimmen, daher fällt es schwer, aus diesem Ergebnis Schlussfolgerungen abzuleiten. Anders ist die Lage bei der Erziehungsberatung: Hier ist der Saldo in allen Altersgruppen unter 55 Jahren positiv. Dies deutet darauf hin, dass dieser Bereich sowohl für jüngere als auch für ältere Fachkräfte eine Option darstellt. Hinweise auf vorzeitige Fluktuation liegen auf Grundlage der amtlichen Daten für dieses Arbeitsfeld nicht vor. Das dürfte auch damit zu tun haben, dass der Anteil akademisch ausgebildeter Fachkräfte hier auffällig hoch ist und auch die tarifliche Eingruppierung im Schnitt besser sein dürfte als in der Heimerziehung. 4. Erziehungshilfen im nächsten Jahrzehnt - ein Blick in die Zukunft Angesichts der aktuellen Fachkräftemisere in der Kinder- und Jugendhilfe und der wachsenden Herausforderungen im Bereich der erzieherischen Hilfen ist die Antwort auf die Frage entscheidend, wie sich der Bedarf an diesen Hilfen künftig aller Voraussicht nach entwickeln wird. Die Beantwortung dieser Frage ist insoweit essenziell, um rechtzeitig entsprechende Maßnahmen zur Sicherung eines bedarfsgerechten Angebots initiieren und legitimieren zu können. Eine einfache Antwort auf die Frage gibt es allerdings nicht. Viele Einflussfaktoren bestimmen den quantitativen Bedarf an Hilfeleistungen, aber nur wenige lassen sich gut für die Zukunft abschätzen. Die beschriebene Expansion der Erziehungshilfen im letzten Jahrzehnt legt nahe, dass auch künftig ein weiterer Anstieg der Fallzahlen zu erwarten ist. So zeigt sich beispielsweise, dass die nach 2016 rückläufigen UMA-Fallzahlen ab 2021 bis zum Jahr 2023 erneut deutlich angestiegen sind (Böwing-Schmalenbrock et al. 2024). Neben den Entwicklungen in den erzieherischen Hilfen selbst sind zur Vorausberechnung jedoch auch noch weitere kontextbezogene Einflussgrößen in den Blick zu nehmen, wie beispielsweise die demografische Entwicklung 411 uj 10 | 2024 Personal in den Erziehungshilfen im Spiegel amtlicher Daten sowohl der potenziellen Adressat: innen als auch des künftig neu ausgebildeten Personals. Mithilfe amtlicher Daten können diese Entwicklungsverläufe analysiert und vorausberechnet werden. Unter der Prämisse, dass die getroffenen Annahmen in Zukunft auch eintreten, ist damit eine Annäherung an die künftige Bedarfslage ermöglicht. Allerdings handelt es sich hierbei stets um Wenn-Dann-Berechnungen, also nicht um sichere Vorhersagen oder Prognosen. Um verschiedene Verläufe der Bedarfsentwicklung abzubilden, ist es sinnvoll, mehrere Szenarien vorauszuberechnen. Dadurch eröffnet sich ein Korridor, innerhalb dessen die tatsächliche Bedarfsentwicklung am wahrscheinlichsten vermutet werden kann. Die Aussagekraft von Vorausberechnungen hängt dabei maßgeblich von den zuvor getroffenen Annahmen ab. Diese können von den realen Entwicklungen abweichen, insbesondere, wenn unvorhersehbare Ereignisse eintreten, wie zum Beispiel Kriegsausbrüche, Umweltkatastrophen oder politisch unerwartete Entscheidungen. Trotzdem sind solche Vorausberechnungen für die Planung essenziell. So