eJournals unsere jugend 76/7+8

unsere jugend
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Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/uj2024.art43d
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Mit KI-Unterstützung zu einer inklusiven Kinder- und Jugendhilfe

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Daniel Kieslinger
Der Bundesverband Caritas Kinder- und Jugendhilfe widmet sich aktuell mit zwei Projekten der Fragestellung, welche Unterstützungsmöglichkeiten künstliche Intelligenz im Rahmen der Umsetzung einer inklusiven Kinder- und Jugendhilfe bietet. Dabei werden unterschiedliche Ansätze verfolgt, um Fachkräfte in ihrem professionellen Handeln zu unterstützen.
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338 unsere jugend, 76. Jg., S. 338 - 339 (2024) DOI 10.2378/ uj2024.art43d © Ernst Reinhardt Verlag Mit KI-Unterstützung zu einer inklusiven Kinder- und Jugendhilfe Der Bundesverband Caritas Kinder- und Jugendhilfe widmet sich aktuell mit zwei Projekten der Fragestellung, welche Unterstützungsmöglichkeiten künstliche Intelligenz im Rahmen der Umsetzung einer inklusiven Kinder- und Jugendhilfe bietet. Dabei werden unterschiedliche Ansätze verfolgt, um Fachkräfte in ihrem professionellen Handeln zu unterstützen. von Daniel Kieslinger Geschäftsführer LIGA der Freien Wohlfahrtspflege Rheinland-Pfalz, von 2020 bis 2024 Leitung des Modellprojektes „Inklusion jetzt! “ beim Bundesverband Caritas Kinder- und Jugendhilfe e.V. (BVkE) KIESA - Inklusiv beraten Basierend auf den Ergebnissen einer einjährigen Planungsphase, die durch Unterstützung der Aktion Mensch Stiftung durchgeführt wurde, soll in den kommenden drei Jahren eine künstliche Intelligenz programmiert werden, die durch unterschiedliche Modi eine barriereärmere chatbasierte Onlineberatung ermöglicht. Die chatbasierte Beratung erfolgt dabei nach wie vor durch Fachkräfte von Beratungsstellen. KIESA soll eine zusätzliche technische Möglichkeit für die Ratsuchenden darstellen, um beispielsweise das durch die beratenden Personen Geschriebene in einfachere Sprache zu übersetzen. Die künstliche Intelligenz dient hier als unterstützende Maßnahme und wird nicht selbstständig beraten. In einem einjährigen Vorprojekt hat der BVkE in Kooperation mit der Technischen Hochschule Nürnberg die Grundlagen gelegt, um im Onlineberatungskontext schwierige in einfache Sprache zu übersetzen - und zwar live. In der Anwendung sollen insgesamt fünf Modi umgesetzt werden, die eine barriereärmere Kommunikation in unterschiedlichen Beratungssettings der Kinder- und Jugendhilfe ermöglichen sollen: ➤ Speech-to-Text-Integration: Die intuitive Speech-to-Text-Integration ermöglicht es Ratsuchenden, ihre Anfragen und Nachrichten mündlich zu formulieren, die dann automatisch in Text umgewandelt und an den oder die BeraterIn gesendet werden. ➤ Übersetzung in einfache Sprache: Das Feature „Klarstellungs-Übersetzer für Beratungsnachrichten“ zielt darauf ab, die Onlineberatung für alle Ratsuchenden, unabhängig von ihren individuellen Fähigkeiten, zugänglich und verständlich zu gestalten. Durch einen einfachen Klick auf den „Klar-Stellen“-Button können Ratsuchende jede empfangene Nachricht in eine verständlichere Sprachform umwandeln lassen. ➤ Zusammenfassen: Das Feature „Gesprächsverlauf-Klarstellung“ dient dazu, den gesamten Gesprächsverlauf zwischen der oder dem Ratsuchenden und der Beraterin oder dem Berater in einer klaren, verständlichen und kompakten Form zusammenzufassen. ➤ Text-to-Speech-Assistent: Der adaptive Text-to-Speech-Assistent ermöglicht es Ratsuchenden, Nachrichten und Informationen auditiv wahrzunehmen, indem der Text in gesprochene Sprache umgewandelt wird. 339 uj 7+8 | 2024 Inklusive Jugendhilfe mit KI-Unterstützung ➤ Schlüsselwort-Bild-Transformation: Das Feature „Visuelle Unterstützung durch Schlüsselwort-Bild-Konversion“ zielt darauf ab, die Kommunikation in der Onlineberatung intuitiver und verständlicher zu gestalten. Hierbei werden aus den Nachrichten der Beraterin oder des Beraters Schlüsselwörter extrahiert, die für das Verständnis der Nachricht entscheidend sind. Diese Schlüsselwörter werden dann durch entsprechende Bilder oder Symbole ersetzt oder ergänzt. Einen Überblick über das Projektvorhaben finden Sie auf YouTube: https: / / youtu.be/ NKLno1WFxeE Inklusio.AI Auf Grundlage des Modellprojektes Inklusion jetzt! sind zahlreiche Publikationen, Fachartikel und Newsletter erschienen. Um dieses Wissen für Fachkräfte einfach nutzbar zu machen, hat der BVkE in Kooperation mit dem Evangelischen Erziehungsverband (EREV) und der Initiative Brückensteine Careleaver eine KI-Anwendung entwickelt. Dabei wurde ein Sprachmodell darauf ausgerichtet, mit der zugrunde liegenden Datenmenge zu arbeiten und auf dieser Grundlage Fragen zur Umsetzung einer inklusiven Kinder- und Jugendhilfe zu beantworten. Damit soll eine wirksame Unterstützung bei der Umsetzung von inklusiven Konzepten in Einrichtungen der Jugendhilfe geboten werden. Fachkräfte können beispielsweise fragen, was eine inklusive Hilfeplanung ausmacht, was in einem inklusiven Schutzkonzept stehen sollte und was inklusiven Kinderschutz ausmacht. Die Antworten, welche die KI liefert, referenzieren dann auf die entsprechenden Dokumente des Modellprojekts Inklusion jetzt! und geben eine fachlich fundierte Antwort. Die Anwendung befindet sich aktuell noch in der Beta-Testung und wird stetig verbessert. Perspektivisch soll das Tool dazu dienen, Fachkräfte bei der Erarbeitung von inklusiven Konzepten zu unterstützen. Durch das von der ING im Rahmen der „Challenge 2023“ geförderte Projekt wird der Erfahrungsschatz von Inklusion jetzt! über das Modellprojekt hinausgetragen und findet in der Praxis Anwendung (vgl. https: / / socialimpact.eu/ social-entrepreneur ship/ challenge2023). Testen Sie gern und geben uns Feedback unter inklusio.ai! Daniel Kieslinger LIGA der Freien Wohlfahrtspflege Rheinland-Pfalz E-Mail: d.kieslinger@liga-rlp.de Literatur https: / / socialimpact.eu/ social-entrepreneurship/ challenge2023, 15. 4. 2024 https: / / youtu.be/ NKLno1WFxeE, 15. 2. 2024