eJournals Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete 77/3

Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete
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0017-9655
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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2008
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Entwicklungsgefährdete Kinder in Armut und Benachteiligung - der Beitrag der Frühförderung

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2008
Hans Weiß
Angesichts der gewachsenen Kinderarmut in Deutschland und der in jüngster Zeit im familiären Kontext zu Tode gekommenen Kinder bilden sich viele Initiativen für einen verbesserten Kinderschutz. Sie laufen jedoch an der interdisziplinären Frühförderung großenteils vorbei, speziell auf nationaler Ebene. Es wird aufgezeigt, dass die Frühförderung in Deutschland seit ihrem Bestehen den Anspruch hatte, Kindern mit psychosozialen Risiken bessere Entwicklungschancen zu ermöglichen, und sich dabei auch mit kontrovers diskutierten Fragen beschäftigte. Möglichkeiten einer besseren Früherkennung und Früherfassung sowie praxisbewährte und forschungsbasierte Überlegungen zu Ort, Inhalten, Zeitpunkt und Dauer einer wirksamen Frühförderung für diese Kinder bilden den Schwerpunkt des Beitrags.
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Fachbeitrag VHN, 77. Jg., S. 212 - 225 (2008) © Ernst Reinhardt Verlag München Basel 212 Entwicklungsgefährdete Kinder in Armut und Benachteiligung - der Beitrag der Frühförderung Hans Weiß Pädagogische Hochschule Ludwigsburg n Zusammenfassung: Angesichts der gewachsenen Kinderarmut in Deutschland und der in jüngster Zeit im familiären Kontext zu Tode gekommenen Kinder bilden sich viele Initiativen für einen verbesserten Kinderschutz. Sie laufen jedoch an der interdisziplinären Frühförderung großenteils vorbei, speziell auf nationaler Ebene. Es wird aufgezeigt, dass die Frühförderung in Deutschland seit ihrem Bestehen den Anspruch hatte, Kindern mit psychosozialen Risiken bessere Entwicklungschancen zu ermöglichen, und sich dabei auch mit kontrovers diskutierten Fragen beschäftigte. Möglichkeiten einer besseren Früherkennung und Früherfassung sowie praxisbewährte und forschungsbasierte Überlegungen zu Ort, Inhalten, Zeitpunkt und Dauer einer wirksamen Frühförderung für diese Kinder bilden den Schwerpunkt des Beitrags. Schlüsselbegriffe: Psychosoziale Risiken, Präventionskette, Früherkennung, Home-based-Förderung, Center-based-Förderung Developmental Risks for Children Growing up in a Poor and Disadvantaged Environment - The Contribution of Early Intervention n Summary: In view of the growing child poverty in Germany and given the number of children who recently died due to (socioeconomic) familial problems, various groups have become active in order to improve child protection. But most of these initiatives do not include interdisciplinary early intervention, in particular the groups working on a national level. In his article, the author shows that ever since it has been established, early intervention in Germany strived for better developmental chances for children at risk living in psychosocially underprivileged families and that it never did shrink away from controversially discussed problems. The article focuses on the possibilities of a better early identification and registration as well as on evidence based and field-tested considerations concerning the location, the time, the contents and the duration of effective early intervention for these children. Keywords: Psychosocial risks, chain of prevention, early identification, home-based early intervention, center-based early intervention Die massenmedial vermittelten Schicksale von kleinen Kindern wie des 2-jährigen Kevin aus Bremen (Hoppensack 2007), die durch Gewalteinwirkung oder massive Verwahrlosung im familiären Kontext zu Tode gekommen sind, haben in Deutschland das öffentliche Interesse an der Frage wieder geweckt: Wie geht es den Kindern, vor allem jenem ‚unteren‘ Fünftel, das unter prekären Lebens- und Entwicklungsbedingungen aufwächst? Die Zahl der Kinder mit primär psychosozial bedingten Entwicklungsgefährdungen und manchmal auch einer buchstäblichen Existenzbedrohung bereits in der frühen Lebenszeit, bei denen sozioökonomische Belastungsfaktoren oftmals eine bedeutsame Rolle spielen, ist augenfällig gewachsen. Dadurch lastet auch auf dem System der Frühförderung ein erheblicher Handlungsdruck, der sich beispielsweise in einer hohen (Fortbildungs-)Nachfrage von Frühförder-Fachpersonen nach tragfähigen Handlungsorientierungen widerspiegelt. Zudem stellt sich grundsätzlich die Frage, was Armut und Benachteiligung von Kindern als gravierendes gesellschaftliches Problem (BMGS 2005) für das System der Frühförderung bedeuten, wie es darauf reagieren kann und sollte. VHN 3/ 2008 213 Entwicklungsgefährdete Kinder in Armut Armut und soziale Benachteiligung beinhalten oftmals ein hohes Risikopotenzial für die davon betroffenen Kinder, wie viele Längsschnittstudien aus der Kinderarmuts- und Risikoforschung belegen (bspw. Duncan/ Brooks- Gunn 1997). Daraus jedoch zu schließen, dass jedes davon betroffene Kind im Verantwortungsbereich der Frühförderung läge, würde nicht nur der Vielgestaltigkeit von Armut und ihrer Auswirkungen auf Kinder widersprechen und das System der Frühförderung schlichtweg überfordern. Der dann (zu) weit ausgelegte Begriff von Entwicklungsgefährdung würde auch dazu beitragen, gesellschaftlich-strukturelle Bedingungen der Konstruktion von sozioökonomischer Ungleichheit sowie der