eJournals Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete 79/1

Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete
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0017-9655
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/vhn2010.art05d
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2010
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Sind moderne Bildschirmmedien ein Risikofaktor für ADHS? Eine Längsschnittuntersuchung an deutschen Kindergartenkindern

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2010
Enno Edo Maaß
Kurt Hahlweg
Sebastian Naumann
Heike Bertram
Nina Heinrichs: Annett Kuschel
In einer Längsschnittuntersuchung an 262 Familien wurde gezeigt, dass ein im Kindergartenalter festgestellter Bildschirmmedienkonsum von mindestens zwei Stunden täglich die Auftretenswahrscheinlichkeit späterer Symptome einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und oppositionellen Verhaltens in geringem, aber signifikantem Maße erhöht. Die Einflüsse wichtiger Kovariaten wie Intelligenzniveau, vorherige Störungssymptome, sozioökonomischer Status oder mütterliches Erziehungsverhalten wurden dabei kontrolliert. Dieser Befund stützt Forderungen nach einer stärkeren Reglementierung des schon weit verbreiteten hohen Bildschirmmedienkonsums im frühen Kindesalter.
5_079_2010_1_0005
Fachbeitrag VHN, 79. Jg., S. 50 - 65 (2010) DOI 10.2378/ vhn2010.art05d © Ernst Reinhardt Verlag München Basel 50 Sind moderne Bildschirmmedien ein Risikofaktor für ADHS? Eine Längsschnittuntersuchung an deutschen Kindergartenkindern Enno Edo Maaß, Kurt Hahlweg, Sebastian Naumann, Heike Bertram Technische Universität Braunschweig Nina Heinrichs Universität Bielefeld Annett Kuschel Humboldt-Universität zu Berlin n Zusammenfassung: In einer Längsschnittuntersuchung an 262 Familien wurde gezeigt, dass ein im Kindergartenalter festgestellter Bildschirmmedienkonsum von mindestens zwei Stunden täglich die Auftretenswahrscheinlichkeit späterer Symptome einer Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und oppositionellen Verhaltens in geringem, aber signifikantem Maße erhöht. Die Einflüsse wichtiger Kovariaten wie Intelligenzniveau, vorherige Störungssymptome, sozioökonomischer Status oder mütterliches Erziehungsverhalten wurden dabei kontrolliert. Dieser Befund stützt Forderungen nach einer stärkeren Reglementierung des schon weit verbreiteten hohen Bildschirmmedienkonsums im frühen Kindesalter. Schlüsselbegriffe: Elektronische Medien, Vorschulkinder, ADHS, oppositionelles Verhalten, Längsschnittstudie Are Modern Screen Media a Risk Factor for ADHD? A Longitudinal Study in Preschool Children in Germany n Summary: A longitudinal study including 262 families showed, that a daily screen media use of at least two hours in preschool age increases slightly, but significantly the probability to exhibit later symptoms of attention deficit hyperactivity disorder (ADHD) and oppositional behaviour. In the process relevant covariates like intelligence level, previous disorder symptoms, socio-economic status or mother’s parenting style were considered. The findings reinforce requirements for a stronger regulation of the already widespread high screen media use in preschool age. Keywords: Electronic media, preschooler, ADHD, oppositional behaviour, longitudinal study Bereits 17 % der Kleinkinder im Alter von zwei bis drei Jahren verbringen in Deutschland täglich mindestens eine Stunde vor dem Fernseher (Maaß u. a. accepted). Spielkonsolen und Computer werden im Kindergartenalter von immerhin 11 - 36 % der Kinder täglich genutzt. Insgesamt nehmen heutzutage elektronische Medien eine zentrale Rolle im Leben von jungen Kindern ein (Feierabend/ Klingler 2006; Rideout/ Hamel 2006). Neuere Untersuchungen zeigen, dass unter bestimmten Bedingungen negative Effekte eines frühen Bildschirmmedienkonsums u. a. die kognitiven Fertigkeiten (z. B. Lesen, Schreiben und Rechnen), kindliches Erleben und Verhalten (z. B. psychische Auffälligkeiten) oder das kindliche Körpergewicht (i. Allg. Übergewicht/ Essverhalten) betreffen können (Anderson/ Bushman 2001; Ennemoser u. a. 2003; Hancox u. a. 2004; Li/ Atkins VHN 1/ 2010 51 Sind moderne Bildschirmmedien ein Risikofaktor für ADHS? 2004; Pfeiffer u. a. 2005; Spitzer 2005; Maaß u. a. accepted). Daher fordern Fachleute auch in Deutschland unter Verweis auf überwiegend US-amerikanische Studien eine adäquate Reglementierung des Medienkonsums für sehr junge Kinder. Dies erscheint allerdings insofern problematisch, als sich die Inhalte und Häufigkeiten des Medienkonsums in Deutschland und den USA möglicherweise deutlich voneinander unterscheiden (vgl. Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest 2005; Feierabend/ Klingler 2006; Rideout/ Hamel 2006). Die Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist eine der am häufigsten diagnostizierten psychischen Störungen im Kindesalter (Barkley 1998). Die Entwicklung der entsprechenden Symptomatik wird im Sinne eines multifaktoriellen biopsychosozialen Ätiologiemodells sowohl durch genetische als auch durch Umweltfaktoren erklärt (Petermann u. a. 2004). Daher stieg in den letzten Jahren auch das Interesse, Gen-Umwelt-Interaktionen zu identifizieren, die mögliche Erklärungen für die Entstehung und den Verlauf von ADHS bieten (Faraone/ Biederman 2000; Jensen 2000). So wird auch ein erhöhter Fernsehkonsum im Kindesalter aufgrund der Ergebnisse einiger (überwiegend US-amerikanischer) Quer- und Längsschnittuntersuchungen in Zusammenhang gebracht mit vermehrten Aufmerksamkeitsproblemen und ADHS (Özmert u. a. 2002; Christakis u. a. 2004; Landhuis u. a. 2007; Miller u. a. 2007; Mistry u. a. 