Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete
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0017-9655
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/vhn2010.art03d
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Beeinflussen sich erziehungsschwierige Kinder und Jugendliche negativ? Vier Thesen zu den Risiken von negativem Peereinfluss in sonderpädagogischen Fördergruppen
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2010
Christoph Michael Müller
Erziehungsschwierige Kinder und Jugendliche werden zu einem großen Teil in Gruppen mit anderen ebenfalls erziehungsschwierigen Kindern und Jugendlichen gefördert (z.B. Spezialklassen, Heime für Schwererziehbare usw.). Neben den Chancen einer derartigen spezialisierten Förderung ergeben sich durch die Zusammenführung erziehungsschwieriger Kinder und Jugendlicher in solchen Settings auch neue Risiken für die Betroffenen. So weisen zahlreiche Untersuchungen auf das Problem einer negativen Peerbeeinflussung in Gruppen verhaltensauffälliger Kinder und Jugendlicher hin. In dem Beitrag werden deshalb anhand von vier empirisch untermauerten Thesen potenzielle Risiken einer Zusammenführung des Personenkreises in Fördergruppen dargestellt.
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Fachbeitrag 27 VHN, 79. Jg., S. 27 - 39 (2010) DOI 10.2378/ vhn2010.art03d © Ernst Reinhardt Verlag München Basel Beeinflussen sich erziehungsschwierige Kinder und Jugendliche negativ? - Vier Thesen zu den Risiken von negativem Peereinfluss in sonderpädagogischen Fördergruppen Christoph Michael Müller Universität Freiburg/ Schweiz n Zusammenfassung: Erziehungsschwierige Kinder und Jugendliche werden zu einem großen Teil in Gruppen mit anderen ebenfalls erziehungsschwierigen Kindern und Jugendlichen gefördert (z. B. Spezialklassen, Heime für Schwererziehbare usw.). Neben den Chancen einer derartigen spezialisierten Förderung ergeben sich durch die Zusammenführung erziehungsschwieriger Kinder und Jugendlicher in solchen Settings auch neue Risiken für die Betroffenen. So weisen zahlreiche Untersuchungen auf das Problem einer negativen Peerbeeinflussung in Gruppen verhaltensauffälliger Kinder und Jugendlicher hin. In dem Beitrag werden deshalb anhand von vier empirisch untermauerten Thesen potenzielle Risiken einer Zusammenführung des Personenkreises in Fördergruppen dargestellt. Schlüsselbegriffe: Verhaltensauffälligkeit, Devianztraining, Peereinfluss, Fördergruppen, Integration, Inklusion Is there a Negative Influence Between Children and Adolescents with Problem Behaviours? - Four Theses on the Risks of Negative Peer Influence in Special Educational Settings n Summary: Children and adolescents with problem behaviours are often educated and supported together with peers who exhibit the same kind of behaviours (e. g. in special classes, foster care, juvenile halls). Besides the chances of this approach there are also risks, as several studies point to the problem of negative peer influence in such groups. In this article, four empirically supported assumptions on the potential risks of aggregating children and adolescents with behavioral difficulties in special educational settings are discussed. Keywords: Problem behaviour, deviancy training, peer influence, integration, inclusion 1 Problemstellung Kinder und Jugendliche, die als erziehungsschwierig gelten, werden heute zu einem erheblichen Teil in pädagogischen Settings gefördert, die auf Verhaltensauffälligkeiten spezialisiert sind. Beispielsweise wurden im Jahr 2006 in Deutschland 67,6 % aller Schüler und Schülerinnen mit dem Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung an Förderschulen unterrichtet (KMK 2008). Die pädagogische Förderung umfasst neben Schulen und Spezialklassen der Erziehungshilfe auch Heime für Schwererziehbare, psychiatrisch ausgerichtete Gruppentherapien und reicht bis zur pädagogischen Unterstützung in Jugendgefängnissen. Tatsächlich ist die mit dieser spezialisierten Förderung einhergehende Anerkennung von Verhaltensauffälligkeit als einer besonderen Lebensbedingung, die gezielter Förderung bedarf, von großer Bedeutung. Auf dieser Grundlage konnte in den VHN 1/ 2010 28 Christoph Michael Müller deutschsprachigen Ländern ein breites Hilfesystem aufgebaut werden, welches erziehungsschwierige Kinder und Jugendliche in erheblichem Maße unterstützt. Die in den letzten Jahren voranschreitende Entwicklung hin zu integrativen Maßnahmen gilt auch für erziehungsschwierige Schülerinnen und Schüler (Übersicht z. B. Reiser u. a. 2008; Hartke 1998; Opp 1995). Im Vergleich zu den Bemühungen um Kinder mit anderen Behinderungen spielen verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche trotz ihrer relativ großen Zahl jedoch eine eher untergeordnete Rolle in der Integrationspädagogik. Dies liegt vermutlich daran, dass erziehungsschwierige Kinder und Jugendliche aufgrund ihrer Verhaltensprobleme als die am schwierigsten zu integrierende Gruppe gelten, da sie pädagogische Fachkräfte vor erhebliche Herausforderungen stellen (Goetze 1991). Die vielerorts dominierenden getrennten sonderpädagogischen Settings übernehmen einerseits eine Entlastungsfunktion für Regeleinrichtungen und haben andererseits den Anspruch, ein auf die Bedürfnisse verhaltensauffälliger Kinder und Jugendlicher spezialisiertes Umfeld zu bieten (Übersicht z. B. Speck 1994; Bach 1994; Willmann 2008). Die Frage der empirisch gesicherten Erfolge dieser Strategie einer „Förderung unter ihresgleichen“ für Kinder und Jugendliche mit Verhaltensauffälligkeiten ist allerdings noch weitgehend offen und umfasst ein breites Spektrum an Problemen. Angesichts der Häufung aggressiver Kinder und Jugendlicher in Fördergruppen ist eine der zentralen Fragen, inwiefern eine solche Zusammenführung zu einer unerwünschten gegenseitigen negativen Beeinflussung zwischen den Kindern und Jugendlichen führen kann (s. a. Dishion u. a. 1996). In diesem Fall würden sich durch die Förderung in spezialisierten sonderpädagogischen Gruppen neben erhofften Chancen auch neue Risiken für die soziale Entwicklung der Kinder und Jugendlichen ergeben. Um diese Fragestellung zu bearbeiten, stehen im Fokus des vorliegenden Beitrags die empirisch untersuchten Risiken, die sich aus der Zusammenführung verhaltensauffälliger Kinder und Jugendlicher ergeben können. Dieser Personenkreis, dessen Verhalten entsprechend einer psychiatrischen Diagnostik überwiegend einer Störung mit oppositionellem Trotzverhalten oder einer Störung des Sozialverhaltens zuzuordnen ist, bildet den Großteil der Kinder und Jugendlichen in Einrichtungen der Erziehungshilfe und steht im Mittelpunkt der Betrachtung. Unter den synonym verwendeten Begriffen „erziehungsschwierig“, „verhaltensauffällig“ und „dissozial“ werden im Folgenden externalisierende, gegen gesellschaftliche Normen gerichtete, aggressive und delinquente Verhaltensweisen verstanden. Demgegenüber wird prosoziales Verhalten als sozial kompetent und an gesellschaftlichen Normen orientiert definiert. „Peers“ werden begrifflich als ungefähr gleichaltrige, einen Einzelnen regelmäßig umgebende Kinder und Jugendliche gefasst. Die Betrachtungen beziehen sich sowohl auf Jungen als auch auf Mädchen, allerdings steht ein Personenkreis mit ausagierenden Verhaltensauffälligkeiten im Vordergrund, zu dem Jungen wesentlich häufiger zählen als Mädchen (Beelmann/ Raabe 2007, 37ff ). Im Folgenden wird die These aufgestellt, dass die Zusammenführung erziehungsschwieriger Kinder und Jugendlicher in bezüglich Verhaltensauffälligkeiten homogenen Gruppen das Risiko einer negativen Peerbeeinflussung und damit einhergehender Entwicklungsprobleme erhöht. Diese These wird mit Bezug auf folgende themenspezifische Unterthesen zu den relevanten Forschungsbereichen diskutiert: n These 1: Peergroup und Freunde haben einen gewichtigen Einfluss auf die soziale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. n These 2: Verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche sind häufiger als andere mit verhaltensauffälligen Peers befreundet. Eine Zusam- VHN 1/ 2010 29 Beeinflussen sich erziehungsschwierige Kinder und Jugendliche negativ? menführung in Fördergruppen verstärkt dieses Phänomen. n These 3: Verhaltensauffällige Freunde zu haben, erhöht das Risiko für die Entwicklung von Verhaltensauffälligkeiten. Eine Zusammenführung in Fördergruppen verstärkt dieses Risiko. n These 4: Kinder und Jugendliche, die typischerweise auf Verhaltensprobleme spezialisierte Fördergruppen besuchen, sind durch ihre persönlichen Voraussetzungen besonders gefährdet, von Peers negativ beeinflusst zu werden. 2 Diskussion der Unterthesen These 1: Peergroup und Freunde haben einen gewichtigen Einfluss auf die soziale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Die meisten Kinder und Jugendlichen wachsen im Austausch mit Freunden und Cliquen von Peers auf und werden durch diese Interaktionen in ihrer Entwicklung beeinflusst. Im Folgenden wird nicht zwischen Mitgliedern einer Clique (definiert als ein Kreis von Jugendlichen, der sich regelmäßig trifft und sich als zusammengehörig fühlt) und engeren Freunden unterschieden. Die vorliegenden Befunde deuten jedoch darauf hin, dass die Beeinflussung zwischen engen Freunden größer ist als zwischen Mitgliedern einer festen Clique von Gleichaltrigen (Übersicht Hektner u. a. 2003). Die