unsere jugend
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0342-5258
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/uj2025.art20d
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Zwischen Wachstum und Wirkung?
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Stefan Godehardt-Bestmann
Die Kinder- und Jugendhilfe steht im Spannungsfeld wachsender institutioneller Strukturen, fachlicher Herausforderungen und kritischer Reflexion. Trotz signifikanter Fortschritte in der Professionalisierung und Finanzierung bleibt der Bedarf an sozialraumorientierten Ansätzen groß. Der Beitrag plädiert für eine konsequente Reflexion institutioneller Strukturen, um die Kinder- und Jugendhilfe ihrem sozialpolitischen Auftrag nach Selbstbestimmung, Chancengerechtigkeit und Empowerment näherzubringen.
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163 unsere jugend, 77. Jg., S. 163 - 177 (2025) DOI 10.2378/ uj2025.art20d © Ernst Reinhardt Verlag Zwischen Wachstum und Wirkung? Die Handlungstheorie Sozialraumorientierter Sozialer Arbeit als kritische Analyse der Kinder- und Jugendhilfe Die Kinder- und Jugendhilfe steht im Spannungsfeld wachsender institutioneller Strukturen, fachlicher Herausforderungen und kritischer Reflexion. Trotz signifikanter Fortschritte in der Professionalisierung und Finanzierung bleibt der Bedarf an sozialraumorientierten Ansätzen groß. Der Beitrag plädiert für eine konsequente Reflexion institutioneller Strukturen, um die Kinder- und Jugendhilfe ihrem sozialpolitischen Auftrag nach Selbstbestimmung, Chancengerechtigkeit und Empowerment näherzubringen. von Dr. phil. Stefan Godehardt-Bestmann Jg. 1965; staatl. anerkannter Erzieher, seit 2009 Professor für Soziale Arbeit an verschiedenen Hochschulen, seit 2019 im Fernstudium an der IU Internationale Hochschule, zudem seit 2000 in freier Praxis als Sozialarbeitsforscher, Praxisberater und Trainer tätig 1 Ausgangslage Die Kritische Soziale Arbeit entstand ab Ende der 1960er Jahre im Kontext sozialer Bewegungen und gesellschaftlicher Umbrüche. Sie stand für eine systematische Hinterfragung gesellschaftlicher Machtstrukturen. Ihr Ziel war es, soziale Ungleichheit zu benennen, zu analysieren und aktiv dagegen zu arbeiten. Dies beinhaltete sowohl eine Kritik am Staat als auch am Funktionssystem der Sozialen Arbeit selbst (Wagner et al. 2019, 33 - 34). So wurden Institutionen wie Jugendämter oder Heime nicht nur als Schutzräume, sondern auch als Orte der Disziplinierung betrachtet. Kritische Sozialarbeiter: innen wiesen darauf hin, dass diese Einrichtungen oft dazu beitrugen, bestehende Machtverhältnisse zu stabilisieren, anstatt sie zu hinterfragen (Anhorn/ Stehr 2018). Die systematische Anwendung von Regeln und Verfahren in sozialen Institutionen führte laut Kritischer Sozialer Arbeit oft zur Entmündigung der ‚Klient: innen‘. Kinder und Jugendliche wurden durch strikte Regulierungen und fehlende Mitbestimmung in ihrer Entwicklung eingeschränkt. Kritische Ansätze in der Jugendhilfe zielten darauf ab, Jugendliche als aktive Subjekte zu stärken. Der Fokus lag auf der Förderung von Selbstbewusstsein und Selbstwirksamkeit, anstatt sie passiv in institutionelle Abläufe einzupassen. Statt Familien ausschließlich als „Problemträger“ zu betrachten, setzte sich die Kritische Soziale Arbeit für ressourcenorientierte Ansätze ein, die auf die Stärkung familiärer Bindungen und lebensweltlicher Netzwerke abzielten (Bettinger 2013; Cremer-Schäfer/ Resch 2012). 164 uj 4 | 2025 Zwischen Wachstum und Wirkung Und wie zeigt sich das heute? Im aktuellen Diskurs zur Kinder- und Jugendhilfe lassen sich verschiedene Spannungsfelder erkennen, die im Folgenden ausschnitthaft und durchaus zugespitzt verkürzt skizziert werden. Diskurs: Es gibt nur Kürzungen im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe Ein verbreitetes Narrativ ist die These, dass die Kinder- und Jugendhilfe unter massiven Ausgabenkürzungen leidet. Tatsächlich zeigen statistische Daten jedoch einen anderen Trend: Die öffentlichen Ausgaben für die Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland haben in den letzten zwei Jahrzehnten signifikant zugenommen: „Bund, Länder und Gemeinden haben im Jahr 2023 insgesamt 71,9 Milliarden Euro für Kinder- und Jugendhilfe ausgegeben. Die Ausgaben sind damit gegenüber 2022 um 9,2 % gestiegen. Nach Abzug der Einnahmen in Höhe von etwa 4,2 Milliarden Euro - unter anderem aus Gebühren undTeilnahmebeiträgen - wendete die öffentliche Hand netto rund 67,7 Milliarden Euro auf. Gegenüber 2022 entsprach das einer Steigerung um 9,2 %“ (Destatis 2024 a). 