eJournals Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete 75/3

Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete
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0017-9655
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
71
2006
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„Gemeinsam anfangen…“

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2006
Ulrich Heimlich
Elisabeth Schiöberg
Sehr geehrte Frau Schiöberg, Ihre vielfältigen Materialien zur Integrationsentwicklung in München aus den letzten Jahren haben mir keine Ruhe gelassen. Ganz besonders die Darstellung der Anfänge der Integration in den Münchener Tageseinrichtungen für Kinder scheinen mir auch für andere Tageseinrichtungen hoch bedeutsam, kommt es doch darauf an, immer wieder mit der Integration zu beginnen.
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254 München, 14. Februar 2006 Sehr geehrte Frau Schiöberg, Ihre vielfältigen Materialien zur Integrationsentwicklung in München aus den letzten Jahren haben mir keine Ruhe gelassen. Ganz besonders die Darstellung der Anfänge der Integration in den Münchener Tageseinrichtungen für Kinder scheinen mir auch für andere Tageseinrichtungen hoch bedeutsam, kommt es doch darauf an, immer wieder mit der Integration zu beginnen. Gerade die Überzeugungsarbeit, die am Beginn dieser Entwicklung geleistet werden musste, ist sicher immens gewesen. Viele können sich Integration bis heute einfach nicht vorstellen. Umso wichtiger war es, dass Sie im Willy-Althof-Kindergarten in München ein derart umfassendes Integrationskonzept realisieren konnten. Beim Besuch Ihrer Einrichtung konnte ich mich davon überzeugen, dass die „Kooperation aller am gemeinsamen Gegenstand“ im Grunde in der gesamten Einrichtung realisiert worden ist. In den offenen Gruppenräumen bewegten sich die Kinder ganz selbstverständlich miteinander und zeigten uns Erwachsenen erneut, was es bedeutet, vorurteilsfrei aufeinander zuzugehen. Ganz besonders angetan war ich von den zahlreichen Projekten, in denen sie Experten/ innen von außen in die Einrichtung geholt haben (z. B. eine Zahnärztin). Das waren sicher für die Kinder besonders starke Erlebnisse. Wie Sie wissen, bin ich als ökologisch denkender Heil- und Sonderpädagoge auch an der gebauten Umwelt interessiert. Von daher war ich sehr fasziniert von der offenen und zugänglichen Architektur Ihrer Einrichtung, zu der Sie vermutlich maßgeblich beigetragen haben. Und auch die mit Wasser spielenden Kinder in der Außenanlage werden dazu eingeladen, sich experimentell mit diesem vielseitigen Element auseinanderzusetzen. Jede Lerngelegenheit wird in Ihrer Einrichtung für eine entwicklungsgemäße Anregung der Kinder genutzt. Gerade in der didaktisch-methodischen Aufbereitung des Kindergartenalltags liegt nach meiner Auffassung die Stärke des Konzepts Ihrer Einrichtung. Nachdem wir nun die wissenschaftliche Begleitung der integrativen Kindergärten der Landeshauptstadt München abgeschlossen haben, fiel mir einer der wichtigsten Sätze ein, der in unserem ersten Gespräch gefallen ist: „Für uns „Gemeinsam anfangen …“ Ulrich Heimlich München Elisabeth Schiöberg München Dialog Für diese Rubrik ist in jedem Heft ein Briefwechsel vorgesehen. In der Regel wird er zwischen einer Person aus der Wissenschaft und einer Person aus der Praxis geführt und bezieht sich auf Brennpunkte in Theorie, Praxis und Politik. Die Zusendung von kurzen Leserbriefen, die auf den Dialog Bezug nehmen, ist erwünscht. VHN, 75. Jg., S. 254 -258 (2006) © Ernst Reinhardt Verlag München Basel ist Integration gleichbedeutend mit Qualität.