2007). Dabei spielen nicht nur die Dauer, sondern auch die rezipierten Programminhalte eine entscheidende Rolle (Zimmerman/ Christakis 2007): So führen beispielsweise informativ-edukative Inhalte (z. B. Sesamstraße) eher zu positiven Effekten auf die kindliche Entwicklung, während nicht kindgerechte Unterhaltungssendungen und -programme (z. B. fiktive Action-Zeichentrickfilme) eher negative Auswirkungen auf die Kinder haben können (Paik/ Comstock 1994; Anderson/ Bushman 2001; Thakkar u. a. 2006). Einige Forscher vermuten, dass die im Kindergartenalter rapide fortschreitende Entwicklung des reifenden Gehirns durch einen erhöhten Bildschirmmedienkonsum ungünstig beeinflusst werden kann (Christakis u. a. 2004; Spitzer 2005). Hiernach kann es durch recht rasche Bild- und Szenenwechsel, emotional stark erregende Inhalte oder eben durch das schlichte Fokussieren zweidimensionaler Stimuli in einer bestimmten Richtung für lange Zeit (dauerhafte Fixierung des Bildschirmes bzw. darauf abgebildeter Stimuli) dazu kommen, dass bestimmte Hirnregionen inadäquat gereizt werden. Dies kann beispielsweise wiederum zu einer verlangsamten Entwicklung der Konzentrations- und Aufmerksamkeitsfähigkeit (vgl. auch Konzentrationsabbauhypothese z. B. Ennemoser u. a. 2003), Störungen der Lernkonsolidierungsphasen und zu einer allgemein erhöhten Stressbelastung der Kinder führen (Myrtek/ Scharff 2000; Christakis u. a. 2004; Pfeiffer u. a. 2005; Johnson u. a. 2007). Van Evra (2004) beschreibt, dass sich in diesem Prozess in einer Art „Abwärtsspirale“ („downward-spiral“) bestimmte Risikofaktoren für Verhaltensauffälligkeiten und der kindliche Medienkonsum wechselseitig verstärken können. Zum Beispiel kann eine medienbedingte erhöhte Stressbelastung des Kindes dazu führen, dass die familiäre Interaktion gestört wird, was wiederum vermehrte aversive (familiäre) Lernerfahrungen mit sich bringt und dazu führen kann, dass sich das Kind häufiger vor den Fernseher zurückzieht. Zugleich kann der tägliche Fernseh- und anderweitige Bildschirmmedienkonsum entwicklungsförderliche Aktivitäten wie z. B. den Umgang mit kindgerechten Spielmaterialen (Lego u. a.), die konstruktive Kommunikation mit den Eltern oder den spielerischen Umgang mit Gleichaltrigen verdrängen bzw. mindern und so Aufmerksamkeitsprobleme und oppositionelles Verhalten verstärken (van Evra 2004; Johnson u. a. 2007). Weiterhin wird vermutet, dass durch einen sehr frühen hohen und inhaltlich ungünstigen elektronischen Bildschirmmedienkonsum auch der VHN 1/ 2010 52 Enno Edo Maaß et al. Grundstock für eine eher passive Rezeption von Umweltinformationen und für mangelnde Problemlösekompetenzen gelegt wird (vgl. van Evra 2004; Liebrand 2007; Nieding/ Ritterfeld 2007). So verwundert es nicht, dass Kinder mit bereits vorliegender ADHS-Diagnose oder ausgeprägtem oppositionellem Verhalten deutlich mehr fernsehen, vermehrt eigene Fernsehgeräte besitzen, häufiger Zugang zu anderen elektronischen Medien haben und weniger oft Printmedien nutzen als diesbezüglich unauffällige Kinder (Acevedo-Polakovich u. a. 2007). Ähnlich wie bei der Entwicklung von Aufmerksamkeitsstörungen und ADHS zeigt sich auch bei der Entwicklung von aggressivem, oppositionellem Verhalten ein medienbedingtes, medieninhaltsabhängiges Risiko. So berichten beispielsweise Paik und Comstock (1994) in ihrer Metaanalyse mittlere Effektstärken (r = .32) von gewalthaltigen Fernsehinhalten auf aggressives (oppositionelles) Verhalten. Vergleichbare Zusammenhänge gelten auch für die Beschäftigung mit nicht kindgerechten Video- und Computerspielen (Anderson/ Bushman 2001). Bei der Rezeption gewalthaltiger Medieninhalte können Kinder über Prozesse des Modelllernens, Habituations- und Desensibilisierungsvorgänge sowie der wechselseitigen Verstärkung verschiedener Risikofaktoren vermehrt aggressive Verhaltensbereitschaften erwerben, was mittelfristig die Ausprägung oppositionellen Problemverhaltens verstärken kann. Gerade nicht kindgerechte Unterhaltungssendungen sind häufig durch schnelle Bildwechsel und gewalttätige Inhalte gekennzeichnet und werden von jungen Kindern aufgrund der dabei hervorgerufenen (emotionalen) Erregung (arousal) bevorzugt (van Evra 2004). Es ist weiterhin zu vermuten, dass die Auswirkungen insbesondere auch auf aggressiv-oppositionelles Verhalten umso stärker ausfallen, je jünger die Kinder sind, da sie die Medieninhalte eher als real und damit als relevant ansehen (van Evra 2004; Nieding/ Ritterfeld 2007). Feierabend und Klingler (2006) zeigten, dass deutsche Kindergartenkinder zu 75 % ihrer gesamten Fernsehzeit fiktive Zeichentrickfilme (Unterhaltungssendungen) und nur in ca. 11 % der Fernsehzeit informative Inhalte rezipieren. Daher lassen sich auch für deutsche Kinder eher negative Effekte für einen erhöhten Fernsehkonsum vermuten. Zielsetzung und Fragestellung der vorliegenden Studie Die American Academy of Pediatrics fordert aufgrund der bisherigen Forschungsergebnisse aus den USA u. a., dass Kindergartenkinder nicht länger als zwei Stunden täglich vor irgendeinem elektronischen Bildschirm verbringen sollten (Committee on Public Education 2001). Das Ziel unserer Untersuchung war zu überprüfen, ob die Überschreitung dieser „2-Stunden-Richtlinie“ auch für deutsche Kindergartenkinder relevant ist im Hinblick auf das Auftreten von ADHS-Symptomen und oppositionellen Verhaltensweisen. Denn gerade junge Kinder unter sechs Jahren scheinen eine verstärkte Vulnerabilität für ungünstige Medienerfahrungen aufzuweisen (vgl. Christakis u. a. 2004; Stevens/ Mulsow 2006; Mistry u. a. 2007). Weiterhin sollen die Effekte eines vergleichsweise hohen Fernseh-/ Videofilm-, Computer- und