unsere jugend
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0342-5258
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/uj2024.art14d
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2024
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Das Konzept der sozialen Nachhaltigkeit und seine Bedeutung für die (stationäre) Kinder- und Jugendhilfe
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2024
Meryem Oezdirek
Maria Hoegger
Marc Schmid
Der Begriff der Nachhaltigkeit hält langsam Einzug in die Kinder- und Jugendhilfe. Neben Diskussionen um die ökologische Nachhaltigkeit (Klimaschutz, Fridays for Future) ist insbesondere die soziale Nachhaltigkeit von höchstem Interesse. Wie müssen Kinder- und Jugendhilfemaßnahmen ausgestaltet werden, um junge Menschen effektiv und nachhaltig unterstützen zu können? Wann erleben Kinder und Jugendliche die Maßnahmen auch als längerfristig bedeutsam für ihren weiteren Lebensweg? Dieser Beitrag und eine Fachtagung des Fachverbandes Integras reflektiert das Konzept der sozialen Nachhaltigkeit in seiner Bedeutung für die Kinder- und Jugendhilfe. Die zentralen Überlegungen des Fachtages werden hier bezüglich der Effizienz und Wirkung von Maßnahmen, bestehender Dilemmata und aus Perspektive der Jugendhilfe als Berufsfeld aufbereitet.
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98 unsere jugend, 76. Jg., S. 98 - 111 (2024) DOI 10.2378/ uj2024.art14d © Ernst Reinhardt Verlag Das Konzept der sozialen Nachhaltigkeit und seine Bedeutung für die (stationäre) Kinder- und Jugendhilfe Der Begriff der Nachhaltigkeit hält langsam Einzug in die Kinder- und Jugendhilfe. Neben Diskussionen um die ökologische Nachhaltigkeit (Klimaschutz, Fridays for Future) ist insbesondere die soziale Nachhaltigkeit von höchstem Interesse. Wie müssen Kinder- und Jugendhilfemaßnahmen ausgestaltet werden, um junge Menschen effektiv und nachhaltig unterstützen zu können? Wann erleben Kinder und Jugendliche die Maßnahmen auch als längerfristig bedeutsam für ihren weiteren Lebensweg? Dieser Beitrag und eine Fachtagung des Fachverbandes Integras reflektiert das Konzept der sozialen Nachhaltigkeit in seiner Bedeutung für die Kinder- und Jugendhilfe. Die zentralen Überlegungen des Fachtages werden hier bezüglich der Effizienz und Wirkung von Maßnahmen, bestehender Dilemmata und aus Perspektive der Jugendhilfe als Berufsfeld aufbereitet. von Meryem Oezdirek* Jg. 1987; MSc Soziale Arbeit, Co-Geschäftsführerin von Integras Fachverband für Sozial- und Sonderpädagogik Was ist soziale Nachhaltigkeit? Bei Nachhaltigkeit denken wir an erneuerbare Energie, Naturprodukte, Bio-Lebensmittel und Secondhandartikel. Um den Bereich der sozialen Nachhaltigkeit zu verstehen, erscheint es sinnvoll, zuerst die Geschichte der Nachhaltigkeitsbewegung zu thematisieren. Nachhaltigkeit als Begriff hat ihren Ursprung in der Forstwirtschaft und entstand im 18. Jahrhundert (Pufé 2017, S. 37). Das forstwirtschaftliche Nach- Maria Hoegger* Jg. 1987; MSc Angewandte Psychologie, Wissenschaftliche Mitarbeiterin der ZHAW Departement für Soziale Arbeit Marc Schmid Jg. 1971; PD Dr. Dipl.-Psych., Leitender Psychologe, Kinder- und Jugendpsychiatrie UPKKJ * Geteilte Erstautorenschaft: Beide Autorinnen haben einen gleichwertigen Beitrag zu diesem Artikel geleistet. 99 uj 3 | 2024 Das Konzept der sozialen Nachhaltigkeit haltigkeitsprinzip, das besagte, dass nicht mehr Holz geschlagen werden soll als nachwachsen kann, war somit „ein ressourcen-ökonomisches Prinzip, das ermöglichte, eine Ressource dauerhaft Ertrag bringend zu nutzen“ (Pufé 2017, S. 38). Mit der Industrialisierung und vermehrten Gewinnmaximierung wurde dieses Handlungsprinzip jedoch immer stärker in den Hintergrund gerückt (Pufé 2017, S.- 39). Erst mehr als hundert Jahre nach der industriellen Revolution schafften es Meadows et al. (1972) mit dem Buch „Die Grenzen des Wachstums“ die Gefahren des exponentiellen Wachstums der Industriegesellschaften zu modellieren. Mit der Gründung der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung (World Commission on Environment and Development [WCED] 1987) beschäftigten sich auch die Vereinten Nationen in den 1980er-Jahren mit der Zukunft der Welt mit einem speziellen Blick auf eine langfristige und tragfähige Entwicklung der Umwelt. In dem vom WCED veröffentlichten Bericht „Our Common Future“ (auch bekannt als „Brundtlandreport“) entstand die heute allgemein bekannte Definition von nachhaltiger Entwicklung: „Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können“ (Hauff 1987, S. 51). Auf der Weltumweltkonferenz 1992 wurde im Rahmen der Rio-Deklaration erstmals global das Recht auf nachhaltige Entwicklung verankert. Zusammen mit der Klimaschutzkonvention, der Biodiversitätskonvention, der Walddeklaration, der Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung und der Agenda 21 - welche auch an dieser Konferenz unterzeichnet wurde - war der Rio-Gipfel ein Wegbereiter für den Einzug von Nachhaltigkeitsthemen in die politischen Agenden auf der ganzen Welt (Pufé 2017, S. 50). Mit der Agenda 21 wurde ein Abkommen unterzeichnet, das nicht bloß ökologische und ökonomische, sondern auch soziale Handlungsaufträge enthielt und somit einen ganzheitlichen entwicklungs- und umweltpolitischen Aktionsplan für das 21. Jahrhundert vorgab (Pufé 2017, S. 52). Im Jahr 2015 wurde dann die Agenda 2030 von allen Mitgliedsstaaten der UNO verabschiedet (Vereinte Nationen 2015). Kernstück dieser Agenda sind