Peergroup bildet besonders ab dem späten Kindesalter (ca. 11 Jahre) einen wichtigen Einflussfaktor für die Entwicklung der Identität und des Verhaltens. Jugendliche geben Auskunft, dass sie mehr als viermal so häufig mit Gleichaltrigen als mit Erwachsenen sprechen (Csikszentmihalyi u. a. 1977). Ein bedeutsamer Ort zum Austausch mit Peers ist die Schule. So ist das Treffen von Freunden häufig die zentrale Schulmotivation, während der Wunsch, etwas zu lernen, im Hintergrund steht (z. B. Dowson/ McInerney 2001). Freundschaften gehen meist mit positiven Effekten einher. Die Peergroup bietet Orientierung, Freiraum für die Erprobung neuer Verhaltensweisen und kann zur Ablösung von den Eltern sowie zur Identitätsfindung beitragen (Oerter/ Dreher 2002). Entsprechend zeigen Kinder und Jugendliche mit guten Freunden oft ein höheres Selbstvertrauen, weniger emotionale Probleme, bessere schulische Leistungen und mehr prosoziales Verhalten als solche ohne stabile Freundschaften (Wentzel u. a. 2004). Sozial kompetente und vertrauenswürdige Freunde zu haben, gilt als ein protektiver Faktor, der die Wahrscheinlichkeit der Entwicklung einer psychischen Störung verringert (Werner 2000). Es sprechen also zahlreiche Befunde für einen gewichtigen Einfluss von Freunden und der Peergroup auf die soziale Entwicklung von Kindern, insbesondere ab der späten Kindheit. Die Befunde zum positiven Einfluss von Freundschaften beziehen sich allerdings auf Kinder und Jugendliche mit prosozialen Freunden. Um auf die mögliche gegenseitige Beeinflussung von verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen schließen zu können, ist daher zu klären, ob sich deren Freunde in ihren Persönlichkeitsmerkmalen von den Freunden anderer Kinder unterscheiden und welchen Einfluss eine Zusammenführung in sonderpädagogischen Fördergruppen haben kann. These 2: Verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche sind häufiger als andere mit verhaltensauffälligen Peers befreundet. Eine Zusammenführung in Fördergruppen verstärkt dieses Phänomen. Erziehungsschwierige Kinder und Jugendliche werden von einem Großteil anderer Kinder aufgrund ihrer aggressiven Verhaltensweisen abgelehnt (Waas/ Graczyk 1999; Mc Elwain u. a. 2002; Huber 2006), was ihre Verhaltensauffälligkeiten noch verschlimmern kann (Übersicht Von Salisch 2008). Dieses Problem wird durch eine häufig zusätzlich diagnostizierte ADHS- VHN 1/ 2010 30 Christoph Michael Müller Problematik sowie durch Lernstörungen weiter verstärkt (Landau u. a. 1998; Hutchinson u. a. 2008). Dennoch verfügen die meisten verhaltensauffälligen Kinder und Jugendlichen über ein soziales Netzwerk unter Gleichaltrigen (Vitaro/ Tremblay 1994). Kinder und Jugendliche mit hohem Aggressionspotenzial sind überdurchschnittlich häufig mit Peers befreundet, die ebenfalls aggressive Verhaltensweisen zeigen (Boivin/ Vitaro 1995; Cairns u. a. 1988; Vitaro u. a. 1997). Dieses Muster ist vermutlich auf die Anziehungskraft von Ähnlichkeiten im Verhalten (Cairns u. a. 1988) und auf die geringere Verfügbarkeit anderer Peers aufgrund der erfahrenen Ablehnung (Coie 1989) zurückzuführen. Die Forschungslage weist also darauf hin, dass verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche, wie im ersten Teil von These 2 postuliert, häufiger als andere mit verhaltensauffälligen Peers befreundet sind. Es ist davon auszugehen, dass eine Zusammenführung in sonderpädagogischen Settings, in denen sich nur verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche bewegen, eine solche Entwicklung von Netzwerken zwischen dissozialen Peers noch erheblich verstärkt (zweiter Teil der These). Befunde, die zeigen, dass die Klassenzugehörigkeit eines Jugendlichen der beste Prädiktor seines Freundschaftsnetzwerkes ist, unterstützen diese Annahme beispielsweise für den Bereich der getrennten Beschulung (Cairns/ Cairns 1994; 108). Mögliche Chancen, in der Schule in näheren Austausch mit prosozialen Schülern zu treten, werden durch den Besuch einer Schule für Erziehungshilfe reduziert. Da viele verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche aus benachteiligten, von Konflikten geprägten Elternhäusern stammen (Übersicht Petermann u. a. 2001, 22ff ), wird durch die Sonderbeschulung der mögliche ausgleichende Mechanismus einer gemeinsamen Beschulung mit prosozialen Kindern und Jugendlichen mit anderem Erfahrungshintergrund aufgehoben. Auch beim Wohnen mit ausschließlich verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen in Heimen oder dem Aufenthalt in Jugendgefängnissen ist zu erwarten, dass diese Jugendlichen verstärkt Freundschaftsnetzwerke unter dissozialen Partnern entwickeln bzw. vertiefen. Ergebnisse, die