Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete
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0017-9655
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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Fachbeitrag: Beziehungsgestaltung zwischen Mitarbeiter/innen und Klient/innen im Setting der Intensivbetreuung unter dem Aspekt bewegungseinschränkender Maßnahmen
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Pia Georgi-Tscherry
Ingeborg Hedderich
In der deutschsprachigen Schweiz wurde von 2016 bis 2018 von der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit und der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik Zürich das Forschungsprojekt „Unterstützungsbedarf und Anforderungsprofil für Mitarbeitende in der Intensivbetreuung“ durchgeführt. Innerhalb dieser Studie wurde ein Teilprojekt zu „Umgang und Nutzen von bewegungseinschränkenden Maßnahmen bei Erwachsenen mit kognitiver Beeinträchtigung und herausfordernden Verhaltensweisen“ realisiert. Die Studienergebnisse des Teilprojekts zeigen auf, dass sich Mitarbeiter/innen gewisser Sicherungsstrategien bedienen, damit das Gesamtarrangement der Intensivbetreuung aufrechterhalten werden kann und sich die Mitarbeiter/innen als Akteure des Geschehens behaupten können.
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45 VHN, 92. Jg., S. 45 -60 (2023) DOI 10.2378/ vhn2023.art05d © Ernst Reinhardt Verlag Beziehungsgestaltung zwischen Mitarbeiter/ innen und Klient/ innen im Setting der Intensivbetreuung unter dem Aspekt bewegungseinschränkender Maßnahmen Pia Georgi-Tscherry Hochschule Luzern - Soziale Arbeit Ingeborg Hedderich Universität Zürich Zusammenfassung: In der deutschsprachigen Schweiz wurde von 2016 bis 2018 von der Hochschule Luzern - Soziale Arbeit und der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik Zürich das Forschungsprojekt „Unterstützungsbedarf und Anforderungsprofil für Mitarbeitende in der Intensivbetreuung“ durchgeführt. Innerhalb dieser Studie wurde ein Teilprojekt zu „Umgang und Nutzen von bewegungseinschränkenden Maßnahmen bei Erwachsenen mit kognitiver Beeinträchtigung und herausfordernden Verhaltensweisen“ realisiert. Die Studienergebnisse des Teilprojekts zeigen auf, dass sich Mitarbeiter/ innen gewisser Sicherungsstrategien bedienen, damit das Gesamtarrangement der Intensivbetreuung aufrechterhalten werden kann und sich die Mitarbeiter/ innen als Akteure des Geschehens behaupten können. Schlüsselbegriffe: Herausfordernde Verhaltensweisen, Behinderung, Beeinträchtigung, Intensivbetreuung Shaping the Relationship between Staff and Clients in Residential Institutions with Regard to Measures Restricting Movement Summary: In German-speaking Switzerland, the research project “Support Needs and Requirement Profile for Staff in Intensive Care” was conducted by the Lucerne School of Social Work and the Intercantonal School of Special Needs Education Zurich from 2016 to 2018. Within this study, a sub-project on “Handling and benefits of movement-restricting measures for adults with cognitive impairment and challenging behaviour” was realized. The study results of the sub-project show that staff members use certain safety strategies so that the overall arrangement of intensive care can be maintained and the staff members can assert themselves as actors in the events. Keywords: Challenging behaviours, disability, impairment, residential institutions FACH B E ITR AG 1 Ausgangslage Die Intensivbetreuung gilt als hochspezialisiert ausgestattetes Betreuungssetting und richtet sich an erwachsene Klient/ innen, die aufgrund herausfordernder Verhaltensweisen (folgend HeVe) einen äußerst hohen Unterstützungsbedarf vorweisen. Gemäß dem deutschen Netzwerk Intensivbetreuung wird unter einer Intensivbetreuung „die Betreuung, Beratung oder Förderung von Menschen mit geistiger Behinderung und schweren psychischen Störungen und/ oder schwerwiegend herausforderndem Verhalten“ (Müller, 2013, S. 13) verstanden. VHN 1 | 2023 46 PIA GEORGI-TSCHERRY, INGEBORG HEDDERICH Beziehungsgestaltung in der Intensivbetreuung FACH B E ITR AG Sie gilt als spezifisches Betreuungssetting für Klient/ innen, die für ein reguläres institutionelles Angebot aufgrund von HeVe als nicht mehr tragbar erachtet werden. Die Thematik der HeVe wird zentralisiert und Bemühungen um den Personenkreis werden strukturell gebündelt (Kasper & Calabrese, 2018, S. 40). Dabei werden unter HeVe Verhaltensweisen eines Menschen verstanden, die im Interaktionsprozess von der unmittelbaren Umgebung als problematisch wahrgenommen werden. Der Begriff steht somit für ein Verständnis, welches eine differenzierte Betrachtung von Verhaltensweisen ermöglichen kann. Damit wird der Versuch unternommen, HeVe von sozial angepasstem Verhalten zu unterscheiden und Verhalten, welches nicht den normorientierten Verhaltenserwartungen entspricht, zu definieren (Lamnek, 2001, S. 16). Gründe für den Übertritt in eine Intensivbetreuung sind u. a. schwerwiegendes fremdverletzendes Verhalten wie massive Gewaltbereitschaft gegenüber Drittpersonen, zudem Schlagen, Beißen und Spucken. Auch sachbeschädigendes Verhalten wie das Zerschlagen von Mobiliar oder das Werfen mit diesem zählen zu diesen Gründen. Selbstverletzende Verhaltensweisen sind im Setting einer Intensivbetreuung weniger häufig anzutreffen (Calabrese & Georgi-Tscherry, 2018). Es handelt sich somit überwiegend um externalisierte herausfordernde Verhaltensweisen, welche die Klienten/ innen auf einer Intensivbetreuung zeigen. Innerhalb der Intensivbetreuung soll den Klient/ innen ein sicherer und individuell angepasster Rahmen geboten werden, der eine intensive und lebensbereichsübergreifende Unterstützung gewährleistet. Dazu ist u. a. eine gelingende Beziehungsgestaltung von Vorteil, denn diese stellt die Grundlage des