eJournals unsere jugend 76/9

unsere jugend
4
0342-5258
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/uj2024.art50d
91
2024
769

Rezension: Spatscheck, C., Kreft, D. (2023): Methodenlehre in der Sozialen Arbeit. Konzepte, Methoden, Verfahren, Techniken

91
2024
Vera Birtsch
Das Taschenbuch stellt für Studierende und Praktizierende im Feld der Sozialarbeit eine Einführung in methodisches Arbeiten dar. Theoretische Grundlagen werden vorgestellt, methodisches Handeln definiert und klassifiziert und Güte-Standards für angemessenes, planvolles Handeln beschrieben. Das neue Herausgeberpaar Christian Spatscheck und Dieter Kreft hat die 4. Auflage zusammen mit zahlreichen neu gewonnenen AutorInnen in großen Teilen umfassend aktualisiert bzw. ergänzt und somit buchstäblich eine Neuauflage dieser Methodenlehre vorgelegt.
4_076_2024_9_0007
392 uj 9 | 2024 Rezensionen Rezensentin: Dr. Vera Birtsch Diplom-Psychologin und freie Beraterin und Autorin, Hamburg Thema Das Taschenbuch stellt für Studierende und Praktizierende im Feld der Sozialarbeit eine Einführung in methodisches Arbeiten dar. Theoretische Grundlagen werden vorgestellt, methodisches Handeln definiert und klassifiziert und Güte-Standards für angemessenes, planvolles Handeln beschrieben. Das neue Herausgeberpaar Christian Spatscheck und Dieter Kreft hat die 4. Auflage zusammen mit zahlreichen neu gewonnenen AutorInnen in großen Teilen umfassend aktualisiert bzw. ergänzt und somit buchstäblich eine Neuauflage dieser Methodenlehre vorgelegt. Aufbau und Inhalt Kap. 1: Grundlagen für das methodische Handeln Im Abschnitt 1.1 Konzepte, Methoden, Verfahren und Techniken in der Sozialen Arbeit wird zunächst die Vielzahl der Veröffentlichungen zu den Methoden der Sozialen Arbeit von den Herausgebern gesichtet und begrifflich in Konzepte, Methoden, Verfahren und Techniken unterschieden. Lehren, Lernen und Handeln im Bereich der Sozialen Arbeit soll damit erleichtert und eine Basis für qualitätsvolles Arbeiten geschaffen werden. Bei ihrem Ordnungsversuch für das Handeln nach den Regeln der Kunst thematisieren sie zunächst die Anfänge der Sozialen Arbeit und die Entwicklung ihrer Professionalität aus der karitativen Armenfürsorge. Dabei wird aufgezeigt, wie diese Praxis als Berufsausbildung auf wissenschaftlicher Grundlage installiert werden konnte und dabei die u. a. in den USA gewonnenen Erkenntnisse zur menschlichen Kommunikation und zur Beziehung zwischen Menschen und ihrem Lebensraum integriert worden sind. Einzelfallhilfe, Gruppenpädagogik und Gemeinwesenarbeit wurden als professionelles Instrumentarium entwickelt, sie dienen gleichzeitig bis heute zur Fundierung einer professionellen Grundhaltung. Stephan Maykus beschreibt im Abschnitt 1.2 Beobachten, Beurteilen, Handeln den Handlungsablauf in der Fallarbeit und zeigt an einer Beispielsituation aus dem Bereich der Familienhilfe, welche klärenden Schritte ein Sozialarbeiter oder eine Sozialarbeiterin, der/ die mit dem Phänomen der Kindeswohlgefährdung konfrontiert ist, gehen sollte und was methodisches Handeln in diesem Beispiel konkret heißt. Dabei wird der Bezug von Reflexion und Handeln ebenso erläutert wie die Bedeutung des Konzeptes der AdressatInnenorientierung oder des praktischen Handelns in Organisationen bzw. in Teams. Dieter Kreft skizziert im Abschnitt 1.3 Handlungskompetenz in der Sozialen Arbeit das, was die einzelne Fachkraft können muss, um diese Schritte zu gehen: Können, Wissen und Haltungen werden als zentrale Bestandteile der Handlungskompetenz erläutert. Hiltrud von Spiegel schlägt im Abschnitt 1.4 Methodisches Handeln in der Sozialen Arbeit einen Bogen vom situativen, pragmatischen Alltagshandeln zum systematisch reflektierten und institutionell gestützten Einsetzen der „eigenen Person als Werkzeug“. Behandelt werden ferner Spatscheck, C., Kreft, D. (2023): Methodenlehre in der Sozialen Arbeit. Konzepte, Methoden, Verfahren, Techniken utb. 4. Aufl. Ernst Reinhardt Verlag, München. 