nahe legen, dass aggressive Jugendliche ebenso viele Freunde wie unauffällige Peers haben (Ray u. a. 1997) und dass delinquente Jugendliche schneller Freundschaften untereinander als mit nicht delinquenten Jugendlichen knüpfen (Snijders/ Baerveldt 2003), untermauern diese Überlegungen weiter. Vermutlich haben dissoziale Netzwerke auch außerhalb der Fördersettings Bestand, denn die Stabilität der Freundschaftsbeziehungen scheint bei Jugendlichen mit externalisierenden Verhaltensweisen in der Regel unauffällig zu sein (Snyder u. a. 1997; Berndt u. a. 1986). Im Folgenden soll erörtert werden, inwieweit sich diese spezifisch zusammengesetzten Freundschaftsnetzwerke auf die Entwicklung des Einzelnen auswirken können. These 3: Verhaltensauffällige Freunde zu haben, erhöht das Risiko für die Entwicklung von Verhaltensauffälligkeiten. Eine Zusammenführung in Fördergruppen verstärkt dieses Risiko. Die menschliche Entwicklung wird durch ungünstige Lebensbedingungen gefährdet. Für solche Risikofaktoren können Wahrscheinlichkeiten einer Beeinträchtigung des weiteren Entwicklungsverlaufs berechnet werden (Laucht u. a. 2001). Einer der am häufigsten replizierten Risikofaktoren für die Entwicklung einer dissozialen Störung ist die Freundschaft mit dissozialen Peers im Kindes- und Jugendalter. Zahlreiche Studien belegen diesen Effekt: Zeigen Freunde eines Jugendlichen aggressives Verhalten (z. B. Vitaro u. a. 1997), Delinquenz (Paetsch/ Bertrand 1997), Alkohol- und Drogenmissbrauch (z. B. Bosari/ Carey 2001; Andrews u. a. 2002), Suizidalität (Prinstein u. a. 2001) oder weitere Risikoverhaltensmerkmale (Überblick s. Prinstein/ Wang 2005), so besteht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass der Jugendliche ebenfalls diese Verhaltensweisen ent- VHN 1/ 2010 31 Beeinflussen sich erziehungsschwierige Kinder und Jugendliche negativ? wickelt. In einzelnen Studien sagt das Zusammensein mit dissozialen Jugendlichen Delinquenz sogar besser vorher als Eigenschaften der Familie, der Schule und des Wohnorts (z. B. Elliott/ Menard 1996). Bei der Einschätzung der Bedeutung von Risikofaktoren ist zu berücksichtigen, dass die Ergebnisse in der Regel aus korrelativen Untersuchungen stammen, die nicht unkritisch kausal interpretiert werden dürfen. Zudem wirken Risikofaktoren häufig indirekt und in Kumulation oder Konkurrenz mit anderen Faktoren und können je nach individueller Konstellation unterschiedliche Wirkungen haben (Beelmann/ Raabe 2007, 47ff ). Differenzierte Längsschnittstudien mit unterschiedlichen Designs und statistischen Auswertungsverfahren wie den Wachstumskurvenmodellen zeigen, dass die Freundschaft mit dissozialen Peers sowohl ein Ergebnis eigener dissozialer Tendenzen sein kann als auch die Funktion einer „dissozialen Sozialisierung“ übernimmt (z. B. Dishion u. a. 1995; 1996; Patterson 1993; Keenan u. a. 1995; Simons u. a. 1994; Vitaro u. a. 1997). Für eine zentrale Rolle bei der Entwicklung dissozialen Verhaltens sprechen die Beobachtungen, dass fast 80 % der Straftaten durch Jugendliche in Gruppen begangen werden (Schwind 2003; Warr 2002) und dass die Tiefe der Einbindung Jugendlicher in delinquente Netzwerke die Häufigkeit und Schwere ihrer eigenen delinquenten Verhaltensweisen vorhersagt (Sarnecki 1990; Baron/ Tindall 1993). Es lassen sich zwei grundsätzliche Erklärungen für die Beobachtung des Zusammenhangs zwischen dem Verhalten der Peers und der eigenen dissozialen Entwicklung formulieren: Beim Selektionseffekt wird davon ausgegangen, dass Kinder und Jugendliche aktiv Freunde suchen, welche ähnliche Verhaltensweisen wie sie selbst zeigen. Dieses Muster gründet vermutlich vor allem in dem Bestreben, durch seine Freunde für das eigene Verhalten verstärkt zu werden und Selbstbestätigung in seinem Tun zu erfahren. Zum anderen wird von einem Sozialisationseffekt ausgegangen, bei dem sich eine Risikoperson dem Verhalten eines dissozialen Freundes angleicht (Prinstein/ Wang 2005). Besonders problematisch ist dieser Prozess bei von Dissozialität bedrohten Jugendlichen, die typischerweise das deviante Verhalten ihrer Freunde überschätzen und sich diesem überhöhten Bild anzugleichen versuchen (Botvin u. a. 1992; Sherman u. a. 1983). Wie bereits angedeutet, schließen sich Selektions- und Sozialisationseffekt nicht aus, sondern interagieren miteinander (Arnold/ Hughes 1999). Die bei einer negativen Peerbeeinflussung im Detail ablaufenden Prozesse können durch sozialpsychologische und lerntheoretische Modelle erklärt werden. Schon frühe sozialpsychologische Studien zeigen, dass kleine Kinder aggressives Verhalten von anderen imitieren und dass dieses Verhalten zumindest zum Teil am