eJournals unsere jugend 77/4

unsere jugend
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0342-5258
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/uj2025.art21d
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2025
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Social Return on Investment (SROI) als Analyserahmen für die Wirkungsmessung

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2025
Konrad Bartsch
Können Ausgaben für soziale Dienstleistungen nicht nur als Kostenpunkt in öffentlichen Haushalten, sondern auch als gesellschaftliche Investition betrachtet werden? Der Social Return on Investment (SROI) zeigt, welche Wirkungen soziale Angebote tatsächlich entfalten. Der folgende Beitrag bietet hierzu Einblicke in Methoden, Anwendungsbeispiele und Chancen der Wirkungsmessung - gerade für das Arbeitsfeld der Kinder- und Jugendhilfe.
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178 unsere jugend, 77. Jg., S. 178 - 187 (2025) DOI 10.2378/ uj2025.art21d © Ernst Reinhardt Verlag Social Return on Investment (SROI) als Analyserahmen für die Wirkungsmessung Methodischer Hintergrund, Anwendungsbeispiele und Entwicklungsmöglichkeiten für das Arbeitsfeld der Kinder- und Jugendhilfe Können Ausgaben für soziale Dienstleistungen nicht nur als Kostenpunkt in öffentlichen Haushalten, sondern auch als gesellschaftliche Investition betrachtet werden? Der Social Return on Investment (SROI) zeigt, welche Wirkungen soziale Angebote tatsächlich entfalten. Der folgende Beitrag bietet hierzu Einblicke in Methoden, Anwendungsbeispiele und Chancen der Wirkungsmessung - gerade für das Arbeitsfeld der Kinder- und Jugendhilfe. von Konrad Bartsch Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler, seit 2015 Berater bei der xit GmbH und Projektleitung der vorgestellten SROI-Analyse für die Stationäre Jugendhilfe Horizont Der Begriff „Wirkung“ ist in aller Munde. Im Fokus steht hier vollkommen zu Recht die unmittelbare Wirkung, die soziale Dienstleistungen bei den Leistungsempfänger: innen erzielen. Diese direkte Wirkung bei der primären Zielgruppe ist der Grund, weshalb es solche sozialen Angebote gibt, denn genau hierfür beauftragt unser Gesellschaftssystem soziale Leistungserbringer. In der öffentlichen Wahrnehmung kann eine solche Einengung auf die individuelle Wirkung aber auch zu der Einschätzung führen, dass in unserer Gesellschaft die Kosten sozialer Angebote zum größten Teil über Steuern und Sozialabgaben - also von uns allen - gemeinschaftlich finanziert werden, während deren Benefit nur einer kleinen Zielgruppe zugutekommt. Argumente und Gründe dafür, weshalb diese Ausgaben gut und richtig sind, beziehen sich dann oft auf Aspekte der übernommenen Verantwortung, Nächstenliebe, des Humanismus oder dem geteilten Verständnis darüber, dass wir manche Lebensrisiken in unserer Gesellschaft eben solidarisch absichern wollen. Öffentliche Mittel, die für soziale Angebote eingesetzt werden, können darüber hinaus auch als eine Investition aufgefasst werden. Eine Investition, die aus gesellschaftlicher Perspektive auch einen Return generiert, der als gesellschaftliche Rendite verstanden werden kann. Damit lässt sich für soziale Angebote auch eine monetäre Wirkung für die Gesellschaft ausweisen: der Social Return on Investment. 179 uj 4 | 2025 SROI als Analyserahmen für die Wirkungsmessung Bei dieser Betrachtungsweise geht es darum, den aufgeführten qualitativen Argumenten für soziale Dienstleitungen ein weiteres Argument an die Seite zu stellen. So kann die Debatte um die Verteilung der immer knappen öffentlichen Ressourcen teilweise versachlicht werden, was insbesondere auch Arbeitsfeldern der Sozialwirtschaft hilft, die sich um stigmatisierte Klient: innengruppen kümmern und allein schon aus diesem Grund einen schwereren Stand in der öffentlichen Diskussion um die Mittelverteilung haben. Methodische Grundlagen Was wäre, wenn Sozialausgaben nicht nur verkürzt als Kostenposition in öffentlichen Haushalten verstanden werden und nur einer kleinen Zielgruppe zugutekommen, sondern vielmehr als gesellschaftliche Investition, die auch eine Rendite abwirft - und zwar für die Gesellschaft als Ganzes? Für den Social Return on Investment (SROI) gibt es keine universelle oder einheitliche Definition und damit auch keine Standardblaupause für die anzusetzende Methodik. Vielmehr