pädagogischen Handelns dar und gilt als Voraussetzung für einen konstruktiven Umgang mit den Klient/ innen (Müller-Teusler, 2013). Das Ziel der Intensivbetreuung sollte sein, dass die Klient/ innen temporär dort leben, alternative Verhaltens- und Bewältigungsstrategien erlernen und somit eine Reintegration oder Eingliederung in reguläre Wohngruppen oder gemeindenahe Strukturen möglich ist (vgl. Glasenapp & Hennicke, 2013; Glasenapp, 2013). Neben diesen Bemühungen und Chancen existieren jedoch auch Risiken für die Klient/ innen, die auf einer Intensivwohngruppe leben. Dazu zählen unter anderem Stigmatisierungsprozesse und Zuschreibungen, unangemessene Rollenerwartungen, Überbehütung, Unselbstständigkeit sowie Ausschluss von Teilhabe. Zudem wird auf herausfordernde Verhaltensweisen der Klient/ innen häufig mit bewegungseinschränkenden Maßnahmen als klientelzentrierte Handlungsoption reagiert (vgl. Büschi, Schicka, Calabrese, Hassler & Zambrino, 2020; Georgi- Tscherry, 2021) um das Verhalten der Klient/ innen zu beeinflussen oder zu kontrollieren (Calabrese, 2017). Ergänzend dazu zeigen MacDonald, McGill und Deveau (2014) auf, dass Klient/ innen die Anwendung von bewegungseinschränkenden Maßnahmen, im Besonderen physische Interventionen, als schmerzhaft und emotional belastend erleben. Darüber hinaus berichten die interviewten Klient/ innen, dass sie die erlebten bewegungseinschränkenden Maßnahmen als nicht gerechtfertigt empfinden. Zudem haben die Klient/ innen den Eindruck, dass die Mitarbeiter/ innen Freude und Spaß an der Umsetzung der bewegungseinschränkenden Maßnahmen haben (ebd.). 1.1 Bewegungseinschränkende Maßnahmen im Kontext der Intensivbetreuung Bewegungseinschränkende Maßnahmen (folgend BeM) stellen im Kontext der Intensivbetreuung eine gängige Handlungsoption dar, um das gezeigte herausfordernde Verhalten der Klient/ innen zu kontrollieren oder zu verändern (vgl. Calabrese, 2017; Büschi et al., 2020). Unter BeM verstehen die Autorinnen Maßnahmen, welche grundsätzliche Eingriffe in die Freiheit des Individuums beinhalten. Das sind VHN 1 | 2023 47 PIA GEORGI-TSCHERRY, INGEBORG HEDDERICH Beziehungsgestaltung in der Intensivbetreuung FACH B E ITR AG sowohl physische, elektronische 1 und räumliche Einschränkungen der Bewegungsfreiheit als auch medizinische Maßnahmen zur Ruhigstellung. Die Voraussetzungen für die Einschränkung der Bewegungsfreiheit bei einer urteilsunfähigen Person sind im Schweizerischen Zivilgesetzbuch (ZGB) unter Art. 383ff. geregelt, medizinische Maßnahmen zur Umsetzung einer bewegungseinschränkenden Maßnahme fallen gemäß ZGB unter Art. 377ff. Diese rechtlichen Bestimmungen geben den Bezugsrahmen vor, die institutionalisierte Praxis bildet den Rahmen der Umsetzung von BeM. Gründe für die Anwendung und Durchführung von BeM sind u. a. der Schutz vor selbst- und fremdverletzenden Verhaltensweisen oder vor Verhalten, das eine Sachbeschädigung zur Folge hat. Neben diesen werden auch „personal- und organisationsorientierte“ sowie „behandlungsorientierte“ und „sozialorientierte Gründe“ aufgeführt (Köpke et al., 2015, S. 26). Büschi et al. (2020) kommen zum Ergebnis, dass die Anwendung von bewegungseinschränkenden räumlichen, physischen und medizinischen Maßnahmen in Krisensituationen in spezialisierten Einrichtungen wie der Intensivbetreuung häufiger vorkommen als in der Regelbetreuung. Im Alltag einer Intensivwohngruppe werden die BeM von den Mitarbeiter/ innen umgesetzt (Georgi-Tscherry, 2021), also von der Personengruppe, welche den Klient/ innen eine lebensbereichsübergreifende Unterstützung bieten soll. 1.2 Mitarbeitende in der Intensivbetreuung Das Handeln der Mitarbeiter/ innen im Praxisfeld beruht auf fachwissenschaftlichem Grundwissen, unterschiedlichen Zielperspektiven sowie einer Grundhaltung respektive auf einem bestimmten Menschenbild (Mohr, 2008). Dieses Handeln bedarf einer gewissen Legitimation, da es auf unterschiedlichste Weise in den Entwicklungsprozess der Klient/ innen eingreift respektive auf diese einwirkt (Dederich, 2006). Die Anwendung und Durchführung von BeM stellt innerhalb der Intensivbetreuung ein solches Handeln dar und soll bei den Klient/ innen u. a. Verhaltensänderungen hervorbringen (vgl. Köpke et al., 2015; Calabrese, 2017; Georgi- Tscherry, 2021). Infolgedessen zielen Erwartungen und Anforderungen vonseiten der Mitarbeiter/ innen auf eine Verbesserung im Sinne von Erwerb, Korrektur oder Vertiefung von individuellen Handlungen bzw. Handlungsstrategien ab. Hierbei handelt es sich häufig um Motive, die mit normativen Vorstellungen einhergehen, was ein Mensch mit kognitiver Beeinträchtigung kann, soll und muss (Dederich, 2006). Dabei stehen die Mitarbeiter/ innen oftmals im Spannungsfeld zwischen Möglichkeiten, Aktualität und gegebenen Strukturen (Trescher, 2017). Dieses Spannungsfeld zeigt sich auf unterschiedlichen Ebenen u. a. durch äußere, wie bspw. vorhandene Gesetze, sowie innere institutionell-konzeptionelle und handlungspraktische Vorgaben (ebd.). Mitarbeiter/ innen stellen „einen zentralen Träger von Entwicklungsprozessen dar“ (Hedderich, 2009, S. 28). Um Entwicklungsprozesse zu ermöglichen, müssen Mitarbeiter/ innen eine tragfähige Beziehung zu den Klient/ innen aufbauen, resp. über Beziehungskompetenz verfügen. Beziehungskompetenzen werden im pädagogischen Kontext häufig als Schlüsselkomponenten bezeichnet, da sie eine wesentliche Voraussetzung für das Gelingen der Arbeit darstellen (Böhle, Grosse, Schrödter & van den Berg, 2012). Dabei wird eine Beziehung dadurch definiert, dass sie durch „Dauerhaftigkeit der Interaktion bei unterschiedlicher hoher emotionaler Intensität und Nähe gekennzeichnet“ ist (ebd., S. 185). Pädagogisches Handeln und die daraus resultierende Beziehungsgestaltung verlangt somit von den Mitarbeiter/ innen einen respektvollen