Modell gelernt wird (Bandura u. a. 1966). Aggressive Kinder agieren dementsprechend unter ihresgleichen auch aggressiver als in Gesellschaft prosozialer Kinder (Hektner u. a. 2003). Häufig machen Kinder und Jugendliche im Kontext dissozialer Cliquen die Erfahrung, dass aggressives Verhalten kurzfristig Erfolg bringt (Arnold/ Hughes 1999), und sie erwarten, dass ihnen antisoziales Verhalten einen höheren Stellenwert in der Gruppe einbringt (Prinstein u. a. 2003; Simons-Morton u. a. 2001). Teilweise kann aber auch davon ausgegangen werden, dass in Gruppen dissozialer Jugendlicher aktiver Druck auf Peers ausgeübt wird, sich normwidrig zu verhalten (Übersicht Prinstein/ Wang 2005). Mit einer zunehmenden Zahl aggressiver Kinder und Jugendlicher in einer Gruppe nimmt das Risiko einer Normverschiebung in Richtung regelwidrigen Verhaltens zu, sodass antisoziale Normen für die Kinder und Jugendlichen der Gruppe handlungsleitend werden (Wright u. a. 1986; s. a. Stormshak u. a. 1999; Botvin u. a. 1995). Mikroanalysen der Interaktion zwischen dissozialen Peers zeigen auch lernpsychologische Muster einer gegenseitigen Verstärkung für regelwidriges Verhalten. So beobachteten VHN 1/ 2010 32 Christoph Michael Müller Buehler u. a. (1966) in einer frühen Studie, wie sich Mädchen in einer Vollzugsanstalt gegenseitig für nicht normatives Verhalten verstärkten und normatives Verhalten abstraften. Die Arbeitsgruppe um Thomas Dishion (z. B. Dishion u. a. 1996) hat sich detailliert mit diesem sogenannten „Devianztraining“ („deviancy training“) befasst. Dishion u. a. (1996) filmten 13bis 14-jährige verhaltensauffällige Jugendliche und ihre Freunde 25 Minuten in einer halbstrukturierten Situation, in der die Jugendlichen sich unterhalten und kleine Aufgaben lösen sollten. Die Gesprächsinhalte wurden den Kategorien „normativ“ oder „regelwidrig“ zugeordnet und die jeweilige Reaktion des Gegenübers festgehalten („lachen“ oder „keine Reaktion“). Die Ergebnisse zeigten, abhängig von den Gesprächspartnern, deutliche Unterschiede in den Gesprächsdyaden. Während bei Einbezug von prosozialen Peers normwidrige Aussagen seltener waren und weitgehend ignoriert wurden, verstärkten sich dissoziale Jugendliche dafür gegenseitig durch Lachen. Die durch Devianztraining verstärkten Jugendlichen zeigten in ihrem weiteren Lebenslauf eine höhere Wahrscheinlichkeit zur Entwicklung von dissozialen Verhaltensweisen (Dishion u. a. 1995; Dishion u. a. 1997). Die Autoren gehen davon aus, dass gefährdete Jugendliche in von Devianztraining geprägten Interaktionen Werte entwickeln, welche die kognitive Basis für das später gezeigte Verhalten bilden. Insgesamt bestätigen die dargestellten Studienergebnisse den ersten Teil von These 3, denn die Freundschaft mit verhaltensauffälligen Peers geht mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von Verhaltensproblemen einher. Vor dem Hintergrund dieser Befunde ist davon auszugehen, dass das bewusste Zusammenführen verhaltensauffälliger Kinder und Jugendlicher die Interaktion zwischen den Gruppenmitgliedern erhöht und damit das Risiko einer negativen Peerbeeinflussung steigt (zweiter Teil der These). Eine gemeinsame Förderung ermöglicht sowohl innerhalb von Institutionen (z. B. Pausenhofsituation in einer Schule) als auch durch entstehende Netzwerke außerhalb solcher Einrichtungen (z. B. Treffen mit Freunden am Abend) mehr Gelegenheiten zu negativ beeinflussenden Interaktionen. These 4: Kinder und Jugendliche, die typischerweise auf Verhaltensprobleme spezialisierte Fördergruppen besuchen, sind durch ihre persönlichen Voraussetzungen besonders gefährdet, von Peers negativ beeinflusst zu werden. Kinder und Jugendliche, die typischerweise auf Verhaltensprobleme spezialisierte Fördergruppen besuchen, zeichnen sich durch verschiedene Merkmale aus. Als grundlegendes Kriterium einer sonderpädagogischen Förderung in diesem Bereich gilt, dass die betreffenden Kinder und Jugendlichen ein Verhalten zeigen, das von ihrem Umfeld als auffällig wahrgenommen wird. Je nach durchlaufener Diagnostik, die auf Grund der weichen diagnostischen Kriterien, subjektiv geprägter sonderpädagogischer Entscheidungsprozesse und in Abhängigkeit lokaler pädagogischer Ressourcen stark variiert, reichen die Niveaus der Verhaltensprobleme von moderaten bis zu sehr ausgeprägten Formen. Im Kontext des Peereinflusses ist es besonders problematisch, dass gerade die moderat auffälligen Jugendlichen, welche erst Tendenzen dissozialen Verhaltens zeigen, am stärksten durch negativen Peereinfluss gefährdet sind (Vitaro u. a. 1997). Bei einer Zusammenführung mit stärker aggressiven Peers in Fördergruppen können sich für diese jungen Menschen