lässt sich zumindest abschätzen, ob aus heutiger Sicht ein Rückgang, Fortbestand oder Anstieg des Bedarfs zu erwarten ist. Und unmittelbar damit korrespondiert dann auch die Frage, ob sich die Situation rund um den damit verbundenen Fachkräftebedarf künftig tendenziell entspannt oder weiter zuspitzt. Im Rahmen des aktuellen Kinder- und Jugendhilfereports (Böwing-Schmalenbrock et al. 2024) wurden die Fallzahlentwicklung und der Personalbedarf für die stationären Hilfen vorausberechnet. Auf Basis dieser Analysen ist aufgrund der Fallzahlentwicklung kurz- und mittelfristig keine Entspannung des Fachkräftebedarfs in den stationären Hilfen zu erwarten. Der demografische Wandel führt mit Blick auf die Adressat: innen dazu, dass bis 2030 bundesweit eine Zunahme der stationären Hilfen auf rund 92.200 Hilfen unter der Annahme zu erwarten ist, dass die Quoten der Inanspruchnahme ab 2022 konstant bleiben. Im Vergleich zu 2021 (82.128) würde dies einen Anstieg um etwa 10.000 Hilfen bedeuten. Dieser Anstieg verstärkt sich deutlich, sofern sich die durchschnittliche Steigerungsrate der Inanspruchnahmequoten aus dem vergangenen Jahrzehnt künftig fortsetzen würde. In diesem Fall stiege der Bedarf an stationären Hilfen bis 2030 auf rund 107.200 Hilfen, was einem Anstieg um etwa 25.000 Hilfen entspräche (ebd.). Analog dazu zeichnet sich ein Anstieg der Personalbedarfe ab. Für das Jahr 2030 wird ein Korridor beim Personalbedarf vorausberechnet, der für die stationären Hilfen zwischen 62.600 und 72.800 Vollzeitäquivalenten (VZÄ) liegen dürfte. Im Vergleich zum letzten bekannten Personalbestand aus dem Jahr 2020 von 61.561 Vollzeitäquivalenten ergäbe sich infolgedessen bis 2030 ein kleiner bis deutlicher Anstieg des benötigten Personalvolumens, der zwischen 1.000 und 11.200 zusätzlichen VZÄ variiert (vgl. Abb. 3). In den vorausberechneten Szenarien setzen sich die geschilderten Entwicklungen auch in den Folgejahren bis 2035 fort. Beachtet werden muss bei diesen Größenordnungen, dass hier die Fallzahlen, die aufgrund von unbegleiteter Einreise von Minderjährigen entstehen, ebenso wenig in die Vorausberechnung einbezogen werden können wie auch andere unvorhersehbare Ereignisse. Zudem lassen sich auch altersbedingte und vorzeitige Personalausstiege mangels einer aussagekräftigen Datenlage nicht als Teil der Vorausberechnung einbeziehen, obgleich diese - wie im vorigen Abschnitt gezeigt wurde - in den erzieherischen Hilfen einen erheblichen Personalersatzbedarf nach sich ziehen können (vgl. Tab. 2). In der Konsequenz bedeutet das, dass die Herausforderung beim Personal nicht allein darin bestehen wird, dieses entsprechend der Bedarfslage für das Feld der erzieherischen Hilfe zusätzlich zu gewinnen, sondern dass es ange- 412 uj 10 | 2024 Personal in den Erziehungshilfen im Spiegel amtlicher Daten sichts der beschriebenen Arbeitsmarktsituation auch schon schwierig sein dürfte, Ersatz für das altersbedingt oder vorzeitig ausscheidende Personal zu finden. Ohne entsprechende (Zwischen-)Lösungen wird die