und sensiblen Umgang mit den Klient/ innen, da sie einen hohen Einfluss auf deren Leben haben und oft die wichtigsten Bezugspersonen für sie darstellen (Glammeier, 2018). Die Klient/ innen müssen VHN 1 | 2023 48 PIA GEORGI-TSCHERRY, INGEBORG HEDDERICH Beziehungsgestaltung in der Intensivbetreuung FACH B E ITR AG sich oftmals aus „Ermangelung freundschaftlicher oder auch familiärer Bezugspersonen“ (Kremser, 2017, S. 73) auf diese Beziehungen verlassen können. Aufgrund der HeVe der Klient/ innen zeigt sich häufig eine Störung der Beziehung zwischen den Klient/ innen und den Mitarbeiter/ innen, welche bis zum Abbruch der Beziehung führen kann (vgl. Dieckmann & Haas, 2007; Kremser, 2017; Theunissen & Kulig, 2019). Darüber hinaus arbeiten die Mitarbeiter/ innen in einem Umfeld, welches mit hohen psychosozialen Belastungen einhergeht (vgl. Krieger, Graf & Vanis, 2015; Schwangler, Wahl, Neuperdt & Rathmann, 2020). Insbesondere das gezeigte herausfordernde Verhalten der Klient/ innen kann sich als belastendes Moment in der Arbeit manifestieren (Müller & Hedderich, 2019). Ebenso zeigen einige Studien auf, dass von Schüler/ innen gezeigtes herausforderndes Verhalten von Lehrpersonen als zentraler Belastungsfaktor und als Hauptursache für Burnout bei diesen angegeben wird (vgl. Hedderich, 2009; Scherzinger & Wettstein, 2014; Wettstein & Hofer, 2014). Merkmale einer Burnout-Symptomatik sind u. a. Erschöpfungszustände mit reduzierter Leistungsfähigkeit und Dehumanisierung aufseiten der Mitarbeiter/ innen. Dehumanisierung bedeutet dabei u. a. eine Entfremdung hinsichtlich berufsspezifischer Interaktionspartner und teilweise einen gegen die Arbeit gerichteten Zynismus (vgl. Buchwald & Ringeisen, 2009; Bracks, 2013). Aufgrund der aufgeführten Faktoren scheint eine reflexive Haltung und Herangehensweise aufseiten der Mitarbeiter/ innen von immenser Bedeutung, da pädagogisches Handeln immer auch reflexives Handeln beinhalten soll (Trescher, 2018). Somit sind Mitarbeiter/ innen eine entscheidende „Schnittstelle zwischen guten Konzepten und der Alltagswirklichkeit in der Institution“ (Lutz & Haltiner, 1998, S. 7) und bedürfen hinsichtlich ihrer Beziehungsgestaltung zu den Klient/ innen einer besonderen Beachtung. 2 Fragestellung und methodisches Vorgehen Die vorliegenden Daten stammen aus dem Teilprojekt „Umgang und Nutzen von bewegungseinschränkenden Maßnahmen bei Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung und herausfordernden Verhaltensweisen“. Dieses war Teil des übergeordneten Forschungsprojekts „Unterstützungsbedarf und Anforderungsprofil für Mitarbeitende in der Intensivbetreuung“, welches in der deutschsprachigen Schweiz von 2016 bis 2018 von der Hochschule Luzern - Soziale Arbeit und der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik in Zürich durchgeführt wurde. Dabei erstreckte sich das hier vorgestellte Teilprojekt über diesen Zeitraum bis 2019. Das übergeordnete Forschungsprojekt wurde in zwei Teilerhebungen im Rahmen eines Mixed-Methods-Designs durchgeführt. Die erste Teilerhebung umfasste eine anonymisierte Onlinebefragung, während die zweite Teilerhebung eine qualitative Vertiefung mittels problemzentrierter Interviews beinhaltete. In beiden Teilerhebungen wurden Fragen zum Teilprojekt eingeflochten. In diesem Beitrag werden ausgewählte Ergebnisse des Teilprojekts vorgestellt, und es wird namentlich folgender Fragestellung nachgegangen: Inwiefern wirkt sich der Aspekt von bewegungseinschränkenden Maßnahmen im Setting der Intensivbetreuung auf die Beziehungsgestaltung zwischen Mitarbeiter/ innen und Klient/ innen aus? 2.1 Quantitative Erhebung Die erste Phase der Gesamtstudie beinhaltet einen Workshop mit der Echogruppe 2 , in welchem die Onlineerhebung in Zusammenarbeit mit der Echogruppe ausgearbeitet wurde. Die Fragebögen - ein Fragebogen für Mitarbei- VHN 1 | 2023 49 PIA GEORGI-TSCHERRY, INGEBORG HEDDERICH Beziehungsgestaltung in der Intensivbetreuung FACH B E ITR AG ter/ innen und ein Fragebogen für Leitungspersonen - wurden vor der eigentlichen Erhebung einem Pre-Test durch die Echogruppe unterzogen und gemäß den Rückmeldungen angepasst. Danach wurden die Fragebögen möglichst allen Personen, die in der Deutschschweiz in leitender Stellung oder als Mitarbeiter/ in in der Intensivbetreuung tätig sind, zugesandt. Die Institutionen wurden mithilfe der Echogruppe im Sinne einer Feldanalyse rekrutiert. Den Teilnehmenden wurde Anonymität zugesichert. Kriterien für die Teilnahme waren: n In der Institution resp. in einer Abteilung davon ist ein Konzept ‚Intensivbetreuung‘ verankert. n Die Mitarbeiter/ innen arbeiten mehr als 50 % ihres Pensums in der Intensivbetreuung. n Die Leitungspersonen leiten den Bereich der Intensivbetreuung auf der operativen Ebene. Grundlage für beide Fragebögen waren bestehende Instrumente aus der betrieblichen Gesundheitsforschung wie das Copenhagen Psychosocial Questionnaire zur Erfassung der psychischen Belastung von Mitarbeiter/ innen. Dabei wurden relevante Aspekte, die für die Arbeit in der Intensivbetreuung wichtig sind, vorgängig eruiert und aus der jeweiligen Perspektive (Mitarbeitende oder Leitungspersonen) beleuchtet. Darüber hinaus wurde die Kurzversion Big Five in den Fragebogen integriert, da sich die Dimensionen als erfolgreiche Prädiktoren für verschiedene individuelle wie gesellschaftliche Prozesse und Phänomene erwiesen haben (Rammstedt, Kemper, Klein, Beierlein & Kovaleva, 2013, S. 235). Der Big Five bezieht sich auf das Fünf-Faktoren-Modell der Persönlichkeit nach Robert R. McCrae & Paul Costa. Es handelt sich dabei um ein Modell aus der Persönlichkeitspsychologie mit fünf Hauptdimensionen (emotionale Stabilität, Extraversion, Offenheit für Erfahrungen, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit der Persönlichkeit) (McCrae & Costa, 