Produktion von Armut und ihrer Folgen zu individualisieren, zu ‚pädagogisieren‘ (bzw. zu ‚therapeutisieren‘), d. h. zum ausschließlichen Problem einzelner Familien und ihrer Kinder zu machen, diese Kinder als pauschal ‚gefährdete‘, mit ‚Entwicklungsproblemen behaftete‘ zu etikettieren und letztlich den Eltern einseitig die (schuldhafte) Verantwortung für die Situation der Kinder anzulasten. Dass die Gefahr einer solchen ‚Pädagogisierung‘ von (Kinder-)Armut und ihrer Folgen nicht als gering einzuschätzen ist, zeigt die merkwürdige Schieflage, die im aktuellen Diskurs zur neuen Unterschichtsthematik aufscheint (kritisch dazu Weiß 2005). Darin werden Armut und Unterschichtszugehörigkeit und deren Auswirkungen auf Kinder, abstrahiert von den sozioökonomischen Bedingungen wie Dauerarbeitslosigkeit und ‚working poor‘, primär als Folge der Verhaltensweisen der betroffenen Menschen, ihrer ‚Unterschichtskultur‘ betrachtet, und damit wird ihnen die ‚Schuld‘ für ihre Situation zugeschrieben (Nolte 2004). Die Gefahr einer ‚Pädagogisierung‘ (und ‚Therapeutisierung‘) des Umgangs mit Kinderarmut und ihren Folgen darf jedoch die Frühförderung andererseits nicht dazu verleiten, sich aus diesem Verantwortungsbereich herauszunehmen. Vielmehr bedarf sie differenzierter Vorstellungen, worin ihr Stellenwert und ihre Grenzen im sozial-, gesundheits- und bildungspolitischen Kontext liegen. 1 Ein historischer und aktueller (Problem-)Aufriss 1.1 Frühförderung für entwicklungsgefährdete Kinder aus sozial benachteiligten Familien? Mit dem System der Frühförderung in Deutschland wurde von Beginn an die Hoffnung verbunden, durch Förderangebote entwicklungsgefährdeten, insbesondere von Lernbehinderung bedrohten Kindern aus soziokulturell benachteiligten Familien bessere Entwicklungs- und Lernchancen zu geben. Diese Hoffnung fand in den für die Entstehung der Frühförderung maßgeblichen Empfehlungen der Bildungskommission des Deutschen Bildungsrates zur „Förderung behinderter und von Behinderung bedrohter Kinder“ ihren deutlichen Ausdruck (1973, 40 und 50f ). Daher verwundert es nicht, dass die Frühförderung bereits seit den Anfängen des systematischen Aufbaus eines flächendeckenden Netzes in den 1970er Jahren entwicklungsgefährdete Kinder in Armut und Benachteiligung mit einbezieht. So stammten 10 % der zu dieser Zeit in bayerischen Frühförderstellen betreuten Kinder aus sozial benachteiligten Verhältnissen (Spörri 1982, 294f ). Weitere 6 % der Familien waren „ausländischer Herkunft, die ebenfalls häufig unter extremen Belastungen leben“ (295). Seitdem dürfte sich der Anteil dieser Kinder in den Frühförderstellen deutlich erhöht haben. Nach einer 1995/ 96 durchgeführten qualitativen Befragung der Frühförderstellen in Mecklenburg-Vorpommern kamen bei rund 50 % der Einrichtungen etwa die Hälfte aller Kinder aus sozial schwachen Familien, „bei einem Drittel sogar mehr als die Hälfte“ (Koch 1999, 188). Alle Befragten waren „der Ansicht, dass die Erfassung von behinderten, vor allem von Behin- VHN 3/ 2008 214 Hans Weiß derung bedrohten Kindern nicht optimal funktioniere“ (ebd.). Dabei ist zu differenzieren zwischen Kindern aus sozial benachteiligten Familien, die manifeste, biologisch-organisch bedingte Behinderungen aufweisen, und jenen Kindern, die aufgrund ihrer sozioökonomisch und psychosozial belasteten Lebens- und Entwicklungsbedingungen in ihrer Entwicklung gefährdet sind. Die Kinder der ersten Gruppe dürften aufgrund ihrer oftmals direkt sichtbaren Schädigung - außer sie leben in sozial sehr isolierten, randständigen Familien - meist in einem noch einigermaßen angemessenen Zeitrahmen in die Frühförderung kommen. Hingegen erhalten die Kinder der zweiten - deutlich größeren - Gruppe oftmals überhaupt keine oder nur kürzerfristige Frühförderangebote, da ihre psychosozialen Risiken vor der Einschulung entweder gar nicht oder erst (zu) spät erkannt werden (Klein 2002, 48) und somit eine „sozial selektive Wirkung des Systems der Frühförderung“ (ebd.) bestehe. 1.2 Kontrovers diskutierte Probleme und offene Fragen Neben dem bis heute nicht hinreichend gelösten Problem der rechtzeitigen Erkennung, Erfassung und Förderung von Kindern mit psychosozialen Risiken führte die Frage, inwieweit diese Kinder überhaupt eine Zielgruppe der Frühförderung darstellen, zu einer Kontroverse im Länder übergreifenden Diskurs. Während Klein (1999) nachhaltig dafür plädierte, schon die beeinträchtigenden Lebens- und Erziehungsbedingungen, in denen ein Kind aufwächst, als Indikationsgrund für Frühförderung anzusehen, sprachen sich die Schweizer Autorinnen Burgener Woeffray und Jenny Fuchs in ihrer Antwort auf Klein mit dem Titel: „Das Nein in der Früherziehung …“ ebenso engagiert dafür aus, nur dann Frühförderung einzusetzen, wenn „beim Kind bereits eine Entwicklungsauffälligkeit feststellbar“ ist (1999, 17). In der Sorge, die Frühförderung für behinderte und von Behinderung bedrohte Kinder könnte durch eine allzu weite Ausdehnung ihres Zuständigkeitsbereichs ihr fachliches Profil verlieren, plädierten sie im Blick auf Kinder mit psychosozialen Risiken ohne bereits erkennbare Entwicklungsauffälligkeiten für ein neues Fördersystem jenseits der Frühförderung. Ihre Sorge ist ernst zu nehmen. In dieser aus meiner Sicht produktiven Kontroverse ist eine interessante Weiterentwicklung zu verzeichnen. Auch in der Schweiz haben sich (faktische) Veränderungen in der Zielgruppe der Heilpädagogischen Früherziehung dahingehend ergeben, dass vermehrt auch frühgeborene Kinder, Kinder aus sozialen Brennpunkten sowie traumatisierte Migrations- und Flüchtlingskinder