stellt der Forschungsansatz des SROI einen analytischen Rahmen dar, der je nach untersuchtem sozialen Angebot und Arbeitsfeld unterschiedlich ausgestaltet werden kann. Es gibt eine ganze Reihe von Einflussfaktoren, die bei der konkreten Ausgestaltung von SROI-Analysen eine Rolle spielen. Dazu zählt vor allem die Auswahl der relevanten Stakeholder, die in die Analyse einbezogen werden. Neben der primären Zielgruppe des sozialen Angebots - also der Personenkreis, der die Leistung unmittelbar erhält - zählen dazu auch die gesellschaftlichen Institutionen, aus deren Budget die Leistungserbringung finanziert wird. Darüber hinaus können auch Wirkungen auf weitere Stakeholder berücksichtigt und monetarisiert werden, die indirekt vom untersuchten sozialen Angebot profitieren. Hier können beispielsweise Angehörige aufgeführt werden, die zeitlich und psychisch von Care-Arbeit entlastet werden oder Arbeitgeber: innen, denen Arbeitskräfte zur Verfügung stehen, die dem Arbeitsmarkt andernfalls nicht verfügbar sind. In Bezug auf die untersuchten Wirkungen muss man im Einzelfall zwischen der Güte der Monetarisierung in Abhängigkeit der Datenlage (Messung, Berechnung, methodengeleitete Simulation) und dem zeitlichen Wirkungshorizont (kurz-, mittel-, langfristig) unterscheiden. Diese Entscheidungen haben Einfluss auf die im Einzelfall angewendete Methode und letztlich auf die Ergebnisse von SROI-Analysen. Um hier Transparenz zu schaffen, weist die xit GmbH in ihren SROI-Studien fünf unterschiedliche SROI-Perspektiven aus. Diese unterscheiden sich hinsichtlich der angewendeten Methode, aber insbesondere auch in Bezug auf die Botschaften, die mit den jeweiligen ermittelten Werten verknüpft sind. Die monetären SROI-Perspektiven SROI 1 bis 4 lassen sich dabei in Euro ausdrücken. Hierbei stehen Geldflüsse, Alternativkostenbetrachtungen und (regional-)ökonomische Wirkungen im Vordergrund. Bei der Perspektive 5 wird in einer anderen Währung gerechnet, denn hier wird die Lebensqualität erfasst, die durch die soziale Dienstleistung bei den Klient: innen generiert wird. Die konkrete Nummerierung von 1 bis 5 hat hinsichtlich des Stellenwerts der einzelnen Perspektiven keine Bedeutung. Sie spiegelt lediglich die iterative Entwicklungsgeschichte dieses Forschungsansatzes bei der xit GmbH wider. SROI-Perspektiven und damit verknüpfte Botschaften SROI 1 - Institutionelle Transferanalyse Für diese Perspektive werden die Mittelflüsse zwischen der öffentlichen Hand und der sozialen Organisation untersucht. Die direkten Rückflüsse an die öffentliche Hand werden dem 180 uj 4 | 2025 SROI als Analyserahmen für die Wirkungsmessung Betrag gegenübergestellt, den die Organisation von gesellschaftlichen Institutionen für die Leistungserbringung erhält. In der sehr personalintensiven Sozialbranche haben vor allem die Steuern und Sozialabgaben, die für die Mitarbeitenden entrichtet werden, einen großen Anteil. Damit lässt sich eine Rückflussquote (SROI 1) ausweisen und zugleich eine Aussage zu den tatsächlichen gesellschaftlichen „Netto- Kosten“ für eine soziale Dienstleistung machen. Je nach untersuchtem Arbeitsfeld können hier noch weitere Faktoren eine Rolle spielen, die sich auf die Höhe der Rückflussquote auswirken. Organisationen, bei denen ein Teil der Einnahmen aus Spenden besteht (z. B. Hospize) oder die einen Teil selbst erwirtschaften (z. B. Werkstätten für Menschen mit Behinderung) können hier rechnerisch einen weiteren Hebel ansetzen. Auch diese Mittel werden für die Leistungserbringung eingesetzt und erhöhen die Rückflüsse an die öffentliche Hand zusätzlich. SROI 2 - Individuelle Transferanalyse Diese SROI-Perspektive folgt derselben Logik wie beim SROI 1. Allerdings werden hier nicht die Mittelströme zwischen der öffentlichen Hand und der Organisation untersucht, sondern jene in Bezug auf die Klient: innen. Generell wird die Frage beantwortet, wie viel Geld von der öffentlichen Hand an die einzelnen Leistungsnehmer: innen fließt und wie viel sie davon wieder zurückzahlen. Um hier den Rückschluss zur monetären Wirkung der sozialen Organisation zu ziehen, werden die Transfers untersucht, die zustande kommen, eben weil die Person die konkrete Leistung in Anspruch nimmt. SROI 3 - Alternativkostenbetrachtung Mit dieser SROI-Perspektive wird der Frage nachgegangen: Was wäre, wenn es dieses