2001 lagen diese Ausgaben bei 19,2 Milliarden Euro. Die Bruttoausgaben für die Kindertagesbetreuung beliefen sich 2023 auf knapp 48,8 Milliarden Euro (67,9 % der Gesamtausgaben). Nach Einnahmen von 2,5 Milliarden Euro wurden netto 46,3 Milliarden Euro ausgegeben - ein Plus von 7,7 % im Vergleich zum Vorjahr. Für Hilfen zur Erziehung (HzE) gaben die öffentlichen Träger 16,9 Milliarden Euro (23,6 % der Bruttoausgaben) aus, 2001 waren es ca. 5,1 Milliarden. In die Angebote der Jugendarbeit, wie z. B. außerschulische Jugendbildung oder Jugendzentren, flossen hingegen rund 2,3 Milliarden Euro (3,2 % der Gesamtausgaben), ähnlich wie im Vorjahr (Destatis 2024 b). Diese Zahlen verdeutlichen, dass insbesondere die Ausgaben für die Kindertagesbetreuung und die Hilfen zur Erziehung in den letzten zwei Jahrzehnten deutlich gestiegen sind, während die Ausgaben für die Jugendarbeit nur einen geringfügigen Anstieg verzeichneten. Diskurs: Kinder- und Jugendhilfe als Wachstumsbranche Der Fachkräftemangel wird in der Kinder- und Jugendhilfe seit Jahren intensiv diskutiert. In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich die Personalstruktur in der Kinder- und Jugendhilfe signifikant verändert (Statistisches Bundesamt 2024 c). Die Kindertagesbetreuung verzeichnete zwischen 2007 und 2022 einen Zuwachs von fast 360.000 pädagogisch Tätigen, sodass Anfang 2022 mehr als 722.000 Personen in diesem Bereich beschäftigt waren. Dennoch können offene Stellen kaum noch besetzt werden, was zu Einschränkungen bei Angeboten und Leistungen führt (Meiner-Teubner/ Pothmann 2024, 5f ). Desgleichen hat sich im Bereich HzE die Personalstruktur erheblich verändert. Die Jugendämter haben ihre Personalkapazitäten im ASD deutlich ausgebaut, „von 9.532 Personen (2006) auf 17.183 Personen (2018 / 2019). Das ist ein Personalwachstum von 80 %“ (DV 2021, 4). Auch bei leistungserbringenden Trägern ist ein signifikanter Anstieg des Personals in den HzE zu beobachten (vgl. Abb. 1). Zudem zeigen sich die Zahlen der Auszubildenden an Fachschulen für Sozialwesen auf einem nie dagewesenen Höchststand: „Im Schuljahr 2022/ 23 haben bundesweit 41.930 Personen eine Erzieherinnen- und Erzieherausbildung begonnen - das entspricht einer Verdopplung gegenüber 2007/ 08“ (DJI 2004). Gleiches gilt für Studierende der Sozialen Arbeit: „Insgesamt waren imWintersemester 2022/ 23 rund 119.000 junge Menschen für ein Studium im Sozialwesen eingeschrieben. Das waren 3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor und so viele wie noch nie“ (Bundesagentur für Arbeit 2024, 3) 165 uj 4 | 2025 Zwischen Wachstum und Wirkung Diskurs: Die Arbeit ist wirksam Studien belegen, dass Kinder- und Jugendhilfeleistungen die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen positiv beeinflussen können, insbesondere durch stabile Beziehungen zu Fachkräften und individuell angepasste Unterstützungsmaßnahmen (Gabriel/ Keller 2019). Dennoch wird die Wirksamkeit durch systemische Hürden wie häufige Personalwechsel, unzureichende Partizipation der Adressat: innen und einen Fokus auf kurzfristige statt nachhaltige Lösungen eingeschränkt (Faltermeier/ Schäfer 2017). Während gut geplante und individuell angepasste Maßnahmen nachweislich positive Effekte haben, wird die Qualität der Beziehung zwischen Fachkräften und Betroffenen als entscheidender Faktor betrachtet (Gabriel/ Keller 2019). Die stationären Hilfen stehen dabei besonders im Fokus kritischer Diskussionen. Einerseits bieten sie Schutz und Entwicklungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche, die in ihrem familiären Umfeld nicht ausreichend versorgt werden können. Andererseits bestehen erhebliche strukturelle und qualitative Probleme. So beeinträchtigen Fachkräftemangel und die daraus resultierende Überlastung der Betreuenden die Qualität der Unterstützung erheblich. Ebenso erschweren häufige Personalwechsel den Aufbau stabiler Beziehungen, obwohl diese für die Wirksamkeit stationärer Hilfen essenziell sind. Zudem ist die Partizipation der Kinder und Jugendlichen an der GestaltungihrerHilfsmaßnahmenofteingeschränkt, was sowohl die Akzeptanz als auch die Effektivität der Unterstützung verringert (Pluto 2021). Auch zeigt sich, dass nicht alle Zielgruppen gleichermaßen von den Maßnahmen profitieren. Besonders Jugendliche mit intensivem Förderbedarf oder starkem Autonomiestreben brechen häufiger ab und erzielen geringere Erfolge. Der Übergang ins Erwachsenenalter wird für viele Care Leaver zu einem kritischen Moment, da Unterstützungsstrukturen häufig abrupt enden, sobald sie das 18. Lebensjahr erreichen. Diese unzureichende Nachbetreuung führt zu 120.000 100.000 80.000 60.000 40.000 20.000 0 Absolut 2006 2010 2014 2016 2018 2006 2010 2014 2016 2018 Personal Vollzeitäquivalente 62.304 80.272 86.797 102.537 109.207 46.948 59.760 64.247 75.543 80.212 39.617 49.954 58.566 72.263 77.118 