die 17 Sustainable Development Goals (SDGs) für eine nachhaltige Entwicklung, welche der ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Dimension von Nachhaltigkeit Rechnung tragen (Vereinte Nationen 2015). Mit der 2018 initiierten globalen sozialen Bewegung Fridays for Future (kurz: FFF) bekamen die Themen Umwelt- und Klimaschutz weltweit eine noch größere mediale Aufmerksamkeit, sodass auch die breite Öffentlichkeit zunehmend mit dem Thema um Nachhaltigkeit konfrontiert wurde. Historisch wird der Begriff Nachhaltigkeit mehrheitlich mit ökologischen Themen assoziiert, er ist aber wesentlich breiter gefasst. In den letzten Jahren wurde der Begriff der Nachhaltigkeit konsequenter diskutiert. Aus Perspektive der sozialen Arbeit erweckt das Konzept der sozialen Nachhaltigkeit besonderes Interesse. Die soziale Nachhaltigkeit ist eine zentrale Säule des Drei-Säulen-Modells der Nachhaltigkeit, welches im Anschluss an den Brundtlandreport entstand (Brundtland-Kommission, Hauff 1987). Dieses Modell geht davon aus, dass sich Nachhaltigkeit aus den drei miteinander in Wechselwirkung tretenden Dimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales zusammensetzt (Enquete-Kommission „Schutz des Menschen und der Umwelt“ 1998). In fast allen Nachhaltigkeitsdiskursen findet sich die Einteilung in diese drei Dimensionen, jedoch besteht ein reger Diskurs darüber, wie sie jeweils gewichtet werden sollen. Trotz der breiten Etablierung des Begriffes der sozialen Nachhaltigkeit hat sich noch keine einheitliche wissenschaftliche Definition durchgesetzt. Die folgenden Ausführungen entsprechen somit auch keiner prägnanten Definition, sondern eher einer Verortung und einer Analyse von gewissen Kernelementen und Voraussetzungen von sozialer Nachhaltigkeit. 100 uj 3 | 2024 Das Konzept der sozialen Nachhaltigkeit Als Voraussetzung für eine zukunftsverträgliche Entwicklung verschiedener sozialer Themenfelder wurde die Schaffung einer solidarischen Gesellschaft, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Freiheit, soziale Gerechtigkeit, Einbezug von Minderheiten und Menschen mit Behinderungen, Wohlstand und ökologische Verantwortung genannt (z. B. Enquete-Kommission 1998). Neben der Befriedigung von elementaren Grundbedürfnissen eines Sozialraumes (diese variieren extrem: Armut in der Schweiz bzw. westeuropäischen Ländern hat eine andere Dimension als Länder der „Dritten Welt“) und der Förderung eines solidarischen Miteinanders (umfasst die Förderung gesellschaftlicher Integrationsprozesse, die Anerkennung und Förderung der Belange sozial Benachteiligter) werden Arbeit, die aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Wohlstand, gerechte Verteilung von Einkommen und Lebenschancen sowie die Erhaltung und Weiterentwicklung sozialer Sicherungssysteme als zentrale Themen für den sozialen Frieden und eine zukunftsfähige Entwicklung angesehen (Enquete-Kommission 1998, S. 27). Ähnlich postulieren Empacher und Wehling (2002), dass der sozialen Nachhaltigkeit ein Gerechtigkeitspostulat zugrunde liegt, da ein Prozess nachhaltiger Entwicklung nur gelingen kann, wenn dieser gesellschaftlich breit abgestützt ist. Sie benennen fünf Aspekte, die als analytische und normative Schlüsselelemente von sozialer Nachhaltigkeit verstanden werden: 1. Existenzsicherung aller Gesellschaftsmitglieder (u. a. durch die Befriedigung von Grundbedürfnissen und gerecht verteilter Erwerbsarbeit/ Care-Arbeit) inkl. Schutz vor Gewalt und Vernachlässigung 2. Entwicklungsfähigkeit sozialer (Teil-)Systeme und Strukturen (u. a. Lern- und Wandelfähigkeit und Reflexivität von Institutionen) 3. Erhaltung und Weiterentwicklung von Sozialressourcen (u. a. Offenheit, Toleranz und Integrationsfähigkeit als Handlungschancen und Handlungsperspektiven) 4. Chancengleichheit im Zugang zu Ressourcen (bezogen auf alle gesellschaftlichen Belange wie z. B. Bildung, Gesundheit, Information, Kultur, Mobilität) 5. Partizipation an gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen (u. a. durch Stärkung der direkten Demokratie im Sozialraum) Pufé (2017) beschreibt soziale Nachhaltigkeit als „die auf Menschen ausgerichtete Nutzung eines Systems oder einer Organisation in einer Weise, dass dieses in seinen wesentlichen Eigenschaften dauerhaft erhalten bleibt und sein personalbezogener sowie gesellschaftlicher Fortbestand so gesichert ist“ (S. 102). In der sozialen Dimension von Nachhaltigkeit geht es um die gerechte Verteilung und Weiterentwicklung von sozialen Grundgütern; dies betonen insbesondere Grunwald und Kopfmüller (2022) in einer aktuellen Abhandlung. Als soziale Grundgüter werden zum einen „individuelle Güter wie das Leben selbst, Gesundheitsversorgung und -prävention, Grundversorgung mit Lebensmitteln, Wasser, Kleidung und bezahlbarer Wohnraum, Zugang zu Bildungsangeboten mit fairen Bildungschancen, elementare politische Rechte der Teilhabe (Partizipation)“ (S. 89) genannt, die einen befähigenden Charakter haben. Aber auch soziale Ressourcen, die für einen dauerhaften Zusammenhalt gesellschaftlicher Teilsysteme oder der gesamten Gesellschaft dienen, zählen zu den Grundgütern. Unter sozialen Ressourcen werden hier Toleranz, Solidarität, Integrationsfähigkeit, Gemeinwohlorientierung, Rechts- und Gerechtigkeitssinn genannt (Grunwald/ Kopfmüller 2022, S. 89). Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass eine nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft nur dann gelingen kann, wenn soziale Aspekte angemessen berücksichtigt werden. Es zeigt sich doch, dass die Klimakrise auch soziale und gesellschaftliche Konflikte immens befeuert. 