einen frühen Förderbedarf aufweisen. Hinzu kommen bildungspolitische Weiterentwicklungen und eine Neuregelung in der Finanzierung der Heilpädagogischen Früherziehung im Zuge der Neugestaltung des Finanzausgleichs und der Aufgabenverteilung zwischen Bund und Kantonen (NFA). Vor diesem Hintergrund konstatieren Burgener Woeffray (eine der Autorinnen des „Nein in der Früherziehung“) und Eisner-Binkert (2006, 10) ein „ungeklärte[s] Verhältnis der Heilpädagogischen Früherziehung zu entwicklungsgefährdeten Kindern im Vorschulalter“. Sie befassen sich mit der Möglichkeit einer stärker präventiven Ausrichtung der Heilpädagogischen Früherziehung auf Kinder und Familien aus sozialen Brennpunkten und in erschwerten Lebenslagen, deren Klärung dringlich anstehe. Eine weitere Kontroverse Ende der 1990er Jahre (Schwarzbach 1998 und Weiß 1998) bezog sich auf Form und Ort der Frühförderung von Kindern mit umweltbedingten Entwicklungsgefährdungen: Bietet sich dazu eher eine (Einzel-)Förderung in und mit der Familie durch Frühförderstellen an (in den USA auch als Home-based-Förderung bezeichnet) oder eine „außerfamiliäre kompensatorische Frühförderung“ (Häuser 1997; zit. nach Schwarzbach 1998, 77) in Kinderkrippen und Kin- VHN 3/ 2008 215 Entwicklungsgefährdete Kinder in Armut dertagesstätten (Center-based-Förderung)? Schwarzbach plädierte vor dem Hintergrund ostdeutscher Erfahrungen für die zweite Alternative, da Frühförderstellen mit ihrer „kostenaufwendigen Einzelfallorientierung“ (ebd.) auf die primär armutsbedingten Entwicklungsrisiken, die im Zuge der schwieriger gewordenen ökonomischen und sozialen Bedingungen in Deutschland entstanden sind, nicht eingestellt seien. Zum einen erscheine „ein großer Teil“ der Kinder mit psychosozialen Risiken gar nicht in den Frühförderstellen (ebd., 75); zum anderen seien „der Beeinflussung der elterlichen Erziehungskompetenz bzw. der Verbesserung des familiären Anregungsmilieus“ oftmals „deutliche Grenzen“ gesetzt (Häuser 1997; zit. nach Schwarzbach 1998, 77). Dass Schwarzbach mit ihrem ersten Argument insofern Recht hat, als Frühförderstellen unter den bisherigen Bedingungen förderungsbedürftige Kinder in Armut und Benachteiligung oft nicht erreichen, wurde schon verdeutlicht. Dies gilt aber bislang auch für außerfamiliäre Förderangebote in Kindertagesstätten, wo diesen Kindern ebenfalls oft nicht die ihren Entwicklungsbedürfnissen angemessenen Hilfen zuteil werden. So erhielten in der AWO- ISS-Studie zur Kinderarmut (s. Kap. 2.1) „die am stärksten belasteten Kinder“ - außer ihrer Betreuung im Kindergarten - „die geringsten Unterstützungsangebote“ (Skoluda/ Holz 2003, 119). Hinsichtlich des zweiten Arguments von Schwarzbach, dass die Möglichkeiten der „Verbesserung des familiären Anregungsmilieus“ sehr begrenzt seien, wurde kritisch gefragt, ob sich darin nicht der „Mythos der Unbehandelbarkeit“ von „Problemfamilien“ (Goldbrunner 1990, 64) widerspiegeln könnte, und es wurde vor einem Ausspielen von Center-basedgegenüber Home-based-Förderung gewarnt (Weiß 1998, 86; s. auch Kap. 3). Notwendige strukturelle, organisatorische und konzeptionelle Bedingungen zur Einlösung des Handlungsauftrages der Frühförderung für Kinder mit psychosozialen Risiken sind wiederholt eingefordert worden (z. B. Weiß 1994, 2000; Klein 2002). Gleichwohl ist Thurmair und Naggl (2003, 17) Recht zu geben, wenn sie hierzu eine nüchtern-kritische Bilanz ziehen: „Wie in den USA ist die präventive Arbeit der Frühförderung in sozial schwierigen Milieus über Forschungsvorhaben (Klein 2000) und einzelne Initiativen in sozialen Brennpunkten kaum hinausgekommen, obwohl Armut und deprivierende Entwicklungsbedingungen in der Bundesrepublik Deutschland aktueller denn je sind …“ Sie heben jedoch die Bedeutung der Frühförderung für sozial benachteiligte Kinder in sozialen Brennpunkten und anonymen Armutslagen hervor und betonen - ähnlich wie Burgener Woeffray und Eisner-Binkert (2006, 14) aus Schweizer Perspektive - die an sich guten Voraussetzungen, die das System der Frühförderung für diese präventive Arbeit mitbringt, bspw. Alltagsbzw. Lebensweltorientierung, aufsuchende Angebote in Form von Hausbesuchen, Kompetenzen in der interdisziplinären Kooperation und Vernetzung mit Hilfesystemen der Jugend- und Gesundheitshilfe. Allerdings darf nicht verschwiegen werden, dass durch restriktive Leistungsvereinbarungen diese bisherigen ‚Stärken‘ der Frühförderung in manchen Bundesländern, etwa in Bayern, teilweise in Gefahr sind. Darüber hinaus laufen die gegenwärtigen Aktivitäten in Deutschland um einen besseren Kinderschutz und effektivere Hilfen für Familien, die in ihren elementaren Aufgaben der Pflege, Erziehung und Bildung ihrer Kinder überfordert sind, an den Interdisziplinären Frühförderstellen bislang weitgehend vorbei (Thurmair 2008; Naggl/ Thurmair 2008). So hat zwar das 2007 mit seiner Arbeit begonnene „Nationale Zentrum Frühe Hilfen“ in Deutschland die Zielsetzung, „Kinder durch eine wirksame Vernetzung von Hilfen des Gesundheitswesens und der Kinder- und Jugendhilfe früher und besser vor Gefährdungen zu schützen“ (http: / / www.fruehehilfen. de/ 1871.0.html). Auf seiner Informationsplattform tauchen jedoch Frühförderung und Interdisziplinäre Frühförderstellen nicht auf. VHN 3/ 2008 216 Hans Weiß Es besteht also aktuell die Gefahr, dass die interdisziplinäre Frühförderung ihre in der Arbeit mit Kindern und Familien in prekären Lebenslagen erworbenen Erfahrungen und bewährten Handlungsorientierungen nicht angemessen einbringen kann bzw. dass ihre Ressourcen und Kompetenzen in den Aktivitäten um gedeihlichere