31.687 39.579 45.467 55.652 58.911 16.358 23.494 21.676 23.553 24.913 11.182 15.851 14.546 15.582 16.690 6.329 6.824 6.555 6.721 7.176 4.079 4.330 4.234 4.309 4.611 n Heimerziehung (§ 34 SGB VIII) n Ambulante Hilfen (§§ 27,2; 29-32, 35 SGB VIII) n Beratung (§ 28 SGB VIII) Quelle: Statistisches Bundesamt: Statistiken der Kinder- und Jugendhilfe - Einrichtungen und Personal (ohne Tageseinrichtungen für Kinder); versch. Jahrgänge; eigene Berechnungen Abb. 1: Beschäftigte im Bereich HzE (Quelle: Tabel 2020, 27) 166 uj 4 | 2025 Zwischen Wachstum und Wirkung Instabilität in ihren Lebensverhältnissen und erhöht das Risiko von Armut, Arbeitslosigkeit und psychischen Problemen (Mangold/ Schröer 2022). Gleichzeitig werden viele Betroffene durch gesellschaftliche Stigmatisierung zusätzlich belastet, was ihre soziale Integration erschwert und die angestrebte Förderung und Stärkung konterkariert (Ehlke 2020). Ein weiteres Problemfeld ist die Bildungsbenachteiligung: Jugendliche in stationären Maßnahmen besuchen signifikant häufiger Förderschulen, erzielen niedrigere Schulabschlüsse und verlassen die Schule überdurchschnittlich oft ohne Abschluss (Salzburger/ Mraß 2022). Ebenso fehlen systematische Ansätze, um Übergänge von der Schule in den Beruf zu erleichtern, was die soziale und berufliche Integration erheblich erschwert (Barth et al. 2023). Das Wachstum der Kinder- und Jugendhilfe ist ambivalent und darf nicht Selbstzweck sein. Soziale Arbeit ist dem Ziel verpflichtet, Eigenkräfte zu stärken und Selbsthilfe zu fördern, um Menschen im Sinne des Empowerments zu befähigen, ihre Lebenssituationen eigenständig zu bewältigen (Staub-Bernasconi 2018). Ein exponentielles Wachstum der Kinder- und Jugendhilfe in einer renditeorientierten Ökonomisierung der Sozialwirtschaft kann jedoch auch bedeuten, dass Abhängigkeiten institutionalisiert werden und ein Markt geschaffen wird, der mehr auf Profit als auf nachhaltige soziale Transformation abzielt. Die Expansion des Systems bindet Ressourcen, die für Prävention und niedrigschwellige Unterstützungsangebote genutzt werden könnten. Ein übermäßiger Fokus auf institutionalisierte Hilfe kann die Entwicklung innovativer Ansätze zur Stärkung von Familien und Gemeinschaften behindern. 2 Was leitet sich daraus für professionelles Handeln ab? Um diesen Herausforderungen zu begegnen, muss sich die Kinder- und Jugendhilfe stärker an Prinzipien orientieren, die eine nachhaltige und partizipative Unterstützung gewährleisten. Eine wichtige Grundlage ist die Orientierung am unmittelbaren Lebensumfeld der Betroffenen. Unterstützungsangebote, die an den sozialen und räumlichen Gegebenheiten ansetzen, wirken nachweislich nachhaltiger und fördern die Eigeninitiative sowie Selbstwirksamkeit (Gabriel/ Keller 2019). Gleichzeitig ist es essenziell, die Balance zwischen Unterstützung und Eigenverantwortung zu wahren und die Adressat: innen aktiv in die Gestaltung der Hilfsmaßnahmen einzubinden. Partizipation erhöht nicht nur die Akzeptanz der Maßnahmen, sondern befähigt die Betroffenen auch dazu, ihre Lebenssituationen selbstbestimmter zu gestalten (Böhnisch 2023). Ein weiterer zentraler Ansatz ist die Aktivierung lebensweltlicher Netzwerke und stärkender Lebensräume, um Chancengleichheit zu fördern. Die Einbindung von familiären, schulischen oder gemeinschaftlichen Strukturen stärkt die Stabilität und Integration der Betroffenen erheblich. Durch eine konsequente Ausrichtung an den Erfahrungen der Betroffenen und wissenschaftlichen Erkenntnissen kann die Jugendhilfe ihren Kernauftrag erfüllen, nämlich lebensweltliche Eigenkräfte zu stärken und langfristige Perspektiven zu schaffen (Andresen/ Schröer 2022). Ziel ist es, eine effektive, nachhaltige und partizipative Unterstützung zu gewährleisten, die nicht nur individuelle Bedürfnisse berücksichtigt, sondern auch soziale Kontexte und Strukturen einbezieht. Die Förderung individueller Ressourcen bleibt ein zentrales Prinzip der Kinder- und Jugendhilfe. Um die Wirksamkeit zu erhöhen, ist eine konsequente Orientierung am unmittelbaren Lebensumfeld der Betroffenen notwendig. Unterstützungsangebote müssen zugleich die sozialen und räumlichen Lebensbedingungen der Adressat: innen einbeziehen (Wolf 2007). Die Forschung zeigt, dass Hilfen, die im vertrauten Lebensraum ansetzen, nachhaltiger wirken und besser angenommen werden (Gabriel/ Winkler 2003). Die Aktivierung bestehender Ressourcen im Le- 167 uj 4 | 2025 Zwischen Wachstum und Wirkung bensumfeld stärkt die Eigeninitiative und fördert die Selbstwirksamkeit der Betroffenen (Thiersch 2003). Unterstützungsangebote, die auf die sozialen und räumlichen Gegebenheiten ausgerichtet sind, können strukturelle Barrieren abbauen und Chancen schaffen (Gabriel