101 uj 3 | 2024 Das Konzept der sozialen Nachhaltigkeit Mit dem Blick auf die soziale Nachhaltigkeit entsteht ein komplexes Bild, das die Zukunftsfähigkeit einer Gesellschaft unter dem Aspekt von Verteilungs- und Chancengerechtigkeit momentan und für zukünftige Generationen kritisch reflektiert. In diesem Zusammenhang steht fest, dass wichtige Fragen diskutiert werden müssen; die Frage der sozialen Nachhaltigkeit stellt sich dabei global, national und regional. Themen wie soziale Gerechtigkeit, gesellschaftliche Teilhabe, Transparenz von und Partizipation an gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen, Zugang zu Ressourcen und die Deckung von Grundbedürfnissen einer Gesellschaft spielen dabei eine zentrale Rolle. Die Frage der Verteilungsgerechtigkeit ist ein zentrales Problem in einer globalisierten und digitalisierten Welt. Ein Konzeptualisierungsversuch sozialer Nachhaltigkeit für die Kinder- und Jugendhilfe Das Konzept der sozialen Nachhaltigkeit bezieht sich auf die Entwicklung von sozialer Gerechtigkeit, Teilhabechancen und Zukunftsfähigkeit für diese und zukünftige Generationen (World Commission on Environment and Development 1987). Dieses perspektivische Denken ist fest in der sozialen Arbeit (AvenirSocial 2010, 2014) und spezifisch zum Auftrag der Kinder- und Jugendhilfe verankert - zielt diese doch darauf ab, die Teilhabechance von psychosozial belasteten Menschen durch gezielte Interventionen zu erhöhen. Gefährdete junge Menschen am Rande der Gesellschaft sollen wieder besser integriert oder zumindest inkludiert werden. Viele der typischen Problemlagen wie Armut, Schutz vor Gewalt und Vernachlässigung, Zugang zu Bildungschancen, Arbeit und Wohnraum sind zentrale Indikationsstellungen für die soziale Arbeit - die soziale Arbeit ist folglich ein „Seismograf“ für Aspekte, in denen unsere Gesellschaft noch nicht sozial und nachhaltig genug ist. Dies demonstriert wiederum, welchen wichtigen Beitrag die Kinder- und Jugendhilfe momentan zu einer zumindest etwas sozial nachhaltigeren Gesellschaft leistet. Insbesondere zeigt sich, dass die Kinder- und Jugendhilfe oft dann an ihre Grenzen stößt, wenn spezifische gesellschaftliche Fehlentwicklungen zu derartigen Problemlagen werden, dass diese das Konzept der sozialen Nachhaltigkeit von Jugendhilfemaßnahmen gefährden. Letztlich stellt sich bei einer Auseinandersetzung mit der sozialen Nachhaltigkeit die Frage, warum in unserer Gesellschaft so viele Menschen und Familien mit Kindern noch nicht ausreichend teilhaben können und welche Mechanismen dazu führen, dass sie hilfebedürftig werden bzw. als solche definiert werden. Hier zeigt sich ein Problem, dass die Indikationsstellung oft einer gewissen Etikettierung bedarf und man sich, um Hilfe zu bekommen, häufig erstmal als „anders“ bzw. als außerhalb der Gesellschaft stehend definieren muss (Foucault 2015; Schrödter 2019). Eine sozial noch viel nachhaltigere Gesellschaft würde wohl die Inanspruchnahme wesentlich erleichtern und viele Menschen schon früher präventiv erreichen. Es würde einerseits entweder zu einer Entstigmatisierung der Inanspruchnahme von Jugendhilfeleistungen kommen und andererseits zu einem Aufbau von viel niederschwelligeren, lebensweltorientierten Präventionsangeboten, die gar keine formale Indikationsstellung und individuelle Finanzierung benötigen, weil sie viel enger mit den Alltagsstrukturen verwoben sind und institutionell finanziert werden (z. B. Schulsozialarbeit). Eine zentrale Rolle zur Sicherung der nachhaltigen sozialen Teilhabe spielt somit auch die Entstigmatisierung von Jugendhilfemaßnahmen, insbesondere von stationären. Es muss deutlicher werden, dass viele Heranwachsende und Familien unverschuldet in „unnormale Lebenssituationen“ geraten sind und die Kinder- oder Jugendhilfemaßnahme mit ihrer „speziellen“ Art des Aufwachsens eine gewisse Normalität 102 uj 3 | 2024 Das Konzept der sozialen Nachhaltigkeit bieten sowie die Teilhabechancen für die Kinder erhöhen und die Chancengerechtigkeit wiederherstellen kann. Je nachhaltiger eine Gesellschaft ist, desto weniger Jugendliche werden exkludiert und desto mehr Chancen und Unterstützung gibt es in den Lebenswelten für die Integration von belasteten Heranwachsenden und ihre Familien. Hier wird sehr schnell deutlich, dass, gerade während des Übergangs von intensiveren Hilfen in eine Phase der Verselbstständigung oder Rückführung in die Familie, gesellschaftliche Netzwerke und bereits etablierte niederschwellige Unterstützungsstrukturen elementar sind. Je ausgeprägter die Bereitschaft einer Gesellschaft (Schule, Arbeitgeber, Vermieter) ist, sich mit belasteten Heranwachsenden auseinanderzusetzen, desto leichter fällt die (Re-)Integration. Die Bereitschaft der Systeme hat natürlich viel mit deren Unterstützung und der Vermeidung von Überlastung in den Regelsystemen zu tun. Es stellt sich also die Frage, ob eher vom hilfebedürftigen Klienten und seiner Familie oder eher von den abbzw. aufnehmenden resp. integrierenden Mikrosystemen her gedacht wird. Im Sinne einer nachhaltigen Gesellschaft und der Entstigmatisierung von Hilfen spricht vieles dafür, dass in allen gesellschaftlichen Bereichen, in denen Menschen an Entwicklungsaufgaben (Schule, Berufsbildung, Soziales Wohnen) scheitern könnten, auch ein System von IntegrationshelferInnen vorgehalten werden, die