1985). Für die hier vorliegende Teilstudie ist die anonymisierte Onlinebefragung der Mitarbeiter/ innen von Bedeutung, da nur in dieser Erhebung relevante Fragen zur Thematik erhoben wurden. Für die Konzipierung des Fragebogens waren vorwiegend standardisierte Antworten vorgesehen. Einzelne offene Fragen waren jedoch auch enthalten, es gab Ja/ Nein-Fragen sowie Fragen mit einer Likertskala von 0 - 4 als Antwortformat. Die deskriptive Auswertung der Fragebögen erfolgte mit dem Statistikprogramm SPSS. 2.2 Qualitative Erhebung Als Forschungsmethode wurde die Grounded Theory (Strauss & Corbin, 1996) gewählt, da es diese basierend auf dem empirischen Datenmaterial - in diesem Projekt auf der Grundlage von Einzelinterviews - erlaubt, menschliches Handeln und Interagieren im Alltag unter Einbezug und Berücksichtigung des jeweiligen Kontextes zu untersuchen. Zudem ermöglicht die Grounded Theory eine Beschreibung oder Erklärung der sozialen Phänomene basierend auf miteinander vernetzten Konzepten (Böhm, 1994, S. 121) und trägt dazu bei, eine gegenstandsbezogene Theorie zu entwickeln. 25 Mitarbeiter/ innen, die im Setting der Intensivbetreuung arbeiten, wurden mittels problemzentrierter Interviews (vgl. Witzel, 1985; Witzel & Reiter, 2012) befragt. Die Interviews dauerten zwischen 45 Minuten und zweieinhalb Stunden, im Durchschnitt dauerte ein Interview 90 Minuten. Nach einer offenen Einstiegsfrage, die die Befragten anregte, über ihren Arbeitsalltag zu erzählen, wurden anhand des Leitfadens weitere Themenfelder angesprochen und die Aussagen der Interviewten durch Nachfragen weiter vertieft. Den Interviewten wurde dabei die größtmögliche Freiheit in der Strukturierung der Aussagen zugestanden. Der Fragebogen für die Mitarbeiter/ innen umfasste 7 Themenkomplexe mit verschiedenen Unterfragen. Themen waren: VHN 1 | 2023 50 PIA GEORGI-TSCHERRY, INGEBORG HEDDERICH Beziehungsgestaltung in der Intensivbetreuung FACH B E ITR AG n Person & Beruf n Arbeiten im Team n Berufliche Entwicklungsmöglichkeiten n Einschätzung der persönlichen Arbeitssituation n Regeln & Abläufe auf der Intensivwohngruppe n Persönliche Befindlichkeit n Klient/ innenspezifische Fragen u. a. zu: ▪ Umgang mit herausfordernden Verhaltensweisen ▪ Umgang mit bewegungseinschränkenden Maßnahmen ▪ Tagesgestaltung/ Aktivitäten mit Klient/ innen Quantitative Erhebung Qualitative Erhebung Geschlecht n Frau n Mann 63 49 14 11 Alter n 16 -20 n 21 -25 n 26 -30 n 31 -35 n 36 -40 n 41 -45 n 46 -50 n 51 -55 n 56 -60 n 61 -65 03 13 14 21 12 14 11 09 09 06 - 02 - 05 - 02 07 02 03 02 Qualifikation n Sozialpädagog/ innen (HF oder FH) n Fachfrau/ -mann Betreuung n Heilerziehungspfleger/ in n Pflegefachpersonen n Heilpädagoginnen n Arbeitsagoge n Kindergärtner/ in n Fachmann/ -frau Gesundheit n Psychologin n Keine Angaben n Ohne Ausbildung 28 26 14 06 03 03 02 01 01 01 27 11 03 07 02 02 - - - - - - Anstellungsprozente n 20 -45 % n 50 % n 55 % n 60 % n 70 % n 75 % n 80 % n 85 % n 90 % n 100 % 03 02 - 09 11 01 61 01 11 13 - - 01 - 04 - 07 03 03 07 Tab. 1 Stichprobe Mitarbeiter/ innen quantitative Erhebung (N = 112) und qualitative Erhebung (N = 25) VHN 1 | 2023 51 PIA GEORGI-TSCHERRY, INGEBORG HEDDERICH Beziehungsgestaltung in der Intensivbetreuung FACH B E ITR AG Sämtliche Interviews wurden mit einem Audiogerät aufgenommen, in Mundart oder Hochdeutsch geführt, anschließend ins Hochdeutsche transkribiert und in die Software MAXQDA überführt. Sämtliche Angaben in den Interviews wurden anonymisiert. Die Datenerhebung erfolgte im Zeitraum von Sommer 2017 bis Frühjahr 2018. Datenerhebung und -auswertung wechselten sich ab, getreu dem Forschungsverständnis der Grounded Theory (Przyborski & Wohlrab-Sahr, 2014). Die Auswertung der verbalen Daten erfolgte mit dem Verfahren des theoretischen Kodierens nach Strauss und Corbin (1996). Dabei wurden zum einen deduktiv Kategorien (Arten von BeM, Umgang mit und Folgen von HeVe, Belastungsmomente, Prävention & Deeskalation) anhand der Forschungsfragen gebildet. Zum andern wurden ergänzende induktive Kategorien aus dem Datenmaterial eruiert (Haltungen und Kommunikation, Rollenverständnis). 2.3 Samplebeschreibung 2.3.1 Sample der quantitativen Erhebung 112 Mitarbeiter/ innen aus 16 Institutionen mit einer Intensivbetreuung haben den Fragebogen vollständig ausgefüllt. Insgesamt wurde die Onlinebefragung 159 Mitarbeiter/ innen einer Intensivbetreuung zugestellt. Die Teilnahme an der Befragung war freiwillig, es gab keine Gratifikation. Die Zusammensetzung der Stichprobe ist in Tabelle 1 ersichtlich. 2.3.2 Sample der qualitativen Erhebung Die Stichprobe der 25 interviewten Mitarbeiter/ innen setzt sich aus 14 Frauen und 11 Männern verteilt auf neun Institutionen aus sechs Deutschschweizer Kantonen 3 zusammen. Zum Zeitpunkt des Interviews arbeiteten 22 der befragten Mitarbeiter/ innen seit ein bis zwei Jahren in einer Intensivbetreuung, drei Mitarbeiter/ innen gingen seit sieben Jahren ihrer beruflichen Tätigkeit in der Intensivbetreuung nach. Sie betreuen zwischen vier und zehn Klient/ innen in der Intensivbetreuung und arbeiten in einem Team von acht bis 24 Teammitgliedern. Bei der Stichprobe fällt auf, dass alle Interviewten eine fachspezifische Ausbildung im Bereich der Behindertenarbeit oder Pflege vorweisen (vgl. Tab. 1), da Personen ohne fachspezifische Ausbildung sich nicht für ein Interview zur Verfügung gestellt haben. Die Rekrutierung der Teilnehmer/ innen erfolgte im Rahmen des Forschungsprojektes. Die Teilnehmer/ innen der Onlinebefragung hatten die Möglichkeit, bei Interesse an einem Interview ihre Kontaktdaten (Mailadresse) zu hinterlegen. Die Teilnahme an den Interviews war freiwillig. 