et al. 2007). Es ist also der Lebensalltag der Menschen mit all seinen Verstrickungen, Ungewissheiten, Routinen, Rhythmen und vielfältigen Herausforderungen sowie zeitgleichen Widersprüchlichkeiten, der gleichsam als der zentrale Ansatzpunkt für eine gelingende Begleitung und Unterstützung Sozialer Arbeit und damit auch der Kinder- und Jugendhilfe benannt wird (Thiersch 1986; Kraus 2006; Bestmann 2013). Einig ist man sich seit vielen Jahrzehnten, dass sich dabei nicht allein die einzelnen Menschen an die professionellen Systeme und Arbeitslogiken anschlussfähig zeigen sollen. Vielmehr gilt es als fachliche Maxime, dass sich die professionell tätigen Fachkräfte an den lebensweltlichen Bezugssystemen der Menschen, mit und in denen sie arbeiten, andocken müssen (Fürst/ Hinte 2020). Um wirksam werden zu können, muss sich die Fachlichkeit der Komplexität des Alltags der Menschen stellen (Kleve 2016). Die Bewältigung eben dieses Lebensalltags der Menschen wird zum zentralen Kern (Böhnisch 1997). Die fachliche Zielstellung und professionsethische Leitlinie einer solchen Alltagsbzw. Lebensweltorientierung liegt wie von Thiersch (1986; 2003) formuliert in der Ermöglichung eines selbstbestimmteren, gelingenden Alltags der Adressat: innen. Eine so verstandene Kinder- und Jugendhilfe bedeutet eben auch die Reflexion des von Reinhart Wolff bereits 1990 formulierten ‚Hilfeparadox‘: Menschen in einer Unterstützungssituation sind - statt sie abhängig zu machen von Betreuung und Versorgung - in ihrer selbstbestimmteren (Weiter-)Entwicklung und Veränderung hin zu einem gelingenderen Alltag zu begleiten, möglichst ohne professionell angebotene Hilfe. Dieses partizipativ-lebensweltorientierte Fachverständnis Sozialer Arbeit erkennt die Menschen in ihrer Expertise für die inhaltliche Ausgestaltung der notwendigen Alltagsveränderung an und versteht sie zugleich als die eigentlichen Produzierenden dieser Veränderungsarbeit. Die professionell tätigen Fachkräfte hingegen finden ihre Aufgabe in der Gestaltung solcher Ermöglichungsräume, damit entsprechende Veränderungsprozesse überhaupt realisierbar werden (Bestmann/ Godehardt 2020; Reinhard 2024). Genau darauf basiert eine Kinder- und Jugendhilfe, die sich entlang der Handlungstheorie Sozialraumorientierter Sozialer Arbeit entfaltet. 3 Handlungstheorie Sozialraumorientierter Sozialer Arbeit Der Kristallisationskern der Handlungstheorie Sozialraumorientierter Sozialer Arbeit (Hinte/ Godehardt-Bestmann 2024) liegt darin, dass „der Wille/ die Interessen der leistungsberechtigten Menschen (in Abgrenzung zu Wünschen oder naiv definierten Bedarfen)“ (Hinte 2006, 9) zur Ausgangslage jedes sozialarbeiterischen Handelns wird. Um an den Eigeninteressen der Menschen anschlussfähig zu sein, bedarf es adäquater und legitimierter Zugänge der professionell Tätigen. Es geht dabei nicht um eine Aktivierung der Menschen, womöglich noch für Zielstellungen aus Sicht (sozial-)pädagogischer Expertisen. Durch das ernsthaft dialogisch gefasste Gespräch und die unmittelbare Interaktion mit den Menschen in ihrem Alltagsbezug wird erst erfahrbar, was die Menschen überhaupt wollen (Nuss 2022). Der entscheidende Schlüssel liegt darin, die Menschen ernst zu nehmen und das manchmal chaotische Durcheinander ihres Alltags auszuhalten. Es erfordert Mut und eine Art von Solidarität, sich auf ihre individuelle Lebensrealität einzulassen - nicht, um sie dort „abzuholen“, zu analysieren oder gar zu diagnostizieren, sondern um gemeinsam (! ) mit ihnen - und nicht an ihrer Stelle - den 168 uj 4 | 2025 Zwischen Wachstum und Wirkung Herausforderungen zu begegnen. Ziel ist es, die Menschen so zu stärken, dass sie überhaupt über ein alternatives „Stattdessen“ nachdenken können. Selbsthilfe stärken, ganz im Sinne der Tradition von Alice Salomon (1928), also die Unterstützung von Eigenkräften, oder noch besser: das Zulassen von Eigeninitiative und Selbstorganisation statt professioneller Entmündigung ist der eigentlich stärkende Ansatzpunkt. Dazu gehört auch, dass die Menschen durch diese einfühlsame und ernst nehmende Beziehungsqualität darin unterstützt werden herauszufinden, wo in ihrem oft schwierigen Alltag auch Momente des Gelingens liegen. Es geht darum zu erkennen, wie sie es schaffen, Herausforderungen zu bewältigen und trotz aller Probleme durchzuhalten. Dabei sollen sie auch herausfinden, welche Menschen ihnen Kraft und Durchhaltevermögen schenken und bei wem sie zumindest hin und wieder die Hoffnung schöpfen, dass es sich lohnt, weiterzumachen und durchzuhalten. All das ist gemeint mit dem Fokus auf Ressourcen in den Menschen selbst, ihren sozialen Bezügen und ihrem Sozialraum. Also nicht die professionelle Zuschreibung durch einen ‚Ressourcencheck‘, bei