daher neben den Chancen einer spezialisierten Förderung auch neue Risiken ergeben. Weitere, oft zu beobachtende Merkmale erziehungsschwieriger Kinder und Jugendlicher sind Probleme im Elternhaus, die sekundäre Folgen nach sich ziehen. Auch in dieser Beziehung ist es problematisch, dass gerade jene mit einer geringen Bindung an ihre Eltern (Loeber/ Stouthamer-Loeber 1986; Hoffman 1993) und wenig Aufsicht durch Bezugspersonen (Patterson u. a.1992; Dishion u. a. 2004), d. h. ein VHN 1/ 2010 33 Beeinflussen sich erziehungsschwierige Kinder und Jugendliche negativ? Großteil des Personenkreises, als besonders anfällig für negativen Peereinfluss gelten. Die Zusammenführung erziehungsschwieriger Kinder und Jugendlicher birgt also auch diesbezüglich Risiken. Verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche werden während unterschiedlicher Altersperioden in spezialisierten Gruppen gefördert. Einige von ihnen entwickeln bereits im Kindergarten- oder Primarschulalter Verhaltensauffälligkeiten („early-starters“). Es ist davon auszugehen, dass bereits solche jungen Kinder in homogenen Gruppen erziehungsschwieriger Kinder einem erhöhten Risiko von Problemen in der sozialen Entwicklung ausgesetzt sind (Arnold/ Hughes 1999). Dies liegt vermutlich darin begründet, dass aggressive Kinder - wie bereits oben angesprochen - aggressiver miteinander interagieren als aggressive mit prosozialen Kindern (Coie u. a. 1989). Eine frühe Trennung erziehungsschwieriger von prosozialen Kindern kann daher mit Risiken für die Ausbildung sozialer Kompetenzen verbunden sein. Diese Schlussfolgerung wird durch mehrere Untersuchungen unterstützt (z. B. Thomas u. a. 2006; Boxer u. a. 2003; 2005). Kellam u. a. (1998) konnten beispielsweise zeigen, dass aggressive Jungen, die eine erste Klasse mit einem geringen Anteil aggressiver Kinder besuchten, mit höherer Wahrscheinlichkeit nach sechs Jahren weniger aggressiv waren als aggressive Jungen, die eine Klasse mit einem hohen Anteil aggressiver Kinder besuchten. Dieser Befund ist zudem ein Hinweis darauf, dass die Anwesenheit von pädagogischen Betreuern in Fördergruppen Effekte der Gruppenzusammensetzung nicht völlig aufheben kann. Oftmals werden Verhaltensprobleme aber auch erst mit der beginnenden Pubertät evident („late-starters“). In diesem Alter wächst der Peereinfluss erheblich. So scheint sich das natürliche Zusammenfinden von dissozialen Kindern und Jugendlichen vor allem in der Zeit zwischen zehn und 14 Jahren anzubahnen (Dishion u. a. 1991). Mit 15 Jahren wird diesbezüglich ein Höhepunkt erreicht, der bis zum Alter von 18 Jahren relativ stabil bleibt und danach wieder abfällt. Entsprechend dieser Vulnerabilität in der Adoleszenz ist die Beeinflussung durch dissoziale Peers bei einer erst in der Jugend einsetzenden Störung des Sozialverhaltens stärker ausgeprägt als bei einer bereits in der Kindheit beginnenden Auffälligkeit (Übersicht Gifford-Smith 2005). Einige Studien deuten darauf hin, dass viele der „Late-starters“ erst durch die Kontakte mit „Early-starters“ eine dissoziale Problematik entwickeln bzw. diese vertiefen (Moffit 1993; Elliott/ Menard 1996; Keenan u. a. 1995). Eine den natürlichen negativen Cliquenbildungsprozess zwischen verhaltensauffälligen Jugendlichen noch verstärkende Zusammenführung der Kinder und Jugendlichen in pädagogischen Settings während einer sensiblen Altersphase erhöht damit das Risiko des negativen Peereinflusses. Es wird deutlich, dass die Persönlichkeits- und Kontexteigenschaften, die erziehungsschwierige Kinder und Jugendliche typischerweise mitbringen, eine erhöhte Vulnerabilität gegenüber negativem Peereinfluss bedeuten. 3 Bewertung und Perspektiven Die Diskussion der vier Thesen vor dem Hintergrund des empirischen Forschungsstands hat folgende Ergebnisse erbracht: Peereinfluss spielt für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen eine erhebliche Rolle. Erziehungsschwierige Kinder und Jugendliche profitieren weniger als andere von den positiven Einflüssen von Freundschaften, da sie verstärkt mit ebenfalls auffälligen Peers befreundet sind. Diese Situation wird durch die Förderung in getrennten Settings verschärft, denn die sozialen Kontakte reduzieren sich dadurch weiter auf dissoziale Peers. Negative Beeinflussungsmechanismen werden auf diese Weise innerhalb und durch die entstehenden Netzwerke auch außerhalb des Fördersettings begünstigt. Erschwerend kommt hinzu, dass gerade die typischerweise in spezialisierten Gruppen geförderten erziehungsschwierigen Kinder und VHN 1/ 2010 34 Christoph Michael Müller Jugendlichen aufgrund ihrer persönlichen und kontextuellen Voraussetzungen für negativen Peereinfluss