3 Sicherungsstrategien zur Beziehungsgestaltung Nachfolgend werden die zentralen Ergebnisse der Hauptkategorien präsentiert, aus welchen die Kernkategorie „Sicherungsstrategien“ ausgearbeitet wurde, da es sich hierbei um das zentrale Phänomen der Analyse handelt. Sicherungsstrategien sind Aussagen und Handlungen der Mitarbeiter/ innen, um im Setting der Intensivbetreuung handlungsfähig zu bleiben. In der rekonstruierten Kernkategorie „Sicherungsstrategien“ können somit alle in den Interviews eruierten Hauptkategorien: ‚emotionale Distanz zum eigenen pädagogischen Handeln‘, ‚Autoritätsmacht legitimieren‘, ‚Rollenverständnis‘ sowie ‚Dialogpraktiken‘ verortet werden. Diese werden folgend einzeln präsentiert. Zur Verdeutlichung der Ergebnisse werden jeweils Ankerbeispiele in Form von Zitaten aus den Interviews aufgeführt, wobei sämtliche Zitate aufgrund der besseren Lesbarkeit in bereinigter Form wiedergeben werden. Bei einigen Ergebnissen werden Daten aus der quantitativen Erhebung herangezogen, um die Relevanz der Aussagen zu verdeutlichen. VHN 1 | 2023 52 PIA GEORGI-TSCHERRY, INGEBORG HEDDERICH Beziehungsgestaltung in der Intensivbetreuung FACH B E ITR AG 3.1 Emotionale Distanz zum eigenen pädagogischen Handeln Folgt man den Selbstauskünften, lässt sich ein wesentlicher Faktor hinsichtlich einer emotionalen Distanz zum eigenen pädagogischen Handeln der Mitarbeiter/ innen ausmachen. Dies zeigt sich zum einen auf der psychischemotionalen Ebene. So sind einzelne Blicke in Richtung der Klienten/ innen oder verbale Äußerungen bei Anzeichen von HeVe eine Art Deeskalationsstrategie: „Ich kann aber mittlerweile einen scharfen Blick zuwerfen oder irgendeine dumme Bemerkung machen oder irgendeine Geste, dann lässt sie wieder los“ (P. 18, Pos. 307). Ergänzend dazu wenden Mitarbeiter/ innen Praktiken von physischen Interventionen an: „Körperliche Auseinandersetzungen, wenn es die braucht, da scheu ich mich nicht, die zu führen. Das ist nicht unbedingt das, was ich mir wünsche. […] aber wenn es dann eine körperliche Auseinandersetzung gibt, dann gibt es die“ (P. 3, Pos. 20). Der Sachverhalt körperlicher Präsenz wurde auch in der Onlinebefragung erhoben. Dabei gaben ca. 25 % der Befragten an, dass das Demonstrieren körperlicher Präsenz für das eigene Sicherheitsbedürfnis wichtig ist. Die Umsetzung der BeM kann bei Klienten/ innen zu körperlichen Beschwerden führen. Diese werden von den Mitarbeiter/ innen erkannt und gleichzeitig akzeptiert: „Dann kann es auch sein, dass die Klienten Muskelkater haben, am nächsten Tag, weil sie so getobt haben. Danach sind sie okay“ (P. 16, Pos. 247). Zudem gaben in der Onlineerhebung 47.8 % der Mitarbeiter/ innen an, dass die Durchführung von BeM zu schweren und mittleren Verletzungen bei den Klient/ innen geführt hat. Diese Verletzungen haben unterschiedliche Ausprägungen wie in Abb. 1 ersichtlich. Die Mitarbeiter/ innen sind i. d. R. bemüht, ihr Handeln zu legitimieren und zu begründen: „In dem Moment bin ich auch geschützt, dass ich zurückschlage [unter zurückschlagen ist hier die Durchführung von BeM gemeint]. Man kann sich nicht immer nur schlagen lassen, das funktioniert nicht. NIEMAND kann sagen, das macht mir nichts aus“ (P. 20, Pos. 417). Ergänzend dazu reflektieren die Befragten ihre Handlungen und suchen gleichzeitig Begründungen dafür: „Man darf nicht ganz außen vorlassen, dass man natürlich schon eine gewisse Zeit hier arbeitet und dass man sich auch daran Schwere Verletzungen (Frakturen, Kopfverletzungen) 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 Mittlere Verletzungen (schwere Schürfwunden, Schnittverletzungen) Minimale Verletzungen (blaue Flecke, leichte Schürfwunden) 10,4 37,4 89,6 Abb. 1 Bewegungseinschränkende Maßnahmen haben bei den Klient/ innen schon zu körperlichen Verletzungen geführt. N = 112, Mehrfachantworten möglich (Angaben in Prozent) VHN 1 | 2023 53 PIA GEORGI-TSCHERRY, INGEBORG HEDDERICH Beziehungsgestaltung in der Intensivbetreuung FACH B E ITR AG gewöhnt mit der Zeit. Ich bin der Meinung, das macht was mit einem, mit deiner Persönlichkeit, und viele würden wahrscheinlich sagen, das ist eine Art Abgestumpftheit“ (P. 4, Pos. 56). 3.2 Autoritätsmacht legitimieren Begünstigt wird diese emotionale Distanz durch den Versuch, die Autoritätsmacht zu legitimieren. Dies zeigt sich deutlich bei der Durchführung und Umsetzung von BeM; die Mitarbeiter/ innen verweisen häufig auf die engen Strukturen innerhalb einer Intensivbetreuung sowie deren gesellschaftlichen Auftrag. Diese engen Strukturen sind Teil der Intensivbetreuung und nehmen einen großen Stellenwert für die Mitarbeiter/ innen ein, da sie größtenteils davon ausgehen, dass der Auftrag der Intensivbetreuung nur durch enge Strukturen umgesetzt werden kann: „Weil sie die Strukturen brauchen, weil sie überfordert sind, wenn du das nicht hast“ (P. 14, Pos. 37). Dennoch ist sich ein großer Teil der Befragten dieser Gratwanderung bewusst und betont immer wieder, wie wichtig die Reflexion der eigenen Arbeit ist: „Es ist immer ein Machtverhältnis, man hat immer Macht - ich denk darüber muss man sich bewusst sein. Dass es nicht missbraucht wird, es geht immer um Macht. Also wenn ich die Tür zuschließe, ist der Klient hinter der Tür und kann nichts mehr machen“ (P. 20, Pos. 435). Zugleich wird diese Autoritätsmacht von einzelnen Befragten legitimiert: „Das ist eine massive Maßnahme, das ist ja wirklich ein Eingriff in die Persönlichkeit. Trotzdem ist sie berechtigt in meinen Augen, um eine Situation zu beruhigen und einen Menschen mal wieder zu sich zu bringen“ (P. 25, Pos. 62). 