eJournals Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete 86/3

Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete
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0017-9655
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
71
2017
863

Fachbeitrag: Intersektionalität: Behinderung - Geschlecht - Alter

71
2017
Ulrike Schildmann
Sabrina Schramme
Der Beitrag behandelt Fragen der Intersektionalitätsforschung bezüglich Behinderung, Geschlecht und Alter. Vorangestellt werden theoretische Ausgangspunkte der allgemeinen Intersektionalitätsforschung (1). Kritisch untersucht wird, ob die Strukturkategorien Behinderung und Alter unter einer Superkategorie „Körper“ zusammengefasst oder als je eigene Kategorien behandelt werden sollten (2). Vor dem Hintergrund vorliegender Modelle für intersektionale Analysen (3) werden schließlich drei für die Trias von Alter – Geschlecht – Behinderung relevante wissenschaftliche Anwendungsfelder skizziert (4).
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191 VHN, 86. Jg., S. 191 -202 (2017) DOI 10.2378/ vhn2017.art21d © Ernst Reinhardt Verlag Intersektionalität: Behinderung - Geschlecht - Alter Ulrike Schildmann, Sabrina Schramme TU Dortmund Zusammenfassung: Der Beitrag behandelt Fragen der Intersektionalitätsforschung bezüglich Behinderung, Geschlecht und Alter. Vorangestellt werden theoretische Ausgangspunkte der allgemeinen Intersektionalitätsforschung (1). Kritisch untersucht wird, ob die Strukturkategorien Behinderung und Alter unter einer Superkategorie „Körper“ zusammengefasst oder als je eigene Kategorien behandelt werden sollten (2). Vor dem Hintergrund vorliegender Modelle für intersektionale Analysen (3) werden schließlich drei für die Trias von Alter - Geschlecht - Behinderung relevante wissenschaftliche Anwendungsfelder skizziert (4). Schlüsselbegriffe: Intersektionalität, Behinderung, Geschlecht, Alter (Lebensspanne), Inklusive Pädagogik, Ableism Intersectionality: Gender, Disability, and Age (Lifespan) Summary: The present article deals with questions of intersectionality-research in connection with disability, gender, and age. First, some theoretical starting points concerning the intersectionality-research in general are presented (1). Then, the question, if the structural categories ‘disability’ and ‘age’ can be summarized under a super-category ‘body’ or if they have to be treated as two specific categories, is critically assessed (2). Against the background of existing models of intersectional analyses (3), three scientific fields of application, which are relevant for the triad “age - gender - disability”, are outlined (4). Keywords: Intersectionality, gender, disability, age (lifespan), inclusive education, ableism FACH B E ITR AG TH EME NSTR ANG Intersektionalität in der Sonderpädagogik 1 Intersektionalitätsforschung: Theoretische Ausgangspunkte und Forschungsansätze Die systematische, empirisch und theoretisch fundierte Erforschung von Verhältnissen zwischen Behinderung und Geschlecht ist nach knapp 40-jähriger Entwicklungszeit im deutschsprachigen Raum heute sowohl in der Behindertenpädagogik bzw. der integrativen/ inklusiven Pädagogik als auch in der Frauen- und Geschlechterforschung fest verankert 1 (vgl. zusammenfassend Schildmann 2014). Dagegen begann die Erforschung dieser Verhältnisse in spezieller Kombination mit der Kategorie Alter erst vor ca. zehn Jahren (vgl. Schildmann 2006). Zur Debatte standen dabei bisher unterschiedliche Wechselbeziehungen zwischen Behinderung, Geschlecht und Alter in den einzelnen Lebensabschnitten von der frühen Kindheit bis ins hohe Alter (vgl. Schildmann 2010; 2013; Marks 2011) sowie an den institutionellen Übergängen von einem Lebensabschnitt in den