eJournals Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete 75/3

Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete
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0017-9655
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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2006
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Aktuelle Forschungsprojekte (3/06)

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Entwicklung und Evaluation eines selektiven Präventionstrainings zur Förderung der sozial-kognitiven Informationsverarbeitung im vorschulischen und schulischen Bereich
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259 VHN 3/ 2006 Entwicklung und Evaluation eines selektiven Präventionstrainings zur Förderung der sozial-kognitiven Informationsverarbeitung im vorschulischen und schulischen Bereich Clemens Hillenbrand, Thomas Hennemann, Sonja Hens, Annika Heckler, Kathrin Pütz Universität zu Köln Bisheriger Forschungsstand Emotional-soziale Kompetenzen stellen eine wichtige Bedingung für eine gelingende Transition in die Schule dar. Viele Kinder können jedoch diese Entwicklungsschritte nicht erfolgreich vollziehen aufgrund einer Kombination von organischen, psychischen oder sozialen Beeinträchtigungen (Esser/ Laucht/ Schmidt 1995). Gerade für Risikokinder im Vorschulalter fehlt im deutschsprachigen Raum ein spezifisches, selektives Präventionsprogramm zur systematischen Vermittlung von emotional-sozialen Kompetenzen. In der Präventionsforschung für das Vorschulalter standen bisher universelle Programme im Vordergrund. Neuere Meta-Analysen bestätigen insbesondere die prinzipielle Wirksamkeit von kindorientierten Präventionsmaßnahmen (Lösel/ Beelmann 2003; Durlak et al. 1997). Besonders auffällig ist jedoch das Ergebnis, dass selektive und indizierte Präventionsstrategien bei Kindern im Alter von 4 - 6 Jahren erfolgreicher sind als universelle Präventionsprogramme! Insbesondere die gezielte selektive Prävention im Kindergarten ist jedoch bislang kaum Gegenstand empirischer Forschung in Deutschland, obwohl nach den bisherigen Erkenntnissen hier die höchsten Effekte zu erwarten sind. Die kritische Sichtung der aktuellen Forschungsergebnisse belegt die Notwendigkeit theoretisch fundierter Trainingsprogramme, die adaptiv auf die Risikokinder ausgerichtet sind. Theoretische Grundlage des zu überprüfenden Trainings stellt auf der Basis eines transaktionalen Entwicklungsmodells (Sameroff/ Fiese 2000) die Theorie der sozial-kognitiven Informationsverarbeitung (Crick/ Dodge 1994) dar, wie sie in einem früheren Beitrag entwickelt wurde (Hillenbrand/ Hennemann 2005). Forschungsdesign Projektziel des Einzelvorhabens ist die Entwicklung und Evaluation eines selektiven Präventionstrainings zur Förderung der sozial-kognitiven Informationsverarbeitung von Kindern im Vorschulalter und darauf aufbauend für die Schuleingangsphase. Präventionstraining im Vorschulalter: Auf der Grundlage des aktuellen Forschungsstandes wird hier ein strukturiertes Training zur Förderung der sozialkognitiven Informationsverarbeitung über einen Zeitraum von ca. sechs Monaten vor dem Schuleintritt der Kinder durchgeführt. Dabei werden jeweils vier Risikokinder mit vier emotional-sozial kompetenten Kindern (Buddy-Prinzip) in Kindertagesstätten trainiert. Das Training umfasst u.a. folgende Inhalte: Förderung der sozial-kognitiven Informationsverarbeitung und ihrer Teilprozesse, Förderung der Aufmerksamkeit und begleitender emotionaler Prozesse (Emotionsregulation). Präventionstraining in der Schuleingangsphase: In Anlehnung an das Training für den vorschulischen Bereich wird derzeit eine Weiterentwicklung speziell für risikobelastete Schulanfänger konzipiert. Auch für Risikokinder in der Schuleingangsphase liegen bislang im deutschsprachigen Raum nur wenige evaluierte, spezifisch selektive Präventionsprogramme zur systematischen Vermittlung von emotionalsozialen Kompetenzen vor. Projektziel ist die Entwicklung und Evaluation eines selektiven Präventionstrainings zur Förderung der sozial-kognitiven In- Aktuelle Forschungsprojekte In dieser Rubrik stellt die VHN laufende Forschungsprojekte zu heilpädagogischen Fragestellungen in Kurzform vor. Für das Einholen weiterer Informationen durch interessierte Leserinnen und Leser geben die Autoren eine E-Mail-Adresse an. Wir bitten unsere Leserschaft um die Zusendung solcher Kurzberichte über laufende Forschungsprojekte. Aktuelle Forschungsprojekte 260 VHN 3/ 2006 formationsverarbeitung und Emotionsregulation von Kindern in der 1. und 2. Grundschulklasse, das über einen Zeitraum von ca. sechs Monaten durchgeführt wird. Neben dem Buddyprinzip soll sich das Training insbesondere durch eine motivierende, altersgemäße Rahmenhandlung, ein integriertes Verstärkersystem sowie eine passgenaue Implementation in den schulischen Alltag der Kinder auszeichnen. Die Durchführung des Programms soll praxisnah durch zuvor intensiv geschultes Personal erfolgen. Zudem ist eine flankierende Schulung der Eltern geplant, die in Form einer kontinuierlichen Elternberatung realisiert wird. Das konzipierte Training soll im Rahmen eines randomisierten Kontrollgruppendesign mit einer größeren Stichprobe (N > 150) mit drei Messzeitpunkten (unmittelbar vor der Maßnahme, direkt nach der Maßnahme sowie zum Ende des 1. Schuljahres) realisiert werden. Als Kontrollgruppen dienen parallele vorschulische Gruppen in den jeweiligen Kindertagesstätten bzw. die Parallelklassen in der Schule. Durchgeführt wird das Training an jeweils zehn verschiedenen, zufällig ausgewählten Kindergärten bzw. Schulen im Raum Köln. Hierbei sollen sowohl die Implementation (formative Evaluation) als auch die Wirksamkeit des Trainings (summative Evaluation) überprüft werden. Geplant ist der Einsatz unterschiedlicher Messmethoden zur Einschätzung kurz- und mittelfristiger Trainingsziele, um das zugrunde gelegte Konstrukt der sozial-kognitiven Informationsverarbeitungsprozesse der Kinder zu erfassen. Bei den Messmethoden handelt es sich um Verhaltenseinschätzungen (von Erzieherinnen, Lehrerinnen und Eltern), Verhaltensbeobachtungen der Kinder sowie kindzentrierte Tests. Literatur und weitere Informationen zum Forschungsprojekt können eingeholt werden unter erziehungshilfe@hrf.uni-koeln.de sowie unter http: / / www.hrf.uni-koeln.de/ de/ e/ content/ 618.htm