3.3 Rollenverständnis Aus dieser legitimierten Autoritätsmacht ergibt sich für die Mitarbeiter/ innen ein Rollenverständnis, welches BeM als integralen Bestandteil des professionalen Handelns umfasst. Dieses Rollenverständnis wird u. a. durch den vermeintlichen Auftrag einer Intensivbetreuung gestützt: „Eine BeM muss von verschiedenen Stellen genehmigt werden, so kann ich auch hinter den BeM stehen und ich sehe oft auch die Notwendigkeit dieser BeM“ (P. 14, Pos. 459). Die Notwendigkeit von BeM wurde auch in der Onlinebefragung erhoben. Dabei gaben über 75 % der Befragten an, dass sie es als notwendig erachten, BeM im Kontext der Intensivbetreuung durchzuführen. Zudem - wenn auch kritisch hinterfragt - wird das Rollenverständnis dadurch genährt, dass im Setting der Intensivbetreuung von den Mitarbeiter/ innen die Umsetzung der BeM erwartet wird: „Gegenüber mir als Person kann ich gut mit Gewalt umgehen, das ist es nicht. Was mich stört, ist die Reaktion von uns: Was entsprechend dem gezeigten Verhalten geschehen muss“ (P. 5, Pos. 12). Die Mitarbeiter/ innen kommen im Besonderen zu Beginn ihrer Anstellung auf einer Intensivbetreuung teilweise in eine dilemmatische Situation, dennoch scheinen sie im weiteren Verlauf ihrer Tätigkeit diese Art von Handlungsoptionen zu akzeptieren: „Also ich denke schon, am Anfang war dieser Pinkraum, da jemanden rein zu bringen, das hat Überwindung gebraucht, auch das erste Mal es selbst zu machen. Das hat sehr viel Überwindung gebraucht. Und gleichzeitig merke ich jetzt, das ist wirklich tatsächlich das, was in gewissen Situationen hilft. Und von dem her kann ich das jetzt auch anders betrachten“ (P. 10, Pos. 36). Um in diesem Spannungsfeld arbeiten zu können, wird bei der Umsetzung und Durchführung von BeM aufseiten der Mitarbeiter/ innen das Rollenverständnis gegenüber den Klient/ innen weiter zementiert: „Und jetzt haben wir aber alle so weit, dass sie freiwillig da rüber laufen. Dann macht man die Isolations-Zimmertüre auf, sie laufen rein […] und ich mache dann die Tür zu“ (P. 22, Pos. 93). Aus diesem Rollenverständnis entsteht teilweise die Erwartungshaltung, dass sich die Klient/ innen faktisch freiwillig VHN 1 | 2023 54 PIA GEORGI-TSCHERRY, INGEBORG HEDDERICH Beziehungsgestaltung in der Intensivbetreuung FACH B E ITR AG aufgrund von Einsicht und neuen Handlungskompetenzen in eine BeM begeben. Auch hinsichtlich des Verhaltens der Klient/ innen nach der Durchführung einer BeM scheint es gewisse Erwartungshaltungen aufseiten der Mitarbeiter/ innen zu geben, so können Aussagen hinsichtlich einer Entschuldigung der Klient/ innen dahingehend verortet werden: „Danach sind sie okay: ‚Du hast mir jetzt meine Grenze gezeigt und ich akzeptiere das. Schön, dass du wieder mit mir arbeitest.‘ Das merkt man, auch wenn sie sich entschuldigen“ (P. 18, Pos. 247). 3.4 Dialogpraktiken Um das Rollenverständnis zu bedienen und aufrechtzuerhalten, treten die Mitarbeiter/ innen in Dialogpraktiken mit den Klient/ innen ein. Sie sind bestrebt, die Beziehungsebene nach der Durchführung einer BeM nicht unnötig zu belasten, was das Vorgehen erklärt, dass die Mitarbeiter/ innen, die eine BeM durchgeführt haben, diese auch wieder aufheben: „Also der Bewohner identifiziert das Problem automatisch mit der Person. Darum ist auch wichtig, dass es von der auch wieder aufgelöst wird. Ich kann nicht etwas für jemand anderen auflösen“ (P. 22, Pos. 97). Allein dieses Vorgehen reicht nicht, um die Beziehung nach einer BeM aufrechtzuerhalten. So erfolgt eine Nachbesprechung mit den Klient/ innen, um die Situation aufzuarbeiten, welche jedoch zugleich eine Legitimation der Durchführung beinhaltet: „Man sperrt jemanden ein und holt ihn dann wieder heraus und dann ist der Käse gegessen: ‚Nein, man bespricht das.‘ Nicht immer zeitnah, aber man bespricht, und die Klientinnen haben mir ganz oft erzählt, wie beruhigend das war“ (P. 25, Pos. 64). Dieses Selbstverständnis der BeM resp. deren Legitimation zeigt sich auch in der Onlinebefragung. So stimmen über 75 % der Befragten voll und ganz oder eher zu, dass sie nach einer Eskalation, für die Nachbesprechung, problemlos auf die Klient/ innen zugehen können (vgl. Abb. 2). stimme stimme eher zu teils teils stimme stimme überhaupt voll und ganz zu eher nicht zu nicht zu 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 40,5 35,3 17,2 6 0,9 Abb. 2 Ich kann nach einer Eskalation, für die Nachbesprechung, problemlos wieder auf die Klient/ innen zugehen. N =112 (Angaben in Prozent) VHN 1 | 2023 55 PIA GEORGI-TSCHERRY, INGEBORG HEDDERICH Beziehungsgestaltung in der Intensivbetreuung FACH B E ITR AG Dennoch zweifeln einige der Befragten an der Notwendigkeit der BeM bzw. setzen die Durchführung in Relation zu den Klient/ innen: „Ich frage mich, können die Klienten das überhaupt begreifen: ‚Ich habe jetzt die Betreuerin geschlagen und gekrabbelt, jetzt komme ich in den Raum.‘ Sie wissen das zum Teil nicht einmal, die Ursache und Wirkung“ (P. 9 Pos. 164). Darüber hinaus ist es für einige Mitarbeiter/ innen teilweise schwierig, nach Beenden der Intervention wieder in Kontakt mit den Klienten/ innen zu kommen: „Das ist emotional, was einen nachher beschäftigt. Mit einem Menschen wieder eine Beziehung aufbauen“ (P. 5 Pos. 42). 4 Diskussion Die Beziehungsgestaltung zwischen Mitarbeiter/ innen und Klient/ innen basiert u. a. auf der Herstellung von Sicherungsstrategien. Durch diese Sicherungsstrategien können sich die Mitarbeiter/ innen als Akteure des Geschehens behaupten und das Gesamtarrangement der Intensivbetreuung kann aufrechterhalten werden. Die Auswertung der verbalen Daten zeigt, dass Mitarbeiter/ innen der Intensivbetreuung in einem Setting arbeiten, welches eine Dehumanisierung begünstigt. Diese Dehumanisierung zeigt sich in den verbalen Daten nicht nur in subtiler Weise, sondern kommt durch einzelne Aussagen der Befragten deutlich zum Vorschein. Ergänzend zeigt es sich auch in der Akzeptanz der in Kauf genommenen körperlichen Blessuren der Klient/ innen durch die Durchführung von BeM. Die überwiegende Akzeptanz von BeM als berechtigte Handlungsoption scheint ein Faktor zu sein, der diesen Dehumanisierungsprozess begünstigt. Das Ziel einer