nächsten (vgl. den VHN-Themenstrang „Institutionelle Übergänge“ 2015/ 16: van Essen 2015; Libuda-Köster/ Schildmann 2016; Lindmeier 2016; Lotte 2015; Römisch 2015; Schildmann 2015; 2016; Schramme 2015). Außerdem wurde ein erster systematischer Vergleich dieser drei sozialen Kategorien, die maßgeblich zur Strukturierung der modernen Gesellschaft beitragen, skizziert (vgl. Schildmann 2011). VHN 3 | 2017 192 ULRIKE SCHILDMANN, SABRINA SCHRAMME Intersektionalität: Behinderung - Geschlecht - Alter FACH B E ITR AG Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit Verhältnissen zwischen den Strukturkategorien Behinderung, Geschlecht und Alter im Sinne der Intersektionalitätsforschung, die im Wesentlichen aus der feministischen Frauen- und Geschlechterforschung hervorgegangen ist (vgl. Kap. 1) und die für die Heil- und Sonderpädagogik bzw. die Inklusive Pädagogik noch relativ neu ist. Die Intersektionalitätsforschung ist als Weiterentwicklung der Frauen- und Geschlechterforschung anzusehen und hat auf diesem Wege Eingang in andere Forschungszweige bzw. Disziplinen gefunden. Einführend formuliert die auf diesem Feld ausgewiesene Erziehungswissenschaftlerin Katharina Walgenbach im ersten Beitrag dieses Themenstranges „Intersektionalität in der Sonderpädagogik“ der VHN: „In einer ersten Annäherung lässt sich unter Intersektionalität verstehen, dass historisch gewordene Diskriminierungsformen, Machtverhältnisse, Subjektpositionen sowie soziale Ungleichheiten wie Behinderung, Geschlecht, Sexualität, Race/ Ethnizität/ Nation oder soziales Milieu nicht isoliert voneinander konzeptualisiert werden können, sondern in ihren Interdependenzen oder Überkreuzungen (intersections) analysiert werden müssen.“ (Walgenbach 2016, 212) Speziell für die Kategorie Behinderung ist festzustellen, dass diese seit einigen Jahren als relevante soziale Ungleichheitskategorie wahrgenommen wird, die immer in Wechselwirkungen mit anderen sozialen Kategorien steht: „Behinderung als soziale Konstruktion zu verorten, ist das Ergebnis eines mehrere Jahrzehnte langen Diskursprozesses (…) Als soziale Konstruktion erscheint Behinderung (…) immer in Verbindung mit anderen gesellschaftlich relevanten Strukturkategorien, insbesondere mit den Kategorien Geschlecht und Alter: Behinderung ist nie geschlechterneutral und altersunabhängig zu denken.“ (Schildmann 2010 a, 37) Während sich die vorliegenden intersektional orientierten Ansätze der Sonderpädagogik - bzw. davon abgegrenzt der integrativen/ inklusiven Pädagogik - weitgehend an den Konzeptionen der aus Frauen- und Geschlechterforschung hervorgegangenen allgemeinen Intersektionalitätsforschung orientieren und diese auszudifferenzieren versuchen, geht umgekehrt die allgemeine Intersektionalitätsforschung bisher nur selten auf die Kategorie Behinderung ein. Sie konzentriert sich überwiegend auf die aus den USA stammende Trias von class - gender - race und begründet dies vor allem so: Es seien die Kategorien dieser Trias, die die sozialen Ungleichheitsstrukturen fast aller Gesellschaften prägten (vgl. exemplarisch Bührmann 2009, 33; Klinger/ Knapp 2007, 20). Auch könne mithilfe dieser Trias exemplarisch untersucht werden, ob es sich bei Intersektionalität um ein neues Paradigma handele (Bührmann 2009). Die Hinzuziehung weiterer Kategorien wird - im Rahmen grundlegender theoretischer Überlegungen - unterschiedlich beurteilt: Einzelne Autorinnen wie etwa Carol Hagemann-White (2011, 27) raten eher davon ab, um Beliebigkeiten vorzubeugen, während andere bis zu 13 mögliche Differenzlinien angeben, um auf die Vielzahl möglicher Wechselwirkungen hinzuweisen (vgl. Lutz/ Wenning 2001). Auch wird die Anzahl einzubeziehender Kategorien gelegentlich davon abhängig