“ Zwei Jahre wissenschaftliche Begleitung der integrativen Kindergärten haben mir gezeigt, dass auch der nächste Schritt der Integrationsbewegung hin zur „Inklusion“ erhebliche Anstrengungen im Bereich der Qualitätsentwicklung von Kindertageseinrichtungen und Schulen erfordert. Nun sehen ja die meisten Menschen nur die „fertigen Beete“, aber wenige die Arbeit, die dazu erforderlich ist. Deshalb würde mich interessieren, wie Sie Ihre Anfänge am Lilly- Braun-Weg im Rückblick sehen und welche Erfahrungen für Sie beim Einstieg in die Integrationsentwicklung am wichtigsten sind. Herzliche Grüße Ulrich Heimlich München, 27. Februar 2006 Sehr geehrter Herr Prof. Heimlich, gerne komme ich Ihrer Einladung nach, über meine Erfahrungen zu den Anfängen der Integration in den städtischen Münchner Kindertagesstätten zu berichten. Ich wünsche sehr, dass nachfolgend beschriebener Weg anderen Menschen auf ihrem Weg zur Integration Mut macht. In Ihrem Brief schreiben Sie, dass wohl eine immense Überzeugungsarbeit zu Beginn der Integrationsentwicklung in München geleistet werden musste. Nun, es stand nicht die Überzeugungsarbeit im Vordergrund. Daran hatten viele Menschen vor mir, auch in Bayern, schon jahrelang gearbeitet. Schon seit 1986, im Zuge des Modellversuchs in Bayern, gab es einen städtischen Kindergarten mit Integrationsgruppe; es ging vielmehr darum, neue Bilder in die Köpfe der Menschen zu bringen im Sinne einer allgemeinen, ganzheitlichen Pädagogik für alle Kinder; eine Pädagogik, die auf Dialog gründet, die das Anderssein eines jeden Kindes zulässt und jedem Kind die je individuelle Zeit und den Raum für neue Erfahrungen gibt. Damals herrschte die Meinung, dass die Integration in sozialer Hinsicht für die Kinder förderlich ist - den guten Willen der Beteiligten vorausgesetzt. Dass Integration, wenn sie denn als Herausforderung für das pädagogische Handeln begriffen wird, eine verbesserte Qualität der gesamten pädagogischen Arbeit zur Folge hat, war in meiner Arbeitsumgebung eine noch nicht nachvollziehbare Sichtweise. Integration wurde eher als ein privates Engagement angesehen. Das Recht auf Integration, das im bayerischen Kindergartengesetz festgelegt war, wurde in der Praxis nicht realisiert. Als ich mich 1995 entschloss, die Leitung eines städtischen Kindergartens anzunehmen, war es für mich eine Selbstverständlichkeit, dass dieser Kindergarten für alle Kinder sein sollte, für Kinder mit und ohne Behinderungen, ohne Ausgrenzung bezüglich Behinderungsart und Schweregrad, sowie für Kinder aus anderen Ländern und Kulturen. Ich war überzeugt, dass Heterogenität Bereicherung bedeutet und die Entwicklung eines jeden unterstützt. Diese Einsicht hatte ich in jahrelanger Theaterarbeit mit heterogenen Gruppen, im Kinderunterricht am Rhythmikon in München, an dem Kinder mit und ohne Behinderung teilnahmen, und als Erzieherin mit altersgemischten Gruppen gewonnen. Für die integrative Arbeit im Kindergarten am Lily-Braun-Weg 14 in München wählte ich bewusst ein vielschichtiges Vorgehen. Meine Vision der stadtweiten, flächendeckenden Integration im Vorschulbereich, ausgestattet mit entsprechenden Konzepten und Rahmenbedingungen, ging über den von mir zu leitenden Kindergarten hinaus. Seit 1990 vertiefte ich meine theoretischen Kenntnisse über Integration durch Literaturstudien, Vorlesungen bei Prof. Jutta Schöler und Prof. Georg Feuser, bei dem ich auch ein schlüssiges didaktisches Konzept fand, das er 1981 - 1986 mit Frau Wehrmann in den bremischen evangelischen Kindergärten umgesetzt hatte und an dem ich mich orientierte (Georg Feuser, Gemeinsame Erziehung behinderter und „Gemeinsam anfangen …“ 255 VHN 3/ 2006 nicht behinderter Kinder im Kindertagesheim. Zwischenbericht, Bremen 1984). Seiner Definition