Lebens- und Entwicklungsbedingungen für gefährdete Kinder aus einem ausgeprägten Denken in Systemen und deren Grenzen nicht gefragt werden. Umso mehr wird es für die Frühförderung darauf ankommen, nachhaltig ihre Bedeutung und ihre Kompetenzen für entwicklungsgefährdete Kinder in Armut und Benachteiligung und deren Familien aufzuzeigen und sich mit überzeugenden Antworten zu den in diesem Problemaufriss aufgeworfenen Fragen und Schwierigkeiten Gehör zu verschaffen, nämlich bezüglich n der Indikationskriterien von Frühförderung bei Kindern im Kontext von Armut und Benachteiligung n der Wege einer verbesserten Früherkennung und Früherfassung n der Wirksamkeit und des Ortes der Förderung 2 Entwicklungsgefährdungen im Kontext von Armut und Benachteiligung - Indikationsgründe für Frühförderung 2.1 Der komplexe Zusammenhang von Armut und Entwicklungsrisiken Klärungsversuche zur Frage nach möglichen frühförderrelevanten Entwicklungsgefährdungen von Kindern in Armut erfordern einen mehrdimensionalen Armutsbegriff, der nicht nur die ökonomische Lage, sondern auch (entwicklungs-)psychologisch und pädagogisch bedeutsame Dimensionen der Lebenssituation von Kindern berücksichtigt. Ein solches mehrdimensionales Lebenslagenkonzept wird in der neueren deutschen (Kinder-)Armutsforschung häufig verwendet. Danach wird Armut als kumulative Unterversorgung verstanden, in der materielle Unterversorgung die objektiven und subjektiven Handlungsspielräume der davon Betroffenen in zentralen lebenslagenspezifischen Bereichen wie Arbeit, Wohnen, Bildung, Regeneration und Gesundheit, soziale Beziehungen, Partizipation und Sozialisationsbedingungen gravierend einschränkt. In dem Maße, in dem Eltern und Familien durch die Einengung oder den Verlust von Handlungsspielräumen wesentliche (Grund-)Bedürfnisse ihrer Kinder nach Ernährung, Pflege, emotionaler Zuwendung und Geborgenheit, Anregung, Entfaltung und kultureller Teilhabe längerfristig nicht hinreichend erfüllen können und Kinder nur über erheblich eingeschränkte Handlungs- und Entwicklungsspielräume verfügen, muss im Zusammenhang mit Armutslagen von kindlichen Entwicklungsgefährdungen gesprochen werden. Aus der bundesweiten, seit 1997 vom „Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik“ (ISS) im Auftrag der Arbeiterwohlfahrt (AWO) durchgeführten Studie zur Armut von Kindern im Vorschul- und Grundschulalter in Deutschland (AWO-ISS-Studie) geht „eindrücklich und übereinstimmend“ familiäre Armut als „stärkster Prädiktor für die Lebenslage der Kinder und somit zentraler Risikofaktor für eine Entwicklung im Wohlergehen“ hervor (Holz u.a. 2006, 8). Die chronisch armen Kinder in dieser Studie weisen „die schlechtesten Entwicklungsbedingungen und -verläufe“ auf (ebd., 7). Hat sich Armut dauerhaft eingenistet, gelingt es Eltern aufgrund ihrer eingeschränkten Handlungsspielräume offenbar immer weniger, armutsbedingte Benachteiligungen von ihren Kindern fernzuhalten bzw. zu kompensieren. Gerade chronische Armut wirkt demoralisierend (Castel 2005, 38f ); sie kann die Spielräume der Betroffenen in einer Weise einschränken, dass ihnen Erfahrungen, die eigene Situation trotz der Belastungen unter Kontrolle zu haben und daraus entsprechende Handlungsenergie zu schöpfen, sowie ein auf die Zukunft gerichtetes Planungsverhalten nicht VHN 3/ 2008 217 Entwicklungsgefährdete Kinder in Armut (mehr) möglich sind. Zeitlich-lebensweltliche Strukturen lösen sich auf bzw. können nur mühsam aufgebaut werden. Gravierende ökonomische und psychosoziale Belastungen von Eltern, existenzielle Unsicherheiten, fehlende oder unzureichende äußere und innere Strukturen, ein Mangel an Kontrollbewusstsein und Lebensperspektive, ein „ständiges Hin und Her zwischen Wunschträumen und Selbstaufgabe“ (Bourdieu 2001, 283) unterminieren grundlegende Kompetenzen von Eltern in der Betreuung und Erziehung ihrer Kinder bzw. erschweren es ihnen, „intuitive elterliche Kompetenzen“ (Papoušek 1997, 18) zu entfalten und auf der Basis einer hinreichend feinfühligen Wahrnehmung der Bedürfnisse ihrer Kinder in eine entwicklungsförderliche Interaktion mit ihnen zu treten. Dadurch können bereits in der Säuglingszeit „dysfunktionale Interaktionsmuster“ (ebd., 19) zwischen Kind und Eltern (Mutter) entstehen, die sich z. B. in einem massiven Schreien des Säuglings äußern (sog. ‚Schreikinder‘) und sich dadurch selbst verstärken, verfestigen und chronifizieren. Eltern in einer derartigen Lebenswirklichkeit fällt es oftmals schwer, ihren Kindern klare Regeln, Werte, Orientierungen und Gewissheiten zu vermitteln, auf die man sich verlassen kann. Ein Kinderarzt im Gesundheitsamt des sozial benachteiligten Berliner Bezirks Wedding bringt die ‚Sozialisationsschwäche‘ von unterstützungsbedürftigen Eltern treffend auf den Punkt: „Wer selbst nur alimentiert wird, der hat es schwer, mit Stolz etwas weiterzugeben“ (zit. nach Grefe 2003). Armut, besonders in der Kumulation (chronischer) ökonomischer, sozialer und psychischer Belastungen, ist ein Nährboden für Kindesvernachlässigung, vor allem dann, wenn Eltern die Situation über den Kopf wächst (Holz 2003, 5) und wenn sie als Kinder eigene Erfahrungen des Vernachlässigtseins gemacht haben. Auch zwischen Armut und Gesundheit bestehen vielfältige Zusammenhänge in allen Lebensaltern (Deutsches Ärzteblatt, Heft 43, 2007). In den 1998 landesweit durchgeführten Einschulungsuntersuchungen des Bundeslandes Brandenburg ergab sich mit Ausnahme von Neurodermitis ein unterschiedlich großer Zusammenhang der Auftretenshäufigkeit von „medizinisch relevanten Befunden“ mit dem sozialen Status (gemessen nach der Schulbildung und dem Erwerbsstatus der Eltern) (MASGF 2004, 13). Sozialstatusabhängige Unterschiede waren „erwartungsgemäß am größten für die Diagnosen Sprachstörungen, Beeinträchtigungen der geistigen Entwicklung, psychomotorische Störungen und Einnässen/ Einkoten und andere psychiatrische Erkrankungen“ (ebd., 14). Bei „primär organmedizinischen Diagnosen“ wie z. B. Störungen des Knochenapparates waren diese Unterschiede zwar geringer; gleichwohl trat die Diagnose „zerebrale Bewegungsstörungen“ bei Kindern mit niedrigem Sozialstatus prozentual fast dreimal so häufig auf wie bei Kindern mit hohem Sozialstatus (2,0 % zu 0,7 %) (ebd.). Damit korrespondiert die Tatsache, dass die von Behinderung bedrohten Kinder bei der Brandenburger Einschulungsuntersuchung 1998 prozentual 10-mal häufiger aus Familien mit niedrigem Sozialstatus kamen als aus Familien mit hohem Sozialstatus (MASGF 2004, 16). Diese Zahlenverhältnisse belegen die folgende Feststellung im „Elften Kinder- und Jugendbericht“ der deutschen Bundesregierung: „Es besteht ein Zusammenhang zwischen sozialer Schichtzugehörigkeit und Behinderung - und zwar nicht nur im Falle der so genannten Lernbehinderung. Die unteren sozialen Schichten sind bei nahezu allen Behinderungsarten überproportional betroffen“ (BMFSFJ 2000, 222). Die Gründe für die sozialschichtabhängige Auftretenshäufigkeit von biologischen Risiken und Gesundheitsproblemen liegen in den Lebensbedingungen, dem Gesundheitsverhalten und in der gesundheitlichen Versorgung (Mielck 1998). So werden die Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft und die Früherken- VHN 3/ 2008 218 Hans Weiß nungsuntersuchungen bei Kindern (sog. U- Untersuchungen) von sozial und bildungsmäßig benachteiligten und randständigen Familien weniger in Anspruch genommen (Langness 2007). 2.2 Verbesserte Früherkennung von Entwicklungsrisiken mit hinreichend klaren Indikationskriterien Aufgrund der komplexen, nicht einlinearen Zusammenhänge zwischen Armut, Benachteiligung und Entwicklungsgefährdung können Kinderarmut, aber auch soziale Benachteiligung und ähnliche Begriffe selbstverständlich keine hinreichenden Indikationsgründe für Frühförderung sein. Maßgebliches Indikationskriterium ist vielmehr die Entwicklungsgefährdung selbst. Diese sollte allerdings nicht nur - individualtheoretisch verengt - an bereits eingetretenen Entwicklungsauffälligkeiten oder -verzögerungen eines Kindes festgemacht werden, sondern unter Einbezug der kindlichen Lebens- und Entwicklungsbedingungen im Sinne eines kontextorientierten Früherkennungsansatzes beurteilt werden. Die aufgezeigten Bedingungen für Entwicklungsgefährdungen im Kontext von Armut und Benachteiligung können Prüf- und Suchkriterien in einem solchen Ansatz sein: n komplexe und länger andauernde Armutslagen mit erheblichen familiären Belastungen und geringen Bewältigungsmöglichkeiten für Eltern und Kinder; n gravierende Störungen der Eltern-Kind-Interaktion, die eine „erstaunlich gute Voraussagekraft für Verhaltens- und Befindensstörungen im Kindesalter“ haben (Schmidt u. a. 1997, 190); n Vernachlässigungssituationen sowie das Auftreten von biologischen Risiken und Schädigungen (wobei nochmals anzumerken ist, dass in Armut aufwachsende Kinder mit behinderungsrelevanten Schädigungen meist relativ frühzeitig Frühförderung erhalten). Gleichwohl sind diese Kriterien noch zu präzisieren; denn B. Lindmeier (2005, 22) hat auf eine damit zusammenhängende Gefahr aufmerksam gemacht: „Angesichts der Schwierigkeiten, die umweltbezogenen Kriterien zu bestimmen, würde höchstwahrscheinlich auf Einkommensarmut, Wohnverhältnisse und ähnliche ‚harte Daten‘ zurückgegriffen werden müssen, während Variablen wie förderliches Erziehungsverhalten nur schwer definiert werden können und entsprechend nicht berücksichtigt werden könnten. Dadurch würden voraussichtlich gerade die Eltern stigmatisiert und in ihren Anstrengungen ignoriert, die die Folgen schwieriger Lebensumstände für ihre Kinder abzumildern suchen.“ Da zudem die Sichtweise auf Familienmerkmale, Lebens- und Erziehungsbedingungen normativen Maßstäben unterliegt, ergibt sich das Problem einer soziokulturell fairen Beurteilung der Lebens- und Erziehungsbedingungen in soziokulturell fremden Milieus. Dies stellt an die Diagnostizierenden hohe Anforderungen im notwendigen Versuch, Balance zu halten zwischen engagierter Verantwortung für ein Kind und reflexiver Distanz gegenüber den eigenen Beurteilungsmaßstäben. Differenziertere Kriterienraster wie die Kriterien für „multiple Deprivation“ in der AWO-ISS-Studie (Skoluda/ Hock 2003, 112) und Dokumentationssysteme wie das Glinder Manual (Schone u. a. 1997, 236 - 245) können hier eine Hilfe sein. Ungeachtet der Schwierigkeiten bei der Beurteilung der Lebens- und Erziehungsbedingungen müssen diese ein Indikationskriterium von Frühförderung sein; denn die Gefahr, dass Kinder mit gravierenden Entwicklungsrisiken im Kontext von Armut und Benachteiligung nicht oder zu spät Frühförderung erhalten, ist viel größer als jene, dass bei ihnen ein unnötiger Frühförderbedarf festgestellt wird. So heißt es in einer Broschüre zur Kindesvernachlässigung im Hinblick auf vernachlässigte Kinder lapidar: „Frühförderungsangebote gehen oft an den Familien vorbei“ (Deutscher Kinderschutzbund Landesverband Nordrhein-Westfalen/ Institut für soziale Arbeit Münster 2000, 31). VHN 3/ 2008 219 Entwicklungsgefährdete Kinder in Armut Als eine wichtige institutionelle Basis eines Früherkennungssystems für Kinder mit psychosozialen Risiken bieten sich die Kindertagesstätten an; denn in ihnen