gemacht, ob eine intersektionale Analyse auf der sozialen Mikro- oder Makroebene stattfinden soll. So plädieren z. B. Klinger/ Knapp (2007, 36; vgl. auch Klinger 2008, 40f.) auf der Makroebene für die Fokussierung auf besagte Trias, während sie auf der Mikroebene eine größere Anzahl einzubeziehender Kategorien als durchaus sinnvoll erachten. Die für unseren Beitrag relevanten Kategorien Alter und Behinderung werden von den meisten Vertreterinnen der allgemeinen Intersektionalitätsforschung höchstens erwähnt, aber nicht detaillierter behandelt (vgl. Klinger 2008, 39; Knapp 2013, 344; Lutz u. a. 2013, 20). Ausnahmen bilden hier z. B. Katharina Walgen- VHN 3 | 2017 193 ULRIKE SCHILDMANN, SABRINA SCHRAMME Intersektionalität: Behinderung - Geschlecht - Alter FACH B E ITR AG bach (2007; 2014) oder auch, wie im Folgenden gezeigt wird, Gabriele Winker und Nina Degele (2009). 2 Behinderung und Alter: der Superkategorie „Körper“ zugehörig oder zwei eigenständige Analysekategorien? Wenn es um die Kategorie Behinderung geht, wird häufig das Analysemodell von Gabriele Winker und Nina Degele (2009) rezipiert, in welchem der o. g. Trias von class - gender - race, ergänzt durch eine vierte „Strukturkategorie Körper“ (vgl. Winker/ Degele 2009, 37ff.), gefolgt wird. Unter Letzterer fassen die Autorinnen die Kategorien Behinderung und Alter zusammen. Dieses Vorgehen ist nach unserer Auffassung aus unterschiedlichen Gründen kritikwürdig, einerseits die Konstruktion von „Körper“ als Strukturkategorie betreffend, andererseits bezogen auf die Zusammenfassung der Kategorien Behinderung und Alter (vgl. Schildmann/ Schramme 2017). Zur Konstruktion von „Körper“ als einer möglichen Strukturkategorie äußern sich vor allem die Soziologinnen Paula Villa (2010) und Gudrun-Axeli Knapp (2013) kritisch: „Verkörperung an sich ist ihrer Form nach intersektionell, und wegen ihrer mimetischen Dimension geht sie über jeden kategorialen Rahmen hinaus.“ (Villa 2010; 216; vgl. dazu Schildmann 2011 a; 2012) „Zudem wäre ‚Körper/ Bodyismus‘ sinnvollerweise nicht als vierte Kategorie einer ‚Dreierkette‘ zu situieren, da durch diese Operation das begriffslogische Register gewechselt wird und die kategorialen Unterscheidungen inkonsistent werden. Körper/ Bodyismus bezeichnet eine sogenannte ‚Querschnittsproblematik‘, die in jedem der genannten Verhältnisse und deren Intersektion auf spezifische Weise relevant wird.“ (Knapp 2013, 349f.) Aus Perspektive einer kritischen Theorie von Behinderung ergänzt Markus Dederich, hier in Abgrenzung zu der Vertreterin der Disability Studies, Anne Waldschmidt (2010), „dass Behinderung (…) nicht auf das Körperliche reduziert werden kann. Der Begriff ‚Behinderung‘ ist eine abstrakte Generalisierung, die höchst verschiedenartige Phänomene zusammenfasst.“ (Dederich 2015, 145) Außerdem werden die Kategorien Alter und Behinderung von Dederich (ebd.) als je eigenständige soziale Kategorie angesehen. Auch aus Sicht der Verfasserinnen des vorliegenden Beitrags ist eine Zusammenfassung dieser beiden Strukturkategorien nicht zweckmäßig (vgl. Schildmann 2011 a; 2012); denn die gesellschaftlichen Machtverhältnisse und Hierarchien, die in den beiden Kategorien je für sich zum Ausdruck kommen, sind sehr unterschiedlicher Art: Die Kategorie Alter lässt sich auf alle Menschen anwenden, wobei die einzelnen Altersstufen mit durchaus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bewertungen versehen werden. Von Behinderung dagegen ist - selbst unter Berücksichtigung der prozentualen Zunahme behinderter Menschen an der Gesamtbevölkerung von einem Lebensabschnitt zum nächsten - nur eine gesellschaftliche Minderheit betroffen, die ebenfalls - jedoch nicht gleichzusetzen mit altersbezogenen Dynamiken - diversen hierarchisierenden Binnendifferenzierungen unterliegt. Vor allem enthalten Leistungsfähigkeit bzw. -einbußen bezogen auf Alter bzw. Behinderung deutlich unterschiedliche soziale Differenzierungen (vgl. Abschnitt 4.1 dieses Beitrags). Schließlich erfüllen die Strukturkategorien Alter und Behinderung im Rahmen der Sozialstrukturanalyse / Bevölkerungspolitik - mit Konzentration auf demografische Entwicklungen bzw. Abweichung von der Normalität - unterschiedliche gesellschaftliche Funktionen. VHN 3 | 2017 194 ULRIKE SCHILDMANN, SABRINA SCHRAMME Intersektionalität: Behinderung - Geschlecht - Alter FACH B E ITR AG Für den vorliegenden Beitrag ist festzuhalten: Jede der hier fokussierten sozialen Strukturkategorien - Geschlecht, Alter, Behinderung - verfügt „über ihre eigenen Binnenstrukturen, die Beachtung finden sollten, wenn es darum geht, gegenseitige Beeinflussungen und Wechselwirkungen zwischen einzelnen Strukturkategorien zu erkennen“ (Schildmann/ Schramme 2017; vgl. auch Schildmann 2011). 3 Analyse-Ansätze für die intersektionale Erforschung von Verhältnissen zwischen Geschlecht und anderen Strukturkategorien Die aus der Frauen- und Geschlechterforschung hervorgegangene Intersektionalitätsforschung verfügt inzwischen über unterschiedliche Analysemodelle für die Erforschung der Wechselwirkungen zwischen einzelnen Strukturkategorien. Wie an anderer Stelle ausführlicher dargestellt (vgl. Schildmann/ Schramme 2017), bieten sich folgende zwei theoretische Ansätze für die Verortung von Behinderung in der Intersektionalitätsforschung ausgesprochen an: der von Leslie McCall (2005) mit seiner Unterscheidung zwischen anti-, intra- und interkategorialen Perspektiven und der von Gabriele Winker und Nina Degele (2009) mit einer Mehrebenen-Analyse von der gesamtgesellschaftlichen Ebene struktureller Herrschaftsverhältnisse über die Ebene symbolischer Repräsentationen bis hin zur Ebene individueller Identitätskonstruktionen (zur kritischen Rezeption beider Konzeptionen vgl. exemplarisch Knapp 2013). Dem Systematisierungsansatz von Leslie McCall (2005) können bestimmte Schwerpunktsetzungen der Fachliteratur über Behinderung und Geschlecht zugeordnet werden, worauf auch bereits Dominik Baldin (2014) hingewiesen hat 2 . Der als antikategorial bezeichnete Ansatz wird vor allem in solchen Arbeiten verfolgt, die sich im Rahmen der Disability Studies empirisch und theoretisch mit der Dekonstruktion von Behinderung beschäftigen: Unter dem Titel „KörperSpuren“ versuchte erstmals Claudia F. Bruner (2005) auf Basis biografischer Erzählungen von Frauen Zusammenhänge zwischen Körper und Behinderung empirisch zu dekonstruieren. Die Forschungsansätze von Heike Raab (2007; 2010) und Elisabeth Tuider (2014), die Behinderung im Zusammenhang mit Heteronormativität und Geschlecht bzw. Queerness analysieren, stellen theoretische Ansätze der Dekonstruktion von Geschlecht und Behinderung dar. Der von McCall (2005) als intrakategorial bezeichnete Ansatz, der auf soziale Ungleichheiten und Differenzen innerhalb einer sozialen Gruppe (z. B. Frauen) verweist, wird in der Erforschung von Verhältnissen zwischen Behinderung und Geschlecht vor allem in der anfänglichen thematischen Konzentration auf die „besondere“ Situation behinderter Frauen (weitgehend im Vergleich zu nicht behinderten Frauen) sichtbar (vgl. Schildmann 1983; Ewinkel u. a. 1985). Der von McCall (2005) als interkategorial bezeichnete Forschungsansatz, der auf soziale Ungleichheiten und Differenzen zwischen sozialen Gruppen (z. B. zwischen Frauen und Männern) verweist, kommt in der Forschung über Geschlecht und Behinderung vor allem in einem jüngst abgeschlossenen Forschungsprojekt zum Ausdruck, das sich vergleichend mit den