soziale Angebot nicht gäbe? Ganz unmittelbar würden selbstverständlich keine Kosten für diese Leistungserbringung entstehen und die Institution, welche die Kosten trägt, hätte einen direkten Entlastungseffekt in Bezug auf ihr eigenes Budget. In der gesamtgesellschaftlichen Betrachtung greift das allerdings deutlich zu kurz. Wenn die Aufgabe dadurch schlicht zur nächsten Institution weitergeschoben wird und deren Budgettopf belastet, verpufft ein gedanklicher „Einspareffekt“. Zudem können durch das Ausbleiben einer Leistungserbringung Effekte ausgelöst werden, die sich zeitverzögert auf die Finanzen der öffentlichen Hand auswirken. Der SROI 3 nimmt diese Opportunitätskosten und -erträge für die Gesellschaft in den Blick. SROI 4 - Regionalökonomische Wirkung Sozialwirtschaftliche Organisationen sind auch Wirtschaftsunternehmen. Sie schaffen Arbeitsplätze, Einkommen für die Mitarbeitenden und wirtschaftliche Nachfrage. Dabei agieren sie nicht im luftleeren Raum, sondern eng eingebunden im (regionalen) Wirtschaftskreislauf. Sowohl durch die eigene Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen als auch die Konsumausgaben der Mitarbeitenden werden bei nachgelagerten Firmen Beschäftigung, Einkommen und Nachfrage geschaffen. Zudem fließen bei jedem Durchgang im Wirtschaftskreislauf Steuern und Sozialabgaben an die öffentliche Hand ab. Die öffentlichen Aufwendungen für die Arbeit der Sozialwirtschaft sind somit nicht ausschließlich als Investition in soziale Dienstleistungen im Rahmen gesellschaftlicher Wohlfahrtspflege zu verstehen, sondern auch als Impuls für den (regionalen) Wirtschaftskreislauf, der weitere Wertschöpfung und damit verbundene ökonomische Effekte auslöst und sich mit dem SROI 4 auch aufzeigen lässt. SROI 5 - Lebensqualität In Abgrenzung zu den monetären Analyseperspektiven SROI 1 - 4 wird für den SROI 5 die Währung gewechselt. Die Lebensqualität der direkten Leistungsempfänger: innen bzw. deren Verbesserung ist das zentrale Produkt, das alle sozialen Angebote von der heilpädagogischen Kita bis zum Hospiz produzieren. 181 uj 4 | 2025 SROI als Analyserahmen für die Wirkungsmessung Lebensqualität wird dabei als ein Konzept verstanden, „das sowohl materielle wie auch immaterielle, objektive und subjektive, individuelle und kollektive [gesellschaftliche] Wohlfahrtskomponenten gleichzeitig umfasst“ (Noll 2000, 3). Bei der Lebensqualität handelt es sich entsprechend um ein multidimensionales Konzept, das die verschiedenen Bereiche der Lebensverhältnisse betrachtet und sich aus ihnen ergibt. Grundsätzlich kommt hier ein Befragungsinstrument zum Einsatz, welches die acht Dimensionen von subjektiv empfundener Lebensqualität 1 erfasst, die von Robert L. Schalock definiert worden sind (ebd. 2004, 203f ). Zur Beurteilung der objektiven Lebensqualität werden eine ganze Reihe konkreter Handlungsspielräume abgefragt, die sich je nach Relevanz für die Zielgruppe und den Kontext unterscheiden können. Das Instrument kann zudem durch organisationsspezifische Fragestellungen ergänzt werden. Anwendungsbeispiel SROI in der Kinder- und Jugendhilfe Der Verein Jugendberatung und Jugendhilfe e.V. hat in Hessen Pionierarbeit geleistet und sein bereits umfassendes Leistungsportfolio von Einrichtungen und Diensten an 60 Standorten um eine stationäre Jugendhilfeeinrichtung für Jugendliche mit intensivpädagogischem Bedarf erweitert. Die Stationäre Jugendhilfe Horizont des Vereins Jugendberatung und Jugendhilfe e.V. (JJ e.V.) ist eine intensivpädagogische Einrichtung, die sich auf die Betreuung und Unterstützung von Jugendlichen in besonders herausfordernden Lebenssituationen spezialisiert hat. Das Angebot richtet sich an junge Menschen, deren gesellschaftliche Teilhabe und Entwicklung aufgrund von komplexen Problemlagen wie stark ausgeprägtem sozialem Rückzug, affektiven Störungen oder erheblichen Verhaltensauffälligkeiten wesentlich beeinträchtigt sind. Die Einrichtung bietet ein Lebens- und Betreuungsumfeld für Jugendliche, die im allgemeinen Sprachgebrauch oft als „Systemsprenger“ beschrieben werden und die bereits durch verschiedene Stationen im Jugendhilfesystem gegangen sind, ohne dass ihre spezifischen Bedarfe ausreichend berücksichtigt werden konnten. Die Zielgruppe umfasst Jugendliche, deren individuelle Betreuung aufgrund ihrer besonderen Problemlagen eine hohe fachliche