die Regelsysteme dort ausreichend unterstützen. Diese Möglichkeiten der Reintegration und das Angebot, nicht nur an Jugendhilfemaßnahmen, sondern eben auch an niederschwelligen Unterstützungsangeboten für belastete Kinder und Jugendliche in den Schulen ist, je nach Gemeinde/ Landkreis/ Kanton und deren Sozialstruktur sowie finanziellen Möglichkeiten und politischen Konzepten, sehr unterschiedlich ausgeprägt. Unter Umständen bedeutet das, dass in manchen Sozialräumen Kinder und Jugendliche früher und länger intensivere Jugendhilfemaßnahmen in Anspruch nehmen müssen, weil das aufnehmende System nicht nachhaltig genug aufgebaut ist. Im Sinne eines gerechten Zugangs zu Ressourcen ist es hochproblematisch, dass die erfahrene soziale Unterstützung sehr stark vom Wohnort/ -kanton eines Jugendlichen und den dort vorgehaltenen und finanzierten Unterstützungsstrukturen abhängig ist. Teils entstehen dadurch insgesamt höhere Kosten im stationären Bereich, da tragfähige, ausreichend wirkungsvolle ambulante Netzwerke in manchen Sozialräumen noch nicht ausreichend vorgehalten werden. Aufgrund dieser Relevanz wurde die Frage „Wie könnte die Kinder- und Jugendhilfe in Bezug auf die soziale Nachhaltigkeit konzeptualisiert werden? “ vom Fachverband Integras für eine Fachtagung aufgenommen (Integras 2022). Die Ergebnisse dieses Austauschs bilden die Grundlage der nun folgenden Überlegungen für diesen Beitrag. Sozial nachhaltige Jugendhilfemaßnahmen sollen ein selbst- und eigenständiges Leben ermöglichen und langfristig die soziale Teilhabe sichern. Die Diskussion lenkte primär den Blick auf die Spannungsfelder, welche zwischen den Zielen des pädagogischen Alltagshandelns und einer noch nicht ausreichend sozial nachhaltigen Gesellschaft bestehen bzw. wie wichtig die Jugendhilfe für die soziale Nachhaltigkeit und vice versa ist. ➤ Akute Krisenbewältigung vs. langfristiges Ziel der Verselbstständigung und gesicherte gesellschaftliche Teilhabe ➤ Frühzeitige Einleitung der langfristig potenziell wirkungsvollsten Maßnahmen vs. Partizipation der Familien und dem Grundsatz, möglichst wenig invasiv für die unterstützten Familien zu sein ➤ Evidenzbasierung und Qualitätssicherung vs. Orientierung am Einzelfall 103 uj 3 | 2024 Das Konzept der sozialen Nachhaltigkeit ➤ Übergangsmanagement vs. Beendigung einer Maßnahme - Aufhebung der Trennung von ambulanten und stationären Maßnahmen - interdisziplinäre Zusammenarbeit ➤ Nachhaltige Gesellschaft, die auch (sehr) belastete Jugendliche in ihren Strukturen halten vs. Ruf nach dem Jugendhilfesystem ➤ Relative Erfolge vs. Realität einer noch nicht ausreichend nachhaltigen Gesellschaft: Erfolgreiche Jugendhilfeverläufe, die von einer noch nicht ausreichend nachhaltigen Gesellschaft konterkariert werden (z. B. Chancen auf dem urbanen Wohnungsmarkt) ➤ Ausschöpfung der Potenziale von Jugendlichen vs. ausreichende Integration in einem Jugendhilfesetting ➤ Fragen der regionalen Verfügbarkeit von ausreichend nachhaltigen Unterstützungsangeboten (s. o.) Selbstkritisch kann festgestellt werden, dass die Kinder- und Jugendhilfe zwar für sich reklamiert, sozial nachhaltige und langfristige Ziele zu verfolgen, der Alltag aber letztlich leider oft noch wesentlich stärker auf die Lösung der aktuellen und vorrangigsten Probleme als an der langfristig besten Wirkung orientiert ist. Viele Zuweisungen und Hilfen werden in einer sehr akuten Krisensituation eingeleitet und der Fokus liegt daher zwangsläufig eher auf einer konkreten Unterstützung bei der Krisenbewältigung als auf einer nachhaltigen Entwicklung der Familien. Aus Perspektive der sozialen Nachhaltigkeit sollten immer die Maßnahmen eingeleitet werden, welche die potenziell nach aktuellem wissenschaftlichen Erkenntnisstand größtmögliche langfristige Wirkung bei diesen Familien erreichen. Insgesamt sollte man aus Perspektive der sozialen Nachhaltigkeit heraus vermutlich generell weniger in einzelnen Hilfen, sondern in Jugendhilfekarrieren denken, da die meisten hoch belasteten jungen Menschen mit schweren Teilhabebeeinträchtigungen in der Regel mehrere Hilfen nacheinander in Anspruch nehmen, oft unterbrochen von kurzen Pausen, in denen keine Hilfen in Anspruch genommen werden oder Hilfen abgebrochen wurden. Aus Perspektive der sozialen Nachhaltigkeit macht es deshalb wenig Sinn, ambulante und stationäre Leistungen strikt zu trennen. Diese Hilfeformen sollten im Gegenteil viel stärker miteinander verzahnt werden, um Reibungsverluste im Übergang zu vermeiden. Im Falle von Rückführungen in die Familie wäre es beispielsweise vermutlich sinnvoll, schon während der Heimerziehung mit intensiverer Arbeit mit den Eltern im Sozialraum des Kindes zu beginnen, um zum Beispiel Beurlaubungen mit ambulanten Hilfen vorzubereiten und begleiten zu können. Sowohl bei Rückführungen als auch bei Verselbstständigungen in eine eigene Wohnung wäre es gut, bereits frühzeitig förderliche Freundschaften, Freizeitbeschäftigungen und Therapiemöglichkeiten im Umfeld der Familie bzw. der neuen Wohnung aufzubauen und gleichzeitig weiterhin vertraute AnsprechpartnerInnen in der Institution zu haben. Bei der Indiktionsstellung sollte sich eigentlich, außer Fragen der sozialen Nachhaltigkeit, immer die Frage nach der maximal möglichen langfristigen Wirkung, der Effektivität und Effizienz einer Maßnahme gestellt werden. Sehr häufig werden vermutlich, insbesondere bei jüngeren Kindern, Hilfsmaßnahmen zu spät und/ oder zu wenig intensiv eingeleitet, die dann ihre Wirkungsziele verfehlen. Letztlich ist es besorgniserregend, dass das Eintrittsalter in die Heimerziehung eher ansteigt und gleichzeitig die psychische Belastung der Neuaufnahmen tendenziell zunimmt (Macsenaere/ Esser 2015; Jenkel et al. 2018). Bei sogenannten „Systemsprengern“ ist zu beobachten, dass die Hilfen im Schnitt zwei Jahre später eingeleitet werden als bei Jugendlichen mit erfolgreichen Maßnahmen (Macsenaere/ Feist-Ortmanns 2021). Vermutlich wäre es aus Perspektive der sozialen Nachhaltigkeit oft sinnvoll, möglichst früh intensive Maßnahmen einzuleiten, um den größtmöglichen Erfolg zu erzielen, da frühe Interventionen den größten „Turn-Back of Invest“ liefern - wie die Studien zur berühmten Heckman-Kurve zeigen (Heckman 2006). 