235 Seiten, ISBN 978-3-8252-6083-5, € 44,- (auch als E-Book erhältlich) uj 9 | 2024 393 Rezensionen Charakteristika des Handlungsfeldes wie das doppelte Mandat von Hilfe und Kontrolle und die Bedingung der Koproduktion, d. h. die Abhängigkeit einer wirkungsvollen sozialpädagogischen Intervention von der Mitarbeit ihrer AdressatInnen. Während alle Beiträge aus Kapitel 1 nahezu unverändert aus der 3. Auflage übernommen wurden, sind die Beiträge im folgenden Kapitel 2 von hinzugekommenen AutorInnen neu geschrieben worden. Gliederung und Kapitelbezeichnungen wurden aus den früheren Auflagen übernommen. Kap. 2: Die drei klassischen Methoden und ihre aktuellen Entwicklungen Im Kapitel 2.1 Von der Einzelfallhilfe zum Case Management bildet Corinna Ehlers vor allem die Weiterentwicklung der Arbeitsansätze ab. Dabei wird in der Arbeit mit den KlientInnen neben der Klärung der individuellen Problemlagen insbesondere die Beschäftigung mit der Versorgungssystemebene ausführlich betrachtet. Während in der früheren Fassung dieses Kapitels der therapeutische Ansatz - z. B. durch die Hervorhebung der Gesprächsführung zentriert auf KlientInnen - stärker herausgestellt wurde, betont Ehlers mehr das Gesamtspektrum fallorientierter Arbeit und unterscheidet dabei verschiedene Arbeitsphasen: Klärungsphase, Situations-/ Falleinschätzung, Zielformulierung und Hilfeplanung, Umsetzung des Hilfeplans, Monitoring und Evaluation. Aber auch die unterschiedlichen Funktionen des Case- Managements werden beschrieben: die fürsprechende, die beratende, die Türöffner- und die Unterstützungsfunktion. Die Kapitel 2.2 und 2.3 werden von Peter-Ulrich Wendt unter dem Titel Von der Gruppenpädagogik zur Sozialen Gruppenarbeit und von Christian Reutlinger unter dem Titel Von der Gemeinwesenarbeit zum sozialräumlichen Handeln vorgelegt. Während sich der Abschnitt 2.2 in der 3. Auflage vorrangig mit der Entwicklung der heutigen Gruppenpädagogik beschäftigte, auch mit kritischen Positionen dazu, behandelt Wendt nunmehr Entwicklungsstufen der Gruppenentwicklung, Anforderungen an die Gruppenleitung und konkrete Verfahren - dies auch am Beispiel der Kinder- und Jugendhilfe. Im Abschnitt 2.3 wird in der 4. Auflage analog nur kurz auf die Geschichte der Gemeinwesenarbeit eingegangen. Der Autor widmet sich stattdessen ausführlich den heutigen Strategien und Anwendungsgebieten des sozialräumlichen Ansatzes und beschreibt konkret den Weg von der Sozialraumanalyse bis zur Entwicklung konkreter Handlungsoptionen. Kap. 3: Verfahren In diesem Kapitel wird eine exemplarische Auswahl von 16 Verfahren in Kurzform dargestellt, wiederum durch neu gewonnene AutorInnen. In die Liste neu aufgenommen wurden die das Handeln einleitenden Verfahren der Sozialen Diagnostik/ Fallverstehen und der Hilfeplanung. Beide berücksichtigen die Komplexität der Situationen und Aufgaben in der sozialpädagogischen Arbeit überzeugend und angemessen. So definiert Sabine Ader Fallverstehen als Weg, vor allem Sinn und Funktion eines bestimmten auffälligen Verhaltens nachzuvollziehen. Diagnostik habe demgegenüber die Aufgabe, möglichst objektiv und wissensbasiert Situationen und Sachverhalte durch Beobachtungs- und Dokumentationsinstrumente