besteht „die Möglichkeit einer nicht nur punktuellen, sondern ganzheitlichen Beobachtung, eines umfassenden Kennenlernens sowie intensiver Elternkontakte“ (Friedrichs 2004, 73). Durch entsprechende Kooperationen zwischen Kindergärten und Frühförderstellen, wie in Bayern die den Frühförderstellen zugeordneten Mobilen Heilpädagogischen Fachdienste für Kindergärten (Mirbach u. a. 2007), wird eine niedrigschwellige diagnostische, beratende und weitervermittelnde Unterstützung für die Erzieherinnen und die Eltern möglich. Hilfreich sind ferner Reihenuntersuchungen der Gesundheitsämter nicht nur vor der Einschulung, sondern - wie im Bundesland Brandenburg - inzwischen auch in den Kindertagesstätten. Das Problem ist jedoch, dass nach wie vor noch viele Kinder in Armutslagen nicht rechtzeitig eine Kindertagesstätte besuchen. Es ist zu hoffen, dass mit dem Aufbau eines dichteren Netzes von Kinderkrippen auch in den westdeutschen Ländern die Chance einer frühzeitigen Erkennung von primär umweltbedingten Entwicklungsrisiken größer wird. Die Hauptschiene einer rechtzeitigen Früherkennung von Entwicklungsauffälligkeiten sind jedoch die Früherkennungsuntersuchungen (U-Untersuchungen) durch Kinder- und Hausärzte. Möglicherweise führen Initiativen wie das Projekt der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) „Ich geh’ zur U! Und Du? “ sowie die allerdings umstrittenen Bestrebungen, Eltern zur Inanspruchnahme der U-Untersuchungen zu verpflichten, zu einer verbesserten Nutzung dieser Untersuchungen gerade durch Familien in Armut und Benachteiligung wie auch mit Migrationshintergrund. Das Problem besteht jedoch auch darin, dass in den U-Untersuchungen Entwicklungsrisiken aufgrund beeinträchtigter Lebensbedingungen eines Kindes oftmals nicht hinreichend erfasst werden. Einen viel versprechenden Weg, dieses Qualitätsproblem zu beheben, sehen Naggl und Thurmair (2008, 60) darin, dass (Kinder-)Ärzte die entwicklungsdiagnostischen Kompetenzen und Ressourcen der Interdisziplinären Frühförderstellen bei Bedarf zur genaueren Abklärung nutzen. Dass bei der Früherkennung von psychosozialen Entwicklungsrisiken die entwicklungsdiagnostischen Kompetenzen und Ressourcen der Interdisziplinären Frühförderstellen zu wenig genutzt werden, weist auf bestehende Mängel in der Zusammenarbeit bzw. in der fehlenden Vernetzung von Hilfesystemen hin, die für entwicklungsgefährdete Kinder in Armut und Benachteiligung Bedeutung haben. 3 Diskussionslinien zur Gestaltung wirksamer Frühförderung für Kinder mit lebensweltbedingten Entwicklungsrisiken Der reflektierte Erfahrungsschatz von gut drei Jahrzehnten Frühförderung mit Kindern und Familien in prekären Lebenslagen hat in Verbindung mit den Ergebnissen von Evaluationsstudien zur Wirksamkeit früher Interventionen zu wichtigen Einsichten geführt. Diese sollen auf schon erwähnte Fragen und Probleme bezogen werden. 3.1 Home-based- oder Center-based- Frühförderung? Selbst bei einer verbesserten Früherkennung und Früherfassung von entwicklungsgefährdeten Kindern in Armut und Benachteiligung stellt sich die grundlegende Frage: Reicht das stundenweise Angebot der Frühförderung mit ihrem ‚klassischen‘ familienorientierten Ansatz für diese Kindergruppe wirklich aus? Oder bräuchten diese Kinder möglichst frühzeitig eine zeitlich längere und dadurch intensivere außerhäusliche Förderung in Kindertagesstätten bzw. Krippen? Diese für einen Home-based- Förderansatz durchaus brisanten Fragen, wie sie VHN 3/ 2008 220 Hans Weiß in der Position von Schwarzbach zum Ausdruck kamen (vgl. Kap 1), sind nicht vorschnell abzutun. Köckeritz (2005, 151) sieht „die Betreuungsintensität“ der Frühförderung für kleine Kinder aus dem Bereich der Kinder- und Jugendhilfe als „häufig“ nicht ausreichend an. Auch Mayr kommt in einer Metaanalyse USamerikanischer Frühförderprogramme zu dem für die familienorientierte Frühförderung ernüchternden Schluss, „dass die direkte Förderung in einer Einrichtung - zumindest was die geistige Entwicklung betrifft - größere und länger andauernde Effekte bewirkt als indirekte Interventionen über die Eltern“ (2000, 151). Es lassen sich jedoch grundsätzliche und empirische Gründe auch für eine familienbezogene Förderung und Beratung anführen. Der bereits erwähnte „Mythos der Unbehandelbarkeit“ von „Problemfamilien“ würde letztlich dazu führen, bestimmte Eltern ‚abzuschreiben‘. Eine solche Tendenz kommt bei Rutschky (bekannt durch ihre kritische Monografie über „Schwarze Pädagogik“) zum Ausdruck, wenn sie Eltern, speziell Müttern in Armutslagen schlichtweg „null soziales Kapital“ bescheinigt (2003, 12). Sie fordert (zu Recht) den Ausbau von Bildungs-, Betreuungs- und Freizeitangeboten für Kinder und Jugendliche in schwierigen Lebenslagen. Von Beratungsangeboten und Erziehungshilfen für die Eltern und Familien ist bei ihr jedoch nicht die Rede - wohl konsequenterweise, denn wer „null soziokulturelles Kapital“ erkennt, dem müssen Beratungsaktivitäten für diesen Adressatenkreis als nicht aussichtsreich erscheinen. Gerade aber unter dem Aspekt des Kindeswohls wäre dies für Kinder aus sog. (Multi-)Problemfamilien fatal, da sie, selbst bei einem Ausbau von ganztägigen Bildungs- und Betreuungseinrichtungen, die meiste Tageszeit in ihrer deprivierenden häuslichen Lebenswelt verbringen würden. Zu Recht zentrieren sich daher die derzeitigen Aktivitäten um einen verbesserten Kinderschutz gemäß dem Motto ‚Eltern bzw. Familien stärken - Kinder schützen‘ darauf, Eltern und Familien zu unterstützen und deren Erziehungskompetenzen zu stärken. Die dazu bereits entwickelten Präventionsprogramme richten