eJournals Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete 88/2

Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete
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0017-9655
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/vhn2019.art25d
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2019
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Rezension: Spreer, Diagnostik von Sprach- und Kommunikationsstörungen im Kindesalter

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2019
Christine Beckerle
Carina Müller
Rezension Spreer, Markus (Hrsg.) (2018): Diagnostik von Sprach- und Kommunikationsstörungen im Kindesalter München: Reinhardt. 302 S., € 49,99
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VHN 2 | 2019 163 REZE NSION E N Spreer, Markus (Hrsg.) (2018): Diagnostik von Sprach- und Kommunikationsstörungen im Kindesalter München: Reinhardt. 302 S., € 49,99 Das Buch liefert einen sehr verständlichen, klar strukturierten sowie theoretisch äußerst fundierten Überblick über die Diagnostik von Sprach- und Kommunikationsstörungen im Kindesalter. Zu Beginn werden wesentliche theoretische Grundlagen zum förderdiagnostischen Prozess in der Arbeit mit Kindern vermittelt, die den Leser/ innen einen guten Einstieg ins Thema bieten. An dieser Grundlagenvermittlung ist positiv hervorzuheben, dass nicht nur der Prozessschritt der Diagnostik, sondern auch der Schritt der Förder-/ Therapieplanung beleuchtet wird. Dies ist von großer Bedeutung, da der Transfer von der Diagnostik zur Förderung/ Therapie insbesondere für pädagogische Fach- und Lehrkräfte sehr herausfordernd ist. Im Anschluss - im Hauptteil des Werkes - wird das konkrete diagnostische Vorgehen bei isolierten und auch einzelnen komplexen Sprach-, Sprech- und Schriftsprachstörungen umfassend dargestellt. Pro Kapitel wird nach einer kurzen Einführung in die entsprechenden kindlichen Meilensteine und etwaige Störungsbilder eine große Bandbreite an diagnostischen Verfahren systematisch vorgestellt. Beschrieben werden wesentliche Charakteristika und Elemente des Verfahrens (Zielgruppe, Aufbau/ Inhalte, Durchführungs- und Auswertungshinweise usw.), sodass sich die Leser/ innen schnell einen recht differenzierten Einblick über die Verfahren verschaffen können. Besonders zu betonen ist, dass auch mit der Sprachentwicklung zusammenhängende Entwicklungsbereiche und entsprechende diagnostische Möglichkeiten aufgezeigt werden, die in anderen Veröffentlichungen manchmal aus dem Blick geraten. Ebenso bereichernd ist, dass ausführlich auf die Sprachentwicklungsdiagnostik bei mehrsprachigen Kindern eingegangen wird - ein komplexes Thema, das sowohl in pädagogischen als auch sprachtherapeutischen Kreisen immer mehr an Bedeutung gewinnt. Ein großes Highlight des Werkes sind die Erläuterungen zu einer Online-Datenbank, welche die Suche nach diagnostischen Verfahren für die Entwicklungsbereiche Sprache und Schriftsprache ermöglicht. Ergänzt werden diese um weitere Verfahren mit den Schwerpunkten Kognition, Mathematik, Motorik, sozial-emotionale Entwicklung und Wahrnehmung. Kriterien wie das Alter des Kindes, das Setting der Diagnostik, aber auch Angaben zu Autor/ innen und Verfahren können neben spezifischen Inhalten je Entwicklungsbereich in die Suche einbezogen werden. Vorstellbar ist, dass diese gelungene Datenbank von vielen Leser/ innen intensiv genutzt werden wird. Adressiert ist das Buch an ganz verschiedene Zielgruppen, die unterschiedlich vertraut sind mit dem Bereich Sprache. Angesprochen werden verschiedene pädagogische Professionen (z. B. frühpädagogische Fachkräfte, Lehrkräfte an inklusiven Schulen, Sprachheilpädagog/ innen) wie auch sprachtherapeutische Professionen (z. B. Logopäd/ innen, Sprachtherapeut/ innen, Klinische Linguisten). Damit einher geht, dass in der Veröffentlichung vielfältige Settings berücksichtigt werden, in denen Sprachdiagnostik durchgeführt VHN 2 | 2019 164 REZE NSION E N wird. So wird die Arbeit in Kindertageseinrichtungen, in (inklusiven) Schulen, in sprachheilpädagogischen Einrichtungen wie auch in der Sprachtherapie einbezogen. Allerdings bringt dieser Blick auf eine Vielfalt an Zielgruppen und Settings auch eine Herausforderung mit sich: Es ist unklar, inwiefern das inhaltliche Niveau für alle Adressat/ innen gleichermaßen passend ist. Während speziell für pädagogische Fachkräfte die kurze Einleitung in die verschiedenen Sprachebenen und die zugehörigen kindlichen Meilensteine eher knapp ist und die Nutzung weiterer Literatur erfordert, dürfte für sprachtherapeutisch Tätige die Diskussion der Verfahren sowie die Implementierung in die eigene Arbeit noch vertiefender angelegt sein. Insgesamt ist das Buch dennoch sehr empfehlenswert. Es wird dem Anspruch gerecht, einen umfassenden und aktuellen Überblick über diagnostische Verfahren zu Sprach- und Kommunikationsstörungen im Kindesalter geben zu wollen. Optimal lässt es sich als Nachschlagewerk von allen beschriebenen Zielgruppen nutzen und stellt eine gute Basis für eine fundierte Auswahl geeigneter Verfahren dar. Aus der Perspektive zweier Hochschullehrenden kann dieses Werk auch sehr gut in der Lehre eingesetzt werden. Dr. Christine Beckerle Carina Müller M. A. & M. Ed. D-30159 Hannover DOI 10.2378/ vhn2019.art25d