darzustellen und zu bewerten. Auch im Kapitel Hilfeplanung werden von Barbara Schäuble sehr konkrete Vorgehensweisen benannt, die vor allem die Beteiligungsrechte der KlientInnen im Blick haben. Insgesamt finden sich in diesem Kapitel wie in der vorherigen Auflage die Themen von Beratung bis Öffentlichkeitsarbeit. Erwähnt sei noch der neu aufgenommene Abschnitt Biografiearbeit von Kirsten Sander. Kap. 4: Techniken Kapitel 4 stellt wiederum die aus der Vorauflage bekannten Techniken vor: wie z. B. Fragen, Nachfragen, Zuhören und Rollenspiel. Und auch hier werden neue Techniken ergänzt wie z. B. Aufstellungsarbeit. 394 uj 9 | 2024 Rezensionen Diskussion und Fazit Der Titel von Spatscheck/ Kreft zur Methodenlehre in der Sozialen Arbeit bietet wie die früheren Auflagen von Kreft/ Müller für Anfangssemester wie für fortgeschrittene Studierende ein handliches Taschenbuch, das zur Orientierung im breit gefächerten und oftmals auch schwierigen Arbeitsfeld gut geeignet ist. Es wird weiterhin als Basis-Studienbuch vorgelegt, wobei die Beiträge überwiegend von neu gewonnenen AutorInnen verfasst wurden, die das Feld der Sozialen Arbeit überwiegend im Hochschulbereich vertreten. Gegenüber den früheren Auflagen beinhaltet die 4. Auflage des Bandes wesentliche Aktualisierungen und Erweiterungen. Hierzu zählen insbesondere die im Kapitel 2 neu konzipierten Beiträge zum Case Management, Sozialer Gruppenarbeit und sozialräumlichem Handeln. Der Band enthält zahlreiche Empfehlungen zum weiterführenden Studium, aber auch für eine wechsel- und anspruchsvolle Praxis. Insgesamt werden nicht nur Bezüge zur neueren Entwicklung des Feldes, sondern auch den damit verknüpften Anforderungen hergestellt. So erhalten alle diejenigen, die eine erste Einführung und Übersicht über das aktuelle methodische Handeln in der Sozialen Arbeit benötigen, eine kompakte Arbeitshilfe, auch Praxisorientierte finden wertvolle Hinweise. Das Literaturverzeichnis wurde durch aktuelle Literatur ergänzt, sodass den LeserInnen eine weiterführende Lektüre unkompliziert erleichtert wird. Allen denjenigen, die Methoden in der Sozialen Arbeit nach den Regeln der Kunst erlernen und praktizieren wollen, kann deshalb auch die 4. Auflage des Taschenbuchs besonders empfohlen werden. Dr. Vera Birtsch 22607 Hamburg E-Mail: vbirtsch@t-online.de DOI 10.2378/ uj2024.art50d Daigler, C. (2023): Junge Wohnungslose. Eine Einführung für die Soziale Arbeit Kohlhammer, Stuttgart. 110 Seiten, ISBN 978-3-17-042409-8, 21,00 € (auch als eBook erhältlich) Rezensent: Andreas Länge Referent für junge Menschen in prekären Lebenslagen bei der Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugendsozialarbeit e. V. In der Reihe„Soziale Arbeit - kompakt & direkt“ von Rudolf Bieker und Heike Niemeyer aus Köln ist nun das Buch „Junge Wohnungslose“ von Prof. Dr. rer. soc. Claudia Daigler im Kohlhammer Verlag erschienen. Diese Reihe richtet sich an Studierende im Bachelor- oder Masterstudium, BerufseinsteigerInnen und PraktikerInnen, die Anschluss an den aktuellen wissenschaftlichen Diskurs halten wollen. Autorin Prof. Dr. rer. soc. Claudia Daigler lehrt und forscht an der Hochschule Esslingen, Fakultät Soziale Arbeit, Bildung und Pflege. Sie ist Sozialarbeiterin, Erziehungswissenschaftlerin und hat die Professur für Integrationshilfen und (berufliche) Übergänge im Lebensverlauf inne. Ihre Forschungs- und Lehrschwerpunkte sind (junge) Frauen* und Männer* in prekären Lebenslagen, Obdachlosigkeit, Hilfen zur Erziehung, Erwerbsarbeit(-slosigkeit), AdressatInnenperspektiven und Jugendhilfe-/ Sozialplanung.