besonders vulnerabel sind. Die Forschungslage unterstützt daher die grundsätzliche These, dass die Zusammenführung erziehungsschwieriger Kinder und Jugendlicher in auf Verhaltensprobleme spezialisierten Fördergruppen das Risiko einer negativen Peerbeeinflussung und der damit einhergehenden Entwicklungsprobleme erhöht. Im Sinne einer möglichst effektiven Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Verhaltensauffälligkeiten sollten Risikofaktoren wie der negative Peereinfluss so weit wie möglich reduziert werden. Dies kann durch die Förderung in prosozial geprägten Gruppen erfolgen. Im Austausch mit sozial kompetenten Peers können sich für verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche Chancen durch positive Vorbilder, Konfrontation mit prosozialen Normen und geringe Verstärkungsmechanismen für nicht normatives Verhalten ergeben (z. B. Dishion u. a. 1996). Es besteht zudem eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, Freundschaftsnetzwerke mit prosozialen Peers aufzubauen und durch diese Kontakte langfristig zu profitieren. Erste Ergebnisse aus Interventionsstudien bestätigen solche positiven Effekte durch prosoziale Peers (Vitaro/ Tremblay 1994; Vitaro u. a. 1997; Prinz u. a. 1994; Hektner u. a. 2003; Wright u. a. 1986). Der Anteil erziehungsschwieriger Teilnehmer in prosozialen Gruppen sollte nach dem bisherigen Forschungsstand klein bleiben, um eine unerwünschte Normverschiebung unter den Teilnehmern zu verhindern (Wright u. a. 1986; s. a. Botvin u. a. 1995; Stormshak u. a. 1999). Den Tendenzen zur Ausgrenzung erziehungsschwieriger Teilnehmer in prosozialen Gruppen muss durch die pädagogische Fachkraft so weit wie möglich entgegengewirkt werden (z. B. durch positives Hervorheben des verhaltensauffälligen Kindes vor der Gruppe). Neben der Vermeidung von schmerzhaften Erfahrungen für die Betroffenen ist dies als präventive Maßnahme zur Vermeidung einer Cliquenbildung mit anderen, ebenfalls abgelehnten aggressiven Kindern und Jugendlichen zu sehen. Bei der Zusammenstellung von Fördergruppen mit geringem negativem Peereinfluss sollte zudem berücksichtigt werden, dass die Beeinflussungsprozesse ab der späten Kindheit stark zunehmen und insbesondere leicht aggressive Teilnehmer durch Peers mit mehr Problemverhalten gefährdet sind. Stabil prosozial ausgerichtete Kinder und Jugendliche scheinen durch den Einbezug von einzelnen moderat aggressiven Peers im Rahmen von Fördergruppen in ihrer sozialen Entwicklung hingegen eher nicht gefährdet zu sein (Übersicht Müller 2008). So deutlich die Ergebnisse der Peerforschung gegen eine Zusammenführung erziehungsschwieriger Kinder und Jugendlicher und für eine Förderung in prosozial ausgerichteten Gruppen sprechen, müssen allgemeine Schlussfolgerungen sowohl unter praktischen als auch unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten sorgfältig bedacht werden. Bei der Planung von Fördergruppen darf nicht übersehen werden, dass der Einbezug erziehungsschwieriger Kinder und Jugendlicher pädagogische Fachkräfte vor erhebliche Herausforderungen stellt. Zentrale Diskussionspunkte sind an dieser Stelle der Einfluss von erziehungsschwierigen Kindern und Jugendlichen auf die Interaktionsprozesse in Fördergruppen (z. B. Beeinträchtigung des Klassenunterrichts durch häufiges Hineinrufen), der Schutz anderer Gruppenteilnehmer vor aggressiven Übergriffen und damit eng verknüpft die praktische Gewährleistung der Bedingung einer ausreichenden heilpädagogischen Unterstützung in integrativen Settings (z. B. Hartke 1998; Goetze 1990; 1991). Auch das Bemühen, Fördergruppen gezielt unter dem Gesichtspunkt der Vermeidung von negativem Peereinfluss zu bilden, kann an Grenzen stoßen. So lassen sich in der Praxis selten Fördergruppen zusammenstellen, in denen sich außer dem erziehungsschwierigen Teilnehmer tatsächlich nur stabil prosoziale Teilnehmer befinden. Negativer VHN 1/ 2010 35 Beeinflussen sich erziehungsschwierige Kinder und Jugendliche negativ? Peereinfluss kann also nie ganz ausgeschlossen werden. Unklar sind an dieser Stelle auch die Beeinflussungsprozesse zwischen Jugendlichen mit externalisierenden und solchen mit internalisierenden Problemen. Weiter ist zu berücksichtigen, dass beispielsweise in psychiatrischen Kliniken oder Jugendgefängnissen aus strukturellen Gründen wenig Spielraum für den Einbezug aggressiver Jugendlicher in mehrheitlich prosoziale Fördergruppen bleibt. Systemimmanent ist an therapeutisch ausgerichteten Förderorten ein Personenkreis versammelt, der für negativen Peereinfluss sehr empfänglich ist. Die hier vorgestellten Befunde unterstützen in diesem Kontext das Bestreben vieler Einrichtungen, durch