Videospielkonsolenkonsums im Einzelnen betrachtet werden. Eher negative Auswirkungen im Hinblick auf die Ausbildung von Aufmerksamkeitsstörungen und oppositionellem bzw. aggressivem Verhalten sind aufgrund der bisherigen Forschungsergebnisse vor allem für den Fernseh-/ DVD- und Videospielkonsum zu erwarten (z. B. Christakis u. a. 2004). Hingegen dürften eher positive oder gar keine Effekte hinsichtlich der Beschäftigung mit Computern auftreten (vgl. Li/ Atkins 2004), da dieses Medium im Gegensatz zu Videospielkonsolen (z. B. Playstation oder Gameboy) im Kindergartenalter wahrscheinlich überwiegend zu edukativen Zwecken und elternbegleitet genutzt wird (National Center for Education Statistics 2003; vgl. auch Medienpädagogischer Forschungsverband Südwest 2005). VHN 1/ 2010 53 Sind moderne Bildschirmmedien ein Risikofaktor für ADHS? Die bisherigen Forschungsergebnisse sind insgesamt recht heterogen und zum Teil konträr (z. B. Christakis u. a. 2004; Obel u. a. 2004; Stevens/ Mulsow 2006), was u. a. durch die fehlende Berücksichtigung des gesamten Medienprofils (i. Allg. Computer und Spielkonsolen), den häufigen Verzicht auf längsschnittliche Untersuchungsdesigns, die mangelnde Kontrolle von relevanten Drittvariablen (z. B. Erziehungsverhalten und IQ) oder die zum Teil unterschiedlich validen Kriterien zur Erfassung von Aufmerksamkeitsproblemen und ADHS zu erklären ist. Diese Mängel sollten durch das Untersuchungsdesign der hier dargestellten Längsschnittuntersuchung minimiert werden. 1 Methodik 1.1 Stichprobe Die Daten der Studie entstammen einem Forschungsprojekt in Braunschweig, in dem neben der Untersuchung epidemiologischer Fragestellungen bestimmte Präventionsmaßnahmen (universelle Prävention: Triple P; Heinrichs u. a. [2006]) hinsichtlich ihrer Effektivität und Dissemination überprüft werden sollten. Dazu wurden in den Jahren 2001 - 2002 über Kindertagesstätten 262 Familien rekrutiert, von denen etwa die Hälfte an der universellen Präventionsmaßnahme teilnahm. Im Einjahresabstand wurden vier weitere Follow-up-Erhebungen durchgeführt. Das durchschnittliche Alter der untersuchten 126 Mädchen (48.1 %) und 136 Jungen (51.9 %) betrug zum ersten Untersuchungszeitpunkt 3; 9 Jahre (SD = .92; range = 2 - 5), das Alter der Mütter im Schnitt 35; 1 Jahre (SD = 5.0; range = 23 - 57). 79.8 % der Mütter waren verheiratet bzw. in fester Partnerschaft und lebten gemeinsam mit ihren (Ehe-)Partnern. 20.2 % der Mütter waren geschieden, verwitwet oder lebten getrennt vom Partner und waren alleinerziehend. 10.7 % der Mütter besaßen einen Hauptschulabschluss, 33.6 % einen Realschulabschluss und 55.7 % das Abitur oder Fachabitur. Das monatliche Nettohaushaltseinkommen der Familien lag überwiegend (58 %) zwischen 1500 und 3000 Euro. 11.4 % der Mütter waren nach Deutschland immigriert. Zum überwiegenden Teil rekrutierte sich die Stichprobe aus der mittleren bzw. oberen Sozialschicht und kann daher nicht als repräsentativ für die Gesamtbevölkerung gelten. 1.2 Datenerhebung und Messinstrumente Die Datenerhebungen erfolgten im Rahmen eines Hausbesuches und mithilfe entsprechender Fragebögen. Im Folgenden werden die untersuchten Variablen und ihre Operationalisierungen beschrieben. a) Unabhängige Variablen - Medienkonsum Die Beschäftigung mit Fernseher, Video/ DVD, Gameboy, Spielkonsole und Computer (PC) wurde anhand eines standardisierten Interviews mit den Eltern in folgenden Kategorien erfasst: „gar keine Nutzung“ (0 Std.), „bis zu einer Stunde täglich“ (0.5 Std.), „ein bis zwei Stunden täglich“ (1.5 Std.), „zwei bis vier Stunden täglich“ (3 Std.), „mehr als vier Stunden täglich“ (4.5 Std.). Der gesamte Fernseh-/ Videofilmkonsum (TV - DVD) und der Konsum elektronischer Videospiele (VSP) wurden aus der täglichen Beschäftigung mit Fernseher und Video/ DVD bzw. mit Gameboy- und Spielkonsole ermittelt. Anhand der einzelnen Medienzeiten wurde anschließend der gesamte Bildschirmmedienkonsum (GMK) berechnet (einschließlich PC). Es wurden die aus den obigen Kategorien abgeleiteten Zahlenwerte (in Klammern) benutzt. b) Abhängige Variablen - ADHS und oppositionelles Verhalten Es wurden der Fremdbeurteilungsbogen - Hyperkinetische Störungen (FBB-HKS) und der Fremdbeurteilungsbogen - Störungen des So- VHN 1/ 2010 54 Enno Edo Maaß et al. zialverhaltens (FBB-SSV) des Diagnostik- Systems für psychische Störungen im Kindes- und Jugendalter nach ICD-10 und DSM-IV (DISYPS-KJ) (Döpfner/ Lehmkuhl 1998) eingesetzt. Der FBB-HKS besteht aus 20 Items, welche die Symptomkriterien hyperkinetischer Störungen erfassen. Die Kriterien lassen sich den Kategorien Aufmerksamkeitsstörungen, Impulsivität und Hyperaktivität zuordnen. Die Subskalen sind intern konsistent ( a > .70). Der FBB-SSV wurde in einer gekürzten Form mit neun Items eingesetzt, welche die Symptomkriterien für oppositionelle Verhaltensstörungen erfassen. Die Skala ist ebenfalls intern konsistent ( a > .70). c) Kontrollvariablen - Intelligenz, mütterliches Erziehungsverhalten & soziale Merkmale Es wurde die Kaufman-Assessment Battery for Children (K-ABC) in der deutschsprachigen Fassung von Melchers und Preuß (2001) eingesetzt. Mithilfe der K-ABC können die Intelligenz und das Niveau der Fertigkeiten von Kindern im Alter von 2; 6 bis 12; 5 Jahren beurteilt werden. Zur Erfassung des elterlichen Erziehungsverhaltens wurde der Erziehungsfragebogen (EFB) benutzt. Der Erziehungsfragebogen ist die deutsche Übersetzung der Parenting Scale (PS; Arnold u. a. 1993). In 35 Items wird elterliches Erziehungsverhalten bei problematischem Kindverhalten bipolar (effektiv vs. ineffektiv) beschrieben und das eigene Verhalten bezüglich der letzten zwei Monate auf einer siebenstufigen