Intensivbetreuung ist ein sicherer und individuell angepasster Lebensraum für die Klient/ innen. Dadurch soll eine intensive und lebensbereichsübergreifende Unterstützung gewährleistet werden. Klient/ innen sollten die Möglichkeit erhalten, alternative Verhaltens- und Bewältigungsstrategien erlernen zu können. Dennoch nehmen die Mitarbeiter/ innen die Durchführung von bewegungseinschränkenden Maßnahmen nicht per se als Widerspruch wahr, auch wenn diese Art der Interventionen Handlungsoptionen darstellen, welche die „Beschädigung der leiblichen und psychosozialen Integrität“ (Oevermann, 1996, S. 122) der Klient/ innen mit umfasst. Der angestrebte Perspektivenwechsel, die Einsicht der Klient/ innen in die Notwendigkeit von BeM, soll von der Personengruppe vorgenommen werden, die oftmals bereits traumatisierende Beziehungserfahrungen in ihrer Lebensgeschichte gemacht hat und sich in einem Setting befindet, das ihr den Aufbau von Vertrauen und neuen Handlungskompetenzen ermöglichen sollte. Es kann hier die Vermutung aufgestellt werden, dass die Mitarbeiter/ innen die Klient/ innen nicht in ihrer Ganzheitlichkeit wahrnehmen, sondern dass sich die Beziehungsgestaltung auf die zu reduzierenden Verhaltensweisen fokussiert. Diese Reduzierung ermöglicht die Handlungsoption, BeM durchzuführen, als legitim zu betrachten und ggf. ein Reframing vorzunehmen. Dabei beziehen sich die Mitarbeiter/ innen auf die vorhandene institutionelle Grundhaltung, als übergeordnete Aspekte für den Umgang mit HeVe. Wobei sich dahinter die Haltung verbirgt, die Mitarbeiter/ innen als Vertreter/ innen ihrer Institution gegenüber den Klient/ innen mit HeVe einnehmen (Büschi & Calabrese, 2017), sowie das daraus resultierende Rollenverständnis, welches sie als Wert- und Orientierungsmuster teilweise internalisiert haben (Schimank, 2003). Die Durchführung von BeM als institutionalisierte Handlungsoption ist Bestandteil der Arbeit auf einer Intensivbetreuung und entspringt der vorhandenen institutionellen Grundhaltung. Dabei wird von Mitarbeiter/ innen erwartet, diese umzusetzen. Ihnen obliegt es, die Entscheidung über diese Maßnahmen zu treffen, da sie für die Einhaltung der Strukturen und Regeln verantwortlich sind. Jedoch liegt die Verantwortung nicht nur aufseiten der Mitarbeiter/ innen. Auch Institutionen müssen ihre VHN 1 | 2023 56 PIA GEORGI-TSCHERRY, INGEBORG HEDDERICH Beziehungsgestaltung in der Intensivbetreuung FACH B E ITR AG Grundhaltung bezüglich der Durchführung von BeM kritisch hinterfragen. Sie scheinen davon auszugehen, dass Mitarbeiter/ innen handlungsfähig bleiben und sich auf die Grundhaltung der Institution stützen und verlassen. So müssen sich Institutionen fragen, warum im Setting einer Intensivbetreuung überhaupt mit BeM gearbeitet werden muss. Eine Intensivbetreuung stellt per se ein Setting für vulnerable Personen dar, und repressive Maßnahmen sind kein Mehrgewinn für eine gelingende Beziehungsgestaltung (Theunissen & Kulig, 2019). Die Durchführung von BeM prägt den institutionellen Alltag der Klient/ innen wirkmächtig. Damit verbunden geht aus dem Rollenverständnis eine Erwartungshaltung der Mitarbeiter/ innen einher, welche eine Gegenleistung auf emotionaler Ebene beinhaltet (Glammeier, 2018). Mitarbeiter/ innen erwarten von den Klient/ innen die Einsicht, dass die Durchführung der BeM richtig und gewinnbringend hinsichtlich neu erlernter Handlungskompetenzen ist. Dies zeigt sich u. a. indem erwartet wird, dass sich die Klient/ innen freiwillig in die BeM begeben oder sich danach bei den Mitarbeiter/ innen für ihr zuvor gezeigtes Verhalten entschuldigen. Hier kann wiederum auch der erwähnte Dehumanisierungsprozess verortet werden, denn „wenn der Kredit an Mitgefühl bei den Mitarbeitenden aufgebraucht sei und aufgrund ausbleibender Rückzahlung nicht erneuert werde, könne es zu sozialer Distanzierung kommen […]“ (Glammeier, 2018, S. 15). Ausbleibende Erfolge hinsichtlich einer Verhaltensänderung können demzufolge den Klient/ innen zugeschrieben werden, was ebenfalls ein Ausbleiben von Mitgefühl zur Folge haben kann (ebd.) und somit Einfluss auf die Beziehungsgestaltung hat. Die gezeigten herausfordernden Verhaltensweisen der Klient/ innen in der Intensivbetreuung sind nicht wegzudiskutieren und bringen die Mitarbeiter/ innen teilweise an ihre Belastungsgrenzen. Die oben aufgezeigten Faktoren wie Dehumanisierungstendenzen, Akzeptanz für die Durchführung von BeM, Erwartungshaltungen an die Klient/ innen sowie der Verlust an Mitgefühl können bei den Burnout-Symptomen verortet werden (Hedderich, 2009). Hier müssen die Institutionen Maßnahmen ergreifen, damit die Mitarbeiter/ innen auch längerfristig gesund in der Intensivbetreuung arbeiten können, da die Klient/ innen, die herausfordernde Verhaltensweisen zeigen, auf eine tragfähige, professionelle Beziehung zu den Mitarbeiter/ innen und eine stabile emotionale Begleitung durch diese angewiesen sind. Das können Mitarbeiter/ innen jedoch nur gewährleisten, wenn es ihnen gesundheitlich, speziell psychisch gut geht. Dabei hat insbesondere die Reflexionsfähigkeit der Mitarbeiter/ innen einen großen Stellenwert, indem sie ihr Handeln beständig wahrnehmen, „um das Interaktions- und Beziehungsgeschehen zu verstehen“ (Calabrese & Georgi-Tscherry, 2018. S. 17). Damit Mitarbeiter/ innen dazu in der Lage sind, bedarf es einer Mitarbeiter/ innenpflege durch Supervision, Fallberatung, Weiterbildung und Teambegleitung, um sie in ihren reflexiven Kompetenzen zu stärken. Pädagogisch-professionelles Handeln kommt nicht ohne Reflexion aus, und im Kontext von Wissen, Handeln und Können wird der Reflexionsfähigkeit eine zentrale Rolle zugestanden (Bernasconi & Böing, 2015, S. 127). Dabei müssen reflexive Kompetenzen bei Mitarbeiter/ innen so gefördert werden, dass diese nicht als „individualisierte