104 uj 3 | 2024 Das Konzept der sozialen Nachhaltigkeit Der Wunsch nach der Einleitung von Maßnahmen, die möglichst langfristige Ziele verfolgen, verlangt ethisch aber eine Einigkeit mit der Familie über diese Ziele. Ein gewisser Druck hin zu intensiveren Maßnahmen, die nicht nur aus der akuten Gefährdung des Kindeswohls, sondern aus seiner langfristigen Entwicklungsperspektive begründet werden, birgt die Gefahr, dass so subtil Macht ausgeübt wird, indem festgelegt wird, was gesellschaftlich gewünschte Lebensentwürfe sind (Foucault 2005). Dadurch kommen insbesondere Familien mit Migrationshintergrund oder alternativen Lebensentwürfen unter Druck, sich anzupassen. Hier zeigt sich ein Dilemma, da die Gesellschaft sich hier einerseits klar positionieren muss, andererseits den Familien auch ein gewisser Freiraum gewährt werden sollte bzw. diese wirklich nachhaltig vom Nutzen der Maßnahmen überzeugen muss. Empirische Metaanalysen von methodisch hervorragenden Studien zeigen aber, dass nicht nur Maßnahmen im frühen Kindesalter gute Kosten-Nutzen-Relationen ermöglichen, sondern auch im Jugendalter, wenn sie gut evaluiert sind, eine ausreichende Wirkung auf das Erreichen der zentralen Entwicklungsaufgaben erzielt und empirisch nachgewiesen werden kann (Rosholm et al. 2021). Durch solche Kosten-Nutzen-Analysen wird deutlich, wie wichtig es ist, ausreichend intensive und möglichst auch evidenzbasierte Interventionen anzuwenden und nicht viel wertvolle Zeit mit zu wenig intensiven und nicht ausreichend erfolgreichen Interventionen zu „verschwenden“ sowie die Wirkung der Interventionen durch entsprechende Forschung und Maßnahmen zur Qualitätssicherung auch gut belegen zu können (Schmid 2013, 2021). Eine Evidenzbasierung und Orientierung an Kosten- Nutzen-Rechnungen darf natürlich nicht dazu führen, dass besonders belastete Jugendliche keine Angebote mehr finden, weil für deren besondere Bedarfe keine Angebote mehr zur Verfügung gestellt werden, weil sich jede Forschung eher auf durchschnittliche Problemlagen beziehen und die sozialpädagogischen Institutionen nur Jugendliche aufnehmen, bei denen sie ihre Erfolge belegen können (Frey 2008). Eine Qualitätssicherung im Alltag muss deshalb methodisch klug gewählt sein und einen unmittelbaren Nutzen für den Verlauf der Maßnahme sowie für die Kinder, Jugendlichen und Fachkräfte bringen, um wirklich im Alltag der Jugendhilfe auch angewendet werden zu können (Schröder et al. 2014; Jenkel et al. 2018; Schmid 2021). Eine interessante interdisziplinäre Studie der Wissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig verfolgte einen Ansatz über Scores, mit denen die ökonomische und soziale Nachhaltigkeit von Jugendhilfemaßnahmen ermittelt wurde (Dietze et al. 2014). Die Scores beinhalteten die Integrationsbreite (in wie vielen Bereichen gab es Fortschritte? ) und Integrationstiefe (wie groß/ erfolgreich war die Integration in diesen Bereichen, z. B. Schul- und Berufsabschlüsse? ) über den Verlauf einer Jugendhilfemaßnahme, woraus letztlich der Erfolg der Maßnahme im Vergleich zum Aufwand unter dem Aspekt der sozialen Nachhaltigkeit analysiert werden konnte. Gerade in der Jugendhilfeforschung wäre es daher ein zentraler Schritt, besonderen Wert auf Jugendliche zu legen, die von den interdisziplinären Hilfssystemen noch nicht ausreichend gut erreicht werden und mehrere Hilfen in kurzer Zeit durchlaufen (Baumann 2018; Macsenaere 2018; Schmid 2019; Schmid/ Fegert 2019). Wichtig ist es, die Familien dann auch frühzeitig für solche intensiven Angebote motivieren zu können. Aus ethischen Gründen ist es entscheidend, eine Familie auch von diesen intensiven Hilfsmaßnahmen zu überzeugen, da es nur in Ausnahmesituationen Sinn macht, Hilfen gegen den Willen der Familie einzuleiten (Schmid/ Fegert 2019). Allerdings ist es aus ethischer Perspektive auch höchst problematisch, 105 uj 3 | 2024 Das Konzept der sozialen Nachhaltigkeit wenn nicht auseichend intensive bzw. wirkungsvolle Hilfen eingeleitet werden, nur weil die Familie diesen rasch zustimmt, wenn mit intensiveren Hilfen eine deutlich bessere und langfristigere Wirkung erzielt werden könnte und vermutlich perspektivisch sogar Kosten eingespart werden könnten. Deshalb muss bei diesen Fällen gegebenenfalls mehr herausfordernde Motivationsarbeit geleistet werden. Problematisch ist es, wenn die zuständigen SozialarbeiterInnen diese an zwei „Fronten“ leisten und zuerst die Familie und dann die wirtschaftliche Jugendhilfe überzeugen müssen - die kurzfristige kostengünstigere Lösung ist für alle Beteiligten oft der leichtere Weg, der langfristig aber die gewünschten Ziele nicht sicher genug erreicht. Gerade bei Situationen, in denen Zwangsmaßnahmen oder Eingriffe