Kompetenz, intensive pädagogische Begleitung und ein stabiles Umfeld erfordert. Für diese Einrichtung hat die xit GmbH eine breit aufgestellte SROI-Analyse durchgeführt und dabei Wirkungen für die Klient: innen (adaptierte SROI-5-Perspektive) und monetäre Wirkungen auf gesellschaftlicher Ebene (SROI 1 und 3) untersucht. Die Ergebnisse der SROI-5- Analyse können aufgrund der geringen Fallzahl nicht für allgemeine Aussagen herangezogen werden und dienen primär der weiteren Angebotsentwicklung in der Einrichtung. Im Folgenden werden das Vorgehen und die Ergebnisse des SROI der Stationären Jugendhilfe Horizont auf gesellschaftlicher Ebene (SROI 1 und 3) vorgestellt. Gesellschaftliche Netto-Kosten der Stationären Jugendhilfe Horizont: Die Perspektive des SROI 1 Wir haben untersucht, welcher Anteil der öffentlichen Mittel, die in die stationäre Jugendhilfe investiert werden, in Form von Steuern, Sozialabgaben und anderen Rückflüssen an die Gesellschaft zurückgeführt wird. Die Datenerhebung für die SROI-1-Analyse basierte auf den realen Einnahmen und Ausgaben der Stationären Jugendhilfe Horizont im Jahr 2022. Diese Einrichtung wurde mit ins- 1 Schalock definiert die folgenden acht Dimensionen subjektiv empfundener Lebensqualität: Emotionales Wohlbefinden, Zwischenmenschliche Beziehungen, Materielles Wohlbefinden, Persönliche Entwicklungsmöglichkeiten, Physisches Wohlbefinden, Selbstbestimmungsmöglichkeiten, Gesellschaftliche/ Soziale Teilhabe, Rechte. 182 uj 4 | 2025 SROI als Analyserahmen für die Wirkungsmessung gesamt 1,42 Millionen Euro an öffentlichen Geldern finanziert, wobei die durchschnittliche Belegung im betrachteten Zeitraum bei 4,88 Klient: innen lag. Pro Klient: in entspricht dies jährlichen Kosten von etwa 291.200 Euro. Diese Summe deckte nicht nur die intensivpädagogische Betreuung und Unterbringung der Jugendlichen ab, sondern auch therapeutische Angebote und infrastrukturelle Leistungen. Ein zentraler Bestandteil der Analyse war die Erfassung der Rückflüsse, welche die öffentliche Hand durch Steuern und Sozialabgaben aus den eingesetzten Geldern generiert. Im Jahr 2022 beliefen sich diese Rückflüsse auf 481.000 Euro. Die Rückflussquote - das Verhältnis von Rückflüssen zu den investierten Mitteln - liegt bei 33,9 %. Dies bedeutet, dass von jedem investierten Euro knapp 34 Cent in Form von Steuern, Sozialversicherungsbeiträgen und anderen Abgaben an die öffentliche Hand zurückfließen. Eine detaillierte Analyse der Mittelströme zeigte, dass der größte Anteil der Rückflüsse (64,9 %) dem Sozialversicherungssystem zugutekam. Weitere Rückflüsse verteilten sich auf den Bund und die Länder (jeweils 13,3 %) sowie auf die kommunalen Haushalte, die von den Lohnsteueranteilen profitierten. Bemerkenswert ist hierbei, dass die Finanzierung der Einrichtung nahezu vollständig auf den Wetteraukreis (80 %) und den Hochtaunuskreis (20 %) entfiel. Diese beiden Institutionen trugen die Hauptlast der Finanzierung, während die Rückflüsse vor allem anderen öffentlichen Akteur: innen zugutekamen. Das liegt an der Art der Rückflüsse, die durch die personalintensive Dienstleistung erzeugt werden, und an der Logik des deutschen Sozialversicherungssystems sowie der Finanzierungsstruktur der Kinder- und Jugendhilfe. Diese Ergebnisse machen deutlich, dass die tatsächlichen gesellschaftlichen Nettokosten für die Arbeit der Stationären Jugendhilfe Horizont nicht 1,42 Millionen Euro, sondern etwa 940.000 Euro betragen. Das entspricht einem SROI 1 von 33,9 % - die gesellschaftlichen Rückflüsse kompensieren somit ein Drittel der ursprünglichen Investitionssumme. Alternativkostenbetrachtung: Die Perspektive von SROI 3 Während der SROI 1 die tatsächlichen gesellschaftlichen Nettokosten der Einrichtung sichtbar macht, geht SROI 3 der Frage nach, welche Kosten entstehen würden, wenn es die Einrichtung nicht gäbe. In diesem Fall entstehen offensichtlich keine öffentlichen Kosten für die Abb. 1: Darstellung der Zu- und Rückflüsse öffentlicher Mittel nach Quelle und Ziel (Quellendarstellung SROI 1); Quelle: eigene Berechnung | Datengrundlage JJ e.V. 183 uj 4 | 2025 SROI als Analyserahmen für die Wirkungsmessung untersuchte Einrichtung. Dies bedeutet allerdings nicht zwangsläufig, dass diese gesellschaftlichen Kosten auch tatsächlich eingespart werden. Mit dem SROI 3 werden die finanziellen Implikationen