sich zu einem Teil auf das Interaktions- und Bindungsgeschehen von Eltern mit kleinen Kindern (siehe die Zusammenstellungen bei Naggl/ Thurmair 2008 und Wissenschaftlicher Beirat für Familienfragen 2005, Anhang). Zwar wird sich auch in Deutschland durch den geplanten Ausbau der Krippenerziehung der sich schon lange vollziehende Prozess der Verlagerung von familialen Erziehungs- und Bildungsaufgaben auf öffentliche Einrichtungen wie Schulen und Kindertagesstätten weiter fortsetzen. Gleichwohl bleibt das Gebot der konzertierten Verantwortung von Familie, Staat und Gesellschaft bestehen. Es schließt ein, Familien mit Schwierigkeiten in der Wahrnehmung ihrer Erziehungsaufgaben entsprechend zu unterstützen. Evaluationsstudien zur Wirksamkeit früher Interventionen bei Kindern in Armut und massiver Benachteiligung zeigen, dass es bei der Frage ‚Home-based- oder Center-based-Förderung? ‘ nicht um zwei sich gegenseitig ausschließende Alternativen gehen sollte. Besonders wirksame Projekte schlossen neben frühzeitiger, ganztägiger Center-based-Förderung der Kinder regelmäßige Beratungsbesuche in den Familien ein. Offenbar führt ein breit angelegter Ansatz mit Center-based- und Homebased-Komponenten wie z. B. im „Child-Parent Center (CPC) Program“, einem inhaltlich breiten, ökologisch orientierten Hilfe- und Förderangebot innerhalb der ärmsten Wohnviertel Chicagos (Reynolds u. a. 2001), zu besonders nachhaltigen Wirkungen sowohl in der kognitiven wie in der sozial-emotionalen Entwicklung der Kinder (Mayr 2000, 160f ). In einem elternfokussierten Interventionsprogramm (Seitz/ Apfel 1994) in Kombination mit institutioneller Tagesbetreuung für das Kind konnten Eltern die bei ihrem erstgeborenen Kind erworbenen förderlichen Umgangsweisen auf ihre später geborenen Kinder ein Stück weit übertragen. In diesem Transfereffekt wird ein besonderer Vorteil familienbezogener Förderprogramme gesehen. VHN 3/ 2008 221 Entwicklungsgefährdete Kinder in Armut Sicher wird es für die Frühförderung im ‚klassischen‘ Sinn Konsequenzen haben, wenn mittelfristig auch in Westdeutschland ein Krippensystem entsteht, das für rund ein Drittel der Kinder in den ersten drei Lebensjahren Plätze bereitstellt, wobei möglichst viele Kinder und Familien in prekären Lebenslagen bereits frühzeitig geeignete Krippenplätze erhalten sollten. Aus den aufgezeigten Gründen dürfen Center-based-Frühförderung (z. B. in möglichst integrativen Krippen) und Home-based- Frühförderung nicht in Konkurrenz zueinander stehen (wenn es um die Zugänge zu den Finanztöpfen geht), sondern müssen sich ergänzen (wie immer dies organisatorisch im Einzelnen gestaltet werden mag). Im Übrigen kann eine wichtige Aufgabe einer Home-based-Frühförderung darin bestehen, Eltern bzw. Mütter, gerade auch alleinerziehende, dazu zu bewegen und zu ermutigen, für ihr Kind frühzeitig einen Krippenplatz zu finden - und für sich z. B. einen Erwerbsarbeitsplatz (Naggl/ Thurmair 2008, 63). 3.2 Inhaltliche Schwerpunkte der Frühförderarbeit mit Kind und Eltern Im Ernstnehmen einer lebensweltlichen Orientierung wird die Frühförderung in Armutsfamilien darauf achten, dass die grundlegenden Bedürfnisse ihrer Kinder im Alltag, z. B. bei der Pflege oder beim Essen, möglichst angemessen berücksichtigt werden, dass sie überhaupt einen ‚Spielraum‘ haben und ein Mindestmaß an Struktur und Ordnung erleben. Weil diese Eltern oftmals über „wenig Vorbilder für einen mütterlichen, fürsorglichen und förderlichen Umgang mit einem Kind“ (Naggl/ Thurmair 2000, 225) verfügen und einen solchen Umgang häufig in ihrer Kindheit selbst nicht erlebt haben, kann hier ein „Zeigen und Vormachen oder Anleitung geben beim Tun der Eltern“ für die Erziehungsverantwortlichen notwendig und nutzbringend sein, wenn es in einer annehmenden, nicht belehrenden oder gar moralisierenden Weise geschieht (ebd.). Naggl und Thurmair bezeichnen diese Form der Elternarbeit als „Nachhilfe für Eltern“ (2000, 224). Aus der schon genannten Tatsache, dass es Eltern in Armutslagen (und dies sind faktisch meist vor allem die Mütter) aufgrund ihrer belasteten Lebensverhältnisse und oftmals deprivationsreichen Lebensgeschichten schwer fällt, in hinreichend feinfühliger Weise mit ihrem Kind in Interaktion zu treten und eine Bindung zu ihm aufzubauen, folgt als weiterer zentraler Schwerpunkt eine interaktions- und beziehungsorientierte Frühförderung. Sie hat das Ziel, der Mutter in der (spielerischen) Interaktion mit ihrem Kind Gelegenheiten zu positiven Erfahrungen zu ermöglichen (z. B. auch über Videofeedback) und sie durch entlastete Situationen zwischen ihr und ihrem Kind in ihrem Selbsterleben als Mutter zu bestärken. Hier können auch spezielle interaktions- und bindungsorientierte Interventionsprogramme oder Elemente daraus angeboten werden, z. B. die zunächst für jugendliche Mütter und ihre Säuglinge entwickelte „Entwicklungspsychologische Beratung“ nach Ziegenhain u. a. (2004; Fries u. a. 2005) oder das ebenfalls bei allein erziehenden und in extremer Armut lebenden jungen Müttern erprobte „STEEP™-Programm“ (Kissgen/ Suess 2005). Damit solche beziehungs- und interaktionsfördernden Angebote bei Familien in sehr prekären Lebenslagen positive Wirkungen entfalten können, müssen sie oftmals mit sozialen Unterstützungsmaßnahmen kombiniert werden (Fries u. a. 2005, 121). Dies ist auch die Erfahrung der Frühförderung. Naggl und Thurmair (2000, 230) sprechen vom Einsatz „sozialarbeiterischer Elemente“, ohne dass jedoch Frühförderung genuin sozialarbeiterische und sozialpädagogische Aufgaben der Kinder- und Jugendhilfe übernimmt. In der