Personallücke im kommenden Jahrzehnt in den Erziehungshilfen aller Voraussicht nach weiter anwachsen, auch weil auf absehbare Zeit der Kita-Personalbedarf immens ist und dies automatisch den Fachkräftewettbewerb verschärfen wird. 90.000 80.000 70.000 60.000 50.000 40.000 / / 0 80.000 (Szenario 2 - V3) Anzahl 2010 2014 2016 2018 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 2031 2032 2033 2034 2035 Vorausberechnung ohne UMA-Entwicklung Ist-Stand Vorausberechnung Vorausberechnungsszenarien: Szenario 1 - V2 Szenario 2 - V2 Szenario 1 - V3 Szenario 2 - V3 Personalentwicklung (Ist) 77.700 (Szenario 2 - V2) 64.500 (Szenario 1 - V3) 63.700 (Szenario 1 - V2) 72.800 62.600 66.400 62.400 61.561 Abb. 3: Entwicklung des Personalstands und Vorausberechnung des fallzahlbedingten Personalbedarfs (Vollzeitäquivalente) in den stationären Hilfen zur Erziehung (am 31. 12. des Jahres andauernde Hilfen) nach Szenarien 1, 2, 3, 4 (Deutschland; 2010 bis 2035; Angaben absolut; ab 2021 Vorausberechnung) (Statistisches Bundesamt 2012, 2016, 2018, 2020, 2022; eigene Berechnungen) 1 Szenario 1: Konstante Quote der Inanspruchnahme (auf Grundlage der gemittelten Quoten der Jahre 2011 bis 2021) in den Varianten V2 und V3 der 15. kBV 2 Szenario 2: Fortschreibung der Entwicklung der Inanspruchnahmequoten aus den Jahren 2011 zu 2021 in den Varianten V2 und V3 der 15. kBV 3 Inklusive der Hilfen für junge Volljährige 4 Nicht alle Tätigen sind vollzeitbeschäftigt (39 Wochenstunden). Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit beträgt in 2020 29,4 Wochenstunden. Um die Vollzeitäquivalente abzudecken, werden daher mehr Personen benötigt, als die Vollzeitäquivalente ausweisen. Anmerkung: Die Vorausberechnung stellt eine lineare Fortschreibung der Gesamtfallzahlen (einschließlich UMA) auf Grundlage der Entwicklungen im Zeitraum von 2011 bis 2021 dar. In der Vorausberechnung implizit enthalten ist somit auch eine geringe Anzahl von UMA. Es bleibt jedoch unberücksichtigt, dass die UMA-Fallzahlen bereits 2022 wieder deutlich an Dynamik gewonnen haben. Personal-Fallzahl-Relation im Jahr 2020: 1 : 1,36, bis 2030 kontinuierlich ansteigend bis auf 1 : 1,47, 2030 bis 2035 konstant. Lesehinweis: Im Jahr 2035 würden demografiebedingt in Szenario 2 - V3 schätzungsweise 18.500 VZÄ mehr benötigt als 2020. Nicht berücksichtigt sind hier zusätzliche Personalbedarfe u. a. durch UMA. 413 uj 10 | 2024 Personal in den Erziehungshilfen im Spiegel amtlicher Daten Anmerkungen 1 Ambulante Hilfen gem. § 27 in Verbindung mit §§ 29 - 35, 35 SGB VIII (sogenannte ambulante„27,2er-Hilfen“) sowie die entsprechenden Hilfen für junge Volljährige gem. § 41 SGB VIII 2 Unter Fremdunterbringung werden die folgenden im SGB VIII verankerten Hilfen zusammengefasst: §§ 27,2 (sogenannte stationäre„27,2er-Hilfen“), 33 und 34 SGB VIII. 3 Mit dem Erhebungsjahr 2022 wurde die Statistik zu den Einrichtungen und tätigen Personen in den Arbeitsfeldern jenseits von Kindertagesbetreuung vollständig neu konzipiert. Erste Ergebnisse der neuen Statistik wurden Anfang 2024 veröffentlicht. Eine Vergleichbarkeit mit früheren Ergebnissen wird derzeit analysiert. Aufgrund der umfangreichen Umstellung der Einrichtungs- und Personalstatistik auf eine Trägerstatistik kann es gerade mit Blick auf einen Zeitreihenvergleich zu möglichen Einschränkungen kommen (Mühlmann 2022). 