alternativer Szenarien beleuchtet, die häufig weniger passgenau auf die Bedarfe der Klient: innen ausgerichtet sind, jedoch trotzdem öffentliche Kosten verursachen. Im Rahmen der Alternativkostenbetrachtung für die Stationäre Jugendhilfe Horizont wurden drei realistische Szenarien entwickelt und monetarisiert. Diese Szenarien basieren auf der Annahme, dass die Jugendlichen mit vergleichbaren Bedarfen, die derzeit in der Stationären Jugendhilfe Horizont betreut werden, anderen Unterstützungsformen zugewiesen würden. Die Monetarisierung der drei modellierten Alternativszenarien zu einer Unterbringung in der intensivpädagogischen Stationären Jugendhilfe Horizont ergibt für das Jahr 2022 Kosten der öffentlichen Hand, die - je nach Szenario - zwischen 79.000 Euro und 684.000 Euro je Klient: in liegen. Im reinen Kostenvergleich reiht sich die Stationäre Jugendhilfe Horizont dabei an dritter Stelle ein. Zunächst wird deutlich, dass diese Alternativen zur Unterbringung in der Stationären Jugendhilfe Horizont ebenfalls Kosten für die Gesellschaft produzieren würden, wenn auch in sehr unterschiedlichem Maße. Beim Alternativszenario „Einzelunterbringung in angemieteter Wohnung“ würden der Gesellschaft je Klient: in und Jahr mehr als doppelt so hohe Kosten entstehen als bei der Unterbringung in der Stationären Jugendhilfe Horizont. Die beiden anderen Alternativszenarien liegen beim Vergleich der Kosten für die öffentliche Hand mit 79.000 Euro für 12 Monate bzw. 125.000 Euro für 12 Monate unter denen für die Unterbringung in der Stationären Jugendhilfe Horizont. Der reine Kostenvergleich greift an dieser Stelle jedoch zu kurz, um das Leistungsangebot der Stationären Jugendhilfe Horizont in Relation mit den drei Alternativszenarien zu bringen: Das Szenario „Eine Rotation der Eskalationsspirale“, mit aneinandergereihten Kurzaufenthalten in unterschiedlichen Jugendhilfeeinrichtungen, beschreibt für die Zielgruppe von Jugendlichen mit besonderer Bedarfslage tatsächlich gemachte Vorerfahrungen anstatt eines hypothetischen alternativen Unterbrin- 800.000 € 700.000 € 600.000 € 500.000 € 400.000 € 300.000 € 200.000 € 100.000 € 0 € Kosten für 12 Monate je Klient: in „Eskalationsspirale“ „Jugendstrafvollzug“ HORIZONT „Einzelunterbringung 79.000 € 684.000 € 125.000 € 291.000 € Abb. 2: Vergleich Monetarisierte Alternativszenarien zu IST-Kosten Stationäre Jugendhilfe Horizont (2022); eigene Berechnung 184 uj 4 | 2025 SROI als Analyserahmen für die Wirkungsmessung gungssettings. Die aktuellen Klient: innen der Stationären Jugendhilfe Horizont waren bereits in vier bis acht Stationen des Jugendhilfesystems mit unterschiedlich intensivem Betreuungsansatz untergebracht, bevor sie dort einzogen. Da die Rahmenbedingungen in den Einrichtungen nicht dazu geeignet waren, der Bedarfslage der Klient: innen adäquat gerecht zu werden, trat immer wieder die Situation ein, dass die Einrichtungen die Betreuung des Kindes beendeten und das Jugendamt eine neue Einrichtung finden musste, die für den jeweiligen Fall aufnahmebereit war. Zusätzlich unterschätzt dieses Szenario vermutlich die Geschwindigkeit der aufeinanderfolgenden Eskalationsstufen, weil ein generell defensiver Modellierungsansatz gewählt wurde. Dieses Szenario nimmt eine höhere Kontinuität in der Betreuung an, als es die Zielgruppe in der Vergangenheit tatsächlich erlebt hatte. Dann ist ‚nur‘ ein Einrichtungswechsel im Jahr eher eine defensive Annahme. Die Vielzahl an Beziehungs- und Betreuungsabbrüchen und die damit einhergehenden Erfahrungen des Scheiterns sind für eine positive Entwicklung der Kinder und Jugendlichen kontraproduktiv. Das Konzept der Stationären Jugendhilfe Horizont zielt hingegen explizit auf Stabilität und Kontinuität in der Betreuung der Klient: innen ab, um überhaupt einen Rahmen zu bieten, in welchem die intensivpädagogischen Maßnahmen wirken können. So gesehen beschreibt dieses Alternativszenario ein Setting, welches die Bedarfe der spezifischen Zielgruppe nicht adäquat adressieren kann und die Gesellschaft trotzdem 79.000 Euro pro Jahr und Klient: in kostet. Mit dem Szenario „Einzelsetting in angemieteter Wohnung“ zieht das Jugendhilfesystem alle Register, um seinem gesellschaftlichen Auftrag zum Schutz von Jugendlichen vor Gefahren für ihr Wohl und zum Abbau von Benachteiligungen auch in extremen Einzelfällen