von Integration schloss ich mich uneingeschränkt an. Ich besuchte Tagungen und Elterntreffen, hospitierte in integrativen Einrichtungen und knüpfte Kontakte mit Integrationsforscherinnen und Integrationsforschern im In- und Ausland, die mir ihre Unterstützung für meine Arbeit zusagten. So entstand auch eine enge Zusammenarbeit mit dem Institut für Erziehungswissenschaften, Fachbereich Behinderten- und Integrationspädagogik der Uni Innsbruck. Anfang 1996 konnte ich Herrn Löscher, damals Abteilungsleiter für die städtischen Kindertagesstätten des Schul- und Kultusreferates in München, ein ausführliches integratives Konzept vorlegen und mit ihm darüber diskutieren. Entwicklungsorientiertes Arbeiten, die Kooperation aller am gemeinsamen Gegenstand, die Projektarbeit, die Einbeziehung von Eltern und Expertinnen/ Experten in die pädagogische Arbeit und die Weiterbildung des Erziehungspersonals waren bereits in diesem Konzept verankert. Weitere Referate und Verwaltungsstellen wurden um flankierende Maßnahmen gebeten (verbesserte Personalausstattung, Kinderreduzierung, bauliche Maßnahmen). Auch Herrn Dr. Nowak, Verwalter der Willy-Althof-Stiftung, der den Kindergarten, als Doppelkindergarten mit je drei Gruppen, der Stadt gestiftet hatte, trug ich mein Anliegen vor. Er begrüßte meine integrative Schwerpunktsetzung, zumal er durch sein persönliches Lebensumfeld selbst betroffen war. Er war dem Kindergarten zeitlebens herzlich verbunden. Die Mitarbeiterinnen, die ich für den Kindergarten am Lily-Braun-Weg 14 gewinnen konnte, vertraten unterschiedliche Denk- und Arbeitsrichtungen und hatten kaum theoretische Kenntnisse über die Integration. Sie waren jedoch offen für neue Wege und Erfahrungen. In unsere Planung wurde deshalb der Punkt „Raum für noch nicht Gedachtes“ aufgenommen. Eine gemeinsame Basis für unsere pädagogische Arbeit herzustellen, war die vordringlichste Aufgabe. Da es in München keine Möglichkeiten für eine fachliche Weiterbildung für die integrative Arbeit gab, mussten wir außerhalb suchen. Das gesamte Team besuchte Lehrveranstaltungen zur Integration an der Universität Innsbruck, die als Wochenendblöcke organisiert waren. Lehrveranstaltungen, die Theorie und Praxis verknüpften, fanden zum Teil an der Universität Innsbruck, zum Teil im Kindergarten Lily-Braun-Weg 14 statt. Das Team finanzierte sich diese Fortbildungen, die in der Freizeit stattfanden, selbst. Für Fachsupervisionen konnten wir für viele Jahre Frau Heike Meyer-Egli, langjährige Mitarbeiterin von Prof. Feuser, gewinnen. An öffentlichen Elternabenden machte ich die integrative Arbeit im Stadtteil bekannt. Es gab bei den Eltern viel Zustimmung, aber auch Skepsis. Ich konnte ihnen damals zwar Beispiele gelungener Integration anhand von Berichten und Videos (Deutschland, Österreich, Italien) vor Augen führen und unser Konzept vorlegen, aber es war für alle ein Schritt ins Neuland. Nachdem die Eltern den Vorteil der integrativen Arbeitsweise für alle Kinder in der täglichen Arbeit kennen gelernt hatten, setzten sie sich, auch in der Öffentlichkeit, vehement für die Unterstützung und Ausweitung der integrativen Arbeitsweise ein. Im März 1996 wurde der Kindergarten eröffnet. Die Umgebung und die pädagogischen Angebote orientierten sich an dem Grundsatz: Jedes Kind darf alles lernen, es wird ihm dafür die je individuelle Zeit eingeräumt, und es erhält die für es notwendige Unterstützung. Sie schreiben, dass Ihnen die Mitarbeit der Eltern besonders gut gefallen hat. Da Entwicklung immer in sozialen Bezügen stattfindet und an der Lebenswirklichkeit ausgerichtet sein muss, war die Einbeziehung der Familien in die pädagogische Arbeit wichtig. Die Mitarbeit