Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete
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0017-9655
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/vhn2017.art28d
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2017
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Rezension: Damag, Annette / Schlichting, Helga (2016): Essen - Trinken - Verdauen. Förderung, Pflege und Therapie bei Menschen mit schwerer Behinderung, Erkrankung und im Alter: Bern: Hogrefe. 136 S.,
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2017
Kathrin Mohr
Rezension Damag, Annette; Schlichting, Helga (2016): Essen – Trinken – Verdauen. Förderung, Pflege und Therapie bei Menschen mit schwerer Behinderung, Erkrankung und im Alter Bern: Hogrefe. 136 S., €29,95
5_086_2017_3_0012
VHN 3 | 2017 271 REZE NSION E N Damag, Annette; Schlichting, Helga (2016): Essen - Trinken - Verdauen. Förderung, Pflege und Therapie bei Menschen mit schwerer Behinderung, Erkrankung und im Alter Bern: Hogrefe. 136 S., €29,95 Die Autorinnen stellen die alltäglichen Aktivitäten um das Essen und Trinken in den Mittelpunkt ihrer Publikation. Essen und Trinken sind menschliche Grundbedürfnisse, beides ist lebensnotwendig und von großer Bedeutung hinsichtlich erfahrener Lebensqualität. Insbesondere gilt das Letztere bei der ins Auge gefassten Personengruppe, bei der Essen und Trinken eine höchst anstrengende, zeitaufwendige Aktivität im Alltag sein kann. Als Leserschaft sind Kolleg/ innen (z. B. Lehrer und Betreuer/ innen) angesprochen, die sich in ihrem praktischen Arbeitsfeld mit der Gestaltung von Mahlzeiten für Menschen mit schweren Beeinträchtigungen beschäftigen und keine dafür ausgebildeten Expert/ innen - wie bspw. Logopäd/ innen - sind. Zielvorstellung ist es, das aus verschiedenen Disziplinen zusammengeführte Fachwissen an Praktiker/ innen weiterzugeben, wobei die Fokussierung pädagogischer Schwerpunkte - wie bspw. Selbstständigkeit fördern - angestrebt wird. VHN 3 | 2017 272 REZE NSION E N Das Buch ist in acht Kapitel aufgeteilt. In der ersten Hälfte (zwei Kapitel) kann sich die Leserin einen weitreichenden Überblick über die körperlichen Voraussetzungen und die Entwicklungsabläufe verschaffen. Die Auswahl damit verbundener schwieriger Situationen zeugt vom Einblick der Autorinnen in die Lebenslage der ins Blickfeld genommenen Personengruppe. Zahlreiche Abbildungen, Tabellen und Übersichten sorgen für eine kompakte Wissensvermittlung. Die Beschreibung der Abläufe und Funktionen bei der Nahrungsaufnahme aus organischer sowie entwicklungspsychologischer Sicht helfen dem Leser, die beschriebenen Probleme besser zu verstehen. In jeweils straffer Darstellung werden Diagnostik (Kapitel 4), Kooperation (Kapitel 5) und Konzepte zur Unterstützung (Kapitel 6) angesprochen. Insgesamt prägen die aufgezählten Kapitel eher kurze Ausführungen, welche der Leserin Möglichkeiten aufzeigen, ohne zu sehr ins Detail zu gehen. Wobei Kapitel sechs mit seiner Kurzbeschreibung unterschiedlicher Konzepte überleitet zum wieder größeren Buchteil der Fördermöglichkeiten aus pädagogischer, pflegerischer und therapeutischer Perspektive. Aufbauend auf die in Kapitel zwei und drei beschriebenen Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme präsentieren die Autorinnen eine Vielzahl praktischer, zum Teil sehr einfach umsetzbarer Hinweise. Alltagsnähe ist eine Stärke der Ausführungen. Die Bezugnahme auf die verschiedenen schon im Kapitel sechs genannten Konzepte ist nicht immer explizit herausgestellt, jedoch wird durch die Begriffswahl deutlich, dass pädagogische sowie pflegerische und therapeutische Konzepte hier zusammengeführt werden. Anregungen und klare Anweisungen wechseln je nach Problematik ab. Die Varianz der Hinweise ist breit - vom einsetzbaren Hilfsmittel bis hin zu Schrittfolgen in unterschiedlichen Situationen. Wieder eher kurz, aber wertvoll für die pädagogische Arbeit ist das letzte Kapitel zu ethischen Fragen. Anschaulich mit Fallbeispielen illustrieren die Autorinnen bedeutsame Fragen in der alltäglichen Praxis um Themenkreise wie beispielsweise Selbstbestimmung oder Entscheidungssituationen. Die angestrebte Fokussierung auf pädagogische Schwerpunkte der Thematik gelingt den Autorinnen in den letzten beiden Kapiteln insbesondere durch das Hervorheben der Individualität jeder Person und der Selbstbestimmung als Ziel in Bezug auf die Nahrungsaufnahme. Zu empfehlen ist die Lektüre all jenen, welche sich neu in die Thematik einarbeiten, wie auch denjenigen, die ein Buch mit kompakt zusammengestelltem Wissen im Regal zum gelegentlichen Nachschlagen brauchen. Dr. Kathrin Mohr CH-1700 Freiburg DOI 10.2378/ vhn2017.art28d