Anforderung“ gesehen werden (ebd., S.129). Demzufolge scheint es unerlässlich, dass Reflexionsprozesse durch institutionelle Strukturen sichergestellt werden und die Bedeutsamkeit reflexiver Kompetenzen in die institutionelle Grundhaltung mit einfließt. Durch verankerte Reflexionsprozesse wird Mitarbeiter/ innen die Möglichkeit geboten, einen differenzierten Blick auf die Rahmung ihrer Handlung zu erlangen. Somit können eine professionelle Haltung sowie Sensibilität hinsichtlich „Grenzverletzungen und Risikokonstellationen“ (Calabrese & Georgi- Tscherry, 2018. S. 17) entwickelt werden. Unmittelbar im Zusammenhang damit steht auch, VHN 1 | 2023 57 PIA GEORGI-TSCHERRY, INGEBORG HEDDERICH Beziehungsgestaltung in der Intensivbetreuung FACH B E ITR AG dass die Beziehungsgestaltung nicht zur Nebenbühne wird, weil die Mitarbeiter/ innen auf Standardlösungen wie die Durchführung von BeM fokussieren. Das bedeutet, nicht nur die methodisch-fachlichen Kompetenzen der Mitarbeiter/ innen sollten im Mittelpunkt stehen, sondern auch die reflexiven. D. h. die Fachlichkeit der Mitarbeiter/ innen bezieht neben den methodischen Kompetenzen ebenso und gleichwertig die reflexiven Kompetenzen mit ein (vgl. Gröschke, 1997; Trescher, 2017). Gelingende Beziehungsarbeit bedeutet nicht, dass das methodisch-fachliche Wissen der Mitarbeiter/ innen nicht relevant ist. Mitarbeiter/ innen der Intensivbetreuung sollten jedoch nicht zwischen äußeren und inneren Vorgaben der Institution feststecken oder sich hinter Standardlösungen verstecken. Sie sollten sich der inneren Welt der Klientinnen und Klienten annehmen, versuchen, ihre Welt zu verstehen und zu akzeptieren sowie Klient/ innen mit HeVe ohne Vorurteile und Wertungen annehmen. Somit steht nicht das gezeigte Verhalten im Fokus der Aufmerksamkeit, sondern es wird auf den Bedeutungsrahmen der Klient/ innen eingegangen, im Mittelpunkt steht die gelebte Beziehungsgestaltung respektive ein ehrliches Interesse an der Lebenswelt der Klient/ innen (Blomaard, 2010). Die Beziehungsgestaltung erfährt somit eine zentrale Bedeutung, da dem professionellen Handeln der Mitarbeiter/ innen eine Komponente hinzugefügt wird, welche die Klient/ innen mit ihren individuellen Erfahrungen miteinschließt (ebd.). Dadurch könnte eine Reduzierung der BeM vorgenommen werden und Klient/ innen können die Erfahrung machen, dass, wenn ihre herausfordernden Verhaltensweisen in den Vordergrund treten, dies nicht den Ausschluss aus der Gruppe, die Benachteiligung bei Interaktion oder einen Beziehungsabbruch auf Zeit zur Folge hat (Konrad, 2014, S. 200), sondern dass gelebte Beziehungen und nicht repressive Maßnahmen im Fokus stehen. 5 Limitation der Studie Da sich die Studie auf Deutschschweizer Institutionen der Behindertenhilfe beschränkt, können keine Aussagen zur Repräsentativität der Ergebnisse getroffen werden. Des Weiteren spiegelt die Studie die subjektiven Sichtweisen der Mitarbeiter/ innen wider, die durch persönliche Einstellungen, Einschätzungen und Erfahrungen geprägt sind. Dennoch gibt sie einen Einblick in den beruflichen Alltag der Mitarbeiter/ innen im Setting der Intensivbetreuung. Zudem wurden Klient/ innen aufgrund der methodischen Vorgehensweise nicht mit in die Studie einbezogen. Hier ist es angezeigt, die Sichtweisen der Klient/ innen zu erheben und mit den Ergebnissen der vorliegenden Studie zu kontrastieren, darüber hinaus müssen die Ergebnisse mit Daten aus der französisch-, italienisch- und rätoromanischen Schweiz verglichen werden. Überdies handelt es sich um ein Teilprojekt innerhalb einer größeren Studie. 6 Abschließende Betrachtung Gelingende Beziehungsgestaltung kann nicht standardisiert werden und ist von unterschiedlichen Faktoren abhängig. Deshalb ist es wichtig, diese im Kontext der Intensivbetreuung zu untersuchen, da die Klient/ innen auf einer Intensivbetreuung sich in sensiblen Lebenslagen befinden und auf gelingende Beziehungserfahrungen angewiesen sind. Es gibt kaum Studien über den Umgang und Einsatz von BeM aufseiten der Mitarbeiter/ innen sowie über das persönliche Erleben der Klient/ innen, welche BeM im Kontext der Intensivbetreuung erfahren. Aufgrund dessen ist es angezeigt, dass sich die Forschung sowie die Praxis mit der Relevanz einer gelingenden Beziehungsgestaltung auseinandersetzen. Dazu zählen u. a. Fragen wie: Welche persönlichen und institutionellen Faktoren wirken sich nachhaltig auf eine Redu- VHN 1 | 2023 58 PIA GEORGI-TSCHERRY, INGEBORG HEDDERICH Beziehungsgestaltung in der Intensivbetreuung FACH B E ITR AG zierung der BeM aus? Wie kann trotz der Anwendung von BeM eine gelingende Beziehungsgestaltung initiiert werden? Somit könnten Faktoren eruiert werden, die eine gelingende Beziehungsgestaltung begünstigen und damit einen Gewinn für die Mitarbeiter/ innen und die Klient/ innen darstellen. Anmerkungen 1 Elektronische Einschränkungen sind u. a. abgeschlossene oder mit Codes gesicherte Ausgänge mit allgemeiner oder individueller Alarmfunktion (auch Abteilungs- und Zimmertüren, Lifttüren); Funkortung mit GPS, Sensormatten als Bettvorlage oder im Bett; Lichtschranken/ Bewegungsmelder, elektronische Raumüberwachung. 2 Die Echogruppe bestand aus 1 -2 Delegierten von Institutionen, die bereits eine Intensivbetreuung führen, und INSOS Schweiz. 3 Um die Anonymität der befragten Mitarbeiter/ innen zu gewährleisten, werden die Kantone nicht angegeben, da einige Kantone nur über eine geringe Anzahl von Intensivbetreuung verfügen. Angaben dazu können bei der Autorenschaft eingeholt werden. Literatur Bernasconi, T. & Böing, U. (Hrsg.) (2015). Pädagogik bei schwerer und mehrfacher Behinderung. Stuttgart: Kohlhammer. Blomaard, P. (2010). Beziehungsgestaltung in der Behindertenhilfe. Amsterdam: Universität Amsterdam. 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