der Eltern, die Hospitationsmöglichkeiten für Eltern und Erziehungskräfte aus dem In- Ulrich Heimlich, Elisabeth Schiöberg 256 VHN 3/ 2006 und Ausland machte die Integration erlebbar. So konnten sich neue Bilder von Zusammenarbeit entwickeln. In Ihrem Brief sprechen Sie auch die offenen Räume im Kindergarten an. Diese habe ich zusammen mit meinem Team geöffnet bzw. umfunktioniert. Alle Räume stehen allen Kindern für ihre Aktivitäten zur Verfügung. Nicht die Räume bestimmen die Spielmöglichkeiten der Kinder, sondern die Kinder suchen sich passende Räume für ihre Spiele und Tätigkeiten. Durch Vorträge, Teilnahme an Aktionen, die Gründung von und die Mitarbeit in zahlreichen Arbeitskreisen wurde die integrative Arbeit stadtweit vernetzt und weiter bekannt gemacht. Erfahrungen wurden ausgetauscht und gemeinsame Grundlagen erarbeitet. Die Mitarbeit 1998 am Werkauftrag „Ambulante Frühförderung in Krippen und Kindergärten für entwicklungsgefährdete und behinderte Kinder“ war mir ein besonderes Anliegen, sah ich doch hier die Chance, den Anspruch auf stadtweite Integration und adäquate Rahmenbedingungen durch Politiker festschreiben zu lassen. Die erarbeiteten Vorschläge wurden vom Stadtrat im Beschluss vom 2. März bzw. 28. April 1999 zusammen mit anderen Maßnahmenbündeln zur Frühförderung legitimiert. Damit waren offizielle Voraussetzungen für die Integration in München geschaffen. U. a. wurden folgende Maßnahmen beschlossen: Die Integration soll bedarfsorientiert in den Kindertagesstätten ausgebaut werden; Supervision, Erweiterung des Fortbildungsangebots und eine Weiterbildungsmaßnahme, die Erzieherinnen/ Erziehern die Ausbildung zur Integrationspädagogin/ zum Integrationspädagogen ermöglicht, soll angeboten werden. Eine wissenschaftliche Begleitung, ein mobiler Fachdienst Integration und eine Koordinationsstelle sollen eingerichtet werden. Derzeit gibt es 35 integrativ arbeitende städtische Kindertageseinrichtungen. Erste Fortbildungen zur Integration können über das Pädagogische Institut in München wahrgenommen werden. Eine entsprechende Aus- und Weiterbildung der Erzieherinnen und Erzieher steht noch aus. 2002 nahm ich erstmals Kontakt zu Ihrem Lehrstuhl auf, um Sie für die wissenschaftliche Begleitung zu gewinnen. Der weitere Weg ist durch Ihre Berichte dokumentiert (vgl. Beitrag S. 200). Die Integration in den Bildungs- und Erziehungseinrichtungen ist meiner Meinung nach die menschliche und pädagogische Herausforderung. Das Sich-Einlassen auf die Kinder, ihre Bedürfnisse und auf ihr Umfeld, die intensive Zusammenarbeit mit verschiedenen Fachkräften pädagogischer, medizinischer und therapeutischer Fachrichtungen fordern heraus, menschliche, fachliche und soziale Kompetenzen ständig weiterzuentwickeln. Deshalb bin ich der Meinung, dass Qualität in den Kindertagesstätten durch die integrative Arbeit quasi aus sich selbst heraus entsteht - unter der Voraussetzung adäquater menschlicher Einstellungen und Haltungen gegenüber der Erziehung und Bildung von Kindern sowie der Möglichkeit von Ausbzw. Weiterbildungen, die die Erzieherinnen und Erzieher befähigen, den Anforderungen der integrativen Arbeit gerecht zu werden. Durch Ihre wissenschaftliche Begleitung, Herr Prof. Heimlich, erfuhr die integrative Arbeit eine Bestätigung und wurde durch Ihren Forschungsbericht ausführlich dokumentiert. Es wurde eine Basis geschaffen für die Verknüpfung von Theorie und Praxis, die sowohl für Studierende als auch für die Erzieherinnen/ Erzieher eine große Bereicherung darstellt. Am Vygotskij-Institut in Moskau konnte ich, bei einem Gegenbesuch, eine derartige Verknüpfung von Theorie und Praxis bereits kennen lernen. Die Zusammenarbeit