Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete
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0017-9655
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/vhn2016.art35d
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2016
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Rezension: Möllers, Josef (2015): Psychomotorische Förderung in der Heilpädagogik. Stuttgart: Kohlhammer.
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Martin Vetter
Dem 2015 erschienenen Buch „Psychomotorische Förderung in der Heilpädagogik“ von Josef Möllers merkt man an, dass der Autor sich langjährig auch in der Praxis mit der Psychomotorik beschäftigt und seine Erfahrung in dieses Buch eingebracht hat. Möllers verortet Psychomotorik innerhalb der Heilpädagogik, durchgängiges Motiv ist die Bereicherung der heil- und sonderpädagogischen Arbeit durch Elemente der Psychomotorik.[…]
5_085_2016_3_0015
VHN 3 | 2016 275 REZE NSION E N Möllers, Josef (2015): Psychomotorische Förderung in der Heilpädagogik. Stuttgart: Kohlhammer. 241 S., € 34,99 Dem 2015 erschienenen Buch „Psychomotorische Förderung in der Heilpädagogik“ von Josef Möllers merkt man an, dass der Autor sich langjährig auch in der Praxis mit der Psychomotorik beschäftigt und seine Erfahrung in dieses Buch eingebracht hat. Möllers verortet Psychomotorik innerhalb der Heilpädagogik, durchgängiges Motiv ist die Bereicherung der heil- und sonderpädagogischen Arbeit durch Elemente der Psychomotorik. Das Buch gliedert sich in einen vornehmlich theoretischen und einen überwiegend praktischen Teil. Es erfolgt zunächst eine Einführung in die Heilpädagogik, bevor in Kapitel 2 und 3 Psychomotorik und Motologie mit ihren verschiedenen Ansätzen und möglichen Wirkungen dargelegt werden. Ein weiteres Kapitel über Motodiagnostik ergänzt diese Ausführungen. In Kapitel 5 wird dann Psychomotorik exemplarisch auf verschiedene heil- und sonderpädagogische Tätigkeitsfelder bezogen. Ein umfangreiches Kapitel über methodische Prinzipien, in Kombination mit vielen praktischen Beispielen, rundet das Buch ab. Kritisch ist anzumerken, dass sich die heilpädagogische Kontextualisierung im Wesentlichen aus nur einer heilpädagogischen Literaturquelle speist. Es kann ebenso von einem Buch, welches die Vielgestaltigkeit des Faches versucht darzustellen, zwar nicht erwartet werden, dass die psychomotorische Wirksamkeitsforschung in gesamter Breite aufbereitet wird. Anspruch muss es jedoch sein, verschiedene Forschungszugänge, und zwar in gängigen Systematiken, für den Leser klarer darzulegen. Die im Buch benannten Studien wirken etwas willkürlich ausgewählt und legen eine wenig systematisch erfolgte Recherche nahe. Ähnliches kann bezüglich des Motodiagnostik- Kapitels kritisiert werden: Die seit geraumer Zeit breite Anwendung findenden, modernen Verfahren MABC-2 oder BOT2 finden keine Erwähnung, hingegen aber veraltete Verfahren, die kaum noch zum aktuellen Verständnis des Faches passen. Zudem werden keine Verfahren erwähnt, die Beobachtungen in anderen erklärten Arbeitsfeldern der Psychomotorik abdecken, wie beispielsweise Verfahren zur Beobachtung des Selbstkonzepts. Eine Stärke des Buches sind Verzahnungen der theoretischen Ausführungen mit vielen erprobten Beispielen aus der Praxis, welche sich durch nahezu alle Kapitel ziehen, auch wenn anspruchsvollere Grafiken und/ oder eine umfangreichere Illustration hier und da hilfreich wären. Heil- und Sonderpädagogen sowie Lehrerinnen und Lehrer, die ihre Tätigkeit bzw. ihren Unterricht psychomotorisch „anreichern“ wollen, finden hier gute Anregungen. Psychomotorik wird also in diesem Sinne verstanden als eine Methode innerhalb der Heilpädagogik, wie es in Deutschland üblich ist. Das Buch eignet sich weniger für den Schweizer Kontext, da hier Psychomotorik ein eigenständiges Berufsbild ist, welches sehr vertiefte Kenntnisse mittels eines dreijährigen Studiums erfordert und in der Regel in ein Anstellungsverhältnis als Psychomotoriktherapeut/ in mündet. Es eignet sich jedoch gut für Pädagoginnen und Pädagogen, die konkrete Anregungen, Spiele und Ideen finden und gleichzeitig einen Blick auf Hintergründe des Faches werfen wollen. Prof. Dr. Martin Vetter CH-6410 Goldau DOI 10.2378/ vhn2016.art35d