dem die Fachkraft Ressourcen bei den Menschen entdeckt, sondern die ernsthafte Begleitung bei dieser Ressourcenerkundung durch die Menschen selbst. Sie selbst entdecken und definieren, was überhaupt solche Ressourcen für sie sind! Die Menschen dabei in ihren Alltagsthemen und Interessen zu sehen, statt sie in Zielgruppenkategorien zu sortieren, führt logischerweise dazu, dass die Fachkräfte eben auch eine Zugangsexpertise zum alltäglichen Sozialraum, zu den anderen Akteur: innen (ob nun aus anderen professionellen oder zivilgesellschaftlichen Bezügen) in einem Stadtteil oder einer Region haben müssen. Eine konzeptionell vereinbarte Kooperation, die das Zusammenwirken der lebensweltlichen und professionellen Akteur: innen in einem Sozialraum koordiniert und befördert, stellt ein weiteres Leitprinzip dar. Wie arbeitet nun eine Fachkraft? In der Sozialen Arbeit werden ursprünglich drei zentrale, gleichwohl miteinander verbundene Ansatzpunkte unterschieden, die als Grundlage für sozialarbeiterisches Handeln dienen: der Einzelfall, die Gruppe und das Gemeinwesen (Kreft/ Müller 2010). Diese Ansätze basieren auf einem ganzheitlichen Verständnis von Menschen und ihren Lebenszusammenhängen: Der Wille und die Interessen der Adressat: innen als Ausgangspunkt jeglichen Handelns Stärkung der Selbsthilfe, Eigeninitiative und Selbstorganisation Zielgruppendekonstruierend und bereichsübergreifend Ressourcenfokus bzgl. Person, sozialer Bezüge sowie Sozialraum Koordinierte Kooperation lebensweltlicher + professioneller Akteur: innen Abb. 2: Die fünf Leitprinzipien Sozialraumorientierter Sozialer Arbeit (eigene Darstellung) 169 uj 4 | 2025 Zwischen Wachstum und Wirkung ➤ Subjektperspektive: Jeder Mensch ist als eigenständiges Subjekt zu betrachten. Seine Lebensgeschichte ist dynamisch und offen für Veränderungen, die nicht vollständig vorhersehbar oder deterministisch sind. Dieser Ansatz berücksichtigt die Autonomie und Eigenständigkeit der Menschen als Basis sozialarbeiterischen Handelns (Bestmann 2017). ➤ Soziale Verbundenheit: Ein Individuum ist stets in soziale Beziehungen eingebettet, die sowohl die individuelle Entwicklung als auch das Verhalten der Person formen. Gleichzeitig wirken Individuen auf soziale Gruppen zurück, denen sie angehören. Da Menschen zugleich in verschiedenen Netzwerken eingebunden sind, die sich dynamisch verändern können, müssen auch diese Netzwerke im sozialarbeiterischen Handeln berücksichtigt werden (Früchtel 2016). ➤ Lebenslagen und Gemeinwesen: Die Lebenslage eines Individuums, verstanden als die Gesamtheit aller äußeren Bedingungen, in der es sich mit seinen sozialen Beziehungen befindet, beeinflusst die subjektive Lebensqualität. Diese Wechselwirkungen zwischen individuellen, sozialen und gemeinwesenbezogenen infrastrukturellen Faktoren sind zentral für die Bewertung von Lebenssituationen und deren Gestaltungsmöglichkeiten (Kraus 2006; Bestmann 2016). Sozialraumorientierte Soziale Arbeit verbindet die individuelle Situation der Adressat: innen mit ihren sozialen und gemeinwesenbezogenen Ressourcen und Ausgangslagen. Die Beratung erfolgt in klar strukturierten Schritten, die den Adressat: innen eine aktive Rolle in der Veränderungsarbeit einräumen (Reinhard 2024): ➤ Bestandsaufnahme: Zu Beginn wird gemeinsam mit den Adressat: innen die Frage „Was ist los? “ erarbeitet. Ziel ist es, die aktuelle Lebenssituation einschließlich bestehender Herausforderungen ohne Bewertung zu erfassen. ➤ Zielklärung: Im nächsten Schritt klären die Adressat: innen die Frage: „Was will ich verändern? “ Dieser Prozess fördert die Eigenverantwortung und den Fokus auf konkrete Veränderungsziele. (III) Wie können mich Freund: innen, Familie, Nachbarschaft etc. unterstützen? (I) Was will ich (Adressat: in) verändern? (II) Was kann ich selbst dafür tun? Ggf. mit Assistenz (IV) Welche Unterstützung bietet die Gemeinde, das Quartier, die Region? (V) Welche konkrete Hilfe brauche ich von Spezial-Profis? (VI) Was will und kann ich für andere tun? (VII) Partizipative Reflexion und Evaluation Gelingender selbstbestimmterer Alltag Ausgangslage Abb. 3: Die idealtypische Unterstützungsabfolge für die Veränderungs- und Beratungsarbeit (eigene Darstellung, vgl. auch Reinhard 2024, 102) 170 uj 4 | 2025 Zwischen Wachstum und Wirkung ➤ Eigenbeitrag: Die Frage „Was kann ich selbst dafür tun? “ betont die Aktivierung eigener Ressourcen und Handlungsmöglichkeiten der Adressat: innen. ➤ Unterstützung aus sozialen Netzwerken: Es wird geprüft, wie Freund: innen, Familie und Nachbarschaft unterstützend wirken können. Dies schärft das Bewusstsein für bereits bestehende bzw. zu aktivierende Ressourcen. ➤ Gemeinwesenangebote: Im Anschluss wird der Blick auf die bereits bestehenden