nachzukommen. Im Endeffekt bedeutet dieses Szenario, dass um eine jugendliche Einzelperson herum mit viel Aufwand eine eigene stationäre Jugendhilfeeinrichtung mit intensivpädagogischem Ansatz aufgebaut wird. Dies spiegelt sich entsprechend auch in den Kosten wider, die der öffentlichen Hand für diese Situation entstehen. Monetarisiert wurden die Personalkosten für die intensivpädagogische Betreuung inklusive Overheadkosten, Kosten für einen Sicherheitsdienst und für die angemietete Wohnung. Für die Dauer von 12 Monaten belaufen sich die simulierten öffentlichen Kosten auf 684.000 Euro für die Unterbringung und Betreuung eines bzw. einer Klient: in. Obwohl in die Berechnung nur die Hauptkostenbestandteile eines solchen Settings eingeflossen sind, liegen die Kosten um den Faktor 2,35 über denen für die Stationäre Jugendhilfe Horizont. Durch die Unterbringung in einem Einzelsetting kann das selbst- und fremdgefährdende Verhalten der Klient: innen für die Dauer der Unterbringung kontrolliert werden. Diese endet jedoch in der Regel mit Erreichung der Volljährigkeit. Aufgrund der Rahmenbedingungen, die solch eine Unterbringung im Einzelsetting mit sich bringt, ist die Vermittlung von Sozialkompetenzen - insbesondere im Umgang mit Gleichaltrigen - nur begrenzt möglich, was dann nach Beendigung der Unterbringungsmaßnahme zu Folgeproblemen führen kann. Das Szenario „Jugendstrafvollzug“ bildet mit Blick auf die Zielgruppe von Jugendlichen mit besonderer Bedarfslage eine Situation ab, in der das Jugendhilfesystem den individuellen Bedarfen in nicht ausreichendem Maße gerecht werden konnte, um straffälliges Verhalten und die daraus resultierende Haftstrafe abzuwenden. Ganz zu schweigen davon, dass in diesem Szenario Dritte zu Schaden kommen, fallen durch ein Jahr Jugendstrafvollzug öffentliche Kosten in Höhe von 125.000 Euro an. In Relation sind dies 43 % der Kosten, die für die Unterbringung und Betreuung in der Stationären Jugendhilfe Horizont aufgebracht werden müssen. Dabei wird die pädagogische Betreuung in diesem Alternativszenario nur in deutlich reduzierterem Umfang erbracht als in einer speziell auf 185 uj 4 | 2025 SROI als Analyserahmen für die Wirkungsmessung diesen Personenkreis ausgerichteten stationären Jugendhilfeeinrichtung. In diesem Sinne kann man die 166.000 Euro pro Jahr, die sich als Kostendifferenz zwischen dem Alternativszenario „Jugendstrafvollzug“ und der Stationären Jugendhilfe Horizont ergeben, als Investition in den weiteren Lebensweg der Klient: innen nach Ablauf der hier betrachteten 12 Monate verstehen. Wenn es die Stationäre Jugendhilfe Horizont nicht gäbe, würden zwar die öffentlichen Mittel für dieses intensivpädagogische Angebot eingespart werden - allerdings würden trotzdem in erheblichem Umfang Kosten für die öffentliche Hand entstehen. Der entscheidende Punkt ist hierbei, dass diese Kosten entstehen würden, ohne dass dafür die passgenaue pädagogische und therapeutische Arbeit für die Zielgruppe erbracht wird, wie sie in der Stationären Jugendhilfe Horizont gewährleistet wäre. Interview eines Vertreters des Vereins Jugendberatung und Jugendhilfe e.V. (JJ e.V.) Warum wollte JJ e.V. die monetäre gesellschaftliche Wirkung von Horizont untersuchen lassen? Der Verein Jugendberatung und Jugendhilfe e.V. nutzt seit über 10 Jahren ein Fachverfahren zur Dokumentation und Verlaufsmessung seiner pädagogischen Arbeit in 13 verschiedenen stationären Jugendhilfeangeboten. Mit diesem Instrument hat man sich bei der Evaluation auf die persönliche Entwicklung und die pädagogischen Fortschritte der jungen Menschen in den verschiedenen Einrichtungen beschränkt. Dabei ging es ausschließlich um nicht-monetäre Wirkungen auf individueller Ebene, wie wir es aus dem SROI 5 kennen. Mit der Eröffnung eines neuen stationären Angebotes für Jugendliche mit intensivpädagogischem Bedarf sind auch politische Fragen entstanden. Wenn bei knappen Kassen mehr Steuergelder als sonst in der Jugendhilfe üblich in die Betreuung von schwierigen jungen Menschen investiert werden müssen, erfordert das Transparenz und Akzeptanz. Vor allem Fachfremde möchten diese Investitionen nachvollziehen können, um zu verstehen, dass auch hochpreisige Angebote mit hohem pädagogischem Personalaufwand sinnvoll sind und sich zumindest teilweise abbildbar finanziell amortisieren können. Was an den