notwendigen Wahrnehmung der lebensweltlichen Bedürfnisse und Sorgen der Eltern und Familien wird es vor allem darauf ankommen, dass die Frühförderin diese beispielsweise bei der Wohnungssuche oder der Suche nach einem Hortplatz für ältere Kinder unterstützt und bei der Herstel- VHN 3/ 2008 222 Hans Weiß lung von Kontakten der Familie zu anderen Hilfesystemen behilflich ist, etwa der Sozialpädagogischen Familienhilfe. Dies setzt allerdings wiederum eine entsprechende Vernetzung der Frühförderung mit der Kinder- und Jugendhilfe voraus, die nach wie vor als verbesserungsfähig anzusehen ist. ‚Nachhilfe‘ für die Eltern in basalen Fragen von Pflege, Ernährung und der Befriedigung von kindlichen Spielbedürfnissen, interaktions- und beziehungsfördernde Interventionen sowie alltagsnahe Unterstützung und ‚begleitende Weiterverweisung‘ der Eltern an andere Hilfeeinrichtungen sind konstitutive Elemente einer Frühförderung mit Eltern und Familien in prekären Lebenslagen. Darin und in der flexiblen Gewichtung der einzelnen Elemente hat sie insgesamt beachtliche Kompetenzen erworben. 3.3 Zeitpunkt und Dauer der Frühförderung als Effektivitätskriterien Besonders die ersten Lebensjahre sind eine kritische Zeitspanne für den Einfluss armutsbedingter Risikofaktoren; denn „sie begünstigen die Ausbildung dysfunktionaler familiärer Interaktionsmuster“ (Mayr 2000, 159). Diese Einsicht machen sich auch Kinderschutz-Projekte zunutze, die bei der Geburt eines in eine Hochrisikokonstellation hineingeborenen Kindes oder schon in der Schwangerschaft von Frauen in psychosozial hoch belasteten Verhältnissen tätig werden. Hier könnten sich bei Bedarf nahtlose Fortführungen der Begleitung durch Frühförderstellen ergeben. Auch dies setzt jedoch wieder entsprechende Vernetzungen voraus, die, wie erwähnt, bisher offensichtlich nicht vorgesehen sind, zumindest nicht innerhalb des „Nationalen Zentrums Frühe Hilfen“. Nicht nur am Beginn, sondern auch am Ende von Frühfördermaßnahmen gibt es Verbesserungsbedarf. Evaluationsstudien zeigen, dass Hilfen für Kinder in prekären Lebenslagen dann besonders wirksam sind, wenn sie die kritischen ‚ökologischen Übergänge‘, insbesondere auch den Übergang zwischen Kindergarten und Schule mit einschließen. Beispielsweise war dies beim erwähnten „Child-Parent Center Program“ der Fall. Maßnahmen der Frühförderung können definitionsgemäß zwar nur bis zur Einschulung eines Kindes reichen. Gleichwohl besteht hier das Desiderat eines pädagogisch gut gestalteten und begleiteten Übergangs, was allerdings wiederum Kooperation und Vernetzung voraussetzt, die auch in den Schulen nicht immer auf hinreichendes Interesse zu stoßen scheinen. Aber dies wäre notwendig, wenn Heimlichs Feststellung Realität gewinnen soll: „Pädagogische Unterstützungsangebote bei sozialer Benachteiligung tendieren gegenwärtig verstärkt zu einer lebenslaufbegleitenden Perspektive, die von der Frühförderung über die Schule bis hin zum Erwachsenenalter reicht“ (2008, 20). Und dies zum Schluss Die erschütternden Fälle toter, misshandelter und hoch verwahrloster Kinder scheinen - längst überfällig - viele unterschiedliche Aktivitäten eines verbesserten Kinderschutzes und allgemeiner: in Richtung gedeihlicherer Lebens-, Entwicklungs- und Bildungsbedingungen für Kinder auf der ‚Schattenseite‘ ausgelöst zu haben. Geht man den Fällen genauer nach, so wird auch deutlich, dass zwar häufig verschiedene Institutionen und Hilfesysteme mit den betreffenden Familien befasst waren, dennoch aber unangemessene Verantwortungsdelegationen erfolgten (im Falles des erwähnten Kevin waren im Laufe seines kurzen Lebens ca. 25 Stellen befasst; Hoppensack 2007). Derzeit etablieren sich Bündnisse für Kinder auf lokaler und regionaler Ebene bis hin zum „Nationalen Zentrum Frühe Hilfen“ auf Bundesebene und propagieren Vernetzung, allerdings meist ohne die Frühförderstellen einzubeziehen, es sei denn, Frühförderstellen laden sich, wie in einigen bayerischen Städten oder in Tübingen geschehen, selbst dazu ein. Dies ist eine VHN 3/ 2008 223 Entwicklungsgefährdete Kinder in Armut höchst nachahmenswerte Strategie, die Interdisziplinären Frühförderstellen haben hier viel fachliches Knowhow und Erfahrungswissen einzubringen - und dies sollten sie mit Selbstbewusstsein vertreten. Die Frühförderung könnte aber auch ihrerseits viel aus den sich neu etablierenden präventiven Aktivitäten und Projekten gewinnen, sofern sie dazu beitragen, Berührungsängste bei Eltern abzubauen und wenn nötig Brücken zu Hilfesystemen wie den Frühförderstellen zu schlagen. So werden in der nordrhein-westfälischen Mittelstadt Dormagen seit Oktober 2006 alle Neugeborenen und ihre Familien von städtischen Sozialarbeitern besucht und bei Bedarf beraten - als „Willkommen im Leben“ (Baumann-Lerch 2008). Wenn solche Beispiele, wie sich bereits zeigt, Schule machen, kann daraus ein wichtiges Element in der Etablierung einer Präventionskette für Kinder in Armut und Benachteiligung entstehen - einer Präventionskette, innerhalb derer auch die Interdisziplinären Frühförderstellen als ein zentrales Glied eine bedeutsame Aufgabe für Kinder in multipler Deprivation und daher mit komplexem Förderbedarf haben. Literatur Baumann-Lerch, E. (2008): Willkommen im Leben. In: Publik-Forum Nr. 1 vom 11. 01., 17 - 18 BMFSFJ (Hrsg.) (2002): Elfter Kinder- und Jugendbericht. Bonn BMGS (Hrsg.) (2005): Lebenslagen in Deutschland. Der 2. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung. Berlin Bourdieu, P. (2001): Meditationen. Zur Kritik der scholastischen Vernunft. 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