Antwortskala zwischen den beiden Verhaltensweisen eingestuft. Die interne Konsistenz des EFB-Gesamtwertes ist mit einem Cronbachs Alpha von a = .81 als gut zu bezeichnen. Daten zum monatlichen Haushaltseinkommen, elterlicher Schulbildung, Alleinerziehendenstatus und Migrationsstatus wurden anhand der standardisierten Interviews erfasst. Zur Einteilung in niedrigen, mittleren und hohen sozioökonomischen Status wurden das monatliche Haushaltseinkommen (< 1500 Euro; 1500 - 3000 Euro; > 3000 Euro) und die mütterliche Schulbildung ( ≤ Hauptschule; Realschule; ≥ Fachabitur) in drei Kategorien eingeteilt. Die Variablen wurden anschließend von niedrig bis hoch (-1, 0 und 1) bzw. beim Migrations- und Alleinerziehendenstatus in vorhanden/ nicht vorhanden (-1 und 0) umkodiert und aufsummiert. Anhand dieser Ergebnisse wurde der sozioökonomische Status der Familien in einer sechsstufigen Skala von -3 bis +2 (M = .27; SD = 1.39) wiedergegeben. 1.3 Datenauswertung Zur Überprüfung, ob der tägliche Bildschirmmedienkonsum einen Risikofaktor für die Entwicklung von kindlichen Verhaltensauffälligkeiten darstellt, wurden Relative Risiko-Indices (RRI) und lineare multiple Regressionen berechnet. Der RRI gibt an, inwieweit ein bestimmtes Merkmal in einer Gruppe im Verhältnis zu einer anderen Gruppe über- (RRI > 1) bzw. unterrepräsentiert (RRI < 1) ist. Die Regressionsanalyse eignet sich gut zur Bestimmung von längsschnittlichen Zusammenhängen zwischen zwei Variablen unter Kontrolle von zusätzlichen Variablen. Die vorliegenden Daten genügen weitestgehend den Voraussetzungen und Ansprüchen der Regressionsanalyse. Zusätzlich wurden aufgrund der linksschiefen Verteilung der Rohwerte von Aufmerksamkeitsstörung, impulsiv-überaktivem und oppositionellem Verhalten in Anlehnung an das Box-Cox-Verfahren (Box/ Cox 1964) die Rohwerte logarithmiert, um eine ausgewogenere Verteilung zu erzielen. Zuletzt wurde ein Pfadmodell mit AMOS 7 (SPSS Erweiterung zur Analyse von linearen Strukturgleichungsmodellen) berechnet, um übersichtlich und beispielhaft den wechselseitigen Einfluss aller Variablen in einem Modell darzustellen. VHN 1/ 2010 55 Sind moderne Bildschirmmedien ein Risikofaktor für ADHS? 2 Ergebnisse Tabelle 1 gibt, differenziert nach dem Alter der Kinder, einen Überblick über den Bildschirmmedienkonsum zum ersten Messzeitpunkt (MZP 1). Der Großteil der Kinder (ca. 53 %) beschäftigte sich täglich ein bis eineinhalb Stunden mit irgendeinem elektronischen Bildschirmmedium, allen voran dem Fernseher. Ca. 20 % (n = 52) verbrachten täglich zwei Stunden und länger mit verschiedenen Bildschirmmedien und überschritten damit die „2-Stunden-Richtlinie“ der American Academy of Pediatrics. Etwa 80 % (n = 210) blieben unterhalb dieser Zeitgrenze. 16 % (n = 41) der Kinder überschritten die Richtlinie allein schon mit dem täglichen Fernseh- und Videofilmkonsum (vgl. n = 221, 84 % erfüllten die Richtlinie), während der tägliche Konsum von Videokonsolenspielen (VSP) im Vergleich deutlich geringer ausfiel (vgl. 8 %). Demgegenüber beschäftigten sich etwa 41 % der Kinder täglich bis zu einer Stunde mit dem Computer (PC). ADHS und oppositionelles Verhalten Tabelle 2 zeigt die Prävalenz der ADHS-Diagnosen in der Stichprobe sowie deren Persistenz über die verschiedenen Messzeitpunkte. Eine ADHS-Diagnose lag je nach Messzeitpunkt bei 5 bis 10 % der Kinder vor. Zu jedem Messzeitpunkt kamen im Schnitt drei bis sechs neue ADHS-Diagnosen in der untersuchten Population dazu, was jeweils ca. 23 bis 33 % der vorhandenen Diagnosen entsprach. Obwohl recht viele Diagnosen im Laufe eines Jahres wie- Mittlere Nutzungszeit 0 h 0.5 h 1 h 1.5 h ≥ 2 h N (%) N (%) N (%) N (%) N (%) TV - DVD 20 (7.6) 84 (32.1) 108 (41.2) 9 (3.4) 41 (15.7) VSP 241 (92.0) 17 (6.5) 3 (1.1) - 1 (.04) PC 108 (58.8) 154 (41.2) - - - GMK 14 (5.3) 56 (21.3) 89 (34.0) 51 (19.5) 52 (19.9) Anmerkungen: TV - DVD = Fernseher und Video/ DVD-Rekorder; VSP = Videokonsolenspiele; PC = Computer; GMK = Gesamter Bildschirmmedienkonsum; h = Stunden; N = absolute Häufigkeiten; (%) = relative Häufigkeiten in Prozent Tab. 1: Der tägliche Medienkonsum im Kindergartenalter - 1. Messzeitpunkt (N = 262) MZP 1 a MZP 2 b MZP 3 c MZP 4 d MZP 5 e N (%) N (%) N (%) N (%) N (%) ADHS-Diagnose 26 (10) 17 (7) 13 (5) 18 (7) 20 (9) Diagnose konstant ggb. dem vorherigen MZP - 12 (46) 6 (35) 6 (46) 10 (56) Diagnose neu hinzugekommen - 5 (29) 3 (23) 6 (33) 5 (25) Diagnose zum nächsten MZP weggefallen 14 (53) 11 (65) 7 (54) 8 (40) - Diagnose zu mind. 2 MZP vorhanden - - 10 (77) 12 (67) 15 (75) Anmerkungen: MZP = Messzeitpunkt; N = Absolute Häufigkeiten, (%) = Relative Häufigkeiten in Prozent. Anzahl Missings: a n = 3; b n = 3; c n = 0; d n = 0; e n = 26 Tab. 2: ADHS-Diagnosen zu den einzelnen Messzeitpunkten (N = 262) VHN 1/ 2010 56 Enno Edo Maaß et al. der revidiert wurden (zwischen 40 und 65 %), zeigte sich doch bei der Betrachtung aller Messzeitpunkte, dass rund 75 % der ADHS-Diagnosen immer wieder bei den gleichen Kindern auftraten und damit insgesamt über die Zeit recht konstant blieben. In Tabelle 3 ist zunächst aufgeführt, wie viele der Kinder Symptome einer Aufmerksamkeitsstörung, impulsiv-überaktiven Verhaltens oder oppositionellen Verhaltens aufwiesen. In Tabelle 4 sind anschließend für diese Kinder die entsprechenden Mittelwerte und Standardabweichungen für die Anzahl an erfüllten Symptomkriterien angegeben. Mindestens ein Symptom einer Aufmerksamkeitsstörung lag je nach Messzeitpunkt bei ca. 32 bis 41 % der Kinder vor. Symptome für impulsiv-überaktives Verhalten wurden zum ersten Messzeitpunkt bei ungefähr der Hälfte der Kinder festgestellt. Diese Symptome wur- MZP 1 a MZP 2 b MZP 3 c MZP 4 d