Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete
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0017-9655
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/vhn2015.art41d
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Rezension: Stöppler, Reinhilde (2014): Einführung in die Pädagogik bei geistiger Behinderung.
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Andre Schindler
Diese Einführung in die Pädagogik bei geistiger Behinderung beschäftigt sich mit einem heterogenen Personenkreis, der lange von Bildung und sozialer Teilhabe ausgeschlossen worden ist. Die Geschichte der jüngsten Disziplin der Sonderpädagogik zeigt einen Wandel in ihren Leitideen (Zuspruch der Bildungsfähigkeit, Normalisierung, Selbstbestimmung, Empowerment, Partizipation) und eine damit verbundene Entwicklung von Exklusion über Segregation zur Integration von Menschen mit einer geistigen Behinderung. Ein sehr wichtiger Meilenstein auf dem langen Weg zur Inklusion und gleichberechtigten Teilhabe ist die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK), welche die heutige Situation von Menschen mit einer Behinderung bedeutsam prägt.
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VHN 4 | 2015 357 REZE NSION E N Stöppler, Reinhilde (2014): Einführung in die Pädagogik bei geistiger Behinderung München: Ernst Reinhardt. 220 Seiten, € 24,99 Diese „Einführung in die Pädagogik bei geistiger Behinderung“ beschäftigt sich mit einem heterogenen Personenkreis, der lange von Bildung und sozialer Teilhabe ausgeschlossen worden ist. Die Geschichte der jüngsten Disziplin der Sonderpädagogik zeigt einen Wandel in ihren Leitideen (Zuspruch der Bildungsfähigkeit, Normalisierung, Selbstbestimmung, Empowerment, Par- VHN 4 | 2015 358 REZE NSION E N tizipation) und eine damit verbundene Entwicklung von Exklusion über Segregation zur Integration von Menschen mit einer geistigen Behinderung. Ein sehr wichtiger Meilenstein auf dem langen Weg zur Inklusion und gleichberechtigten Teilhabe ist die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK), welche die heutige Situation von Menschen mit einer Behinderung bedeutsam prägt. Im vorliegenden Lehrbuch geht Reinhilde Stöppler der Frage nach, wie Erziehung und Bildung im gesamten Lebenslauf von Menschen mit einer geistigen Behinderung gelingen und wie Inklusion und soziale Teilhabe in verschiedenen Lebensbereichen umgesetzt werden. Dabei zeigt die Autorin die Verbesserungen durch die Forderungen der UN-BRK in verschiedenen Bereichen der Bildung und Teilhabe auf, weist jedoch deutlich auf bestehende Exklusionsgefährdungen und vielfältige Teilhaberisiken hin. Stöppler beleuchtet den Begriff „Geistige Behinderung“ kritisch aus verschiedenen wissenschaftlichen Perspektiven (Kap. 1) und hält in einer kompetenz- und entwicklungsorientierten Sichtweise am Begriff „Menschen mit einer geistigen Behinderung“ fest, „um einen notwendigen Begriff zu nennen und einen möglichst respektvollen Umgang zu gewährleisten“ (28). Gegenstand der Kapitel 2 und 3 sind die Ätiologie der geistigen Behinderung, die Darstellung häufiger Syndrome und eine Fokussierung auf Menschen mit schwersten Behinderungen sowie die aktuellen Förderkonzepte für diese besonders heterogene Personengruppe. Der Wandel der Leitideen in der Geistigbehindertenpädagogik wird in Kapitel 4 dargestellt. Die aktuelle Diskussion um Inklusion betrifft alle Lebensabschnitte von Menschen mit einer geistigen Behinderung. Demgemäß behandelt Stöppler in den folgenden Kapiteln die Themen frühe Bildung und Förderung, schulische Förderung und erste Schritte hin zum gemeinsamen Unterricht, berufliche Bildung, Arbeit und Beschäftigung sowie die geragogischen Herausforderungen, die sich bei älter werdenden Menschen mit einer geistigen Behinderung stellen. Abschließend beleuchtet sie bedeutende Teilhabebereiche wie Gesundheit, Mobilität, Wohnen, Freizeit, Erwachsenenbildung, Sexualität und Politische Teilhabe. Auf dem Weg zu Inklusion und Teilhabe präsentiert Stöppler gesamthaft eine „to-do“- Liste mit dem Ziel, eine teilhabegerechte Bildungsstruktur zu schaffen und die bestmögliche Lebensqualität zu gewährleisten. Fazit: Eine gut verständliche und leserfreundliche Einführung, welche die vielfältigen aktuellen Herausforderungen der Pädagogik bei geistiger Behinderung benennt und Aspekte der zukünftigen Entwicklungen aufzeigt. Die Abbildungen, Darstellungen und „Best-Practice“-Beispiele sind ansprechend, viele weiterführende Literaturangaben, ergänzendes Online-Material und Übungsaufgaben (mit Online-Lösungen) bieten Anregung zur thematischen Vertiefung (nicht nur) für angehende Sonderpädagoginnen und Sonderpädagogen. M A André Schindler CH-1700 Freiburg DOI 10.2378/ vhn2015.art41d
