eJournals Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete 85/3

Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete
5
0017-9655
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
71
2016
853

Rezension: Bernasconi, Tobias / Böing, Ursula (2015): Pädagogik bei schwerer und mehrfacher Behinderung Stuttgart: Kohlhammer.

71
2016
Holger Schäfer
Literatur zum genannten Themenfeld erscheint selten, alleine deshalb ist die Veröffentlichung aus sonderpädagogischer Sicht beachtenswert. Die Autoren gliedern den Band aus der Reihen-Herausgeberschaft von Heinrich Greving sinnhaft in drei Teile: […]
5_085_2016_003_0273
VHN 3 | 2016 273 REZE NSION E N Bernasconi, Tobias; Böing, Ursula (2015): Pädagogik bei schwerer und mehrfacher Behinderung Stuttgart: Kohlhammer. 289 Seiten, € 40,- Literatur zum genannten Themenfeld erscheint selten, alleine deshalb ist die Veröffentlichung aus sonderpädagogischer Sicht beachtenswert. Die Autoren gliedern den Band aus der Reihen- Herausgeberschaft von Heinrich Greving sinnhaft in drei Teile: (1) Die Disziplin mit dem Aufweisen der Perspektiven, der Skizze historischer Entwicklungslinien, sowie intra-, inter- und transdisziplinärer Analysen im Kontext einer Pädagogik bei schwerer und mehrfacher Behinderung; (2) die Profession im Sinne einer Identifikation professionell-pädagogischer Aufgaben, Herausforderungen und pädagogischer Schwerpunkte, und (3) die Handlungsfelder und deren Realisierung in unterschiedlichen Bezügen wie bspw. in der Familie, der frühen Bildung, in der Schule, im Kontext Arbeit und Wohnen, bei Fragen von Sexualität und der kulturellen Teilhabe. Ein bedeutsamer Aspekt des Bandes ist das Bemühen um das Überwinden der ‚binären Konstruktion‘ einer Disziplin, „die sich am Allgemeinen und an Normalitätskonstruktionen orientiert, auf der anderen Seite eine, die das Besondere und das von der (fiktiven) Norm Abweichende fixiert“ (11). Dieser Ansatz durchdringt alle Teile und fokussiert nicht auf ein spezifisches Handlungsfeld, sondern auf eine Pädagogik bei schwerster Behinderung im Allgemeinen. Eine Ausdifferenzierung und damit wichtige Konkretisierung entfaltet sich in Kapitel 9.3 („Ausgewählte Handlungsfelder“). Im Interesse einer nicht ausgrenzenden Pädagogik und mit dem Ziel einer Annäherung an die Allgemeine Pädagogik als einer „Pädagogik für alle“ geben die ersten Kapitel wesentliche Hinweise für eine inklusiv ausgerichtete Pädagogik, womit zugleich die disziplinären Grenzen der Pädagogik bei schwerer und mehrfacher Behinderung (notwendigerweise) verlassen werden. VHN 3 | 2016 274 REZE NSION E N Besonders hilfreich für die Lektüre der thematisch bedingten Komplexität des Bandes sind die ansprechenden grafischen Orientierungshilfen, die dem Leser einen Überblick bspw. zu didaktischen Leitlinien geben und zugleich beim Lesen zusammenfassend den Blick auf das Wesentliche zu richten helfen. Eine für Disziplin, Profession und die o. g. Handlungsfelder wichtige Publikation, die dem Bemühen um Annäherung und eine nicht ausgrenzende Pädagogik wichtige Impulse geben kann. Holger Schäfer D-54470 Bernkastel-Kues DOI 10.2378/ vhn2016.art33d