Ressourcen der Gemeinde, des Quartiers oder der Region gerichtet, um zusätzliche Ressourcen zu erschließen. ➤ Spezialisierte Unterstützung: Falls erforderlich, wird spezialisierte Hilfe durch Fachkräfte einbezogen. ➤ Eigenengagement für andere: Abschließend reflektieren die Adressat: innen über die Frage: „Was will ich selbst für andere beitragen? “ Dies stärkt die Rolle der Adressat: innen als aktive Mitglieder des Gemeinwesens. ➤ Partizipative Evaluation: Gemeinsam wird reflektiert, inwieweit der bisherige Prozess hin zu einem selbstbestimmteren und gelingenden Alltag geführt hat und was ggf. weiterhin zu tun bleibt. Ziel ist es, dass Adressat: innen die Kontrolle über ihren Lebensentwurf behalten, anstatt als „Fall“ bearbeitet zu werden (Bestmann 2020). Eine zentrale Rolle spielt die ressourcenaktivierende Haltung der Fachkräfte. Es wird davon ausgegangen, dass ein grundlegender Eigenwille stets vorhanden ist. Ein zentraler Haltungs- und zugleich Ausgangspunkt für das Handeln liegt darin herauszufinden, „was die KlientIn will. Das scheint selbstverständlich und vielleicht sogar zu einfach. Aber denken Sie einen Moment darüber nach. Die meisten unserer KlientInnen kommen und erzählen uns, was sie nicht wollen. Es scheint, als seien sie so auf ihre Frustration und ihren Kummer fixiert, dass sie nicht daran denken, was sie wollen. Manchmal müssen wir unser ganzes Können und Wissen aufbieten, um ihnen definieren zu helfen, was sie wollen“ (Walter und Peller 2004, 22). Ein weiterer Schlüssel zur erfolgreichen Beratung ist die Identifikation von Ressourcen, die den Adressat: innen bereits zur Verfügung stehen - sowohl bei sich selbst, in den sozialen Netzwerken als auch in lebensweltlichen sowie professionellen Unterstützungsangeboten im sozialräumlichen Umfeld. Ein unterstützendes Instrument stellt die persönliche Netzwerkkarte sozialer Beziehungen dar, die dialogisch, also gemeinsam mit den Adressaten und Adressatinnen, erarbeitet wird (Früchtel/ Budde 2012). Auf dieser Grundlage wird für jeden Einzelfall eine spezifische Ressourcenkarte erstellt, die die individuelle und sozialräumliche Lebenswelt strukturiert abbildet. Sie ist eine übersichtliche Darstellung der Wechselwirkungen zwischen persönlichen Netzwerken und den Angeboten im Sozialraum (Reinhard 2024). Diese Ressourcen bilden die Grundlage für nachhaltige Veränderungen, da sie konkret an die Lebensrealität der Adressat: innen anknüpfen. Die Fachkraft unterstützt darin, diese Ressourcen zu erschließen und für die Zielerreichung einzusetzen (Hinte/ Godehardt-Bestmann 2024; Reinhard 2024). Wohnquartiere bieten oft eine Vielzahl an Ressourcen, die sowohl in Menge als auch in Qualität beträchtlich sind. Diese bleiben jedoch häufig unentdeckt, da Fachkräfte oft primär auf professionelle Mittel zurückgreifen. Das leistungsberechtigte Individuum wird dabei losgelöst von seinem sozialen Umfeld betrachtet und „behandelt“, obwohl viele Bedarfe durch Ressourcen aus der Lebenswelt und dem Sozialraum ergänzt, ersetzt oder bereichert werden könnten (Hinte/ Godehardt-Bestmann 2024; Möbius/ Friedrich 2010; Bestmann 2013). Das Wissen um diese Ressourcen setzt eine tiefgreifende Verankerung im Sozialraum voraus. Fachkräfte, die mit den Netzwerken und der „Hinterbühne“ der alltäglichen Lebenswelt nicht vertraut sind, können diese kaum erken- 171 uj 4 | 2025 Zwischen Wachstum und Wirkung nen und zielgerichtet nutzen. Für eine wirksame sozialraumorientierte Arbeit ist daher die Kenntnis der lokalen Gegebenheiten sowie eine enge Verbindung zu den sozialräumlichen Netzwerken unverzichtbar. In der sozialraumorientierten Fallarbeit werden folglich drei Handlungsdimensionen unterschieden, die in der Praxis jedoch eng miteinander verwoben sind (Hinte/ Treeß 2014; Reinhard 2024): ➤ Einzelfallspezifisches Handeln: Dieses konzentriert sich auf die direkte Interaktion mit Adressat: innen und die individuelle Bearbeitung ihrer Anliegen. Ziel ist, eine passgenaue Unterstützung zu gewährleisten, die persönliche und sozialräumliche Ressourcen integriert. ➤ Einzelfallübergreifendes Handeln: Diese Dimension zielt darauf ab, die Wechselwirkungen zwischen Lebenslagen und der subjektiven Lebenswelt systematisch erkennbar zu machen. Zudem werden Gruppen mit ähnlichen Bedürfnissen oder Interessen zusammengeführt. Dadurch werden Gemeinsamkeiten sichtbar und Synergien genutzt. ➤ Einzelfallunabhängiges Handeln: Hier liegt der Fokus auf der Identifikation und Mobilisierung von Ressourcen im Sozialraum, die präventiv wirken und die einzelfallspezifische Arbeit unterstützen bzw. durch ihren Mangel als sozialräumlich verankerte Bedarfslagen erschwerend und deutlich einschränkend auf die Bewältigung des Lebensalltags wirken (Bestmann 