Ergebnissen zu SROI 1 und 3 hat Sie überrascht? Womit hatten Sie in der Form auch schon gerechnet? Wir haben für die Erhebung gezielt die xit GmbH gewählt, weil unsere Geschäftsführung mit diesem Forschungsinstitut bereits sehr gute Erfahrungen im Bereich der Sozialforschung gemacht hat und wir einen externen renommierten Evaluationsplayer benötigt haben. Wir wollten über reliable und valide Daten verfügen können, die sich gut in der Öffentlichkeit vertreten lassen. Mit diesen Daten hatten wir gerechnet und haben sie erhalten. Bei den Ergebnissen ist uns besonders aufgefallen, dass mehr als ein Drittel der zugeflossenen öffentlichen Mittel wieder an die Öffentliche Hand zurückfließen. Eine weitere Überraschung für uns war der sehr geringe Anteil an Rückflüssen zur zuständigen Kommune, die eine innovative Idee mit uns gemeinsam angepackt hat und das Projekt überhaupt erst möglich gemacht hat. Dass sogar an Bund und Länder mehr Gelder fließen als an die finanzierenden Kommunen, erschien im Vorfeld der Untersuchung nicht absehbar. Der sehr hohe Anteil an Rückflüssen in das Sozialversicherungssystem ließ sich vermuten, ist aber nun eindeutig belegt. Hat sich durch die Befassung mit dem Thema Wirkung auch Ihr Blickwinkel auf das eigene Schaffen geändert bzw. nehmen Sie das bei Ihren Kolleg: innen wahr? Da Wirkungsmessung bei JJ e.V. obligatorisch stattfindet, hat die Wirkungsmessung mit einem anderen Instrument zwar neue Aspekte in die eigenen Bewertungskriterien einfließen lassen, die eigene Leistung zu messen war aber nicht 186 uj 4 | 2025 SROI als Analyserahmen für die Wirkungsmessung gänzlich neu. Es ist für alle Mitarbeitenden hoch motivierend, eine evidenzbasierte Einschätzung aus verschiedenen Perspektiven über unterschiedliche Instrumente zur eigenen Wirksamkeit im pädagogischen Handeln zu erhalten. Von hohem Wert ist für den Verein JJ und alle Mitarbeitenden dabei, dass sich aus zwei unterschiedlichen Evaluationsverfahren positive Resultate ergeben haben. Wie will der JJ nun mit den Ergebnissen weiterarbeiten bzw. in die Kommunikation mit Stakeholdern gehen? JJ e.V. möchte mit den Ergebnissen in die Öffentlichkeit gehen, diese auf Fachtagen präsentieren, darüber diskutieren, der regionalen Politik gegenüber gegebenenfalls darstellend argumentieren und die gewonnenen Erkenntnisse beim Aufbau, der Eröffnung und dem Betrieb weiterer Hilfeangebote für die Verhandlungen mit den Jugendämtern und den zuständigen Kommunen verwenden. Einschätzungen von Herrn Robert Frank Fachbereichsleiter Jugendhilfe bei JJ e.V. und kundenseitiger Projektkoordinator der SROI-Studie Arbeitsfeldspezifische Herausforderungen und Weiterentwicklungsmöglichkeiten für SROI-Analysen in der Kinder- und Jugendhilfe Die Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe werden in einer Lebensphase der Klient: innen erbracht, in der entscheidende Weichenstellungen und Richtungsentscheidungen für den gesamten Lebensweg getroffen werden. Allein schon deshalb haben erfolgreiche Kinder- und Jugendhilfeleistungen einen sehr langen potenziellen Wirkungshorizont, der sich über Jahrzehnte erstrecken kann. Mit der SROI-Logik betrachtet, lässt sich dies mit einem langen Amortisationszeitraum für die Investition in eine Jugendhilfeleistung gleichsetzen. Um die monetären gesellschaftlichen Wirkungen eines Jugendhilfeangebots für einen so langen Zeitraum zu beziffern, wären an dieser Stelle prinzipiell zwei methodische Zugänge denkbar: Die retrospektive Analyse der Lebensverläufe von ehemaligen Leistungsbezieher: innen im Abgleich mit einer Vergleichsgruppe und die ex ante Einschätzung zum erwartbaren weiteren Lebensweg der Klient: innen, nachdem sie die Jugendhilfeleistungen erhalten haben, gegenüber alternativen Lebenswegen ohne diese Jugendhilfeleistungen. Die retrospektive Betrachtung ist für den praktischen Einsatz aus unterschiedlichen Gründen kaum durchführbar: Eine mitlaufende Paneluntersuchung, bei der die ehemaligen Klient: innen und eine Vergleichsgruppe mit ähnlichen Bedarfslagen (aber ohne Leistungserhalt) über viele Jahre begleitet werden, lässt sich allein schon aus rein praktischen Gründen schwerlich umsetzen. Insbesondere der Zugang zur Vergleichsgruppe und deren dauerhafte Teilnahme an der Erhebung stellen hier sehr große Herausforderungen dar. Aber auch wenn die Datenerhebung gelänge, so ließen