4 Die Bundesagentur für Arbeit hat Anfang 2024 für das Jahr 2023 eine eigene Arbeitsmarktanalyse für das Themenfeld der Kinderbetreuung vorgelegt, also ohne den Bereich der Sozialpädagogik/ Sozialarbeit. Dieser weicht im Detail von den hier vorgelegten Werten ab, kommt aber in den Befunden zu vergleichbaren Schlüssen (Statistik der Bundesagentur für Arbeit 2024). 5 Hierin nicht enthalten sind schwangerschaftsbedingte Fehlzeiten, Kinderkrankengeldtage sowie krankheitsbedingte Fehltage unterhalb einer offiziellen Krankmeldung. Damit dürfte die reale Situation in den Einrichtungen vor Ort eher unterschätzt werden. Sandra Fendrich E-Mail: sandra.fendrich@tu-dortmund.de Jakob Gossen E-Mail: jakob.gossen@tu-dortmund.de Dr. Thomas Mühlmann E-Mail: thomas.muehlmann@tu-dortmund.de Prof. Dr. Thomas Rauschenbach E-Mail: thomas.rauschenbach@tu-dortmund.de 5. Kein Licht am Ende des Tunnels? Ausblick Meldungen aus der Praxis unterstreichen den bereits konstatierten Fachkräftemangel und den damit verbundenen akuten Handlungsbedarf. So veröffentlichte im Frühjahr 2024 das SOS-Kinderdorf ein Policy Paper mit Maßnahmen zur Behebung des Fachkräftemangels in der Kinder- und Jugendhilfe. Der Mangel an Fachkräften wird darin als gravierend beschrieben, und es wird darauf hingewiesen, dass dadurch die Kinderrechte und der Kinderschutz gefährdet seien (SOS-Kinderdorf 2024). Auch im Rahmen des Aufrufs des Bundesverbandes für Erziehungshilfe an die politischen Verantwortlichen im September 2023 wird die Lage als besorgniserregend und einschränkend auf Angebote aufgeführt (AFET 2023). Die Internationale Gesellschaft für erzieherische Hilfen berichtete im September 2023 von unbesetzten Stellen, einer schwierigen Personalsuche und einer hohen Personalfluktuation im Feld. Diese Faktoren führen zu Einschränkungen der pädagogischen Arbeit, Überlastung der vorhandenen Fachkräfte und sogar zur Schließung von Einrichtungen (IGFH 2023). Für die Praxis der Erziehungshilfen ist es dringend notwendig, dass Maßnahmen ergriffen werden, um die personelle Situation zu verbessern. Es muss damit gerechnet werden, dass eine weitere Verschärfung der Fachkräftesituation folgenreiche Spuren in der Kinder- und Jugendhilfe hinterlässt. Letztendlich wären nicht nur die Träger und Einrichtungen, sondern vor allem auch die Adressat: innen die Leidtragenden, wenn der Fachkräftemangel dazu führt, dass der gesetzliche Anspruch nicht mehr gewährleistet werden kann und das Angebot nicht mehr an den Notwendigkeiten der Hilfen zur Erziehung sowie an den Bedarfen und Bedürfnissen der Betroffenen ausgerichtet ist (Schüler 2024). So kritisch wie im Moment war die Lage noch nie - und sie dürfte vorerst nicht besser werden. 