in Sorge- und Obhutsrecht notwendig werden, ist es wichtig, die guten Gründe für diese Eingriffe auch retrospektiv in ruhigeren Situationen und im Verlauf der Hilfe noch einmal bzw. mehrmals gemeinsam mit allen Beteiligten zu erarbeiten (Schmid 2018). Vermutlich könnte die Zahl der Abbrüche reduziert und die Wirkung von Jugendhilfemaßnahmen sehr deutlich optimiert werden, wenn mehr Zeit für die Aufarbeitung der aktuellen Situation, z. B. der familiären Krise oder des vorherigen Abbruchs, aufgewendet und die Einleitung einer Maßnahme auch emotional besser begleitet sowie die Hilfen dadurch partizipativer eingeleitet werden könnten (Graf/ Gutmann 2021; Toros 2021; Cloin et al. 2022). Bei Verselbstständigungen verhindern oder erschweren bestimmte, überhaupt nicht sozial nachhaltige gesellschaftliche Entwicklungen die Integration von belasteten Kindern und Jugendlichen auch nach sehr erfolgreichen Jugendhilfeverläufen. Studien an Care LeaverInnen zeigen leider, dass die Wirkung der Heimerziehung und die Transition in die Verselbstständigung für eine Subgruppe der jungen Menschen, die fremdplatziert sind, noch nicht nachhaltig genug ist: Eine Gruppe von ca. 20 - 30 % der Care LeaverInnen geraten im jungen Erwachsenenalter trotz der intensiven Hilfen immer wieder in Not. Die Ergebnisse der meisten Care-LeaverInnen-Studien berichten von einer großen Gruppe, die in den meisten Lebensbereichen gut zurechtkommt, aber auch von Subgruppen oft mit massiven Teilhabebeeinträchtigungen (Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot, Schwangerschaften, Verschuldung) in einzelnen oder mehreren Lebensbereichen zu kämpfen haben (Viner/ Taylor 2005; Stein 2006; Collins/ Ward 2011; Klein 2021; Hagleitner et al. 2022; Schmid et al. 2022 a, 2022 b). Befunde aus der Care-LeaverInnen-Forschung weisen darauf hin, dass viele dieser nicht gut integrierten Care LeaverInnen mit Unterstützung der Kinder- und Jugendhilfe zwar wichtige Entwicklungsaufgaben erfolgreich bewältigen, aber auf ihrem weiteren Lebensweg dann doch wieder schleichend an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden. Das geschieht nicht selten, weil die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der Gesellschaft noch nicht ausreichend für die Bedürfnisse besonders belasteter junger Menschen sensibilisiert sind und es sowohl auf dem Arbeitsals auch auf dem Wohnungsmarkt für diese sehr schwierig ist, sich zu langfristig zu integrieren und zu behaupten ohne ausreichend soziale Unterstützung. Alle westlichen, postindustriellen Gesellschaften haben das Problem, dass die Globalisierung und die hohen Lohn- und Lohnnebenkosten zu einem immensen Produktivitätsdruck insbesondere für relativ „einfache“ Tätigkeiten führen, welcher psychisch und psychosozial belastete Menschen zunehmend überfordert (Gilbert et al. 2009). „Nischen“, in denen es weniger Produktivitätsdruck gibt, verschwinden weitgehend bzw. werden wegrationalisiert. Hier schließt sich dann ein Teufelskreis, weil in einer Gesellschaft, die immer produktiver und schneller wird, auch mehr Menschen „auf der Strecke bleiben“. Bei einem generell höheren Druck auf alle Beschäftigten in einem Betrieb 106 uj 3 | 2024 Das Konzept der sozialen Nachhaltigkeit bzw. einer Gesellschaft sinkt zudem die Bereitschaft, jemand weniger Leistungsfähigen mitzutragen, weshalb man langfristig in Betrieben Arbeitsintegrationsmaßnahmen mit passgenauen Unterstützungssystemen und Teilrenten anbieten muss, um belasteten Menschen in realen Lebenswelten Erfolgserlebnisse zu ermöglichen und erneute Misserfolge und Exklusionserfahrungen zu vermeiden. Solche berufsintegrativen Konzepte sind sehr erfolgreich, müssen aber eben auch echte Anreize für die integrierenden Betriebe beinhalten (LaMontagne et al. 2014). Um nachhaltig zu arbeiten, sollten Über- und Austritte aus der außerfamiliären Platzierung („Care Leaving“) so gestaltet werden, dass ausreichend Zeit bleibt, soziale Netzwerke im Übergang aufzubauen und Zugang zu Ressourcen wie Bildung, Freizeitangeboten und Arbeit sowie gegebenenfalls medizinischer oder psychotherapeutischer Versorgung nachhaltig zu gewährleisten. Deshalb sollte dieser Transitionsprozess ausreichend vorbereitet und Probleme frühzeitig antizipiert werden (Schmid et al. 2009, 2022 a), sodass die jungen Menschen in diesem Prozess der Neuorientierung die notwendige Unterstützung erhalten. Gerade in der Verselbstständigungsphase wäre es auch wichtig, dass die Jugendlichen in den Sozialräumen verbleiben und vorhandene Netzwerke auch bei nachlassender Intensität der Hilfe niederschwellig weiter nutzen können. Die sozialpädagogischen Institutionen müssen sich, um nachhaltig zu wirken, als eine mit der Außenwelt dynamisch interagierende Institution verstehen und die Jugendlichen ausreichend in effektiv strukturierte Freizeitaktivitäten, Peergruppen und informelle professionelle Helfernetzwerke einbinden und sollten nicht oder zumindest nicht dauerhaft als geschlossene Systeme organisiert werden. Letztlich wäre es gut, wenn man insbesondere die Wiederaufnahme von Hilfen sehr deutlich erleichtern und weitgehend entbürokratisieren würde. Es wäre für sie wichtig, dauerhaft feste AnsprechpartnerInnen zu haben, die sie nutzen können, wie dies international teilweise schon erfolgreich praktiziert wird (Strahl et al. 2020). Die Förderung der sozialen Nachhaltigkeit bedeutet eben, dass die Schlüsselprozesse in der Übergangsphase so intensiv begleitet werden, dass sie auch stabil