Lebensbedingungen behinderter Mädchen und Jungen bzw. Frauen und Männer in der gesamten Lebensspanne beschäftigte und in Abschnitt 4.1 dieses Beitrages näher beschrieben wird. Im Vergleich zu dem intersektionalen Systematisierungsansatz von Leslie McCall (2005) fokussieren Winker/ Degele (2009) in ihrer Mehrebenen-Analyse zuoberst die gesamtgesell- VHN 3 | 2017 195 ULRIKE SCHILDMANN, SABRINA SCHRAMME Intersektionalität: Behinderung - Geschlecht - Alter FACH B E ITR AG schaftliche Ebene struktureller Herrschaftsverhältnisse (vgl. hierzu ebenfalls das in Abschnitt 4.1 ausführlicher dargestellte Forschungsprojekt). Dieser Ebene gegenüber liegt bei Winker/ Degele die Ebene individueller Identitätskonstruktionen (für die Forschung über Behinderung und Geschlecht vgl. Bretländer 2007; Römisch 2011; Demmer 2013). Zwischen den beiden genannten Ebenen befindet sich in diesem Modell die Ebene symbolischer Repräsentationen, auf der u. a. Recht und Rechtsprechung zu verorten sind. Für den Bereich juristischer Überschneidungen von Behinderung und Geschlecht ist an dieser Stelle vor allem der Forschungsansatz der Juristin Julia Zinsmeister (2007; 2014; 2015) zu nennen, der sich mit intersektionaler versus additiver Diskriminierung beschäftigt 3 . Neben McCall und Winker/ Degele (s. o.) haben auch andere Autorinnen vergleichbare Ebenenmodelle entwickelt, die an dieser Stelle jedoch nicht ausführlicher dargestellt werden können. Verwiesen sei aber exemplarisch auf den Analyseansatz von Raewyn Connell (2013, 108ff. [original: 2009]), der die gesellschaftlichen Geschlechterverhältnisse auf folgenden vier sich gegenseitig beeinflussenden Ebenen darstellt: n Machtverhältnisse: direkt, diskursiv, kolonisierend n Produktion, Konsumtion, vergesellschaftlichte Akkumulation n Emotionale Beziehungen n Symbolismus, Kultur, Diskurs. Auch dieses Modell könnte für die Analyse von Wechselwirkungen zwischen Geschlecht, Alter und Behinderung genutzt werden. Alle drei hier vorgestellten Analyse-Ansätze weisen auf unterschiedliche Perspektiven der Intersektionalitätsforschung hin und können, je nach konkretem Forschungsbedarf, Anwendung finden. 4 Mögliche Anwendungsfelder der Intersektionalitätsforschung über Verhältnisse zwischen Behinderung, Geschlecht und Alter In diesem Kapitel werden drei unterschiedliche Anwendungsfelder vorgestellt, die für die kritische Behinderungsforschung und eine Inklusive Pädagogik relevant sein dürften und vor allem auf das breite inhaltliche Spektrum der Intersektionalitätsforschung hinweisen. 4.1 Verhältnisse zwischen Geschlecht und Behinderung in der gesamten Lebensspanne als Feld der Intersektionalitätsforschung Wechselwirkungen zwischen Behinderung, Geschlecht und Alter wurden im Sinne der Intersektionalitätsforschung in den letzten Jahren vor allem auf der gesamtgesellschaftlichen Ebene empirisch untersucht (vgl. Forschungsprojekt „Umgang mit Heterogenität: Verhältnisse zwischen Behinderung und Geschlecht in der gesamten Lebensspanne“; DFG-Förderung 2010 - 2013). Dabei wurden unterschiedliche Dynamiken zwischen Geschlecht und Behinderung in den einzelnen Lebensphasen von der frühen Kindheit bis ins hohe Alter deutlich (vgl. im Überblick Schildmann 2013). Für das frühkindliche Alter konnte Dana-Kristin Marks (2011) auf der gesamtgesellschaftlichen Ebene nachzeichnen, wie sich unter den Jungen und Mädchen, die in den ersten sechs Lebensjahren vor allem auf medizinischer, aber auch auf psychologischer und pädagogischer Grundlage als behindert definiert werden, schrittweise ein quantitatives Ungleichgewicht von ca. 2/ 3 Jungen gegenüber ca. 1/ 3 Mädchen herausbildet. Dieses basiert weitgehend auf gesellschaftlichen Leistungs-, Verhaltens- und allgemeinen