2013). Ein sozialräumlicher Ansatz ermöglicht es somit, über den einzelnen Fall hinauszugehen und präventive Strukturen zu stärken bzw. erst zu ermöglichen, da gleichzeitig Bedarfslagen erkannt werden, die eine selbstbestimmtere und qualitativ gelingendere Alltagsgestaltung behindern. Fachkräfte sind gefordert, diese Erkenntnisse in ihre Arbeit einzubinden, um die Wechselwirkungen zwischen Individuum, sozialer Gruppe und Gemeinwesen zu berücksichtigen, da sie ansonsten personenzentriert sichtbar werdende Probleme zumeist individualisieren (Hinte 2020; Früchtel et al. 2013; Bestmann 2013). Verankerung in der Organisation Die Kinder- und Jugendhilfe unterstützt die sozialräumliche Arbeit, indem sie die Fachkräfte organisatorisch in multifachliche Sozialraumteams den jeweiligen Stadtteilen oder Gemeinden zuordnet. Durch die Nähe zum Sozialraum können Fachkräfte direkt vor Ort wirken, Beziehungen zu Akteur: innen im Gemeinwesen aufbauen und diese für die Einzelfallarbeit oder präventive Maßnahmen nutzen. Dies schafft eine doppelte Beziehungsarbeit: einerseits zu den Adressat: innen und andererseits zum Sozialraum selbst (Bestmann 2019). Die räumliche Verortung im Stadtteil oder in der Gemeinde ermöglicht den Aufbau langfristiger Kontakte und fördert die Sichtbarkeit der Fachkräfte im Sozialraum. Neben der einzelfallbezogenen Beziehungsarbeit wird so eine grundlegende Beziehung zum Gemeinwesen etabliert, die nachhaltig zur Verbesserung sozialer Strukturen beiträgt. Unterstützende Fragen helfen in den Team-Meetings dabei, auch den Sozialraum systematisch in den Blick zu nehmen (Bestmann/ Brandl 2020, 193 - 201). Kollegiale Beratung Die Methode der Kollegialen Beratung ist ein weiteres Instrument der sozialräumlichen Beratungsarbeit in den Sozialraumteams. Aufgrund des begrenzten Rahmens kann sie hier nur sehr verkürzt dargestellt werden. Der strukturierte Ablauf dieser Methode erfordert stringente Moderation und konsequentes Zeitmanagement (Bestmann/ Godehardt 2020, 37f ). Der Ablauf orientiert sich am idealtypischen Modell eines lösungsfokussierten Gesprächs (Godehardt 2023), wie in der folgenden Abbildung ersichtlich wird. 172 uj 4 | 2025 Zwischen Wachstum und Wirkung Im Fachkonzept Sozialraumorientierung nimmt die Kollegiale Beratung eine zentrale Rolle ein und wird als verbindliches Element der Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen Fachkräften (und den Adressat: innen) verstanden. Sie fördert einen ressourcenorientierten Ansatz, indem sie den Fokus auf Stärken und Potenziale der Adressat: innen richtet und nicht auf deren Defizite. Ziel ist es, die Ressourcen der Menschen, ihrer sozialen Bezüge und ihres Umfelds in den Mittelpunkt der Hilfeplanung zu stellen, um passgenaue und lebensweltnahe Unterstützungsangebote zu entwickeln (Reinhard 2024, 138ff ). Eine Weiterentwicklung der Kollegialen Beratung ist die Partizipative Kollegiale Beratung (PKB), bei der Adressat: innen, weitere Fachkräfte und unterstützende Personen aus dem Gemeinwesen einbezogen werden. Dieses partizipative Setting erweitert den Beratungsprozess um lebensweltliche Expertisen und fördert den direkten Austausch zwischen allen Beteiligten (Godehardt 2022; 2023). Die PKB stärkt so nicht nur die Perspektivenvielfalt, sondern auch die Verankerung der Ergebnisse in der Lebensrealität der Adressat: innen. Die Kollegiale Beratung, insbesondere in ihrer partizipativen Form, ist somit ein wirkungsvolles Instrument, um Ressourcen zu aktivieren, Perspektiven zu erweitern und die sozialraumorientierte Beratungsarbeit nachhaltig und lebensweltlich zu gestalten. Zudem werden in der Sozialraumorientierten Kinder- und Jugendhilfe weitere partizipative Umsetzungsformen wie der Familienrat bzw. andere Netzwerkverfahren (Früchtel/ Roth 2017; Godehardt/ Hör 2009), die direkte Einbeziehung von sogenannten Erfahrungsexpert: innen in die Hilfeerbringungsprozesse (Jahnke 2014), trialogische Ansätze aus der Sozialpsychiatrie (Bombosch et al. 2004) oder das „Signs of Safety“-Verfahren im Kinderschutz (Roessler 2012; Godehardt-Bestmann 2022) nutzbar verbunden. Die Handlungstheorie Sozialraumorientierter Sozialer Arbeit fundiert dieses fachliche Verständnis für das handlungsmethodische Vor- Abb. 4: Ablauf der Kollegialen Beratung ggf. Partizipativ-Kollegialen Beratung Fragestellung/ Aufmerksamkeitsrichtung Fallvorstellung/ Fallerfassung Ergänzende Informationen/ Fragen Eventuell Methodenwahl Ressourcencheck Fragestellungscheck: Bleibt’s dabei? Unkommentierte Ideensammlung Diskussion der Ideen/ Rückmeldung der Familie Gewichtung und Konkretisierung Vereinbarung und nächste Schritte Sozialraumcheck Nachbereitung (mit) Adressat: in (mit) Adressat: in (mit) Adressat: in (mit) Adressat: in (mit) Adressat: in (mit) Adressat: in (mit) Adressat: in (mit) Adressat: in 173 uj 4 | 2025 Zwischen Wachstum und Wirkung gehen der Fachkräfte, wenngleich dieses hier nur verkürzt ausgeführt ist. All das wird gleichwohl in der konkreten Handlungspraxis für die einzelne Fachkraft eher als eine überfrachtende normative Last erlebt, wenn die Mitarbeitenden sich organisatorisch nicht adäquat gerahmt bzw. getragen fühlen. Damit die Handlungsprinzipien im konkreten Arbeitsalltag wirksam werden können, bedarf es anspruchsvoller Umsetzungsbedingungen auf vier zentralen Dimensionen, wie in Abbildung 5 dargestellt wird. Sozialraumorientierte Soziale Arbeit setzt also nicht nur auf fachlich-methodische Kompetenzen, „handwerklich“ verfahrenstechnische Fertigkeiten sowie die entsprechenden professionsethischen Haltungen der jeweilig tätigen Akteur: innen. Vielmehr werden auch die Verfahrensabläufe innerhalb einer Organisation entsprechend angepasst, die Organisation wird am Raum bezogen aufgestellt, das Berichts- und Dokumentationswesen unterstützt die Handlungsweisen der Fachkräfte und interne sowie externe Kooperationsformen werden durch eine raumbezogene und bereichsübergreifende Aufbauorganisation befördert. Die Steuerungsprozesse innerhalb der öffentlichen Verwaltung sowie der Trägerorganisationen werden so aufgestellt, dass die fachlichen Leitprinzipien im Arbeitsalltag realisierbar sind, um sich „als anschlussfähig an die ins Auge genommene Lebenswelt“ (Hinte 2008, 14) zu erweisen. Zudem wird all dies durch eine Finanzierungssystematik fundiert, die den fachlichen Qualitätszielen folgt (Groppe/ Noack 2019; Groppe/ Litges 2007; Krammer/ Punkenhofer 2014). 4 Resümee Die Kritische Soziale Arbeit entstand aus der gesellschaftspolitischen Notwendigkeit, gesellschaftliche Machtstrukturen zu hinterfragen und soziale Ungleichheiten zu bekämpfen. Im Kontext der Kinder- und Jugendhilfe bedeutete dies die Umstellung von einem defizitorientierten Ansatz hin zu einer ressourcenorientierten und partizipativen Praxis. Trotz eines kontinuierlichen Wachstums in der Kinder- und Jugendhilfe - sichtbar in gestiegenen Ausgaben und einer erhöhten Anzahl von Fachkräften - bleiben offensichtlich grundlegende Herausforderungen bestehen, die eben nicht allein vermeintliche Mittelkürzungen, Fachkräftemangel und andere strukturelle Aspekte betreffen, sondern sich zugleich auf grundständige fachliche und Die fünf Leitprinzipien im Fachkonzept SRO Fachlich-mehodisches Handeln Finanzierungssystematik Aufbau- und Ablauforganisation Steuerungslogik Abb. 5: Bedingungs- und Wirkebenen der Sozialraumorientierung (eigene Darstellung) 174 uj 4 | 2025 Zwischen Wachstum und Wirkung fachwissenschaftliche Erkenntnisse auswirken. Die Sozialraumorientierte Soziale Arbeit bietet hier einen nach wie vor innovativen Ansatz. Eine wirksame Kinder- und Jugendhilfe, die sich der Komplexität des Alltags annimmt und die Menschen in der gelingenderen Bewältigung dieses Lebensalltags begleitet, orientiert sich an den Prinzipien der Selbstbestimmung und der Partizipation. Sie ist ressourcenfokussiert, alltags- und lebensweltorientiert. Sie koordiniert multiprofessionelle und lebensweltliche Kooperation, ist dezentral-demokratisierend und reflektiert dabei stets die Wechselwirkung von Verhalten und Verhältnissen, von Lebenswelt und Lebenslage. Eine nachhaltige Kinder- und Jugendhilfe mischt sich ein, orientiert sich entlang der Interessen der Menschen, wirkt ermächtigend und sozialpolitisch gestaltend. Nur durch eine konsequente Orientierung an den Themen und Lebenswelten der Adressat: innen kann die Kinder- und Jugendhilfe ihrem sozialpolitischen Auftrag gerecht werden: die Stärkung von Eigenkräften, die Förderung von Chancengleichheit und die Schaffung eines Rahmens für ein gelingendes Leben. Dazu brauchen wir wieder vermehrt einen (selbst-)kritischen Blick, maßgeblich auf die institutionellen und prozessualen Kontexte und Verstrickungen der Kinder- und Jugendhilfe selbst, die diesem fachlichen und professionsethischen Anspruch entgegenstehen. Stefan Godehardt-Bestmann godehardt-bestmann@transform-sozial.de www.transform-sozial.de Literatur Andresen, S., Schröer, W. (2022): Die Zukunft der Heimerziehung liegt in der Verwirklichung der Rechte der jungen Menschen in der Gegenwart. Forum Erziehungshilfen 3, 142 - 147 Anhorn, R., Stehr, J. (2018): Kritische Soziale Arbeit. In: Graßhoff, G., Renker, A., Schröer,W. (Hrsg.): Soziale Arbeit. Eine elementare Einführung. Springer VS, 341 - 355 Autor: innengruppe Kinder- und Jugendhilfestatistik (2024): Kinder- und Jugendhilfereport 2024. Eine kennzahlenbasierte Analyse mit einem Schwerpunkt zum Fachkräftemangel. 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