sind und auch in Phasen, in denen sich die Jugendlichen einmal nicht mehr so gut steuern können oder in alte maladaptive Verhaltensmuster zurückfallen, nicht sofort kollabieren und aufgeben. Kritisch diskutiert werden kann auch, ob das akademische und professionelle Potenzial der begabten KlientInnen in der Zeit der Jugendhilfe auch ausgeschöpft wird und ob diese Jugendlichen auch gleich gefördert werden wie ähnlich Begabte in Familie oder ob nicht der Vergleich mit anderen, weniger begabten KlientInnen dort eher bremst und auch die Beratung der Fachkräfte eher auf Sicherheit und Freude am bereits Erreichten als an dem maximal möglichen beruflichen Erfolg ausgelegt ist. Das ist aus Perspektive der Jugendhilfe und Gesellschaft verständlich, für einzelne Care LeaverInnen kann das aber auch bedeuten, dass wichtige Ausbildungsschritte (z. B. Abitur und Studium) aus Eigenmotivation mit weniger Unterstützung geleistet werden müssen. Jugendhilfe als sozial nachhaltiger Arbeitgeber Ein weiterer wichtiger Faktor bezüglich der sozialen Nachhaltigkeit ist, in Anbetracht der hohen Arbeitsbelastung und dem sich immer deutlicher abzeichnenden Fachkräftemangel in fast allen psychosozialen und pädagogischen Arbeitsfeldern (Petry 2015, 2016; Schilling/ Kopp 2017; Rose 2022), die Schaffung von förderlichen und gesundheitserhaltenden Arbeitsbedingungen. Das hohe Burnout-Risiko, die immense Stressbelastung und die hohe Zahl an krankheitsbedingten Fehltagen (WidoAOK 107 uj 3 | 2024 Das Konzept der sozialen Nachhaltigkeit 2022) zeigen, dass die Arbeitsbedingungen noch nicht nachhaltig sind und eine nicht zu vernachlässigende Zahl der Fachkräfte einen hohen Preis für ihr berufliches soziales Engagement zahlt. Insbesondere in der Heimerziehung berichten viele Fachkräfte von Grenzverletzungen und Belastungssymptomen (Steinlin et al. 2015; Schmid/ Kind 2018). Auch die MitarbeiterInnen in den platzierenden und abklärenden Behörden fühlen sich mit der Verantwortung für das Kindeswohl und der hohen Zahl der betroffenen Kinder und Familien, die sie betreuen und abklären müssen, überlastet (Petry 2015, 2016). Viele Fachkräfte in sozialen Berufen orientieren sich in andere psychosoziale Handlungsfelder oder andere Berufsfelder um (Aeschlimann et al. 2018). Als Gründe für diesen Wechsel geben die sich umorientierenden Fachkräfte zumeist schwierige Arbeitsbedingungen und eine zu große chronische Differenz zwischen Soll- und Ist-Zustand ihrer Arbeit an: das heißt, zwischen dem Anspruch an sich selbst (Soll-Zustand) und der Vorstellung, mit welcher Qualität sie gerne arbeiten möchten, um den Bedarf der KlientInnen adäquat abdecken zu können, und dem Ist-Zustand, also der Art und Weise, wie man unter den aktuellen Alltagsbedingungen mit den vorhandenen Ressourcen arbeiten kann (Aeschlimann et al. 2018). Eine kleinere Gruppe führte aber auch finanzielle Motive und das Gefühl, für die Belastung und Verantwortung nicht adäquat bezahlt zu werden, als Gründe für einen Wechsel in andere Arbeitsfelder an. Eine sozial nachhaltige Gesellschaft zeichnet sich dadurch aus, dass sie gute Arbeitsbedingungen für diejenigen schafft, die sich für andere Menschen mit ihrer Arbeitskraft emotional engagieren, und diese Leistungen auch angemessen bezahlt. Gerade Ansätze, die an der Resilienz der Fachkräfte ansetzen und förderliche Strukturen zur fachlichen, administrativen und emotionalen Unterstützung in den institutionellen Prozessen verankern (Schmid/ Lang 2012, 2015; Liu/ Doan 2019), reduzieren die Stressbelastung nachweislich auf Ebene des Stresshormons Cortisol (Schmid et al. 2020). Beitrag der sozialen Arbeit zu einer nachhaltigen Gesellschaft und zur Reduktion der gesellschaftlichen Folgekosten Welche präventive und langfristige Wirkung für zukünftige Generationen von einer sozial nachhaltigen Gesellschaft ausgeht - und ob dadurch weniger Hilfsmaßnahmen notwendig sind oder ob gar mehr niederschwellige Hilfen ermöglicht werden - ist noch weitgehend unerforscht. Lange Zeit ging eine Entwicklung hin zu einer moderneren Gesellschaft auch mit einer immer besseren sozialen Versorgung und einer wachsenden Ausstattung der Sozialsysteme sowie einer sozial nachhaltigeren Entwicklung einher. Besorgniserregend sind daher vermutlich Entwicklungen, bei denen Gesellschaften politisch immer marktwirtschaftlicher und radikaler werden, ohne gleichzeitig eine adäquate, diesen gesellschaftlichen Entwicklungen entsprechende Sozialpolitik zu betreiben und in diese zu investieren bzw. das Gesundheitswesen und die Jugendhilfe ebenfalls nach marktradikalen Gesichtspunkten zu reformieren oder Leistungen kürzen wollen, weil ein weiterer Ausbau angeblich fiskalisch nicht mehr darzustellen sei und unsere leistungsoptimierte Gesellschaft zwangläufig zu immer höheren Folgekosten im Bereich der Jugendhilfe führt. Nach Angaben des deutschen Statistischen Bundesamtes (Destatis 2020) haben sich die Ausgaben für die Kinder- und Jugendhilfe im Zeitraum von 2009 bis 2019 von 27 auf 55 Milliarden Euro verdoppelt, was zeigt, in welchem Teufelskreis sich unsere Gesellschaft befindet. Immer mehr junge Menschen benötigen dringend Hilfe und die Hilfesysteme müssen immer besser ausgestattet werden, um ihrem Ziel, die Reintegration in eine Gesellschaft, die immer höhere Anforderung stellt, überhaupt gerecht werden zu können. Dies ist in Anbetracht der vielen Studien zu den langfristigen Folgekosten von Misshandlung und Vernachlässigung (Bellis et al. 2019) natür- 108 