Normalitätsvorstellungen und bleibt, anfänglich definiert über den Bedarf an sozialer Eingliederungshilfe und später am sogenannten VHN 3 | 2017 196 ULRIKE SCHILDMANN, SABRINA SCHRAMME Intersektionalität: Behinderung - Geschlecht - Alter FACH B E ITR AG sonderpädagogischen Förderbedarf, über die gesamte Schulzeit hinweg bestehen. Für das sich an die allgemeine Bildungsphase anschließende Erwerbsfähigkeitsalter wurde, differenziert nach den Altersgruppen: 18 - 27, 28 - 45, 46 - 64 Jahre, anhand von Mikrozensus-Daten des Statistischen Bundesamtes herausgearbeitet, wie nach dem Übergang von der Schule in Ausbildung und Beruf durch unterschiedliche Faktoren (behinderte) Frauen ins berufliche und soziale Hintertreffen gegenüber ihren männlichen Vergleichsgruppen geraten (vgl. Schildmann/ Libuda-Köster 2015; Libuda-Köster/ Schildmann 2016). Dabei sind in den einzelnen Altersabschnitten (s. o.) unterschiedliche Wechselwirkungen zwischen Geschlecht und Behinderung zu verzeichnen. Jedoch potenzieren sich Behinderung und Zugehörigkeit zum weiblichen Geschlecht - durch Zuweisung der familialen Reproduktionsarbeit überwiegend an Frauen und durch den davon beeinflussten geschlechtersegregierten Arbeitsmarkt - insgesamt und vor allem im Alter von 46 - 64 Jahren so, dass insbesondere solche Frauen, die von Behinderung betroffen sind, extreme gesellschaftliche Benachteiligungen erfahren. Über das gesamte Erwerbsfähigkeitsalter hinweg können sie ihren Lebensunterhalt am wenigsten durch eigene Arbeit bestreiten, sind deshalb am stärksten auf (staatliche) Kompensationsleistungen angewiesen und durch ihr vergleichsweise geringes persönliches Netto-Einkommen schließlich am häufigsten von relativer Armut bedroht. Im Jahr 2013 traf dies (nicht zuletzt aufgrund von weiblicher Teilzeitarbeit und ihren Folgen) auf 47 % der behinderten und auf 39 % der nicht behinderten Frauen zu, aber nur auf 33 % der behinderten und auf 18 % der nicht behinderten Männer (vgl. Libuda-Köster/ Schildmann 2016, 20). Für die Intersektionalitätsforschung relevant dürfte in diesem Rahmen die Erkenntnis sein, dass Behinderung in den einzelnen Altersabschnitten von unterschiedlichen politischen Ressorts, Institutionen und Professionen definiert wird, und zwar jeweils angepasst an allgemeine alters- und geschlechterorientierte gesellschaftliche Erwartungen und Normalitätsvorstellungen (vgl. Schildmann 2013): Am Lebensanfang überwiegen gesundheitspolitische Erwägungen und deshalb medizinische Definitionen von Behinderung, gefolgt von bildungspolitischen Erwägungen (vor allem mit der Definition von sonderpädagogischem Förderbedarf), abgelöst durch wirtschaftspolitische Perspektiven (mit der Konstruktion von Schwerbehinderung im arbeitsrechtlichen Sinne) und schließlich durch sozialpolitische Maßnahmen, ausgerichtet an den allgemeinen Bedingungen der gesellschaftlichen Teilhabe im Alter. Diese unterschiedlichen Orientierungen entlang diverser gesellschaftlicher Institutionsregimes lassen nicht zuletzt unterschiedliche Dynamiken zwischen den Strukturkategorien Alter, Geschlecht und Behinderung entstehen. 4.2 Inklusive Pädagogik und Intersektionalitätsforschung Auch die Inklusive Pädagogik als derzeit wichtigste Diskursstrategie der Pädagogik stellt seit einigen Jahren Verbindungen zur Intersektionalitätsforschung her (vgl. v. a. Schildmann 2012; 2016 a; Budde/ Hummrich 2013; 2015; Dederich 2015; Walgenbach 2015; 2016; Schildmann/ Schramme 2017). Denn ein reflexiver pädagogischer Umgang mit unterschiedlichen sozialen Ungleichheitsdimensionen (soziale Lage, Geschlecht, Alter, ggf. Migrationshintergrund und Behinderung) bedarf geeigneter theoretischer Grundlagen. Dazu gehören nach unserer Auffassung die Ansätze der Intersektionalitätsforschung