sich mit einer solchen Untersuchung lediglich Wirkungsaussagen zu pädagogischen Konzepten und Jugendhilfeleistungen machen, die Jahre oder Jahrzehnte zurückliegen und in der Zwischenzeit bestimmt weiterentwickelt wurden. Die SROI-Untersuchungen würden damit nur sehr eingeschränkt Steuerungs- und Entscheidungsimpulse für jugendhilfepolitische Entscheidungen liefern können. Die zukunftsgerichtete Einschätzung im Voraus steht ebenfalls vor fundamentalen Umsetzungsproblemen: Die Zukunft mit all ihren Unwägbarkeiten lässt sich schlicht nicht voraussagen. Das trifft selbstverständlich auch auf die individuellen Lebensverläufe von Klient: innen der Jugendhilfe zu. Die Berechnung des SROI für ein Leistungsangebot oder eine Einrichtung der Jugendhilfe muss also auf einem Simulationsmodell aufbauen, für das verschiedene Annahmen zu treffen sind. Dabei sind zwei Voraussetzungen zu erfüllen. Um ein eintre- 187 uj 4 | 2025 SROI als Analyserahmen für die Wirkungsmessung tendes Ereignis als Wirkung einer erbrachten Jugendhilfeleistung einordnen und monetarisieren zu können, muss ein plausibler Kausalzusammenhang bestehen. Zudem wird für die Simulationsrechnung eine Einschätzung zur Eintrittswahrscheinlichkeit benötigt. Für einen kurzfristigen Simulationshorizont lassen sich hierzu jeweils noch ausreichend stichhaltige Annahmen treffen. Beispielsweise ob ein Schulabschluss im nächsten Jahr aufgrund der erhaltenen Unterstützung erfolgreich erlangt werden kann und damit die Chancen am Arbeitsmarkt steigen. Die Aussage, dass ein bestimmter Anteil der ehemaligen Jugendhilfeklient: innen gerade aufgrund dieser Unterstützung auch drei Jahrzehnte später noch in einem Beschäftigungsverhältnis steht und hierdurch Steuern und Sozialversicherungsbeiträge leistet, ist allerdings ein sehr gewagter Blick in die Glaskugel. Muss man deshalb grundsätzlich darauf verzichten, SROIs für langjährige Wirkungshorizonte zu berechnen, oder gibt es doch einen Weg, um langfristige monetäre Wirkungen für die Gesellschaft aufzuzeigen? Hier bieten monetarisierte Fallbeispiele eine gut umsetzbare Möglichkeit, um die gesellschaftlichen Wirkungen für längere Zeiträume sichtbar zu machen. Zwar lässt sich mit dieser Methode kein langfristiger SROI für eine Institution oder ein Angebot als Ganzes erstellen. Die Fallbeispiele bieten jedoch einen methodischen Zugang, um ein Schlaglicht auf den immensen Hebel zu werfen, den erfolgreiche Jugendhilfeangebote bieten können. Für eine solche Fallbetrachtung werden zunächst konkrete Lebenswege modelliert, indem Annahmen getroffen und beschrieben werden. Hierzu kann auf das Erfahrungswissen von Expert: innen aus der Jugendhilfe zurückgegriffen werden, die einschätzen, welche langfristigen positiven Wirkungen Jugendhilfeangebote auf die Klient: innen haben können und was auf dem Spiel steht, wenn diese Zielgruppe keine entsprechenden Leistungen erhält. Diese exemplarischen Fallverläufe werden im nächsten Schritt monetarisiert. Das bedeutet, dass die hierdurch ausgelösten monetären Effekte für die Gesellschaft beziffert werden. Beispielsweise könnte die Person in einem Fallverlauf einer Beschäftigung nachgehen, wodurch Steuern und Sozialabgaben fließen, während die Person in einem anderen Fallverlauf Sozialleistungen wie z. B. Bürgergeld bezieht, weil sie dauerhaft keiner Beschäftigung nachgeht. Die konkrete Botschaft hieraus lautet, dass jedes einzelne Mal, wenn die Jugendhilfeleistung einen Lebensweg wie beschrieben positiv beeinflusst und negative Folgen der bestehenden Bedarfslage vermieden werden, mit gesellschaftlichen Rückflüssen und vermiedenen Folgekosten zu rechnen ist. Diese lassen sich für den Einzelfall auch als konkreter Geldwert ausdrücken. An diesem Strang lässt sich in zukünftigen SROI- Analysen anknüpfen, um ein Schlaglicht auf die langfristigen monetären Wirkungen von Kinder- und Jugendhilfeangeboten zu werfen. Konrad Bartsch xit GmbH Frauentorgraben 73 90433 Nürnberg https: / / xit-online.de/ Literatur Noll, H. H. (2000): Konzepte der Wohlfahrtsentwicklung: Lebensqualität und„neue“ Wohlfahrtskonzepte. Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Berlin, https: / / bibliothek.wzb.eu/ pdf/ 2000/ p00-505.pdf Schalock, R. L. (2004): The concept of quality of life: What we know and do not know. Journal of Intellectual Disability Research 48 (3), 203 - 216