MZP 5 e N (%) N (%) N (%) N (%) N (%) Symptome einer Aufmerksamkeitsstörung 105 (40.5) 84 (32.4) 83 (31.7) 82 (35.1) 87 (36.9) Keine Symptome 154 (59.5) 175 (67.6) 179 (68.3) 170 (64.9) 149 (63.1) Symptome impulsivüberaktives Verhalten 142 (54.8) 102 (39.4) 102 (38.9) 64 (24.4) 57 (24.2) Keine Symptome 117 (55.2) 157 (40.6) 160 (61.1) 189 (75.6) 179 (75.8) Symptome oppositionelles Verhalten 100 (38.6) 88 (34.0) 77 (29.4) 60 (22.9) 69 (29.2) Keine Symptome 159 (61.4) 171 (66.0) 185 (70.6) 202 (77.1) 167 (70.8) Anmerkungen: MZP = Messzeitpunkt; N = Absolute Häufigkeiten, (%) = Relative Häufigkeiten in Prozent. Anzahl Missings: a n = 3; b n = 3; c n = 0; d n = 0; e n = 26 Tab. 3: ADHS-Symptome und oppositionelles Verhalten zu den einzelnen Messzeitpunkten (N = 262) MZP 1 a MZP 2 b MZP 3 c MZP 4 d MZP 5 e M (SD) M (SD) M (SD) M (SD) M (SD) Anzahl Symptome Aufmerksamkeitsstörung 2.7 (2.0) 3.0 (2.1) 3.0 (1.9) 3.0 (2.1) 3.3 (2.5) n = 105 n = 84 n = 83 n = 82 n = 87 Anzahl Symptome impulsivüberaktives Verhalten 2.8 (2.1) 2.7 (2.0) 2.6 (2.2) 2.9 (1.8) 2.5 (2.3) n = 142 n = 102 n = 102 n = 64 n = 57 Symptome oppositionelles Verhalten 2.8 (1.9) 2.5 (1.8) 3.0 (2.0) 2.8 (1.9) 2.9 (2.1) n = 100 n = 88 n = 77 n = 60 n = 69 Anmerkungen: MZP = Messzeitpunkt; M = Mittelwert, SD = Standardabweichung. Anzahl Missings: a n = 3; b n = 3; c n = 0; d n = 0; e n = 26 Tab. 4: Durchschnittliche Anzahl an ADHS-Symptomen und oppositionellem Verhalten zu den einzelnen Messzeitpunkten VHN 1/ 2010 57 Sind moderne Bildschirmmedien ein Risikofaktor für ADHS? den mit steigendem Alter zunehmend seltener, sodass vier Jahre später zum fünften Messzeitpunkt nur noch rund 24 % entsprechende Merkmale aufwiesen. Hinsichtlich eines oppositionellen Problemverhaltens lag mindestens ein Symptom je nach Messzeitpunkt bei 23 bis 39 % der Kinder vor. Wenn entsprechende Störungssymptome vorhanden waren, dann lag die durchschnittliche Anzahl an Symptomkriterien je nach Messzeitpunkt und Störungsart zwischen 2.5 und 3.3 (siehe Tabelle 4). In einem nächsten Schritt wurden die Relativen Risiko-Indices berechnet, die angeben, inwieweit Kinder mit einem hohen täglichen Fernseh-/ DVD-Konsum (mindestens zwei Stunden täglich) zum ersten Messzeitpunkt vergleichsweise häufiger ADHS-Symptome, ADHS-Diagnosen und oppositionelles Verhalten aufwiesen. Wir beschränken uns hier auf den Fernseh- und Videokonsum, da dieser zumeist in vorherigen Forschungsarbeiten untersucht wurde; denn insgesamt sind Fernseher und Videos die meistgenutzten und beliebtesten elektronischen Medien im Kindergartenalter. Tabelle 5 zeigt, dass Kinder mit einem erhöhten Fernseh-/ Videofilmkonsum zum ersten Messzeitpunkt ca. zweimal häufiger eine ADHS-Diagnose aufwiesen als Kinder mit geringeren Konsumzeiten. Zu den späteren Messzeitpunkten war eine ADHS-Diagnose bei diesen Kindern sogar bis zu viermal wahrscheinlicher vorhanden, und das relative Risiko war insgesamt an vier von fünf Messzeitpunkten erhöht. Ebenso zeigte sich für diese Gruppe zu allen Messzeitpunkten ein erhöhtes relatives Risiko (Faktor zwischen 1.2 und 2.2) für Aufmerksamkeitsstörungen sowie überaktiv-impulsives und oppositionelles Verhalten. Berücksichtigung relevanter Kovariaten In den folgenden Regressionsanalysen wurden die Kontrollvariablen Alter, Geschlecht, Intelligenzquotient, sozioökonomischer Status, mütterliches Erziehungsverhalten, Interventionsteilnahme (Triple P) und zum ersten Messzeitpunkt vorliegende Störungssymptome (Aufmerksamkeitsstörungen, impulsiv-überaktives Verhalten und oppositionelles Verhalten) berücksichtigt. Weiterhin wurde der kindliche Medienkonsum binär kodiert. Demnach waren Kindergartenkinder im Vergleich sogenannte Vielnutzer, wenn sie täglich mindestens zwei Stunden fernsahen (15.7 %), sich täglich mit dem Computer (41.2 %) oder der Videospielkonsole (8 %) beschäftigten. Der durchschnittliche Intelligenzquotient betrug zum ersten Messzeitpunkt 102.4 Punkte (Standardabweichung: SD = 12.6), was ungefähr der Normverteilung entsprach (M = 100; SD = 15). Die Mütter erreichten im Erziehungsfragebogen (EFB) einen mittleren Wert von 3.2 Punkten (SD = .55), welcher ebenfalls in etwa mit den in der Literatur berichteten Werten übereinstimmte. 63 (24 %) Familien wiesen einen niedrigen, 78 (29.8 %) einen mittleren und 121 (46.2 %) einen hohen sozioökonomischen Status auf. 139 (53.1 %) Familien nahmen aktiv an der Triple P-Intervention teil. Relativer Risiko-Index MZP 1 MZP 2 MZP 3 MZP 4 MZP 5 ADHS-Diagnose 2.17 .75 3.94 2.79 3.60 Symptome Aufmerksamkeitsstörung 1.87 1.88 1.86 1.76 1.81 Symptome impulsiv-überaktives Verhalten 1.99 1.26 1.82 1.13 2.09 Symptome oppositionelles Verhalten 1.51 1.17 2.07 2.15 2.29 Tab. 5: Relatives Risiko, bei einem täglichen Fernseh-/ Videofilmkonsum zu MZP 1 von ≥ 2 Stunden (später folgende) Störungssymptome aufzuweisen (N = 262) Anmerkungen: MZP = Messzeitpunkt VHN 1/ 2010 58 Enno Edo Maaß et al. Ein hoher Fernseh- und Videofilmkonsum sagte in der Tendenz (p ≤ .10) gleichzeitig (MZP 1: b = .12) und später auftretende Aufmerksamkeitsprobleme (MZP 3: b = .12) sowie signifikant (p ≤ .05) oppositionelles Verhalten (MZP 2: b = -.11; MZP 5: b = .13) vorher (vgl. Tab. 6). Auffällig ist, dass für oppositionelles Verhalten zum zweiten Messzeitpunkt ein negativer und zum fünften Messzeitpunkt ein positiver Zusammenhang identifiziert wurde. Da impulsivüberaktives Verhalten zu keinem Messzeitpunkt Zusammenhänge mit dem kindlichen Bildschirmmedienkonsum aufwies, wurde dieses in Tabelle 6 nicht aufgeführt. Die Beschäftigung mit einer tragbaren (z. B. Gameboy) bzw. stationären (z. B. Playstation) Spielkonsole von bis zu einer Stunde täglich sagte signifikant