mit ihren möglichen Mehrebenen-Perspektiven. Unter der spezifischen Perspektive von Geschlecht, Behinderung und Alter sind im Rahmen der Inklusiven Pädagogik u. a. folgende strukturelle Problemlagen zu beachten: Die Inklusive Pädagogik umfasst nicht nur, wie dies gelegentlich (verkürzt) anklingt, einen einzigen Altersabschnitt, nämlich den des Schul- VHN 3 | 2017 197 ULRIKE SCHILDMANN, SABRINA SCHRAMME Intersektionalität: Behinderung - Geschlecht - Alter FACH B E ITR AG alters, sondern diesem vorgelagert auch das frühkindliche bzw. vorschulische Alter sowie - zumindest perspektivisch - nachgelagert den Abschnitt des Eintritts in Arbeit und Beruf. Verbunden sind diese Lebensabschnitte miteinander durch mehr oder weniger riskante institutionelle Übergänge von einem in ein jeweils anderes politisches Subsystem (s. o.). Bereits im frühkindlichen Alter (0 - 6 Jahre) bilden sich, wie im vorangegangenen Abschnitt (4.1) dargestellt, strukturelle Ungleichverhältnisse zwischen Behinderung und Geschlecht heraus, die sich im Schulalter (7 - 18 Jahre) manifestieren. Die Inklusive Pädagogik, die sich einem reflexiven Umgang mit den diversen Heterogenitätsdimensionen verpflichtet, steht damit vor der Aufgabe, solche Ungleichheitsverhältnisse analytisch zu erfassen (z. B. mit den theoretischen und empirischen Möglichkeiten der Intersektionalitätsforschung), um ihnen durch geeignete Maßnahmen entgegenwirken zu können. Unter der Perspektive der Trias von Behinderung, Geschlecht und Alter besteht an dieser Stelle eine wichtige Herausforderung darin, die bisher weitgehend eingenommene Position der Inklusiven Pädagogik als Schulpädagogik zu überwinden und die bereits erarbeiteten diskursiven Ansätze zur Dekonstruktion von Behinderung auch für die dem Schulalter vorbzw. nachgelagerten Lebensabschnitte zu reflektieren, in denen, wie oben für das vorschulische Alter dargestellt (vgl. nochmals Marks 2011), die Konstruktionen von Behinderung durch sehr unterschiedliche Professionen und Institutionen gesellschaftlich etabliert werden. 4.3 Verbindungen zwischen Intersektionalitätsforschung und dem Theoriediskurs über „Ableism“ Die Trias von Behinderung, Geschlecht und Alter spiegelt sich im Sinne der Intersektionalitätsforschung auch in einem anderen politischen Diskursstrang, dem des Ableism, wider, welcher seit einigen Jahren eine wichtige Rolle in den Disability Studies (vgl. zusammenfassend Waldschmidt 2015) und angrenzenden Diskursen einnimmt und potenziell die gesamte Lebensspanne umfasst. „Unter Ableism (engl. ability) verstehen wir die soziokulturelle Produktion von Normen und Normalität, die den leistungsfähigen (nichtbehinderten) Körper als unbefragt selbstverständliche und privilegierte Existenzweise voraussetzt (vgl. Campbell 2001; Maskos 2010; Wolbring 2008; Pieper 2012). Ableism manifestiert sich auf der diskursiv-symbolischen Ebene - etwa in der idealisierten Vorstellung von Produktivität und Körperbildern, denen die meisten Menschen bestenfalls für eine kurze Phase in ihrer Lebensspanne entsprechen. Ableism materialisiert sich auch in den Institutionen des Rechts, in Kommunikationsformen, die zentral auf Hören und Sehen ausgerichtet sind, in architektonischen Gegebenheiten, sowie in Geräten, Werkzeugen und Dingen des alltäglichen Gebrauchs, die nur für eine bestimmte Personengruppe nutzbar und bedienbar sind. Letztlich operiert Ableism auch über Segregationspraktiken und Institutionen, die Menschen, die tatsächlich oder vermeintlich nicht den Normen von Leistungsfähigkeit entsprechen, an Sonderinstitutionen überweisen.