414 uj 10 | 2024 Personal in den Erziehungshilfen im Spiegel amtlicher Daten Literatur AFET - Bundesverband für Erziehungshilfe e. V. (Hrsg.) (2023): Ohne Fachkräfte keine qualifizierte Kinder- und Jugendhilfe! Dringender Aufruf an die politisch Verantwortlichen in Bund und Ländern zum sofortigen Handeln. In: https: / / afet-ev.de/ assets/ themen plattform/ 2023-09-05_AFET-Aufruf-Ohne-Fachkraftekeine-qualifizierte-Kinder--und-Jugendhilfe.pdf, 16. 6. 2024 Autor: innengruppe Forschungsverbund DJI/ TU Dortmund (2024): Fachkräfte in der Kinder- und Jugendhilfe. Bestand, Lücken, Gewinnung, Bedarfe in NRW. wbv, Bielefeld, http: / / dx.doi.org/ 10.3278/ 978376397 6973 Böwing-Schmalenbrock, M., Fendrich, S., Meiner-Teubner, M., Rauschenbach, T., Volberg, S. (2024): Die Fachkräftemisere. Zur aktuellen Lage und Zukunft in der Kinder- und Jugendhilfe. In: Autor: innengruppe Kinder- und Jugendhilfestatistik (Hrsg.): Kinder- und Jugendhilfereport 2024. Barbara Budrich, Opladen, 243 - 280, http: / / dx.doi.org/ 10.2307/ jj.13632416.20 Burstedde, A. (2023): Die IW-Arbeitsmarktfortschreibung. Wo stehen Beschäftigung und Fachkräftemangel in den 1.300 Berufsgattungen in fünf Jahren? Methodenbericht. In: https: / / www.iwkoeln.de/ fileadmin/ user_upload/ Studien/ Report/ PDF/ 2023/ IW-Report_ 2023-Arbeitsmarktfortschreibung.pdf, 26. 6. 2024 Erdmann, J., Fendrich, S., Tabel, A. (2024): Hilfen zur Erziehung (§§ 27 bis 35, 41 SGB VIII). In: Autor: innengruppe Kinder- und Jugendhilfestatistik (Hrsg.): Kinder- und Jugendhilfereport 2024. Barbara Budrich, Opladen, 89 - 114, http: / / dx.doi.org/ 10.2307/ jj.13632416.10 FDZ der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder (o. J.): Statistiken der Kinder- und Jugendhilfe - Einrichtungen und tätige Personen (ohne Tageseinrichtungen für Kinder). DOI: 10.21242/ 22542.2018.00.00.1.1.0 bis 10.21242/ 22542.2020.00.00.1.1.0 Fendrich, S., Tabel, A., Erdmann, J., Frangen, V., Göbbels-Koch, P., Mühlmann, T. (2023): Monitor Hilfen zur Erziehung 2023. Eigenverlag Forschungsverbund DJI/ TU Dortmund, Dortmund Internationale Gesellschaft für erzieherische Hilfen (IGFH) (Hrsg.) (2023): FACHKRÄFTE in der MANGEL? ! Fachkräfteentwicklung in den erzieherischen Hilfen am 25. September 2023 an der TU Dortmund Dokumentation zur Fachtagung. In: https: / / igfh.de/ sites/ default/ files/ 2024-01/ Gesamtdokumentation%20 des%20Fachtags%20FACHKRÄFTE%20in%20der% 20MANGEL.pdf, 26. 6. 2024 Krüger, H.-H., Züchner, I. (2002): Karriere ohne Muster? Berufsverläufe von Hauptfach-PädagogInnen. In: Otto, H.-U., Rauschenbach, T., Vogel, P. (Hrsg.): Erziehungswissenschaft: Arbeitsmarkt und Beruf. Leske und Budrich, Opladen, 75 - 92 Mühlmann, T. (2022): Die neue Statistik zu Trägern, Einrichtungen und Personal in der Kinder- und Jugendhilfe. KomDat Jugendhilfe 25 (3), 23 - 27 Mühlmann, T. (2024): Inobhutnahmen (§ 42 SGB VIII). In: Autor: innengruppe Kinder- und Jugendhilfestatistik (Hrsg.): Kinder- und Jugendhilfereport 2024. Barbara Budrich, Opladen, 193 - 202, http: / / dx.doi.org/ 10.2307/ jj.13632416.15 