zwei (MZP 3: b = .13) und vier (MZP 5: b = .12) Jahre später auftretende Aufmerksamkeitsstörungen vorher. Es zeigten sich keine Zusammenhänge mit später auftretendem impulsiv-überaktivem oder oppositionellem Verhalten. Eine tägliche Beschäftigung mit dem Computer zeigte hingegen gar keine signifikanten Zusammenhänge mit kindlichen ADHS-Symptomen oder oppositionellem Verhalten. Ein gesamter täglicher Bildschirmmedienkonsum von mindestens zwei Stunden sagte vor allem signifikant vermehrte Aufmerksamkeitsstörungen zum ersten, dritten und fünften Messzeitpunkt (MZP 1: b = .11; MZP 3: b = .17; MZP 5: b = .14) sowie vermehrtes oppositionelles Verhalten zum vierten und fünften Messzeitpunkt vorher (MZP 4: b = .11, p ≤ .10; MZP 5: b = .13, p ≤ .05). Anmerkungen: Es werden nur signifikante Ergebnisse berichtet. MZP = Messzeitpunkt, b = Standardisierter Regressionskoeffizient, R 2 = aufgeklärte Gesamtvarianz. TV - DVD = Fernseher und Video/ DVD-Rekorder ( ≥ 2 Std.), VSP = Videokonsolenspiele (> 0 Std.), PC = Computer (> 0 Std.), GMK = Gesamter Bildschirmmedienkonsum ( ≥ 2 Std.). Kontrollierte Kovariaten (siehe Text). + p ≤ .10, * p ≤ .05, ** p ≤ .01 Alter der Kinder MZP 1 MZP 2 MZP 3 MZP 4 MZP 5 ∼ 4 Jahre ∼ 5 Jahre ∼ 6 Jahre ∼ 7 Jahre ∼ 8 Jahre Aufmerksamkeitsstörung TV - DVD bR 2 .12 + .09** - .12 + .16** - - VSP bR 2 - - .13* .17** - .12* .24** PC bR 2 - - - - - GMK bR 2 .11 + .08** - .17** .18** - .14* .25** Oppositionelles Verhalten TV - DVD bR 2 - -.11* .33** - - .13* .39** VSP bR 2 - - - - - PC bR 2 - - - - - GMK bR 2 - - - .11 + .34** .13* .40** Tab. 6: Vorhersage von ADHS-Symptomen und oppositionellem Verhalten durch den täglichen Medienkonsum (N = 262) VHN 1/ 2010 59 Sind moderne Bildschirmmedien ein Risikofaktor für ADHS? Pfadanalyse Abbildung 1 zeigt ein theoretisches Bedingungsmodell, dessen Zusammenhänge überwiegend in vorherigen Forschungsarbeiten identifiziert wurden (z. B. Ennemoser u. a. 2003; Christakis u. a. 2004; Petermann u. a. 2004; van Evra 2004; Pfeiffer u. a. 2005; Spitzer 2005; Maaß u. a. accepted). Über den einzelnen Pfaden (Pfeile) sind standardisierte Pfadkoeffizienten ( b ) angegeben, die die Stärke der jeweiligen Verbindung anzeigen. Als zentrale Variablen wurden der gesamte tägliche Bildschirmmedienkonsum sowie gleichzeitig (MZP 1) und später auftretende Aufmerksamkeitsstörungen (Mittelwert von MZP 2 bis 5) eingefügt. Neben den anderen Kovariaten wurde zudem das mütterliche Erziehungsverhalten zu den späteren Messzeitpunkten (Mittelwert) berücksichtigt. Als Kennwerte (Fit-Indices) für die Anpassung des Pfadmodells an die empirisch ermittelten Daten wurden neben dem c 2 (Chi-Quadrat), c 2 / df (Chi-Quadrat/ Freiheitsgrade) und dem CFI (Comparative Fit Index) nach Hu und Bentler (1999) die sogenannten Maximum- Likelihood basierten „standardized root-meansquared error of approximation“ (RMSEA) und „standardized root-mean-squared residual“ (SRMR) Werte berechnet. Eine gute Modellanpassung (Fit) besteht bei Werten von RMSEA < .05 und SRMR ≤ .05 sowie bei nicht signifikanter Nullhypothese, dass das Modell korrekt ist ( c 2 ; p > .05), c 2 / df ≤ 2 und CFI ≥ .97 (Schermelleh-Engel u. a. 2003). Es wurde die Maximum-Likelihood-Schätzung der Modellparameter angewendet, da diese für die meisten Konstellationen von Stichprobengröße und Datenverteilung am stabilsten bzw. am geeignetsten scheint (vgl. Hu/ Bentler 1999; Schermelleh-Engel u. a. 2003). Besonders bei kleinen Stichproben empfiehlt sich zusätzlich die Anwendung einer Bootstrap- Methode, wenn wie im vorliegenden Fall eine Ergebnisverzerrung aufgrund der Nicht-Nor- Abb. 1: Pfadmodell zur Darstellung der wechselseitigen Beziehungen zwischen den untersuchten Variablen und deren Einfluss auf kindliche Aufmerksamkeitsstörungen (N = 224) VHN 1/ 2010 60 Enno Edo Maaß et al. malverteilung der Daten zu vermuten ist (Schermelleh-Engel u. a. 2003). So wurde das Signifikanzniveau des c 2 -Wertes (Bollenstine- Bootstrap) und der Pfadkoeffizienten entsprechend berichtigt. Da das Bootstrap-Verfahren in der Regel nicht mit fehlenden Werten arbeiten kann, wurden insgesamt 224 (Anzahl Missings: n = 38) Familien in die Analyse einbezogen. Nach den berechneten Kennwerten passt das hypothesierte Modell gut zu den ermittelten Daten ( c 2 = 22.80, df = 23, p = .53; c 2 / df = .99; RMSEA = .000, 90 % Konfidenzintervall = .000 - .054; SRMR = .037; CFI = 1.00). Hiernach werden vermehrte Aufmerksamkeitsstörungen zum ersten Messzeitpunkt durch den (gleichzeitigen) täglichen Bildschirmmedienkonsum ( b = .13), ungünstiges mütterliches Erziehungsverhalten ( b = .18) und das Alter der Kinder ( b = .12) beeinflusst. Im Weiteren gilt: je höher der sozioökonomische Status der Familien, desto günstiger das mütterliche Erziehungsverhalten ( b = -.23), desto höher der kindliche Intelligenzquotient ( b = .36) und desto geringer der tägliche Bildschirmmedienkonsum ( b = -.12) und später folgende Aufmerksamkeitsprobleme ( b = -.17); je ungünstiger das mütterliche Erziehungsverhalten (zum ersten Messzeitpunkt), desto ausgeprägter der kindliche Bildschirmmedienkonsum ( b = .22) und desto ungünstiger auch das folgende mütterliche Erziehungsverhalten ( b = .76). Außerdem beeinflusste (tendenziell) das männliche Geschlecht ( b = .09) sowie das Alter der Kinder ( b = .16) einen vermehrten täglichen Bildschirmmedienkonsum, während bei den Jungen ebenfalls häufiger später folgende Aufmerksamkeitsstörungen ( b = .12) auftraten. Je höher der Intelligenzquotient der Kinder war, desto weniger oft traten spätere Symptome einer Aufmerksamkeitsstörung auf ( b = -.09). Die Teilnahme am Triple P-Erziehungstraining verbesserte insgesamt das mütterliche