evidenzbasierte Verfahren eine schnellstmögliche Reintegration der Kinder und Jugendlichen in ein prosoziales Umfeld zu erreichen. Dodge und Sherrill (2006) kommen in ihrer Übersichtsarbeit zu dem Schluss, dass zur Vermeidung von negativem Peereinfluss statt auf Gruppentherapien eher auf individualisierte Interventionen gesetzt werden sollte. Diese vermeiden negativen Peereinfluss und ermöglichen den Einbezug prosozialer Unterstützer aus dem persönlichen Umfeld. Andere Autoren schlagen als Ergänzung individueller Therapieangebote eine Art Umkehrung des negativen Peereffektes durch die Etablierung einer „Positive Peer Culture“ vor (z. B. Opp/ Unger 2006). Dieses Konzept betont die Chancen, die sich durch vertraute Peerbeziehungen ergeben können. In diesen Gruppen treffen sich Jugendliche, begleitet von einem Erwachsenen, in Gesprächskreisen und unterstützen einander gegenseitig durch den persönlichen Austausch über aktuelle Lebensfragen. Das Konzept wird bezüglich der Eignung für Jugendliche mit dissozialen Verhaltensweisen unter anderem aufgrund des Risikos von Devianztraining kontrovers diskutiert (z. B. Opp/ Unger 2006, 92ff; Osgood/ Briddell 2006; Greenwood 2006). Bei Gewährleistung einer prosozialen Grundausrichtung der Gruppe und der Einhaltung der vereinbarten Gesprächsregeln erscheint es aber plausibel, dass sich hier Chancen für gefährdete Jugendliche ergeben können. Aus wissenschaftlicher Sicht ist darauf hinzuweisen, dass es sich bei negativem Peereinfluss um ein Risiko handelt. Dies bedeutet, dass eine konkrete Gefährdung besteht, aber keine für jeden Einzelfall zutreffende kausale Wirkung postuliert werden kann (z. B. Handwerk u. a. 2000). Im komplexen Arbeitsfeld der Erziehungshilfe ist das Risiko von negativem Peereinfluss ein Wirkfaktor unter mehreren wichtigen Faktoren. Vor dem Hintergrund der hier dargestellten Ergebnisse lassen sich daher keine endgültigen Aussagen zum tatsächlichen „Outcome“ einer Förderung in gemischten oder getrennten Gruppen machen. Hierzu müssten neben dem Peereinfluss weitere an einem Förderprozess beteiligte Wirkfaktoren wie Chancen einer kleinen Fördergruppe, einer hoch strukturierten Umgebung und spezieller Hilfsmaßnahmen berücksichtigt werden. Bisherige Studien (s. Thesen 1 und 3) lassen aber erwarten, dass der Peereinfluss in diesem Gesamtbild der Effektivität einer Förderung eine erhebliche Wirkung entfaltet. In Entscheidungen über geeignete Fördermaßnahmen sind Überlegungen zu den möglichen Peereffekten in verschiedenen Settings deshalb unbedingt mit einzubeziehen. Zusammenfassend belegen die dargestellten Befunde eine Problematik, die viele Praktiker aus eigener Erfahrung kennen und die auch pädagogische Laien intuitiv erfassen. Trotzdem sind Lösungen in der Praxis nicht leicht umzusetzen und müssen durch weitere Studien evaluiert werden. Zu den sich ergebenden Forschungsfragen zählt die Untersuchung der langfristigen Effektivität des Einbezugs erziehungsschwieriger Kinder und Jugendlicher in prosozial ausgerichtete Fördergruppen unter Berücksichtigung der vor Ort bestehenden Rahmenbedingungen. Solche Studien liegen bisher nur in geringer Zahl vor (Übersicht z. B. Gifford-Smith u. a. 2005; Hartke 1998; Gasteiger-Klicpera/ Klicpera 1998), was vermutlich an VHN 1/ 2010 36 Christoph Michael Müller den erheblichen methodischen Problemen der Forschung in diesem Bereich liegt (Reiser u. a. 2008). Im Gegensatz zu relativ klar messbaren fachlichen Leistungsfortschritten - beispielsweise in Untersuchungen zur Integration lernbehinderter Kinder (z. B. Bless 1995; Haeberlin u. a. 1990) - ist der Fortschritt im Bereich des Verhaltens wesentlich schwieriger zu erheben und bleibt stets von schwer zu kontrollierenden Kontextfaktoren abhängig. Selbst bei methodischer Güte einzelner Studien sind die Ergebnisse aufgrund der Abhängigkeit von den lokalen Bedingungen schwer zu generalisieren. Neben den Bemühungen im Bereich der vergleichenden Wirksamkeitsstudien sollte die Grundlagenforschung zu den in Gruppen ablaufenden Beeinflussungsprozessen deshalb ein zusätzliches wissenschaftliches Standbein bilden. Für die weitere Integration der Erkenntnisse in den Kontext von Fördergruppen erscheint es insbesondere relevant, die moderierenden Variablen von negativem Peereinfluss (z. B. Effekte des Verhaltens der Betreuungsperson) zu erforschen. In diesem Kontext müssen auch stärker mögliche Unterschiede zwischen dem Peereinfluss bei Mädchen und Jungen (s. a. Gifford-Smith u. a. 2005) sowie der Beeinflussung zwischen Jugendlichen mit externalisierenden und jenen mit internalisierenden Problemen berücksichtigt werden. 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