“ (Pieper/ Mohammadi 2014, 227) Das Regime des Ableism umfasse, so Pieper/ Mohammadi in Anlehnung an Fiona Campbell (2001), Prozesse der Herstellung und Aufrechterhaltung von Imaginationen des Körpers im Sinne einer normativen, obligatorischen „Ableness“. Jedoch sei zu bedenken, dass dieses Regime nicht unabhängig vom jeweiligen geopolitischen Kontext und von den jeweiligen ökonomischen Bedingungen/ Produktionsregimen existiere. Es handele sich, im Zuge des neoliberalen oder post-fordistischen Produktionsregimes, um die „totale Produktivmachung des gesamten Lebens“ (Pieper/ Mohammadi 2014, 239). VHN 3 | 2017 198 ULRIKE SCHILDMANN, SABRINA SCHRAMME Intersektionalität: Behinderung - Geschlecht - Alter FACH B E ITR AG Unter dem Titel „Ableism als zentrale Botschaft“ beschäftigt sich Eva Sänger (2014) speziell mit der Pränataldiagnostik zur Feststellung gesundheitlicher Auffälligkeiten im embryonalen/ fötalen Lebensstadium und bringt damit zum Ausdruck, dass ableistische Erwägungen, verbunden mit gesellschaftlichen Vorstellungen über Normalität/ Behinderung und (ggf. indirekt) Geschlecht, bereits mit der vorgeburtlichen Lebensphase beginnen. Für die kritischen Ableism-Debatten (vgl. exemplarisch Buchner u. a. 2015) bedeutet dies: Sie sollten sich - im Sinne der Intersektionalitätsforschung - verstärkt mit den Wechselwirkungen zwischen (Dis-)Ability und anderen sozialen Ungleichheitsindikatoren (etwa Geschlecht und Alter) befassen. Auch steht eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Diskursstrategie des Normalismus und den Ergebnissen der Normalismusforschung (vgl. v. a. Link 1997; 2002; Schildmann 2009) noch weitgehend aus 4 , obwohl der Begriff Ableism als „eine historisch spezifische Konstellation von Normalitätsannahmen“ (Meißner 2015, 1) angesehen wird. 5 Schluss Im vorliegenden Beitrag wurde gezeigt, dass in der Intersektionalitätsforschung die Reflexion über Verhältnisse zwischen den Strukturkategorien Geschlecht, Behinderung und Alter noch am Anfang steht. Auf allen drei exemplarisch dargestellten Beispielfeldern (vgl. Kap. 4), in denen sich zentrale Forschungsthemen der kritischen Behinderungsforschung widerspiegeln, wird der Forschungsbedarf über Zusammenhänge zwischen sexism - ageism - (dis-)ableism deutlich. Ein großes neues Forschungsterrain deutet sich an. Besonders wichtig bleibt an dieser Stelle aber auch festzustellen, dass die Strukturkategorien Behinderung und Alter aus Sicht der Verfasserinnen des vorliegenden Beitrages nicht, wie dies in der allgemeinen Intersektionalitätsforschung gelegentlich geschehen ist (vgl. Kap. 2), unter einer Superkategorie „Körper“ zusammengefasst werden dürfen, da sie auf verschiedene soziale Ungleichheitslagen hinweisen und jeweils unterschiedliche Binnenstrukturen aufweisen. Anmerkungen 1 Der Themenkomplex „Behinderung und Geschlecht“ ist a) in einschlägigen Handbüchern/ Lexika vertreten, er wird b) in der Drittmittelförderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und anderer Drittmittelgeber berücksichtigt und ist c) seit Mitte der 1990er Jahre ausgewiesener Inhalt einer im Rahmen des Netzwerks Frauen- und Geschlechterforschung NRW eigens dafür geschaffenen Universitäts-Professur. 2 An dieser Stelle ist zu präzisieren, dass die hier (exemplarisch) genannten Arbeiten nicht unbedingt nur einem einzigen Analyseansatz zuzuordnen sind, sondern anti-, intra- und interkategoriale Anteile enthalten können. 3 Zur juristischen Perspektive auf Verhältnisse zwischen Behinderung und Geschlecht, hier speziell im Rahmen der UN-Behindertenrechtskonvention von 2006, vgl. auch Degener/ Diehl (2015). 4 Ausnahmen bilden in den Disability Studies einzelne Autorinnen, etwa die in der Normalismusforschung ausgewiesene Soziologin Anne Waldschmidt (vgl. ex. 2010), aber auch die Pädagogin Swantje Köbsell (2016). 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