Erziehungsverhalten ( b = -.16), welches in ungünstiger Ausprägung allerdings nach wie vor spätere Aufmerksamkeitsstörungen mitbedingte ( b = .12). Insgesamt waren zuvor bestehende Aufmerksamkeitsstörungen der stärkste Prädiktor für spätere Aufmerksamkeitsstörungen ( b = .50). Durch die im Modell berücksichtigten Variablen wurden 39 % der Gesamtvarianz der späteren Aufmerksamkeitsstörungen aufgeklärt (R 2 = .39). Demgegenüber wurden 10 % der Varianz der zum ersten Messzeitpunkt vorliegenden Aufmerksamkeitsstörungen und 11 % der Varianz des täglichen Bildschirmmedienkonsums aufgeklärt. Der tägliche Bildschirmmedienkonsum hatte in diesem Modell zwar keinen direkten Einfluss auf spätere Aufmerksamkeitsstörungen; es fand sich jedoch ein signifikanter indirekter Effekt (standardisierter Effekt: b = .07 (90 % Konfidenzintervall = .01 - .14; p ≤ .05). Der Einfluss des kindlichen Medienkonsums auf spätere Aufmerksamkeitsstörungen wurde demnach signifikant durch (gleichzeitig) vorliegende Aufmerksamkeitsstörungen (MZP 1) vermittelt. 3 Diskussion Die ermittelten Bildschirmmedienzeiten entsprechen weitestgehend den in der Literatur berichteten Zeiten (vgl. Grüninger/ Lindemann 2000; Feierabend/ Klingler 2006). Etwa 20 % der deutschen Kindergartenkinder verbringen demnach täglich mindestens zwei Stunden vor irgendeinem elektronischen Bildschirm. Dabei werden hauptsächlich Fernseh- und Videofilme konsumiert. Im Einklang mit den in anderen Ländern ermittelten Forschungsergebnissen weisen auch deutsche Kindergartenkinder mit ADHS-Symptomen häufiger hohe Fernsehzeiten auf und verbringen insgesamt mehr Zeit mit elektronischen Bildschirmmedien als Gleichaltrige (vgl. z. B. Acevedo-Polakovich u. a. 2007). Zudem ist das relative Risiko, bei einem vergleichsweise hohen Fernseh- und Videofilmkonsum in den darauf folgenden Jahren ebenfalls eine ADHS-Diagnose, ADHS-Symptome oder oppositionelles Verhalten aufzuweisen, zum Teil um das Zweibis Dreifache erhöht. VHN 1/ 2010 61 Sind moderne Bildschirmmedien ein Risikofaktor für ADHS? Die Prävalenz der ADHS-Diagnosen und des oppositionellen Verhaltens war in der vorliegenden Untersuchung höher als in anderen repräsentativen Untersuchungen (vgl. z. B. Barkley 1998). Wahrscheinlich lag hier (v. a.) eine Überschätzung der Symptome durch die Mütter vor, da die Verhaltensauffälligkeiten nicht durch klinische Experten eingeschätzt wurden. Die 2-Stunden-Richtlinie aus den USA Ein gesamter täglicher Bildschirmmedienkonsum von mindestens zwei Stunden hat in der vorliegenden Untersuchung signifikant vermehrte Aufmerksamkeitsprobleme und oppositionelles Verhalten in den folgenden Jahren vorhergesagt, unabhängig von Alter, Geschlecht, Intelligenz, sozioökonomischen Variablen, mütterlichem Erziehungsverhalten und vorherigen Störungssymptomen (vgl. Christakis u. a. 2004; Landhuis u. a. 2007). Dass diese Zusammenhänge v. a. zum letzten Messzeitpunkt vier Jahre später bestanden, kann ein Hinweis auf eine komplexe und langfristige Risikosteigerung durch den kindlichen Bildschirmmedienkonsum sein (vgl. van Evra 2004; Landhuis u. a. 2007). Insbesondere die tägliche Beschäftigung mit einer Videospielkonsole wies signifikante Zusammenhänge mit späteren Aufmerksamkeitsstörungen auf. Für einen erhöhten Fernseh- und Videofilmkonsum bestanden diese Zusammenhänge entgegen den Erwartungen (vgl. Christakis u. a. 2004) nur in der Tendenz (p ≤ .10). Die negativen Effekte eines ungünstigen Videospielkonsums können prinzipiell stärker ausfallen als die des Fernsehens, weil der Rezipient stärker im (Spiel-)Geschehen interaktiv involviert ist (vgl. Pfetsch/ Steffgen 2007) und weil dadurch die von einigen Forschern hypothesierte ungünstige Stimulierung bzw. emotionale Erregung der Kinder dabei stärker ausfallen könnte. Außerdem ist vermutlich insbesondere eine frühe Beschäftigung mit Videospielkonsolen ein starker Prädiktor für einen hohen (ungünstigen) Bildschirmmedienkonsum (vgl. Rideout/ Hamel 2006) und ein Hinweis auf eine mangelnde elterliche Medienreglementierung. Ein solcher mittelfristig ungünstiger und ausgeprägter Medienkonsum kann wiederum im Sinne eines „downward-spiral“-Modells den Einfluss bestimmter Risikofaktoren und -bedingungen verstärken und so vermehrte Verhaltensauffälligkeiten mit bedingen. Die multiplen Zusammenhänge innerhalb des aufgeführten Pfadmodells sowie die direkten und indirekten Effekte des täglichen Bildschirmmedienkonsums auf kindliche Aufmerksamkeitsstörungen sprechen ebenfalls dafür, dass der Medienkonsum in einem komplexen System anderer (Risiko-)Faktoren (z. B. ungünstiges mütterliches Erziehungsverhalten) „wirkt“. Für eine tägliche Beschäftigung mit dem Computer wurden in der vorgestellten Studie erwartungsgemäß keine Zusammenhänge mit entsprechenden Verhaltensstörungen gefunden (vgl. Li/ Atkins 2004). Dies lag vermutlich vor allem daran, dass mit dem PC (im Gegensatz zur Spielkonsole) im Kindergartenalter überwiegend informativ-edukative Programminhalte elternbegleitet rezipiert werden (vgl. National Center for Education Statistics 2003). Die hohe Verbreitung des täglichen Computergebrauchs (~40 %) bestätigt zum einen die Relevanz des PC bereits im Kindergartenalter und macht es zudem unbedingt notwendig, die konsumierten Inhalte stärker zu berücksichtigen, um mögliche positive oder negative Effekte identifizieren zu können. Eine Störung der Impulskontrolle und überaktives Verhalten scheinen in Übereinstimmung mit den Ergebnissen von Stevens und Mulsow zum Fernsehkonsum (2006) hingegen nicht signifikant durch einen erhöhten Bildschirmmedienkonsum beeinflusst zu werden, obwohl auch hier eine Risikointeraktion im Sinne eines „downward-spiral“-Modells