eJournals Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete 89/1

Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete
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0017-9655
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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2020
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Rezension

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2020
Angelika Rother
Steiner, Jürgen (2018): Ressourcenorientierte Logopädie Göttingen: Hogrefe. 192 S., € 39,95
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VHN 1 | 2020 71 REZE NSION E N Steiner, Jürgen (2018): Ressourcenorientierte Logopädie Göttingen: Hogrefe. 192 S., € 39,95 Das vorliegende Herausgeberwerk hat einen vielversprechenden Titel und greift für Sprachtherapeuten wichtige Themen auf. Durch das attraktive und didaktisch hochwertig gestaltete Buch wird der Leser ansprechend geführt, und es wird gleich zu Beginn klar, was unter Ressourcen für die Logopädie gemeint ist. Den Autoren geht es weniger um die theoretische Aufarbeitung der verschiedenen logopädischen Störungsbilder mit systematischer Literaturrecherche, sondern mehr um den Themenkomplex „Logopädie und Person“. Dabei werden unter anderem bekannte Themen aufgegriffen: Lebensqualität bei Aphasie und Elternarbeit bei Kindern mit Sprachentwicklungsverzögerung oder das Arbeiten in interprofessionellen Teams. Gesellschaftliche und umweltbezogene Aspekte fließen ebenso mit ein. Themen wie Resilienz, Lebensqualität, ICF-Klassifikation, Salutogenese, Empowerment, Persönlichkeit, Werte werden im Kontext der Logopädie bearbeitet. Auch das Thema „Evidenzbasierung“ darf nicht fehlen. Es wird von Regina Jenni aufgegriffen, wobei die Persönlichkeit des Therapeuten als Wirkfaktor genauer beleuchtet wird. Dabei interessiert auch die Frage, was wirkt: Charisma oder evidenzbasierte Methoden? Während altbewährte Themen im Kontext von Ressourcen beleuchtet werden, greift dieser Beitrag eine aktuelle Diskussion auf. „Logopädie und Person“ sind hier zentrales Anliegen, was sich auch in den anderen Beiträgen wiederfindet. Die Digitalisierung wird als Form der Teilhabe und somit als Ressource dargestellt, und so hat auch ein präsentes gesellschaftliches Thema Platz. Das ist insofern wichtig, da sich die Logopädie in den nächsten 10 Jahren im Zuge der Digitalisierung weiter verändern wird. Der psychologische Anspruch des Buches wird besonders deutlich in dem Kapitel zur kombinierten psychologischen Übungstherapie bei psychogen bedingten funktionellen Stimmstörungen. Steiner selber verfasst zum Schluss noch ein Kapitel, in dem es auch um die Unzufriedenheit der Logopäden geht. Die Autoren im deutschsprachigen Raum kommen vor allem aus Deutschland und der Schweiz. In den beiden Ländern gibt es jedoch erhebliche Unterschiede, und die prekäre Situation in Deutschland ist kein Maßstab für den gesamten deutschsprachigen DACH-Raum. In diesem Zusammenhang hätte eine Fußnote zu Beginn aufklären können, was unter Logopädie verstanden wird und ob alle sprachtherapeutischen Berufe, wie u. a. die Sprachheilpädagogik in Deutschland, darin eingeschlossen sind. Bekannte Experten, die entweder Logopäden sind oder aus verwandten Berufen kommen, schreiben zu ihren (Spezial-)Themen. Diese werden in das Gefäß Ressourcen gegossen. Als Zielgruppe werden vor allem Logopäden und verwandte Berufe in der Praxis angesprochen. Das Buch hat einen hohen psychologischen Anspruch, und eventuell ist sogar auch ein gewisser philosophischer Aspekt gewünscht. Es regt jedenfalls zum Nachdenken an. Für den Markt ist dieses Werk in einer solchen Form neu. Viele der Autoren arbeiten an Ausbildungseinrichtungen. So ist das Buch von (Hoch-)Schullehrern wesentlich mitgeprägt und kann herangezogen werden, um weiterführende und vertiefende Arbeiten zu den angesprochenen Themen anzuregen sowie zum ausgewählten Einsatz in der Lehre. Dipl.-Logopädin Angelika Rother CH-1700 Freiburg DOI 10.2378/ vhn2020.art06d