uj 3 | 2024 Das Konzept der sozialen Nachhaltigkeit lich zu kurz gedacht, da mit der Jugendhilfe langfristig viel Geld eingespart werden kann (Bellis et al. 2019; El-Banna et al. 2021). Die Diskussion um die Nachhaltigkeit und langfristige Wirkung zeigt, wie wichtig es ist, nicht nur Studien zur Wirkung von Jugendhilfemaßnahmen durchzuführen, sondern diese zur noch besseren Legitimation von Jugendhilfemaßnahmen auch mit Kosten-Nutzen-Analysen zu unterlegen (Roos/ Petermann 2006; Suh/ Holmes 2022). Den Fachverbänden kommt dabei für die politische Lobbyarbeit und für die direkte Arbeit in den Institutionen, aber auch für den seismografischen Aspekt bezüglich unschöner gesellschaftlicher Entwicklungen sowie der Förderung guter Arbeitsbedingungen in der Kinder- und Jugendhilfe eine wichtige Rolle zu. Fazit Im Konzept der sozialen Nachhaltigkeit und seiner konsequenten Anwendung für die Kinder- und Jugendhilfe steckt ein immenses Potenzial. Wenn Entscheidungen im Rahmen der Hilfeplanung vor dem Hintergrund der sozialen Nachhaltigkeit reflektiert werden, ist dies sehr wertvoll, weil nicht nur kurzfristiges Krisenmanagement erfolgt, sondern analysiert wird, welche Hilfeformen die ganze Familie nachhaltig und langfristig in ihrer gesellschaftlichen Teilhabe stärken könnten. Ein stärkerer Fokus auf die langfristigen Wirkungen kann zu besseren und qualifizierteren Entscheidungen führen, weil die Passung der ausgewählten Maßnahmen zu den pädagogischen Bedarfen stärker beachtet und viel mehr multisystemisch an das ganze Netzwerk der Familie gedacht wird sowie die anstehenden Entwicklungsaufgaben noch stärker beachtet werden (Hefti et al. 2019). Eine sozial nachhaltige Hilfeplanung würde nicht von einzelnen Hilfen, sondern von längerfristigen Hilfsprozessen mit verschiedenen, eng verzahnten, ambulanten, aufsuchenden und (teil-)stationären Maßnahmen ausgehen. Durch Aus- und Weiterbildung sollten für das Konzept der sozialen Nachhaltigkeit sensibilisiert und konkrete Strategien für den Umgang mit typischen Stolpersteinen vermittelt werden. Dies betrifft insbesondere das Übergangsmanagement und den Umgang mit Abbrüchen sowie die Motivation für ausreichend intensive Hilfen, die mit einer noch konsequenteren Lebensweltorientierung und optimierten Vernetzung mit Arbeit, Schule und Netzwerken sowie einem Fokus, wie diese Fortschritte und Ausgangsbasis auch nach einer stationären Jugendhilfemaßnahme nachhaltig abgesichert werden können, einhergeht. Die Jugendhilfe sollte, um die Nachhaltigkeit ihrer Effekte besser nachweisen zu können, einerseits viel mehr Wert auf die Dokumentation ihrer langfristigen Erfolge im Alltag legen, andererseits gezielter evidenzbasierte Methoden, die ihre Wirkung nachgewiesen haben, implementieren. Die Stärke der Jugendhilfe ist ihre interdisziplinäre Verzahnung mit verschiedenen Lebenswelten in der gesamten Gesellschaft, sodass schnell, passgenau und niederschwellig in den Lebenswelten von jungen Menschen interveniert werden kann. Gerade bei hochbelasteten Kindern, Jugendlichen und ihren Familien ist es wichtig, frühzeitig ausreichend intensiv zu intervenieren und gegebenenfalls auch nach einer Rückführung oder der Beendigung einer intensiveren Hilfephase den Kontakt zu halten, um über den weiteren Lebensweg hinweg relativ schnell unbürokratisch wieder Hilfe anbieten zu können. Die Jugendhilfe kann nur dann langfristig erfolgreich sein, wenn die Gesellschaft offen für belastete junge Menschen bleibt, diesen echte Chancen gibt, sie trägt und die Übergänge in und aus dem Jugendhilfesystem möglichst fließend und nicht stigmatisiert sind. Sie ist darauf angewiesen, dass die Gesellschaft als Ganzes ausreichend nachhaltig aufgestellt ist, dass die aufnehmenden Systeme (z. B. Schule, Arbeits- und Wohnungsmarkt etc.) über auseichende Ressourcen 109 uj 3 | 2024 Das Konzept der sozialen Nachhaltigkeit verfügen, sodass sich die Fachkräfte und Laien in diesen Systemen für belastete und herausfordernde Jugendliche emotional engagieren können. Relativ klar ist, dass die Zahl der jungen Menschen, die langfristig auf soziale Unterstützungssysteme angewiesen sind, eng mit der noch nicht ausreichenden sozialen Nachhaltigkeit unserer Gesellschaft assoziiert ist. Wenn in allen Gesellschaftsfeldern (inkl. den psychosozialen Hilfen selbst) immer weiter auf noch größere Optimierung und Effizienz gesetzt wird und die arbeitenden Menschen dort ein Kostenpunkt sind, der sich „rechnen“ muss, wird die Zahl der Menschen, die dort nicht mehr mithalten können, steigen und der Druck auf die psychosozialen Hilfssysteme stetig zunehmen. Deshalb sollte man einerseits die vermeintliche Alternativlosigkeit dieses gesellschaftlichen Weges kritisch hinterfragen und andererseits in die Qualität und Nachhaltigkeit von Jugendhilfeleistungen und deren Rahmenbedingungen investieren. Die Menschen, die dort sehr erfolgreich zumeist mit viel Herzblut arbeiten, sollten von der Gesellschaft und durch strukturelle Vorgaben ausreichend geschützt, wertgeschätzt und gerecht bezahlt werden. Nur wenn die soziale Arbeit als Beruf und Berufung attraktiv gehalten werden kann, wird sie ihren Beitrag zu einer sozial nachhaltigen Gesellschaft leisten können. Meryem Oezdirek E-Mail: meryem.oezdirek@integras.ch Maria Hoegger E-Mail: maria.hoegger@gmail.com Marc Schmid E-Mail: marc.schmid@upk.ch Literatur Aeschlimann, B., Gardiol, I. D., Trede, I., Neumann, J. & Kriesi, I. 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