denkbar wäre. Es sind weitere Forschungsarbeiten nötig, um die Bedeutung genetischer Faktoren (vgl. Petermann u. a. 2004) oder möglicher differenzieller Effekte zu klären sowie aufzuschlüsseln, inwieweit z. B. eine Interaktion aus der Verdrängung entwicklungsförderlicher Aktivi- VHN 1/ 2010 62 Enno Edo Maaß et al. täten, erhöhter Stressbelastung, ungünstiger Stimulierung, Störung der Familieninteraktion, Konzentrationsabbau oder Gewöhnung an eine passive Informationsaufnahme bei den gefundenen Zusammenhängen eine Rolle spielt. Hingegen hat ein erhöhter täglicher Bildschirmmedienkonsum in Übereinstimmung mit vorherigen Forschungsarbeiten drei und vier Jahre später auftretendes aggressiv-oppositionelles Verhalten vorhergesagt (vgl. Paik/ Comstock 1994; Anderson/ Bushman 2001). Dabei hat sich gezeigt, dass ein erhöhter Fernsehkonsum zunächst mit geringerem oppositionellem Verhalten einherging und erst drei Jahre später vermehrtes oppositionelles Verhalten vorhersagte. Es bleibt zu klären, ob es sich hierbei um eine statistische Verzerrung aufgrund der Reduktion des oppositionellen Verhaltens nach der Triple-P-Intervention handelte, ob unberücksichtigte Variablen (z. B. rezipierte Medieninhalte, aggressive Peers) den nicht konsistenten Zusammenhang vermitteln oder ob tatsächlich erst langfristig mit einer Risikosteigerung zu rechnen ist. Anhand der bisherigen Forschungsergebnisse ist eine langfristige Risikosteigerung zwar zu erwarten, allerdings wurden in vielen Studien sowohl kurzals auch langfristige negative Effekte eines erhöhten Fernsehkonsums (aggressiver Medieninhalte) berichtet (Paik/ Comstock 1994; van Evra 2004). In der vorliegenden Untersuchung bleibt ebenfalls ungeklärt, warum diese Effekte v. a. in Abhängigkeit des Fernsehkonsums und trotz der stärkeren Involviertheit nicht beim täglichen Videospielkonsum auftraten. Eine mögliche Erklärung könnten neben statistischen Gründen (siehe schiefe Verteilung VSP) die insgesamt höheren Fernsehzeiten mit dem Konsum überwiegend fiktiver Unterhaltungsinhalte liefern (vgl. Paik/ Comstock 1994; Feierabend/ Klingler 2006). Zum einen könnte gerade diese vergleichsweise hochfrequente Gewaltrezeption trotz geringerer Involviertheit stärkere Habituations- und Desensibilisierungseffekte (mit einhergehender Senkung der „Hemmschwelle“ für aggressives Verhalten) bedingen, und zum anderen werden wahrscheinlich mit der höheren Verfügbarkeit mehr Kinder „vom Fernsehen erreicht“, die bereits unterschiedliche Risikofaktoren für entsprechende Verhaltensauffälligkeiten aufweisen (siehe „downward-spiral“-Modell). Weitere klärende Forschungsarbeiten sind hier notwendig und wünschenswert. Kritisch bleibt zuletzt anzumerken, dass post-hoc-Einschätzungen des Medienkonsums durch die Eltern zahlreichen Verzerrungen unterliegen können, obwohl die Rangfolgen in der Höhe des Medienkonsums in der Regel bestehen bleiben (Özmert u. a. 2002; Ennemoser u. a. 2003) und vergleichende Studien relativ hohe Korrelationen zwischen sehr genauen Tagebuchaufzeichnungen und den ökonomischeren post-hoc-Erfassungsmethoden fanden, z. B. r = .77 (van der Voort/ Vooijs 1990). Zukünftige Forschungsarbeiten werden klären müssen, ob unter Verwendung messgenauerer Instrumente oder z. B. für unterschiedliche sozioökonomische Stati (vgl. Ennemoser u. a. 2003) die hier identifizierten, eher geringen Zusammenhänge möglicherweise wesentlich stärker ausfallen. Zudem konnte aufgrund des geringen Prozentsatzes an ADHS-Diagnosen hier nur anhand der vermehrten Aufmerksamkeitsstörungen auf ein erhöhtes ADHS-Risiko geschlossen werden. Kritisch ist außerdem, dass in der vorliegenden Untersuchung nicht erfasst wurde, unter welchen Bedingungen sich die Kinder mit den Bildschirmmedien beschäftigten (z. B. passiv-habitualisiert vs. aktiv-informationssuchend; elternbegleitet vs. allein; nicht kindgerechte Inhalte vs. informativ-edukative Inhalte), was genauere Aussagen verhinderte. 4 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen für die Praxis Die vorliegende Untersuchung zeigt, dass ein täglicher Bildschirmmedienkonsum von mindestens zwei Stunden das Risiko signifikant steigert, oppositionelles Verhalten oder eine Aufmerksamkeitsstörung (und infolgedessen VHN 1/ 2010 63 Sind moderne Bildschirmmedien ein Risikofaktor für ADHS? vermutlich ADHS) zu entwickeln. Trotz der recht geringen Effekte haben diese Befunde eine gewisse Relevanz, da in Deutschland wahrscheinlich über eine dreiviertel Million Kindergartenkinder diesem Risiko ausgesetzt sind, unabhängig von ihrer Intelligenz, dem sozioökonomischen Status oder dem mütterlichen Erziehungsverhalten. Der bisherige Forschungsstand konnte dadurch erweitert werden, dass die Befunde neben dem Fernsehkonsum auch die tägliche Beschäftigung mit elektronischen Videospielen und den gesamten Bildschirmmedienkonsum deutscher Kindergartenkinder betreffen, und zwar unabhängig vom mütterlichen Erziehungsverhalten. Es wäre daher empfehlenswert, den gesamten Bildschirmmedienkonsum bereits im Kindergartenalter diagnostisch häufiger zu erfassen und die Eltern spezifisch in einer altersentsprechenden Medienreglementierung zu unterstützen. Dazu können bestehende Präventionsprogramme, aber wenn nötig auch die alltägliche Elternberatung in der Praxis um Bausteine zur kindgerechten Medienreglementierung erweitert werden. Für eine Übersicht und konkrete Praxishilfen eignen sich z. B. die Ausführungen von Maaß und Hahlweg (2009). Literatur Acevedo-Polakovich, I. D.; Lorch, E. P.; Milich, R. (2007): Comparing television use and reading in children with ADHD and non-referred children across two age groups. 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