Schüler, C. (2024): Wenn die Bedarfe nicht gedeckt werden können. Eine Zustandsbeschreibung des sozialen Feldes. unsere jugend 76 (2), 51 - 54, http: / / dx.doi. org/ 10.2378/ uj2024.art08d SOS-Kinderdorf (Hrsg.) (2024): Policy Paper. Notwendige Maßnahmen für die Behebung des Fachkräftemangels in den Hilfen zur Erziehung. In: https: / / www. sos-kinderdorf.de/ service/ download/ Download_Posi tionspapier_Fachkr%C3%A4ftemangel%20Hilfen% 20zur%20Erziehung? url=/ caas/ v1/ media/ 189222/ data/ b2fc406b7e8bd8b08d4ca155ec02efe2, 16.6.2024 Statistik der Bundesagentur für Arbeit (2024): Berichte: Arbeitsmarkt kompakt - Arbeitsmarkt Kinderbetreuung und -erziehung, Nürnberg, Februar 2024, https: / / statistik.arbeitsagentur.de/ DE/ Statischer-Content/ Statistiken/ Themen-im-Fokus/ Berufe/ Generische- Publikationen/ AM-kompakt-Kinderbetreuung-erzie hung.pdf? __blob=publicationFile&v=17, 29. 7. 2024 Statistisches Bundesamt (Destatis) (2008): Statistiken der Kinder- und Jugendhilfe. Einrichtungen und tätige Personen (ohne Tageseinrichtungen für Kinder). 2006. In: https: / / www.statistischebibliothek.de/ mir/ servlets/ MCRFileNodeServlet/ DEHeft_derivate_000 31114/ 5225403069004.pdf, 29. 7. 2024 Statistisches Bundesamt (Destatis) (2012): Statistiken der Kinder- und Jugendhilfe. Einrichtungen und tätige Personen (ohne Tageseinrichtungen für Kinder). 2010. In: https: / / www.statistischebibliothek.de/ mir/ servlets/ MCRFileNodeServlet/ DEHeft_derivate_000 31116/ 5225403109004.pdf, 29. 7. 2024 Statistisches Bundesamt (Destatis) (2016): Statistiken der Kinder- und Jugendhilfe. Einrichtungen und tätige Personen (ohne Tageseinrichtungen für Kinder). 2014. In: https: / / www.statistischebibliothek.de/ mir/ servlets/ MCRFileNodeServlet/ DEHeft_derivate_000 43135/ 5225403149004.pdf, 29. 7. 2024 415 uj 10 | 2024 Personal in den Erziehungshilfen im Spiegel amtlicher Daten Statistisches Bundesamt (Destatis) (2018): Statistiken der Kinder- und Jugendhilfe. Einrichtungen und tätige Personen (ohne Tageseinrichtungen für Kinder). 2016. In: https: / / www.statistischebibliothek.de/ mir/ servlets/ MCRFileNodeServlet/ DEHeft_derivate_000 43136/ 5225403169004.pdf, 29. 7. 2024 Statistisches Bundesamt (Destatis) (2020): Statistiken der Kinder- und Jugendhilfe. Einrichtungen und tätige Personen (ohne Tageseinrichtungen für Kinder). 2018. In: https: / / www.statistischebibliothek.de/ mir/ servlets/ MCRFileNodeServlet/ DEHeft_derivate_000 64242/ 5225403189004.pdf, 29. 7. 2024 Statistisches Bundesamt (Destatis) (2022): Statistiken der Kinder- und Jugendhilfe. Einrichtungen und tätige Personen (ohne Tageseinrichtungen für Kinder). 2020. In: https: / / www.destatis.de/ DE/ Themen/ Gesell schaft-Umwelt/ Soziales/ Kinderhilfe-Jugendhilfe/ Publikationen/ Downloads-Kinder-und-Jugendhilfe/ sonstige-einrichtungen-5225403209004.pdf? __ blob=publicationFile, 26. 6. 2024 a www.reinhardtverlag.de Wie sind Familien sowie Kinder und Jugend hilferecht im deutschen Grundgesetz verankert? 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