von Forscherinnen/ Forschern und Praktikerinnen/ Praktikern beeindruckte mich dort deshalb, weil die Unterstützung der Wissenschaftlerinnen/ Wissenschaftler die Praktikerinnen/ Praktiker befähigte, anfallende Probleme mit neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen anzupacken. Diese Unterstützung wünsche ich mir als ständigen, festen Bestandteil der integrativen Arbeit. „Gemeinsam anfangen …“ 257 VHN 3/ 2006 Ulrich Heimlich, Elisabeth Schiöberg 258 VHN 3/ 2006 Diejenigen, die mit der Integration in ihren Tagesstätten neu anfangen, werden auf vorhandenen Erfahrungen und Kenntnissen aufbauen können. Sie werden diesen Weg weiter ausbauen und sich auf dem Weg hin zur Integration neuen Herausforderungen gerade auch in Richtung der weiterführenden Bildungseinrichtungen stellen. Dabei sollten nicht die Anstrengungen in den Vordergrund gestellt werden, sondern gelungene und erlebbare Beispiele der Umsetzung in Kindergärten und Schulen. Es wird, wie Sie in Ihrem Brief schon sagten, darauf ankommen, immer wieder mit der Integration zu beginnen. Mit freundlichen Grüssen Elisabeth Schiöberg München, 28. Februar 2006 Sehr geehrte Frau Schiöberg, schön, dass Sie die Zeit gefunden haben und einmal ausführlich auf Ihre Arbeit im Kindergarten Lilly-Braun-Weg 14 in München zurückblicken konnten. Das ist wohl bis heute immer wieder neu unsere Aufgabe: andere Bilder in die Köpfe zu bekommen. Mir ist aus Ihrem Schreiben aber auch noch einmal deutlich geworden, wie gründlich Sie sich mit Ihrem Team auf die integrative Arbeit vorbereitet haben. Neben vielen anderen pädagogischen Konzepten für die gemeinsame Erziehung im Kindergarten gehören sicher die Erkenntnisse von Georg Feuser zum Kernbestand der integrativen Pädagogik. Die übereinstimmende Zielvorstellung ist dabei stets das gemeinsame Spielen und Lernen am gemeinsamen Gegenstand. Wir haben allerdings auch in unterschiedlichen Projekten zur wissenschaftlichen Begleitung immer wieder sehr unterschiedliche Entwicklungsstände auf dem Weg zu diesem Ziel gefunden. So gibt es gerade zu Beginn der Aufnahme eines Kindes mit besonderen Bedürfnissen in die Kindertageseinrichtung Phasen, in denen die Kinder erst allmählich Anschluss an die Gruppe finden, sich vorsichtig den anderen Kindern nähern, dabei auch Hilfestellungen benötigen und möglicherweise sogar immer wieder ganz individuelle Rückzugsmöglichkeiten nutzen. Insofern versuche ich bei der wissenschaftlichen Begleitung einen offenen Blick zu bewahren, der die vielschichtigen Aspekte der gemeinsamen Erziehung aufnimmt und die tatsächlichen Prozesse des gemeinsamen Spielens und Lernens nicht aus den Augen verliert. Ich bin deshalb auch froh, dass wir nunmehr durch unser Begleitforschungsprojekt viele Kontakte zu integrativen Kindertageseinrichtungen aufnehmen konnten. Und es ist für mich immer ein Erlebnis, wenn ich dem „Elfenbeinturm“ einmal den Rücken kehren kann und in der Praxis den Kindern und pädagogischen Fachkräften über die Schulter schauen darf. Wir werden im März anfangen mit der wissenschaftlichen Begleitung der integrativen Kinderkrippen in München. Darauf freue ich mich schon sehr. Ich vermute, dass es uns ähnlich gehen wird wie bei den Kindergärten vor drei Jahren: „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne …“ (Hermann Hesse). Herzliche Grüße Ulrich Heimlich Elisabeth Schiöberg Ehemalige Leiterin des integrativen Kindergartens Lilly-Braun-Weg 13 Lützowstraße 34 D-81425 München E-Mail: elisabeth.schioeberg@add.com Prof. Dr. Ulrich Heimlich Ludwig-Maximilians-Universität München Department für Pädagogik und Rehabilitation Leopoldstraße 13 D-80802 München E-Mail: Ulrich.Heimlich@spedu.uni-muenchen.de